Moderne Technik

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von Hauptgefreite Tricia McMillan (RUM)
Online seit 03. 07. 2001
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Frau Willichnicht wurde ihr heissgeliebter Regenschirm geklaut... ohne jede Quittung. Laut ihrer Aussage ein "Familien-ärpschtück". Die Diebesgilde bestreitet jede Verwicklung in den Fall und verweisst schadenfroh auf R.U.M..
Löse den Fall, bevor ihr ganzer Zorn auf die Wache niederfährt.

Dafür vergebene Note: 12

Ankh-Morpork, in den frühen Morgenstunden
Das Wachhaus am Pseudopolisplatz war leer. Nun, nicht ganz leer. Ein einsames Büro erstrahlte in hellem, mehr oder weniger zumindest, Kerzenschein und gab den Blick frei auf eine schlafende Wächterin. Schlafend? Mitten in der Wache? Tja, die Nacht war lang gewesen. Noch vor wenigen Stunden waren die R.U.M.-Mitglieder in der Zerbrochenen Trommel gesessen und hatten recht feucht-fröhlich Tricias Beförderung zur Hauptgefreiten gefeiert. Die anderen waren dann bei den ersten Morgensonnenstrahlen nach Hause gegangen, nur Tricia war momentan ohne Unterkunft. In ihrer Wohnung, hatte die Vermieterin beschlossen, müsse die Tapete ausgetauscht werden. Warum sie dazu ausgerechnet Handwerker bestellt hatte, die nur nachts arbeiteten, war Tricia nach wie vor ein Rätsel. Irgendwie vermutete sie, dass es mit den außergewöhnlich langen und spitzen Zähnen der Arbeiter zusammenhing. Aber im Moment war sie viel zu müde, um sich darüber zu ärgern, dass sie in ihrer eigenen Wohnung diese Nacht nicht schlafen konnte. Seufzend hatte sie sich auf den Weg zu ihrem Büro gemacht und sich in ihrem Schreibtischstuhl zusammengekauert. Lange schlief sie noch nicht, als die Uhren im Wachhaus plötzlich eine besondere Stunde anzeigten und ein ganz besonderer Alarm losging. Leise murmelnd drehte sie sich um und ... schlief weiter.

Ankh-Morpork, Wachhaus, 7.05 Uhr
Kleine trappelnde Schritte durchzogen das Treppenhaus. Eine weibliche Person stapfte die Treppe hinauf in Richtung R.U.M. Dienstzimmer. Die Tür zu Lewtons Büro wurde schwungvoll geöffnet, eine im Regelfall durchdringende Stimme setzte an, holte tief Luft, schaute ins Zimmer und japste ein erstauntes: "Was..wie..aber?" Die Schritte machten kehrt und wandten sich um. Tricias Büro lag jetzt genau in Gehrichtung. Die Schritte blieben vor der Tür stehen, eine Hand legte sich auf die Klinke, drückte sie hinunter, jemand betrat das Zimmer.

Ankh-Morpork, Tricia McMillans Büro
"Es ist unglaublich. Ein Verbrechen ist geschehen. Niemand kümmert sich darum. Man ist nicht mehr sicher in dieser Stadt. Es ist eine Katastrophe. Ich will den Verantwortlichen hier sprechen. Hört mir denn hier niemand zu?", kreischte eine sehr hohe und aufgebrachte Stimme.
Fledermäuse, überall Fledermäuse. Tricia stöhnte im Traum auf. Sie hörten sich so nah an, machten so schrecklich hohe und durchdringende Geräusche, gleich hatten sie sie eingeholt.
Energisch packte die Besitzerin der Stimme Tricia am Arm und rüttelte sie.
"was wie wer warum...?" verwirrt plapperte die rüde aufgeweckte Tricia vor sich hin und versuchte sich klarzuwerden, wo sie war und was hier grade los war.
"Ein Raub ist geschehen. Ich verlange Aufklärung", kreischte die aufgebracht Frau in Tricias Zimmer.
Die Wächterin öffnete langsam die Augen und sah sich die unrewünschte Störerin genauer an. "Nein, das darf doch nicht wahr sein, das darf nicht mir passieren", jammerte sie innerlich. "Warum ich!", flehte sie wortlos."Frau Willichnicht, guten Morgen, setzen sie sich doch erstmal und erzählen ganz in Ruhe was passiert ist?", sagte sie mit ihrer freundlichsten Sonntagsstimme.
"Ich verlange Aufklärung. Ein Familien-Ärpschtück. Der Hauptmann soll sich darum kümmern. Persönlich. Wo ist er?", immer noch aufgebracht, schrie Frau Willichnicht.
"Der Hauptmann ist wohl gerade ... äh ... unabkömmlich", knurrte Tricia zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und nahm sich vor, dass sie allen ordentlich die Leviten lesen würde: sie nicht zu warnen, wenn der FWA* losging.

Ankh-Morpork, Büro von Hauptmann Lewton
"Tja und nachdem anscheinend die Diebesgilde mit dem Raub von Frau Willichnichts Regenschirm nichts zu tun hat, bleibt das Ganze an uns hängen", schloß Tricia ihre Zusammenfassung der Ereignisse des Morgens. "Alle anderen Abteilung grinsen zufrieden, weil sie meinen, dass wir damit jetzt die gute Frau einige Zeit auf dem Hals haben. Wir solltens also denen zeigen und die Sache so schnell wie möglich erklären", fügte sie hinzu.
"Das ist eine fantastische Idee, am besten du übernimmst das gleich selber", grinste Lewton unter zustimmenden Nicken der anderen Abteilungsmitglieder.
"Das glaub ich einfach nicht. Wieso soll ich wieder die Drecksarbeit machen? Das ist doch eine Frechheit!", schimpfte Tricia.
"Hör mal, das ist ein Befehl, von einem Vorgesetzten. Du gehst jetzt und erledigst das, klar?", wurde der Hauptmann ungemütlich.
"Ich glaub das einfach nicht! Immer muß ich die Scheißarbeiten erledigen", leise vor sich hingrummelnd verließ Tricia das Büro.

Ankh-Morpork, Haus von Frau Willichnicht
Tricia ging langsam durch die Zimmer und sah sich gründlich um. Nirgends hatte sie bisher eine Spur der Räuber des ach-so-wertvollen Regenschirms entdecken können. "Anscheinend ist hier ein Geist eingebrochen und hat ihn mitgenommen", ärgerte sie sich. In der ersten Stunde ihrer Anwesenheit war sie auch mehr damit beschäftigt gewesen, der aufgebrachten Frau Willichnicht zu erklären, warum nur eine "niedrige Hauptgefreite**" sich um den Fall kümmerte und nicht der Hauptmann persönlich. Mit einiger Überredungskunst hatte sie es dann geschafft, die Hausherrin hinaus zu komplimentieren und sah sich nun in aller Ruhe um. "Tja, hier findet sich wohl wirklich nichts. Was nun?", ratlos stand Tricia im Wohnzimmer. Plötzlich sah sie etwas im Spiegel. "Hm, das ist ja interessant", aufmerksam betrachtete sie den Spiegel genauer. "Na, da laust mich doch der Affe, wenn das nicht ein..., aber das kann doch nicht...wie kann sich die rau das leisten...mal sehen, ob das weiterhilft..."

Ankh-Morpork, Büro von Tricia McMillan
Frau Willichnicht saß angespannt auf einem Stuhl und sah sich nervös um.
"Warum bin ich denn eigentlich hier? Haben sie den Fall schon gelöst? Vermutlich können sie das nicht lösen und jetzt übernimmt der Hauptmann persönlich den Fall?", erwartungsvoll schaute sie Tricia an.
"Meine liebe Frau, natürlich wird sich der Hauptmann darum kümmern. Aber zuerst müssen wir eine kleine Befragung machen. Wir müssen doch ihre Aussage aufnehmen, nicht wahr?", schlug Tricia höflich vor.
"Naja, wenn sich dann wirklich weiter der Hauptmann um den Fall kümmert, was muß ich denn machen?", zeigte sich Frau Willichnicht überraschend kooperativ.
"Möchten sie denn gerne etwas trinken? Ist ja doch ziemlich warm hier drin?", bot Tricia mit einem hintergründigen Lächeln an.
"Ach du liebe Güte. Ja, gerne", wunderte sich Frau Willichnicht über die ungewohnte Höflichkeit.
Leise lächelnd drehte sich Tricia um und griff nach einem vorbereiteten Glas mit einer seltsam grünlich schimmernden Flüssigkeit. "So, das ist das neueste Erfrischungsgetränk aus Klatsch, es nennt sich "Eiß-tieh".
Dankend griff Frau Willichnicht zu und leerte das Glas in einem Zug. Plötzlich verdrehte sie die Augen und schluckte. Dann seufzte sie und ihre Augen wurden leicht glasig.
Tricia beugte sich über den Schreibtisch und wedelte mit der Hand vor Frau Willichnichts Augen. "Hallo? Alles in Ordnung? Wie hat ihnen denn das Getränk geschmeckt?", fragte sie.
"Es... war... sehr ...ekelhaft", antwortete Frau Willichnicht mit abgehackter Stimme.
Zufrieden nickte Tricia und zog ihren vorbereiteten Fragenblock aus einer Schreibtischschublade. "So, dann wollen wir mal anfangen", sagte sie leise zu sich selbst.
"Frau Willichnicht, wo waren sie als der Regenschirm gestohlen wurde?"
"Ich ... war ... in ... meinem ... Wohnzimmer...", war die Antwort.
"Frau Willichnicht, haben sie die Diebe des Regenschirms gesehen?"
"Nein ... nicht ... direkt"
"Frau Willichnicht...
Die Befragung zog sich noch einige Zeit hin, aber am Ende war sich Tricia sicher, dass ihr Gespür sie nicht getrogen hatte. Zufrieden gab sie Frau Willichnicht das Gegenmittel zum Wahrheitstrank, den sie bei der Alchimistengilde gekauft hatte***.

Ankh-Morpork, Büro von Hauptmann Lewton
"Und du willst mir erzählen, dass das so einfach war, diesen Fall aufzuklären?", zweifelnd sah Lewton zu Tricia auf, die vor seinem Schreibtisch stand und ein breites Grinsen auf dem Gesicht trug.
"Klar, eigentlich war außer ein bißchen Nachdenken und weiblicher Intuition, vielleicht noch eine Portion Einfühlungsvermögen, auch nicht mehr nötig", erklärte sie verschmitzt grinsend.
"Na, dann lass mal hören", forderte er auf.
"Also, es ist doch so, dass Frau Wilichnicht weder Mann noch Kinder hat. Sie lebt ganz allein in ihrem Haus. Und was macht sie den ganzen Tag? Morgens kommt sie hier auf die Wache und nervt uns, dann geht sie wieder und das war´s an Abwechslung", führte sie aus.
"Nach wie vor, seh ich aber nicht, wie das mit dem Raub zusammenhängen soll?" wunderte sich Lewton.
"Mal langsam, das kommt schon! Also, was macht also die gute Frau? Sie würde halt gerne mehr Gesellschaft haben. Aber in der Wache geht das ja nicht mehr, weil wir das neue Alarmsystem haben. Sie langweilt sich also tödlich und überlegt sich, wie sie mehr Aufmerksamkeit erregen könnte. Dann kommt ihr die Idee, dass die Wache sich um sie kümmern müßte, wenn wirklich ein Verbrechen passieren würde. Und so kommt sie auf die Idee mit dem gestohlenen Regenschirm", erklärte Tricia.
"Ja, aber wie bist du da drauf gekommen?" fragte Lewton erstaunt.
"Ich hab bei ihr im Wohnzimmer einen Spiegel gesehen. Eines dieser ganz neuen Modelle, in denen mal alte Spiegelbilder magisch wieder aufrufen kann, wenn man zum Beispiel das alte Kleid und das neue vergleichen möchte. Sind übrigens nicht billig diese Dinger. Kommen aus dem Achatenen Reich. Die Magier dort haben´s echt faustdick hinter den Ohren."
"Ja, paßt schon, wie geht das ganze denn weiter", unterbrach sie Lewton leicht genervt.
"Ich hab einfach mal interessehalber einige alte Bilder angesehen und anscheinend hat es Frau Wilichnicht noch nicht ganz heraus, wie man die Bilder-Mach-Funktion wieder ausschaltet, denn ich hab genau gesehen, wie sie selbst den Regenschirm in eine Geheimtür in ihrer Wohnzimmerwand gesteckt hat. Und den Rest, warum sie das macht, hab ich mit Hilfe des Wahrheitsserums herausgefunden" tief einatmend setzte sich Tricia.
"Heißt das jetzt, dass sie das öfters machen wird?", dem Hauptmann stand die Angst ins Gesicht geschrieben.
"Tja, ich schätze wir müssen und halt damit abfinden, dass wir uns, sagen wir mal, einmal die Woche ihre Tiraden anhören, wenn wir nicht wollen, dass sowas nochmal passiert", schlug Tricia vor.

Ankh-Morpork, Wachhäuser der Wache
In den Büros und Dienstzimmern der Wache erklang ein kollektives Aufstöhnen. Alle Wächter hatten eine Rohrpost bekommen. Darin befand sich eine genaue Aufstellung, welche Abteilung und welcher Wächter sich wann um Frau Willichnicht kümmern mußte. Tricia hatte sich persönlich darum gekümmert, dass die Zeiten fair verteilt waren und alles mit rechten Dingen zuging. Nun, vielleicht nicht immer. Aber solange es niemand auffiel, dass sie selbst nicht auf der Liste stand: freiwillig würde sie es nicht zugeben.
* Frau Willichnicht Alarm
** wenn Blicke töten könnten, wäre Frau Willichnicht kurz nach diesen Worten tot umgefallen
*** besonders gespannt war sie darauf, was Lewton zu der daraus resultierenden Spesenabrechnung sagen würde




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