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Seltsames ist mit den Schaben geschehen, welche die Unsichtbare Uni bevölkern.
Sie haben einen Rat der Hierachen gegründet und versuchen den Campus zu übernehmen.
Was tun?
Dafür vergebene Note: 14
Violette Lichtblitze zuckten über das Gelände der Unsichtbaren Universität. Ihr Ausgangspunkt war - natürlich - der Forschungstrakt für hochenergetische Magie. Ihr Ziel war, wie die älteren Mitglieder argwöhnten, die Augen der Personen außerhalb des FHMs.
Auch Ridcully schaute leicht irritiert aus dem Fenster zum FHM herüber. Es war Tag des ersten Erzkanzlers, ein Tag an dem, der Tradition wegen, niemand arbeitete (Somit ließ es sich gut mit dem Alltag der Unsichtbaren Universität vereinbaren.) und der mit abschließend mit einem üppigem Festmahl gefeiert wurde. (Das Essen war zwar nicht üppiger als sonst, aber dass war natürlich auch schwierig zu bewerkstelligen. Also war wenigstens der Name mit einem "üppig" geschmückt worden. Die meisten Zauberer waren bereits dabei, auf und ab zu hüpfen, um ein wenig Appetit zu bekommen. (Auch wenn der Dekan dafür in den Keller gehen musste um den Fußboden zu schonen.))
Ridcully schüttelte den Kopf während er auf der Stelle lief. Nie währe ihm der Gedanke gekommen, dass die jüngeren Kollegen sich durch Arbeit Appetit machen wollten. (Womit er auch recht hatte - die Kollegen waren sowieso nur dabei mit Hex die Probleme zu lösen die sie ohne Hex nicht gehabt hätten.)
Immerhin hatte Ponder sich dazu bereit erklärt Engelberts Verstärker in flüssiger Form herzustellen, damit es auf das Gemüse geträufelt werden konnte.
Ridcully seufzte und setzte sein Lauf-Hüpf-Training fort, in Gedanken bereits mit dem Festmahl beschäftigt.
***
Ponder schlenderte durch die Gänge der Unsichtbaren Universität, auf der Suche nach Frau Allesweiß. In seiner Hand hielt er eine kleine Glasphiole die den Verstärker enthielt.
"Frau Allesweiß?" fragte er vorsichtig, als er die Haushälterin erspähte.
"Ich habe hier Engelberts Verstärker. Die Köche sollen jeweils einen kleinen Tropfen auf das Gemüse träufeln. Dann wird es schön groß."
"Vielen Hdank, Herr Hponder." sagte Frau Allesweiß und nahm ihm die Phiole vorsichtig aus der Hand. "Ich werde die Köche informieren."
***
Glas klirrte, als die kleine Phiole herunterfiel und auf dem gefliesten Boden zu einer Wolke kleiner Bruchstücke zersplitterte. Klare Flüssigkeit spritze in alle Richtungen und bescherte einer der Schabenkolonien einen unverhofften Regenschauer.
Der Koch dessen Ärmel die Phiole heruntergefegt hatte, erbleichte.
Frau Allesweiß würde sicher sehr ungehalten sein.
Küchentische schienen förmlich zu platzen, Geschirr klirrte und große Suppenterrinen wurden wie Spielzeuge durch die Luft geschleudert (Und es waren wirklich große Suppenterrinen - es waren Spezialanfertigungen für die Zauberer.) als sich eine ganze Reihe gigantischer Chitinpanzer durch den Boden und das Mobilar schoben.
Eine Elster die auf einem Baum im Garten der UU saß, flatterte erschreckt auf, als das Küchendach barst und eine titanische Schabe ihren Kopf herausstreckte und ein schrilles Kreischen ertönen ließ.
Auch die Zauberer im Ungemeinschaftsraum hörten den Schrei.
"Was war dass?" fragte der Dozent für neue Runen.
"Vielleicht hat Frau Allesweiß eine Maus entdeckt." meinte der Professor für unbestimmte Studien schulterzuckend. (Vermutlich gehört dass erschrecken vor Mäusen zum Dasein als Hausfrau. Eine Hausfrau der UU war es gewohnt Dämonen mit seltsamen Hörnern durch kräftige Schläge des Besens zur Niederhölle zurückzuschicken, aber sie erschrecken sich trotzdem vor einer Maus.)
"Wackelpeter!" verkündete der Quästor ausgelassen.
Ein weiteres Kreischen erklang.
Der Dekan blinzelte. "Dass klingt ein wenig nach.....nach den Kerkerdimensionen." sagte er vorsichtig. "Du bezichtigst Frau Allesweiß aus den Kerkerdimensionen zu kommen?" fragte der Oberste Hirte mit zornesrotem Gesicht.
Ridcully warf ihm einen genervten Blick zu und sagte: "Dafür hat sie nicht genug Tentakel."
Und nocheinmal hallte das Kreischen auf dem Campus wider.
Die Zauberer tauschten nervöse Blicke aus. "Was meint ihr, woher dass kommt?" fragte Ponder mit leicht zitternder Stimme. (Seit ihm ein Ding aus den Kerkerdimensionen auf den Kopf gefallen war, als er ein Bier trinken gehen wollte, machten ihn die Kerkerdimensionen sehr nervös.)
"Von oben?" mutmaßte der Dekan.
Alle Zauberer ließen sich dass, was sie vom Keller wussten, durch den Kopf gehen. Dann schüttelten sie synchron die Köpfe. Besser irgendwelche Ungeheuer aus den Kerkerdimensionen, als die unvorstellbaren Schrecken des Kellers, die man sich nur zu gut vorstellen konnte.
"Sollen wir...nachschauen?" fragte der Oberste Hirte vorsichtig.
"Nein!"
"Ja!"
Der Erzkanzler schaute den Dekan fest an. "Los, mir nach." rief er, sprang auf, griff nach seinem Stab und hielt auf die Tür zu.
"Sieh´s so, Dekan." sagte Ponder gehässig. "Gegen ein paar Monster aus fremden Dimensionen zu kämpfen ist sicher sehr appetitanregend."
"Fragt sich nur für wen - für mich oder für die Biester." grummelte der Dekan und walzte den anderen hinterher.
***
"Pan?" rief Gold Moon fragend und steuerte die Rückseite des neuen Hauses an. Nachdem Graf Drucula Panthers und Jolins Haus (Und die umliegenden Gebäude ebenfalls.) mit einer Drachengranate gesprengt hatte (Graf Drucula war leicht erregbar, wie sich herausstellte.), hatten die beiden reichlich Platz zum anbauen und konnten sogar jemanden dazu zwingen, einen kleinen Garten hinter dem Haus anzulegen. (Nicht dass das in Ankh-Morpork viel hieß - ein Garten war sozusagen ein verbesserter Mülleimer. Abgesehen von dem Teich natürlich der eine Art Auffangstelle für Betrunkene darstellte - was in Ankh-Morpork hieß, dass nur selten Wasser zu sehen war).
Gold Moon umrundete das Haus und steuerte auf einen flachen Anbau zu. Panther hatte den Anbau in Auftrag gegeben, um sein neuestes Spielzeug unterzubringen: Den ersten und bisher einzigen Tank der Scheibenwelt.
Höflich klopfte sie an den Türrahmen (der Unterschied zu anderen Elfen lag darin, dass sie mit einem Finger und nicht mit einem Rammbock klopfte).
"Hmmmm..." kam Pans Stimme nachdenklich aus einem, der auf den ersten Blick wirren, Metallhaufen heraus.
"Jolly klopft nicht...der Steuereintreiber kommt nicht mehr...die Diebesgilde hab ich bezahlt und ein Assassine der anklopft verliert praktisch seine Berufsehre."
"Macht das Beruf-Raten-Spiel Spaß?" fragte Gold Moon leicht amüsiert.
Panthers Kopf tauchte auf und grinste. (Er konnte wirklich nichts dafür, dass das immer missverstanden wurde.)
"Und ob! Schön dich zu sehen."
"Danke."
"Und was verschafft mir die Ehre?" fragte Pan lächelnd.
Gold Moon zuckte mit den Schultern. "Die Zauberer werfen in ihrer Universität mit Feuerbällen um sich, also wurde D.O.G. verständigt, und die haben uns alarmiert und wir wollen den Tank vor der UU postieren. Als reine Vorsichtsmaßnahme, natürlich. So einfach ist dass."
"Vorsichtsmaßnahme?" fragte Pan und zog eine Braue hoch. (Wenn irgendjemand offizielles die Redewendung "als reine Vorsichtsmaßnahme" gebrauchte, dann musste es sich schon um etwas schwerwiegendes handeln. Bei allen Geschehnissen, die unter zehn Leben forderten hielten derartige Personen es meistens nicht für notwendig irgendetwas verlauten zu lassen. (Abgesehen vielleicht von einem Staat der auf erstaunliche Art und Weise dem achatenen Reich ähnelte. Da mussten die Verlustzahlen ungleich höher sein.) Es
sei denn, natürlich, es hilft ihnen beim Wahlkampf.)
"Genau! Und wo wir grade über unsere Abteilungen unterhalten...wieso hast du dich eigentlich noch nirgends beworben??
Pan zuckte mit den Schultern, was bei ihm wegen der Flügel jedoch etwas anders als bei Gold Moon wirkte. "Ich wollte erst mit dem Tank fertig werden, und außerdem weiß ich noch nicht so genau wo ich mich bewerben soll." Sein Blick schweifte über den Tank und er grinste wieder. "Jetzt mit dem Tank, könnte ich sogar S.E.A.L.S. ganz interessant finden. Ich bin mir sicher, dass das Ding ein hervorragendes Streifenfahrzeug abgibt."
"Verstehe." nickte Gold Moon. "Malachit sollte auch jeden Moment eintreffen. Unser Komm-Experte hat ihm bereits eine Taube geschickt."
"In Ordnung. Dann montier ich grad noch die Repertierarmbrüste."
***
Man stelle sich ein ganz normales Unterrichtszimmer der UU vor. Nun, nicht vollkommen normal.
In diesem Lehrzimmer befand sich jemand. (Die Zauberer vertraten die Ansicht, dass es für die Studenten nicht gesund sei, sich den ganzen Tag in diesen Zimmern aufzuhalten weil es dort zu wenig frische Luft gab. Die Studenten stimmten dem im großen und ganzen zu, allerdings meinten sie, dass es schon genug frische Luft gab, aber dafür nicht genug frisches Bier.)
Obwohl jemand möglicherweise nicht ganz zutraf.
Etwas wäre vielleicht besser geeignet.
Es waren nämlich Schaben.
Es waren allerdings nicht die riesigen Schaben die durch das Küchendach gebrochen waren. Diese Exemplare waren nur ungefähr menschengroß, saßen auf den Stühlen und schauten gespannt zur Tafel wo eine weitere Schabe etwas anzeichnete.
Einige von ihnen trugen Bärte und Brillen und eine etwas kleinere trug aus irgendeinem Grund einen roten Strohhut mit Schleife. (Die thaumische Strahlung rund um die UU führte manchmal zu seltsamen Resultaten.)
(Anmk. Der Einfachheit halber, wird die folgende Konversation in vom menschlichen Standpunkt verständlichen Lauten wiedergegeben.)
"Wir sind der Rat der Hierachen von . Ich walte hiermit als Hierach der Hierachen meines Amtes und bringe die heutige Tagesordnung zur Sprache. Wir sind hier zusammengekommen um zu beschließen, ob wir diesen Ort offiziell übernehmen wollen. (Inoffiziell war die UU natürlich längst in ihrer Hand, da es einige tausend mal so viele Schaben wie Menschen in ihr gab. Manchmal war dass jedoch recht praktisch. Der Dekan hatte herausgefunden, dass
er die benutzten Teller seines Nachtmahles nur auf den Boden zu stellen brauchte, um sie am nächsten Morgen völlig sauber wiedervorzufinden. Allerdings glaubte er an Heinzelmännchen und nicht an Schaben.)
"Wir wollen abstimmen..."
***
Die eisenbeschlagenen Räder des Tanks schlugen Funken aus dem Pflaster des Platzes vor der Unsichtbaren Universität. "Sieht ganz friedlich aus." meinte Pan und musterte den Komplex.
"Ach, und das Dach haben die Schaben gefressen, eh?" erwiderte Mücke, der zusammen mit einigen anderen D.O.G.s zugegen war, sarkastisch.
"Korrekt." sagte Ponder mit der Gelassenheit einer Person die weiß, dass der Abend sowieso nicht mehr schlimmer werden konnte.
"Wo kommt ihr auf einmal her?" fragte Gold Moon überrascht als sie die versammelte Zauberschaft erblickte.
"Studentenausgang." gab Ridcully knapp zur Antwort.
"Viel wichtiger ist die Frage, wie wir mit den Schaben fertigwerden." fügte der Dekan missmutig hinzu.
Mücke schüttelte den Kopf und sah den Dekan an. "Schaben?!"
"Ja! Gottverdammt große, fette Viecher die unser Festessen aufgefressen haben. Eines von ihnen hat sogar einen Hut!!" fluchte Ridcully.
Der Oberste Hirte lächelte gehässig. Er war in letzter Zeit nicht gut auf den Dekan zu sprechen gewesen. "Redest du von einer der Schaben? Oder von dem Dekan?"
Geistesgegenwärtig hielt der Dozent für neue Runen dem Dekan den Mund zu (Zum Glück hatte er recht große Hände.) während Gold Moon fragte: "Habt ihr deshalb die Feuerbälle geworfen?"
"Genau, gute Frau...äh Elfe??" (Im Normalfall schlossen sich "gute Frau" und "Elfe" gegenseitig aus.)
"Und? Hatt´s was gebracht?" schaltete sich Pan ein.
"Ja, jetzt können einige von ihnen auch Feuer spucken. Es liegt an ihrem magischen Feld."
Mücke grinste. "Wenn ihr sie zähmt, könnt ihr sie ja als Zigarrenanzünder verwenden."
"Red´ keinen Unsinn, Mann." meinte der Dekan unwirsch. "Holt lieber noch n´ paar Leute und helft uns, die Universität zu stürmen."
Rascaal nickte dem Komm-Experten zu, der daraufhin eine Taube mit der Bitte um Verstärkung losschickte.
Kurze Zeit später hatte sich eine erkleckliche Anzahl bewaffneter Wächter vor der UU eingefunden. Das Klicken von Armbrüsten die entsichert wurden, sorgte für eine stilvolle Geräuschkulisse und brachte andererseits das Blut des Dekans zum Kochen, der daraufhin unbedingt auch eine Armbrust brauchte, auch wenn er nicht wusste wie er damit umgehen musste.
"Hallo Jolly!" rief Pan vom Tank herunter. "Hallo Pan! Ich dachte schon, du verschläfst den ganzen Spaß."
Der Vampir grinste. "Die Schaben würden mich sicher für unhöflich halten, wenn ich nicht zu ihrer kleinen Party erschiene."
"Nach dir, Hauptgefreiter." Rief Lewton herüber der mit seiner ganzen Abteilung anwesend war.
"Malachit?" fragte Pan höflich.
"Wir endlich loskönnen?"
"Yeah, wir können."
Hastig öffneten die Zauberer das Tor und der Tank setzte sich langsam in Bewegung, einen Schweif von Wächtern hinter sich herziehend. Der bereits von Druculas "Invasion" bekannte Rabe flattere mal wieder heran.
"Schon wieder?" krächzte er erfreut als er den Tank und die Wächter sah. Dann sah er die Schaben die auf die Wächter zurasten und er freute sich noch mehr.
"Schieß, verdammt Schieß!!" schrie Ranobis als die Schaben in sechsbeinigem Gallopp auf sie zurannten.
Ein Fauchen ertönte als der umgebaute Flammenwerfer einen glühenden Felsbrocken abfeuerte und die erste Schabe in eine gelbe Masse auseinanderspritzender Eingeweide verwandelte.
"Verdammt!" murmelte Pan. "Irgendwann muss ich mich mal mit einer Semiautomatik beschäftigen."
Weitere Schaben wurden niedergemäht als sie von den "Burlich & Starkinarm Dumm-Dumm Bolzen `Verteilung garantiert´" der Wächter getroffen wurden. Für einen Moment zogen sich die Schaben zurück, dann wogten sie wieder nach vorne, direkt in das Feuer der Repertierarmbrüste des Tanks hinein.
Eine weitere, riesige, Schabe sprang von der Flanke auf den umgebauten Streitwagen zu und hüllte die Konstruktion in eine Feuerwolke.
"Heiß." stöhnte Malachit, verdrehte die Augen und sackte bewusstlos in sich zusammen. Dann warf Jolin einen Granatapfel. Die Tonkugel drehte sich wie in Zeitlupe in der Luft und segelte schließlich knapp am kopf der Schabe vorbei. Diese jedoch, brach ihren Flammenangriff ab und schnappte ruckartig danach.
Der Kopf der Schabe begann blau zu glühen, dann dehnte er sich fast auf das doppelte seiner ehemaligen Größe aus und platze schließlich in einem Schauer Orangen Schleimes.
Wie auf ein plötzliches Kommando brachen die Schaben ihren Angriff ab und galoppierten zum Hauptgebäude zurück, ihre Toten und Verwundeten achtlos zurücklassend.
"Schaut euch nur den Rasen an!" rief Modo entrüstet.
Er hatte sich neben seine Komposthaufen gestellt und war deshalb unbehelligt geblieben. (Nichteinmal die Schaben wagten sich an die Dinger.)
"Sie ziehen sich zurück!" donnerte Ridcully. (Es war zwar nicht unbedingt notwendig diese Tatsache zu erwähnen, da sie jeder gut sehen konnte, aber es wurde nun mal erwartet.)
"Ein guter Zeitpunkt für unseren Rückzug." meinte der Dekan, drehte sich um und - starrte direkt auf eine Schabe.
"Was meinst du...?" fragte der Oberste Hirte zum Dekan gewandt. "Was ist die natürliche Reaktion von Menschen die vor einer Schabe stehen?"
"Hmm.....drauftreten?" mutmaßte der Dekan vorsichtig und musterte das Vieh dass grade seine Kauwerkzeuge langsam öffnete und wieder schloss.
"Wenn du drauftrittst, zeigt es vielleicht sogar Wirkung." meinte der Oberste Hirte spitz.
Die Schabe verharrte noch einen Augenblick, dann machte auch sie mit fliegenden Beinen kehrt. (Der Dekan hatte nun mal eine beindruckende Masse.)
"Los, wir ziehen uns auch zurück." rief Rascaal. "Und helft Malachit und schaut was von Panther übriggeblieben ist."
Malachit wurde nach kurzer Zeit abtransportiert um ihn ins Kühlhaus zu bringen, doch niemand kam nah genug an den Hauptkörper des Tanks heran um Pan bergen zu können.
"Verdammt, es ist einfach zu heiß." fluchte Schmiede, sein Gesicht gegen die Hitze mit dem Arm beschirmend. "Wir brauchen einen Golem."
Es dauerte ein paar Minuten bis ein Golem ankam und Pan aus dem, sich mit leisem Knistern abkühlenden, Tank barg.
Der Anblick war nicht allzu angenehm. Die gute Wärmeleitfähigkeit der Panzerung gehörte offensichtlich noch zu den Konstruktionsmängeln.
"Jemand der freiwillig Blut spendet?" fragte Mücke und schaute sich um.
"Du kannst deinen Spaß mit den Schaben haben." murmelte Jolin. "Ich mach´ dass schon."
***
Der Mond stand bereits hoch am Himmel. (Er versuchte die Entfernung zwischen sich und Ankh-Morpork so groß wie möglich zu halten.) Nebel waberte durch Ankh-Morporks Straßen und verhalf, in Verbund mit dem Mondschein, sogar den Schatten zu ein wenig Licht.
Pan schlug die Augen auf. "Willkommen im Leben, Hauptgefreiter." sagte Lewton.
Der reanimierte Vampir setzte sich auf und salutierte. "Sör!"
"Wie ich sehe, hast du es dir abgewöhnt nach Kehlen zu greifen, wenn du reanimiert wurdest." murmelte Lewton.
"Wie ist es, tot zu sein, mein´ ich." fragte Schmiede interessiert.
Pan gähnte. "Langweilig. Sehr, sehr langweilig."
"Ich hab´ gehört, es wäre entspannend."
"Glaub mir, dass kommt ganz auf den Blickwinkel an."
Jolin grinste und streckte Pan ihre Hand entgegen. "Ich kann, von meinem Blickwinkel aus, nicht leugnen, dass es manchmal recht entspannend ist, wenn du tot bist."
Pan lachte, ergriff Jolins Hand und ließ sich auf die Füße ziehen. "Ich werde mir dass merken, wenn du von "Urlaub" oder "Entspannung" redest."
Lewton musterte Pan kurz. "Wir haben dich für eine große Ehre ausgewählt." eröffnete er dem Vampir strahlend.
"Große Ehre?" fragte Pan misstrauisch und verengte seine Augen zu Schlitzen. Er wusste mittlerweile was eine große Ehre in der Wache bedeuten konnte.
"Genau. Ich ernenne dich hiermit zum Verdeckten Ermittler ehrenhalber."
Panther machte einen Schritt rückwärts und hob abwehrend die Hände. "Wieso?"
"Nuuun, während du deine Freistunden genommen hast, haben die Zauberer herausgefunden, dass die Schaben von einem Rat der Hierachen kontrolliert werden. Ridcully bezeichnet sie als Brain-Schaben.
"Und?"
"Tja, du hast die Ehre dich in diesen Rat einzuschleichen." verkündete Lewton
"Als Schabe??!"
"Jep!"
Panthers Flügel sanken nach unten. "Warum ich?"
"Weil Trillian zur Zeit anderweitig beschäftigt ist."
"Danke. Habt ihr vielleicht auch noch ein hübsches Schabenkostüm zum überstreifen?" fragte Pan bissig. (Nicht wörtlich zu nehmen, auch wenn er ein Vampir war.)
"Oh, keine Sorge, mit so was wirst du dich nicht abzumühen brauchen. Die Zauberer haben einen Trank für dich vorbereitet, der dich für eine Zeitlang in eine Schabe verwandelt."
"Dass ist nicht dein Ernst!!!"
"Ich weiß gar nicht wie du darauf kommst." erwiderte Lewton ruhig.
***
Panther nahm die Phiole aus der Hand des Obersten Hirten entgegen. "Wenn ihr mich aus welchem Grund auch immer nicht mehr zurückverwandeln könnt, dann verspreche ich euch dass ihr den Rest eures Leben von Schaben geplagt werdet." knurrte erden Zauberern mit gebleckten Zähnen entgegen (Es war vielleicht keine besonders gute Drohung, allerdings musste er die Dinge auch aus der Schaben-Perspektive sehen.) und kippte die klare Flüssigkeit herunter.
"Götter!" keuchte er. "Das nächste mal trinke ich gleich aus dem Ankh."
Interessiert betrachteten die Zauberer den Vampir der sich langsam verformte. Chitin begann sein Körper zu überziehen, seine Hüften und Schultern verbreiterten sich, wurden runder und seine Beine verlängerten sich, wobei sie gleichzeitig dürrer wurden.
"Ich kann es kaum glauben!" hauchte Ponder. "Es funktioniert tatsächlich."
Pan, die Schabe, warf ihm einen bösen Blick zu und gab ein seltsames, pfeifendes Geräusch von sich.
"Wir können dich nicht erstehen, Hauptgefreiter." sagte Lewton. "Sieh zu, dass du diese Hierachen findest. Sammle so viele Informationen wie möglich und komm dann zurück. Schmiede wird kurzzeitig als Verbindungswächter fungieren. Er ist immer in der Nähe."
Pan nickte, dass heißt er knickte mit dem ersten Beinpaar kurz ein und lieft dann in Richtung Hauptgebäude, wobei er jedoch des öfteren über seine Beine stolperte. Sein schwarzer Umhang, der auch in dieser Gestalt noch an ihm befestigt war, flatterte. Offensichtlich machten Vampirklischees nicht immer an der äußeren Form halt.
"Ohje." murmelte Schmiede und beobachtete halb belustigt Pan´s angestrengte Versuche mit den beiden zusätzlichen Beinpaaren fertig zu werden.
"Ich frage mich, welche Schabe so doof ist, ihn wirklich für eine zu halten."
Pan betrat das Foyer und sah sich um. "Ich soll mich bei den Hierachen melden." Sagte er zu einer zeitungslesenden Schabe. (Solche Leute (Schaben) sitzen in jedem Foyer herum.)
"Im Vortragszimmer links um die Ecke." antwortete diese, ohne von ihrer Lektüre aufzusehen.
"Danke."
Pan ging um die Ecke und klopfte mit einem Vorderbein an die Tür. (Obwohl die Schaben in den Hüftregionen erheblich dicker als die meisten Menschen waren, hatten sie die Tür nicht erweitern müssen - die UU war an Leute mit dicken Hüften gewöhnt.)
"Herein."
Er öffnete die Tür, registrierte neun verschiede Schaben, und steuerte auf die größte Schabe, die einen Zeigestock in einem Bein hielt, zu.
"Ihr habt mich rufen lassen, Hierach der Hierachen?" fragte Pan mit einer demütigen Verneigung. (Die Verneigung bestand aus dem einknicken aller Beine. Schaben sind in Bezug auf die Beugefähigkeit ihres Oberkörpers nun mal ein wenig benachteiligt.)
"Haben wir dass?" fragte der Hierach. "Wie bemerkenswert."
"ich konnte die Zweibeiner belauschen, ehrenwerter Hierach."
"Oh, ich verstehe, Dass erklärt es wohl. Dann sage uns, was du hörtest."
"Soweit ich ihre barbarische Sprache verstanden habe, wollen sie uns morgen früh noch einmal angreifen. Mit Brandgeschossen." sagte Pan. Seine Aussage war zwar vollkommen aus der Luft gegriffen, aber vielleicht erfuhr er so etwas über den Gegner.
"Dass ist sehr gut zu wissen. Allerdings wird es morgen früh bereits zu spät sein. Unsere Kriegerschaben bereiten sich bereits darauf vor, in wenigen Stunden in die Stadt zu rennen und einige Häuser niederzubrennen. Als Warnung." Die Schaben machte eine ausladende Bewegung mit dem Zeigestock. Sämtliche Schlachtpläne waren auf der Tafel sorgfältig niedergeschrieben. (Die Schaben mussten nun mal noch ein bisschen lernen, in Bezug auf militärische Geheimhaltung.)
"Du mögest gehen, Schabe." fuhr der Hierach fort und wandte sich daraufhin an seine Mit-Hierachen: "Ziehen wir uns einige Zeit zurück um später den Angriff ausgeruht koordinieren zu können."
Einer nach der anderen verließen die Schaben den Raum und ließen nur den hocherfreuten Panther zurück.
***
Schmiede steckte seinen Kopf aus dem Busch in dem er die letzten drei Stunden verbracht hatte. Eine Schabe nähere sich, in der Dunkelheit nur undeutlich zu erkennen, aber ihre Form war irgendwie seltsam.
Als sie näher kam, erkannte Schmiede ihren stolpernden Gang und den wehenden, schwarzen Umhang.
"Pan?" flüsterte er fragend. Die Schabe knickte mit den Vorderbeinen ein, das schabische Äquivalent eines Nicken, wie Schmiede mittlerweile wusste.
"Was zur Hölle hast du da auf dem Rücken?" fragte der Zwerg.
"SCHLACHPLÄHNE" ritzte Pan in die weiche Erde. "BRINGÄN. LEWTON."
"Eine Tafel??" sagte Schmiede ungläubig, als Pan das seltsame Gestell abschüttelte.
"In Ordnung. Mach ich." fügte er nach einem Moment an und bemühte sich die Tafel, die größer war als er selber, in eine einigermaßen tragbare Position zu bringen und sauste dann mit hoher Geschwindigkeit davon.
Auch Pan drehte sich um und verschwand in Richtung Hauptgebäude. Dummerweise stolperte er direkt in den Hierach der Schaben-Hierachen.
"Verräter!" blubberte dieser, außer sich vor Zorn. "Schnappt euch den kleinen Zweibeiner. Und den da, schneidet ihr langsam in Stücke." zischte er den anderen Schaben zu.
Pan fluchte. Er hatte die Sache mit den sechs Beinen immer noch nicht ganz unter Kontrolle, also kam rennen nicht in Frage.
Es war definitiv an der Zeit etwas auszuprobieren.
Luft zischte, als sie den plötzlich entstandenen Holraum um die Fledermaus, die grade noch eine Schabe gewesen war, ausfüllte.
Panther quiekte und schoss mit Höchstgeschwindigkeit davon, das Pack geifernder Schaben unter sich zurücklassend.
Er landete dich vor seinem Haus und überlegte kurz. Wenn er sich in eine Fledermaus verwandeln konnte, dann konnte er bestimmt auch.... Es gab ein seltsames Geräusch, dass irgendwie an einen schlechten Spezialeffekt im akustischen Sinne erinnerte, und Pan nahm wieder seine Normalform als Vampir an.
"Verdammt." fluchte er und schaute an sich herunter. Er eilte in sein Haus, nahm eine neue Kleidergarnitur aus einem Schrank und lief dann in einen kleinen Anbau der seine private Waffenkammer beherbergte.
Dort wickelte der Vampir sich ein schwarzes Tuch nach Ninja-Manier um den Kopf (Man konnte es am Kinn jedoch schnell hochklappen, damit ein Gegner eventuelles Zähneblecken immerhin einigermaßen effektvoll mitbekam.), steckte noch ein paar zusätzliche Waffen ein und rannte in Richtung Unsichtbare Universität.
Er hatte allerdings erst eine kurze Wegstrecke zurückgelegt, als plötzlich ein schwarzer Schatten lautlos vor ihm landete.
Pans Katana flog mit einem Fauchen aus der Scheide und er selber ging rein automatisch in den Falken.
Der Schwarzgekleidete hob seine Hände. "Pan, ich bin´s."
"Shin?" fragte Pan verblüfft und steckte sein Katana wieder ein. "Was zur Hölle machst du denn hier?"
"Mil wulde es Zuhause ein wenig langweilig. Blauchst du Hilfe?"
Pan musterte seinen langjährigen Freund mit dem er zusammen seine Budo-Ausbildung erhalten hatte. "Pass auf. Ein paar Straßen von hier läuft ein Zwerg mit einer Tafel auf dem Rücken, gefolgt von ein paar unüblich großen Schaben. Wär´ nicht schlecht wenn du die Schaben ein wenig ablenken könntest."
"Kein Ploblem. DU hast hiel eine Menge Spaß, eh?" meinte der kleine Ninja und verschwand mit katzenartiger Grazie wieder in den Schatten, woraufhin Panther wieder Geschwindigkeit aufnahm.
"Verflucht!" keuchte Schmiede, als die Schaben weiter aufschlossen. Er konnte mit der verdammten Tafel einfach nicht laufen. Und das Schlimmste war, dass niemand versuchte die Schaben zu überfallen und dass wollte in Ankh-Morpork schon etwas heißen.
Plötzlich gellte ein animalischer Schrei durch die Straße, und ein kleiner, schwarzgekleideter Mann landete auf der vordersten Schabe.
Schmiede riss die Augen auf, als die Gestalt sich praktisch in einen bloßen Schemen aus blitzendem Stahl verwandelte. Die vorderste Schabe knickte ein, der Schwarzgekleidete kugelte über den Boden, kam direkt vor der nächsten Schabe wieder auf die Füße und entbeinte sie in der gleichen Bewegung, nur um ohne sichtbare Pause eine weitere Schabe anzugreifen.
Der Zwerg schaute sich einmal kurz um, dann gab er wieder Fersengeld.
***
Die Schabe, die immer noch zeitungslesend im Foyer der UU saß, schaute von ihrer Lektüre auf als eine seltsame Tonkugel heranrollte. Neugierig stieß die Schabe sie mit einem Bein an. Die Tonkugel rollte herum und offenbarte eine ebenso seltsames, brennendes Stück Schnur, dass sich schnell verkürzte.
Interessiert beugte sich der Wächter weiter vor...
Pan wartete bis es aufgehört hatte gelben Schleim (Und Zeitungsfetzen, aber die ruinieren die Atmosphäre und werden deshalb hier gar nicht genannt.) zu regnen und steuerte dann auf den Lehrraum zu, von dem aus die Hierachen ihre Schaben kontrollierten.
Er trat die Tür ein (Eigentlich war dass nicht wirklich notwendig, aber wenn man einen Raum stürmte, dann benutzte man keine Klinken oder Knäufe.) und warf einen weiteren Granatapfel. Gelbe Flüssigorganmasse spritze ihm mal wieder entgegen als er in das Zimmer stürmte.
Mit einem schnellen blick überzeugte er sich davon dass es alle Hierachen erwischt hatte. Nunja, fast alle. Nur der Hierach der Schaben-Hierachen drängte sich noch rußgeschwärzt und ohne Brille an die Wand.
"Nett dich mal wieder zu sehen, alter Junge." meinte Pan grinsend und zog sein Katana.
"Verdammte Mistviecher!" keuchte Lewton, als er eine weitere Schabe mit seiner Armbrust in etwas verwandelte, dessen einzige Daseinsberechtigung daraus bestand Putzfrauen zu ärgern. Er schaute zu Mücke herüber der sich grade mit seiner neuen Spezialarmbrust "Einsatzfähig gegen 100% aller bekannten Grafen" prächtig amüsierte.
Schmiede hatte die von Pan besorgen Schlachtpläne erst vor kurzem abgeliefert und seitdem waren sie damit beschäftigt vereinzelte Schabenattacken abzuwehren.
Eine weitere Schabe erschien an der gegenüberliegenden Seite des Pseudopolisplatzes, in vollem Gallopp auf Malachit zuhaltend, der mit seiner neuen Dienstwaffe durchschlagende Erfolge erzielte.
Doch anstatt sich auf ihn zu stürzen verharrte sie plötzlich, um kurz darauf zu versuchen in eine dunkle Ecke zu kriechen, wobei ihre Größe jedoch ein wenig hinderlich war.
"Was ist denn jetzt los?" fragte Garagos verwundert - auch wenn man ihm dass natürlich nicht ansah.
"Vielleicht ist den Brain-Schaben etwas zugestoßen." mutmaße Lewton nachdenklich.
"Pan, meinst du?" fragte Jolin.
"Ja. Vielleicht ist er ausnahmsweise von alleine drauf gekommen die Biester zu erledigen."
"Also als ich Pan das letzte Mal gesehen hab´, war er voll und ganz damit beschäftigt nicht von den Schaben erledigt zu werden." meinte Schmiede.
"Sag ich doch. Pan neigt manchmal zu Wutanfällen wenn ihm etwas über längere Zeit hinweg nervt." antwortete Lewton.
Schmiede grinste und nickte. "Kümmern wir uns also um die restlichen Viecher."
***
"Gute Arbeit, Hauptgefreiter." sagte Lewton und schaute von Panthers Bericht auf.
"Danke, Sör!"
"Achja, bevor ich es vergesse...möchtest du deine Arbeit als Verdeckter Ermittler weiterführen? Wir sind sowieso noch ein wenig unterbesetzt bei der Masse an kriminellen Vereinigungen in Ankh-Morpork."
"Gerne, Sör. Es war weniger Schlimm als ich dachte." Panther grinste bösartig. "Vor allem das Ende. Das war sogar richtig spaßig. (Vampire haben manchmal einen ein wenig morbiden Humor). Vielen Dank für das Angebot."
"Ich sehe dich dann morgen Abend um 19.00 Uhr zum Bewerbungsgespräch." nickte Lewton und wandte sich wieder seinen Akten zu.
"Jawohl, Sör!" Pan salutierte und verließ den Raum, leise die Tür hinter sich schließend.
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