Oktarine Schattenspiele

Das Wetter der Scheibenwelt war schon immer sehr eigensinnig gewesen...eigentlich kann es ihm auch niemand verübeln, denn entweder spielen die Götter ständig damit rum oder die Zauberer ärgern es! Die Zauberer der Stadt Ankh-Morpork taten sich in dieser Sache besonders hervor, und nicht nur in dieser - nein, sie verursachten ständig kleinere Katastrophen, was allerdings immer mit einem Schulterzucken seitens der Bevölkerung abgetan wurde...oder würdet ihr jemanden verärgern der in der Lage dazu ist euch in einen gelben Tausendfüssler zu verwandeln? Sicher nicht! So blieben die Zauberer immer verschont von der irdischen Gerichtbarkeit...wer weiss ob sich das jemals ändert.



Ein ganz normaler Tag in Ankh-Morpork, der grössten Stadt der Scheibenwelt! Räuber raubten, die Näherinnen "nähten", Mörder mordeten, Zauberer zauberten und die Wächter wachten. Die Gefreiten Garagos und Gernetod wachten ebenfalls, das heisst Gernetod bewachte eine Näherin vor aufdringlichen Kunden, was dieser scheinbar sehr imponierte da sie ständig die Strassenseiten wechselte, sicher um noch besser bewacht zu werden! Garagos versuchte indessen verzweifelt Gernetod davon zu überzeugen das diese holde Dame sicher keinen Schutz nötig hätte...es sei denn jemanden der sie vor dem Zombie beschützte!

"Gefreiter Gernetod, ich bin sicher es liegt NICHT im Interesse dieser Dame das du alle ihre Kunden in den Fluss wirfst! Und ich glaube auch nicht das es dem Kommandeur sehr gefällt wenn er davon hört!"

"Hast du nicht gehört was dieser einäugige Mittländer zu ihr gesagt hat?"entgegnete der Zombie, und begann beim Gedanken daran wieder zu knurren "Es ist die Pflicht der Wache hilflose Pasanten zu beschützen, besonders vor solch obszöner Belästigung!"
Garagos seufzte und wollte gerade zur nächsten Erklärung ausholen als es passierte: Ein lauter gigantischer Knall und der Himmel verdunkelte sich! Ikari, der früher Zaubererer gewesen war, erkannte Oktarine Blitze die gefährlich über der Stadt zischten. Regen setzte ein, allerdings kein normaler Regen, nein, es regnete Fische! Fische die den Wächtern irgendwie vertraut vorkamen! Dann passierte es, ein Blitz schlug in den Palast des Patriziers ein und Stücke des Daches prasselten durch die Luft auf die Strasse. Garagos stöhnte:
"Ich fürchte das wird dem Patrizier wenig gefallen...und dann möchte ich nicht aus den Steinen des Verantwortlichen bestehen!"

Die beiden Wächter rannten zum Patrizierpalast, wie auch jede Menge anderer Wächter, natürlich war bei so einem Ereignis das gesammte Gesetz von Ankh-Morpork vertreten - was dem Gegenteil des Gesetzes, in anderen Teilen der Stadt, die Gelegenheit zum lustigen Handeln gab!
Im Palast waren auch Kommandeur Rince und Hauptmann Lewton anwesend. Der Kommandeur schien aufgrund der jüngsten Ereignisse nicht gerade gut gelaunt zu sein!
"WER BEI GROSS-A-TUIN WEISS WER FÜR DIESE SAUEREI VERANTWORTLICH IST? Was? Natürlich keiner, das dachte ich mir! Es regnet Fische!!! Fällt das niemanden ausser mir hier auf?"
Die Wächterpräsenz verteilte sich langsam aber sicher so um den Kommandeur herum das er keinen mehr direkt ins Gesicht sehen konnte - Dummerweise verteilten sich die Gefreiten Garagos und Gernetod nicht wie die anderen aus dem Blickwinkel von Rince. Gernetod hatte damit begonnen ein junges Dienstmädchen zu beschützen, das sicher von irgendetwas belästigt wurde, während Garagos verzweifelte Versuche unternahm den Zombie von der Sinnlosigkeit dieses Schutzes zu überzeugen! Aber da war es auch schon zu spät, die Stimme des Kommandeuers hallte wie ein grosser, von Magengeschwüren geplagter, Drache durch den Saal:
"GERNETOD! GERAGOS! IHR BEIDE ÜBERNEHMT DIESEN FALL, IHR FINDET HERAUS WER DAS WAR, WARUM DAS WAR UND WIE ER DAS GEMACHT HAT! UND WENN IHR SCHON DABEI SEID...GERNETOD, KOMM SOFORT ZURÜCK...ERKLÄRT IHR AUCH GLEICH NOCH DEM PATRIZIER...GARAGOS, SOFORT RUNTER VOM KRONLEUCHTER...DIE SITUATION!!! WEGGETRETEN!!! NEIN, IN DIE ANDERE RICHTUNG!!!"

"Der Patrizer schien wenig erfreut zu sein, meinst du nicht auch?"
Garagos war der erste der nach dem Besuch beim Patrizier wieder anfing zu sprechen. Gernetod schnippte seine Zigarette in den Ankh. "Nein, das schien er nicht! Ich hab das spätestens dann kapiert als er mir den rechten Arm abgerissen hat!"
Garagos grinste als die junge Erinnerung daran wieder aufflackte
"Ja, ich hab den Patrizer selten so aufgebracht gesehen...was machen wir jetzt eigentlich?" Ikari knurrte als er das Grinsen des Wasserspeiers bemerkte
"Wir warten! Wenn ich mich nicht täusche kriegen wir gleich Gesellschaft!"
Der Zombie täuschte sich nicht! Schon stieg eine Lavendel-Wolke neben ihm auf:
"Ah, der Wasserspeier und mein Zombiesohn, so bedrückt, am Tage schon?"
"Hallo Luxus! Du weisst doch sicher wieder mehr als ich was dieses merkwürdige Gewitter angeht, oder täuscht mich das?"
"Es täuscht dich nicht, mein totes Kind, Magie durch diese Stadt durchrinnt! Die Zauberer sind hier am Werk, villeicht auch mancher frecher Zwerg! Oktarines Licht hast du gesehen, ihr solltet zu den Zauberern gehen! Dort werdet ihr fündig, ganz bestimmt, macht schnell bevor die Zeit entrinnt!"
Der kleine Hofnarr verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Gernetod sag den Wasserspeier entnerft an als dieser fragte:
"Redet der immer so komisch?"
"Seit ich ihn kenne, ja!"
"Gut...was machen wir jetzt?"
"Was fragst du mich, bin ich dein Vorgesetzter?"
"Nein, aber ich habe einen Vorschlag!" das Gesicht des Wasserspeiers hellte sich auf "Wir könnten zu den Zauberern gehen, die wissen sicher etwas!"
"Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?" grinste der Zombie und zündete sich eine Zigarette an.

Der Weg zur Unsichtbaren Universität war relativ ereignislos...abgesehen davon das auffiel, das sich jede Menge Bürger plötzlich auf Fischhandel zu spezialisieren schienen, was den Strassenkehrern von Ankh-Morpork die Arbeit abnahm! In der Universität herrschte helle Aufregung - soviel Aufregung das Gernetod relativ erfolglos versuchte die Aufmerksamkeit der Zauberer auf sich zu ziehen, was ihm eher ungewöhnlich vorkam! Er war es gewohnt das die Menschen in heller Aufmerksamkeit vor ihm flüchteten!
Garagos wurde das Gedrängel zu dumm "Wir müssen zum Erzkanzler Ikari, hier unten scheint uns niemand zu beachten!"
"Und wie soll das gehen? Der Erzkanzler steht dort oben auf der schwebenden Plattform! Du kannst ja dort hochfliegen, aber ich nicht, und um mich zu tragen bin ich für dich zu schwer!"
"Oh, da seh ich kein Problem, ich weiss wie wir BEIDE mit ihm sprechen können!"
Garagos grinste verschlagen als er die letzten Worte aussprach, und bevor der Zombie wusste wie ihm geschah flog er durch die Luft - das heisst der Kopf flog durch die Luft, getragen von Garagos der keine grosse Mühe gehabt hatte den Kopf des Zombies von dem Körper des selbigen zu trennen.
"Hättest du die Güte mir zu erklären warum du mir den Kopf abgerissen hast?" fragte der Zombie gefährlich ruhig
"Was hast du? Zum sprechen reicht doch dein Kopf, oder?"
grinste Garagos unschuldig und landete auf der Plattform.

Ridcully war ziemlich nervös, was nichts ungewöhnliches darstellte wenn er Mist gebaut hatte. Er erzählte den beiden Wächtern alles:
"Es hat doch so lange nicht mehr geregnet...und, na ja, es war so heiss, Gernetod, du weisst ja wie heiss es in der Universität werden kann!"
"Ja"erwiederte Ikari`s Kopf "Meistens dann wenn du dich an Eiszaubern versucht hattest!"
"Nun, genau das ist es... na ja, und da es so heiss war dachten einge...Zauberer...machen wir doch einen Regenzauber! Aber das mit den Fischen ist ja nun vorbei...nur...es gibt noch ein KLEINES Problem!"
"Und was ist das für ein Problem?" fragte Garagos sichtlich gelangweilt.
"Intelligents Meteoridengestein!"antwortete Ridcully.
"Was?"kam es von Garagos
"Was?"wunderte sich auch Ikari
"Nun...es ist wütend! Sogar sehr wütend weil die stinkenden Fische an ihm vorbeigeflogen sind...sehr dicht...ZU dicht...und jetzt hat sich ein weiblicher Meteroit von ihm abgewendet!"
"Äh...du meinst also ein männlicher, intelligenter Meteorit ist sauer auf euch weil ihm die Freundin abgehauen ist?"stotterte der Zombiekopf.
"Das bringt es auf den Punkt!" antwortete Ridcully mit seltsamer Logik.
"Ähm...und was genau hat das Meteoridengestein nun vor?" fragte Garagos

"Nun...es will sich rächen und...auf Ankh-Morpork stürzen!"

"Rince und Lewton werden nicht sehr begeistert sein das zu hören!"grübelte Ikari als sie die Universität verliesen...der Kopf des Zombies war mittlerweile wieder mit dem restlichen Körper vernäht.
"Wir stoppen erstmal den Meteoriten, dann melden wir es...dann sind sie sicher nicht ganz so sauer!"
"Äh...wir stoppen den Meteoriten?"
"Ja!"
"Ach so!"
"Bist du bereit?"
"Ja...äh...wofür?"
"Dafür!"
Ikari war wütend! Gerade war der Kopf wieder angenäht worden und schon wurde er wieder abgerissen. Der Körper des Zombies wurde immer kleiner, ebenso die Strasse, die Universität, die Stadt Ankh-Morpork.
"WAS genau hast du eigentlich vor?" knurrte Ikari seinen Kollegen an.
"Wir sind jetzt Diplomaten in geheimer Mission!" antwortete Garagos während der Kopf Gross-A-Tuins Kopf im Blickfeld des Zombies sichtbar wurde.
Garagos landete auf dem Meteoriten der drohend und...naja, irgendwie tierisch, knurrte. Garagos begann plötzlich ebenfalls zu knurren.
"Na ja, knurr ich eben auch was!" sagte der Zombie "KNURRRR" Der Meteorit rumpelte wütend.
"Warum hast du ihm gesagt er sei das hässlichste Stück Stein das du je gesehen hast?" fauchte der Wasserspeier Gernetod an.
"Tschuldigung" entfuhr es Ikari.
Garagos und der Meteorit knurrten weiter miteinander hin und her. Einige male klang das Knurren wütend, dann überrascht, dann wieder...na ja, irgendwie tierisch! Schliesslich atmete der Wasserspeier tief aus!
"Ok, geschafft, er dreht ab, wir können heimfliegen!" Der Meteorid knurrte zum Abschied als Der Wasserspeier und der Zombiekopf zurück zur Scheibenwelt flogen.

"Äh...wie hast du das nun eigentlich gemacht?" fragte Gernetod als die beiden Wächter zum Wachhaus schlenderten.

"Oh, intelligente Steine können miteinander Kommunizieren! Und da dieser Stein nur weibliche Steine im Sinn hatte fiel es nicht weiter schwer ihn zu überzeugen!"
"Wie das?"fragte der Zombie, der nach zu beschützenden Personen Ausschau hielt.
"Nun, ich hab ihm einfach erzählt in Ankh-Morpork seien alle Steine männlich! Da hat er das Interesse verloren! Er sucht sich jetzt einen kosmischen Wasserfall um den Fischgeschmack abzukriegen und dann...Ikari?"
Der Zombie war plötzlich auf die andere Strassenseite gesprungen. Drohend riss er sich den rechten Arm ab und schwang ihn in der Luft.
"Gernetod, nein! Das ist nur ein Kunde der Näherin! SIE WIRD NICHT BEDROHT!!!" stöhnte Garagos und folgte dem Zombie.