Die Dunstglocke über Ankh - Morpork hatte sich in den letzten Wochen verdünnt. Der ziemlich flüssige Geruch war in die Ebenen rund um die grösste Stadt abgeflossen. Seit dort die Kohlfelder von Feldern mit seltsamen schnurgeraden Erdwällen abgelöst wurden und der Geruch, der sonst immer über diesen Feldern lag, abgezogen war, konnte der Dunst Ankh - Morpork's dorthin abziehen.
...
Rascaal Ohnedurst war guter Dinge, als er über den Hier - gibt's - alles - Platz in Richtung Wache ging. Er hielt kurz bei Ach-met's Gemüsestübchen um sich ein Bund seines neuesten Lieblingsgemüses zu kaufen. Der weisse Sparrgell aus den weiten Sto - Ebenen hatte es Rascaal angetan.
"Untote bekommen hier nix!" empfing ihn der Gemüseverkäufer.
"Wie Bitte??" Hauptmann Ohnedurst starrte den Händler ungläubig an.
"Die ist ein Laden für Menschen! Wenn du was kaufen willst musst du zu Graf Fladimir Notfaroutoe's Läbensmittelgäschäft für Untote in der Bubikopfstrasse gehen!"
"Graf Fladimir hat ein Geschäft?"
"Ja, seit es die ,Initiative für die Trennung der Ethnien (IfdTdE)' in Ankh - Morpork gibt, hat jede Bevölkerungsgruppe ihre eigenen Geschäfte.
So und nun hinfort aus meinem Laden, Ich möchte schliesslich nicht in Verruf geraten!!!"
Völlig verwirrt verliess der Vampir das Geschäft und machte sich eilig auf den Weg zum Wachhaus.
Vor dem Eingang stand die Kalesche des Patriziers.
,Da muss was passiert sein!' dachte der Hauptmann noch bei sich als er das Wachgebäude betrat und direkt auf Kommandeur TOD traf.
"Guten Morgen Kommandeur, Du wirst nicht glauben was mir eben passiert ist!"
"..ÄHHH, GLAUBEN? ICH?"
"Ja, Ach-met wollte mir doch tatsächlich keinen Sparrgell verkaufen!"
"SPARGEL? ICH MAG SOWIESO SCHWARZWURZELN VIEL LIEBER!"
[1] Rascaal winkte ab und ging hinauf in Kommandeur Rince' Büro um zu sehen was hier eigentlich los ist um Bericht über diese neue Gruppe in Ankh - Morpork zu erstatten.
Ohne anzuklopfen betrat er das Büro in dem der Kommandeur und der Patrizier bei einer Besprechung waren.
"Herr Kommandeur, Lord Vetinari, Sire ..."
"Oh gut das du kommst, Hauptmann, Wir müssen etwas mit dir besprechen."
"Ich hab auch etwas wichtiges zu melden, Sir!"
"Wie du vielleicht schon bemerkt hast, gibt es eine neue Gruppierung in der Stadt, die ,Initiative für die Trennung der Ethnien'"
"Ja das wollte ich gerade melden!"
Der Patrizier wandte sich direkt an den Hauptmann.
"Genau jene Leute waren gestern in meinem Büro und haben gefordert, dass ich ein Gesetz zur Trennung Bevölkerungsgruppen in dieser Stadt durchsetzte und natürlich gehört auch dazu, dass die Wache aufgeteilt wird. Kommandeur Rince und ich sind übereingekommen dass hier am Pseudopolisplatz die menschlichen Wächter stationiert werden.
Ich ernenne dich hiermit zum Kommandeur der Nicht - Menschen und du übernimmst die anderen 36 Wächter und begibst dich in das Wachhaus in der Kröselstrasse. Dort wirst du die Wächter in Gruppen nach ihrer ethnischen Zugehörigkeit aufteilen und je nach dem welche Bevölkerungsgruppe betroffen ist einsetzen.
Hast du das verstanden?"
"Ja aber ist es nicht einfacher, die IfdTdE einfach zu verbieten?"
"Daran hatte ich zuerst auch gedacht, aber in dieser Gruppe sind etliche Gildenoberhäupter und andere einflussreiche Persönlichkeiten dieser Stadt vertreten und ich kann es mir nicht leisten diese Leute zu verärgern."
Kommandeur Rince räusperte sich.
"Ich denke du solltest dich jetzt an die Arbeit machen, Hauptmann."
...
Steingesicht klopfte an die Tür zum rechteckigen Büro und trat ohne Aufforderung ein.
[2]"Ihr wolltet mich sprechen, Sire!"
Der Patrizier stand von seinem Sessel auf und ging um den ovalen Schreibtisch herum.
"Bitte setz dich, ich habe etwas Wichtiges mit dir zu bereden."
Steingesicht schwebte ca. 5mm über dem Besucherstuhl.
"Wie du vielleicht schon gehört hast, gibt es eine neue Initiative in der Stadt und sie stellen ...ähm, nunja... Forderungen!"
"Ja."
"Und wie du weisst," fuhr Lord Vetinari fort " mag ich es nicht wenn Forderungen gestellt werden. Schon gar nicht solche Forderungen, denn das bedeutet, dass das Gleichgewicht in Ankh - Morpork bald aus den Fugen geraten wird."
Der Lord reichte dem Korporal ein Papier.
"Hier ist das Schreiben. Diesmal ist das Problem grösser als damals die Sache mit den Knut Jacke und den Vitalisten, denn es sind einflussreiche Gildenoberhäupter beteiligt. Ihr Anführer Herr Weissgesicht"
Steingesicht blickte erstaunt hoch "Das Oberhaupt der Narrengilde?"
"Ja genau dieser, seine Motive sind mir bisher noch nicht ganz klar. Ich denke es hat was mit rassistischen Witzen und mit seiner Frau
[3] zu tun. Die anderen Mitglieder der Initiative werden wohl auch jeder seine eigenen Gründe haben. Da du sozusagen ein Mensch bist und wieder doch kein Mensch möchte ich, dass du dich diskret um diese Sache kümmerst."
Der Patrizier blickte dem Wachegeist direkt ins Gesicht und versuchte nicht zu zwinkern, denn es verwirrte ihn, dass er zum Teil durch ihn hindurchschauen konnte.
"Du hast völlig freie Hand, ich weiss, dass du Erfahrung mit solchen pikante Fällen hast."
Steingesicht erhob sich und ging ohne ein Wort zu sagen durch die Tür nach draussen.
,Ich werde die Tür mit intelligentem Birnbaumholz verstärken müssen' dachte der Patrizier als er den Geist verschwinden sah.
Steingesicht schwebte durch die Stadt. Überall waren Einwohner auf den Beinen, nicht dass das nicht normal war, aber es lag eine hektische Spannung in der Luft. Menschen gingen auf der einen Strassenseite, Untote auf der anderen. Trolle machten wieder einen weiten Bogen um Zwerge und Zwerge drehten sich beim Anblick von Gnomen angewidert um. Die Stimmung war angespannt wie ein bis kurz vor dem Bersten aufgeblasener Ziegendarm. Und wenn dieser Darm platzt würde eine Menge Scheisse umherfliegen.
...
Die Luft Ankh - Morpork hatte inzwischen die Konsistenz der Luft einer normalen deutschen Grossstadt angenommen. Durch das Fehlen gewisser Körperfunktionen konnte Steingesicht allerdings diese Luftverbesserung nicht wahrnehmen. Unter normalen Geruchsbedingungen war das aber ein wesentlicher Vorteil.
...
Wieder einmal klopfte Steingesicht an die Tür eines rechteckigen Büros, doch diesmal befand es sich nicht im Palast sonder in der Narrengilde.
"Herein!"
Der Geist betrat das Büro von Herrn Weissgesicht.
"Sprechzeiten für Geister sind Freitag Nachmittag von 16:30 bis 16:45, ich möchte dich bitten zu verschwinden!" sagte der oberste Narr zu Steingesicht ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen. "Was ist, bist du immer noch hier, verschwinde!"
In Herrn Weissgesichts Augen funkelte ein hasserfülltes, irres Grinsen.
"Ich werde solange hier bleiben bis Ihr mit mir geredet habt, Herr!"
"Nein, das wirst du nicht!!" Weissgesicht's Stimme überschlug sich. "Ich werde es nicht dulden!!"
"Herr, ich bin ein Geist, wie ihr wisst habe ich viel Zeit und Geduld!"
"Ich werde keinesfalls mit dir über die Initiative für die Trennung der Ethnien reden. Ich weiss, dass Havelock dich schickt!"
"Ich glaube aber doch, dass wir darüber diskutieren müssen. Du weisst genauso gut wie ich, dass diese Stadt und ihre Gesellschaft nur durch das Miteinander der Rassen so funktioniert wie sie funktioniert und nur dadurch haben wir bisher jeden Feind besiegt und nur dadurch werden wir in Zukunft überleben!"
Weissgesicht stand von seinem Sessel auf und stützte sich mit beiden Händen an der Schreibtischkante auf. Mit der rechten Hand zerbrach er den Bleistift, den er bis dahin in dieser gehalten hatte.
"NeiN!" Weissgesichts Make-up bröckelte und darunter war eine leuchtend rote Farbe zu sehen. "Ich werde es nicht länger dulden! Es kann nicht sein das jeder mit jedem und überhaupt, es ist einfach ekelhaft!"
"Ich dachte deine eigene Frau ist ein Zombie?"
"Genau darum weiss ich, dass es nicht funktionieren kann, und Hunderte ... nein Tausende Bürger dieser Stadt denken so wie ich!"
"Ja bisher hat Angst und Respekt das Gleichgewicht in dieser Stadt aufrecht gehalten aber nur weil du diese Initiative gegründet hast ist es zu offener Feindschaft gekommen! Noch ist es ruhig, aber bald wird das Fass überkochen und das Chaos wird über uns kommen."
"Nein, wenn die Stadt endlich sauber ist wird eine Zeit des Friedens anbrechen und wir werden alle genug Raum haben um zu leben!"
"Wie kann ein Mann dessen Leben das lachen ist so verbittert und so hasserfüllt!"
"Ich muss dafür sorgen dass meine Frau endlich merkt wo ihre Grenzen sind, und diese elenden Trolle werden nie wieder nicht über meine Witze lachen!"
An Steingesicht's Gürtel materialisierte ein Schwert, Das Schwert!
"Ohh Nein!" Weissgesicht's Augen quollen aus ihren Höhlen. "Damals mit Lorenzo war eine andere Sache, diesmal wirst du nicht damit durchkommen. Die Gilden stehen unter dem Schutz des Patriziers. Und ich werde dafür sorgen, dass du für die Bedrohung eines Gildenoberhauptes in die Kerker des Palastes wanderst!"
"Ich glaube nicht."
Steingesicht materialisierte endgültig.
[die nachfolgende Szene erspare ich dem Leser, es sei nur soviel verraten, dass sie viel Blut enthält]
Tod erschien hinter Steingesicht.
"OHH, ICH GLAUBE SEINE ZEIT WAR NOCH GARNICHT GEKOMMEN" Er hielt Steingesicht eine Lebensuhr hin.
Weissgesicht's Seele schaute ziemlich verwirrt auf die Gestalt in Schwarz.
"Ich denke wenn Atera seinen Kopf wieder auf den Hals genäht hat, ist er so gut wie neu und ausserdem versteht er sich jetzt besser mit seiner Frau.
Steingesicht reinigte sein Schwert und lies es dematerialisieren.
"Ich hoffe, ich werde es so bald nicht mehr benötigen."
"DU SOLLTEST MAL MIT RASCAAL AUF EIN SPARGELESSEN ZU MIR VORBEIKOMMEN, BEVOR DIE SAISON VORBEI IST." Verabschiedete sich der Hobbykoch und Seelenernter.
...
Auf den Feldern um Ankh - Morpork war die Sparrgell Saison vorbei und es gediehen wieder wunderbar saftige Kohlköpfe. Auch der Geruch des Kohls stach wieder über die Äcker und der Dunst der Metropole sammelte sich wieder in einer grossen Glocke über den Dächern Ankh - Morporks. Aufgrund fehlender körperlicher Voraussetzungen merkte Steingesicht davon allerdings wenig.
"Auch wenn der Dunst über der Stadt zurückgekehrt war, ist der Dunst in den Köpfen wenigsten verflogen." Sagte er zu sich.
[1] Was sonst!
[2] Nein, nicht die Tür, er trat ein, ohne die Tür zu öffnen.
[3] Frau Weißgesicht, ziemlich reiche und verstorbene Frau des Oberhaupts der Narrengilde. Kehrte nach ihrem Tode als Zombie zurück... sehr zum Bedauern ihres Mannes.
Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster
und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.