Ein ereignisloser Tag

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von Chief-Korporal Mückensturm
Online seit 13. 04. 2001
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Während des Bürodienstes steht Mückensturm plötzlich auf und verläßt mit gespannten Waffen den Raum.
Kannst Du ein Massaker verhindern?

Dafür vergebene Note: 12

Irgendwo in irgendeinem Universum in irgendeiner Dimension zu irgendeiner unbekannten Zeit, fliegt eine riesige Schildkröte durch die Unendlichkeit. Sie/Er weiß, dass der neue Tag genauso sein wird wie der Tag davor und der Tag vor diesem. Die vier Elefanten, die auf seinem/ihrem Rücken stehen wissen dies auch. Nur die Millionen von Wesen die auf der riesigen flachen Welt wohnen, die wiederum auf dem Rücken der Elefanten ruht, sind anderer Meinung. Diese Wesen gehen davon aus, dass jeder Tag mehr bringt, als eine weiter Teilstrecke auf einer Reise durch die Unendlichkeit. Ein paar dieser Wesen sitzen in einem Büro und sind besonderst aufgeregt, weil sie gerade dabei sind in eine völlig neue Welt einzutauchen und eine Entscheidung zu treffen die ihr restliches Leben beeinflussen wird. Nun vielleicht nicht ihr ganzes restliches Leben, aber zumindest die nächste Zeit. Von diesen Wesen soll diese Geschichte handeln.
Granit, Lady Rattenklein, Pookey, Cypher und Kens saßen in Rinces Büro und hörten sich dessen Ausführungen über ein Leben als Wächter an. Die Fünf waren schon sehr gespannt, was sie alles in der Wache erleben würden, aber einen einstündigen Vortrag hatten sie sich nicht Vorgestellt.
"... so das war alles was ich euch fürs erste zu sagen habe. Ich hoffe ihr macht eurer Dienstmarke keine Schande. Ich würde vorschlagen ihr stellt euch jetzt bei eurem Mentor vor. Ihr findet ihn, wenn ihr hier gleich rechts den Gang runter geht und dann die nächste wieder rechts. Sein Name steht an der Tür."
Die neuen Rekruten schickten sich gerade an den Raum zu verlassen als Pookey sich noch einmal umdrehte und fragte:
"Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen, aber wie heißt unser Mentor eigentlich?"
Rince sah von den Blättern auf, in die er sich wieder vertieft hatte:
"Habe ich euch das nicht gesagt? Euer Mentor ist Chief-Korporal Mückensturm. Ach ja noch etwas, ihr könntet ihm diesen Brief mitnehmen."
Pookey nahm den Brief und verließ mit seine Kollegen den Raum. Nach einer viertelstündigen Odyssee durch das Wachhaus erreichten sie schließlich Mückensturms Büro. Sie bedankten sich höflich bei Wiewunderland Jim, der sie im Keller aufgesammelt hatte und den Verirrten wieder auf den rechten Weg zurück geholfen hatte. Granit wollte gleich eine guten Eindruck bei seinem Vorgesetztem hinterlassen und klopfte an die Tür. Als die Staubwolke sich verzogen hatte, fiel dem Troll wieder ein, warum das Meiste seines Gehaltes in früheren Berufen für Türen draufgegangen war. Er betrat trotzdem den Raum und entdeckte, nachdem er sich umgesehen hatte, seinen Mentor oder besser gesagt drei Armbrustbolzen die hinter einem Tisch hervorlugten.
"Wer ist da?" ,fragten die Bolzen.
Lady Rattenklein beschloss, dass ihre männlichen Kollegen genug Unheil angerichtet hatten und antwortet:
"Bist du Chief-Korporal Mückensturm? Rince hat uns zu dir geschickt. Er meint du wärst unser Mentor."
Die drei Bolzen verschwanden und kurz darauf erschien ein Mann in der Uniform der Stadtwache. Den Rekruten schoss die Frage durch den Kopf, wie es dieser Mann mit nur zwei Armen schaffen konnte, mit drei Armbrüsten gleichzeitig zu zielen.
"Hallo ich bin Mückensturm. Setzt euch doch. Ich rufe nur noch schnell jemanden der eine neue Tür bringen lässt."
Nachdem auch dies erledigt war und die Rekruten sich ihrem Mentor vorgestellt hatten, durften sich die Fünf über einen weitern Vortrag freuen. Der einzige Unterschied war, dass in es in Mückensturms Rede hauptsächlich darum ging wie man den sinnlosen Einsatz von Waffen in Berichte rechtfertigen kann. Pookey beschloss diese weitere langweilige Formalität etwas abzukürzen, indem er den Brief, den er von Rince bekommen hatte seinem Vorgesetztem überreichte. Dieser las sich den Zettel sorgfältig durch und man konnte sehen wie Wut über sein Gesicht zuckte. Nachdem er geendet hatte lies er den Zettel einfach fallen nahm seine Armbrüste und verlies wortlos den Raum. Die fünf Rekruten sahen erst sich an und dann ihrem etwas seltsamen Mentor hinterher. Als erstes gewann Kens die Fassung wieder und hob den Brief auf und las ihn laut vor:

"Hallo Mücke,
wir wissen einfach nicht mehr an wen wir uns wenden können und da du doch in der Wache bist, dachten wir, dass du vielleicht etwas ausrichten kannst. Seit ein paar Tagen taucht hier immer so eine Bande Jugendlicher auf die die Sumpfdrachen solange ärgert, bis sie explodieren. Wir hoffen, dass du uns helfen kannst.
Mit freundlichen Grüßen
Das Team vom Sonnenscheinheim"


Nach einer kurzen Beratung gingen die Fünf in die Eingangshalle und sprachen den dort Diensthabenden Wächter an.
"Tut mir leid ich haben niemanden der sich darum kümmern kann, aber ihr seit doch auch Wächter. Kümmert ihr euch doch darum."
So kamen die Rekruten doch noch zu der Arbeit die sie sich vorgestellt hatten. Endlich konnten sie beweisen, was in ihnen steckt.
Es gab nur ein Problem. Niemand von ihnen wusste was ein Sonnenscheinheim ist, also machten sie sich auf den Weg und untersuchten erst mal Mückesturms Büro nach zweckdienlichen hinweisen. In einem Stapel Hefte wurden sie schließlich fündig. Es stellte sich heraus, dass Mückensturm begeisterter Sumpfdrachenzüchter war und das das Sonnescheinheim eine Einrichtung war, die sich um herrenlose Sumpfdrachen kümmert. Außerdem gab diese Einrichtung eine Zeitschrift heraus in der ihr Mentor öfters Berichte veröffentlichte. Sie hätten diese Informationen zwar wesentlich schneller bekommen, wenn sie einen ihrer neuen Kollegen gefragt hätten. Aber was hätte das mit echter Polizeiarbeit zu tun gehabt?
Nach dieser wunderbaren Entdeckung, machten sich Kens, Pookey, Cypher, Lady Rattenklein und Granit auf den Weg zum Sonnescheinheim, sie kannten ja jetzt die Adresse.
Sie hörten schon von weitem Schreie und als sie das Gelände betraten blickten sie auf ein Schlachtfeld. Gut, Schlachtfeld war vielleicht etwas übertrieben. Es waren drei junge Männer zu sehen die sich hinter ein paar Fässern verschanzt hatten. Die Fässer sahen aus wie ein Igel, da sie über und über mit Pfeilen gespickt waren. Auf der anderen Seite des Hofes stand Mückensturm der es irgendwie schaffte zwei Armbrüste zu laden und zu spannen während er mit seiner Dritten sein Ziel anvisierte. Die Jugendlichen hinter den Fässern entdeckten die Wächter und riefen ihnen zu:
"Bitte helft uns. Euer Kollege ist total übergeschnappt. Er will uns umbringen. Wir versprechen auch nie wieder die Drachen zu ärgern."
Trotz ihrer Tierliebe und dem Verständnis, dass sie deswegen für die Handlungsweise von Mückensturm entgegenbringen konnte, sah Lady Rattenklein ein, dass man nicht einfach Verbrecher töten konnte, zumindest wenn sie nicht auf der Flucht waren. Sie ging also ein paar Schritte auf Mückensturm zu und brüllte:
"He du! Lass die doch in Ruhe..."
Mückensturm ignorierte die Gnomin einfach, was bei einer Körpergröße von 35cm auch nicht weiter schwer war und wollte gerade einen weiteren Pfeil abschießen, als Granit brüllte:
"Hallo Chef. Kleiner Kollege wollen dir was sagen."
Mückensturm wurde von der plötzlichen Flut an Schallwellen so getroffen, dass er seine Waffe sinken lies und verwirrt in die Richtung blickte aus der der Krach kam. Erst jetzt realisierte er, dass dort fünf Wächter standen, die ihn von seinem Vorhaben abbringen wollten. Das Irre Leuchten verschwand aus seinen Augen und machte Platz für Enttäuschung, die sich auch sofort ausbreitete und sich über die neue eroberten Gebiete freute.
"Du kannst diese Typen nicht einfach erschießen, obwohl sie es natürlich verdient haben." begann Lady Rattenklein von neuem, "ich würde vorschlagen, dass wir sie verhaften und dann kann ein Gericht über ihre gerechte Strafe entscheiden..."
"Äh , nur mal so," begann Cypher, "diese Typen sind gerade abgehauen."
Die sechsköpfige Wächtergruppe sah den Flüchtlingen nach.
"Nich´ lang schnacken, Kopp in´ Nacken."
Fünf Köpfe drehten sich synchron zu Lady Rattenklein hin und blickten sie verständnislos an.
"Ich meine natürlich: hinterheeeeeerrrr!!!!"
Das war eine Sprache die die Wächter verstanden. Sie setzen sich in Bewegung und verfolgten die Flüchtenden. Diese blickten sich um und schafften es ihre Geschwindigkeit noch einmal zu erhöhen, denn das was sie sahen war nicht sonderlich ermutigend. Sie stellten fest, dass es schönere Sachen gibt, als vor einem, mit einer Axt fuchtelnden, Zwerg, einem Werwolf, einem Troll, einem Typ mit einer Gnomin auf der Schulter und einem Verrückten, der sogar im rennen noch Armbrüste laden und spannen konnte, wegzulaufen. In ihrer Panik machten die drei Flüchtenden einen Fehler. Sie rannten direkt in ihr Versteck zum Rest der Bande. Sie merkten, nach ihrer Verhaftung, dass es ein Fehler war, als sie mit ihren Freunden - die sie der Wache gewissermaßen ausgeliefert hatten- allein im Gefängnis waren.
Die neuen Rekruten wurden nach diesem erfolgreich gelöstem Fall von ihrem Mentor auf ein Bier in die Geflickte Trommel eingeladen und man trank auf eine gute Zusammenarbeit.
In dem Bericht an Rince wurde kein einziger abgefeuerter Pfeil erwähnt und dies zeigte, dass die Rekruten zumindest ihrem Mentor zugehört hatten und jetzt wussten wie man sinnlose Gewalt in einem Bericht an einen Vorgesetzten erwähnt.
Dies alles war für die beteiligten Wesen vielleicht eine große Aufregung und ein interessanter Tag, aber für die Schildkröte Groß A`Tuin war es nur ein weiterer ereignisloser Tag, auf seiner/ihrer Reise durch die Unendlichkeit.

Ende



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