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Lady Käsedick vermißt einen Drachen.
Finde den kleinen Liebling bevor es Lady Käsedick das Herz zerbricht und es zu einer Explosion kommt.
Dafür vergebene Note: 12
Es war ein trüber Dienstagmorgen in Ankh-Morpork, der größten und wahrscheinlich auch schmutzigsten Metropole der Scheibenwelt. Gerade betrat die Gefreite Ptracy mit ihrem 4 beinigen Begleiter, ihrem Hund Dios das Wachhaus am Pseudopolisplatz, als sie auch schon die aufgeregte Stimme Kommandeur Rinces vernahm. Gerade war Lady Käsedick eingetroffen, um das Verschwinden eines ihrer Lieblinge zu melden. Es handelte sich dabei um Dragora Grizzagrim von Quirm, ein Exemplar das, wie sie versicherte, schon mehrere Preise gewonnen hatte. Der kleine Kerl war letzte Nacht auf rätselhafte Weise aus seiner Box verschwunden und blieb unauffindbar.
Da die Gefreite heute schon früh aufgestanden war und somit die Erste auf der Wache, außer dem Kommandeur natürlich, sollte sie denn Fall übernehmen. Auf dem Weg zur Käsedick-Villa unterhielt sie sich mit der Lady.
"Und sie sagen, es handle sich bei dem verschwundenem Tier wirklich um einen Drachen?", fragte Ptracy interessiert. "Ich dachte, die seien längst ausgestorben?".
"In gewisser Weise, sie existieren nur noch in der menschlichen Vorstellungskraft. Bei meinen Tieren aber handelt es sich um "Draco vulgaris", also um Sumpfdrachen, die auch in unserer Realität leben.", erwiderte die Lady.
Gebannt lauschte die Gefreite den weiteren Ausführungen Lady Käsedicks. So erfuhr sie zum Beispiel, daß Sumpfdrachen kleinbleibende Geschöpfe mit einem sehr instabilem Verdauungssystem sind und bei Aufregung, Langeweile oder Gefahr einfach explodieren können. Ptracy konnte das kaum glauben, sie war erst vor kurzem von Djelebeby nach Ankh-Morpork gezogen und die Geschehnisse in der Stadt faszinierten sie immer wieder aufs Neue. Nun, eigentlich ist das ja auch kaum verwunderlich, wenn man aus einem Land kommt in dem das vorherrschende Element Sand ist.
"Meine Güte! Die armen Geschöpfe, die Natur hat es wirklich nicht gut mit ihnen gemeint", brachte sie schließlich hervor.
Als sie das Sonnenscheinheim für Drachen erreichten, inspizierte Ptracy als Erstes die Box des Verschwundenen. Dios mußte währenddessen im Garten bleiben, seine Anwesenheit wäre für einige Drachen wohl zuviel gewesen. Seltsamerweise wies die Box keinerlei Beschädigung auf, weswegen das Entweichen des Drachen zunächst rätselhaft blieb.
"Hm, sieht fast so aus als habe ihn jemand gestohlen.", schlußfolgerte die Gefreite schließlich.
"Aber wer sollte so was denn tun? Bitte, sie müssen Dragora finden, bevor ein Unglück geschieht. Ach ich mag gar nicht daran denken.", seufzte die Lady.
"Keine Sorge, ich werde den kleinen Ausreißer schon wiederfinden.", beruhigte Ptracy die aufgebrachte Lady Käsedick. "Haben sie vielleicht einen Gegenstand an dem sein Geruch haftet? Dann könnte Dios seine Fährte aufnehmen."
"Sicher, sein Halsband. Sie können es mitnehmen, hoffentlich hilft es ihnen.", antwortete die Lady und reichte ihr ein rotes Lederhalsband auf das der Name des Drachen gestickt war.
Als Ptracy Dios am Halsband schnuppern ließ, lief er sofort in Richtung Stadtmitte los. Sumpfdrachen haben einen sehr eigenwilligen und unverwechselbaren Geruch, eigentlich sollte es kein Problem sein Dragora zu orten. Doch am Ankh verlor sich seine Spur, inzwischen war es Mittag geworden und der Gestank des Flusses überdeckte alles andere.
Da Ptracy nun nicht wußte, wo sie mit der Suche weitermachen sollte, beschloß sie die Geflickte Trommel aufzusuchen, um erstmal etwas zu essen. Danach fiel das Denken sicher leichter und wer konnte schon sagen, ob sich dadurch nicht ganz andere Perspektiven ergaben. In der Trommel erfuhr man viel, wenn man Ohren und Augen offenhielt. Dies nicht zu tun wäre auch sehr leichtsinnig gewesen, außer wenn man sich am Grund des Ankhs wiederfinden wollte.
Dios lag wie immer friedlich zusammengerollt unter dem Tisch und döste, doch als ein weiterer Gast den Raum betrat schreckte er auf und lief aufgeregt bellend zu ihm.
"Dios, laß das gefälligst! Los bei Fuß!", rief Ptracy erschrocken.
Sofort entschuldigte sie sich bei dem Neuankömmling, doch dann roch sie was Dios so aus der Fassung brachte. Dem Mann heftete dieser unverwechselbare Geruch nach Schwefel und Kohle an. Konnte es sein, daß dieser freundlich aussehende Herr der Entführer von Dragora war?
Als er die Trommel verließ, heftete sie sich an seine Fersen bis zu einem kleinen Haus in der Rauhreifstraße in dem er schließlich verschwand. Ptracy fragte sich, ob sie Verstärkung holen sollte, entschied sich dann aber doch dagegen, da der Mann einen harmlosen Eindruck erweckt hatte und sie noch Dios dabei hatte. Der tat zwar normalerweise keiner Fliege was zu Leide, aber das mußte ja nicht jeder gleich wissen. Also klopfte sie zwei Mal energisch an die Tür, woraufhin ihr auch gleich jemand öffnete. Es war eine kleine untersetzte Frau, hinter der Ptracy zwei etwa 5 und 10 Jahre alte Buben erspähte. Die beiden schienen über die Ankunft eines Mitglieds der Wache ganz und gar nicht erfreut und verschwanden schnell über eine Treppe nach oben. Die Frau dagegen stellte sich als Frau Giebel vor und bat die Gefreite hinein. Sofort war Ptracy klar, daß der Drache hier sein mußte oder zumindest noch bis vor Kurzem war, so intensiv hing der Geruch in der Luft. Als Dios die Treppe nach oben stürmte, wurde Ptracy klar, wer die Schuldigen sein mußten.
"Haben sie in den letzten Stunden nichts ungewöhnliches bemerkt?", fragte sie die Mutter.
Diese erwiderte sofort: " Doch, seit dieser Nacht stinkt es ganz furchtbar und ich fürchte, daß die Kinder heimlich zündeln. Ich mache mir deswegen große Sorgen."
"Oh, ich glaube nicht, daß sie sich in dieser Hinsicht Sorgen machen müssen. Ich denke jedoch, daß ihre Kinder ein als vermißt gemeldetes Tier verstecken. Keine Sorge, wenn sie erlauben werde ich mich gleich darum kümmern.", beruhigte Ptracy sie.
Daß es sich bei dem Tier um einen Drachen handelte, verschwieg sie jedoch. Langsam folgte sie Dios nach oben, wo dieser schon aufgeregt an einer Tür kratzte.
"Du bleibst hier draußen mein Freund, wir wollen doch nichts riskieren, oder?" sagte sie geistesabwesend und tätschelte Dios den Kopf, woraufhin der sich zögernd zurückzog. Vorsichtig öffnete Ptracy die Tür. Die Gesichter die ihr entgegen blickten sprachen Bände.
"Also gut, ich verspreche euch, daß ich es nicht eurer Mama sage und ihr auch keinen Ärger bekommt. Jeder von uns hätte wohl gerne seinen eigenen Drachen, aber man kann nicht alles haben und der kleine Kerl wird bei euch sicher bald krank werden. Nun, wo ist er?", fragte Ptracy in einem Tonfall dem man nur kleinen Kindern gegenüber benutzt. Doch sie mußte gar nicht auf die Antwort warten, denn eine Schublade des Kleiderschranks qualmte sehr verdächtig.
Als sie sie öffnete, schlief dort friedlich zwischen Pullovern und Unterhosen der Gesuchte. Ganz vorsichtig, um ihn bloß nicht zu wecken hob sie ihn heraus und trug ihn zu einem leeren Karton, der in einer Ecke des Zimmers stand. Nachdem sie diesen mit den Wäsche gepolstert hatte, legte sie Dragora hinein und schloß den Deckel.
Bevor sie ging, versprach sie den beiden Jungen noch, daß Lady Käsedick sicher nichts dagegen hätte wenn sie den Kleinen ab und zu besuchen würden, womit sie sich widerwillig zufrieden gaben. Auf dem Weg nach draußen, traf Ptracy die verunsicherte Frau Giebel wieder.
"Und?", fragte diese erwartungsvoll.
Ptracy antwortete: "Alles erledigt, ich habe das Tier gefunden und die Jungen wissen ja wo sie ihre Wäsche wieder abholen können."
Sie ließ die etwas verdutzte Mutter stehen und machte sich auf den Weg zum Sonnenscheinheim.
"Tja Dios, wir haben's wohl geschafft. Ich wünschte alle Fälle würden so glimpflich ausgehen.", murmelt sie wohl eher zu sich und brachte den erschöpften Drachen nach Hause.
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