The Night Ankh-Morpork Died

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von Oberleutnant Daemon Llanddcairfyn
Online seit 27. 02. 2001
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 Außerdem kommen vor: ValeriaaRinceHarryRascaal OhnedurstVidG SchmiedehammerStefan Mann

Die Gildenschüler der Stadt planen eine Revolution zum Sturz der Monarchie.
Ohne König ein recht sinnloses Unterfangen.
Finde mehr darüber heraus!

Dafür vergebene Note: 15


The Night Ankh-Morpork Died


A Tribute To Paper Lace


Die Werbung geht dem Ende zu, man sieht eine actionreiche Vorschau für den großen Sat1-Film der nächsten Woche, langsam gleitet die Hand zur Fernbedienung, zum tausendsten Mal fragt man sich nach der Drei-Tasten-Kombination, mit der die Aufnahme startet, während der Vorspann läuft...


Rote Fahnen flattern über den Bildschirm, Trompeten ertönen, blutrot zerreissen die Flaggen das Bild und werden von einer Explosion zerschmettert.
Emporgerissene Trümmer verdunkeln das Bild.
Ein verliebtes Paar erscheint, Arm in Arm, und schaut über eine Wiese, auf der wilde Reiter herangerast kommen, Geigen kommen zum Thema der Musik hinzu.
Ein rasender Drache erscheint mit tosenden Geschrei und die Kamera schwenkt auf eine weitere Explosion, während die Musik ihrem Höhepunkt zusteuert.
Man sieht Wachen mit blanken Rüstungen und Hellebarden durch den Rauch rennen.
Noch mehr Fahnen, infernalisches Getöse, Feuer, noch mehr Explosionen, dann auf einer roten Fahne in goldenen Lettern der Titel des Films






The Night Ankh-Morpork died.


A Tribute To Paper Lace




Genau das ist der Moment, in dem man durch Zufall die richtigen Tasten erwischt und die Aufnahme beginnt [1]



Es war außergewöhnlich schönes Wetter, die Sonne schien warm und gütig auf die größte Metropole der Scheibenwelt, die Luft erweckte einen klaren und reinen Eindruck (Was natürlich nur eine pitoreske Einbildung des Autors ist), ein Vogel kommt zwitschernd ins Bild und fliegt mit ausgebreiteten Schwingen über den Pseudopolis - Platz, er läßt sich auf einer Fensterbank des Wachhauses nieder und ignoriert einige Geräusche aus dem dahinterliegenden Zimmer, mit denen ein Vogel sowieso recht wenig anfangen könnte, neugierig blinzelt er über den Platz und erspäht eine junge Frau, die wie von Dingen verfolgt auf die Wache zugerannt kommt.


***



Valeriaa riß die Tür auf und war mit einem Satz im Raum und unter einem der Tische. Die anwesenden Wächter ruckten erschrocken auf, einige der aufmerksameren (also die, die nicht geschlafen hatten) griffen zu ihren Waffen. Als jedoch nach einiger Zeit nichts geschah, stand Satan langsam auf und schloß die Tür, die Valeriaa bei ihrem Auftritt offen hatte stehen lassen. Vorsichtig näherte er sich dem Tisch, unter der die Werwölfin saß.
"Valeriaa?", sagte er langsam, während die Umstehenden langsam ihre Waffen wegsteckten.
"Was?", ertönte es unter der Tischplatte.
"Ähh. Was tust Du da unten?"
"Mich verstecken."
"Valeriaa?"
"Was ist?"
"Wovor versteckst Du Dich?"
Die Wächterin lugte vorsichtig unter dem Tisch hervor.
"Na, vor der Revolution.", flüsterte sie, während sie mißtrauisch durch den Raum spähte.
"Valeriaa.", Satan schlug einen langsamen, vorsichtigen Tonfall an, der sonst wahnsinnigen Hausfrauen reserviert ist, die ihren Mann eines Abends mit ihrer neuen 9mm Sig Sauer überraschen, "Möchtest Du uns von dieser‚ Revolution' erzählen?", die Werwölfin überlegte kurz.
"Die Schüler aller Gilden scheinen sich verbündet zu haben und wollen den König stürzen.", sagte sie leise. Satan dachte kurz nach.
"Du weißt schon,", erwiderte er schließlich, "dass wir hier schon lange keinen Monarchen mehr haben?"
"Du kannst mir sagen, was Du willst.", zischte es unter dem Schreibtisch her, "Ich weiß, was ich gehört habe. Alle Schüler und Studenten der Stadt sitzen im XYZ-Café und planen den Umsturz."
Neugierig näherten sich die übrigen Wächter den Beiden.
Rince trat zwischen seine Leute und hockte sich neben den Schreibtisch, unter dem Valeriaa 'in Stellung gegangen' war.
"Feldwebel!?", rief er.
"Ja?", fragte sie.
"Wie kommst Du auf solche Gedanken?"
"Ich war auf Streife und kam an diesem Café vorbei. Da hörte ich, wie sie drinnen über Revolution sprachen. 'Heute wird Geschichte gemacht', sagten sie. Tod und Entsetzen sage ich euch.", sie kroch wieder unter den Tisch.

In einer stillen Ecke des Raums sassen zwei Gnome und beachteten die Szene nicht weiter.
"Jetzt habe ich Dich erwischt!", Harry sprang auf, "Dieses Mal habe ich die selben Karten, wie du vorhin, und du willst mir erzählen, dass ich verloren habe. Du mogelst!"
Eisige Stille trat auf diese Äußerung ein. Kleine, scharfe, nicht vollkommen gnomige Augen musterten ihn.
"Uh oh.", machte Harry, "Ähm, Venezia, ich meine..."
"Du hast Recht.", sagte die.
"Was?", fragte der Chief-Korporal verblüfft nach.
"Du hast Recht.", sagte Venezia noch einmal und seufzte, "Du hast die selben Karten wie ich vorhin."
Harry kniff mißtrauisch die Augen zusammen.
"Das heißt, ich habe gewonnen?"
"Nein."
"Nein?"
"Nein."
"Aber warum nicht? Du hast doch grade selber gesagt...", begann er wieder mit seiner Argumentation.
"Du hast verloren, weil ICH den Webel habe.", unterbrach Venezia.
"Das stimmt nicht, ich weiß genau, das alle fünf Webel-Karten im Stock liegen, ich habe extra drauf geachtet.", behauptete der Gnom. Venezia klopfte wie beiläufig auf ihre Schulterklappen.
"Oh.", Harry seufzte, "Ich verstehe, den Webel.", Venezia nickte ihm zu, "Und? Wieviel schulde ich dir jetzt?"

Während dieser Unterhaltung hatte Rince gedankenverloren in der Mitte des Wachraumes gestanden. Dann ging er langsam zu Valeriaa.
"Ich nehme an, Du bist nicht bereit, diesen Fall zu übernehmen, wie?", fragte er die Tischplatte.
"Darauf kannst du Gift nehmen. Kannst ja von mir aus einen der Offiziere schicken. Ich werde zu schlecht bezahlt, um mich von einem Rudel verücktgewordener Assassinenschüler zerfetzen zu lassen.", Rince nickte.
"Rascaal?", er sah sich suchend nach dem Vampyr um.
"Vergiß es.", kam sofort die Antwort aus einer der Ecken des Raumes. Die Wächterpopulation des Raumes schien sich mit einem Male überhaupt stark auf die Ecken zu konzentrieren, "Revolutionen sind nicht mein Fachgebiet. Frag Steingesicht, der kennt sich mit sowas aus.", der Vampyr schaffte es zur Treppe und brachte sich ins Obergeschoß aus der Reichweite seines Vorgesetzten. Rince sah sich um und erblickte den Geist, der gerade zur Kellertür geschlichen war.
"Und was ist mit dir?", rief der Kommandeur ihm zu.
"Äh...", machte Steingesicht, "Du weißt doch, ich bin grad erst aus dem Urlaub zurück und es ist soviel liegen geblieben. Ich muß erstmal die ganzen Akten unterbringen, sortieren, katalogisieren, archivieren... Du kennst das ja.", er verschwand im Keller, ohne sich voher die Mühe zu machen, die Tür zu öffnen.
Rince schnaubte und stapfte die Treppe zu seinem Büro empor. 'Offiziere. Wo sind die nur, wenn man sie braucht? Nichtmal 'nen zweiten Kommandeur hat man, dass man mal selbst der Sache nachgehen könnte.' Er streckte die Hand nach dem Türgiff aus, um sich in seinem Büro ein wenig in eine Flasche Bärdrückers Gut-und-billig aufzuregen, als einige laute und sehr eindeutige Geräusche den Flur entlanghallten.
Mißmutig schaute der Kommandeur den Gang hinunter. Dann machte er sich daran, seinem Ärger Ausdruck zu verleihen.
"Daemon! Cassandra! Seid gefälligst leiser! Es wird sowieso mal Zeit, dass ihr damit aufhört! Cassy's Ausbildung ist längst vorbei!", er wandte sich wieder ab und wollte sein Büro betreten, als ihm noch etwas einfiel, "Daemon könnte endlich mal anfangen, sich wie der Offizier zu benehmen, als der er bezahlt wird!", brüllte er.
Jetzt vollkommen beruhigt und ausgeglichen wollte Rince sein Arbeitszimmer betreten, als eine kleine Information vorsichtig bei seinem Bewußtsein an die Haustür klopfte. '... der Offizier zu benehmen, als der er bezahlt wird... hmmmm...'


***



Rascaal und Lavaeolus waren nur zu gern bereit, Rince dabei zu helfen, Daemon aus dem Büro heraus zu holen. Während der Oberleutnant zwischen den beiden in der Luft hing, kreischte Cassandra hinter ihnen.
"No, I can't let you go!"
Doch Daemon, der wußte, dass es kein Entrinnen mehr gab und die Arbeit unerbittlich auf ihn zukam, konnte nur antworten:
"Sorry, Eva, I just have to go."
Die kleine Hexe kniff die Augen zusammen.
"WER ist Eva?"
"Rennt, Jungs, rennt!", brüllte Daemon und seine beiden Träger, die sich in ihrer Rolle irgendwie mißverstanden fühlten, stoben mit ihm in der Mitte den Flur hinunter und die Treppe hinab.

"Du solltest wirklich.. schnauf... aufhören... prust.. diese musikalischen Klicker... SCHNAUF... zu sehen.", keuchte Lavaeolus, als sie in der relativen Sicherheit des Umkleideraums waren.
"Genau.", sagte Rascaal bestätigend, "ständig... röchel.. zitierst du Textstellen ohne... hust... Zusammenhang."
Lavaeolus und Daemon sahen den Hauptmann an.
"Warum stöhnst DU eigentlich so?"
"Oh.", sagte der Vampyr, "Reine Gewohnheit, schätze ich."


***



Daemon stapfte im unaufälligem, zivilen Gewand durch die Straßen zum XYZ-Café. Diese Kaffee - Stube war ein bekannter Treff für die Schüler der Stadt, die dort ihren Orno ausgaben (oder was sie über den Tag erschnorrt hatten, wenn sie Schüler der Bettler - Gilde waren) und sich darüber ausliessen, um wie viel besser ihre Gilde gegenüber allen anderen war (meistens gab man letztendlich den Assassinen recht).
Bald hatte er das Haus erreicht und verschwand unauffällig in einer Seitengasse (Schon erstaunlich, wie viele Seitengassen diese Stadt besitzt, nicht wahr?) Langsam schob er sich im dämmrigen Licht der Gasse an ein Seitenfenster des Café's und lauschte hinein...

"Sie ist wie ein... ähm.. Engel?" flüsterflüster "Ein Engel der Liebe und des Glücks... äääh...."
"Marjus, Du bist wie ein Kind, dass nicht.. hmm... also... Du gehörst nicht dazu... hmpf..." flüsterflüsterFLÜSTER "Ah ja, genau... Nichts wollen wir von Liebe hör'n, wir nur auf den Kampfe schwör'n... war das so richtig?" seufz

'Aha.', dachte Daemon bei sich, 'Kämpfen wollen sie also.'
Um mehr über das Wann und Wo herauszufinden, verließ er die Gasse und betrat das XYZ-Café. Mehrere Personen drehten sich bei seinem Eintreten zu ihm um und starrten ihn an und schnell versicherte er, er sei ein Schüler der Kanal - und - Abflußgilde, das sich ihnen anschließen wollte. Daraufhin rümpften zwar einige die Nase, nickten aber schließlich und wandten sich ab. Weiter hinten im Lokal posierten zwei Schüler, nach ihrer Kleidung zu urteilen einer wohl ein Assassine, der andere ein Dieb, und unterhielten sich lautstark, so dass jeder im Raum, ob er wollte oder nicht, zuhören mußte. Die Gäste allerdings störten sich nicht daran, sondern verfolgten im Gegenteil noch das Gespräch äußerst interessiert. Daemon machte sich daran, ihrem Beispiel Folge zu leisten.

"Für Deine Liebe bleibt uns keine Zeit, wir machen uns zum Kampf bereit.", verkündete der Assassine und hob eine Faust gen Zimmerdecke.
"Wie kann ich kämpfen, wenn SIE dort draussen ist?", fragte der Dieb.
"Sei's wie es sei, bald verrinnt die Friedensfrist. Des König's Joch wird abgeschüttelt, wie Wind an einem Zweige rüttelt... ähhm.. jawohl!", erwiderte der Meuchelmörder. In den Reihen der Gäste erhob sich vereinzelter Jubel.
"Sammelt Möbel, Karren, Unrat, Barrikaden wir errichten wollen im Morgengrauen!", rief der Redner ihnen zu.
Daemon hatte genug gehört, er mußte jetzt eingreifen, bevor die beiden Jungen mit dem Reime - Tick sämtliche Teenager der Stadt zum Aufstand aufgestachelt hätten. Mit einer weiten Bewegung warf er seinen Umhang weg und die glänzende Rüstung wurde sichtbar, während er noch seine Marke wie einen Schild vor sich hielt, schrie er mit überschlagender Stimme in den Raum:
"Stadtwache von Ankh-Morpork! Ihr seid auf frischer Tat ertappt! Ergebt euch und es wird euch nichts geschehen!"
Als die ersten Schwerter gezogen wurden und vereinzelte Armbrustbolzen in seiner Nähe einschlugen, begann er an der Sinnhaftigkeit seines Plans zu zweifeln.
"Uh oh.", sagte er, während der Assassine, der zuvor geredet hatte, auf ihn zukam.
"Die Stadtwache hat hier nichts zu suchen. Verschwinde, Wächter, solange Du noch kannst. Und hüte Dich, etwas zu verraten."
Daemon starrte ihn weniger an, als die Großzahl von Waffen, mit denen Assassinen, Diebe, Alchemisten und sogar Narren auf ihn einzudringen drohten. Er schluckte, wandte sich um und trat einen hastigen Rückzug an.


***



Rince saß ruhig hinter seinem Schreibtisch, um ihn herum standen Rascaal, Ptracy, Daemon und Lewton. Schon allein diese Zusammenstellung hatte den Wächtern unten im Wachraum gezeigt, dass es sich um eine Krisensitzung handelte. Oder um eine Gelage höherer Ebene.
Viele der Wächter erinnerten sich an Valeriaa's Geschichte vom Morgen und vereinzelt wurden Stimmen laut (natürlich nur flüsternd), die beteuerten, wie schön Quirm um diese Jahreszeit sei.
Rince sah von Einem zum Anderen.
"Das ist eine ernste Sache.", sagte der Kommandeur langsam. Die Anwesenden nickten.
"Könnte übel enden, wenn sich tatsächlich alle zusammen tun.", bestätigte Ptracy.
"Sogar die Narren... Was ist bloß in die jungen Leute gefahren?", murmelte Lewton und schüttelte den Kopf.
"Zumal es seid Jahrhunderten keinen König in Ankh-Morpork gibt. Es ist alles sehr mysteriös.", warf Rascaal ein.
"Ich denke, sie werden den Patrizier meinen.", vermutete Daemon, "Wer weiß schon, was die Jugend heute mit ihrer Sprache meint. Bei denen bedeutet 'kühl' ja auch 'super'.", er seufzte.
Rince nickte und überlegte kurz.
"Wir müssen die Bande sofort ausheben und die Rädelsführer packen.", sagte er und stieß mit der Faust auf den Tisch, "Lewton! Schnapp dir ein paar Leute und gehe zum Vetinari's Palast, wenn etwas schief geht, könnte die Wache dort Hilfe gebrauchen.", der Werwolf nickte, "Ptracy?", die Frau Oberleutnant sah auf, "Solltest Du nicht Lavaeolus beim Umzug helfen?", fragte der Kommandeur mißtrauisch, "Na, sei's drum. Du und Rascaal nehmt einen Teil und achtet auf den Straßen auf Unruhen, Randale, Barrikadenbaustellen und so.", er nickte Daemon zu, "Und du nimmst Dir den Rest und stürmst dieses Café. Los jetzt! Wir haben (mal wieder) eine Stadt zu retten!", er machte eine aufscheuchende Handbewegung. Die Offiziere blieben ruhig stehen.
"Was ist denn noch?", fragte Rince.
"Was machst DU während wir uns mit dem wütenden Mob anlegen?", fragte Ptracy.
"Also, äh, das ist ja wohl...", schnappte Rince, "Was sollen denn diese Fragen? Also wirklich... Raus jetzt!"


***



"Wohin gehen wir, Dae?", fragte Jolin, während sie ihre zweite Armbrust spannte.
"Zum XYZ-Café.", antwortete Daemon und lief weiter. Auch er hatte seine Armbrust in der Hand, obwohl ihm bereits jetzt klar war, dass sie ihm nichts nützen würde.
"Zu wem gehen wir?", fragte Mückensturm ein wenig später, während er seine fünfte Armbrust spannte.
"Zu einigen aufsässigen Studenten, die die Stadt mit Chaos überziehen wollen.", antwortete der Oberleutnant und steckte seine Waffe wieder weg, wenn er nicht aufpasste, würde er damit noch jemandem weh tun.
"Irgendwelche Pläne, Chef?", fragte Schmiedehammer, während er den Sitz seiner Wurfäxte am Gürtel prüfte.
"Hmm.", machte der Angesprochene und blieb kurz stehen, "Ich denke, da werde ich euch freie Hand lassen.", er grinste innerlich bei dem Gedanken. Hoffentlich hatten die Trolle schon den 'Öffner' vor dem Café installiert, wenn sie ankommen würden.
Sie gingen weiter und erreichten schließlich das XYZ.
"So, da wären wir. Und wie es aussieht, sind die Studenten immer noch drin.", verkündete Daemon.
"Darf ich jetzt? Darf ich jetzt?", Voll-in-die-Grütze hielt ungeduldig seine Äxte in den Händen. Es war erstaunlich, wie viel Axt in eine kleine Zwergenhand passte.
"Moment, Zad macht uns eben noch die Tür auf.", der Oberleutnant mit der kleinen Regenwolke über dem Kopf (ihm wäre nicht im Traum eingefallen, dass sie der Grund für den respektvollen Abstand seiner Männer [und Frau] sein könnte) deutete auf die gewaltige Armbrust, die vor dem Café auf der Straße verankert worden war. Sie ruhte auf einem komplexen Gestell mit Laufbändern, Keilriemen, Zahnrädern und Kurbeln, in dessen Mitte Zaddam Boschnigg auf dem Bedienerstuhl des 'Öffners' saß.
"Okay. Ausrichten.", sagte Daemon. Der Hauptgefreite begann, an Rädern und Hebeln zu hantieren und die Spitze des riesigen Bolzens richtete sich auf die Hausfront des XYZ.
"Spannt... die Sehne.", raunte Daemon.
Die Wächter drehten gemeinsam eine wesentlich größere Kurbel, die die dicke Sehne der Apparatur nach hinten zog, bis sie schließlich hinter dem Bolzen einrastete.
"Achtung... Feu...", eine Axt flog an dem Oberleutnant vorbei und bohrte sich mit der Schneide in das Holz der Eingangstür des Café's.
"Schmiedehammer!", zischte Jolin, der Zwerg sah beschämt zu Boden.
Daemon zuckte mit den Schultern und setzte wieder an.
"AAAAaaachtung... Feue..." "Hoffentlich klappt es dieses Mal sofort. Wißt ihr noch, wie peinlich es war, als sie das letzte Mal nicht losgegangen ist?", sagte Mückensturm laut.
"Könntet ihr bitte mal aufhören, mich ständig zu unterbrechen?", schrie Daemon, "Wenn das so weitergeht, werdet ihr alle geFEUERt!"
Zaddam drückte einen winzigen, unbedeutend wirkenden Knopf und der gigantische Bolzen raste los. Er schlug auf die Wand des XYZ auf und brachte sie zum Wanken. Ein Loch entstand am Aufschlagspunkt, Holzsplitter aller Größen sprengten davon weg, Steine flogen umher, die Wand stürzte in sich zusammen und gab den Blick auf das dahinter liegende Trümmerfeld frei, Staub erhob sich und durch diesen Nebel stürmten die vier Wächter, wild damit beschäftigt, Bolzen und Äxten durch die Luft zu befördern.

Nach einiger Zeit dieser Munitionsverschwendung blieben sie stehen und sahen sich um: Der vordere Teil des XYZ lag in Trümmern, Steine lagen kreuz und quer umher, unter den Tischen konnte man erschrockende Schüler sehen und hinten, wo zuvor die beiden Aufwiegler gesprochen hatten, sah man jetzt den Dieb mit einer jungen Frau, allem Anschein nach eine Näherin ('Die also auch', dachte Daemon), im Arm.
"Stadtwache von Ankh-Morpork.", schrie Daemon, "Nochmal.", fügte er hinzu. Seine drei Begleiter begannen inzwischen mit mit einer systematischen Zerstörung der Inneneinrichtung.
"Ihr seid alle wegen aufwieglerischen Verhalten, Anstiftung zum Aufstand und Planung einer anti-monarchistischen Revolte verhaftet.", rief der Oberleutnant, während weiter links einige Vorhänge von Brandpfeilen entzündet in Flammen aufgingen.
"Desweiteren werdet ihr angeklagt werden des Angriffes auf die Stadtwache, unangemeldeter Versammlung und...", Schmiedehammer traf im Wirbeln einen der Schüler mit dem Knauf seiner Axt, beide gingen, mehr aus Überraschung als aus Notwendigkeit, zu Boden, "...und wegen Widersetzung gegen die Verhaftung."
"Ähm, Daemon...?", Jolin stand an einem der noch stehenden Tische.
"Was ist, siehst Du nicht, dass ich grad bei einer Varhaftung bin?"
Die Jägerin hob ein Plakat von dem Stapel hoch, der vor ihr lag.
"Hier steht etwas von einer Aufführung der Gildenschüler zum Seelenkuchenfest.", sagte sie langsam, während Schmiedehammer sich hinter ihr daran machte, die Bar zu zerhacken.
"Ja? Und?", fragte Daemon, er begann nervös, mit der Marke in seinen Fingern herumzuspielen.
"Hier steht auch, dass es eine musikalische Sache sein wird. 'Mit fielen Raimen'."
"Soso.", erwiderte der Oberleutnant. Ein Krachen im Hintergrund verriet, dass Mückensturm schließlich doch noch den Holzpfosten durchbekommen hatte, der bis gerade die Treppe ins Obergeschoss gehalten hatte.
"Es soll 'fonne dem historischän Eraignissän' handeln, kurz bevor der letzte König gestürzt wurde.", fuhr Jolin fort, Schmiedehammer war mit der Theke fertig und arbeitete sich und seine Äxte nun durch das Regal mit erlesenen Spituosen dahinter.
"Interessant.", flüsterte Daemon, als einige der Schüler unter den Tischen hervorkamen und sich wütend ihm näherten.
"Weil sie wohl nicht ganz so gut singen, hat sich die Gesangsgruppe den Namen Die Elenden gegeben, ist das nicht witzig?", entfuhr es der Jägerin.
"Sehr witzig. Ja. Ha ha.", antwortete er, während er einige Schritte zurückwich und mit dem Fuß gegen etwas stieß, dass vor ihrem Eintreffen so etwas wie eine handgearbeitet Kulisse gewesen sein mußte, "Ich habe gehört, Quirm soll um diese Jahreszeit sehr schön sein.", murmelte er...
"Das habe ich auch gehört, aber wie kommst Du jetzt da drauf?", fragte Jolin, doch ihr Vorgesetzter hatte den Raum, oder das, das davon übrig war, bereits verlassen. 'Erstaunlich, wie schnell er rennen kann.', dachte die Jägerin, 'Aber diese Studenten sind auch ganz schön flink, bin gespannt, wer den Wettlauf gewinnt.'
Sie rief nach ihren beiden Kollegern und kehrte zum Bericht ins Wachhaus zurück.


ENDE




[1] Das ist ein Gesetz moderner Geräte, wenn man man die Aufnahme verspätet startet. Wenn das Band endlich läuft, dann direkt nach dem Titel, so dass man beim späteren Ansehen der (natürlich unbeschrifteten) Kassette nie sofort weiß, ob man die richtige eingelegt hat. Manche, noch modernere, Geräte schaffen es sogar, das Titelbild mit aufzunehmen und gerade so weit zu verzerren, dass man es nicht mehr erkennen kann.




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