Leonardo's Visionen Teil IV

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Leonardos Visionen IV
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Am 12. Oktober 1492 betrat eine Gruppe von spanischen Seeleuten unter der Führung des Genuesers Cristoforo Colombo, der sich Cristobal Colon nannte, eine kleine Insel, nachdem sie den atlantischen Ozean in westliche Richtung überquert hatten.

"Also doch!!!!" ich hatte das Datum in der Datenbank der Kantine X überprüft.

Wenigstens war dieses Kaff durch Internet an die Zivilisation angebunden. Momentan ärgerte ich mich wirklich, daß ich hier war. In meiner großen schönen Stadt wäre alles viel einfacher gewesen. Ein kurzes Verhör und dann wäre dieser seltsame Kauz ziemlich schnell in der nächsten Nervenanstalt gelandet. DAS war jetzt wirklich kein Fall für die Kantine X. Wir hatten genug andere Sorgen. Inhalers, Money-Ripper, Monster. DAS waren unsere Aufgaben und was machten wir? Wir verhörten ein kleines Männchen, von dem wir nichts aber auch gar nichts wußten. Die Datenbank hatte weder was über den Ort Ankh-Morpork noch über seinen Namen ausgespuckt. Ich hatte das ungute Gefühl, daß er gar nicht so verwirrt war, wie es den Anschein hatte. Ich hatte gehofft, daß die Basis uns von hier abziehen würde und diesen Fall "anderen" Leuten zu überlassen, aber ich hatte mich geirrt. Ausnahmsweise war der Chief Oberboss vor Ort und er befand die ganze Sache als überaus wichtig. Informationen bekam ich, wie immer, keine. Ich liebe es, wenn Fälle so beginnen. Kein Name, kein Wohnort, keine Informationen. Nun gut, ich würde diesem da Quirm mal nach Art des Hauses auf die Zähne fühlen. Im Fernsehen blinkte noch einmal kurz das Entdeckungsdatum Amerikas auf. Kopfschüttelnd zog ich meinen Mantel an, der vom Regen immer noch völlig durchweicht war und kalt.

"Die Presse wird auch immer schlampiger!!" dachte ich mir und drückte die Standby-Taste. Auf dem Weg zur Tür quetschte ich meine müden Füße in meine schlammbedeckten Schuhe. Ein großer, tiefer Kratzer zierte das Leder.

"Da werden wohl neue fällig." dachte ich, griff nach den Schlüsseln und zog die Tür hinter mir zu.

Die Tür zu König Pilsners Hotelzimmer - wenn man diesen kakerlackenverseuchten Ort so nennen darf - war nur angelehnt. Ich klopfte leise und trat ein. Ein Lächeln huschte mir übers Gesicht. Er hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht, die Schuhe auszuziehen. In voller Montur lag er quer über dem Bett und seltsame Schnarchgeräusche kamen aus seiner Richtung. Ich machte kehrt. Wir würden ihn nicht unbedingt brauchen.

Ich klopfte an Fins Tür. Sie saß unter ihrer spirituellen Pyramide und meditierte. "Schnell weg hier!" Der Gedanke, daß ich mir die ganze Fahrt zum Polizeirevier ihre Visionen anhören mußte begeisterten mich nicht. Besonders nicht um diese Uhrzeit.

Ich ging über den schmutzigen Hof, der spärlich von einer defekten Lampe beleuchtet wurde und öffnete die Tür unseres angeschrotteten Autos. Ohne Probleme sprang der Wagen an und ich fuhr vom Parkplatz. Enge mit Kopfsteinpflaster bedeckte Straßen zeichneten diesen Ort besonders aus. Andere Menschen wären wohl von der Romantik begeistert gewesen. Mich ärgerte die schlechte Haftung der Reifen. Ein blasse Leuchtschild begrüßte mich stumm, als ich das Polizeirevier erreichte. Mr. Humptington kam mir eilenden Schrittes entgegen. Überhaupt schienen mir alle in heller Aufregung zu sein.

"Agent ACNT" rief er mir zu

"Super-Special-Agent ACNT!!!" So viel Zeit muß sein. Schließlich bin ich nicht irgendwer!

"Super-Special-Agent ACNT!" kam es in einem noch genervteren Ton. "da Quirm ist verschwunden"

"ER IST WAS?!`?!"

"Verschwunden! Wir wissen nicht wie und wohin. Plötzlich war er einfach weg!" Er sah zu Boden.

Ich atmete lange und tief ein.

"So, er ist verschwunden. Einfach so, in der Luft!" Ich konnte mir ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen.

"Hören Sie. Keiner verschwindet einfach so. Es gibt immer einen logischen Grund" (naja, manchmal auch nicht, aber das waren wirklich Sonderfälle und da Quirm hatte zu viel Materie, um einfach so zu verschwinden.)

Ich folgte ihm ins Gebäude. Meine Frage, warum ich nicht umgehend informiert worden war, erklärte er damit, daß es ihnen erst vor wenigen Minuten aufgefallen war. Ich schluckte den Ärger hinunter und betrat den Hauptraum. Ratlose Gesichter sahen mir entgegen.

Im Fernseher des Gemeinschaftsraumes lief die Wiederholung des Endspiels. Ich hasse Fußball. Aber ich konnte mir genau ausmalen, wie das gelaufen war. Ich ging zur Zelle und prüfte das Schloß. Es war unbeschädigt. Ein Teller und ein Glas standen auf dem Boden, beides war leer.

"Kann es sein, meine Herren, daß derjenige, der unserem Gefangenen sein Abendessen gebracht hat, zufällig vergessen hat die Tür zu zuschließen???" Die letzten Worte kamen mit Nachdruck.

Als bei einem jungen, schlacksigen Polizisten der typische Ups-Effekt eintrat, hatte ich wirklich Mühe ruhig zu bleiben.

"O.k. es werden sofort Suchmannschaften gebildet. Dieser da Quirm kann durchaus geistesgestört sein und wir haben keine Ahnung, wie gefährlich er ist. Wenn ich ehrlich bin, wissen wir gar nichts über ihn. Vielleicht bringt er sich selbst in Gefahr. Wir müssen ihn auf jeden Fall wieder in die Finger bekommen! Jetzt bewegen Sie sich schon!"

Ich war wirklich zornig! Ich beauftragte Mr. Humptington mit der Zusammenstellung der Mannschaften und machte mich auf den Weg zurück zum Hotel, um die Ausrüstung zu holen und Agent König Pilsner doch aus dem Schlaf zu reißen. Fin Carcass würden da Quirm mit ihren mentalen Kräften schon aufspüren und dann gnade ihm Gott! Ich war müde, ich war hungrig, meine Klamotten klebten an meinem Körper und meine 150 Dollar Schuhe waren hinüber. Das war nun wirklich kein guter Tag, wirklich nicht.



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