Der Stein der Greisen

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von Oberleutnant Ptracy
Online seit 11. 01. 2001
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Auch die "abolut neuesete Träne" von Offler ist verschwunden.
Venezia schwört, dass kein Knurblich seine Hand im Spiel hatte.
Auch die Diebesgilde ist ratlos.
Wer findet den Dieb?

Dafür vergebene Note: 13

"Und?", fragte Ptracy. "Hast du die Fallakte endlich gefunden?"
"Noch nicht, aber ich bin nah dran", antwortete das mittlere Schubfach des Aktenschranks dumpf.
"Darf ich dich etwas fragen?", erklang die Stimme des Kommandeurs hinter Oberleutnant Ptracy. "Redest du gerade mit diesem Schrank?"
Von dem plötzlichen Auftauchen Rinces überrascht, fuhr Ptracy herum und blickte in ein besorgtes Gesicht. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als das Schubfach sich lautstark beschwerte. "Hey, kann mir vielleicht mal jemand helfen!"
Ptracy musste unwillkürlich grinsen, als sie den Gesichtsausdruck des Kommandeurs sah. Vorsichtig tastete sie zwischen den Unterlagen und hob etwas daraus hervor. Rince entspannte sich wieder.
"Guten Morgen Chief-Korporal.", begrüßte er Venezia. "Es ist heute Nacht zu einem Zwischenfall in Offlers Tempel gekommen", wechselte Rince geschickt das Thema. "Offlers neueste Träne ist gestohlen worden und es gibt ausnahmsweise auch einen Zeugen. Ich möchte, dass du dich sofort darum kümmerst. Der Chief-Korporal kommt sicher auch allein klar."
"Sicherlich, aber ich könnte vielleicht Hilfe gebrauchen. Das Sortieren kann einer der neuen Rekruten übernehmen", bemerkte Ptracy schnell, als sie das zwischen Enttäuschung und Wut schwankende Gesicht Venezias sah.
Wenige Minuten später standen die beiden Wächter in einer riesigen Halle, in der vor wenigen Stunden die Träne verschwunden war und warteten auf den angeblichen Zeugen.
"Danke übrigens", warf Venezia in den Raum, so dass man nicht genau sagen konnte, ob die Worte Ptracy oder einer der vielen umstehenden Statuen galten.
"Schon in Ordnung", kam genauso ungerichtet zurück. Die Architektur schien plötzlich wahnsinnig interessant.
Schließlich erlöste sie der herbeieilende Zeuge aus dieser prekären Situation.
"Endlich!", rief er ihnen schon von weitem entgegen. "Ich habe schon vor Stunden Anzeige erstattet!"
Man erfuhr, dass die Träne direkt nach ihrer Entdeckung letzte Woche nach Ankh-Morpork gebracht worden war. Seltsam kam den Wächtern allerdings die Beschreibung des Diebes vor.
"Also, er/sie/es war (vermutlich) menschlich, (etwas) klein, hatte (wahrscheinlich) wild zerzauste Haare, trug einen (fast) schwarzen Umhang und ritt auf einem besenähnlichen Objekt?", fasste Ptracy zusammen.
"Genau! Außerdem hatte es (mindestens) vier Augen und eine (garantiert) Tic-Tac-Toe-förmige Narbe auf der Stirn", fügte der Zeuge wild gestikulierend hinzu.
Kurz darauf befanden sich die beiden Wächter wieder vor dem Tempel und überlegten wie nun vorzugehen sei.
"Klang nach einer Hexe mit einer dieser neumodischen Sehhilfen", analysierte Ptracy die Situation.
"Seh ich auch so", pflichtete Venezia ihr bei. "Und wo fangen wir an?"
"Keine Ahnung, eine solche Person ist in unseren Akten bisher nicht aufgeführt", Ptracy zuckte ratlos mit den Schultern.
"Au!", Venezia schrie laut auf, als sie etwas am Kopf traf. Es sah aus wie eine Brille, sofort blickten die Wächter nach oben.
"Ups", sagt die über ihnen auf einem Besen kreisende Gestalt und schoss davon.
Die Wächter nahmen zu Fuß die Verfolgung auf.
"Das...hat...keinen...Sinn!", schnaufte der Oberleutnant. "Aber...ich habe...eine Idee." Ptracy zog ihre Schleuder aus dem Gürtel.
"Nein, nicht das!", wehrte Venezia sich heftig.
Doch Ptracys vorwurfsvoller Blick überzeugte die pflichtbewusste Gnomin dann doch. Ptracy zielte und etwas schoss laut fluchend, mit einem Säbel zwischen den Zähnen, auf den Flüchtigen zu.
"Verdammt!", Ptracy riss entsetzt die Augen auf, sie hatte vergessen die Windrichtung zu berechnen.
Venezia wäre abgestürzt, wenn der vermeintliche Dieb nicht so dumm gewesen wäre nach der Gnomin zu greifen.
"Ich hab den Natz gefangen! Ich habe gewonnen!"
Sekundenbruchteile später schlug ein kämpfendes Knäuel hart auf dem Boden auf. Venezia hielt dem Gegner die Klinge an die Kehle, bereit bei der geringsten Gegenwehr Gebrauch davon zu machen. Ptracy blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen, vor ihr lag ein kleiner Junge im Staub.
"Gut gemacht!", lobte sie den Chief-Korporal und zog dabei das Kind auf die Füße. "Wie heißt du?"
"Barry, Barry Schlotter!", antwortete dieser trotzig.
"Wo hast du die Träne versteckt?", bohrte Ptracy weiter.
"Du meinst den Stein der Greisen!? Er gehört mir!"
Nach kurzer Durchsuchung fand Venezia das gestohlene Objekt in einer der zahlreichen Manteltaschen des jungen Diebes.
"Und jetzt sagst du mir noch wo du wohnst, damit ich deine Eltern benachrichtigen kann", befahl Ptracy dem Jungen, der sich in ihrem Griff hin und her wand.
"Ich lebe in Hofwärts, ich habe nämlich gar keine Eltern mehr. Aber da wirst du Moppel nie hinkommen!", fauchte Barry und stieß mannigfaltige Verwünschungen aus.
"Du brauchst nicht gleich frech werden", schimpfte Ptracy, mit einem prüfenden Blick auf ihre Figur. "Wir nehmen dich erst mal mit zur Wache."
"Das wird Euch noch leid tun! Ich habe Du-weißt-schon-welchen-Idioten besiegt, da werde ich euch mit Leichtigkeit bezwingen!", drohte Barry und schaffte es irgendwie sich loszureißen. "Lirum, Larum, verwandlum dichum inum einum Krötum!"
Kleine Funken stoben von Barrys Fingern und erloschen noch, bevor sie die Wächter erreichten.
"Mist, sonst hat der Spruch immer funktioniert."
Bewusstlos sank der Junge zu Boden.
"Chief-Korporal Venezia!, ermahnte Ptracy die Gnomin ärgerlich. "Er ist doch nur ein dummes Kind. Das mir das nicht mehr vorkommt!"
Ptracy hob den Jungen vorsichtig hoch und machte sich auf den Weg zur Wache. "Das kommt von den vielen schlechten Klickern, das ist meine Meinung", erwiderte Venezia trocken und folgte ihr.






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