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Für Rekruten (nur zweities):
Wie ich zur Wache kam...
Dafür vergebene Note: 11
Dunkel schweb ich auf der Stelle
zwischen Steinen in der Luft
Dunkel die Gedanken wandern
zwischen Tränen in der Gruft
Wird der Tag mich je erreichen
Licht auf meine Füße falln
Dunkel meine Seele wird bleiben
bleibt gefangen unter Steinen
~ Ephraims Leiden, Überwaldische Volksmythen
Man sagt in der Festung Waltod wird es niemals Tag.
Kein Licht dringt ein, wie groß das Fenster auch sei.
Kein Ton findet den Weg, wie laut und flehend er auch sein möge.
Die Kreaturen die hier leben kommen aus dem dunkeln.
Sie werden nie das Licht sehen.
Es gibt kein entkommen.
Wird auch das Wasser deine Füße waschen
Regen deine Schmerzen reinigen
Waltod lässt dich nicht los.
Du kannst nicht entkommen.
Einmal hier, wohnt die Dunkelheit für immer in dir.
Wartend. Harrend.
Glaubst du dich befreit,
bist du soweit.
Waltod kommt
und holt dich.
An einem anderen Ort der nur heller ist weil es nirgends dunkler ist, fällt ein Buch zu Boden.
Ein leiser, fast zärtlicher Schrei ertönt, geht in ein lustvolles seufzen über und wird bald von Sauggeräuschen übertönt.
Erneut ist jemand hinein gegangen, für den es nie wieder Tag werden wird.
Lucifer V. von Dunkelfels tupfte sich stilvoll den Mund ab und zupfte sein blütenweises Hemd gerade. "Igor.", rief er leise. "Bitte bring die Dame nach draußen."
"Ja Meifter, ich hole die Faufel." er schlurfte davon während sein Herr den Raum verließ und in Richtung der großen Gruft ging. Vor einer Zusammenkunft stärkte er sich immer gern - Manche Gäste brachten menschliche Begleitung für spätere Vergnügungen mit und es war nie eine gute idee, hungrig zu wirken. "Eusibert! Schön dass du es geschafft hast!", rief er in reservierter Freundlichkeit aus, als er den Fuß der Treppe erreichte. Er schüttelte ihm übertrieben die Hand und sah ihn mit einem fanatischen Grinsen an. "Eusibert, heute ist dein Tag! Heute wirst du endlich auf deine lang erwartete Mission geschickt! Du wirst begeistert sein!", er packte den anderen am Arm und zog ihn weiter Richtung Gruft.
'Eusibert' ließ sich widerwillig ziehen. Er war recht groß, für einen Vampir, gekleidet in schwarze Hosen und Weste unter welcher weiße, weite Ärmel hervor kamen. Seine rot-blonden Haare waren kurz gehalten mit einer leichten Tolle nach vorne. Sein Gesicht war kantig und ernst.
Er konnte Lucifer auf den Pfahl nicht leiden. Schmierig, Machtgierig und offensichtlich Pomadesüchtig - was ihn letztlich nur noch schmieriger machte. Aber er war auch das Oberhaupt des Dunkelfels-clans und sie waren zusammen aufgewachsen. Dass dies gute zweihundert Jahre her war tat der Sache keinen Abbruch. "Nenn mich nicht so. Ich sag schließlich auch nicht 'Luzi' zu dir, also tu du mir den Gefallen und nenn mich gefälligst bei meinem richtigen Namen. Ganz davon abgesehen musst du die Mission ja nun nicht so hinstellen als hätte ich keine wertvollen Dienste erwiesen - wenn du mit einer dieser Sachen ein Problem hast kannst du dir die Mission von mir aus in die geligen Haare schmieren" Er war stehen geblieben und blickte auf Lucifers Hinterkopf. Es dauerte einen Moment bevor Graf von Dunkelfels sich sichtlich angespannt umdrehte. Er blickte ihn an und für eine gute Minute rangen ihre Blicke miteinander bevor er schließlich den Kiefer spannte und nickte. "Wir haben die letzten Monate eine Deckidentität für dich aufgebaut. Du wirst die Identität eines Jungvampirs annehmen. Ein fünfundvierzig Jahre alter Abstinentler der in Ankh Morpork schon diverse Dschobs durchgemacht hat... Alle möglichen kleinen Sachen, Messdiener im Tempel des Siebenbenhändigen Sec, Gärtner im Dornenabtei des Pfahlgartens, Kellner in einem Zitroneneis-laden..."
Edwin blieb stehn und blickte Lucifer säuerlich an. "Wenn du mich verarschen willst, okay, aber mach so weiter und ihr könnt die Mission ohne mich durchführen."
Lucifer grinste. "Das war kein Witz, wir haben einen Doppelgänger derartige Tätigkeiten ausführen lassen weil es typisch für Bewerber der Wache ist, dass sie zuvor seltsame Berufe ausgeübt haben. Das wird dich harmlos erscheinen lassen."
Edwin grunzte unwillig. Harmlos. Ein unsinniger Begriff. Keine Kreatur der Welt war harmlos. Harmlos war ein vollkommen subjektives Wort, warum es überhaupt benutzen?
"...weshalb dein jetziger Beitritt durchaus glaubwürdig verlaufen wird. Da du dort deine Rolle als Schwarzbandler aufrecht erhalten musst, werden wir dir regelmäßig Blutkonserven zu kommen lassen, auf Frischware wirst du leider ein Weilchen verzichten müssen.", riss Lucifer ihn aus den Gedanken, während sie vor einer Doppelflügeligen Tür hielten. "Ansonsten ist dein Vordergründiger Auftrag die Wache zu unterlaufen und unter dem Deckmantel eines einfachen, idealistisch verblendeten Wächters ein paar Lichter in der Stadt auszupusten die uns schon länger ein Dorn im Auge sind."
Edwin nickte steif. Lucifer sah ihn an, hielt mit seinem Blick fest und schien ihn in Gedanken zu empfangen bevor er seinen Kindheitsfreund impulsiv in die Arme schloss und für einen kurzen Moment an sich drückte. Eine Geste die jener stumm mitmachte. Lucifer hielt einen Moment seine Hand. "Dies ist eine gefährliche Mission. Pass auf dich auf."
Edwins Zähne blitzten. "Das werde ich.", sprach er. Beide legten eine Hand auf eine der Klinken und machten die Tür weit auf. "Lords und Ladys... Unser bester Mann - Lord Edwin Spinazo von Labskaus III.!"
Die Stunden vergingen. Hände wurden geschüttelt, Ware beguchtachtet, Nichtigkeiten ausgetauscht. Ein Bart gestutzt.
Edwin nippte an seinem Getränk. Er hatte sich auf einen Barhocker gesetzt, den steifen Oberkörper leicht zurück gelehnt, die langen Beine an den Füßen überschlagen. Er ließ den Abend revue passieren und fragte sich, wie lange er wohl hier würde bleiben müssen damit es nicht unhöflich wirkte wenn er ging. Er hasste diese sozialen Gelegenheiten. Eigentlich mochte er Leute grundsätzlich nicht, aber es war nicht so, als ob er eine Wahl hätte. Seine soziale Stellung brachte es nun mal mit sich, dass er gelegentlich an solchen Dingen teilnehmen musste. Sein Blick schweifte durch den Raum und verharrte auf einer Bahre von der soeben ein Tuch gerissen wurde. Ein junges Mädchen lag dort, ihre langen, blonden Haare fielen in einem Vorhang am Rand herunter und mehrere Gäste versammelten sich um sie als der Somellier näher trat und ein Messer hochhielt. Er verbeugte sich vor den Leute bevor er dem Mädchen erst in den Arm schnitt und dann ein wenig Blut auf den kleinen Teller um seine Hals fallen ließ. Er probierte und pries den Leuten das süße Aroma dieses speziellen 'Jahrgangs'...
Edwin spürte einen Schauer und wie die vertraute Übelkeit in ihm hochstieg. So ruhig er konnte wandte er den Blick ab und nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. Er kannte diese Prozedur natürlich. Es war nicht die erste Jungfrau die an diesem Abend angezapft wurde. Nachdem sich die Gäste mit kleinen Kostproben von ihrem Aroma überzeugt hatten würde der Sommelier dem Kind die Kehle aufschneiden und die Gläser füllen. Edwin nahm einen tiefen Atemzug und zog seine Taschenuhr aus der Tasche. Er war über zwei Stunden hier.. Mit hinblick auf seine baldige Mission würde er sich in einer halben Stunde verabschieden können. Wenn er nicht in ein wichtiges Gespräch verwickelt wurde.
"Lord Von Labskaus, nicht wahr?", fragte eine melodiche Stimme. Edwin drehte sich und stand gleichzeitg in einem eleganten Bogen auf. "Lady Diechthlieb.", er nahm ihre Hand und hauchte ihr in einer halb-verbeugung einen Kuss auf selbige. "Was kann ich für euch tun?"
Sie lächelte freudlos. "Dasselbe wollte ich euch gerade fragen. Mir fiel auf, dass ihr noch keine unserer erlesenen jungen Damen probiert habt und ich habe mich gefragt ob euch vielleicht mehr nach einem herberen Jahrgang wäre?"
Edwin lachte falsch. "Zu freundlich, Mylady, doch ich trinke nicht wenn ich am nächsten Tag zu einer wichtigen Mission aufbrechen soll. Weiterhin muss ich zu meiner Schande wohl gestehen, ich vertrage nicht viel, trinke jedoch umso mehr und verliere nur allzu leicht die Kontrolle. Daher ist eine gewisse Zurückhaltung an solchen Abenden für mich, und alle anderen, die besser Alternative.", sagte er jovial.
Sie lachte. "Ich bewundere eure Zurückhaltung. Ich könnte mich nicht mit derartig unspektakulären Getränken abfinden.", sie trank einen Schluck Blut. Edwin hob prostend sein Glas Rotwein. "Man gewöhnt sich an alles."
Eine halbe Stunde quälenden Smalltaks später entschuldigte sich Edwin von der Abendgesellschaft und verließ langsam und stilvoll den Saal bevor er zum nächsten Fenster rannte, hinaus sprang und so schnell ihn seine großen Flügel trugen davon flog. Er musste nicht weit fliegen um zu seinem nächsten Ruheort zu kommen, doch es fiel ihm schwer sich zum landen zu bringen. Er flatterte in die Tiefe des Waldes bevor er das Loch im Geröll fand und in eine seiner Höhlen eindrang. Ecke, Ecke, geradeaus und über den See. Als er am unterirdischen Riff ankam verwandelte er sich zurück. Für einen Moment war er auf jene morpohologische Art verwirrt wie sie nur Gestaltenwandler wirklich empfinden können. Als er wieder ganz Edwin, der Humanoide war zog er die Beine an, umklammerte sie und legte den Kopf auf die Knie. Er atmete. Ein. Aus. Ein aus. Leichtes schaukeln begleitete dies. Ruhe. Er musste zur Ruhe kommen. Es dauerte eine Weile bis er sich beruhigte. An solchen Tagen fiel es ihm schwer sich zu bewegen. Nur mühsam schaffte er es, Finger um Finger von den Beinen zu lösen. Er streckte die Beine aus und atmete. Warum machten ihm solche sozialen Dinge immer solche Probleme? Er hatte kein Problem damit, Aufträge für das Syndikat auszuführen. In Gegenteil, es machte ihm durchaus Spaß zu reisen und auch mit dem morden hatte er keinerlei Probleme so lange er dem Blut entgehen konnte. Er kämpfte gegen ein leicht würgendes Gefühl in seinem Hals.
Blut.
Widerliches Zeug.
Er war länger abstinent als er sich erinnern konnte, und soweit er sich zurück erinnern konnte hatte er Blut schon immer widerlich gefunden. Zu Beginn war er ein paar mal sogar ohnmächtig bei dem Anblick geworden, etwas, was zum Glück niemand mitbekommen hatte. Zumindest niemand, der den Tag überlebt hatte.
Ein Vampir der Blut nicht sehen konnte war kein Vampir.
Edwin stand auf und klopfte sich die Kleidung ab. Hier war er allein und wieder im Gleichgewicht. Er wusste dass er eine Schande für seine Spezies war. Schwarzbandler gehörten Exekutiert. Wenn er nur einen Funken anstand hätte würde er sich selbst ausliefern, aber er belog sich lieber selbst. Er wusste dass er sich sebst belog... Immerhin war es nicht wirklich seine Entscheidung kein Blut zu trinken, es widerte ihn nur an, er konnte es nicht trinken. Das war etwas anderes als ein Schwarzbandler, oder nicht? Schwarzbandler wandten sich bewusst gegen ihre Traditionen, er dagegen war nur Opfer seines eigenen schwachen Körpers.
Er strich sich die elegante Kleidung geruhsam glatt - eine Geste die ihm immer half, zur inneren Ruhe zu finden. Hätte der See sein Bild gespiegelt, so hätte es einen großen, dürren Mann in weißem Frack gezeigt der sehnsüchtig in den Mond starrte. Er räusperte sich und machte sich - zu Fuß - auf den Heimweg. Er musste nachdenken, was am besten in humanoider Gestalt ging. Morgen schon sollte er nach Ankh Morpork aufbrechen - morgen! Was sollte er dort? Warum dort leben? Warum dort morden? Gab es hier nicht genug für ihn zu tun? Wollte man ihn loswerden? Er trat einen Stein vom Weg und stapfte weiter. Schwarze Schuhe in dunklem Gras.
Edwin seufzte. Es war nicht so als ob ihn irgendetwas hier hielt. Sein Anwesen hatte ihn immer gelangweilt, die typischen Vampirhobbies waren entnervend und die ganze erzkonservative Sache die in dieser Gegend lief war auf Dauer langweilig und anstrengend.
Warum war er zurück gekommen? Natürlich war er hier aufgewachsen, kannte alle, fühlte sich verpflichtet die Ideale weiter zu tragen, aber... er hätte auch einfach weiter schlafen können. Es war so gemütlich gewesen in seiner Höhle in Llamedos. Aber nein. Irgendwann war er aufgewacht und gemeint wieder ins Familiengeschäft einsteigen zu müssen. Er stieg auf den Felsvorsprung hinauf und starrte in den monderhellten Nachthimmel bevor er sich verwandelte und dem Licht entgegen flog. Er hatte noch nie gewusst, was er wollte. Warum jetzt damit anfangen?
*Drei Tage später, Latschendes Tor*
Edwin saß bewegungslos in der ruckeligen Kutsche. Er würde seinen Doppelgänger in der vorbereiteten Wohnung treffen und sich von ihm über alles informieren lassen. Danach würde er seinen Platz einnehmen und der andere würde in der Kutsche nach Gennua gebracht wo er wohl eine Weile Urlaub machen dürfte bevor er zum Syndikat zurück kehrte. Die Kutsche hielt und er stieg aus, sah sich um. Er befand sich auf der Götterinsel und zog überrascht eine Augenbraue hoch. Die Wohnungen hier waren sicher nicht günstig. Er hatte sich bereits daruf eingestellt in einer schäbigen Bruchbude hausen zu müssen, doch das Gebäude war angenehm unverfallen und als er die Indeckung 7a betrat fragte er sich ob das Syndikat mit Absicht einen solchen Straßennamen ausgewählt hatte.
Auf sein Klopfen hin wurde die Tür beinahe augenblicklich aufgerissen. Er sah sich einem Mann gegenüber der wirkte wie ein Pupertierender der versucht den Anzug seines Vaters zu tragen. Er war groß und rotblond, soweit schien alles korrekt, doch irgendwie schien er zu viele Knie zu haben. Der Anzug saß nicht richtig, er lag an den falschen Stellen zu lose oder zu fest an und er hatte die falsche Körperhaltung. Edwin seufzte. Vielleicht hatte der Mann auch genau die richtige Körperhaltung, aber die Vorstellung in derartiger Positur mit anderen arbeiten zu müssen widerstrebte ihm zu tiefst. Er schob sich an dem zögernden Doppelgänger vorbei der ihn ebenso interessiert gemustert hatte, und blickte sich in der Wohnung um. Sie entsprach in der Tat seinen Spezifikationen. Dunkles Parkett deckte den Boden unter spärlichen alten Kirschholzmöbeln. Ein Lesesessel stand neben dem Alkohlschrank und ein kleiner Beitisch bot Platz für Lektüre. Der Sarg wirkte ein wenig zerkratzt. Er würde ihn renovieren lassen müssen.
Er schloß die Tür. "Aufzeichnungen.", verlangte er knapp und der andere gab sie ihm, leicht zittrig. Aus seiner gesamten Art ließ sich sofort ablesen wie er ihn gespielt hatte.
Mit menschlicher Unachtsamkeit.
Edwin fluchte innerlich während er die dilletantisch falschen Zähne betrachtete. Er hatte mit dieser Möglichkeit gerechnet, ja, aber... es machte die Sache so viel riskanter! Vampire waren nicht die einzigen die einen gefälschten Vampir von einem echten unterscheiden konnten - wenn irgendjemand diesen Pappkameraden zu genau betrachtet hatte wäre es kein Problem seine Tarnung auffliegen zu lassen. Er fühlte Panik in sich aufsteigen und rang sie mühsam nieder. Noch bestand keinerlei Gefahr.
"Was wirst du nun tun? Das Syndikat wird dich reich belohnen, du kannst im Grunde tun und lassen was du willst..." Der Mann lächelte einfältig und nickte dankbar.
"Nun, Lord Spinazo, ich dachte mir, ich mache ein wenig Urlaub in Pseudopolis... Dort wohnt meine Schwester und ich dachte mir..." er fuhr fort darüber dass sie krank war und er ihr mit dem Geld gut helfen konnte, während Edwin wohlwollend nickte, seine Tasche abstellte und seinen Regenschirm zur Hand nam. Er schraubte langsam die Spitze ab während der Doppelgänger sehnsüchtig davon sprach vielleicht endlich den kleinen Gemüseladen eröffnen zu können als der Vampir ihn mit dem Regenschirm durchbohrte. Er japste kurz. Edwin hatte gut gezielt. Er wollte nicht dass seine Opfer lange litten.
Bedauernd zog er den Regenschirm aus dem Korpus und wischte ihn mit leichter Übelkeit ab, bevor er an seinen Koffer ging.
Er würde den Körper verschwinden lassen müsse bevor er sich bei der Wache meldete.
*Überwald*
Lucifer V. von Dunkelfels lief nachdenklich in seinem Büro auf und ab. 'Edwin müsste heute in Ankh Morpork ankommen... Ich frage mich ob alles glatt gehen wird... Sie hatten bereits ein Ziel ausgewählt um welches Edwin sich für sie kümmern sollte, aber es war zu früh. Er würde eine Weile in der Stadt bleiben und sich eingewöhnen müssen bevor er gefahrlos mit der Arbeit beginnen konnte. Das erste Päckchen zu ihm zu schicken würde ohnehin Zeit brauchen. Der Vampir seufzte und trat ans Fenster. In der Ferne sah er das Vermächtnis seiner Familie, seit über dreihundert Jahren - die Festung Waltod. Es war immer sein Wunsch gewesen eine ähnliche Marke in der Geschichte Überwalds zu hinterlassen wie es sein Vater mit dem Bau Waltods während des Kriegs gegen die Zwerge getan hatte. Doch in der heutigen Lage war dies schwierig. Alles war so... politisch. Nicht dass ihm dies nicht liegen würde, aber ein Teil von ihm sehnte sich manchmal nach einem direkterem aufeinander treffen mit seinen Gegnern. Intrigen schmieden, heimliche Morde befehlen... alles schön und gut, aber es war lange her dass er selbst ausgezogen war und in offenem Kampf ein paar Kehlen gerissen hatte. Er seufzte. Bald würden sich die Dinge wieder ändern. Die Leute behaupteten gerne, Überwald wäre heute zivilisiert geworden. Er würde Ihnen zeigen wie sehr sie sich irrten.
*Ankh Morpork*
Edwin war zufrieden. Nach ein paar chemischen Tricks und Messerkunststücken passte sein Vorgänger in die kleine luftdichte Tasche die er vorsorglich mitgebracht hatte. Er stellte sie neben die Tür und betrachtete bedauernd den Parkettfußboden. Die Spitze seines Regenschirmes hatte eine spezielle Form - das durchstechen einer Person verursachte weit weniger Blutspritzer als es bei einem Schwert oder einem Dolchstoß der Fall gewesen wäre, aber 'weniger' hieß nun mal leider nicht 'gar nichts'. Ein paar rote Schlieren verunreinigten nun seinen sonst makellosen Parkettfußboden. Er holte eine Sprühflasche hervor und begann den Boden, den Schirm, die Tasche und sich selbst von allen Spuren zu reinigen. Nach einer Weile fühlte er sich sauber genug, nahm die kleine Tasche und trat in den Sonnenschein hinaus.
Er stach im auf der Haut, mehr merkte er aber nicht davon. Er hatte natürlich eine dünne Phiole mit Blut bei sich, doch kam er meist ganz gut mit dem Sonnenlicht klar. Wann immer das stechen zu stark wurde trug er etwas Schutzcreme auf, gemeinhin kam er aber besser mit dem Licht klar als viele seiner Artgenossen, auch wenn er auf den bei anderen fast schon obligatorischen Hut verzichtete. Er trat mit der Tasche selbstbewusst an die Kutsche heran und erinnerte sich dann seiner Rolle. Leicht unsicher schob er die Tasche ins Gepäckfach und nickte dem Fahrer zu, der ohne ein weiteres Wort abfuhr. Sie hatten dies bereits besprochen. Er drehte sich auf der Ferse um und sah zum ersten Mal wieder richtig die Stadt. Ankh Morpork! Er atmete den Ankhgeschwängerten Geruch und wandte den Blick durch die kleine Straße bevor er kurzum in Richtung Stadtinneres lief.
"Seltsam wie sich alles verändert hat...", dachte er, während er Richtung Götterinsel lief. Zu Winders Zeiten hatte es hier im offenen fast nur Menschen gegeben. Die meisten Bürger hatten eine merkwürdige Art von dauerhafter Verängstigung in sich getragen. Nachts waren nur wenig Leute unterwegs gewesen - er hatte gelesen dass das Nachtleben heutzutage beinahe aktiver als jenes am Tag verlief. Vor allem in den Schatten. Damals hatte er in der Assasinengilde gelehrt. Natürlich hatte er die Ausbildung in menschlicher Tarnung gemacht und war in ihre verbleiben nachdem man ihn - hatte er doch mit Bestnoten abgeschlossen und einige Jahre sehr erfolgreich gedient - zum Dozenten gemacht hatte. Aber dann war alles anders gekommen.
Er trat vor den Palast und reminizierte noch einen Moment. Er war so oft in dieses Gebäude eingedrungen, hatte Abgeordnete umgebracht oder Bedienstete mundtot gemacht die dachten die reichen Herrschaften erpressen zu können. Natürlich hatte der Palast damals anders ausgesehen - die Stadt war seit seinem letzten Besuch jedoch auch mehrmals abgebrannt.
"Thaddäus, bist du das?", rief jemand, und Edwin wurde aus seinen Gedanken gerissen. Ein dicklicher Mann mittleren Alters kam auf ihn zu und winkte.
Offenbar würde Edwin keine Zeit mehr haben Edwin zu bleiben. Er rief sich mental zu Ordnung. Er musste nun Thaddäus sein. Schusseliger, ungeschickter, leicht ängstlicher aber sympathscher Thaddäus. Absolut harmlos.
"Oh, äh.. äh, hallo. Hab dich gar nicht gesehen.", brachte er unsicher hervor als der Mann mit dem borstigen Schnauzer bei ihm ankam. Er grinste.
"Wusste ich doch gleich dass du das bist, wieviele rothaarige Vampire gibts schon hier in der Gegend?!", er lachte und klopfte Thaddäus auf die Schulter. "Was machst du jetzt so? Als ich dich vor...hm.. vier Monaten? ja, als ich dich zuletzt gesehen habe wirktest du nicht so als wolltest du unbedingt weiter in der Holzbranche arbeiten.."
"oh, äh.. ja. Naja, das war ja auch sehr unangenehm." Was würde Thaddäus tun wenn er verlegen war? Sich das Genick reiben?
Er rieb sich verlegen das Genick.
"Im Moment suche ich tatsächlich nach einem neuen Dschob. Habe bis vor kurzem im Tempel des Siebenhändigen Secs bei der Weihwasseprroduktion geholfen, aber ich schätze, das war keine so gute Idee..."
"Bei der Weihwasserproduktion! Ha! Du hast vielleicht ideen!", er lachte. "Aber wo willst du nach einer neuen Stelle suchen? Ich glaube kaum dass du im Palast glück haben wirst, falls du deshalb hier bist, die nehmen normal eher.. geschickte Spezialisten und so, wenn du weißt was ich meine." er klopfte sich verschwörerisch gegen die haarige Nase.
"Nein, ich war ein bisschen in Gedanken und bin einfach nur.. rum gelaufen. Aber ich denke ich werde sehen ob sie mich bei der Wache oder so nehmen.."
"Bei der.. du willst zur... hahaha! Immer wieder für einen Witz gut, was? Naja, machs gut du, ich muss mich wieder davon machen!"
"Äh... danke.. Bis dann...", brachte Thaddäus unsicher hervor während der andere ihm wieder auf die Schulter klopfte und davon lief.
Edwin kehrte zurück und sah dem Mann grübelnd nach. Offenbar hatte er ihm die Sache abgekauft. Aber wer war dieser Typ? War er eine nützliche Ressource - oder ein unnötiges Risiko?
Nachdem er seine Rolle noch beim einkaufen und einer kurzen Unterhaltung mit einem Tierfutterhändler erprobt hatte beschloss Edwin, dass es nun an der Zeit war sich als Wächter zu melden. Er konnte es nicht ewig aufschieben. Er verließ die Götterinsel über die Ponsbrücke und lief Richtung Süden. Während er sich der Krößselstraße näherte bemühte er sich, seine Atmung zu kontrollieren. Er war nicht so nervös wie er befürchtet hatte - er fühlte sich zittrig und hatte das Gefühl ein klein wenig mehr zu schwitzen als bei diesem Wetter für einen Vampir angebracht war. Nach außen hin ließ er sich jedoch nichts anmerken. Er war nicht ruhig. Aber er trug seinen Stil wie eine Maske.
"Was soll das heißen, ich muss in ein anderes Wachhaus?! Ich habe auch so schon genug Ärger mit dieser Sache, es ist euer Dschob das zu klären!", brüllte ein Hüne von einem Mann die Gefreite hinter dem Tresen an, als Edwin schließlich das Wachhaus betrat. "Sör.. Es tut mir Leid, aber das ist ein Gildenverbrechen und wir haben nicht die Kapazitäten um,-"
Die folgenden Worte zu laut als das Edwin sie hätte verstehen können. Die Gefreite - ein Elfe, wie es schien - sah aus als würde sie trotz ihrer beträchtlichen Körpergröße gleich durch die schiere Lautstärke des Mannes weg geweht werden. Sie redete noch ein wenig auf den Mann ein während Edwin seine Gedanken treiben ließ. Der Bürger vor ihm schien durch seinen Wutanfall erschöpft und ließ sich von der Rekrutin schließlich damit abwimmeln, dass sie eine Nachricht an das andere Wachhaus schicken würde und diese ihm per Klacker bescheid geben würden was die weitere vorgehensweise wäre. Edwin dachte an seine Höhlen. Seit er wieder in diese Welt zurück gekehrt war, fand er keinen echten Frieden mehr, wenn er nicht gänzlich allein war. Warum war er in diese Stadt gekommen? Wann könnte er hier je wirklich allein sein? Welchen Sinn hatte seine ganze mieselige Mission überhaupt?!
"... und einen schönen.. Tag..", rief die Gefreite noch, doch der Mann stapfte schon davon ohne sie noch einmal zu beachten. Sie seufzte kurz und wandte sich dann Edwin zu. Nun da der Mann weg war hatte er freie Sicht auf sie. Die Frau war wirklich eine Elfe - groß, rothaarig mir der geradezu typischen zarten Figur, den Elfenohren und einem etwas merwkrüdigen Ausdruck in ihren Augen. Aber vielleicht bildete er sich den auch nur ein. Edwin trat vor.
"Guten Tag, Gefreite...?"
"Spica Virgo, Abteilung GRUND. Was kann ich für Sie tun?"
"Guten Tag Gefreite Virgo. Ich möchte mich gerne als Rekrut für die Stadtwache bewerben."
Spica blickte ihn überrascht an. "Äh.. Okay. Bitte enschuldigen Sie mich einen Moment." Sie verließ den Tresen und verschwand für eine Weile.
Edwin ließ den Blick schweifen und dachte an die ersten Momente nach dem Aufwachen zurück. Luzie war da gewesen. Hatte ihn geweckt. Ihm gesagt wie sehr er ihn vermisst hatte und dass er gebraucht würde. Er hatte nicht aufstehen wollen. Der Schlummer war zu süß, der Schmerz zu tief. Warum hatte er sich breitschlagen lassen? Warum hatte er nicht weiter geschlafen, bis in alle Ewigkeit? Es war nicht so als ob dieses Pseudo-leben auf dieser Welt einen Sinn hätte. Er wusste dass seine Familie und Kollegen das anders sahen. Sie lebten für Macht und Dekadenz, für rauschende Feste und große Intrigen, immer darauf aus ihren Einfluss zu vergrößern oder den anderer zu vermindern. Und die Wahrheit war leider, sie ließen ihn nicht in Ruhe. Er hätte an jenem Tag nein sagen können, aber.. er spürte in allen Knochen dass er nie wieder in diesen Tiefen Schlaf zurück gefunden hätte. Etwas in ihm war mit ihm aufgewacht und ließ ihn nicht mehr los. Wie ein kleiner Dämon der bemüht schien, ihm jegliche Ruhe verderben zu wollen. In seinen ruhigsten Momenten,-
"Soo, tut mir Leid dass das etwas gedauert hat.", riss Spica ihn aus seinen Gedanken. Sie hatte eine Igorina mitgebracht die Edwin nun aufmerksam musterte. "Guten Tag. Ich bin Oberfeldwebe Rogi Feinftich. Gefreite Virgo sagt, dass du alf Rekrut bei uns anfangen willft?"
"Ja Mäm." "Die Igorna lispelt nur unregelmäßig. Interessant.."
"Gut, dann folge mir in mein Büro."
Sie gingen durch den muffigen Gang zu einer Treppe, hinauf in ein Eckbüro mit durchgängig schwarzer Einrichtung. "Mann, die nehmen ihre Abteilungsfarben wohl ernst.. Ob die Möbel in den anderen Abteilungen auch deren Farben haben?" überlegte Edwin, der gehört hatte dass die anderen Abteilungen rot, gelb, orange, grün und blau als Farben hatten und sich nun Räume voller grüner und roter Tische vorstellte. Rogi hatte sich hinter den Schreibtishc gesetzt, ihm bedeutet ebenfalls Platz zu nehmen und zog eine frische Akte an sich heran. "Fo, du willst alfo Wächter werden, ja?"
"Ja Mäm."
Sie sah ihn durchdringend an. "Und warum?"
Edwin tat so, als müsste er einen Moment überlegen. "Naja, ich habe in letzter Zeit nicht so viel Glück mit Berufen gehabt. Irgendwie habe ich eine etwas ungesunde Tendenz mir für mich unpraktischer Berufe auszusuchen." Er rieb sich verlegen den Nacken. "Es ist ehrlich gesagt etwas peinlich womit ich mich vorher beschäftigt habe..", er blickte ihr kurz in die Augen, sah dann direkt nach unten und zählte stumm bis drei. "Ich.. habe in einer Bleistiftfabrik gearbeitet.. und vorher beim Weihwasser brauen beim Siebenhändigen Sek.." murmelte er, gerade laut genug. "Nur als Vampir.. Nun, Sie können sich sicher denken was passiert ist." Er suchte noch einmal kurz Augenkontakt. Sie nickte sacht, verstehend was er andeuten wollte. "Nunja. Jedenfalls dachte ich mir, es wird Zeit einen Dschob zu machen bei dem ich nicht jeden Tag in Gefahr laufe mich in Asche zu verwandeln. Oder zumindest auf weniger regelmäßiger Basis. Und dann sah ich ein Plakat dass rekrutiert wird, und ich dachte mir, ich versuche es einfach mal.."
Rogi sah ihn abschätzig an. Ihr Blick wanderte von den roten Haaren zu seinem Schwarzbandler-abzeichen, blieben an den plauschigen Hemdärmeln hängen und bewegte sich dann in sein Gesicht zurück. Er war sich nicht sicher was wohl in ihrem Kopf vorgehen mochte, bemühte sich aber weiterhin unerfahren und ein wenig naiv zu wirken.
"Hm. Warum nicht. Leute brauchen wir auf jeden Fall. Wie alt bift du?"
"Fünfundvierzig."
"Geburtfort?"
"Großer Kohlkopf"
Rogi zog überrascht eine Augenbraue hoch. "Daf ift...ungewöhnlich." Sie machte ein paar knappe Notizen. "Angehörige die im Falle deines endgültigen Todes zu benachrichtigen sind oder bei ausreichend langer Dienstzeit pensionsberechtigt wären?
"Keine."
"Allef klar. Dann willkommen bei der Wache!"
Drei Wochen später hatte Edwin genug. Endlos langweilige Vorträge was man als Wächter tun und nicht tun dürfte, lächerlich einfache Fern-und Nahkampfübungen bei denen er sich sehr anstrengen musste um glaubhaft schusselig zu wirken und diese unfassbar nervigen Kollegen..
Es war Mittagspause. Er saß mit Spica und Wolfgang an einem Tisch und stocherte lustlos in seinem Hackbraten. Woraus war dieses Zeug gemacht? Die Struktur war anders als alles was er je zuvor zu essen bekommen hatte. Er schnitt hinein und bemühte sich den Geschmack nicht zu beachten als er das gummiartige Zeug kaute. Seine Kollegen redeten über den einen der Ausbilder aber es könnte ihm nicht egaler sein. Er hatte erfolgreich seinen Ruf als tollpatschiger, schüchterner, durchschnittlich inteligenter Vampir aufgebaut. Er wurde als merkwürdig aber harmlos angesehen. Seine Wohnung war ruhig und unscheibar. Er machte seinen Dienst nach Vorschrift und er hasste es. Es dauerte noch mindestens eine Woche bis er seine Ausbildung beendet hatte. Dann hätte er keine grässlichen Theoriestunden mehr, zumindest nicht mehr täglich.
"...jedenfalls begegnen mir die Zwerge immernoch mit so viel Feindschaft.", sagte Spica gerade. "Vor allem dieser gruselige Hauptfeldwebel von Intörnäl Äffärs. Er trägt offen einen Beutel mit Metallspänen herum, das ist so..so... gemein. Ich hab ihm doch nie was getan. Was meinst du dazu, Thaddäus?"
"Hm?", er schreckte auf. "Was meine ich zu was?"
"Findest du es nicht unfair dass ich mir das von einem anderen Wächter - einem Hauptfeldwebel! - gefallen lassen muss? Ich meine wie fändest du es wenn Leute offen mit Pflöcken rumlaufen würden oder so?"
Edwin zuckte die Schultern. "Solange er dir nicht droht finde ich das eigentlich okay.. von mir aus könnten auch alle mit nem Pflock rumlaufen... Wir beide sind den meisten Leuten physisch weit überlegen. Es ist logisch das sie Angst haben." Er stocherte auf seinem Teller herum. War das ein Stein in seinem Braten? "Wie soll es Menschen damit gehen das andere Menschen Schwerter tragen? Damit kann man sie auch töten. Ich finde, Werwölfe die sich aufregen weil jemand einen Silberdolch hat, Vampire gegen Pflöcke und Elfen gegen Eisenstaub...das ist alles so..sinnlos." Er ließ seine Gabel fallen und ließ sich zurück sinken.
Wolfgang und Spica sahen ihn nachdenklich an. "Ich finde nicht dass du Recht hast, weil,-"
Edwin schweifte ab. Alles war so sinnlos hier. Luzi hatte ihm mitgeteilt das er zwei Wochen nach Ende seiner Ausbildung die Arbeit beginnen könnte. Vorher hielt er das Risiko für zu groß.
Wie albern. Welches Risiko sollte es groß geben? In dieser Stadt starben jeden Tag dutzende von Leuten. Die paar mehr oder weniger würden kaum auffallen, geschweige denn mit ihm verbindbar sein.
Nein, ihm würde niemand auf die Schliche kommen, da war er sich sicher.
*woanders*
Rach Flanellfuß saß im grauen Raum des dunklen Instituts und wartete. Der Instrukteur hatte sie alle kurzfristig hergerufen. Treffen wie diese fanden nur sehr selten statt. Er blickte sich um. Seine Zelle war beinahe vollkommen anwesend. Jules hatte die Nachricht zur gleichen Zeit wie er erhalten. Sie waren zwar auf unterschiedlichen Wegen hierher gekommen und würden auch wieder anders verschwinden aber er war dennoch seltsam dankbar das sein Freund da war. Er war Wolnok schon lange nicht mehr gegenüber getreten. Der Zellenführer war ein merkwürdiger Kerl. Natürlich unterstanden sie alle in gewisserweise Drumknott, waren oft im Palast gebrieft worden oder hatten dort gearbeitet. Aber das eigentliche Herz der dunklen Sekretäre war hier, das dunkle Institut. Es existierte eigentlich gar nicht.
Rach konzentrierte sich auf seine Atmung. Treffen wie diese fanden normalerweise nur statt wenn es einen Gruppeneinsatz gab oder eine schwere Krise verhindert werden musste und Rach hatte ein flaues Gefühl im Magen. Irgendetwas war nicht in Ordnung.
Wolnok trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er legte jedem einen dünnen Hefter hin, bedeutete ihnen aber sie geschlossen zu lassen. "Wir haben Informationen das eine Gruppe die wir schon länger beobachten ihre Aktivität verstärkt auf Ankh Morpork ausgedehnt hat. Das Syndikat,-" begann er knapp. "Es besteht aus einem großen Netzwerk von kleineren und größeren Verbrechern. Die wenigen bekannten Schlüsselfiguren werden genauer in ihren Dossiers erläutert. Wir wissen dass die Überwaldische Familie von Dunkelfels eine wichtige Rolle spielt. Kürzlich sind die einzigen zwei Agenten die es zur Infiltration gebracht haben ausgeschaltet worden. Wir wissen aber das eine größere Operation in der Stadt vorbereitet wurde. Wir gehen davon aus das man versuchen wird den Palast, die Stadtwache und anderen öffentliche Institutionen wie etwa die Königliche Post oder auch das Steuerministerium zu infiltrieren. Wir haben bereits eine Arbeitsgruppe gebildet die sich aktiv der Sache annimmt aber es ist wichtig das sie Alle in den nächsten Operationszeiträumen extra vorsichtig sind, jede Unregelmäßigkeit melden, allen noch weniger trauen als ohnehin schon. Wir wissen nicht wie lange dieser Operation vorbereitet wurde. Es könnten Leute beteiligt sein die sie seit Jahre kennen. Selbstverständlich,-" ein schiefes Grinsen zuckte über seinen grimmigen Mund ",-ist es gut möglich, ja sogar wahrscheinlich das bereits einer von unseren Feinden unter uns ist. In diesem Raum. Jetzt."
Für einen Moment herrschte Schweigen. Derartige Anschuldigungen waren selten denn jeder von Ihnen war handverlesener Agent seiner Lordschaft. Diese Organisation zu infiltrieren wäre gleichbedeutend damit Vetinaris Gehirn auszutricksen.
Wolnok lächelte. Seine Augen blitzten als er jeden von ihnen der Reihe nach durchdringend anblickte. "Alles weitere steht in ihrem Material. Wenn sie Fragen oder Informationen haben, kontaktieren sie mich auf dem sicheren Weg. Guten Tag."
Rach schluckte und starrte auf die dünne Akte vor sich. Er mochte eine Herausforderung.
Das hieß nicht dass ihn dies nicht beunruhigte. Er warf Jules einen Blick zu der nur die Schultern zuckte und eine kurze Augenbewegung machte. Wenn überhaupt, würden sie sicher nicht hier darüber reden.
*Erfahrungssichel, Apartment 7a, 3 Wochen später*
Es war 23.07 als Jeffrey Dembous starb. Er erfuhr nie was passiert war.
Edwin wischte den Schirm an einem Terpentin getränkten Tuch ab und ließ es fallen. Er hatte gemütlich auf ihn gewartet und einige seiner Zigarren gestohlen. Es war nicht seine Art sich selbst welche zu kaufen aber wenn er eine interessante Sorte sah probierte er gerne mal. Der Rothaarige schraubte die Spitze wieder auf den Schirm, nahm eine Phiole Pfefferminzöl aus der Tasche und zerbrach sie fast schon unachtsam. Dann löschte er das Licht, ging durch die Eingangstür nach draußen und verschwand draußen im Schatten des wuchernden Efeus. Hier zog er sich das Haarnetz, die Handschuhe und die Fußschützer ab und stopfte sie in einen Beutel bevor er auf die Straße trat und sich durch die Menge schob.
Daheim warf er alles ins Feuer und hängte den Schirm an die Gaderobe. Er nahm eine der Zigarren, kletterte über die Leiter zum Dachfenster und stieg hinauf.
Der mondlose Himmel war endlos. Er setzte sich auf die Schindeln und lehnte sich an den warmen Kamin. Ein glühendes Streichholz erhellte die Nacht und er sog geniesserisch an der Zigarre. Er empfand es als Erleichterung wie sie die Gerüche der Stadt verdrängte und ihm half das Wummern der Menschenmassen auszublenden. Millionen von Herzschlägen um ihn herum..wie hielten andere Vampire das aus? So viel Leben, so viel Menschlichkeit. Schreiend, feiernd, blutend.
Er nahm noch einen Zug und ließ sich langsam weiter zu Boden gleiten während die Anspannung langsam aus ihm wich. Es tat gut endlich seinen Dschob tun zu können. Die Aufgabe warum er wirklich hier war. Er hatte eine Weile überlegt seine Taten aufzuräumen und die Opfer verschwinden zu lassen, aber keine Spuren zu hinterlassen genügte. Es gab nichts was man finden konnte wodurch die Wache den Fall als ungelöst zu den Akten legen würde.
Niemand würde ihn je erwischen.
Er hörte einen Wolf heulen und lächelte. Selbst in Ankh Morpork war Überwald nie weit. Er drehte den Kopf auf die Seite, den Blick über die endlosen Dächer der Stadt gleitend. Für einen Moment glaubte er, in der Ferne eine Gestalt in einer dunklen Kutte zu sehen, doch bevor er sich sicher war was er gesehen hatte, war der Schemen verschwunden.
Edwin zuckte die Schultern und blieb entspannt liegen. Sein Blick reichte in den Himmel. Seine Gedanken trieben durch die Nacht.
Konnte er auch nicht in den Schlaf zurück, so hatte er doch zumindest jetzt, für einen kurzen Moment, Ruhe.
Und die Ruhe hatte ihn.
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