Kohlateral-Schaden (Wichtelsingle)

Bisher haben 4 bewertet.Du hast schon bewertet!

von Korporal Rabbe Schraubenndrehr (RUM)
Online seit 18. 10. 2015
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 18. 05. 2015 datiert
PDF-Version

 Außerdem kommt vor: Cim Bürstenkinn

Wenn man in der Mitte steht, geht die Sonne dann mittwärts oder randwärts unter?

Dafür vergebene Note: 10

Die Zwillingsstadt Ankh Morpork, größte Brutstätte urbaner Seltsamkeiten, resistenter Viren und beunruhigend hartnäckiger Würstchenspezies war von Dämpfen durchzogen. Vom Fenster des rechteckigen Büros aus hatte man einen recht guten Blick, und Lord Vetinari ließ selbigen langsam über die chaotischen Schwaden ziehen. In der Nähe der dampfenden Dunghaufen am unteren Ankh-Ende, nahe an einem der Tore war seit einigen Monaten eine große, schwarze Wolke die in regelmäßigen Abständen über den Tag hinweg stärker oder schwächer war, sich dann und wann ein Stück weit aus der Stadt bewegte um nach Sto Lat zu fahren und dann wieder zurück kehrte. Technisch gesehen waren es inzwischen natürlich auch schon mehrere Wolken, doch Vetinari misstraute ihnen allen. Es war nicht richtig, dass die Wolken so ungehindert durch die Stadt trieben. Wenigstens verdiente die Stadt an Ihnen mit.
Die Tür hinter ihm öffnete sich und er hörte wie jemand herein kam und vor dem Schreibtisch stehen blieb. Die Tür schloss sich wieder.
"Es qualmt wieder sehr, nicht?", sagte er nach dreiundzwanzig Sekunden des Schweigens, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden.
"Ja Herr", bestätigte Feucht von Lipwig. "Ich habe mit Lord König bereits darüber gesprochen. Auf lange Sicht wollen wir versuchen den Qualm zu reduzieren, aber es ist derzeit keine Priorität."
"Natürlich nicht." Vetinari drehte sich schwungvoll um und sah den Postminister ernst an. "Habt ihr bereits heraus gefunden was genau passiert ist?"
Feucht schüttelte zerknirscht den Kopf. Er hatte nicht viel geschlafen in letzter Zeit, so wie es eigentlich jedes Mal war wenn seine Lordschaft ihn wieder für eine neue Sache einspannte.
"Wir waren sehr mit den Vorbereitungen für die neue Strecke beschäftigt, und waren zuversichtlich, dass wir die Sache mit dem Ersetzen der Strecke in Ordnung bringen könnten, aber... Wir haben nicht damit gerechnet, dass es erneut auf diese Art passiert..."
Vetinari zog fragend eine Augenbraue hoch. Feucht schluckte, hielt den Blick aber.
"Es scheint in der Problematik doch komplizierter zu sein, als wir dachten. Mit deiner Erlaubnis würde ich nun doch gerne die Stadtwache einschalten. Die Wächter vor ort sind mit dem Problem offensichtlich überfordert und wir haben bei etwas seltsamen Problemen ja schon gute Erfahrungen mit der Wache gemacht." Feucht hielt kurz Inne. Er hatte das Gefühl als würde er unter dem Blick seines Herrschers langsam von Säure zerfressen. Er schluckte und fuhr fort. "Ich erinnere mich gut, dass auch die Blupper-Angelegenheit damals mit größter Diskretion behandelt wurde und die Ergebnisse waren gut."
Für einen Moment herrschte Schweigen und wieder einmal hatte Feucht das unangenehme Gefühl vom Patrizier komplett durchleuchtet zu werden. Aber diesmal hatte er nichts zu verbergen, nicht die geringste Kleinigkeit. Er wusste nicht mehr als das, was er Lord Vetinari längst mitgeteilt hatte. Und das war nicht viel. Die ganze Sache war ein Mysterium.
"Aber eigentlich will ich die Sache ja auch nur in Ordnung bringen. Je weniger ich über diese Sache grübeln muss, desto besser kann ich mich auf das Umsetzen der neuen Strecke konzentrieren."
Der Patrizier seufzte. Eine seltene Äußerung seinerseits. "Der damals verantwortliche war Oberfeldwebel Bürstenkinn, nicht?" Er wartete keine Antwort ab. "Du kannst ihn zur Hilfe holen, ja. Aber nicht zu viel Verstärkung. Ein oder zwei weitere Wächter höchstens, verstanden? Schraubenndrehr und Grantick am ehesten... Mehr sollten da nicht reingezogen werden. "
Feucht runzelte die Stirn. "Ja Herr... Herr, warum diese beiden? Schraubenndrehr hat damals auch am Blupper gearbeitet, aber ich habe noch nie von einer Grantick,-"
"Danke Herr Von Lipwig. Du warst höchst aufschlussreich. Lass dich nicht von mir aufhalten." Er drehte sich wieder zum Fenster und gab keine weitere Regung mehr, bis Lipwig grummelnd weg getreten war. Dann trat er an seinen Tisch heran und warf einen kurzen Blick in eine Akte, dann in noch eine und eine letzte, bevor er sie genervt schloss und sich setzte. Züge! Schienendiebe, mysteriöse Hausdiebstähle... Dass er, der Herrscher, nein der Tyrann der Stadt sich mit so etwas herum schlagen musste...
Er seufzte und zog das heutige Kreuzworträtsel näher.



Eisenbahnstrecke schreitet weiter voran!
Feucht von Lipwig:„Jetzt legen wir erst richtig los“
,

lautete die Schlagzeile auf der ersten Seite der Ankh-Morpork Times, welche der Vektor lustlos durchblätterte. Er hatte die Zeitung eigentlich nur wegen dem Leitartikel gekauft, der Rest interessierte ihn nicht. Er war für einige Wochen aus der Stadt gewesen als die Sache mit der Eisenbahn gestartet war, und bei all der Arbeit die während seiner Abwesenheit liegen geblieben war, hatte er erst jetzt Zeit gefunden sich mit dem neuen Phänomen der „Dampflokomotive“ zu beschäftigen.
Es war eine eigenartige Sache.
Soweit er es verstanden hatte, bestanden diese komischen Dampfmaschinen aus drei Teilen, nämlich dem Ofenmodul, der Dampfrohmasse und einem Gerät zur Kraftübertragung. Viel genauer wurde es in dem Artikel nicht erklärt. Was erklärt wurde, war, dass man als Zivilist ohne Probleme mit so einer "Lok" fahren dürfte wenn man dafür ausreichend bezahlen konnte. Was ebenfalls dastand, und was für den Vektor weit beunruhigender war, war, dass bei dem Versuch von Nachbau und/oder Industriespionage Leute ums Leben gekommen waren.
Er schüttelte den Kopf, trank seinen Kaffee aus, warf die Zeitung in den Müll und hüpfte vom Stuhl. Diese Sache veränderte die Stadt und ihre Leute. Es war Zeit dass er sie sich ansah.

Sobald er den richtigen Stadtteil erreicht hatte wurde schnell offenbar, in welcher Richtung genau die Dampflok zu finden war. Es qualmte nicht nur ungemein in jener Gegend, es war auch so, dass aufgeregte Rufe zu hören waren, Kinder lachten und in regelmäßigen Abständen erklang ein ohrenbetäubendes Pfeifen. Cim näherte sich langsam im Wächterschritt, trat durch den Torbereich und sah sich auf dem offenen Platz mit einer großen Menge konfrontiert. Dies war Ankh-Morpork. Mengen an Leuten waren die größte Produktion die es lokal gab. Die große Menge an rasendem, dampfenden Metall hatte er sich anders vorgestellt.
Die Bahn war offenbar in voller Fahrt, denn ein großes, dampfendes Ding voller jubelnder Leute sauste im Kreis über den Platz. An einer Stelle hing ein Zwerg halb aus dem Abteil und schwang glücklich seine Axt im Rhythmus der trackernden Maschinerie.
Cim kratzte sich verwundert am Kopf als ihn jemand von der Seite ansprach. "Feldwebel Bürstenkinn?"
"Oberfeldwebel", erwiderte der Wächter automatisch und drehte sich um. Er sah sich, wieder einmal, mit der goldenen Gestalt Feucht von Lipwigs konfrontiert, der heute jedoch nicht seinen Goldenen Zylinder trug sondern vielmehr eine rußige Schirmmütze über den Kopf gezogen hatte. "Entschuldigung, Oberfeldwebel. Ich habe mich gefragt, ob Sie mir einen Moment ins Büro folgen würden. Es ist ein glücklicher Zufall, dass Sie gerade hier sind, sonst hätte ich Sie später im Wachhaus aufgesucht."
Cim runzelte skeptisch die Augenbrauen. "Glücklich für wen?"
Feucht stutze kurz und lächelte dann schief. "Für uns natürlich, Oberfeldwebel. Für uns."


Eine gute Stunde später schwirrte Cim der Kopf. Er war über die Sachlage informiert und das Personal hatte Anweisungen erhalten, allem was er sagte, Folge zu leisten. Er hatte eine Nachricht ans Wachhaus abgeschickt und hoffte, dass bald Unterstützung eintraf, damit sie los konnten. Er starrte das gewaltige Ding an. Als er zuvor einen der Züge in Bewegung gesehen hatte, war es ein schlecht betrachtbarer Schemen voller Krach, Qualm und Leuten gewesen, so dass das Gesamtbild kaum ein Ansehen des Zuges als solchen gestattete. Hier verhielt es sich anders. Der "Flieger", wie Lipwig das Ding genannt hatte, war lang und von geschwungener Form und sollte wohl besonders elegant wirken. Er konnte nur wenig damit anfangen. Wie war er nur wieder hier herein geraten? Nach Großer Kohlkopf. Ausgerechnet! Schlimm genug durch die Sto-Ebene fahren zu müssen, wo man stellenweise das Gefühl hatte, in einem Meer aus Kohl gefangen zu sein, nein, dann auch noch ausgerechnet nach Großer Kohlkopf! Hauptstadt des Kohls, wenn man so wollte! Dass dies auf direkten Befehl Lord Vetinaris hin geschah war hingegen schlicht merkwürdig. Dass Anweisungen gegeben waren, welche Wächter er hinzu ziehen dürfte, beziehungsweise, welche nicht, empfand er als beunruhigend. Er starrte in den grauen Qualm. Es war nicht das erste Mal, dass er eine Mission auf Geheiß des Patriziers hin übernahm, wenn es auch bisher, soweit er wusste, nicht vorgekommen war dass explizit er, Cim Bürstenkinn, gefordert worden war. Dass es diesmal so war und sowohl Rabbe als auch Tussi als sinnvolle "Assistenten" genannt worden waren, beunruhigte ihn. "Ob der Patrizier über unsere kleine außerdienstliche Aktivität Bescheid weiß?[1] Eigentlich kaum möglich. Wir waren sehr vorsichtig... Vielleicht hat er sie auch nur empfehlen lassen, weil sie beide auch schon bei dem Bluppereinsatz damals dabei waren und ein Tatortwächter und ein Ermittler sinnvolle Ergänzungen sind. Außerdem waren es nur 'Empfehlungen'. Cim grummelte genervt und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, bevor er von der Bank aufsprang und anfing, um den Zug herum zu gehen um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Es hatte keinen Sinn, über die Intentionen des Patriziers nachzudenken. Für den Augenblick war nur wichtig, dass sie diese Mission erfüllten. Über die Hintergründe würde er sich ein andermal sorgen.


"Cim!" Der Wächter drehte sich um und sah seine Kollegin Rabbe Schraubenndrehr auf ihn zukommen. "Susi ist grade überlastet, gab einen sehr dreckigen Massenmord bei Harga, darum kann man grade niemanden entbehren. Du wirst mit dem zufrieden sein müssen was ich bei der Abordnung gelernt habe." Cim nickte langsam. Das Bild, das sich bei der Erkärung in seinem Kopf gebildet hatte gefiel ihm nicht besonders. "Wird wohl hinkommen. Wir müssen ohnehin erstmal...", er wurde langsam und unterbrach sich dann. "Ich muss das kurz wissen... wie wurden die Leute umgebracht? Wenn du sehr dreckig, und bei Harga zusammen mit Mord sagst..." Er blickte sie leicht verstört an. Rabbe kratzte sich am Kopf. "Also... Kolumbini hat den Fall. Er meinte auf Nachfrage hin relativ verstört, dass die Einrichtung wohl ziemlich nass war und ein Weilchen miefen würde. Da wollte ich dann nicht weiter fragen..."
Sie starrten einen Moment lang bedrückt ins Nichts. "Also wie gesagt, wir müssen ohnehin erstmal eine Weile mit diesem.. Zug fahren", wechselte er rasch das Thema. Rabbe nickte. "Sieht so aus. Worum geht es denn nun eigentlich? Wenn es ein Mord wäre, hätten wir doch längst über ganz normale Meldung davon erfahren, oder nicht?" Cim nickte. "Der Patrizier hat wohl persönliches Interesse an der Klärung der Sache. Offenbar hat sich bei den Bürgern inzwischen stark etabliert dass die Stadt für die Eisenbahn verantwortlich wäre. Ein Versagen der Hygienischen Eisenbahn ist ein Verlust des Ansehens der Stadt. Lipwig meinte, es wurde etwas Großes gestohlen. Genauere Details erhalten wir erst vor Ort."
Rabbe grummelte. "Und welcher Ort soll das sein?"
"Großer Kohlkopf."



*Einige Stunden später*

Cim sah aus dem Fenster und gähnte. Der Zug war nicht besonders voll und der Vektor war froh darum. Das Gerumpel, der Qualm, das Pfeifen des Zuges und die lärmenden Leute um ihn herum... Es machte ihm zwar nicht direkt etwas aus, aber das Nachdenken fiel ihm so schwerer. Diese ganze Apparatur war seltsam und fühlte sich auf merkwürdige Art nicht richtig an. Natürlich konnte auch er dem Rausch der Geschwindigkeit etwas abgewinnen, aber dennoch.. Das verbrecherische Potenzial einer solchen Maschinerie war enorm. Wenn das Kommando eines Zuges in die falschen Hände geriet, war es eine Chance für Entführung und Schmuggel, sowie bemerkenswerte Sachbeschädigung. Wenn man Baumstämme auf die Strecke legte, wäre es leicht den Zug anzuhalten und, mit genügend Leuten, alle Fahrgäste auszurauben. Wenn man Gift in Teile des Kohlevorrates packte, das bei Hitze aktiviert wurde, könnte man weite Landstriche verseuchen...
Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und blickte sich im Inneren des Zuges um. Einige Zwerge, zwei Menschenfamilien, ein Vampir in der Ecke, eine Handvoll anderer Leute... Niemand verhielt sich besonders auffällig. Natürlich sahen sie alle ein bisschen schuldig aus, aber das taten die Leute gegenüber Polizisten ohnehin immer. Seine Kollegin döste ihm gegenüber in ihrem Sitz. Sie hatte nach der Abfahrt noch ein paar Minuten mit ihm durchgesprochen wie sie vor Ort vorgehen würden, dann hatte sie aus dem Fenster gestarrt, den braungrünen Kohlschlieren folgend. Kurz darauf war sie eingeschlafen.
Er seufzte. In 'Großer Kohlkopf' wurden dauernd die Schienen geklaut. Das war das Problem. Die Bauarbeiten an den weiter entfernt gelegenen Strecken wurden ums Vielfache verlängert... weil die Schienen geklaut wurden. Dies war bisher an keinem anderen Teil der Strecke ein Problem gewesen, hauptsächlich weil die Schienen bewacht wurden, weil sie extrem schwer waren, am Boden befestigt wurden und vor allem natürlich weil niemand den Fehler machen wollte, Paul König zum Feind zu haben. Natürlich hörte das Problem eigentlich nicht bei den Schienen auf. Laut Aussage der Anwohner wurden auch Pferde, Haustiere, Ställe, Schuppen und Häuser geklaut, auch ein Stück Fluss und eine Wiese fehlten angeblich - doch die Schienen waren das Problem, das die Stadt gelöst sehen wollte. Falls er dabei auch ein paar Häuser wieder fand würde es aber niemanden stören.


Nach längerer Fahrt durch die unendlich wirkende Weite der Kohlfelder wurde in der Ferne eine kleine Stadt sichtbar, die rasch näher kam. Für einen Moment überlegte der Vektor, was wohl passieren würde, wenn man einen ausreichend großen Stein auf die Schienen rollen würde, während der Zug mit voller Geschwindigkeit darauf zufuhr. Würde das Gefährt von den Gleisen springen? In hohem Bogen durch die Luft segeln um dann irgendwo ein tragisches Ende zu finden? Was wäre, wenn dies an einer Bahnstrecke in der Nähe des Randes passierte? Die Vorstellung eines Zuges wie er von der Scheibe fiel, an den Elefanten vorbei, um dann womöglich an Groß A'Tuins Panzer zu zerschellen, faszinierte ihn so sehr, dass er kurz überrascht wurde als der Zug mit einem Rummsen anhielt. Er sah sich kurz verwirrt um, blickte auf den Bahnsteig und trat Rabbe leicht ans Bein damit sie aufwachte. "Huäääh?"
"Komm Rabbe, wir müssen hier raus", grummelte er. Sie blickte mit einem Mal ernst.
"Was ist los?", fragte sie alarmiert. Cim rollte mit den Augen. Sie beide waren mehr an Gefahr als an Normalität gewöhnt.
"Wir sind da. Müssen aussteigen."
"Oh. Ach so."
Sie schnappten sich ihre Sachen und folgten dem Strom an aussteigenden Fahrgästen um in die weite Welt Billi Brokkolis einzutreten.

Kaum draußen mussten sie sich zunächst eine Weile durchs Gedränge wühlen, um an einen Ort zu kommen, an dem sie in Ruhe die Standorte einzelner Gebäude mit denen auf ihrer Karte abgleichen konnten.
Cim klappte die Akte auf und las noch einmal nach was sie wussten, während Rabbe sich verschlafen umblickte.
"Hat sich ganz schön verändert hier. Mehr Häuser und so."
Der Vektor blickte auf und sah sie fragend an. "Du warst schon mal hier?"
Rabbe nickte. "Ist etliche Jahre her... Keine Ahnung wie ich hierher kam, damals. War in Skrote, hab da irgendwas getrunken und bin dann hier aufgewacht. Hab später irgendwann festgestellt, dass dazwischen wohl sechs Monate vergangen sind."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Im Großen und Ganzen siehts hier schon genauso aus wie damals, aber es waren halt noch nicht so viele Wegweiser und Imbissbuden da. Schätze die Eisenbahn hat den Tourismus massiv verstärkt."
Cim nickte nachdenklich und sah noch einmal in seine Unterlagen. Offenbar war es standardmäßig so, dass die Schienen etwa einmal pro Woche verschwanden, gleiches war mit ein paar nicht näher spezifizierten Gebäuden passiert. Die restlichen angeblich verschwundenen Dinge waren vor allem Gerüchten zufolge verschwunden und hatten wahrscheinlich keinen handfesten Hintergrund. Er drehte sich und blickte auf den noch immer stehenden Zug zurück. Gerade stieg der Zugführer aus, ein kohlebeschmiertes Brötchen in der Hand. Der Vektor ging auf ihn zu und hob grüßend eine Hand. "Hallo! Sie sind der Zugführer, nicht?"
Der Mann nickte und kam näher.
"Aye, Giesbert Kohlschaufel von Gruberberg. Sie sin' der Wächter den Feucht weng' dem Problem geholt hat, nich'?"
Cim nickte und runzelte die Stirn. Ein 'von' bei einer kohlehaltigen, rußigen Arbeit? Vielleicht war es nur ein Scherz aber er beschloss dennoch, es im Hinterkopf zu behalten. "Allerdings. Bisher scheint mir ja, dass die Schienen hier noch da sind... Können Sie mir zeigen wo genau das Delikt begangen wurde?"
"Aye." Der Mann trottete los ohne eine weitere Absprache abzuwarten.

Sie gingen ein Weilchen an der Schiene entlang, und nachdem der Vektor einen bestimmten Gedanken bemerkte, der sich mit zunehmender Strecke mehr in ihm breit machte, sprach er ihn aus: " Sagen Sie, Herr Gruberberg,-"
"Von Gruberberg, bitte."
",- Herr von Gruberberg, warum fahren wir das Stück eigentlich nicht auch mit den Zug, wenn das Problem doch offensichtlich an den Schienen liegt?"
Der Lokführer schwieg einen Moment, bevor er antwortete.
"Essä' Sie gärn' Leberwürscht? Ich lübe Läberwurscht... Soll man abba necht im normale' Abteil essä' weils so rieche tut. Dann wollen alle vom Brot, ist nich' gut. Was ihre frache angäht... 'S würd' sech kaum lohnen, den Ofen für 'a so' kurz' Streck' anzufeuern. 'S kommt dazu, das ich net weiß, ob die Strecke im Moment da isch, oder net - sobald die Lok enmal von d' Schiene g'hüpft isch brauche' wa' 'ne ganze Weile bisch wa' dat scheiss Teil wiedda auffer Schiene ham."
Mit grauenerfüllter Faszination hörte Cim zu wie der Mann immer mehr in seinem eigenen Dialekt unterzugehen schien. Er tauschte kurz einen Blickt mit Rabbe, die nur mit den Schultern zuckte.
Sie liefen noch einige Minuten weiter bis sie zu einer Lichtung kamen, wo der Lokführer verärgert schnaufte. "Da ham was ja wiedda! 'S isch wieder weg, gudde Fünfzich Meter Strecke!" Er biss erneut von seiner Stulle ab und schmatzte wütend.
Rabbe blinzelte. Cim sah sich die Stelle an, an welcher die Strecke abriss um dann in die Ferne zu spähen wo sie wieder begann. "Schau dir mal die Seite an und sag mir was du denkst, ich seh mir die andere Seite an." Er lief an den Abdrücken im Boden entlang zur anderen Seite. Die Sonne schien ihm hell ins Gesicht und er kniff die Augen zusammen, bis er wieder unter Bäumen stand wo die Strecke weiterging. Er kniete sich neben den Schienenabriss und suchte nach Auffälligkeiten. Man hatte die Schienen nicht an den Stellen gelöst, wo sie zusammen gehämmert worden waren sondern sie vielmehr willkürlich abgenommen. Die Ecken der Schienen selbst waren glatt, jedoch weniger als wären sie abgesägt oder gar abgeschliffen worden, sondern vielmehr so als wäre das Metall von Natur aus in diese Form geflossen - dabei begann kaum zwanzig Zentimeter weiter das nächste Segment, was bedeutete dass jemand extremen Aufwand betrieben hatte, nur um die Schiene genau an dieser Stelle abzunehmen. Er blickte auf die Abdrücke der abgenommenen Schienen. Nur wenig davon lag im Schatten, der Rest schien ganz und gar in der Sonne der offenen Lichtung gebadet.
"Sonne.. " etwas drehte sich in seinem Kopf und eine Idee begann, Form anzunehmen. Er hastete wieder auf die andere Seite der Lichtung zurück, wo Rabbe gerade an die Nägel eines Segmentes klopfte. Er blickte auf den Schatten. Der fing erst hinter dem Schienensegement an.
"Die Strecke die hier in der Sonne liegt, dürfte etwa so lang sein wie der geräumte Bereich, der drüben im Schatten liegt...", dachte er, und begann über die genaue geographische Position nachzudenken. Natürlich konnte er nicht wissen, ob der Umstand der Sonneneinstrahlung wirklich etwas mit dem Diebstahl zu tun hatte, aber es war auf jeden Fall ein wenig Nachforschung wert. Bisher war es die einzige Spur, die sie hatten.
"Ich habe gehört, dass auch einige Häuser verschwunden sind. Wissen Sie etwas darüber?", fragte er den Lokführer. Dieser schüttelte genervt den Kopf. "Da müssn sä mit den Einheimischen redden. Ich wärd erstmal die Wiederbelegung veranlassen, der Zug soll schließlich weiter fahrn!" Mit diesen Worten stapfte er grummelnd davon.
Rabbe und Cim wechselten einen kurzen Blick bevor sie ebenfalls begannen, an den Schienen entlang zurück in den Ort zu traben.

"Das mit den Schatten ist schon komisch."
"Jupp."
"Sah für mich aus, als müssten die zu Sonnenuntergang mit den Schienenabschnitten übereinstimmen."
Rabbe warf ihm einen fragenden Blick zu.
"Weil die Sonne entgegengesetzt aufgeht und drehwärts untergeht, und sobald sie untergeht werden die Schatten verbogener und gehen hier mehr in die Richtung." Er machte eine Geste mit den Händen um die Erklärung zu unterstreichen. "Und da dort drehwärts ist, müsste das Ganze bei Sonnenuntergang stattfinden, wäre es in der anderen Richtung, wäre das ganze beim Morgengrauen abgelaufen."
"Aber Cim... wenn die Sonne vom Rand kommt, dann kommt sie doch technisch gesehen immer von Randwärts und geht Mittwärts, außer wenn du in der Mitte bist, dann kommt sie von Randwärts und geht ins andere Randwärts!"
"Nur weil was Richtung Rand geht, ist das doch nicht gleich Randwärts. Randwärts wäre in dieser Richtung, dort lang ist drehwärts."
Rabbe kratzte sich am Kopf und sah einen Moment lang in die Richtung, in der sie die Mitte vermutete. "Woher willst du überhaupt wissen, wie Sonne und Licht zusammen arbeiten? Das Licht ist doch viel langsamer als die Sonne, wenn die Sonne aufgeht ist das Licht doch noch längst nicht da, das heißt es gibt dann noch gar keine Schatten oder noch viel zu viele, je nach dem."
Cim zog die Brauen zusammen und sah sie böse an. "Bei Lichtaufgang. Sind. Wir. Hier", grollte er.
"Hast du nicht vorhin von Sonnenuntergang gesprochen?", sie grinste. Er rollte die Augen. "Lichtuntergang. Wenn wir aber schon bei Sonnenuntergang da sind, schadet das auch nicht. Dann haben wir etwas mehr Zeit. Was genau passiert, wissen wir ja eh nicht." Damit stapfte er weiter, den Kopf stur vorgeschoben.
Ermittler konnten einen in den Wahnsinn treiben.

Als sie bei dem Gebäude ankamen, dass der Schaffner Ihnen als "Wachhaus" beschrieben hatte, sahen sie ziemlich genau das, was sie in einem solchen Ort erwartet hatten. Es war ein kleines, abgehalftertes Haus, das ebenso gut jedes andere kleine öffentliche Gebäude hätte sein können. Auf einem kleinen Schild am Eingang stand: "Stadtwache Großer Kohlkopf", darüber war ein Schwert und ein Schild vor einem großen Kohl zu sehen - typisch für Orte wie diesen. Beim Eintreten in das kleine Haus sahen sie einen Mann in schäbiger, uneinheitlich wirkender Uniform an einem alten Tisch sitzen, der die Zeitung las. Cim räusperte sich. Der Mann sah auf, als er ihre Uniformen erkannte, ließ er hastig die Zeitung fallen, stand auf und salutierte.
"Guten Tag! Man gab uns schon Bescheid, dass eine Delegation der berühmten Ankh-Morpork Stadtwache bei uns vorbei kommen würde!" Der Mann stand so stramm, dass sein Arm zu vibrieren schien. "Ich bin Gefreiter Paul Knieschuss, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?!"
Cim blinzelte. Ein Gefreiter. So enthusiastisch wie er war, war er bestimmt noch nicht allzu lange dabei. "Gefreiter... Knieschuss. Drei Fragen. Erstens, Wer behandelt den Fall Schienendiebstahl, zweitens, wie viel Mann zählt diese Wache und drittens... Glauben Sie, es ist für einen Wächter gesund, so einen Nachnamen zu haben?"
Hinter einer Maske aus seriösem Ernst unterdrückte Rabbe ein Lachen. Diese ganze Mission war ein einziger großer Witz.
Der Gefreite, welcher mühsam spärliche Bartspuren in seinem Gesicht gezüchtet hatte, räusperte sich.
"Nun.. Wir... Ich hatte mir die Sache mit den Schienen angesehen und, Ich... ich konnte keine Spuren finden, darum haben wir die Sache auf sich beruhen lassen. Wir sind mit mir nur drei Leute, und der Alte Schubert in der nächsten Straße macht uns immer noch jede Menge Ärger, und... Mein Nachname ist sehr bekannt hier im Ort. Mein Ururururgroßvater war ein bekannter Abenteurer, aber an einem Tag, von einer gemeinen Hexe verwirrt, schoss er sich einen Pfeil ins Knie..."
Cim unterbrach ihn an dieser Stelle unwillig mit einer Handbewegung. "Ihr habt also keinerlei Ermittlungen angestellt, was den Diebstahl betrifft? Die Schienen sind Eigentum von Ankh-Morpork! Der wiederholte Diebstahl wird nicht toleriert werden. Und was ist mit den Häusern? Man sagte uns, es wären auch Häuser aus ihrem Ort verschwunden, ein Ort, den ihr zu beschützen geschworen habt!"
Paul kratzte sich verlegen am Kopf. "Naja.. wir haben uns die Stellen angesehen wo die Häuser standen, aber da sahs aus als wäre nie was da gewesen... und wir haben mit den Leuten geredet, denen die gehört haben, die konnten keine Anhaltspunkte liefern... ich kann euch ihre Namen und Adressen geben, wenn ihr wollt."
Das weitere Gespräch zog sich. Sie erhielten eine Liste mit Namen, deren aktuelle Wohnorte, die ehemaligen Standorte ihrer Geschäfte und vor allem den Namen des Bürgermeisters und wo er zu finden sei, da er wohl gesagt hätte, sie sollten die Ermittlungen einstellen und das Ganze auf sich beruhen lassen, da der Ort ohne "diese unanständigen Schandflecke" ohnehin besser dran wäre. Als die Ankh-Morpork Wächter endlich nach draußen traten, und im Licht der Sonne müde blinzelten, schüttelten sie als erstes das Gefühl der Inkompetenz von sich ab.
"Das... war furchtbar", bemerkte Rabbe, während sie losstapften. "Ich bin irgendwann geistig abgestürzt - wohin müssen wir jetzt noch gleich?"
"Zum Bürgermeister", grummelte Cim. "Zur Brassica Welt."



"Koooohl! Kauft unseren frisch gepflückten Kooooohl!"
"Kohlwatte, herrlich zart und flauschig! Koooohlwatte! Kauft Kohlwatte in grün oder herbstlichem rot! Die süßeste Kohlwatte der Ebene!"
"Kohlonade! Die aromatischste Limonade diesseits des Quire!"
Cim und Rabbe liefen mit einer Mischung aus Verwunderung, Ungläubigkeit und Ekel durch die Brassica Welt. Umgeben von Allerlei essen[2], verwunderten Kindern, riesenhaften Kohlköpfen und monströs wirkenden Maskottchen,[3] stapften die Wächter in Richtung der westlichen Ecke des Marktes, wo sich angeblich das Rathaus und damit auch der Bürgermeister befand - der Ihnen hoffentlich mehr Information zu seinem Verhalten geben würde. Cim hielt sich einen Moment auf, indem er die monströs wirkende Gestalt Billy Brokkolis[4] musterte, während Rabbe skeptisch den nebenstehenden Würstchenstand betrachtete.
"Wo ist der Unterschied zwischen Kohl- und Superkohlwürstchen?"
"Kohlwürstchen bestehen aus viel Kohl und ein wenig Fleisch, gebettet in einer Kartoffel. Superkohlwürstchen bestehen komplett aus Kohl, gebettet in einem Porreebrot! Komplett ohne Fleisch, für Leute die lieber pflanzlich leben!" Der Verkäufer grinste stolz über diesen Triumph der Esskultur. Selbst unter Rabbes eisigem Blick nahm das Grinsen nur wenig ab.
"Würstchen... ohne jedes Fleisch? Was ist daran noch ein Würstchen? Warum sollte jemand etwas rein pflanzliches Essen wollen? Warum es Würstchen nennen wenn es offensichtlich kein Würstchen ist?"
Der Verkäufer blinzelte unsicher. "Ähm... manche meinen, Tiere sollten auch Rechte haben, und, äh,-"
Bevor Rabbe eine Antwort über ihre Meinung zum Thema Fleischkonsum und Tierrecht äußern konnte, wurde sie von Cim gerufen.
"Rabbe, der Bürgermeister ist da vorne! Schnappen wir ihn uns!" Er lief vor und Rabbe blickte den Kohlverkäufer böse an, drehte aber ab und lief ihrem Vorgesetzten nach.
"Würstchen aus Kohl... pah...!"

Sie holten den Bürgermeister nach kurzem Laufen hinter dem Hinterkohl ein.
"Herr Bürgermeister?", fragte Cim höflich, als er ihm in den Weg schnaufte. "Oberfeldwebel Bürstenkinn, Stadtwache Ankh-Morpork. Ich und meine Kollegin, Korporal Schraubenndrehr, wurden mit den Ermittlungen um die verschwundenen Schienen und Häuser betraut."
Der Bürgermeister sah die beiden skeptisch an und zog die Augen zu Schlitzen zusammen.
"Schön, dann ermittelt mal schön! Mir kann das alles gestohlen bleiben, ohne Eisenbahen wären wir hier ohnehin viel besser dran! Und diese Läden müssen auch nicht wiederkehren! Ein Schandfleck war das! Ein Schandfleck sondergleichen!", grunzte er und wollte weitergehen, als Rabbe sich ihm in den Weg stellte.
"Sollten Sie als Bürgermeister nicht kooperativer sein, wenn die Geschäfte ihrer Bürger verschwinden? Sind Sie nicht um die örtliche Ökonomie besorgt?"
Das Gesicht des Mannes zog sich so sehr zusammen, als hätte er ein übernatürlich saures Zitronenbonbon gegessen.
"Hören Sie... Diese ganze Aktion ist total überflüssig! Wir kommen sehr gut allein klar!", knurrte er. "Wenn Sie unseren Frieden dennoch unbedingt stören wollen, dann fragen Sie die Geschädigten und, wenn sie unbedingt müssen, mich, aber bitte schön später, ich habe einen Kohlwettbewerb zu richten!", bei den letzten Worten wurde er immer lauter, schob sich nun an Rabbe vorbei und stapfte auf eine Reihe riesiger Blumenkohle zu.
Die Wächter tauschten verdutzt einen Blick. "Schon mal einen so offensichtlich Tatverdächtigen gesehen?"
"Länger nicht. Er wird kaum davonlaufen, oder? Selbst wenn er es war, er wird kaum seine Stellung als Bürgermeister aufgeben bevor es nicht mal den Hauch eines Beweises gibt."
Cim nickte nachdenklich.

Sie stapften aus der Brassica Welt hinaus, dem Kohlgeruch entfliehend. Laut der örtlichen Stadtwache wohnten zwei der geschädigten Geschäftsleute im Schimmelweg, der Dritte in der Grabenstraße. Cim suchte auf der kleinen Karte nach den Straßen und versuchte, das Knurren seines Magens zu ignorieren. Kohl! Überall nur dieser elendige Kohl! Wenn es eine Gemüsesorte gab die ihm ganz und gar zu wieder war, so war es Kohl! Blumenkohl, Wirsing, Rosenkohl, Weißkohl... So nützlich sie auch waren, so widerlich waren sie. Warum gab es hier nicht wenigstens das standardmäßige, widerliche Jahrmarktsessen? Er hätte sogar den komischen zuckrigen Schaum gegessen, den es auf normalen Straßenfesten gab, bevor er eines der hier typischen Kohlwürstchen gegessen hätte. Für einen Moment gab er sich der Vorstellung eines Steaks hin... Eine Pizza vielleicht... Ein Schinkensandwich...
"Also", er seufzte, "Herr Oberpflaum lebt dort drüben im Schimmelweg, willst du dich mal um den kümmern? Dann gehe ich zu Lappschick weiter." Rabbe nickte. "Lass dich nicht verkohlen."
"Hahahahaha", sagte er trocken und lief die Straßen weiter hinab. Hinter sich hörte er wie Rabbe deutlich anklopfte und sich vorstellte.

Cim klopfte energisch an. Ein Mann in mittleren Jahren mit aufgedunsenem, roten Gesicht öffnete nach ein paar Minuten und sah ihn müde an.
"Was kann ich für Sie tun?", murmelte er. Cim deutete auf seine Dienstmarke. "Oberfeldwebel Bürstenkinn, Stadtwache Ankh-Morpork. Wir wurden zur Verstärkung der örtlichen Wache hinzu gezogen. Sind Sie Herr Lappschick?"
Der Mann nickte langsam. Sein Blick schweifte über Cims Uniform, glitt über die Rangabzeichen und verharrte auf der Marke.
"Ich untersuche derzeit das Verschwinden einiger Eisenbahnschienen - gleichzeitig mit selbigen ist auch ihr Geschäft in der Nähe des Bahnhofes verschwunden, ist das korrekt?"
Der Mann schluchzte kurz auf und nickte nochmal. "Niemand hier hat was getan. Jeder hat mir gesagt, wir sind Schandflecken, was wir getan hätten, wäre ohnehin absonderlich, wir sollten uns nicht beschweren... aber bitte, kommen Sie doch herein."
Er trat zur Seite und winkte den Wächter herein, der nach einem Schritt jeodch überrascht inne hielt. Statt dem allgegenwärtigen Kohlgeruch begrüßte ihn in diesem Haus der Geruch von Rauch, Gewürzen und feinem Schinken. An der Decke hingen mehrere, offensichtlich geräucherte Fleischstücke sowie große Mengen Knoblauch und eine Wurstleine.
"Bitte, nehmen Sie Platz", der Hausbesitzer deutete auf einen Tisch mit mehreren Holzstühlen, wo der Vektor dankbar Platz nahm. "Können Sie mir sagen, wann genau ihr Geschäft verschwand?"
"Vor acht Tagen. Es ist ein winziger Laden gewesen, einfach eine Bude wo ich meine Würstchen und Schinkenbrötchen an ankommende Leute verkaufe. Ich war einer der ganz wenigen Läden, die auf Kohl verzichteten, weshalb der Bürgermeister schon öfter ein wenig sauer auf mich war."
"Sie verwenden wirklich überhaupt keinen Kohl?"
"Nein. Die anderen sagen ich wäre verrückt, aber... haben Sie sich mal angeschaut wie Kohl angebaut wird? Dicht and dicht stehen sie da, kaum Platz sich auszubreiten, einseitige Versorgung, immer nur die gleichen Sorten beieinander... Versuchen sie mal einen Blumenkohl zu finden, der neben Wirsing wächst, die wenigsten dieser Pflanzen sehen je etwas anderes als ihre eigene Sorte. Ich finde, man sollte mehr Rücksicht auf eine so verdiente Pflanzenart wie die Kohlsorten nehmen, darum verwende ich überhaupt keinen Kohl und esse auch persönlich keinen. Meine Kollegen, welche ebenfalls ihre Geschäfte verloren haben sind übrigens ebenfalls Okohlaner."
"Okohl...aner?"
"Leute die keinen Kohl essen oder anderweitig verarbeiten."

Fasziniert hörte Cim weiter zu, über das Konzept, ein Leben ohne Kohl zu führen, über diverse Möglichkeiten Kohlaroma und Kohlkonsistenz in Gerichten zu ersetzen, der Feindschaft, der er innerhalb von Großer Kohlkopf ausgesetzt war, Falsch-Kohl, das Verschwinden seines Geschäftes und über den Ärger mit der örtlichen Wache. Herr Lappschick hätte natürlich längst aus dieser Gegend wegziehen können, doch er sah es, nach eigener Aussage, als seine Pflicht an, seine Lebensart gerade an Orten wie diesen lebendig zu halten, für eben jene, die seine Meinung teilten und keinen Kohl aßen - sei es nun aus moralischen, gesundheitlichen, olfaktorischen oder praktischen Gründen. Nach einer Weile schlug Cim sein Notizbuch zu und steckte es ein. "Ich denke, ich habe nun genug erfahren. Wir geben Ihnen Bescheid, wenn wir etwas herausfinden sollten."
"Danke Ihnen! Ich bin so froh, dass sich überhaupt endlich jemand der Sache annimmt!"
"Eine Frage hätte ich noch. Sie verkaufen ja normalerweise Schinkenbrötchen... Haben Sie davon gerade auch ein paar da?"

Als Cim kauend auf die Straße hinaus trat, stand Rabbe bereits draußen und wartete auf ihn. Auch sie schien sehr vom Inhalt ihres Mundes in Anspruch genommen zu sein.
"Hoi Pfim", begrüßte sie ihn, kaute noch einen Moment und schluckte. "Ich war inzwischen auch schon beim Immergrün. Der hat tolle Würstchen, echt mal. Wenn wir hier abhaun muss ich vorher unbedingt noch einige mitnehmen." Grinsend biss sie erneut ab, und für ein paar Minuten frönten beide dem lange überfälligem Mittagessen. "Haben dir die beiden auch erzählt, dass sie zu diesen komischen... Okohlanern gehören?"
"Und ob! Durchgeknallt wenn du mich fragst. Aber hey, von Fleisch verstehen die echt was."

Die Sonne näherte sich dem randwärtigen Horizont, als die Wächter wieder an der Lichtung mit den abgetrennten Schienen ankamen.
"Warum bist du so sicher, dass irgendetwas passiert? Wenn keine neuen Schienen hier liegen, gibt es auch keine Möglichkeit sie zu stehlen", sagte Rabbe, erneut kauend, während Cim einen Baum abklopfte.
"Weil es einfach ein zu großer Zufall wäre, wenn wir wirklich einen Dieb hätten, der so gestört ist, präzise die gerade noch sonnigen Schienen abzuschneiden und alle beschatteten zurück zu lassen." Cim hielt sich an einem oberen Ast fest, stemmte die Füße an den Baum und zog sich nach oben, von wo aus er weiter im Baum hinauf kletterte.
"In einer Gegend wo jemand, der Kohl nicht mag, absonderlich ist, und jeder andere Kohl in alles hinein tut? Hier halte ich alles für möglich." Sie sprang, langte nach dem Ast und folgte dem Kollegen leichtfüßig nach oben. "Tut mir Leid. Ich kann solche Fälle gemeinhin einfach kaum ernst nehmen. Kein Mord, von Raub kann man auch kaum sprechen und viele merkwürdige Typen... Unter solchen Umständen fällt es mir schwer, haltbare Thesen aufzustellen."
"Deshalb bin ich ja der Vektor und nicht du... für den Moment zumindest noch." Sie kauerten in der Baumkrone und dachten einen Moment lang grübelnd an die mögliche Auflösung der Abteilungen. Seit bald einem Jahr wurde die Wache inspiziert, und auch wenn es nach wie vor keine offizielle Äußerung gab, so schien doch jeder das Gleiche zu erwarten. Auflösung von Abteilungen. Wegfallen von Spezialisierungen. Die Wache als Geisterbild ihrer selbst...
"Wenn ich das richtig sehe, geht die Sonne grade unter. Was meinst du, wie lange es dauert bis das Licht auch weg ist, oh Expertin im Unterschied zwischen Sonnenuntergang und Lichtuntergang?"
"Keine Ahnung. Viertelstunde?"

Letztlich warteten sie eine gute halbe Stunde bis das Licht langsam so wirkte, als ob es verschwinden würde. Die meiste Zeit verbrachten sie damit, auf die Ebene hinab zu starren und weitere Teile der zuvor erworbenen Produkte zu konsumieren. Als der Schatten sich immer näher an die Ebene annäherte, tauchten in der Mitte der Lichtung drei kleine schwarze Gestalten auf. Aus der Ferne sahen sie aus, wie winzige Dreiecke die sich nun in Dreiecksformation aufstellten und kleine Stöcke hochhoben. Rabbe holte ein Fernglas hervor und stierte hindurch.
"Das ist ja irre", murmelte sie und reichte Cim das Glas. Auf der Lichtung standen drei gnomengroße Gestalten in schwarzen Kleidern, mit schwarzen spitzen Hüten. Er kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können was sie taten, doch als sie ihre Stöcke zusammen hielten gab es ein helles Licht, und er riss das Fernglas hinunter.
"Das sind Hexen! Gnomenhexen! Ich dachte, die gibts nur im Kreideland."
Er drückte Rabbe das Fernglas in die Hand und kletterte hastig den Baum hinunter. Auf der Wiese sah er mehrere leuchtende Ringe pulsieren, die sich mit dem letzten Licht des Tages ruckartig bis zu den Schienen ausdehnten und dann verschwanden.
"Komm schon Rabbe!", rief er hoch und rannte auf die Hexen zu. Wenn sie mit dem fertig waren, was sie hier tun wollten, würden sie bestimmt schnell wieder verschwinden - da der Ring exakt am Ende der Lichtung, und damit am Schienenrest aufgehört hatte, war es so gut wie unmöglich, dass es keine Korrelation zum Verschwinden der selbigen gab.
"Hey! Hallo! Ich muss mit euch reden!", rief Cim den Hexen zu, während er, so schnell ihn seine alten Beine trugen, auf sie zu rannte. Die Gestalten hoben abwehrend ihre Stäbe und stellten sich in etwas auf, was man als Kampfformtation hätte interpretieren können. Als er keuchend ankam, Rabbe hinter ihm her schnaufend, trat die mittlere Gestalt mit dem größten Hut einen Schritt vor.
"Was wollt ihr? Es ist alles geregelt! Wir haben eine offizielle Erlaubnis!" Die Gestalt hatte eine recht hohe Stimme, Körperform,-größe und -haltung machten deutlich dass es wirklich eine Gnomin war.
Cim schnappte noch einmal nach Luft bevor er Antwortete.
"Schon gut, schon gut wir wollen nur reden! Erstmal.. Wir sind von der Stadtwache Ankh-Morpork, ich bin Oberfeldwebel Bürstenkinn, das ist Korporal Schraubenndrehr."
Die Hexen sahen erst ihn, dann sich gegenseitig mürrisch an, nickten aber.
"Godrun Wasserpfau, Vorstehende des Goran-Hexenzirkels. Die Namen meiner Kolleginnen tun nichts zur Sache."
Cim nickte. "Wir ermitteln wegen verschwundener Gebäude und Schienen hier in der Gegend. Was genau meint ihr mit dem was ihr sagt, was hat man euch erlaubt?"
Hexe Wasserpfau zog die Brauen zusammen. "Man sagte uns, im Gegenzug für unsere Dienste an der Stadt würde der Schaden ohne unser Zutun bereinigt werden."
Die Wächter starrten einen Moment, bevor Cim seine Sprache wiederfand.
"Meinst du mit dem Schaden zufällig die fehlenden Gleisstücke an jener Strecke, die dort unter den Bäumen verläuft?"
Godrun sah ihn an als hätte er gerade gefragt, ob ein Löffel wirklich zum Suppe Essen geeignet war.
"Ja-a. Das ist alles mit dem Bürgermeister geklärt. Wir merkten, dass wir aus Versehen einen Teil der Schiene zerstört hatten. Da wir uns nichts zu Schulden kommen lassen wollen, gingen wir zu Herrn Stiefelbart und erklärten ihm, was passiert war. Er sagte, die Stadt würde es reparieren, wenn wir dafür bei der Beseitigung einiger baufälliger Gebäude helfen. Wir ließen drei Gebäude verschwinden und damit war die Sache geklärt - Was wollen Sie jetzt also noch weiter von uns?"
"Äh..." Cim starrte. Es gab hier zwei Möglichkeiten: entweder, die Hexen logen und hatten nichts mit dem Bürgermeister abgesprochen, sondern einfach so die Dinge verschwinden lassen - doch warum dann nicht alle Schienen und einfach die ganze Stadt? Die andere, wahrscheinlichere Möglichkeit war, dass schlicht stimmte was sie sagten, und der Bürgermeister auf diese Weise Leute hatte aus dem Geschäft drängen wollen, die ihm ohnehin ein Dorn im Auge gewesen waren. Letzteres schien unter gegenwärtigen Umständen wesentlich wahrscheinlicher.
"Würdet ihr vielleicht mit mir zum Bürgermeister gehen, damit wir diese Sache eindeutig klären können? Ansonsten steht es Aussage gegen Aussage und ich hätte als Fakt nur, dass ihr Eigentum der Stadt beschädigt habt."
Wasserpfau sah ihn abschätzig an.
"Ich allein werde euch begleiten. Meine Kolleginnen werden sich wieder auf den langen Heimweg machen. Wenn euch das nicht genügt, soll es euer Problem sein."
Cim nickte.
"Vielen Dank für ihre Kooperationsbereitschaft", sagte er, froh, einen Konflikt mit dem schwer einschätzbaren Gegenüber vermieden zu haben. Die Hexe drehte sich um und flüsterte etwas mit ihren Kolleginnen, bevor alle drei wie aus dem Nichts ein paar Besen hervorzauberten.
"Ich treffe euch vor dem Haus des Bürgermeisters!", rief Godron Wasserpfau und schwang sich mit ihren Kolleginnen in die Lüfte wo sie in unterschiedliche Richtungen auseinander stoben.
"Moment, was,-" hatte Cim noch gerufen, doch sie flogen schon davon. Der Vektor blieb einen Moment mit in der Luft erstarrter Hand stehen. Rabbe kicherte leise und er liess sie sinken.
"Da gibts ja wohl nichts zu lachen. Wenn sie nun nicht dorthin kommt, sind wir ganz schön angeschmiert."
"Ach was... So oder so wissen wir jetzt, was wegen den Schienen ist, und dass es mit leichter Verlaufsänderung erledigt ist. Die Konfrontation ist ja eigentlich nur noch eine Schuldfrage."
Cim verdrehte die Augen. Natürlich hatte sie recht. Er mochte es nur nicht, eine Situation nicht unter Kontrolle zu haben.


*Einige Zeit später*
Cim klopfte laut an die Rathaustür an. Die Hexe schwebte auf ihrem Besen neben ihm. Sie hatte auf einem Vorsprung gewartet und zugestimmt, mit ihm zusammen von vorne das Haus zu betreten. Rabbe hatte er lieber auf die Rückseite des Hauses geschickt - nur für den Fall, dass der liebe Herr Bürgermeister versuchte, sich aus dem Staub zu machen. Für einen Moment gab es keine Reaktion auf das Klopfen. Der Wächter hämmerte erneut gegen die Tür und rief mit befehlender Stimme:"Hier ist die Stadtwache! Sofort aufmachen oder wir brechen die Tür auf!"
Er wartete eine weitere Minute, bevor er Anlauf nahm, um die Tür aufzubrechen. Die Tür öffnete sich und ein Dienstmädchen sah sich mit dem Anblick eines ruckartig bremsenden Wächters konfrontiert.
"Guten Abend, was kann ich für Sie tun?", fragte sie in leicht unsicherem Tonfall.
"Ja." Cim räusperte sich. "Wir möchten bitte zum Bürgermeister."
"Der Herr empfängt um diese Zeit niemanden mehr. Könnten Sie wohl morgen wieder kommen?"
"Junge Frau, ich bin Oberfeldwebel Bürstenkinn von der Stadtwache Ankh-Morpork, und wenn wir in Ankh-Morpork nicht in das Haus eines Tatverdächtigen gelassen werden, verschaffen wir uns Zutritt."
"Ich... äh... also gut, äh."
Sie trat beiseite und ließ Hexe und Wächter hinein. "Er ist in seinem Büro, den Flur runter, die Tür am Ende", fügte sie hinzu während die Beiden sie grimmig passierten.
Ohne Anzuklopfen trat Cim ein. Der erste Eindruck des Raumes - recht groß, teure Möbel, ein dicker Teppich - wurde ruiniert durch den Eimer fauligen Kohls, der ihm auf den Kopf fiel, kaum dass er eingetreten war. Er spuckte, riss sich das Zeug von Kopf und fluchte.
"Was zur Kerkerdimension soll das?!", rief er, zerrte ein Tuch aus einer Tasche und wischte sich die eklige Pampe vom Kopf, froh darum, dass er keine nenenswerten Haare hatte in denen das Zeug hätte kleben bleiben können.
Der Bürgermeister stand neben seinem Tisch und grinste süffisant. "Guten Abend auch Herr Bürstenkinn. Ich habe immer eine Überraschung für eventuelle Einbrecher über der Tür hängen - normalerweise wird mir jeglicher Besuch vorher vom Mädchen durch ein Klopfsignal angekündigt, dann nehme ich den Eimer ab und gebe das Signal zurück, dass es sicher ist, herein zu kommen. Wenn Sie so unhöflich sind, unangemeldet herein zu kommen kann ich dafür auch nichts."
Cim lief wütend auf ihn zu und zeigte mit dem Finger auf ihn.
""Sie haben sich auch so schon schuldig genug gemacht! Sachbeschädigung, Vortäuschung falscher Tatsachen, Irreführung eines Beamten im Dienst und nicht zuletzt, Körperverletzung. Und sie glauben gar nicht, was ich Ihnen noch alles anlasten kann wenn ich nur will!", grollte er.
"Ha! Sie klingen genau wie Feldwebel Popwell. Wird Ihnen aber genauso wenig nützen wie ihm. Was erwarten sie, Herr Bürstenkinn? Das hier ist meine Stadt. Sie können mir nichts nachweisen. Sie haben keinerlei Beweise. Nur das Wort einer nicht mal ortsansässigen Hexe. Einer Gnomenhexe noch dazu! Ich dagegen bin ein geachteter Mann mit viel Einfluss. Selbst wenn sie mich dazu bringen würden irgendetwas zuzugeben... ihr Wort stände gegen meines, und ich glaube nicht, dass ein einzelner, heruntergekommener Wächter aus Ankh-Morpork auch nur,-" Ein Knüppel traf ihn am Hinterkopf, bevor Herr Stiefelbart bewusstlos zu Boden ging. Rabbe stand hinter ihm im Fenster und kam nun herein. Einen Moment herrschte Schweigen.
"Mann, war der eklig", bemerkte Rabbe und wischte sich die Hände ab.
Cim nickte. "Das war keine so gute Idee, Rabbe. Er hatte Recht - wir haben keine Beweise."
Er seufzte und drehte sich zur Hexe um. "Es tut mir Leid, aber ich müsste sie um weitere Mithilfe bitten... Wir werden diesen Mann nun fesseln und knebeln, wir brauchen aber ihre exakte Aussage noch einmal schriftlich. Dafür würde ich einfach zusammenfassen was sie mir gesagt haben und sie müssen es unterschreiben, das reicht aus um ihn in einem solchen Fall zur Rechenschaft zu ziehen."
Die Hexe rollte mit den Augen.
"Gerechtigkeit ist wichtig. Und wenn diese Gebäude noch gebraucht wurden, tut es mir für die Besitzer sehr Leid - sie werden doch dann vom Bürgermeister ersetzt werden müssen, oder?"
"Oh ja, er hat euch in die Irre geführt. Es obliegt seiner Verantwortung, die Läden wieder aufzubauen."
Wasserpfau nickte. "Das beruhigt mich. Ich könnte diese Gegend nicht wieder verlassen, ohne zu wissen, dass der Schaden wieder gut gemacht wird. Dafür unterschreibe ich natürlich gerne."

Die weitere Prozedur lief recht gemütlich ab. Rabbe verschnürte den Gefangenen während Cim sich um Wasserpfaus Aussage kümmerte. Dann brachten Sie den Gefangenen zum Zug und gaben eine kurze Nachricht an die geschädigten, sowie eine weitere an Paul König ab. Letzterem wurde kurz die Ursache des Problems geschildert und der Vorschlag gemacht, die Strecke geringfügig anders zu legen. Die Wächter gingen zum Zug zurück, warteten auf die Abfahrt bevor sie, im Dunkeln der Nacht, wieder gemütlich Richtung Heimat fuhren - fort von all diesem Kohl. Paul König baute in Großer Kohlkopf neue, ausgedehnte Verkaufsgeschäfte für die Herren Oberpflaum, Lappschick und Schimmelgrün, und bald darauf wurden in der ganzen Sto Ebene ihre fabelhaften, komplett kohlfreien Produkte verzehrt. Im Gegenzug für die Strafübernahme desselbigen verlangte er jedoch die Auslieferung des Bürgermeisters Stiefelbart an seine eigene Gerichtbarkeit.

Manche sagen, in einer dunklen Nacht kann man noch immer sein Schluchzen zwischen den Dunghügeln hören.
[1]  Siehe Dunkelwacht beginnt

[2]  Bestehend zu 90% aus Kohl

[3]  aus Kohl

[4]  Hauptmaskottchen der Brassica Welt

Zählt als Patch-Mission für den Ermittlerin-Patch.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Cim Bürstenkinn

18.10.2015

Sehr witzige Dialoge, gute Einbindung der Neuerungen in der Scheibenwelt, und Feucht kommt auch noch vor :)
Das ist eine Single extra für mich - auch wenn keine Tentakel vorkommen ...
Danke sehr!

Von Daemon Llanddcairfyn

15.11.2015

Okay.. ich tippe das nochmal... nachdem es die Bewertungsmaske gelöscht hat....



Hi,

wie immer beschreibst Du die Dir bekannten Charaktere gut und sie interagieren schön miteinander. Eingangsbild, Landschafts- und Nebencharakter-Beschreibugnen sind gut zu lesen.

Mit ist klar, dass es sich um eine Wichtelsingle handelt, in der es nicht in allererster Linie um den Plot geht, dennoch gibt es ein paar Löcher, die mir die Geschichte ziemlich verhagelt haben.
Dass der Patrizier jeden Wächter mit Namen kennt und einem Verwaltungsangestellten Empfehlungen gibt, welche neben der Tagesarbeit anzufordern sind, wäre bestimmt auch anders lösbar gewesen.
Neben ein paar anderen Punkten (Kohl-Rassissmus auf der Ebene, plötzlich auftauchenden Hexen) war es allerdings das Ende, das mir negativ auffiel: Wenn der Bürgermeister weiß, dass die Stadtwächter da sind, um die Sache aufzudecken, warum lässt er sie zur bekannten Zeit an der bekannten Stelle auf den Baum klettern und dann die einzigen Zeugen, die er gegen sich haben könnte, auf die andere Seite ziehen? Wo ist Gefreiter Knieschuß mit seinem beiden Kameraden? Wo der Kohl-Mob aus dem Dorf? Die Rettung in letzter Sekunde durch die Okohlianer? Und der Zug, der am Ende doch noch in alles hineinrast und aus den Schienen springt, so dass alle gemeinsam ihn wieder aufrichten müssen?
Hier würde ich mir einen Rewrite wünschen, der unter den Text getackert wird :)

Vg

dae

Von Rabbe Schraubenndrehr

19.11.2015 18:06

Soo... Erstmal; Schön dass dir Geschichte gefällt Cim, damit hat sie ihren Zweck für mich voll und ganz erfüllt.



Dann @Dae... Natürlich gibt es bei dieser Geschichte viele Dinge die nicht ausgeschöpft wurden, mir war das beim schreiben voll und ganz klar. Ich hätte gerne mehr zur Umgebung geschrieben, den Bürgermeister, die Wächter vor Ort und auch die Okohlaner näher beschrieben, mir ging nur sowohl Zeit als auch Energie aus. Ich habe den Plot für die geschichte kurz vor Fristende komplett über den Haufen geworfen und alles neu geschrieben weil das, was eigentich geplant war letztlich wieder auf ~30000 brutale, gewalthaltige Wörter hinaus gelaufen wäre und dafür hatte ich nicht die Zeit. Das Vetinari speziell Cim, Rabbe und Tussi namentlich kennt sollte ein Seitenhieb darauf sein ob die Möglichkeit besteht dass er von der Dunkelwacht weiß. In der ursprünglichen Story wäre das vertieft worden, so blieb es als Fragezeichen im Raum stehen(und ist von nicht Dunkelwächtern auch als eindeutig nicht bekannt zu behandeln). Was den Bürgermeister und die lokalen Wächter angeht muss ich sagen, über ihr handeln als solches hatte ich nur wenig ausbauüberlegungen. Ganz direkt gesagt; manchmal sind die leute dumm. Diese Single sollte als Fokus Cim haben der einen seltsamen Fall behandelt - ich denke, das hat soweit geklappt. Ich hätte auch eine lange, ernst geschriebene Story machen können in der es zu weniger plot-unebenheiten gekommen wäre, aber ich finde, WIchtelsinglen sollten einen zum schmunzeln bringen. Ich hoffe, sie hat das getan. In sofern wird es mit ziemlicher Sicherheit keinen rewrite geben, dafür ist die Thematik einfach nicht ernsthaft genug. ;)

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung