Einflusskreise (Wichtelsingle)

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von Lance-Korporal Jargon Schneidgut (SEALS)
Online seit 03. 10. 2015
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 03. 05. 2015 datiert
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 Außerdem kommt vor: Eleanore Gahdollie

Sikrates' Teigkringelparadies wird Opfer eines Essensdiebstahls - Elanore, die neuer Stammgast ist, ermittelt unter Aufsicht von Jargon. Wichtelsingle für Eleanore Gahodlie

Dafür vergebene Note: 11

Sikrates' Teigkringelparadies war ein kleines, aber teuer aussehendes Café in der Langen Mauer. Über der Tür, durch die sich ein Troll nur mit Mühe durchzwängen konnte, bildeten mit billiger Goldfarbe bepinselte Holzbuchstaben den Namen des Geschäfts. Wer hierherkam, war ein Feinschmecker - Sikrates' Teigkringel waren ein Geheimtipp unter den Gourméts Ankh-Morporks, und es kam nicht selten vor, dass der Geldbeutel eines Erstverkosters eine spontane Komplettentleerung auf dem Tresen vollführte. Die runden, mittig gelochten Krapfen wurden zuerst im Ofen gebacken, dann mit reichlich Fett in einem Kessel frittiert und zuletzt, je nach Geschmack, mit Zuckerguss oder Kakaocrème überzogen. Bisweilen streute Sikrates auch noch zuckriges Konfetti oder kleine Schokokügelchen über seine Kreationen. Er war ein experimentierfreudiger Mann - von Marzipan bis Spinat hatte er für jede Füllung[1] die perfekte Rezeptur gefunden. Er war ein glatzköpfiger, ziemlich dicker Mann, und die fettigen Dämpfe seiner Küche hatten seiner Haut einen merkwürdig gelben, gegerbten Haut Ton verpasst. Die meiste Zeit über war er freundlich und neigte zu schlechten Witzen - aber so mancher hatte schon einen seiner cholerisch anmutenden Wutanfälle erlebt, die er vor allem dann hatte, wenn jemand versuchte ihm seine Rezepte zu entlocken. Die hütete er nämlich wie seinen Augapfel, was man durchaus wörtlich nehmen konnte - er hatte keines von ihnen je niedergeschrieben sondern fertigte alle Teigkringel aus seiner Erinnerung an. Auf eine Sache war er so besonders stolz - sein Gedächtnis. Er rühmte sich, nicht einen seiner Kunden je zu vergessen, so unscheinbar sie auch sein mochten. So war es keine Überraschung, dass er Eleanore Gahdolie sofort mit ihrem Namen begrüßte, als sie sein Café betrat.
"Frau Gahdolie! Wie schön, dich wieder zu sehen!", rief er von seinem Tresen aus und platzierte die teigkringelgefüllte Pappschachtel, die er gerade aus der Küche geholt hatte, in der zugehörigen Glasvitrine. Er schloss die Vitrine von hinten, sodass sie beinahe Luftdicht geschlossen war. Wespen und ähnliche Zuckerdiebe konnte er gar nicht ausstehen.
"Hallo Sikrates", grüßte sie zurück und musterte seine Auslage interessiert. Sie war vor einigen Tagen an dem Geschäft vorbeigekommen, als sie während der Streife leicht vom Weg abgekommen war. Das letzte Mal hatte sie sich einen Schokoladenkringel mit Zuckerkonfetti gegönnt, also wollte sie diesmal etwas anderes probieren... Rosa Zuckerguss? Vanillesoßenfüllung? Vielleicht etwas Marzipan?
Die Entscheidung fiel ihr so schwer, dass sie kurzerhand alle drei auswählte. Die drei Dollar sechzig waren zwar ein kräftiger Einschnitt in ihr Budget, doch sie fand, dass es sich lohnte.
Sikrates' freundliches Lächeln wurde um einiges echter, als er ihr die Teigkringel auf einem Teller servierte. Mitnehmen war nicht erlaubt - man musste sich Zeit nehmen, dem Bäcker seine Ehre erweisen. Das war zumindest Sikrates' Einstellung. Außerdem wollte er immer den Gesichtsausdruck seiner Gäste sehen, sobald sie eines seiner Meisterwerke zum ersten Mal kosteten. Seiner Meinung nach war jedes Blech einmalig, jeder Kringel Teil einer nur allzu kleinen, einzigartigen Familie, deren Mitgliederzahl rapide schwand.
Es kam nie vor, dass welche zum Abend übrig waren - ab 17 Uhr backte er keine mehr. Der Laden schloss, wenn sie alle verkauft waren. Mehr als einmal hatte das dazu geführt, dass einer der Kunden leer ausging, wenn er den Laden betrat bevor der vorige Gast bestellt hatte. Diese Fälle bedauerte er, aber er machte es lieber so, als dass er nach einer festen Schließungszeit übrige Teigkringel hatte. Außerdem hatte er so nach 17 Uhr genug Zeit, alles sauberzumachen und seine Bücher zu fälsch führen.
Lautes Schmatzen von Elanores Tisch zeigte ihre Zufriedenheit mit dem Gebäck. Sie liebte die kleinen Variationen, die Sikrates' Kreationen auszeichneten. Sie ließ sich ungewöhnlich viel Zeit zum Essen und ließ keinen Krümel übrig.
Während sie ihr Essen verspeiste verschwand Sikrates in der Küche, um ein weiteres fertiges Blech aus dem Ofen zu holen. Ein überraschter Wutschrei riss Elanore aus ihrem genüsslichen Nach-dem-Essen-Schwelgen.
"Was ist das?! Wie ist das möglich?! "
Lautes Klappern und Scheppern kam aus der Küche, dann etwas, das wie ein Schmerzensschrei klang.
"Das ist verrückt! Dreimal verfluchter Kuhmist mit Ankhschlamm! Hexenwerk! Zauberei!"
Sikrates kam aus der Küche gerannt, die Schürze mit Teig und Fett bekleckert, eine Hand schmerzerfüllt in ein Handtuch gewickelt.
"Das sind die verdammten Zauberer!", brüllte er wütend und tauchte die schmerzende Hand inklusive Handtuch in ein Wasserbecken, das hinter dem Tresen stand.
Elanore war bereits aufgestanden und lief neugierig zu ihm.
"Was ist denn passiert?"
Er wedelte mit der freien Hand und gestikulierte in Richtung Küche.
"Jemand hat mir einen Kringel entwendet! Direkt vom Backblech!"
Elanore setzte ihre stadtwächterliche Miene auf.
"Hast du eine Kwittung erhalten?", fragte sie, wie sie in der Ausbildung gelernt hatte.
Er starrte sie an.
"Nein! Nein, hab ich nicht!" Er schüttelte den Kopf. "Ich zahle alle meine Beiträge!"
"Dann klingt das wie ein Fall für die Stadtwache!", sagte sie und kramte in ihren Taschen, bis sie erfolgreich ihre Marke hervorkramte.
"Gefreite Elanore Gahdolie, zu deinen Diensten!"
Er guckte sie an, sein Blick wanderte zwischen Marke und dem runden Gesicht der Frau hin und her.
"Du bist bei der Wache?!"

***


Wenig später betrat Elanore wieder das Café, diesmal in Begleitung von Lance-Korporal Schneidgut, der sich bereit erklärt hatte, sie bei diesem Fall zu unterstützen. Jetzt, da die Abteilungen dabei waren sich aufzulösen, hatte sich Elanores Bewerbung erstmal im Sand verlaufen (oder so schien es), und Jargon war sich sicher, dass seine Vorgehensweise die richtige war. Er, als Noch-SEALS, konnte Elanore in einer Diebstahlermittlung sicherlich ausreichend beistehen, und der Fall wirkte simpel genug, dass sie dabei wertvolle Erfahrungen sammeln konnte ohne viel Schaden anzurichten. Außerdem war er gerade der einzige im SEALS-Bereitschaftsraum gewesen, als sie hereinkam um den Fall zu melden.
"Sieht teuer aus, hier", murmelte er und schnupperte vorsichtig. Die Luft war voll von Zucker- und Fettgeruch.
Ich fürchte, meine Nase wird hier von keinem großen Nutzen sein.
Sikrates empfing sie mit rotem Gesicht, seine Augen waren blutunterlaufen.
"Bitte, Herr Stadtwächter", wandte er sich an Jargon, "du musst etwas tun! Mein ganzer Backrhytmus kommt durcheinander! Von jedem Blech seit vorhin fehlt ein Teigkringel! Wenn das so weitergeht kann ich meine Glasbehälter nicht ausreichend aufstocken! Wie sieht das denn aus!"
Jargon sah verwirrt zwischen Sikrates und Elanore hin und her.
"Ich bin nur als Ausbilder hier. Die Gefreite übernimmt den Fall selbst."
Sikrates wirkte kurz verwirrt, nickte aber dann und führte die beiden in die Backstube, wo das absolute Chaos herrschte. Behälter mit Fett und Zucker und deren Inhalt waren über Arbeitsflächen und den Boden verstreut. Töpfe, Pfannen und Kochlöffel standen in allen erdenklichen Kombinationen und Positionen. Die Luft war von Fettdunst durchzogen, die Wände mit Flecken in allen Farbtönen zwischen dunkelbraun und cremegelb gemustert.
Nur auf dem Herd und direkt vor dem Backofen konnte man Struktur erkennen. Auf dem Herd standen zwei hohe, breite Töpfe, in denen Fett blubberte, links direkt nebendran ein großer Teller mit vorgebackenen Teigkringeln. Der einzelne Fehlende fiel deutlich auf, da der Teller sonst perfekt symmetrisch gefüllt wäre.
Der Ofen hatte zwei schwere Metallschließen - einen direkt unterhalb des Herdes, hinter der vermutlich die Backfläche war, und eine weiter unten, die wohl die Feuerstelle verbarg.
Jargon konnte kein Abzugsrohr entdecken, es schien in der Wand zu verlaufen.
Nachdem Eleanore und Jargon sich ein Bild von der Küche gemacht hatten und Sikrates beteuert hatte, dass es sonst hier nie so schlimm aussehe, holte sie einen Notizblock heraus und begann zu fragen:
"Herr Sikrates, du sagst, dass dir immer während des Backvorgangs ein Teigkringel gestohlen wird."
Er nickte finster und deutete anklagend auf den unfertig beladenen Teller.
"Es ist wie ein Loch in meinem Herzen, Frau Wächterin!"
Sie nickte unsicher und begutachtete die Arbeitsstation. Rechts neben dem Herd lag ein leeres eingefettetes Blech, daneben eine Teigschüssel.
"Und du machst definitiv immer das Blech voll?"
Er nickte, und man sah ihm an, dass ihn die Frage reizte.
"Frau Wächterin, ich kann verstehen, dass du nach einer einfachen Lösung suchst. Aber ich kann dir versichern, dass mein Gedächtnis einwandfrei funktioniert."
Mit rotem Kopf machte sich Sikrates daran, das leere Blech einzufetten.
Eleanore musterte Ofen und Blech und dachte nach, während Sikrates in atemberaubendem Tempo begann, das Blech mit Teigkringeln zu füllen. Es waren drei Reihen mit je drei Kringeln - genau neun, einer mehr als auf dem Teller neben dem Herd.
Dann trat er, mit einem bedeutungsvollen Blick, an die Ofenklappe. Er zog ein paar Backhandschuhe über, die er irgendwo unter einem leeren Topf hervorkramte, und griff nach dem Schließmechanismus.
Ruckartig zog er ihn auf und holte das Blech heraus. Gelblicher Dampf zischte aus dem Ofen, und die Wächter erkannten, dass auf dem Blech tatsächlich ein Teigkringel fehlte, genau in der Mitte. Sikrates verzog frustriert das Gesicht, legte das Blech auf dem leeren Topf ab, unter dem er auch die Backhandschuhe hervorgezogen hatte, und schob das frische Blech in den Ofen.
"Seht ihr? Wieder fehlt einer! Es ist immer der aus der Mitte!"
Jargon nickte, wenn auch skeptisch, während Eleanore weiter nachdenklich ins Leere starrte. Sikrates nahm das Blech mit den gebackenen Kringeln und warf sie in einen der Frittiertöpfe. Sofort zischte und dampfte es. Der Konditor warf dann die Teigkringel vom Teller in den anderen Topf und blinzelte den Wächtern verschwörerisch zu.
"Dass ich verschiedene Fettsorten benutze, bleibt mein Geheimnis, ja?"
Beide stimmten zu, auch wenn Eleanore immer noch abwesend in den gelblichen Dunst starrte, der vom Ofen und den Töpfen durch die Küche zog und durch das einzige, winzige Fenster nach draußen quoll. Während Sikrates nach draußen eilte um neue Kundschaft zu bedienen, wandte sich Jargon an seinen Schützling.
"Was meinst du, Gefreite? Ich muss ehrlich sagen, mir ist die ganze Sache schleierhaft."
Sie starrte nur.
"Dir auch, schätze ich. Nun ja. Ich würde dich erstmal alleine weitermachen lassen, melde dich bei mir, wenn du Hilfe brauchst."
Sie murmelte irgendetwas, das er nicht recht verstand, aber es klang nach Zustimmung.
"Äh, also gut. Du findest mich im Wachhaus in meinem Büro. Viel Erfolg."
Sie nickte und hob die Hand, während sie weiter den Ofen anstarrte.
Jargon warf ihr einen verunsicherten Blick zu und ging langsam aus der Küche.
Eleanore dachte weiter nach...

*


Im Gastraum standen zwei Kunden, die sich angeregt mit Sikrates unterhielten, während er ihnen eine Mischung diverser Teigkringel zusammenstellte.
"Aber erklär doch mal, wieso legst du denn Schokoladenkringel aus zwei Fuhren auf meinen Teller?", wunderte sich der Größere der beiden dicklichen, reich angezogenen Herren.
"Um diese Zeit hast du doch normalerweise noch mindestens drei von einer Fuhre übrig."
Sikrates zuckte sacht mit den Schultern.
"Ich hatte heute schon mehr Kunden als sonst.", antwortete er scheinbar desinteressiert.
"Dann gib mir eben drei von der neuen Fuhre. Ich habs lieber, wenn sie alle aus einer stammen", antwortete der Kunde und rückte sich seine mit viel Schmuck bestickte Kopfbedeckung zurecht. "Dann schmecken sie einheitlicher." Sikrates starrte ihn an.
Jargon, der gerade aus der Küche kam, wunderte sich, als er den Teigkringelbäcker zeternd vorfand.
"Tut mir Leid, mein Herr, wenn ihnen die Teigkringel nicht einheitlich genug schmecken! Will der Herr vielleicht ein wenig Puderzucker darüber, damit der unerträgliche Eigengeschmack nicht so stark ist?"
Der irritierte Kunde sah ihn an und meinte: "Äh, naja, also- ich fand schon immer, dass Puderzucker gar nicht so übel-"
"Oh, natürlich, ich kippe Puderzucker auf meine Teigkringel, damit sie noch süßer sind! Warum reiche ich nicht gleich einen Becher Ketchup dazu, dass man gar nichts mehr davon schmeckt?!"
Der andere, kleine, bärtige Kunde murmelte: "Klingt eigentlich gar nicht-"
"RAUS HIER IHR SCHRECKLICHEN ESSENSBANAUSEN!", brüllte Sikrates und zielte mit einem Teigkringel nach der teuren Kopfbedeckung des Kunden.
Jargon fiel ihm reflexartig in den Arm und musste sich mit seinem ganzen Gewicht dranhängen, um die Bewegung abzubremsen.
"Herr Sikrates, bitte-"
Doch die kräftigen Arme des Bäckers ließen sich von Jargons knappen fünfzig Kilo kaum aufhalten, und er schleifte den Wächter ein gutes Stück Richtung Tresen, bevor er merkte, dass jemand an ihm hing. Lautes Scheppern kommentierte den Zusammenstoß des Armbehanges mit dem Tresen, und einige der gläsernen Teigkringelbehälter schwankten bedrohlich.
"Lass mich los!", rief Sikrates und schüttelte Jargon, der keine Anstalten machte, sich besonders festzuhalten, von seinem Arm ab. Mit finsterem Blick sah der gelbhäutige Mann den fliehenden Kunden nach, die offenbar nicht erpicht darauf waren, Opfer seiner Teigwarenwurfkünste zu werden.
"Herr Sikrates, du solltest an deinem Temperament arbeiten, glaube ich", riet ihm Jargon, während er sich den schmerzenden Arm hielt, und war sich völlig über die Ironie bewusst.
"Und ich glaube, du solltest dich nicht damit aufhalten, wie ich meine Kunden behandle", erwiderte der zornige Bäcker, aber er klang zerknirscht und betrachtete bedauernd den zerdrückten Teigkringel in seiner Hand. Dann seufzte er und legte ihn auf einen leeren Teller.
Jargon, der neben ihm stand und sich noch immer den lädierten Arm hielt, musterte das Teigstück mit aufgesetztem Desinteresse. Ein süßes Gebäckstück wie dieses hatte er noch nie gegessen - aber er konnte sich etwas in dieser Preisklasse sowieso nicht leisten. er setzte zu einer kühlen Verabschiedung an, als der Bäcker neben ihm plötzlich sagte:
"Ich bedauere es immer, wenn ich einen wegwerfen muss, weißt du?"
Mit zärtlichen, schokoladenverklebten Fingern strich er über den zerknautschten Kringel.
"Aber so ein zerstörtes Kunstwerk will natürlich niemand mehr kaufen."
Abwesend starrend nickte Jargon. Dann wanderte sein Blick zwischen Sikrates und dem Schokoladenkringel hin und her.
"Nun, wenn... also, wenn es dich so betrübt, ihn wegwerfen zu müssen..."
Sie sahen sich an.

*


In der Küche hatte Eleanore derweil eine vollständige Bestandsaufnahme gemacht [2]und war zu mehreren möglichen Theorien gekommen:
1. Jemand liebte die Teigkringel so sehr, dass er keine Magie scheute, um sie zu stehlen.
2. Es lebte ein kleines Monster im Kamin, das die Kringel durch das Abzugsrohr im Ofen herausstahl.
3. Durch eine unbekannte Zutatenreaktion im Teig löste sich einer der Kringel in Nichts auf.
4. Ein wenig Kardamon würde dem Teig eine wunderbar-würzige Note verleihen.
Nach kurzem Nachdenken entschied sie sich, dass sie bisher nur Punkt Nummer vier an Sikrates weitergeben konnte. Sie würde mehr Beweise brauchen, um die anderen Theorien zu bestätigen. Gerade als sie ansetzte, Theorie Nummer vier weiteren Untersuchungen zu unterziehen, kam Sikrates, einen undeutbaren Ausdruck im Gesicht, hereingeeilt. Mit geübten Bewegungen schnappte er sich seine Handschuhe und holte die Teigkringelfuhre aus dem Ofen - und wie erwartet fehlte der mittlere Kringel. Nun war sich Eleanore noch einmal versichert, dass es nicht an der Gedankenlosigkeit des Bäckers liegen konnte. Was hier vorging, erforderte definitiv ausgeklügelte Untersuchungen.
Beim Anblick des fehlenden Kringels verzog dieser den Mund, machte aber mit der Herstellung seiner Teigwaren weiter.
Nun wurde Eleanore auch Zeuge, wie er die Kringel mit einer Glasur aus Schweinefett, zermahlenem Zucker und diversen Zusatzzutaten überzog.
"Herr Sikrates?", fragte sie dann und beobachtete, wie er vorsichtig, aber mit atemberaubender Geschwindigkeit jeden bunten Zuckerkrümel einzeln per Hand einsetzte.
Er antwortete nur mit einem kaum vernehmbaren Laut, seine Kozentration blieb auf die Krümel gerichtet.
"Ich glaube, ich müsste mir deinen Ofen mal etwas genauer von innen ansehen."
Er verzog die Brauen und setzte den letzten Krümel ein. Dann wandte er sich um.
"Von innen? Wie willst du das machen?" Er blickte argwöhnisch zwischen Ofenklappe und ihr hin und her, als fürchtete er, sie würde gleich hineinkriechen.
"Na, ich würde ihn mir von innen angucken, wenn du die Nächte Kringelladung herausholst."
Sikrates betrachtete sie stirnrunzelnd, aber dann nickte er und legte ein Kohlestück in das untere Ofenfach nach.
"In etwa fünf Minuten sind sie so weit", sagte er dann und nahm sich das Blech mit den frisch zubereiteten Kringeln.
"Ach so - Herr Sikrates... etwas Kardamon wäre interessant, glaube ich."
"Karda-was?"
Sie sah ihn mit großen Augen an.

*


Es war eine völlig ungewohnte Erfahrung - Sikrates hatte ihn darum gebeten, den lädierten Teigkringel zu essen, nachdem er ihm sein Interesse daran bekundet hatte.
Das kannte Jargon bisher nur aus Kindermärchen, und in denen lief es am Ende immer darauf hinaus, dass ein paar Kinder aus Habgier eine arme, alte Frau umbrachten und die Beweise verschwinden ließen.
Unentschlossen blickte der Mann auf das geknautschte Gebäckstück auf seinem Teller.
Sollte er ihn wirklich einfach essen?
Was, wenn es ein Trick war, um ihn als Wächter loszuwerden?
Diese Gedanken verwarf Jargon direkt wieder. Niemand würde so einen Aufwand - Inszenierung und alles - betreiben, nur um einem Wächter einen vergifteten Teigkringel zukommen zu lassen. Außerdem war er sich ziemlich sicher, dass er als Werwolf gegen die meisten Gifte immun war. Und wer weiß... vielleicht wäre es die Magenkrämpfe wert?
Vorsichtig nahm er das weiche, teigige Ding in die Hand. Trotz Sikrates' Ausbruch war der Teig kaum eingerissen - der Kringel war nur eben eher oval als rund.
Ein kurzes Schnuppern verriet Jargon, dass das Gebäckstück genauso lecker roch wie zuvor. Rein olfaktorisch war es in einwandfreiem Zustand - kaum überraschend, Sikrates' Hände rochen wahrscheinlich selbst wie ein Teigkringel.
Kurz entschlossen nahm er den Kringel in die Hand und biss zu.
Für ihn war es so ein Augenblick, an den er später in seinem Leben zurückdenken würde, wenn ihn jemand fragte: "Was sind deine prägendsten Momente im Leben gewesen?"

*


Eleanore hatte neben dem Ofeninneren auch die Ofenbleche genauestens inspiziert - genau in der Mitte, da wo der verschwundene Kringel gelegen hatte oder liegen würde, war ein kleiner, schwarzer Fleck, kreisrund. Das waren natürlich nicht die einzigen schwarzen Flecken auf dem Blech, aber diese fielen ihr besonders auf. Als sie Sikrates danach fragte, erwiderte der nur: "Was weiß ich, da muss mir mal Fett eingebrannt sein oder so." Aber sie glaubte nicht so recht daran.
Der Ofen machte auf den ersten Blick einen gewöhnlichen Eindruck - aber Eleanore glaubte, an der Ofendecke ebenfalls einen winzig kleinen Fleck zu erkennen, der dunkler schien als der umliegende Stein.
Sie tendierte mittlerweile tatsächlich dazu, seine Theorie von Zauberei zu unterstützen - allerdings kannte sie sich damit nun wirklich nicht besonders gut aus.
Jargon zu fragen war im Moment... eher ungünstig. Der kleine Mann saß mit glasigen Augen an einem Tisch im Café, einen Teigkringel in der Hand. Offenbar hatte er davon abgebissen. Wie lange er aber schon so da saß, konnte Sikrates ihr auch nicht sagen.
"Das passiert eigentlich nur bei Leuten, die sowas zum ersten Mal probieren...", murmelte er fasziniert, als sie ihn darauf ansprach.
Sie nickte nachdenklich. Beim Anblick ihres geschmacksparalysierten Vorgesetzten kam ihr langsam eine Idee - sie musste sie nur noch ganz zusammenfädeln.
Dass sie dabei in der Küchentür stand, war für Sikrates eher ungünstig, denn sie war bereits in ihrer Gedankenstarren Phase versunken. Der Kringelbäcker sah zwischen ihr und Jargon hin und her, schüttelte den Kopf und murmelte: "Wächter...", während er die kleine Rekrutin vorsichtig zu Seite schob, um nach seinen Kringeln zu schauen.

Wenig später war Eleanore wieder aus ihrer Planungsphase erwacht und stellte sich vorsichtig neben Sikrates, der gerade die letzte Teigkringelfuhre für den Tag vorbereitete.
"Herr Sikrates", setzte sie an, doch er hob eine gelbliche Hand und erstarrte in der Bewegung. Sie verstummte und guckte ihn etwas verwirrt an. Er nickte mit dem Kopf in Richtung Ofentür. Sie sah hin, aber sie sah nichts Besonderes - aber war da nicht ein Geräusch? Der Ofen war ein wenig heruntergebrannt, also recht leise, und sie war sich sicher etwas zu hören, dass normal nicht aus einem Ofen klingen sollte.
Keiner von beiden konnte es genau einschätze, das konnte sie an seinem Blick ablesen. Aber irgendetwas hörte sich äußerst merkwürdig an. Dann ertönte plötzlich etwas, das wie eine Stichflamme klang. Sikrates riss kurz entschlossen die Ofenklappe auf. Eleanore, die sich nicht herunterbeugen musste um etwas zu sehen, sah eine gelblich-rote Wolke. Doch die war verschwunden, bevor einer von beiden genaueres erkennen konnte.
Sikrates hatte eigentlich gar nichts gesehen. Aber über eines waren sie sich sicher - einen ganz kurzen Moment lang hatte es nach Schwefel gerochen.
"Das sind irgendwelche verfluchten Dämonenkräfte!", entfuhr es dem zornigen Sikrates, und er schleuderte die Ofentür zu. Er sah zu Eleanore, die von seinem Verdacht nicht wirklich eine Ahnung hatte. Dann nahm sein Gesicht einen nahezu verzweifelten Ausdruck an.
"Was soll ich denn jetzt machen?", fragte er mehr den Raum als die Wächterin. "Irgendein Unterweltsmistkerl hat es auf meine Teigkringel abgesehen! Was soll ich denn dagegen machen?"
Eleanore guckte nachdenklich, aber dann meinte sie:
"Vielleicht könntest du ihm die Suppe versalzen."
Er sah sie verwirrt an.
"Ich meine, ihm die Hölle heiß machen."
Sein Kopfschütteln drückte weiterhin Unverständnis aus.
"Ihm einen Denkzettel verpassen!"
Er sah sie immer noch zögerlich an.
"Na, du musst den mittleren Teigkringel so präparieren, dass dem Dieb der Appetit vergeht!", sagte sie eindringlich.
"Du meinst ich soll- etwas absichtlich ungut schmecken lassen?"
Dieses Konzept schien auf Sikrates fremdartig und verabscheuungswürdig. Er machte sich stattdessen daran, ein neues Blech mit Teigkringeln zu füllen.
"Nicht unbedingt ungut - vielleicht nur etwas ungewöhnlich." Sie starrte nachdenklich auf einen Kringel. "Vielleicht- göttlich."
Er sah zu ihr.
"Göttlich?"
Sie nickte.
Und so machten sie sich daran, ein göttliches Teigkringelrezept zu entwickeln.

*


Es war bereits Nacht draußen, aber Eleanore hatte keinerlei Schwierigkeiten gehabt, an diversen Stellen in Ankh-Morpork die nötigen Gewürze aufzutreiben. Sie war erstaunt, wie wenige Gewürze Sikrates kannte, geschweige denn nutzte. Es machte ihr fast ein wenig Angst. Wenn sie darüber nachdachte, wie gut seine Teigkringel jetzt schon waren, und wie gut sie werden konnten, wenn er Gewürze für sich entdeckte - sie war doch jetzt schon knapp bei Kasse!
Natürlich kannte er Zimt, Vanille und Des Alten Mannes Hose - aber nicht nur Kardamom war ihm fremd. Auch Anis, Nelken, Ingwer, Piment - von all denen hatte er noch nie gehört. Möglich, dass es an Eleanores Gourmet-Natur lag, aber sie wunderte sich doch schon sehr über so eine Lücke. Allerdings war es gut möglich, dass er eben mit seiner Erfindung und seinem Erfolg so beschäftigt war, dass ihm diese Dinge entgangen waren. Nun ja - die Gewürze zahlte er selbst, was gut war, denn billig waren sie nicht.
Während Eleanore durch die Stadt zog, versuchte sie sich auszumalen, wie man einen Dämon mit einem Teigkringel fangen konnte. Vielleicht musste man magische Symbole in den Teig ritzen? Die Gewürze zu Göttersymbolen anordnen? Oder den Geschmack zu wundervoll-himmlisch zu komponieren, dass ein Dämon zu einem besseren Wesen wurde?
Nachdem sie den Glockenschlägen zur achten Stunde gelauscht hatte, besann sie sich auf den Plan, den sie mit Sikrates entworfen hatte: alles miteinander kombinieren. Eines davon musste ja die richtige Vorgehensweise sein, und wenn der Übeltäter festgesetzt war, war es dann ja auch egal, was denn jetzt gewirkt hatte[3].
Und so kehrte sie mit einem Beutel voll teurer Gewürze in die Lange Mauer zurück. An der Tür kam ihr ein entgeistert dreinblickender Jargon entgegen, dessen Mund mit Schokolade und Teigkrümeln verschmiert war. Als er sie erblickte, kam er wie in Trance auf sie zu, die Schritte schwer und schleppend.
"Zwölf Dollar...", ächzte er und starrte sie mit einem furchterregenden Grinsen an. "Zwölf Dollar für eine Handvoll Teigkringel..."
Sie wich vorsichtshalber einen Schritt zurück, als er in ein kehliges Lachen verfiel und durch die Nacht davonrannte.
"UND ES WAR JEDEN CENT WERT! AHAHAHAHA!"
Sie sah im Sitrnrunzelnd nach. Ein ebenso verwirrter Sikrates stand in der Tür des Cafés und murmelte "Ein sehr merkwürdiger Mann, dein Kollege..."
Es brauchte keinen Kommentar ihrerseits, er hatte schlicht Recht.

*


Sikrates war wie im Rausch. Gewürz um Gewürz hatte er ausgepackt, inspiziert, probiert und dann damit experimentiert. Es war für ihn eine ganze neue Welt- und er hatte den eigentlich Anlass schon fast vergessen. Vor ihm stand ein Blech voller Protoypen - das letzte Mal, dass das vorgekommen war, war sein letzter Arbeitstag in einer schäbigen Bäckerei irgendwo in Morpork. Er war sich sicher: dies würde ebenso das Ende und den Anfang eines Lebensabschnittes für ihn bedeuten. So viele Möglichkeiten!
Zimt und Piment, Kardamom und Nelken, Vanille und Anis, Ingwer in und Des Alten Mannes Hose - endlose Variationen waren möglich.
Aber gut.
Er wandte sich seinem göttlichen-Teigkringel-Prototyp zu.
Es wurde Zeit.
Sie begannen, indem sie mit einem scharfen Messer diverse göttliche Symbole in den Teig des Kringels stanzten.
Die stilisierte Kelle der Anoia, Offlers Zahn, die Axt des blinden Io und Oms Schildkrötenpanzer fanden Platz im Teig, der diesmal zu einem absolut perfekten Kreis geformt war.
Anschließend besetzten sie die Symbole mit diversen Gewürzstückchen und -pulvern. Schon jetzt sah der Donut mehr nach einer Reliquie als einer Süßspeise aus, aber das hielt Eleanore nicht davon ab, den Kringel mit Weihwasser aus dem Tempel der Geringen Götter zu bestäuben.
Zu guter Letzt sprach Sikrates mit feierlicher Stimme[4] einen Segen aus dem Buch mit religiösen Texten zu allen Anlässen.
"Und möge jede gerade anwesende Gottheit diesen Teigkringel mit der Kraft erfüllen, die Kreaturen aus der verbotenen Dimension zurückzuschlagen und ihre Kraft auf ewig zu bannen!", las er mit lauter, kraftvoller Stimme.
Mit zittrigen Händen platzierte Eleanore währenddessen den Kringel in der Mitte des Blechs.
Für sie war es ein erhabener Moment - die erste Instrumentalisierung eines Gebäckstücks für etwas anderes als zum Essen. Und sie war selbst dabei!
Mit klopfendem Herzen schloss sie die Ofenklappe, und sie feuerten ihn mit einem letzten Rest Holzkohle an.
Und dann warteten sie.
Sikrates leckte sich die Lippen, und er sah zwischen der Wächterin und dem ofen hin und her.
"Weißt du...", setzte er an, und sie sah hin fragend an.
"Als du mir gesagt hast, dass du Wächterin bist, habe ich dir erst nicht geglaubt."
Sie naschte geistesabwesend etwas Zuckerguss. Dann zog sie fragend eine Braue hoch[5].
"Wieso?"
"Naja..." Er strich sich verlegen mit den Händen über die Schürze und pulte sich Teigreste unter den Fingern heraus.
"Bisher habe ich Wächter immer für... Banausen gehalten. Mistkerle. Leute, die sich in alles einmischen und die Vorlieben der einfachen Leute nicht nachvollziehen können."
Sie sah ihn an und versuchte, verständnisvoll zu wirken.
"Aber du- und dein Kollege- ihr-" Er sah verlegen zu ihr rüber. "Ihr habt mir gezeigt, dass Wächter sehr wohl auch... Menschen sind."
Sie schluckte kurz beim Gedanken an Jargon, nickte aber wieder und wusste nicht, was sie erwidern sollte.

*


Im Backofen herrschte brütende Hitze. Bestimmt hundertsiebzig Grad mussten es sein, dachte Krirklgorl, als er sich vorsichtig einen Weg durch die Spektralebene bahnte. Dass Sikrates' Teigkringelparadies direkten Zugang zu höheren und tieferen Sphären hatte, war dem Namen des Etablissements zu verdanken - die Menschen realisierten einfach viel zu selten, welche Macht sie mit ihren Worten ausüben konnten!
Natürlich konnten Engel und Dämonen nicht einfach überall ein- und ausgehen wo etwas erwähnt wurde, das mit ihnen zu tun hatte - das war vor allem Kirklgorls Spezialität. Er fand einen Zugang zu diesen Orten, wenn es dort nur heiß genug war, und er einen passenden Beschwörungsring vorfand. Dass er ausgerechnet Sikrates' Kringel für sich entdeckt hatte, hing auch stark mit den Experimenten der Ankh-Morporkianischen Dämonenbeschwörergilde zusammen. Sobald er einmal dorthin beschworen worden war, konnte er den Duft des gebackenen Fettes deutlich riechen, den gelblichen Dampf durch die Schleier der verzerrten Spektralwelt sehen.
So war es nur eine Frage der Zeit, bis er durch eines der immer perfekt runden Teigkringellöcher im Backofen des Cafés gelandet war.
Natürlich hätte er einfach irgendeinen der vorhandenen Kringel nehmen können, aber der in der Mitte war - nun, einfach am anziehendsten für ihn[6].
Normalerweise kam er durch den rechts oben rein, schnappte sich den in der Mitte und riss ihn dann mit sich in den Spektralwelt mit, wo er ihn genüsslich verzehrte. Natürlich plante er, viel größeres Unheil und Verdammnis über die Menschen der Scheibenwelt zu bringen, aber vorher wollte er noch ein wenig im Genuss schwelgen.
Und so schlüpfte er auch diesmal sofort durch das rechte obere Teigkringelloch, als er den Duft der Backwaren vernahm.
Seine scharfen Dämonenaugen drangen durch den Dunst und erspähten ihr Ziel. Er streckte die Krallenhand aus -
"Unwürdiger!", dröhnte eine Stimme in seinem Kopf, und seine Kralle fuhr erschrocken zurück. Etwas in der Luft ließ ihn furchtbar niesen.
"Du wagst es, diesen Menschen zu bestehlen, der unter dem Schutz des Teigkringelpatrons steht?"
Kirklgorl rieb sich die Augen und erspähte eine Gestalt, die von einem grässlichen weißen Schimmer umgeben war, der ihm durch die Augen direkt ins dämonische Fleisch stach.
"Für deine Missetaten sollst du büßen!"
Eine furchtbar starke, teigige Hand ergriff ihn und ein rundes Gesicht näherte sich ihm.
"Ich verbanne dich zurück in die Hölle, aus der du stammst!"
Und mit einer Wucht, die er nur von den größeren, älteren Dämonen kannte, wurde Kirklgorl zurück in den tiefsten Ring der Hölle geschleudert.
Er landete wuchtig auf dem steinigen Boden, sah sich entsetzt um und sah zur Decke hinauf.
"Verflucht nochmal, jetzt muss ich den ganzen Weg wieder nach oben latschen?!"

*


Eleanore und Sikrates starrten gebannt auf den Backofen. Nichts rührte sich, alles was sie hörten war das blubbern des Fetts in den Töpfen auf dem Herd.
Sikrates sah auf die Uhr, die an der Küchenwand hing. Sie zeigte vierzehn Uhr zweiundzwanzig, und er erinnerte sich, dass er sie noch nie zum Backen gebraucht hatte. Sie war zwei Tage nach der Eröffnung des Cafés stehengeblieben.
Also öffnete er die Ofentür mit einem Ruck.
Gelber Dampf, Schwefelgeruch, und etwas das an Popcorn erinnerte, drang an ihre Nasen. Langsam und bedächtig holte Sikrates das Blech aus dem Ofen.
Der mittlere Teigkringel war noch da!
Aber- etwas war ungewöhnlich an ihm. Er wirkte... härter als er sollte. Und er schimmerte.
Verwundert neigte Sikrates das Blech leicht zur Seite. Der Teigkringel schillerte in diversen Regenbogenfarben.
Eleanore beugte sich vor und sah genauer hin.
Die Schriftzeichen hatten sich verändert - Anoias Schöpfkelle, Offlers Zahn, Oms Schildkröte und Ios Axt waren verschwunden. Stattdessen glänzten nun in symmetrischen Abständen goldene Ringe an der Außenseite des Kringels. Sie überschnitten sich an den Außenkanten, so dass das Muster ein wenig an eine Kette erinnerte.
"Äh", meinte sie.
Sikrates wusste genau, was sie meinte.

*


Am nächsten Morgen klopfte es um neun Uhr zwei an Jargons Bürotür.
Er schreckte auf und versuchte so auszusehen, als hätte er nicht die Nacht an seinem Schreibtisch verbracht.
"Äh, herein!", sagte er und fuhr sich über Mund, Schnauze Nase und Kinn.
Es war Eleanore. Sie hatte einen Karton dabei.
"Guten Morgen, Gefreite... Wie geht es mit dem Fall voran...?", fragte er und unterdrückte ein Gähnen.
Sie salutierte, den Karton unter de Arm geklemmt.
"Gut, Sör. Ich habe ihn gelöst."
Jargon zog die Brauen hoch, dann lächelte er und nickte.
"Das ist schön, Gefreite... was hast du da für einen Karton?"
Sie grinste.
"Ein Dankeschön von Sikrates an die Wächterschaft!"
Es versprach, ein guter Tag zu werden.

[1]  Merkwürdigerweise schienen vor allem alleinstehende, junge Männer mit übergewichtigen roten Katzen die Abnehmer letzterer zu sein.

[2]  Dabei hat sie nur ein ganz kleines bisschen genascht.

[3]  An der gleichen Vorgehensweise scheiterten die meisten angehenden Apotheker.

[4]  Sie waren sich einig, das seine Stimme passender für den Anlass war.

[5]  Natürlich nicht mit der Patrizierschen Expertise.

[6]  Jeder weiß, dass Dämonen einen starken Sinn für Symmetrie haben.




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Feedback:

Von Cim Bürstenkinn

03.10.2015

Interessante Darstellung von Eleanore. Gefällt mir.

Von Eleanore Gahdollie

31.10.2015

Ich mag, wie du Ellas Eigenschaften aufgenommen hast, und ganz besonders, dass die Liebe zum Essen (Ding und Handlung) sie gleich zum Gourmet mit Expertise macht :)

Von Rabbe Schraubenndrehr

18.10.2015

Ich stelle mir Jargon in dieser Single immer als Krümelmonster vor :) Das Ende ist etwas abrupt, aber als ganzes großer Lesespass

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