DAS BLUT DES OPFERS
Sonnenaufgang in Anhk-Morpork, langsam tastete sich die Sonne himmelwärts durch die Dunkelheit. Das Morgenrot war schon sehr deutlich zu erkennen und färbte den Morgenhimmel ..., naja rot halt. Da konnte auch die verschmutze Luft in der größten Stadt der Scheibenwelt nicht viel dran ändern, außer dem ganzen ein leichtes Flimmern zu verleihen. Es sah ganz so aus als sollte es ein schöner Tag werden.
In der Nähe des Wachhause in der Kröselstraße...
Er hatte eine Stunde lang gewartet. War ihm dieser verdammte, aufgeblasene Gockel doch die letzten Male nur knapp entkommen. Heute würde aber alles besser werden. Er war gut vorbereitet. Die letzten Tage hatte er viel Erfahrung sammeln können und jetzt wollte er alles richtig machen. Heute würde er endlich seine ersehnte Belohnung erhalten. Die letzten Wochen voller Mühe und Rückschläge durften nicht umsonst gewesen sein.
Er kauerte in seiner Ecke, die er sorgfältig ausgesucht hatte. Die Windverhältnisse waren wichtig. Gleichzeitig zeugte das Versteck davon dass er aus den letzten Fehlversuchen viel gelernt hatte. So war dieser Unterschlupf zum Beispiel nicht mehr von Oben einsichtig.
Reglos wartete er geduldig auf sein Opfer. Fast wie ein Raubtier auf der Jagd.
Gespannt schaute er auf die Stelle, von der er genau wusste dass sein Opfer dort Position beziehen würde, bevor es mit seinem Tagwerk begann.
Plötzlich vernahm er ein sehr leises Kratzen welches sich näherte. Ganz so als würden Krallen, bei jedem Schritt den man macht, kurz über den Boden schleifen. Er legte den Kopf leicht in den Nacken, hob vorsichtig die Nase in die Höhe und sog leicht die Luft ein. Ja, das war er. Er erkannte den Geruch ganz genau. Er hatte ja auch genug Zeit gehabt ihn sich einzuprägen.
Gleich würde der blasierte Gockel in Sicht kommen und wenn er zum Sprung auf die Mauer ansetzt war der Zeitpunkt gekommen. Genau dann würde er zuschlagen. Direkt wenn sein Opfer im Sprung war und der Punkt an dem es landen würde, unwiderruflich fest gelegt war. Dieses mal würde es ganz bestimmt gelingen.
Graziös ging er in eine flache Körperhaltung über, aus der er direkt losstürmen konnte. Nervös von der Anspannung, zuckte sein schwarzer Schwanz leicht, als er mit den Hinterpfoten seinen Körper genau parallel zum Erdboden ausrichtete. Er verteilte das geringe Gewicht seines kleinen Körpers gleichmäßig auf alle vier Pfoten.
Das hochnäsige Federvieh setzte zum Sprung an und Luzyfer spurtete wie ein Besessener los. Der Hahn sprang ab, um auf seinen angestammten Platz auf der Mauer zu kommen, von wo aus er immer den Weckruf in die Stadt hinaus rief. Der kleine schwarz-weiße Kater konnte das Tier schon fast schmecken, so sicher war er sich dieses Mal. Die Tatsache dass der Hahn fast doppelt so groß war wie er ignorierte er einfach gewissenhaft.
Luzyfer stieß sich siegessicher mit seinen Hinterläufen vom Boden ab und strebte dem Himmel entgegen, in Richtung seines vermeintlichen Opfers. Einen Wimpernschlag später landete er auf dem Rücken des Vogels und musste erschrocken feststellen das Hähne die in Todesangst geraten, durchaus in der Lage sind eine bisschen zu fliegen. Panikartig schlug er seine Krallen in den Vogel wodurch dieser, jetzt auch noch durch die Schmerzen beflügelt
[1], weiter begann aufzusteigen. Da er damit beschäftigt war sich auf dem Rücken des Bauernweckers zu halten, war an einen Todesbiss nicht zu denken und so beschränkte er sich auf den Versuch den Vogel mit eindrucksvollen und mächtigen Katzenfauchen zum Landen zu zwingen. Es mag den geneigten Leser kaum verwundern, dass dieses aggressive Manöver den gegenteiligen Effekt hatte.
Sie waren schon ein ganzes Stück über dem Boden, viel fehlte nicht mehr und der kleine schwarz-weiße Kater konnte die Aussicht auf die große Doppelstadt werfen ohne das das hohe Gebäude der GRUND noch die Sicht versperrte. Da merkte Luzyfer, dass die Federn, in denen er sich so krampfhaft festhielt, begannen sich aus dem Hahn zu lösen.
Doch es war schon zu spät. Noch bevor er etwas dagegen unternehmen konnte rutschte er von dem Rücken des Vogels und strebte, mit einem markerschütternden Mauzen abwärts, der Erde entgegen.
Rogi war vor wenigen Sekunden in ihrem Büro angekommen. Sie stellte ihre Tasse mit Kaffee auf ihren Schreibtisch und wollte es sich gerade wieder einer Akte über einen vielversprechenden Rekruten widmen, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie etwas Buntes an ihrem Bürofenster vorbei gen Himmel aufstieg. Dumpf hörte sie ein Fauchen sowie panikartiges Gegacker. Die gerade von ihr aufgenommenen Information brauchten eine Weile bis sie endlich im Gehirn die richtige Synapse trafen
[2]. Die Augen der Igorina weiteten sich entsetzt als sie zum Fenster rannte, es aufriss und dabei mehr zu sich selbst sagte: "Er wird doch nicht..."
Schnell steckte sie den Kopf aus dem Fenster und schaute nach oben. Dort sah sie wie ein kleiner schwarz-weißer Kater auf dem Rücken eines großen Hahnes ritt. Das berittene Federvieh versuchte seinerseits panikartig weiter an Höhe zu gewinnen, was ihm auch mühelos gelang. "Doch er hat!" stellte Rogi verärgert fest und ahnte böses. Schnell eilte sie zu Ihrem Garderobenständer an der die Jacke für offizielle Anlässe hing, schlang sich diese auf dem kurzen Rückweg zum Fenster um den Arm
[3], als gerade ein langes klagevolles Mautzen erklang. Es näherte sich schnell.
Reflexartig streckte sie den Arm aus dem Fenster, keine Sekunde zu früh, denn augenblicklich verspürte sie den Ruck, als der kleine Kater sich im Vorbeiflug in der Uniformjacke festkrallte
[4]. Als sie den Arm samt Uniformjacke in ihr Büro zurückzog, hing an dieser, Kopf über, der kleine schwarz-weiße Kater und schaute sie aus großen unschuldigen Augen, sowie mit angelegten Ohren, an.
"Runter von meinem Arm du nervige Kreatur aus den Kerkerdimenfionen" blaffte die Igorina. Im Grunde war sie froh, dass Luzyfer äußerlich unverletzt geblieben war, aber es ärgerte sie, dass man den Kater keine fünf Minuten aus den Augen lassen konnte, bis er etwas anstellte. "Warum habe ich nur fugestimmt, daff das Fellknäul in meinem Büro wohnen kann?", seufzte sie. Immerhin war es nur vorübergehend: Sobald Daniel Dolch seine Ausbildung abgeschlossen hatte, würde sie das haarige Biest los sein.
Der kleine Mäuseschreck stieß sich vom Arm der Igorina ab und landete, mehr oder weniger grazil, auf seinen vier Pfötchen. Während er unauffällig zum Schreibtisch des Ausbildungsleiters schlich, begutachtete Rogi ihre ramponierte Uniformjacke. "Nichts was eine gute Näherin nicht wieder reparieren könnte...." , stellte sie erleichtert fest.
Als sie erneut aufschaute, saß Luzyfer schon wieder, ohne auch nur das kleinste Geräusch verursacht zu haben, in dem Ablagefach für den Posteingang. Er putzte sich ausgiebig, ganz so als hätten die letzten dreißig Sekunden nie stattgefunden.
Die Ausbildungsleiterin seufzte theatralisch, "Achja,…was soll ich bloff mit dir anstellen?"
Dabei wusste sie genau, dass sie dem Stubentiger sowieso nicht lange böse sein würde.
Nachdem sie ihre in Mitleidenschaft gezogene Uniformjacke wieder auf den Garderobenständer gehängt hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und nahm jetzt wieder die Dienstakte des Rekruten Daniel Dolch in die Hand mit den zwei Daumen.
Eigentlich lass sich das Portfolio über den ehemaligen Rüstungs-und Waffenschmied ganz gut, Bestnoten in fast allen theoretischen und praktischen Unterweisungen. Er schien das Wissen regelrecht aufzusaugen. Rogi fand das ungewöhnlich. Die meisten Rekruten zeichneten sich durch Trägheit und bestenfalls kreativen Anfällen beim "Arbeit vermeiden" aus – nicht so der vorbildliche Rekrut Dolch.
Trotzdem hatte sie starke Zweifel, ob sich seine naive Art nicht doch negativ auf seinen Dienst auswirken würde.
Dieser Tatsache, und ein kurzer Besuch des IA-Stammagenten in ihrem Büro, war es also auch geschuldet das Rogi sich entschlossen hatte Daniel weitere vier Wochen in der Grundausbildung zu behalten.
Sie bekam Gänsehaut an ihren beiden Armen, wenn sie nur an die Begegnung mit dem Zwerg zurück dachte. Rogi hatte mit allem gerechnet, als es an der Tür zum Büro des Ausbildungsleiters geklopft hatte, aber nicht damit das Sebulon energisch die Tür aufstoßen und sie direkt verbal angreifen würde.
Er hatte ihr Anschuldigungen an den Kopf geworfen, ohne sie auch nur zu Wort kommen zu lassen. Von Vertuschung hatte der aufgebrachte IA-Zwerg geredet, und das es Konsequenzen für die Igorina haben würde.
"Aber erstmal knöpfe ich mir jetzt diesen Daniel Dolch vor", war der Stammagent weiter vorgeprescht. Er wollte schon wieder Rogis Büro verlassen als sich die Ausbildung Leiterin aus ihrer Schreckstarre löste und sich ihm in den Weg stellte.
Laut warf sie ihre Bürotür zu bevor sie Sebulon zurecht wies: "Nichts der Gleichen wirst du tun. Daniel Dolch ist offiziell ein Angehöriger von GRUND; jetzt und zu der Zeit der von dir in Frage gestellten Vorgänge.
[5] Und damit würde das in meine Zuständigkeit fallen! Und wenn du keine Beweise für die Vorwürfe gegen mich hast, dann….. RAUS HIER!!"
Einen Moment lang hatte sie gezögert, ob sie mit der Lautstärke ihre Kompetenzen überschritten hatte – doch dann riss sie ihre Bürotür auf und zeigte stumm mit der Hand auf den Gang.
Nicht sie war es, die ihre Kompetenzen überschritten hatte. Sebulon schaute sie nur aus wütend blitzenden Augen an, bevor er unter lautem Schnauben das Büro verließ. "Das wird noch ein Nachspiel haben!"
Die Igorina war dem Agenten dann noch stumm bis zur Eingangstür gefolgt, um sicher zu stellen, dass er sich nicht doch an ihren Rekruten vergreifen würde.
Rogi schüttelte den Kopf, in der Hoffnung damit die finsteren Gedanken an das Ereignis aus ihrem Kopf zu bekommen, ging zum immer noch geöffneten Fenster und, schaute nachdenklich, auf das rege morgendliche Treiben in den Straßen der großen Doppelstadt.
EIN RÉSUMÉ
Daniel lag mit offenen Augen in seinem Bett und wartet wie jeden Morgen, in den vergangenden Wochen, auf den Hahnenschrei der den heraufziehenden Tag noch vor dem Morgenappel in dem Gebäude der GRUND-Ausbildung ankündigen würde. Dabei ließ er die sehr lehrreichen, vergangenen Tage Revue passieren. Da praktisch alles was in Ankh-Morpork zum Tagesgeschäft gehörte für ihn neu war, hatten die Unterrichte schnell seine Neugier geweckt. Eifrig hatte er in den Pausen und in jeder freien Minute seine Notizen gewälzt, die er immer in den Lehrstunden in sein kleines Lederbuch schrieb, welches er seit GRUND-Beginn jederzeit bei sich trug.
Der körperliche Aspekt der Ausbildung störte ihn nicht weiter, da er, dank der weiten Reisen und seiner regelmäßigen Schmiedearbeiten in den letzten Jahren, sehr gut in Form war. Auf dem Kutschbock hielt er es nur selten lange aus.
Was dazu führte das er meistens neben seiner fahrbaren Schmiede lief. Und was waren schon die paar Kilometer morgendliches Laufen im Gegensatz zu Stundenlangem Dauerlauf neben der, von Rufus gezogenen, Kutsche.
Neugierig nahm er sein Notizbuch in die Hand und schlug die ersten Seiten auf, in denen er den Zeitablauf der Grundausbildung notiert hatte, als die Ausbildungsleiterin diesen kundgetan hatte.
"Oh, heute steht Nahkampf mit und ohne Waffen an", sprach Daniel leise zu sich selbst, "Hauptsache das wird nicht so ein Desaster wie bei den Fernkampfübungen mit der Armbrust!"
Ungerne erinnerte er sich an den Teil der Ausbildung zurück. Eigentlich hatte der Tag so schön angefangen. Zuerst waren sie vor dem Frühstück und in voller Ausrüstung, eine Runde durch die Schatten gelaufen.
[6] Dabei hatten sie jede Straße durch die sie kamen laut ihrem Ausbilder zurufen müssen. Ortskunde, nannten die Ausbilder das.
[7]Nach dem üblichen Frühstück war dann also Armbrustschießen auf dem Lehrplan angesetzt. Auf die theoretischen Unterweisung, durch Oberfeldwebel Valdimier van Varwald, welche ohne nennenswerte Ereignisse ablief, folgte schließlich der praktische Teil bestehen aus Ladeübung und Zielpraxis. Und mit den Ladeübungen begann auch das Unheil. Wie im Unterricht beschrieben stellte Daniel den Fuß in den Ladebügel um dann mit aller Kraft
[7a] die Sehne nach hinten in die Raste zu reißen. Leider war die Armbrust auf die Kraft die sie nun spannte sollte nicht wirklich vorbereitet, oder sie war Altersschwach, auf jeden Fall klappten der Bogen sauber links und rechts neben der Mittelsäule ab, so als wäre er genau dafür gebaut worden. Daniel landete hinterrücks im Dreck auf dem Schießplatz. Luzyfer fiel noch im gleichen Augenblick von der Mauer und hätte der sonst so ruhige Rüstungsschmied nicht lauthals Geflucht, dann hätte man wahrscheinlich auch das leise Gekicher hinter der Mauer gehört.
Als der, jetzt schon leicht angesäuerte, Rekrut eine neue Armbrust vom breit grinsenden Oberfeldwebel mit den Worten "Dir ist schon klar das man dir das vom Sold abziehen wird, oder?" in die kräftigen Hände gedrückt bekam, klopfte er sich noch eben den Staub vom Hintern und begann nun behutsam die Armbrust zu spannen. Nach dem erfolgreichen spannen legte Daniel einen Bolzen in die Aufnahme, brachte die Armbrust ins Ziel und getätigte den Mechanismus zum lösen der Sehne.
Was dann geschah konnte nie genau rekonstruiert werden.
Das Endergebnis war zwar, dass er eine Scheibe im Streifschuss getroffen hatte, aber es war die des Schießbahnnachbarn; des Weiteren war die Sehne der Armbrust des Nachbar durchtrennt, ein Unterstand für die Waffen bei Regen war zusammen gestürzt und Valdimier von Varwald war eine tote Brieftaube, durchbohrt von einem Bolzen, auf den behelmten Kopf gefallen.
Außerdem lag ein kleiner schwarz-weißer Kater mit offenem Maul auf der Mauer und hielt sich mit den Vorderpfötchen das bebende Bäuchlein.
Dies sah jedoch nur Daniel, weil alle anderen wie gebannt auf den Ausbilder mit dem toten Federvieh auf dem Kopf starrten, der im Gesicht noch bleicher als sonst wirkte.
Geistesgegenwärtig riss hatte er dem Rekruten die Armbrust aus er Hand gerissen. "Junge, du schießt hier heute nicht einen weiteren Bolzen ab, und auch sonst nicht. Nicht solange ich noch Lebe und hier was zu sagen habe!"
Dann drückte er Daniel eine Trillerpfeife mit den Worten, "wenn du jemals vor hast auf jemanden mit einer Armbrust zu schießen dann blas stattdessen in die hier" in die Hand.
"Ach so, ist das damit alle Anderen dann in Deckung gehen? Aber warne ich damit den Flüchtigen nicht auch?" fragte der Rüstungsschmied neugierig und begutachtete die Trillerpfeife ausgiebig. "Nein, " brüllte der sonst so ruhige Vampir schon fast hysterisch, während im Hintergrund das Gelächter der Mitrekruten einsetzte, "einen Dreck wirst du. Ich sorge dafür dass du bei der Wache nie wieder eine Armbrust, einen Bogen oder auch nur eine Steinschleuder in die Hand bekommst. Die Pfeife ist dazu da um vielleicht Jemanden zu rufen der mit solch einer Waffe umgehen kann". Dann machte er, mit leicht errötetem Kopf, auf dem Absatz kehrt und ging Richtung GRUND-Gebäude, immer noch den toten Vogel auf dem Helm.
Damit waren die Schießübungen offensichtlich für den Tag beendet…
Ein sehr leises, ihm bekanntes Geräusch vom Innenhof riss Daniel aus seiner Erinnerung. War das nicht Luzyfer gewesen?
"Kaum zu glauben dass die Ereignisse auf dem Schießplatz erst gestern waren!" grummelte er immer noch leicht verärgert, der Umstände des gestrigen Tages. Dabei machte er sich daran aufzustehen, um in den Waschraum zur morgendlichen Toilette zu gehen.
BEWÄHRUNGSZEIT
Rogi hatte die letzten Minuten gründlich Nachgedacht. Ja, zusätzliche vier Wochen GRUND würde Daniel sicher ganz gut tun. So hätte er die Möglichkeit seine, momentan eher bescheidene, Menschenkenntnis unter ihrer Aufsicht weiter zu entwickeln und zu verbessern.
"Alfo am besten Wachtresendienst...." sagte sie mehr zu sich selber. Dabei schaute sie Luzyfer an, der den Moment den die Igorina sich mit der Akte beschäftigt war genutzt hatte, um ganz vorsichtig auf ihren Schoß zu klettern.
Rogi ertappe sich immer wieder dabei das sie unterbewusst damit begann den kleinen Kater zu streicheln. So auch dieses Mal. Zufrieden lag er auf ihren Beinen und schnurrte vor Wonne.
"Eigentlich haft du ja was ganz anderes verdient," brummte Rogi.
Als ob er sie verstanden hatte drehte er sich auf den Rücken und streckte ihr den Bauch entgegen wobei er sie mit großen unschuldigen Augen ansah.
Und Rogi gab nach. "Na gut, aber nur kurf, dann muss ich mit Daniel reden und ihm meine Entscheidung mitteilen." sagte sie zu dem im siebten Himmel schwebenden Kater, während sie ihm den Bauch kraulte.
Plötzlich drehte sich Luzyfer auf die Beine und stellte die Ohren an. Rogi konnte das Verhalten des kleinen schwarz-weißen Katers inzwischen recht gut deuten. Daniel musste in der Nähe sein, dachte die Ausbildungsleiterin.
Im selben Moment klopfte es laut an ihrer Bürotür. Der kleine Kater sprang von ihren Beinen und rannte leise mauzend zur Tür.
"Komm herein Rekrut" sagte sie und wunderte sich ein weiteres Mal. Anscheinend immer wenn sie Luzyfer mitteilte das sie Daniel sehen wolle, erschien dieser, wie zufällig, kurz darauf in ihrem Büro.
Während sie sich gedanklich eine Notiz machte, dies weiter im Auge zu behalten, betrat ein lächelder Daniel Dolch ihr Dienstzimmer und salutierte zackig.
"Einen wunder schönen guten Morgen, Frau Oberfeldwebel, sie wollten mich sprechen?"
Luzyfer hatte schon damit begonnen unter leisem miauen, dem Rekruten um die Beine zu streifen.
"Morgen, steh bequem Rekrut, und schließ die Tür hinter dir", sagte Rogi, die sich gerade fragte wie der Rekrut es wohl schaffe, eigentlich immer gut gelaunt zu sein.
Daniel schloss die Tür drehte sich wieder um und schlug sich zwei mal, schnell mit der flachen Hand auf die Brust. Sofort sprang der Mäuseschreck in die kräftigen Arme des Rüstungsschmiedes und ließ sich ausgiebig herzen was er mit lautem Schnurren belohnte. "Ja, ja...ich habe dich auch vermisst, auch wenn es erst sechs Stunden her ist das wir uns zuletzt gesehen haben", sagte er lachend.
Rogi beobachtet das ungleiche paar aus Kater und Mensch kurz und kam nicht drum herum zu bemerken wie sehr das Verhalten von Luzyfer sich immer änderte wenn Daniel in der Nähe war. Der kleine Kater wirkte dann schon fast erzogen, als wenn das gute Benehmen des muskulösen Mannes, auf des Tier abfärben würde.
"Setz dich bitte, Daniel", sagte die Igorina "Wir müffen über deine Ausbildung reden."
Daniel tat wie ihm geheißen und nahm sich auf einem der beiden Stühle platz. Luzyfer sprang auf den Stuhl daneben, setzte sich auf seine Hinterpfoten und schaute die Ausbildungsleiterin genauso konzentriert an wie Daniel es tat.
Rogi stockte kurz. So ein Verhalten hätte sie von Katzen allgemein, und von Luzyfer im speziellen, nicht erwarten.
Leicht irritiert begann sie zu Reden.
"Alfo, ich habe mir deine Dienstakte angeschaut und erst einmal muff ich dich Loben. Bis auf der kleine Aufrutscher gestern auf der Schießbahn ist mir bif jetzt nur positives Berichtet worden. Das ist kein Grund so breit zu grinfen, Daniel", ermahnte sie ihn.
"Was mir bei dir allerdings aufgefallen ift, und das ist mir von mehreren Ausbildern bestätigt worden, das es dir häufig schwer fällt eine Einfatzfituation richtig zu beurteilen. Dies könnte im Einsatz zu schweren Fehlentscheidungen führen und defwegen würde ich dich lieber noch vier Woche mehr in der GRUND behalten. Beziehungsweise ich teile dich vermehrt zum Tresendienst ein, weil du dort fast gefahrenlof Erfahrung sammeln kannst, was dein Urteilungsvermögen verbessern sollte.
Allerdings entfällt für dich die Pflicht im GRUND-Gebäude zu schlafen und def weiteren entbinde ich dich vom Unterricht, sowohl praktischer als auch theoretischer Natur. Der Kommandeur läfft dir übringens ausrichten dass es sehr gerne gesehen würde wenn du deine Schmiede wie versprochen aufbaust und mit den von dir angekündigten Reparaturen der Ausrüstung beginnen könntest.
Ich hoffe ich entledige mich damit auch zeitgleich meinem zweitem Problem."
Dabei schaute sie auf Luzyfer der gerade wie ausgestopft, neben Daniel auf seinem eigenen Stuhl saß und so gar nicht an den kleinen nervigen Kater
[9] erinnern wollte.
"Ach und eine Fache noch, ich hatte Besuch von Sebulon, das ist der IA-Ermittler wie du inzwischen wissen solltest. Er zweifelt die Richtigkeit der Angaben zu dem Ereignis in der Taverne an. Falls er dich mal fragen follte zu den Geschehnissen, verweise auf den von mir verfassten Bericht und sag dass du dich ansonsten an nichts erinnern kannst. Was ja auch der Wahrheit entspricht."
Rogi und Daniel tauschten noch ein paar Nettigkeiten aus und kurze Zeit später verließ Daniel das Büro.
So blieben Rogi und ein immer noch regungsloser Luzyfer zurück.
Rogi glaubt ihren Augen kaum. Hatte sich der kleine schwarz-weiße Kater wirklich die letzten fünf Minuten absolut nicht bewegt und sie nur mit den Augen taxiert? Vorsichtig stand sie auf, um den Tisch zu umrunden und zu kontrollieren ob es sich nicht um eine Illusion oder gar eine Halluzination handelte.
Da hörte sie vom Flur durch die geöffnete Bürotür nochmal Daniels Stimme.
"Luzyfer,....kommst du?"
Der angesprochenen streckte sich einmal kurz. Dann zwinkerte er ihr mit einem Auge zu, sprang vom Stuhl und jagte dem Sechzehn-Wochen-Rekruten hinter her.
[1] im wahrsten Sinne des Wortes
[2] Es handelte sich dabei um diejenigen Synapsen, die bereits auf ihren ersten Kaffee des Tages reagierten. Rogi hatte bereits überlegt, ob sie die Koffeinaufnahme nicht direkter geschehen lassen konnte, doch nach der Sache mit ihrem letzten Herzen war sie vorsichtiger geworden. Die Idee einer direkten Einspritzung des Kaffees hatte sie mittlerweile verworfen - immerhin war ihr Gehirn dasjenige Organ, das sie am schwersten ersetzen konnte, wenn etwas schief ging.
[3] Rogi wusste nur zu gut, zu welch schweren Verletzungen die Krallen von Luzyfer fähig waren (nachzulesen in der Mission: Das Wandern war des Schmiedes Lust)
[4] es erstaunte sie immer noch, dass ein so kleiner Kater so schwer sein konnte
[5] Die Ereignisse, die Sebulon für ungerechtfertigte und übermäßige Gewalt gegen Zivilisten hielt, lassen sich in meiner letzten Single nachlesen.
[6] Nicht ohne vorher von ihrem Ausbilder ermahnt worden zu sein, nicht den Anschluss zu verlieren da sie wahrscheinlich sonst auch das Leben verlieren würden.
[7] Die Anwohner nannten es einfach Ruhestörung.
[7a] so hatten sie sich im theoretischen Teil wahrhaftig ausgedrückt
[9] der sonst auch mal gerne einen Troll als Kratzbaum zweckentfremdete
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