Türchen Dreizehn

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von Gefreite Senray Rattenfaenger (DOG)
Online seit 26. 12. 2013
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Freitag der Dreizehnte, das ausgerechnet in der Vor-Schweihnachtszeit. Na ob das gut geht?



Dafür vergebene Note: 11

[1]


Es begann mit dem stummen Glockenschlag zwölf, in der Nacht vom zwölften Dezember auf den Dreizehnten. Freitag den Dreizehnten.
Aber das würde wohl keinen Unterschied machen. Oder doch?

Morgens, kurz vor sieben Uhr


„Was heute los gewesen sein? Sonst Nächte immer ruhig waren …“
Opals tiefe Stimme grollte durch den Raum und wurde von einem fast schrillen und vor allem lauten Satz seiner Kollegin abgelöst.
„Frag mich mal. Du warst ja verschwunden als die Familie mit den beiden kleinen Kindern kam …“
Die beiden Rekruten der Stadtwache Ankh-Morpork sahen übernächtigt aus. Nun gut, zumindest Eleanore sah man die Müdigkeit an, die Miene des Trolls war für einen Nicht-Troll nicht zu deuten.
Die beiden saßen hinter dem Tresen des Wachhauses in der Kröselstraße und hofften, bald nichts mehr von dem Spuk der Nacht abbekommen zu müssen.
„Aber ehrlich, das ist doch nicht mehr normal. Wer klaut den so viele Spielsachen und das in einer Nacht?“
„Nicht wissen. Nicht ich.“
Dann schwieg der Troll wieder. Eleanore seufzte und hoffte, dass Damian und der andere … wie hieß er noch? Irgendetwas mit T … jedenfalls, dass die beiden bald zur Ablösung kommen würden. Noch eine Familie der die Schweihnachtsgeschenke gestohlen wurden oder aus der die Spielsachen aus dem Schlafzimmer der Kinder verschwunden waren würde sie nicht aushalten.
Müde rieb sie sich die Augen – als jemand hinter ihr Räusperte. Sofort saß sie kerzengerade und sah sich erschrocken um, immerhin war es möglich, dass Rogi, ihre Ausbilderin, hinter ihnen stand. Bei der Unmenge an Beschwerden, die sie ihr vorgelegt hatten, wäre das nicht verwunderlich …
Erneut räusperte sich jemand. Nach einem verwirrten Blinzeln bemerkte Eleanore ihren Mitrekruten.
„Ah, guten Morgen, äh …“
„Theodor.“
„Genau“, trällerte sie in gewohnt hoher Art.
„Ist irgendetwas interessantes heute Nacht passiert?“
„Wie? Oh, da …“, genau als die Rekrutin zum Sprechen ansetzte, ging die Tür des Wachhauses auf und eine Familie mit zwei unglücklich dreinschauenden Kindern und einem wütenden Vater stapfte herein. Die Frau seufzte. „Du hörst es gleich selbst.“

Kurz nach elf Uhr morgens


„Weiter gehen, weiter gehen! Hier gibt es für Sie nichts zu sehen, weitergehen!“
„Wenn ihr nicht gleich verduftet, setzt´s was! So kann doch kein Kobold arbeiten!“
Ruppert und Damien tauschten weit über Ribs Kopf einen Blick aus. Keiner von beiden sagte jedoch etwas, nicht nur weil der Kobold ihr Vorgesetzter war.
Der Lärm und das Chaos auf der Straße zwangen sie sowieso sofort, weiter zu machen. Mehrere Pferde hatten vor knapp einer Stunde scheinbar grundlos gescheut, dadurch andere Tiere ebenfalls verängstigt und das Ergebnis waren einige Karren gewesen, welche nun quer standen und lagen. Deren Fahrer die sich gegenseitig die Schuld gaben und die übliche Menge, die etwas sehen oder stehlen wollte, kam natürlich noch dazu. Genug zu tun also für die drei SEALS, die schon jetzt nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf stand.
Als die Wächter endlich begannen, Herr der Lage zu werden, schob sich ein Rekrut durch die Menge. Er wirkte etwas außer Atem und ging schnurstraks auf die Höherrangigen zu.
„Äh, ich habe hier eine Nachricht für Hauptfeldwebel Rib vom Hauptwachhaus …“ Fragend sah er die beiden Männer vor sich an.
Auf Höhe seines Knöchels hustete es. „Hier unten! Hast du keine Augen im Kopf?“
„ Oh, Verzeihung, Sör!“
„Nun gib schon her, Mann!“
Der Rekrut übergab die Nachricht, sah ängstlich-entschuldigend zu den anderen beiden SEALS und verschwand so schnell er durch die Menge kam.
Der Kobold las indes und knurrte etwas.
„Tja, wie´s aussieht haben wir noch viel zu tun. Es gab noch mehr Unfälle.“
„Was? Was ist denn heute los?“

Dreizehn Uhr dreizehn oder kurz nach ein Uhr mittags


Ophelia las gerade in einem Buch, als es passierte. Sie war abgelenkt, deswegen bemerkte sie das Geräusch nicht sofort. Langsam schlich sich das Knacken jedoch in ihre Ohren und von dort in ihren Verstand.
„Hm? Oh, das wird Senrays Taube sein!“
Freudig stand die Wächterin auf und ging ans Fenster – an dem jedoch jede Spur von einer Taube fehlte. Im Hof schien zwar einiges los zu sein, ein Haufen Bürger strömten heute auf den Tresen und die dort sitzenden Wächter zu, das durfte sie jedoch nichts angehen.
Doch – da war es wieder, das Knacken. Irritiert drehte sich der Feldwebel um und schrie auf bei dem Anblick der sich ihr bot.
Der wunderschöne, handgearbeitete Nussknacker, den Rach ihr erst vor wenigen Tagen geschenkt hatte, schien sich selbstständig gemacht zu haben. Nicht nur lagen einige geknackte Nüsse auf dem Tisch und am Boden unter ihm, nein, er stand auf seinen kleinen Zierbeinchen, griff mit seinen Armen nach einer Nuss und –knack. Wieder das Geräusch. Die Nuss war durch.
Ophelia lief es eiskalt den Rücken hinunter und sie stützte sich mit der einen Hand am Schreibtisch ab. Was war das jetzt wieder für ein Zauber? Ging das auch von ihr aus? Oder vertrug sie die Teemischung nicht, halluzinierte sie am Ende?
Ehe sie selbst zu einer Lösung der Fragen kommen konnte, klopfte es fest an die Tür und Maggie, dicht gefolgt von Mina, betrat den Raum.
„Alles in Ordnung? Ich habe dich schreien gehört …“, sagte die Gerichtsmedizinerin und beobachtete die Wächterin.
Mina selbst schauderte auch leicht ob Ophelias heftiger Gefühle die auf sie überschwappten.
Der Feldwebel zeigte mit zittriger Hand auf den Nussknacker.
„Bitte, sagt, dass ich mir das nicht einbilde. Das heißt, vielleicht wäre es besser wenn es nur meine Einbildung wäre …“
Knack. Eine weitere Nuss wurde ohne fremdes Zutun als das des kleinen Holzmännchens selbst geknackt.
„Bei Om …“

Halb vier Uhr mittags


„So eine Schweinerei. Oder was meinst du, Saugi?“
Pismire sah auf den Vogel, der begierig zur Leiche schaute.
„Natürlich, du witterst Futter. Es dauert auch nicht mehr lange.“
Den ganzen Tag über stand das Wachhaus bereits unter Ansturm, doch bisher war alles soweit friedlich verlaufen. Erst vor kurzem war die Meldung einer der SEALS Streifen gekommen, sie hätten eine Leiche gefunden. Sillybos und Charlie waren losgezogen und schließlich war dieser zerschmetterte Körper auf dem Obduktionstisch gelandet, bereit für Pismires Untersuchungen.
Oben im Labor wurden währenddessen fieberhaft Ophelias Nussknacker und einige zufällig aufgesammelte Spielzeugfiguren analysiert, um herauszufinden, warum sie ihr Eigenleben entwickelt hatten.
Gerade als sich der alte Gerichtsmediziner alles bereit gelegt hatte, ging die Tür auf und Magane trat herein.
„Und, was haben wir hier?“
„Nun, ich fange gleich an, aber bisher sieht es so aus, als wäre er durch den Sturz gestorben. Diese Puppe die ihr oben habt ist also nur indirekt beteiligt.“
Die Abteilungsleiterin der SuSen seufzte. „Nun, immerhin keine Mörderpuppe. Wir wissen zwar noch nicht, warum sie lebt, aber wenigstens scheint sie nicht absichtlich zu töten.“
Der alte Mann neben ihr nickte bedächtig und begann, seine Arbeit an der Leiche durchzuführen.

Acht Uhr abends


„Wo bleibt Senray? Die Stadt läuft Amok und jetzt verschwindet auch noch deine Auszubildende!“
Lilli seufzte stumm. Es war fast wie bei Eltern: Gab es Probleme, war Senray ihre Auszubildende, machte sie etwas gut war sie seine oder bestenfalls ihre gemeinsame Schülerin.
Es beunruhigte die Leiterin der DOG allerdings tatsächlich, dass die Gefreite noch nicht zurück war – ob als ihre Ausbilderin oder ihre Vorgesetzte blieb in diesem Fall dahingestellt.
Gerade als sie begann, etwas auf einen Zettel zu schreiben, klopfte es an der Tür zu ihrem Büro.
„Na endlich!“, donnerte Glum und riss die Tür fast auf, so dass Senray, die sich erschöpft leicht daran gelehnt hatte, nach vorne stolperte.
„Ver-verzeihung Sör! Mäm. I-ich …“
„Nun komm erst mal zu Atem und dann erzähl mal schön geordnet, was du bei den Beschwörern rausgefunden hast.“
Lilli schüttelte schwach den Kopf. Natürlich hatte sie dasselbe sagen wollen, war jedoch noch am niederschreiben der Wörter gewesen. Sie bedachte Glum mit einem strengen Blick, den der alte Zwerg schlichtweg ignorierte.
„Also, Sör, Mäm, ähm, die Beschwörer schwör-ähm, haben mir versichert, sie hätten, also, nichts damit zu tun. Sie beschuldigen die Zauberer und meinen, die wollen ihren Ruf schädigen …“
„Jaja, das gleiche haben uns die Zauberer von den Beschwörern erzählt. Keiner will´s wieder gewesen sein. Fakt ist aber, dass überall in der Stadt Puppen und Spielfiguren herumrennen und ein eigenes Leben entwickeln. Noch irgendwelche Ideen wie wir schnellstmöglich an Informationen herankommen können?“
Lilli trommelte leise mit den Fingern auf das Holz ihres Schreibtisches und starrte Glum an. Die Feder kratze über Papier, doch der Zwerg schien keines der Geräusche wahrzunehmen.
„Also, nun, Sör, die Händler scheinen, also, zu denken die Alchimisten haben zusammen mit den, nun, Zauberern etwas damit zu tun …“
„Und die Alchimisten gehen davon aus, dass es die Händler oder die Spielzeugmacher oder beide waren, die sich das mit den Zauberern überlegt haben. Das haben wir schon überprüft. Weitere Vorschläge?“
Die Gefreite schluckte.
Lilli hob den eben beschrifteten Zettel hoch und Senray zeigte unsicher auf sie. Nun endlich drehte Glum sich um.
Die Leiterin der DOG sah den Zwerg immer noch streng an und deutete auf die Worte: „Glum, du gehst am behsten noch einmahl zu den Zauberern. Jetzt.“
Der Lance-Korporal schnaubte und grummelte etwas, ging allerdings tatsächlich nach kurzem Murren.
Jetzt konnte Lilli Senray endlich in Ruhe fragen, was dort draußen gerade los war.

Kurz vor zehn Uhr abends


Die FROG mit Rabbe im Schlepptau waren ausgerückt. Eine Ansammlung von Zinnsoldaten, Ballerinas und anderen Puppen hatte sich auf dem Hier-gibt’s-alles-Platz versammelt und schienen Kriegsrat zu halten. Niemand war sich sicher, warum die Spielzeugfiguren zum Leben erwacht waren, was sie vorhatten oder wie man sie aufhalten konnte. Sicherheitshalber bezogen deswegen die Frösche Position auf den umliegenden Dächern und in den Häusern.
Von dort oben sahen sie eine Armee kleiner Figuren, angeordnet nach Art, auf einer kleinen Kiste stand ein Nussknacker, der die ganze Truppe anzuführen schien. In Reihen bei den Zinnsoldaten standen die kleinen Spielzeugkanonen.
‚Die haben doch nicht vor, gegen die Stadt in den Krieg zu ziehen, oder?‘
Der Gedanke erschreckte Braggasch, der gerade Position auf einem Dach westlich des Platzes bezogen hatte. Falls die Figuren miteinander redeten, konnte man hier oben jedoch nichts verstehen.
‚Was geht nur dort vor?‘
Unsicher sah er sich nach den anderen FROGs um: Val war auf der gegenüber liegenden Seite postiert, die Armbrust bereit. An seiner Seite wartete Rabbe, die wahrscheinlich nur so darauf brannte in die Meute der Spielzeugarmee zu stürzen.
Der Kommandeur und Kanndra standen ebenfalls in den Häusern bereit, allerdings ebenerdig um schnell eingreifen zu können falls klar wurde, dass die Puppen und Holzfiguren etwas gegen die Stadt und ihre Bewohner tun wollten.
Bisher waren alle Schäden ja Pech gewesen und vor allem auf den Schrecken über das Erwachen und Eigenleben der Spielsachen zurückzuführen. Nur wie lange würde das noch so bleiben?
Der Zwerg behielt den Platz im Auge, als es erst laut von überall und dann stumm von der Universität elf Uhr Schlug. Für einen kurzen Moment, während jedes einzelnen Stille verbreitenden Glockenschlags, glaubte Braggasch zu erkennen, wie der Nussknacker und all sein Gefolge kurz in sich zusammen sanken.
War das der Zauber? Hing es mit der Uhr zusammen?
Gerade als der Späher darüber nachdachte, wie er seine Vermutung bestätigen und den anderen mitteilen konnte, gab der Nussknacker ein Zeichen und die Spielzeugfiguren zogen in vier Gruppen geteilt in die verschiedenen Himmelsrichtungen los.

Kurz nach elf Uhr nachts


Romulus rieb sich erneut die Augen. Was für ein Tag! Und was für eine Nacht. Vor etwas mehr als einer Stunde waren der Kommandeur und die FROG losgezogen, um die Versammlung der Puppen zu beobachten. Keiner wusste, was sie vorhatten, nur das sie sich erst getroffen und dann wieder getrennt hatten.
Der Abteilungsleiter von RUM hatte seine Ermittler und Verdeckten Ermittler losgeschickt, um heraus zu finden was los war. Während die Verdeckten Ermittler nach Ansätzen suchen sollten, wie plötzlich Leben in das städtische Spielzeug gekommen war, mussten die Ermittler die durch das Chaos entstandenen Verbrechen klären.
Es war seit der letzten Nacht nicht nur zu zahllosen Verkehrsunfällen mit diversen Verletzten gekommen, sondern es hatte auch mindestens einen Toten gegeben. Dass dieser vor Schreck über das Herumlaufen der Puppe seiner Tochter aus dem Fenster gefallen war – drei Stockwerke tief – konnte man niemandem wirklich zur Last legen. Zumindest nicht, bis man den Verursacher des ganzen Übels entdeckt hatte.
Gereizt trank der Werwolf erneut einen Schluck Superbulle. Die Berichte von Mina und ihrem Azubi Ettark waren auch längst überfällig, die beiden sollten sich in der Gegend der großen Spielzeugfabrik umsehen.
Dagomar hatte er zusammen mit Kolumbini losgeschickt, um die Betroffenen, was leider die halbe Stadt war, zu verhören und zu betreuen.
Das so etwas aber auch ausgerechnet in der Vor-Schweihnachtszeit hatte passieren müssen, diese elenden Zauberer! Nur denen etwas nachzuweisen gelang den Hunden mal wieder nicht …
Leise stöhnend hielt er sich den Kopf und dachte über das eben geführte Gespräch mit Jargon nach. Es ging natürlich um die Schuldfrage, Zuständigkeitsfragen und alles unmögliche andere Juristische. Die ganze verdammte Stadt stand Kopf und er musste sich mit derartigen Dingen herumschlagen!

Sehr kurz vor zwölf Uhr nachts


Nicht nur Braggasch hatte das kurze Zusammensinken der Spielzeugwesen zum Glockenschlag des Alten Tom bemerkt.
An unterschiedlichen Stellen in der Stadt hatten die Wächter dasselbe beobachtet und waren zu entsprechenden Schlüssen gekommen.
Glum und Senray, die immer noch in der Nähe der Unsichtbaren Universität standen, warteten nun die volle Stunde ab. Laut den Zauberern, die immer noch jede Schuld von sich wiesen, bestand eine gewisse Chance, dass der Spuk um Mitternacht enden würde, wenn der letzte Glockenschlag verklungen war. Natürlich gab es dafür keine Garantie, allerdings war es immerhin eine Hoffnung auf die man bauen konnte.
Senray hatte sich erschöpft an die Mauer gelehnt, die Augen bereits geschlossen. Die Müdigkeit hatte sie hier außen voll erwischt. Glum stand neben ihr und paffte Pfeife, während er in die Dunkelheit starrte und wartete.
„Sie kommen“, war alles, was er sagte. Die beiden Worte brauchten einen Moment, bis sie es durch Senrays ermüdetes Gehirn schafften, doch dann schlug sie die Augen auf und sprang fast hoch.
„Wo? Was? Wer?“
Der Zwerg deutete nur mit der Pfeife nach vorn, auf die anrückenden Zinnsoldaten.
Die ersten Glocken begannen Mitternacht einzuläuten, von einer Seite zur nächsten versuchten sie sich alle zu übertönen. Dann kam der erste Schlag des Alten Tom und Stille breitete sich aus.
Gerieten die Soldaten ins Straucheln? Senray war sich unsicher, ob ihr ihre Wahrnehmung nicht nur einen Streich spielte.
Dem zweiten Schlag folgte der dritte und die Gefreite gewann Sicherheit. Doch in den Pausen, zwischen den Schlägen richteten sich die kleinen Soldaten wieder auf und kamen näher.
„Sör… also …“
„Ja, Senray?“
„Was, also, Sör, was … wenn es nicht funktioniert? Wenn, also … nicht alles, nun, vorbei ist beim letzten Schlag?“
Der Zwerg antwortete nicht, sonder zog nur erneut an der Pfeife. Die Stille des zehnten Schlages lies dies nur noch eindrucksvoller erscheinen.
Schließlich atmete er schwer aus. „Das, Gefreite, finden wir gleich heraus.“
Schlag elf. Die kleinen Menschen aus Zinn schienen zwar von Mal zu Mal schwächer zu werden, dennoch kamen sie immer näher und Senray musste sich eingestehen, dass ihre Angst wuchs.
Schlag zwölf.
Was auch immer sie erwartet hatte – dass die Spielzeugfiguren zu Staub zerfielen, von kleinen Blitzen getroffen wurden oder wenigstens einfach reglos am Boden liegen blieben – es traf nicht ein.
Das Herz schien der jungen Frau einen Augenblick auszusetzten, als alle Zinnsoldaten nach dem zwölften Glockenschlag wieder aufstanden und weiter im Gleichschritt marschierten, immer näher auf die Wächtern zu kommend.
Auch Glum atmete einen Augenblick schwer durch, dann stieß er sich von der Wand ab.
„Tja, dann –“
Er wurde von der Stille des dreizehnten Schlags unterbrochen.
Hatte sie sich davor verzählt? Nein, das war unmöglich, irgendwer hatte den Alten Tom erneut geschlagen. Doch brachte es auch etwas?
Senray sah überrascht zu den Spielzeugmenschen, die in der sich ausbreitenden Stille erstarrt waren. Anstatt wie davor nur in sich zusammenzusinken, waren sie in ihre ursprüngliche Form zurückgekehrt, so dass es überall klackerte und klapperte, als lauter kleine Holzfiguren auf die Straße fielen.
„… wäre das damit wohl erledigt.“, beendete Glum nun seinen Satz, nicht ohne Zufriedenheit und Erleichterung in der Stimme.
„Ich schätze, du kannst dann Feierabend machen.“
„Danke, Sör. Bis morgen.“
Der Zwerg nickte. Senrays Blick blieb kurz an ihm hängen und wanderte dann erneut zu den am Boden verstreuten Spielsachen. Was für ein Tag.

[1] Es tut mir Leid, dass die Geschichte jetzt erst so viel verspätet online kommt - fertig war sie bereits an Freitag dem 13. Aber scheinbar ist eben jener auch in sie gefahren, wenn es ums online gehen ging ;)




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

26.12.2013

^^ Schöne Anekdote mit jede Menge eingebrachter Wächterfiguren. Nett! :-)

Von Daemon Llanddcairfyn

10.01.2014 12:30

Agree. Hübsch gemacht, gerade das Zwischen-wächterliche.

Vielleicht gibt es beizeiten eine extended Edition, die das Phänomen nochmal aufgreift und genauer klärt?

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