Bisher hat einer bewertet.Du hast schon bewertet!
Im Gedenken an eine sehr lustige Spielerunde.
DISCLAIMER: Die Geschichte spielt nicht im Wache-Universum.
Ich benutze in dieser Geschichte Kraftausdrücke und Formulierungen, die allein zur Untermalung und Charakterisierung des Protagonisten dienen sollen. Ich beziehe mich mit der Benutzung nicht auf irgendwelche speziellen Personen und möchte auch nicht fälschlicherweise darstellen, ich hätte keinen Spaß ander Runde gehabt ;).
Sämtliche Ungenauigkeiten und fehlende Details sind auf ein löchriges Gedächtnis zurückzuführen.
Für diese Mission wurde keine Note vergeben.
Es war schon fast Mittag.
Ich stand vor der Tür des Gebäudes, in dem sich mein Büro befand, und rauchte schweigend eine Zigarette. Lucky Strike. Widerlich. Aber besser als nichts.
In meinem Job muss man mit Entbehrungen rechnen, und nicht jeder kommt mit dem kranken Scheiß klar, den man erlebt.
Ich schon.
Kriminalermittler zu sein war gleichzeitig die beste und dümmste Entscheidung, die ich in meinem Leben bisher getroffen hatte - aber ich schweife ab.
Es war schon fast Mittag, und bisher hatte ich keine Hinweise auf den Täter.
Der Kreis der Verdächtigen schien sich geradezu einen Spaß daraus zu machen, mich durcheinanderzubringen.
Die Orthopädin - abweisend, gehässig. Findet es wohl lustig, dass sie mich ankotzt.
Der Prothesenbauer - Trinker. Gibt keine klaren Formulierungen von sich.
Der Kostümverleiher - Behandelt mich wie einen Schnüffler und versteht sich viel zu gut mit der Orthopädin.
Und da ist dann noch dieser Chirurg oder sowas. Der hat sich fast in die Hose gemacht, als er merkte, dass ich ihn verdächtige. Ist höchstwahrscheinlich nicht der Täter.
Bisher hatte ich jeden der Typen einmal vernommen - die Hinweise hielten sich in Grenzen. Ich musste weiter Drucken machen - vielleicht würde der Täter einen Fehler machen, wenn ich ihn in die Ecke drängte.
Ich warf den Zigarettenstummel auf den Boden und machte mir nicht die Arbeit, ihn auszutreten. Es sah sowieso nach Regen aus.
***
Mein Telefon war eines dieser uralten Teile mit den Wählscheiben. Sämtliche Memos an den Oberkriminalinspektor blieben unbeantwortet - vermutlich hegte er noch immer einen Groll gegen mich, wegen der Sache mit dem Fahrstuhl.
Während ich die Nummer des Prothesenbauers wählte, ließ ich den Blick noch einmal über die Akte wandern. Die Details waren dürftig.
Zeugen beschrieben eine weißgewandete, mittelgroße Person, die eine Hockeymaske trug und ein großes Messer schwang. Anwohner und Zeugen erzählten gleichermaßen, dass sie wie irre durch die Straßen rannte und "DRING DRING!!" brüllte, so laut, dass es im Trommelfell wehtat. Man musste diesem Verrückten Einhalt gebieten, bevor jemand tatsächlich zu Schaden kam.
Die Leitung tutete. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann klickte es und der offensichtlich angetrunkene Prothesenbauer meldete sich.
"Ja, hallooo?"
"Hier ist Fredegar Sommerfeld von der Kriminalpolizei. Sie erinnern sich sicher an mich."
Die Stimme am Telefon klang verwundert. "Höööh? Sie wieder? Was woll'n se denn?"
"Ich muss im Zuge meiner Ermittlungen noch einmal mit ihnen sprechen."
Kurz Stille. "W- worum gehts, ääh?"
"Es geht um diesen Verrückten, der sich-"
"Verrückt! Ääh, ähähähä!" Der Mann brach in glucksendes Gelächter aus.
"Ja. Sehr lustig. Jedenfalls den Mann, der verkleidet durch die Straßen rennt und dabei Dring Dring ru-"
"DRING! DRING! DRING!... Brüderlein dring'! Lass doch die Sorgen zuhaus-"
Ich beschloss, die Vernehmung des Prothesenbauers zuletzt durchzuführen. Und legte auf.
***Eine halbe Stunde später***
Zuallererst vernahm ich den Chirurgen - mit dem gleichen Ergebnis wie zuvor, ich bekam keine klare Antwort aus ihm heraus. Auf die Drohung mit Gefängnisstrafe fiel er auf die Knie und flehte, er würde alles tun, nur wolle er nicht in den Knast. Er hat dann gestanden, der Täter zu sein, obwohl überhaupt keine Beweise gegen ihn vorlagen. Ich hatte ihn in Untersuchungshaft stecken lassen, aber ich glaubte nicht an seine Schuld.
***
Als nächstes auf der Liste war der Kostümverleiher. Er saß im Verhörraum ganz gelassen auf seinem Stuhl und musterte mich aus kühlen Augen.
"Sie haben überhaupt keine Anhaltspunkte, die auf mich als den Täter hinweisen", behauptete er, bevor ich irgendetwas sagen konnte. Ich beugte mich vor und klopfte Asche von meiner Zigarette.
"Ach so?"
"Ja!", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Interessant.
Ich zog ein Bild aus meiner Innentasche und zeigte ihm ein Phantombild. Er besah es sich scheinbar desinteressiert.
"Was ist damit?"
"Dieses Bild zeigt den Verdächtigen, wie er uns von Zeugen beschrieben wurde."
Er zog eine Braue hoch. "Na und?"
"Fällt ihnen nichts auf?" Ich zog an der Zigarette und lies den Rauch langsam entweichen.
Er schüttelte den Kopf.
"Die Maske die er trägt. Sieht sie nicht genauso aus, wie die-" Ich warf einen Blick auf die Akte, "-Eishockeymördermaske Deluxe, die sie in ihrem Sortiment führen?"
Er legte eine Hand an sein Kinn, der Blick immer noch kühl und gelassen.
"Möglich ist es."
Der Kerl regte mich langsam auf. Ich lehnte mich zurück, um dem Impuls zu widerstehen, ihn am Kragen zu packen und das Geständnis aus ihm herauszuschütteln.
"Ich finde es sehr Verdächtig, dass der Täter genau so eine Maske trug, wie sie sie führen, und sie reagieren darauf desinteressiert und scheinbar ahnungslos." Ich nahm wieder einen tiefen Zug von meiner Zigarette. "Immerhin scheint der Täter gefährlich - und er hielt sich ganz in der Nähe ihres Ladens auf."
Er schüttelte nur den Kopf. "Schon hunderte haben diese Maske gekauft-"
"Nach meinen Informationen haben sie bisher nur zwei von diesen Masken geführt, und die zweite erst vor zwei Tagen erhalten!"
Ich beugte mich ruckartig vor. Ihn ließ das kalt.
"Ich sagte ja nicht, dass sie sie bei mir gekauft haben. Jeder könnte so ein Ding im Internet bestellen."
Seine Argumentation war natürlich schlüssig, aber er wirkte viel zu distanziert, viel zu... berechnend. Er wusste, was ich gegen ihn verwenden würde. Wie konnte ich ihn mürbe machen?
"Wer hat die erste Maske gekauft?"
Etwas wie Zorn blinkte kurz in seinen Augen.
"Ich weiß es nicht mehr. Ich verkaufe viele Masken."
Und offensichtlich trägst du auch eine, dachte ich.
***
Als nächstes vernahm ich die Orthopädin. Sie trug immer noch ihren Arbeitskittel, und es fiel mir nicht schwer festzustellen, dass er erst vor sehr kurzer Zeit gewaschen worden war. Ein Hinweis?
"Soso, Herr Sommerfeld, sie sind also noch nicht viel weiter gekommen, was?"
Ich betrachtete ihre hämisch glitzernden Augen schweigend.
"Sie würden sich und mir viel Aufwand ersparen, wenn sie aufhören würden, Informationen zu unterschlagen", sagte ich dann und tastete nach meiner Zigarettenschachtel. Sie war leer. Verflucht.
"Unterschlagen?" Sie lehnte sich weit zurück und riss ihre riesigen Augen zu einem unschuldigen Blinzeln auf. Gott, wie sie mich nervte. "Ich?"
"Ja, sie!" Ich warf eine Akte auf den Tisch. "Sie haben mir verschwiegen, dass sie sehr wohl eine Eishockeymördermaske Deluxe besitzen! Meine Kollegen haben sie in ihrem Schlafzimmer gefunden."
Sie warf einen Blick auf die Mappe, ohne sie zu öffnen.
"Was haben ihre Kollegen in meinem Schlafzimmer verloren?"
Mein Gott, wenn sie sich doch nicht so blöd stellen würde!
"Stellen sie sich nicht dumm! Sie besitzen so eine Maske! Wieso haben sie mir das verschwiegen?!"
Ihre Augen wurden schmaler, und sie kniff die Lippen zusammen.
"Das ist doch nun wirklich meine Sache!"
Mein Gott, diese Frau. Ich setzt mich, lehnte mich zurück und legte die Hand über meine Augen.
"Ja. Stimmt."
Soweit war ich mir sicher, dass sie die verdächtigste von den drei wahrscheinlichsten Tätern war. Aber vielleicht wurde ich nur von meiner Abneigung gegen sie beeinflusst?
Bisher sprachen die Beweise gegen sie. Ihr Verhalten ebenfalls.
Ich brauchte nur das Geständnis.
"Hören sie mal", sagte ich und sah auf, lehnte mich vor. "Bisher spricht alles gegen sie. Vermutlich hätte ich genug Beweise um sie einzubuchten." Sie schüttelte nur den Kopf. "Wenn sie jetzt gestehen, könnte ihr Strafmaß geringer ausfallen, und sie ersparen sich einen allzu langwierigen Prozess."
"Sie wollen doch nur endlich den Fall abschließen!"
Ich guckte perplex. "Was?"
"Sie benutzen bloß diese Beweislage, um das alles hinter sich zu bringen! Eigentlich liegt ihnen überhaupt nichts daran, die Wahrheit herauszufinden!"
Ich wollte die Frau schlagen. Aber ich tat es nicht. Mannometer.
"Hören sie mal", fing ich an, "wieso geben sie nicht einfach zu, dass-" die Tür zum Verhörzimmer ging auf.
"Der nächste Zeuge ist da, Herr Sommerfeld." Ich winkte ab und hörte im Hintergrund die beduselte Stimme des Prothesenbauers. "Jaja, gleich, bringen sie ihn her, also, wieso geben sie nicht zu, dass-" Ich vernahm die nahenden Schritte des Zeugen, beschloss aber sie zu ignorieren.
"...dass sie vor drei, fünf und acht Tagen durch die Straßen gelaufen sind, während sie Dring Dring geruf-"
"DRING DRING! BRÜDERLEIN DRING! LASS DOCH DIE SORGEN ZUHAUS-"
Ich hatte keinen Bock mehr.
Ich ging, gab den Fall an meinen Kollegen ab und betrank mich in der Bar.
Am Ende stellte sich heraus, dass es die Orthopädin gewesen war.
Immerhin.
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