Püschologie heute: Profeihling durch Dagomar von Omnien

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von Hauptgefreite Rabbe Schraubenndrehr (FROG)
Online seit 21. 11. 2013
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 Außerdem kommt vor: Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien

Teekuchenstraße, brutaler Mord, Püschologe angefordert...
Was? Einziger verfügbarer Püschologe Dagomar von Omnien?
Ach herrje... na gut, schickt ihn rüber...
-.-Ende Nachricht Schraubenndrehr-.-

Hinweis: Diese Single spielt nach Rabbes Susi-Abordnung, vor der Frog-Abordnung und vor dem Ziegenberger-Problem.

Dafür vergebene Note: 10

Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien nahm genussvoll einen Schluck Tee. Er mochte Tee. Ein angenehmes Getränk mit dem es sich den Morgen im Grunde ebenso gut beginnen ließ wie mit einem frischen Kaffee.
Bedächtig stellte er seine Tasse ab und wollte eben nach seinem Füller greifen um einen Bericht über eine Befragung weiter zu schreiben, der er am Vortag beigewohnt hatte, als eine Nachrichtenkapsel aus dem Rohrpostsystem in der Wand geflogen kam. Sie traf seinen Schreibtisch, streifte das Tintenfass, verfehlte knapp seine Tasse und flog dann auf den Boden.
Aus dem Rohr in der Wand kicherte es hämisch.
"Macht euren Job gefälligst ordentlich, Dämonen!", entfuhr es Dagomar verärgert, während er aufstand um die Kapsel aufzuheben.
Die Nachricht war recht knapp gehalten.
"Mord. Teekuchenstr. 4, Privatgalerie, Raum 5. Rabbe ermittelt, braucht püschisches Profeihling. Eilt. gez. OFw. v. Grauhaar"
Dagomar blickte einen Moment lang nachdenklich auf die Anweisungen, packte dann seinen Stadtplan vom Tisch, stopfte ihn in eine Tasche, überprüfte ob er sein püschologisches Handwerkszeug bei sich trug und machte sich auf den Weg in die Teekuchenstraße.

Unterwegs ging er gedanklich einen Moment durch, bei welcher Gelegenheit er zuletzt bei einem Fall direkt mit Rabbe zu tun gehabt hatte. Nach einigem Grübeln kam er zu dem Schluss, dass es vor fast zwei Jahren gewesen war. "Wie doch die Zeit vergeht." Er war nun schon zweieinhalb Jahre bei der Stadtwache - und noch immer Gefreiter. Rabbe dagegen war schon Hauptgefreite, obwohl sie mit ihm zusammen in der Ausbildung gewesen war.
Woran das liegen konnte war Dagomar ein Rätsel.

Als der Omnianer die Teekuchenstraße betrat durchlief ihn unwillkürlich ein wohliger Schauer, gefolgt von einem Anflug von Nervosität. Dies war die nobelste Straße von Ankh-Morpork, hier lebten die Feinsten der Adeligsten der Stadt - und wenn hier ein Mord geschah ohne dass eine Quittung[1] vorlag hieß dies, dass äußerst bald Resultate erwartet wurden. "Warum geht der Oberfeldwebel dann nicht selbst? So habe ich natürlich eine Chance mich mal zu beweisen, aber... der Oberfeldwebel wäre für einen solchen Fall am besten geeignet, besonders weil er eigentlich Ermittler und Püschologe in einem ist", wunderte sich Dagomar.

Der blonde Mann trat auf die Nummer Vier zu und musterte die Architektur dabei anerkennend, er hob die Hand und klopfte an. Sofort öffnete ihm Kathiopeja von den SuSis. Sie wirkte äußerst angespannt.
"Gut, du bist da. Komm mit, Rabbe wartet nebenan", sagte sie knapp und winkte ihn heran.
Während der Püschologe eintrat kam er nicht umhin die Anspannung zu bemerken die von dem Ort ausging. Die Nerven der SuSi waren zum Zerreißen gespannt, allerdings hatte Dagomar auch gehört, dass sie kaffeeesüchtig sein sollte, vielleicht hatte sie also auch einfach Mangelerscheinungen.
Er trat ins Nebenzimmer und sah sich in einer seltsamen Szenerie wieder. Der ganze Raum war abgesperrt, auf dem Boden lag ein Mann mit langem grauen Bart mit Schaum um den Mund. Seine Arme lagen ordentlich neben ihm.
Abgeschnitten.
Die Arme waren sorgfältig an den Gelenken abgetrennt und parallel zum Körper hingelegt worden, gleiches war mit den Beinen geschehen.
Für einen Moment betrachtete Dagomar mit starrem Blick die bizarre Mordszenerie.
Der Körper war absolut sauber. Es gab keine Blutlachen oder sichtbare Wunden (sah man einmal von der offensichtlichen Separation der Extremitäten ab). Jemand hatte dem Mann die Augen geschlossen und die Haare gebürstet. Die nackte Haut wirkte als hätte man sie frisch geschrubbt.
Die langen abgeschnittenen Arme waren hellbraun und offenbar von jeglichem Blut befreit worden, welches beim Abtrennen sicher ausgetreten war, und...
Dagomar biss sich auf die Lippen. Als er eingetreten war hatte ihm sofort der bittere, scharfe Geruch von Blut und Tod entgegen geschlagen. Er hatte versucht es zu ignorieren, das Grauen das in ihm hochgekocht war herunter zu drücken, aber es war zu stark.
Der junge Mann krümmte sich, presste sich die Hand auf den Mund und bekam einen Eimer vor's Gesicht gehalten bevor er sich erbrach. Er sah eben noch Rabbes gleichermaßen verärgert wie auch besorgtes Gesicht vor sich, bevor er das Bewusstsein verlor.

Beim Anblick der ihn erwartete, als er wieder aufwachte, hätte der junge Püschologe fast geschrien. Seine Augen öffneten sich einen Spalt weit und er nahm verschwommen etwas wahr, je deutlich es wurde, desto klarer wurden die Umrisse eines Bartes und eines ernsten, geröteten Gesichtes das Zentimeter vor Dagomars Nasenspitze schwebte.
"Wuack!", entfuhr es dem Omnianer und der Tatortwächter richtete sich auf.
"Ich würde sagen, er ist wieder wach."
Sillybos und Rabbe nickten sich zu, woraufhin der Ältere gemächlich aus Dagomars Sichtfeld entschwand. Rabbe hatte dem Püschologen indes eine Hand gereicht welche ihm nun auf die Füße half.
"Geht's wieder?"
Dagomar nickte benommen und versuchte sich wieder zu sammeln, während Rabbe ihn aus dem Raum zog und sich kurz mit einer Hand die Nasenwurzel massierte.
"Das ist das erste Mal, dass du eine Leiche siehst, oder?"
"In der Tat, ja... normalerweise werden immer zwei Püschologen zu so einem Einsatz geschickt. Ich war nicht darauf vorbereitet so früh bei so einem Fall allein da zu stehen."
Rabbe nickte. "Ehrlich, Omnien... mir wäre auch lieber gewesen wenn du den Oberfeldwebel mitgebracht hättest, aber er hatte schon Bescheid gegeben, dass außer dir niemand zur Verfügung steht", sie seufzte. "Nichtsdestoweniger... ich brauche deine Hilfe. Bevor wir wieder reingehen sage ich dir alles was wir bisher an Hintergrunddaten haben. Den Spurenkram lässt du dir am besten von Silly erklären, für Forensik habe ich gerade echt keinen Nerv. Erstmal... du weißt, dass wir hier in der Teekuchenstraße sind und wahrscheinlich auch was das heißt: Die Familie die hier wohnt hat Einfluss. Damit kennst du dich ja aus." Sie warf ihm einen abschätzigen Blick zu. "Der Mord wurde uns heute früh um fünf gemeldet... So lange sind Silly, Kathi und ich schon hier. Der Verstorbene war der Hausherr, lebte hier mit seiner Frau, der Großmutter, dem Großvater, seinen beiden erwachsenen Kindern, zwei Dienstmädchen, einem Butler... und noch einer ganzen Menge anderer Bediensteter. Das Personal können wir größtenteils ausschließen, die sind seit gestern Morgen bis heute Abend auf Betriebsausflug, abgesehen von einem Dienstmädchen und dem Koch. Die Kinder waren von gestern Nachmittag bis abends unterwegs, könnten es also gewesen sind. Großeltern waren die ganze Zeit im Haus. Kinder waren bis zwei Uhr nachts aus. Der Mord als solcher ist ziemlich... bizarr. Du hast ja schon einen Teil gesehen, aber... naja. Ich schicke dir Silly gleich raus, der wird dir alles Weitere sagen was wir bisher haben, dann schau dich um und sag den Susen bitte Bescheid wenn man die Leiche wegbringen kann. Ich gehe solange die Familie darüber informieren wann wer befragt wird." Mit diesen Worten ging sie zurück in den Raum und ließ dem Omnianer einen Moment mit seinen Gedanken allein.
Was war das hier nur für ein Fall? Er hatte sich zu allem was Rabbe gesagt hatte Notizen gemacht und wenn Sillybos kam würde er sich auch zu seinem Bericht Notizen machen - bevor er an den Tatort zurückkehrte. Eigentlich war er sich unschlüssig, warum genau ihm dieser Schauplatz soviel ausmachte - es war sein erster... Mordfall, aber es gab sicher wesentlich brutalere Schauplätze. Was war hieran so schrecklich? Es gab so gut wie kein Blut, das Gesicht war nicht entstellt und der Mann sah auch nicht so aus als wäre er brutal zerstückelt worden oder ähnliches. Es war alles sehr, sehr sauber.
Und das fand der junge Püschologe äußerst auffällig.
"Dir geht es besser wie ich sehe", begrüßte ihn Sillybos, der soeben aus dem anderen Zimmer kam.
"Sicherlich Sör, mir war nur ein wenig schwächlich."
Sillybos nickte ihm zu und blickte einen Moment auf seinen Notizblock, bevor er begann seinen Bericht herunter zu leiern. "Der Mann muss in etwa zwischen 3 und 4 Uhr nachts gestorben sein, die Todesursache war Ersticken an einem Stück Seife..."
Dagomar schrieb sich geduldig alle Details mit die ihm der Tatortwächter in den nächste Minuten darlegte und runzelte gelegentlich die Stirn. Offenbar waren die Körperteile selbst erst nach dem Mord abgetrennt worden, weshalb das Blut wohl zumindest nicht ganz so sehr gespritzt hatte wie es der Fall gewesen wäre, wenn der Mann während der Separation seiner Extremitäten am Leben gewesen wäre. Die Stücke waren offenbar mit eher stümperhaften Werkzeugen abgetrennt worden, doch das Blut wurde sorgfältig abgewaschen und - Sillybos hatte es abgemessen - sie waren wirklich exakt parallel neben den Körper gelegt worden. Weiterhin fiel am Tatort eigentlich nur auf, dass alles wirklich außerordentlich sauber und aufgeräumt war.
"... und wenn du ihn dir angeschaut hast, gib uns bitte Bescheid damit wir die Leiche abtransportieren können - irgendwann würde ich meine Schicht echt gerne beenden."
"Ja Sör."
Damit wandte Sillybos sich Richtung Ausgang und Dagomar blieb allein zurück.
Er atmete tief durch - und trat ein.
Erneut flossen verschiedenste Informationen auf ihn ein, doch diesmal gelang es ihm Distanz zu wahren - er wurde nicht von den Daten überschwemmt, sondern konnte dieses Mal klar zwischen ihnen unterscheiden. Der Raum war ausgesprochen ordentlich: Die Bücher in den Regalen schienen sowohl nach Farbe, als auch nach Autor und Erscheinungsjahr sortiert. Auf einem kleinen Schreibtisch lagen Papier, Schreib- und Zeichenmaterialen sowie ein Tintenfass - alles auf einer Linie, als hätte jemand sich Maßband und Zeit genommen, sie absolut symmetrisch zurecht zu schieben. Die Leiche selbst wirkte im Grunde kaum anders als er sie vorher wahrgenommen hatte: zunächst war sie natürlich tot, abgesehen davon war eben auch recht auffällig, dass die Arme und Beine abgeschnitten und daneben gelegt worden waren. Nackt und kahl lag der Tote da, mit parallel zu ihm gelegten Gliedmaßen.
Während er eben über die Motivation des Täters nachdachte spürte er für einen Moment, wie er erneut anfing die Situation grausam und Übelkeit erregend zu empfinden.
Rasch schob er das Gefühl hinter einen Vorhang.
"Immer schön objektiv bleiben, dann bist du auf der sicheren Seite", sagte er sich und atmete tief durch. Solche Dinge gehörten nun mal zum Job.
"Dagomar?", Rabbe steckte den Kopf zur Tür herein. "Ich fange in einer halben Stunde mit Befragungen an - wir führen das Ganze in der Küche hier durch, die Verhörräume am Pseudopolisplatz sind besetzt."
"Danke sehr." Er dachte einen Moment nach. "Wissen wir schon irgendetwas über die Persönlichkeit des Mannes?"
"Nur, dass er wohl so 'ne Art Sauberkeitsfanatiker war und seine Frau offenbar nicht zu traurig ist, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilt - immerhin dürfte ihm seine Todesart gefallen haben."
Dagomar sagte nichts. Er fand den letzteren Kommentar pietätlos, wusste aber auch, dass jeder seine eigene Art hatte mit dem Tod umzugehen. Wenn es Rabbes Wahl war, schlechte Witze zu machen, würde er versuchen sich darüber nicht unnötig aufzuregen - immerhin wäre das püschologisch keine sehr sinnvolle Maßnahme.
Die Zeit verging wie im Fluge. Dagomar machte seine Notizen fertig, sah nochmal alle Schnittwunden an, warf einen Blick in das Notizbuch des Verstorbenen und gab die Leiche dann an SuSi frei, bevor er sich auf den Weg in die Küche machte.
Oder auf den Weg dorthin, wo er sie vermutete.
Er war in den Hausflur hinaus getreten, blickte nach links und rechts und sah soeben eine große Gestalt in einem Zimmer am Ende des Flurs verschwinden.
"Rabbe?"
Dagomar eilte den Gang hinunter und ging der Gestalt hinterher. Er hatte sie nur sehr kurz gesehen, es hätte ebenso gut Rabbe wieder auch jeder andere sein können - wodurch sich der junge Püschologe in einem fremden Zimmer wiederfand.
Er hatte nur wenig Chancen sich umzusehen - der Raum war in warmes Licht getaucht, alles wirkte irgendwie nett und... dann sprang ihn jemand an, stieß ihn aus den Zimmer und Dagomar hörte eben nur ein kreischendes "RAUS HIER!", bevor er auf die Tür vor seiner Nase starrte. Irritiert blickte er an selbiger entlang auf das dunkle Holz. Was war gerade passiert? Einen Moment lang war er unsicher ob er noch einmal versuchen sollte hinein zu kommen oder lieber woanders nach der Küche suchen sollte, entschied sich aber für letzteres. "In fremde Zimmer einzudringen schickt sich schließlich nicht und in Zeiten der Trauer verhalten sich viele etwas seltsam", beruhigte er seinen Wächterinstinkt, der ihm vorhielt, dass derjenige auf der anderen Seite so verdächtig wie der Ankh dreckig war.
Nach kurzem Herumgesuche fand Dagomar doch noch den Weg zur Küche. Es war - anders als er erwartet hatte - keine große, schier industrieartige Küche wie man sie in diesen Herrenhäusern häufiger vorfand, sondern wirkte vielmehr wie eine Art kleiner, kabuffartiger Fliesenknast. Rabbe hatte einen rechteckigen Tisch und drei Stühle in die Mitte gestellt und ging offenbar über ihre Unterlagen als er eintrat.
"Das hier ist so eine Art Ersatzküche...", bemerkte sie, als sie seinen Blick bemerkte. "Die haben oben noch die übliche Snobküche, aber ich fand das hier hinreichend praktischer. Kannst du mir schon irgendwas über unseren Täter sagen was ich noch nicht selber weiß?"
Dagomar setzte sich und kramte seine Unterlage hervor. Ein Seitenblick auf Rabbe zeigte ihm noch einmal deutlicher, was aus der Stimme der Hauptgefreiten ohnehin schon recht klar hervorging: Sie wirkte abgespannt. Nicht nur müde sondern... äußerst erschöpft. Auch wenn er sie nun nicht übermäßig gut leiden konnte fragte er sich am Rande doch, warum sie wohl so aussah. Er glaubte kaum, dass der Fall sie ernsthaft beeindruckte, immerhin war sie nun schon etwas länger Ermittlerin.
"Nun, ich bin mir recht sicher, dass entweder das Opfer, oder der Täter einen recht ausgeprägten Ordnungs- und Sauberkeitszwang hat. Ich räume jedoch auch die Möglichkeit ein, dass eventuell beide einen haben. Dass das Opfer mit einer Seife umgebracht wurde spricht entweder für eine extreme psychische Störung, dabei mutmaßlich für eine Affekttat, oder eine geplante Tat bei der der Täter wohl versuchte uns damit zu verwirren, oder aber das Opfer verhöhnen wollte indem er sich so über seinen Ordnungszwang lustig macht. Die Tatsache, dass das Opfer aber derart... verstümmelt wurde lässt für mich eher darauf schließen, dass der Täter selbst ziemlich gestört ist." Dagomar schluckte. Er war nervös. Von seiner Einschätzung könnte einiges abhängen... und das Bild des Toten drängte sich ihm schon wieder recht unangenehm auf.
Rabbe indes sah nachdenklich gen Decke. Gerade als Dagomar sich fragte, ob sie ihn überhaupt gehört hatte, stand sie relativ ruckartig auf.
"Okay. Wir fangen mit der Befragung an. Die Großmutter und das Dienstmädchen habe ich inzwischen schon ausgeschlossen. Beide hätten meiner Meinung nach nicht die Kraft einen gesunden Mann erst zu überwältigen und dann derart auseinander zu schneiden. Wer auch immer es getan hat ist auf jeden Fall sehr kräftig und schnell wohl noch dazu. Er starb zwischen drei und vier, die gesamte Aktion muss also zwischen 2 und 5 geschehen sein. Das ist nicht viel Zeit für so eine Aktion..." Sie stand auf, zog ihr Hemd etwas zurecht, trank einen Schluck und ging auf die Tür zu. "Wir beginnen mit dem Verhör des Großvaters. Über ihn weiß ich noch nicht viel, erfährst du aber so alles gleich nochmal."
Mit diesen Worten rief sie einen Namen in den Flur - wo, wie Dagomar annahm, inzwischen die Tatverdächtigen Platz genommen hatten - und kam mit einem alten Herrn zusammen zum Tisch zurück.
Das Verhör begann.

"Für's Protokoll, bitte nennen Sie uns Ihren vollen Namen, ihr Geburtsdatum, Geburtsort, Berufsstand", eröffnete Rabbe routiniert, den Stift gezückt.
"Also..." Der Mann zählte die folgenden Dinge an seinen Fingern ab. "Mein Name ist Randfort der Ruchige von Schnupperig, ich wurde am 5. Ick, AM-Jahr 1932 in Sto Lat geboren und war Zeit meines Lebens wohlhabend und hobbymäßig Händler."
"Danke sehr. Können Sie mir sagen was Sie letzte Nacht zwischen 2 und 5 Uhr morgens gemacht haben?"
"Geschlafen. Und wenn Sie dafür einen Zeugen wollen - wenn überhaupt kann das höchstens meine Frau bezeugen, sonst wohl gar keiner."
Rabbe nickte. "Wie standen Sie zum Ermordeten?"
"Er war mein Sohn. Und ein Dummkopf. Und ich bin froh, dass er wenigstens ein ordentliches Ende gefunden hat."
Dagomar konnte nicht verhindern, dass er leicht entsetzt keuchte. Eine derartige Kälte im Angesicht des Mordes am eigenen Kind... Und doch musste er sich fragen, wie genau er selbst wohl reagieren würde, wenn ein ihm unwillkommenes Familienmitglied brutal ermordet würde.
Sicher nicht so.
Rabbe indes schien völlig ungerührt und machte sich weiter ihre Notizen.
"Sie finden also, dass er den Tod verdient hat?"
"Kann ich so pauschal nicht sagen, ich finde nur gut, dass der Mörder ihn wenigstens ordentlich sauber gemacht hat. Ordentlich verrichtete Arbeit und vor allem weniger Arbeit für den Reinigungsdienst."
"Haben Sie ihn denn umgebracht?"
Der alte Mann lachte leise auf. "Nein... Auch wenn ein Teil von mir ehrlich wünscht, dass ich es getan hätte."
"So? Warum?"
"Wär mir einfach ein Vergnügen gewesen." Er grinste dreckig.
"Also sind Sie nicht betrübt, dass er tot ist?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Jeder ist früher oder später dran."

Kurze Zeit später dankte ihm Rabbe, führte ihn hinaus und bat ihn, sich für eventuelle weitere Fragen bereit zu halten.
Sie warf Dagomar einen vielsagenden Blick zu, machte ein paar Notizen auf ihre Unterlagen und holte die nächste Person dazu.

"Guten Tag, Sie sind die Frau des Opfers, nicht wahr? Fürs Protokoll, bitte nennen Sie uns Ihren vollen Namen, Ihr Geburtsdatum, Geburtsort, Berufsstand", leierte Rabbe erneut den nahezu exakt selben Satz wie zuvor herunter. Dagomar fragte sich ein wenig, wie oft sie solche Befragungen inzwischen wohl schon durchgeführt hatte. Wie lange war sie Ermittlerin? Ein Jahr? Da waren bestimmt schon mehrere hundert Befragungen herum gekommen...
Und für ihn war es die erste richtige als Püschologe.
Die Frau hüstelte leise und umklammerte ihre Handtasche.
"Nun... ich... ja, ich, ich bin seine Frau. War. War seine Frau", sie schluchze leise. "Ich hm... Ich bin Brigitte die Üppige von Schnupperig, geboren Haarig. Ich wurde am 16. Gruni AM-Jahr 1973 in Ankh-Morpork geboren und arbeitete als Waschfrau bis… bis... bis Ricki mich traf und wir heirateten. Danach konzentrierte ich mich meine gesellschaftliche Rolle." Sie schluchzte erneut ein wenig und schnäuzte sich die Nase.
Keiner der Wächter fand ihre Darbietung sonderlich überzeugend.
"Können Sie mir sagen, wo Sie gestern Nacht zwischen 2 und 5 Uhr waren?"
"Ich habe natürlich geschlafen! Was sonst sollte eine respektable Frau um diese Zeit denn nur tun? Ich wurde erst um kurz nach 5 geweckt, als die Wache schon alarmiert war und... und..", sie brach erneut in Geschluchze aus und Dagomar konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie die Tränchen offenbar doch nur unter recht großer Anstrengung hervorbringen konnte.
Rabbe sah sie trocken an und wartete ab, bis sie sich von selbst beruhigt zu haben schien.
"Wie würden Sie Ihren verstorbenen Mann beschreiben?"
"Ehrenwert... Ordentlich, sehr sauber... und so... so...", sie schluchzte erneut, "so unglaublich wohlwollend. Er hat immer für alle nur das Beste gewollt, er war so gut zu unseren Kindern..."
In den nächsten Minuten durften sich die beiden Wächter ausgiebigst anhören welche Qualitäten der Verstorbene gehabt hatte und wie wunderbar er gewesen war und wie sehr sie ihn geliebt hatte...
"Zum kotzen", kommentierte Rabbe das Verhör, nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte. "Sie hat es wohl nicht getan, aber auf die Nerven geht die einem gehörig... und dann das falsche Geheule. Ätzend." Rabbe gähnte.
Dagomar zuckte mit den Schultern. "Du kannst einer ehrenwerten Dame nicht vorwerfen, dass sie versucht ihren verstorbenen Gatten gut darzustellen. Immerhin gehört es sich gerade für sie am wenigsten, schlecht über Verstorbene zu reden. Auch wenn ich... ähm... natürlich verstehe, dass sie sich wohl vor allem so darstellte weil sie von sich als Tatverdächtige ablenken wollte."
"Hm." Rabbe grummelte etwas und richtete alles für den nächsten Verdächtigen.

"Sie sind... der Koch. Nicht? Wir brauchen von Ihnen erstmal Ihren vollen Namen, Ihr Geburtsdatum, Geburtsort und... wie lange Sie schon hier beschäftigt sind."
"Gnm. Robort Koch. Gebor'n am Ochten Ochten. Im Johr dör ochten Gröte. En Orchte. Orboite hör soit... fenf Johren."
"Soso... Robert Koch, am Achten Achten im Jahr der Achten Kröte in Orchten, Lancre, geboren und Sie arbeiten hier seit fünf Jahren, habe ich das richtig verstanden?"
"Sog och doch."
"Wie standen Sie zum Opfer?"
"Wor dor Boss. Gob Böfähle."
"Mochten Sie ihn?"
Zur Antwort zuckte er nur mit der Schulter.
"Wann hörten Sie von dem Mord?"
"Hort morjen."
"Was machten Sie zwischen 2 und 5 Uhr vergangene Nacht?"
"Schlofen."
"Haben Sie dafür Zeugen?"
Der Mann schien einen Moment zu überlegen. "Zemmermädle?"
Rabbe sah ihn überrascht an. "Das Zimmermädchen schlief bei Ihnen?"
"Joar." Ein leichtes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Mannes.
"Sie... haben eine Beziehung mit dem Zimmermädchen?"
"Nää...", sei Grinsen wurde breiter.
Dagomar wurde urplötzlich leicht rot. Er konnte sich einen empörten Kommentar verkneifen aber... Was hier angedeutet wurde kam ihm doch äußerst unziemlich vor.
Rabbe indes hielt einen Moment inne, bevor sie weiterfragte: "Soweit mir bekannt, ist das Dienstmädchen mit dem Butler des Hauses verheiratet... Darf ich daraus schließen, dass Sie eine - zumindest körperliche - Affäre mit ihr haben?"
Der Mann grinste zur Antwort breit und nickte.
Dagomar schauderte es. Der Mann war ihm entschieden unsympathisch. Er versuchte, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und überlegte sich, inwieweit das Verhalten dieses Verdächtige auffällig sein könnte. "Er hat offensichtlich niedere bis keine Moralvorstellungen", schoss es ihm unmittelbar durch den Kopf, was er jedoch abschüttelte. Der Püschologe musterte den Koch. Der Kerl wirkte nicht besonders schockiert über den Tod seines Herrn, allerdings konnte dies auch an seiner gesellschaftlichen Stellung liegen. Wer wusste schon, wie hier die Arbeitsbedingungen für niedere Angestellte lagen?
Rabbe musste ein ähnlicher Gedanke gekommen sein. "Werden Sie hier gut bezahlt?"
Der Koch grummelte etwas Unverständliches.
"Wie bitte?"
"Necht vohl", gummelte er etwas deutlicher.
Rabbe musterte ihn noch einen Moment, schien aber zu dem Schluss zu kommen, dass sie für den Moment genug gehört hatten, denn keine Minute später durfte der Mann den Raum verlassen und Rabbe fuhr sich entnervt mit der Hand über die Augen. "Willst du auch einen Kaffee?"
Dagomar nickte und blickte dabei gleich wieder auf seine Unterlagen. Es fiel ihm etwas schwer den Fall auf Distanz zu halten. Wie konnte jemand, der einen Menschen zumindest täglich sah, nur so gleichgültig gegenüber seinem brutalen Tod sein? Angst, dass man der nächste sein könnte, hatte außerdem offenbar ebenfalls niemand. Scheinbar hielten alle das Geschehen für eine einmalige Sache.
"Aber wie können die sich alle da nur so sicher sein?"

"Sie sind... die Tochter des Opfers." Rabbe maß die junge Frau vor ihnen einen Moment mit einem abschätzigen Blick.
Das Mädchen war um die zwanzig, braunhaarig, trug die langen Haare in einem strengen Pferdeschwanz und hatte eine hochkragige Bluse an.
Sie saß stocksteif da und starrte die Ermittlerin mit seltsam leblos wirkenden Augen an.
"Bitte nennen Sie mir Ihren vollen Namen, das Geburtsdatum, Ihren Geburtsort sowie Ihren aktuellen Berufsstand", bat Rabbe, nachdem keine Erwiderung gefolgt war.
Die Frau sah sie einen Moment ausdruckslos an, dann sagte sie mit distanzierter, fester Stimme: "Ich bin Marie Louise Larida von Schnupperig. Geboren im AM-Jahr 1990 in Ankh-Morpork. Ich bin... ledig."
Rabbe schien leise kurz zu knurren, doch es hätte auch ein Knarren von Holz gewesen sein können. Dagomar sah von der zu Befragenden aus unsicher zu Rabbe hinüber. Er hatte eine Vermutung, was die Kollegin an dieser Aussage störte, und in ihren Notizen glaubte er die Antwort zu erkennen: Altertümlicher Wert. Keine eigene Berufswahl, Erziehung zur Hausfrau und Mutter. Keine eigene Ambition."
"Nun gut." Rabbes Stimme war etwas rauer geworden. "Wie standen Sie zu Ihrem Vater?"
"Ich... er war ein... ein guter Vater. Streng und gerecht. Er brachte mir viele Dinge bei. Er schätzte Ordnung. Er lehrte mich seine Ordnung und zeigte mir Reinlichkeit." Die Frau blickte einen Moment lang distanziert, dann biss sie die Zähne zusammen und kniff die Augen fester zusammen. "Dass ihn jemand so... misshandelt hat, ihn auf so unsaubere Art umbrachte ist unverzeihlich! Sie müssen diesen Frevler finden, diesen Unmenschen, der das mit ihm angestellt hat!" Ihre Stimme war nunmehr nicht ruhig, sondern zitterte leicht und troff vor Wut. "Ich kann Ihnen kaum mehr über die Beziehung zu meinem Erzeuger sagen, als dass er mir ein guter Vater war. Ich wünsche nichts mehr, als dass sein Tod gerächt wird."
Rabbe notierte sich alles was sie sagte, blieb jedoch ruhig und zeigte keine Emotion. "Wo waren Sie letzte Nacht zwischen 2 und 5 Uhr morgens?"
Marie atmete einen Moment lang durch und sprach nun wieder ruhiger. "Ich kam erst um zwei heim. Ich aß noch eine Kleinigkeit und ging dann direkt zu Bett, das muss um etwa halb drei gewesen sein. Doch ich schlief schlecht. Ich wachte um kurz vor fünf auf und konnte nicht mehr schlafen, also stand ich auf. Ich ging nach unten und... Ich hatte ein komisches Gefühl, darum ging ich in Vaters Arbeitszimmer, und da... da sah ich ihn." Erneut sah man Wut und auch Trauer ihren Auge aufsteigen, doch sie ließ sich diesmal zu keinem Ausbruch hinreißen.
"Wie genau reagierten Sie als Sie den Raum betraten?"
"Es war dunkel. Ich hatte eine kleine Laterne bei mir, doch sie spendete nicht viel Licht. Als ich die Tür aufmachte kam mir aber schon dieser... dieser widerliche Geruch entgegen, nach Blut... und Tod. Ich wusste eigentlich schon was los war als ich reinkam, aber... ich trat dennoch näher und da... da lag er. Auf dem Boden... Es war so grässlich!", sie war am Schluss in eine Art heiseres Jammern verfallen das Rabbe ohne jegliche Gefühlsregung notierte.
Dagomar war sich unsicher wie er agieren sollte. Er wusste, dass dies Rabbes Ermittlung war, also sollte er sich hier nicht einmischen. Aber sollte er vielleicht anschließend mit ihr reden und Betreuung anbieten? Immerhin war ihr Vater gestorben - gehörte es nicht mit zu seinen Aufgaben als Püschologe, auch für die Bürger in solchen Situationen da zu sein?
Rabbe indes merkte schnell, dass mit der jungen Dame nicht länger etwas anzufangen war, zu aufgelöst schien sie, weshalb Rabbe sie vorerst nach draußen schickte, jedoch darum bat, dass sie sich für weitere Befragungen bereit halten sollte.

Bevor sie den letzten Zeuge hereinbat sah sie Dagomar eine Moment lang ernst an.
"Ich glaube bei diesem Fall ist eine Menge von deinem Urteil abhängig, Omnien... Bis jetzt halte ich Mutter und Tochter für dringend tatverdächtig, ich kann kaum sagen bei wem ich ein mieseres Gefühl habe."
Sie fuhr sich genervt über die Augen während Dagomar nur mit den Schultern zuckte. Er war sich unschlüssig was er darauf antworten sollte. Er würde Zeit brauchen um die Eindrücke, die er bis jetzt gesammelt hatte, auszuwerten - und er war nicht sicher, wie viel.
"Wir haben immer noch einen Verdächtigen... Vielleicht bringt er mehr Klarheit", sprach der Püschologe, konnte den leichten Schwung Resignation jedoch nicht ganz aus seiner Stimme verbannen.
Rabbe nickte. Räusperte sich. "Na schön... auf in den Kampf."
Sie öffnete die Tür und holte den letzten Verdächtigen in die Küche.

Herein kam ein junger Mann mit langen, fettigen, dunkelbraunen Haaren. Er hatte tiefe Augenringe unter den blutunterlaufenen Augen und sah insgesamt aus, als hätte man ihn ein paar Tage in der Gosse liegen gelassen und danach mit Käse abgerieben. Kurze Schritte wurden Richtung Tisch gemacht - obwohl der Mann recht groß war, bewegte er sich sehr langsam, mit kleinen Schritten.
"Gu-Guten Tag", bracht er mühsam, leise hervor.
"Setzen Sie sich bitte." Rabbe wartete bis er sich gesetzt hatte, bevor sie mit ihrem Standardspruch anfing: "Bitte sagen Sie mir ihren vollständigen Namen, Geburtsdatum, Geburtsort und berufliche Tätigkeit."
"O-Ok-k-k-kayy." Er atmete tief durch. "Ich... Mein Name ist Gusbert Wilbur Isildur von Schnupperig. Ich... Ich wurde am 6. Asche AM-Jahr 1988 geboren. Hier. Also... In Ankh-M-Morpork." Er schluckte. "Ich bin... Ich... Ich habe noch keine Beruf, aber, i... i...", er schluckte erneut, atmete schwer. "Ich. Ich... wollte demnächst eine A-Ausbildug beginnen... zum T-T-T...Tischler."
Rabbe nickte. "Bleiben Sie ruhig. Es ist alles in Ordnung. Wir verstehen, dass Sie verstört sind, aber wir müssen Ihnen weitere Fragen stellen." Sie schien sich zwar um einen freundlichen Tonfall zu bemühen, doch Dagomar kam nicht umhin zu bemerken, dass sie den Mann offenbar lieber gepackt und geschüttelt hätte.
Der Mann nickte zittrig.
Rabbe warf Dagomar einen bedeutungsvollen Blick zu und fuhr dann fort: "Können Sie mir sagen, wo Sie zwischen 2 und 5 Uhr vergangene Nacht waren?"
"Ich... Ich war im Bett. Hab geschlafen. Kam um 2 heim, bin dann ins Bett. War sehr müde..."
"Sie erwähnten, dass Sie... Tischler werden wollen." Bei diesen Worten beobachteten die Wächter den Mann sehr genau. In seinen Augen war Furcht zu sehen. "Für jemanden aus so einer Familie ist das ungewöhnlich. Können Sie mir sagen, wie Ihr Vater dazu stand?"
Die Hände des Mannes zitterten, sein Blick war gen Boden gerichtet. "Ich... Er... hat es gehasst. Er... Er war... dagegen, ja...", flüsterte er heiser.
"Aber Sie wollten es dennoch durchziehen?"
"J-ja... unbedingt... ich wollte das."
"Wollten? Werden Sie es denn nicht mehr tun?"
"I-ich? Doch... Doch vielleicht. Ich... ich denke schon."
Rabbe wartete einen Moment mit der nächsten Frage. Ihr Gesichtsausdruck schien gleichgültig. "Haben Sie Ihren Vater umgebracht?"
"Nein."
Dagomar sah irritiert von einem zum anderen. Die Antwort war nicht... plötzlich gekommen, es klang einfach nach einer ruhigen Erwiderung, als hätte er auf die Frage ob er mehr Tee in einem Café wolle, verneint. "Sehr auffällig, wenn er sonst dauernd stottert."
"Sind Sie betrübt über seinen Tod?"
Der Mann sah zu Boden. Es dauerte einen Moment, dann hörte man leise ein weiteres "Nein".
Rabbe nickte. "Danke sehr. Bitte setzen Sie sich draußen wieder hin, es könnte sein, dass wir später noch einmal Fragen an Sie haben."
Der Mann nickte ohne einen von Ihnen anzusehen, stand auf und trat mit gesenktem Kopf nach draußen. Die Tür fiel schwer hinter ihm zu.

Einige Minuten später

Dagomar starrte auf seine Notizen. Er hatte Rabbe gesagt, dass er etwas Zeit brauchen würde um etwas aus den Befragungen zu machen und genau daran arbeitete er gerade auch. Den Koch konnte er auslassen hatte sie gemeint. Wäre ja auch zu einfach gewesen.
Er seufzte und versuchte sich ein Bild davon zu machen, wie der Großvater tickte.
Er hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er offenbar nicht besonders viel von seinem Sohn gehalten hatte.
Der Omnianer verbrachte gute drei Minuten damit über den Großvater nachzudenken, als ihm etwas in den Sinn kam, was Oberfeldwebel von Grauhaar ihm während seiner Ausbildung gesagt hatte: "Such den Täter nicht sofort unter den Verdächtigen. Such ihn am Tatort. Schau dir das Verbrechen an und such die Person die dazu passt, nicht umgekehrt."
Er dachte einen Moment über diese Anweisung nach und führte sich dann vor Augen, wie der Tatort ausgesehen hatte.
Der Mann war nackt gewesen. Seine Kleider waren nicht auffindbar gewesen soweit er wusste. Er war mit einer Seife getötet worden um danach zerstückelt zu werden. Warum war er zerstückelt worden? Diente das dem Ordnungssinn, den der Täter offenbar ebenfalls hatte?
"Ordnungssinn! Ha!", entfuhr es ihm mental spontan und er fing eine neue Spalte in seinem Notizbuch an. "Täterprofil", murmelte er leise, während er die Seite beschriftete. Als ersten Punkt führte er 'übertriebener Ordnungssinn' auf, und war sehr zufrieden mit sich. "Ein guter Anfang. Der Täter hat sein Opfer zerschnitten und ordentlich sauber gemacht - um seine Gliedmaßen der Größe nach korrekt nebeneinander anzuordnen." Er musste zugeben, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass dies wirklich in irgendeiner Form Sinn machte, aber nach dem Ordnungsmuster das der Fall im Große und Ganzen aufwies zu schließen passte es so ins Bild.
Aber warum war eine Seife benutzt worden? Wenn der Täter Wert auf Ordnung und Reinlichkeit legte, warum hatte er das Opfer dann nicht mit irgendeiner präzisen Waffe umgebracht? Mit einer Nadel ins Herz etwa, was kaum äußere Spuren hinterlasse hätte. Oder mit Gift. Warum Seife? "Übertriebener Reinlichkeitssinn passt ja ins Bild, immerhin wurde das Opfer nach seinem Tod offensichtlich nochmal gewaschen, aber... Seife?" Er beschloss, dies als Punkt erst einmal offen zu lassen und später noch einmal über diesen Punkt nachzudenken.
Aber was konnte man aus der Mordart noch ableiten? Eigentlich nichts. "Seife... Seife, Seife, Seife...", er wollte eigentlich nicht über den Reinigungstalg nachdenken, doch es war einfach ein zu seltsames Detail um es außen vor zu lassen.
Er dachte einen Moment lang über die Verdächtigen nach. Den Koch schloss er, wie auch Rabbe, von vornherein aus. Er wirkte zu... normal. Es war keinerlei besondere Bindung zum Opfer deutlich geworden, doch bei so viel Arbeit wie in dieses Verbrechen geflossen war hielt Dagomar es für sicher, dass es jemand gewesen sein musste der dem Opfer sehr nahe stand. "Das heißt es bleiben im Grunde seine Frau, die Kinder und der Großvater." Er versuchte einen Moment lang den alten Mann zu analysieren als ihm etwas klar wurde: Er war sich sicher, dass es nicht der Vater des Opfers gewesen war. Aber warum? Er hatte keine stichhaltigen Gründe wirklich davon auszugehen, dass der Mann es nicht war, im Gegenteil: Während die Tochter sich furchtbar aufgeregt hatte, dass der Täter gefunden werden musste, hatte der alte Mann seinen Antagonismus ganz deutlich gezeigt. Und doch... Dagomar hatte die starke Ahnung, dass es eines der Kinder oder die Frau des Opfers gewesen sein musste. "Eigentlich eher noch eines der Kinder... die Frau wirkt charakterlich sehr... unkompliziert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen Mord begehen würde ohne sich anschließend aus Versehen zu verraten... Vielleicht ist sie aber auch nur eine wirklich gute Schauspielerin." Er seufzte. Das war nun wohl der Zeitpunkt. Er würde seine erste eigene Verdächtigenbefagung bei einem tatsächlichen Mordfall durchführen müssen... Und dabei mit den richtigen Fragen hoffentlich den Täter dazu zu bringen, sich selbst zu verraten.

Eine halbe Stunde später war es soweit. Dagomar hatte Rabbe seine bisherigen Schlüsse dargelegt und sie hatte seiner Einschätzung zugestimmt. Weiterhin hatte er sich eine mentale Liste an möglichen Fragen für die unterschiedlichen Familienmitglieder überlegt und Pläne gemacht, wie er sie wohl am besten aus der Fassung bringen könnte.
Noch einmal atmete er tief durch.
Dann ging es los.


"Wie lange waren Sie beide eigentlich verheiratet?"
"Über fünfundzwanzig Jahre. Mein Ricki hat damals gleich um meine Hand angehalten sofort als... ich meine schon... schon sehr kurze Zeit nachdem wir uns das erste mal äh... getroffen hatten."
"Und Sie waren sich fünfundzwanzig Jahre lang immer treu und liebten sich innig in ehelicher Ergebenheit?" Dagomar gab sich Mühe möglichst nasal und eintönig zu klingen. Normalerweise achtete er darauf, eher mitfühlend zu sein und den Bürgern ein möglichst sicheres Gefühl zu geben, doch hier wollte er möglichst gleichgültig wirken. Er musste sie irgendwie überraschen.
Und es schien zu funktionieren. Brigitte von Schnupperig errötete bei dieser Frage leicht und sah beschämt zu Boden. "Wir... Wir hatten, wie jedes Paar, bisweilen unsere Phase des... des Abstandes. Aber ich war ihm immer eine gute Frau. Ich habe immer für ihn gekocht, ich bin all seinen Wünschen nachgekommen, ich habe alles... alles akzeptiert. Alles für ihn getan. Ich war ihm in jeglicher Hinsicht ergeben, insofern könnte man also durchaus sagen dass ich ihm immer... ergeben war, wie Sie es ausdrückten." Brigitte wirkte gekränkt und verunsichert.
Dagomar setzte nach "Und er heiratete Sie sofort als Sie ihm sagten sie wären schwanger, habe ich das richtig verstanden? Sie haben also schon vor der Heirat intime Beziehungen mit Ihrem späteren Ehemann gehabt, sehe ich das richtig?"
Brigitte wurde krebsrot. Dagomar selbst rang ein wenig mit seiner eigenen Fassung. Jemandem solche Fragen zu stellen gehörte sich nicht... aber er musste mehr herausfinden. Er musste.
"Ich..." Die geborene Haarig schluckte. Sie war entsetzt. "Ich war... ihm immer unterwürfig." Sie blickte zu Boden und teigte ihre Hände ein wenig herum. "Ich wollte immer nur... nur sein Bestes. Es war... das Beste so." Sie schluckte deutlich hörbar erneut und wollte fortfahren, doch der Püschologe kam ihr zuvor: "Haben Sie ihn denn geliebt?"
"Ja natürlich", kam erneut die Antwort bei der ihm schon zuvor aufgefallen war wie eintönig sie klang. Jetzt hatte er sie verloren, das merkte er. Ihre Haltung wurde wieder gerader, die Atmung ruhiger. Ihr Blick hob sich.
Er hatte genau das Falsche gefragt.

"Nicht schlecht", bemerkte Rabbe in halb anerkennendem, halb spöttischem Tonfall, nachdem Brigitte von Schnupperig den Raum hatte verlassen dürfen.
"Hm-hm." Dagomar notierte sich den Rest seiner Gedanken zu der geborenen Haarig. Dieses Gespräch hatte ihn nicht wirklich weiter gebracht. Er ging davon aus, dass sie den Verstorbenen wohl vor allem in ihre... Privatsphäre gelassen hatte, weil ihre Familie daraus Vorteile gewinnen konnte. Sie war immerhin ursprünglich eine Waschfrau. Sicher hatte sich der gesellschaftliche Status der ganzen Familie unmittelbar gehoben als sie in eine wohlhabende Familie einheiratete. Ob sie ihren Ehemann je wirklich geliebt hatte war also überaus zweifelhaft. "Und er hat sie wahrscheinlich nur geheiratet, um sein Gesicht nicht zu verlieren. Ja das macht Sinn. Aber solche Ehen finden jeden Tag statt und die Frauen bringen ihre Männer auch nicht dauernd um. Sie bekochen ihre Männer und übersehen deren Affären, wofür diese im Gegenzug die Affären der Frauen übersehen und ihnen erlauben für sie zu kochen." Er dachte einen Moment über das gesamt System das dahinter stand nach, entschloss sich dann aber, sich lieber auf den Fall zu konzentrieren. Er würde als nächstes den Sohn befragen. Was würde ihm das wohl über den Fall verraten?


"Sie möchten also Tischler werden?"
"J-Ja."
"Mochten Sie ihren Vater?"
"Natürlich."
Dagomar stutzte. Da war es wieder. Das gleiche eintönige Antworten wie bei der Mutter. Sogar dasselbe Wort. Hatten sich alle hier Standardantworten eingeprägt?
"Lesen Sie gerne? Wissen Sie, ich lese unglaublich gerne, gerade erst neulich habe ich "Die Sonne der Nacht" von Sebastius Desmoulins gelesen, ein faszinierendes Werk und…" Dagomar fuhr fort den jungen Mann mit literarischen Daten zu belehren von denen er nicht einmal sicher war ob sie stimmten. Die Miene des Mannes änderte sich nicht. "... und am Schluss sterben alle und ich dachte mir, war Ihr Vater sehr wütend als Sie ihm sagten, dass Sie entgegen seines Wunsches dennoch Tischler werden wollen?"
Ein Schatten der Angst fiel in die Augen des jungen von Schnupperig, doch er sah schnell zu Boden. Sein Gesicht wirkte sehr angespannt. "Er... war nicht erfreut."
"Wie genau hat er reagiert?"
"Ha-Hat mich... gesch-sch-sch-schlagen." Sein Kopf zuckte leicht vor und zurück als er sich an dem letzten Wort ein wenig aufhängte. Er wirkte sehr ängstlich.
Dagomar schüttelte innerlich den Kopf. Er konnte kaum glauben, dass der Mann dreiundzwanzig sein sollte. Er sah durchaus so aus, aber... Körpersprache und Sprechweise passten viel eher zu einem Kind.
"Was ist dann passiert?"
"Ha-Hat gesagt ich bin sein B-B-B-Blut in... in meinen A-Adern nicht wert. Ha-Hat gesagt, ich soll versch-schwinden. Hat mich fortgejagt."
"Und wann genau war das?"
"G-Gestern Abend."
"Und wie sind Sie wieder zurück gekommen?"
Der Mann starrte nach unten.
"Marie Louise fand mich. Sie weiß immer wo ich hingehe wenn ich... sie hat mich gefunden."
"Und?", fragte Dagomar erwartungsvoll und zog das 'u' dabei merkwürdig lang.
"Hat mich wieder hergebracht...."
"Und dann?"
"Dann... bin ich aufgewacht, und man sagte mir, unser Vater sei gestorben und dann sind sie gekommen und haben mich befragt."
Dagomar blickte den Mann überrascht an.
Gusbert von Schnupperig sah ihn trotzig an.
"Und... hatten Sie keine Angst wieder herzukommen, nachdem was Ihr Vater zu Ihnen gesagt hatte?"
"Nein."
Dagomar blinzelte.
"Gar keine?"
"Nein."
Dagomar blickte einen Moment lang zu Rabbe und wieder zu Gusbert.
"Und... Warum nicht."
"Marie sagte es sei okay."
"Und sagte sie auch warum?"
"Nein."
"Und Sie haben nicht gefragt."
"Natürlich nicht."
Dagomar blinzelte. Dann sah er den immer trotziger dreinschauenden jungen Mann an und blinzelte erneut. Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen.
"Danke. Sie... Sie waren sehr hilfreich", brachte er mit Mühe hervor und führte den Mann hinaus. Als er die Tür geschlossen hatte konnte er noch immer nicht so ganz fassen was man ihm eben gesagt hatte.
Als er die Tür geschlossen hatte blickte er Rabbe irritiert an. Sie blickte abschätzig zurück.
"Nun... dies war überraschend. Stimmst du mir in der Überlegung zu, dass die Tochter nun wesentlich verdächtiger erscheint?"
Rabbe nickte langsam und gähnte. Dann zuckte sie mit den Schultern. "Im Grunde ist es zum jetzigen Zeitpunkt meine Aufgabe die letzte Befragung zu übernehmen; mit einer einfachen Befragung sollte die Schuld der Tochter jetzt ja nachweisbar sein... so viel zum Thema notwendiges Prohfeiling. Willst du es als Übung trotzdem fertig machen? Letztlich wäre es einfach sie jetzt festzunehmen weil wir alle anderen ausschließen können, aber... wenn du sie geständig kriegst mindert das vielleicht ihr Strafmaß. Oder auch nicht."
Dagomar dachte einen Moment über die Tochter nach. Sie hatte sich sehr über den Mord aufgeregt und verlangt, dass dem Täter Gerechtigkeit widerführe... aber sie hatte nie gesagt, dass sie nicht selbst den Mord begangen hatte.
"Okay... Ich denke es dürfte durchaus meinem Interesse entsprechen die Befragung zur weiteren Ausweitung meiner Fähigkeiten durchzuführen."
Er ging mental noch einmal durch, wie er die junge Frau am ehesten geständig bekommen würde, bevor er die Tür öffnete und sie hinein bat.



*3 Stunden später*

Rabbe klopfte an die Bürotür ihres Abteilungsleiters bevor sie Romulus' Büro betrat.
Er blickte von seinen Unterlagen auf und sah sie fragend an. "Und, hat es soweit geklappt?"
Rabbe nickte. "Ja Sör, Sie hatten Recht. Nachdem er den jungen Mann nochmal befragt hat war ihm auf der Stelle klar, dass es nur die Tochter gewesen sein konnte. Er hat auch ein schönes Geständnis aus ihr heraus geholt."
"Sehr gut." Romulus nickte zufrieden. "Ach und... hat sie sich eigentlich problemlos verhaften lassen?"
Rabbe dachte einen Moment an die roten Kratzer, die Dagomar für den Moment im Gesicht hatte, nickte dann aber. "Ja Sör, keine Probleme... Sie werden den Bericht in den nächsten Tagen erhalten."
"Gut. Und der Gefreite hat die ganze Aktion wirklich ohne Probleme überstanden?" Er sah die Hauptgefreite durchdringend an.
Der Gedanke der Ermittlerin ging weiter zu dem Punkt, als Dagomar kurz aufgekreischt hatte weil die Frau gedroht hatte, ihm ebenfalls die Arme auszureißen... aber das musste der Schäff ja nicht unbedingt erfahren.
"Ja Sör. Keine Probleme", leicht grinsend verließ sie den Raum. Irgendwie hatte sie manchmal schon den Eindruck, man müsste auf den jungen Püschologen noch ein bisschen aufpassen, bevor er alleine an die Arbeit dürfte. "Aber immerhin... er wusste, dass er seinen Notizblock als Schild nehmen könnte."
Mit der Erinnerung des sich duckenden Dagomar vor Augen wanderte Rabbe Richtung Kantine und besorgte sich einen Kaffee.


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Hinweis der Autorin: Mir gefällt die Art wie die Geschichte so endet ohne dass das Endgespräch wirklich lesbar war. Für alle, die es dennoch lesen wollen, folgt hier die vorletzte Szene:

Dagomar führte die junge Frau herein und bat sie freundlich, sich zu setzen. Er selbst hingegen blieb stehen und sah sie (wie er hoffte) durchdringend an.
"Sie sind Marie Louise Larida von Schnupperig?"
"Ja?" Das Mädchen wirkte leicht irritiert ob dieser Eröffnung.
"Sie streben keine eigene berufliche Entwicklung an, sehen wir das richtig?"
Die Frau zögerte einen Moment und biss sich auf die Lippe bevor sie antwortete. "Nicht... Wahrscheinlich nicht."
"Aber die Entwicklung Ihres Bruders ist Ihnen sehr wichtig?"
Jetzt hatte er sie. Innerlich sowohl triumphierend als auch (aber nur ein ganz kleines bisschen) bedauernd betrachtete er, wie sie die Fäuste ballte und den Blick abwand. Er ging davon aus, dass sie wusste dass er wusste dass sie es war... sie könnte es sich so viel einfacher machen...
"Jeder sollte das tun können was ihn glücklich macht", brachte Marie nach offenem Zögern mit leicht rauer Stimme hervor. "Mir war immer wichtig, dass er sich selbst entfalten kann."
"Und Ihr Vater wollte das nicht zulassen?"
"Das", sagte sie und starrte ihn nun wieder direkt und äußerst böswillig an, "geht Sie überhaupt nichts an. Mein Vater hat immer das getan was er für richtig hielt. Er war ein bewundernswerter Mann."
"Und dann bringen Sie ihn so schlampig um? Na soviel können Sie ja wohl doch nicht von ihm gehalten haben."
"WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN?!", sie sprang auf, war in Sekundenschnelle vor dem Püschologen und schlug ihm mit ihren scharfen Fingernägeln ins Gesicht, wobei sie ihm sofort ein paar blutige Kratzer einbrachte. Natürlich versuchte sie unmittelbar ihn wieder zu treffen, doch während Rabbe hinter ihnen vorgesprintet war um sie zu überwältigen, hob Dagomar seinen Notizblock und nutze ihn als Schild, während die rasende Frau weiter versuchte auf ihn einzudreschen. Dagomars Block wurde leicht ramponiert - bevor Rabbe die Frau an den Armen packte und ihr selbige auf den Rücken drehte. Der Püschologe sah zu wie die Frau (vielleicht etwas grober als notwendig) auf den Tisch geknallt wurde und Rabbe ihr Handschellen anlegte.
"Schon alleine für den Angriff können wir Sie locker einbuchten. Möchten Sie nicht den Rest lieber gleich gestehen?", fragte Rabbe ruhig. Das kurze Gerangel mit der Täterin schien sie nicht überrascht zu haben.
Dagomar hatte versucht, wieder etwas näher zu kommen während Rabbe die Frau festgenommen hatte, doch diese warf sich vor und versuchte mit den Zähnen nach ihm zu schnappen. Er beschloß, dass es wohl besser wäre Abstand zu halten.
"ICH BRING EUCH UM! BESONDERS DICH! WART'S NUR AB ICH REIß DIR DIE ARME UND BEINE AUS UND WERDE MIT DEINEM BLUT MEINE WÄNDE STREICHEN!"
Dagomar sprang ein wenig zurück und sah die Dienstältere leicht hilflos an. "Was äh... Was jetzt? Bringen wir sie weg?", rief er in dem Versuch, sich über das Geschrei der Täterin hin verständlich zu machen.
Rabbe nickte. Sie wirkte müde. "Von hier aus ist es nicht allzu weit zum Wachhaus... Wir bringen sie zu Fuß hin", sagte sie laut, blickte sich dann einen Moment um und band der Frau dann den Mund zu. Über die Geräusche ihres Gewumpfels musterte sie einen Moment die frischen, blutenden Kratzer im Gesicht des Püschologen, zog dann eine kleine Flasche aus ihrem Gürtel und tropfte etwas von dem Inhalt auf die Kratzer.
Es brannte. Dagomar versuchte keine Miene zu verziehen, aber es brannte ziemlich stark.
"Beklag dich nicht... die Frau hat letzte Nacht einen Menschen zerrissen, ich will nicht wissen was alles unter ihren Fingernägeln klebt."
Dagomar nickte und ging voraus aus der Tür hinaus, um die Angehörigen zu informieren. Niemand wirkte überrascht. Bis auf den Sohn ließ im Grunde kaum jemand Emotionen zu. Der Junge begann nur leise zu schniefen.
Sie brachten die sich noch immer wehrende Täterin zum Wachhaus und sperrten sie ein. Dagomar zog sich zurück um seinen Bericht zu schreiben, konnte dabei jedoch nicht umhin, sich ein wenig von seinem Stolz tragen zu lassen. Er hatte geholfen eine Mörderin zu verhaften. Es war ein gemeingefährlicher Mord von einer gemeingefährlichen Irren gewesen... und er hatte geholfen sie zu stoppen.
Ein leichtes Lächeln fiel auf sein verkratztes Gesicht als er in Richtung seines Büros lief, um sich dort erst einmal einen Tee zu machen.
[1]  In den Klickern sah man die Frauen immer schreien, wenn sie die Leiche ihres Hausherren fanden. Die Realität in Ankh-Morpork sah anders aus. Die Hausmädchen kamen herein, bemerkten den Toten auf dem Teppich, kamen näher, schauten sich um, suchten dann leicht verzweifelt nach einer Quittung und schrien erst dann, wenn sie es sicher waren sich nicht lächerlich zu machen

Zählt als Patch-Mission für den Ermittlerin-Patch.



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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

21.11.2013

Hat mir sehr gut gefallen. Die Art, wie die Verhöre, deren Reihenfolge und Dagomars Gedanken dazu vorgetragen wurden, hatten etwas sehr klassisches an sich. Es hat Spaß gemacht, das Zusammentragen und Vergleichen der Informationen sozusagen live mitzuverfolgen, als Leser. Die Kombination der abgearbeiteten und inzwischen absolut routinierten Ermittlerin mit dem unsicheren Psychologen hat überzeugend funktioniert. Wieder eine Querverbindung zwischen den Abteilungen geschaffen, die IT Potential für die Zukunft bietet. :-) Selbst der ausgelassene Schluss gefiel mir in seiner Dynamik und Stimmigkeit außerordentlich - da fand ich es fast schade, dass Du ihn noch hinterher geschoben hast. Das hatte was vom letzten Potter-Kapitel, was man ja auch nur aus innerem Zwang gelesen hat, um dies dann zu bedauern. :-D Tolle Single!

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