Blutiges Kartell

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von Chief-Korporal Venezia Knurblich
Online seit 13. 12. 2000
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Der erste achatene Imbiss eröffnet in Ankh-Morpork.
Zwei Wochen später erreicht ein mysteriöser Erpresserbrief die Wache.
Der erste Teil fehlt, aber er endet mit "... sonst wird die Seelenkuchenente zu Ente á la HungHung."
Kann die Stadtwache das verhindern?

Dafür vergebene Note: 14


Bitte vorher Mission "Das Einzige was zählt...!" von Rascaal Ohnedurst lesen, da sie die Voraussetzung für diese Mission ist!






Es war leer geworden in Rascaals Büro. Nur er, Venezia und der neue Mitbewohner No-Name waren noch dort.
Und es war still geworden in Rascaals Büro. Die Katze scharwenzelte unten auf dem Teppich rum, der Vampir beobachtete sie glücklich und Venezia betrachtete die beiden nachdenklich.
"Ich glaube, sie hat Hunger", murmelte Ras, sprang von seinem Balken und öffnete das Fenster, damit No-Name hinaus in die Stadt konnte.
Sofort sprang die Katze auf die Fensterbank und verschwand in der Dunkelheit.
Die Gnomin blickte ihr nachdenklich hinterher. Würde sie nun weiterhin Mäuse jagen und fressen? Würde sie diese aussaugen? Vielleicht sogar Menschen anfallen? Venezia konnte Ras' Beweggründe für das, was er getan hatte nur allzu gut nachvollziehen, aber sie fragte sich, ob er eingehend über die Folgen nachgedacht hatte.
"Veni, du bist so still", riß der Vampir sie aus ihren Gedanken.
"Hm?" Die Gnomin blickte zu ihm auf.
"Was ist los? Du weißt doch, daß sie sonst gestorben wäre. Sie war noch so jung. Sie hatte den Tod einfach nicht verdient! Ich mußte es einfach tun!" versuchte der Vampir sich zu rechtfertigen.
"Ras, hör mir zu. Ich mache dir keinen Vorwurf. Du hast sie gerettet... irgendwie. Aber ich frage mich, ob es das Richtige war. Weißt du, sie hatte einfach nicht die Wahl." Nachdenklich schaute die Gnomin durch das Fenster in die Dunkelheit.
"Nicht die Wahl? NICHT DIE WAHL?!?" schrie der Vampir. "Natürlich hatte sie nicht die Wahl. Wer hat das schon? Wann? Sie hatte auch nicht die Wahl, als man sie hungernd auf der Straße allein gelassen hat. Und sie hatte nicht die Wahl, als man sie angefahren und zu allem Überfluß noch getreten hat. NIEMAND hat jemals die Wahl. So ist das Leben nun mal. Glaubst du, MICH hat jemand gefragt, ob ich zu dem werden will, was ich jetzt bin?!?"
Schweigend starrte die Gnomin auf ihre Fußspitzen.
Einige Minuten später schaute sie ihn abrupt an. "Würdest du es wieder tun? Ich meine, wenn so eine Situation noch einmal eintreffen würde, würdest du dann wieder so handeln?"
Der Vampir schüttelte langsam den Kopf. So dermaßen ernst und nachdenklich hatte er seine Partnerin noch nie erlebt. "Ich... ich weiß es nicht."
"Ras, denk genau drüber nach! Würdest du es wieder tun?"
Der Vampir seufzte. "Ja, ich denke schon. In einer vergleichbaren Situation würde ich es tun."
Wieder guckte die Gnomin in die Finsternis. "Dann möchte ich dich um etwas bitten. Sollte es einmal so sein, daß ich sterbe, vielleicht bei einem Einsatz, dann laß mich sterben. Tu es nicht." Sie blickte ihn tief in die Augen. "Bitte."
Entsetzt sprang der Vampir auf. "Veni, ich kann doch nicht... wenn so etwas passiert!"
"Hör mir zu, Ras. No-Name hatte nicht die Wahl, und so oder so, ob es nun richtig war oder falsch, es ist, wie es ist. Aber ich, ich habe die Wahl. Und ich will das nicht, hörst du?"
Der Vampir starrte sie nur an. "Venezia, du erwartest von mir, daß ich dich sterben lasse? Ist es das, was du verlangst? Allen Ernstes?"
Langsam nickte die Gnomin. "Ja, das verlange ich. Ich verlange es und ich will, daß du es mir versprichst. Es ist meine Entscheidung. Ich habe die Wahl, respektiere das bitte."
Lange blickte der Vampir sie an. Dann senkte er den Blick. "Ja, ich verspreche es. Und ich bete, daß wir nie in diese Situation kommen, aber ich verspreche es."
Venezia nickte, nahm seine Hand, drückte sie, sprang vom Balken, murmelte: "Gute Nacht", und war verschwunden.

Einige Tage später:
"...sonst wird die Seelenkuchenente zu Ente á la Hung Hung. Was zum Geier ist Ente á la Hung Hung???" Venezia blickte fragend in die aus Rascaal, Lewton und Daemon bestehende Runde.
Der Werwolf und der Vampir zuckten synchron mit den Schultern, Daemon antwortete: "Hmmm, irgendwo hab ich das schon mal gehört, beziehungsweise gelesen, es ist auf jeden Fall was zu Essen. Aber wo war das nur?"
"Oh, da ist noch was, auf der Rückseite von diesem Papierfetzen. Da hat jemand was gezeichnet.
Hmmm, wenn ich das richtig sehe, ist das ein Hund mit drei Beinen, und das daneben ein einäugiger Mann. Und da drunter noch ein... öhm... brennender Baum? Fackel? Keine Ahnung."
"Darf ich mal sehen?" Dae nahm Venezia den Fetzen ab ohne eine Antwort abzuwarten.
"Ha, nu weiß ich, wo ich Ente á la Hung Hung schon mal gehört habe, das steht auf der Karte von dem neuen Imbiß am "Hier gibt's alles Platz". Da sind auch ganz viele von diesen lustigen kleinen Bildchen drauf." Er strahlte übers ganze Gesicht, als hätte er eben El Cappuccino persönlich zur Strecke gebracht, als er den Fetzen vorsichtig wie hauchdünnes Porzellan zurück auf den Tisch legte.
"Ha, ich wußte es ja immer! Diese verdammten Achatener! Machen uns unsere Wirtschaft kaputt und versuchen, unser tolles Ankh-Morpork zu unterwandern, wir müssen sofort..." ereiferte Venezia sich. Als sie von einem "Mach mal halblang!" synchron von Ras und Lewton unterbrochen wurde.
"Sagt mal, habt ihr das einstudiert?" fuhr die Gnomin sie an. "Das ist furchtbar, könntet ihr das bitte unterlassen?"
Schnell schaltete Daemon sich dazwischen: "Öhm, Leute? Wollen wir nicht mal den Imbiß aufsuchen? Ich mein, wenn ich mich recht erinnere, dann sind die lustigen Bilder die Heimatsprache von den Ausländern. Wenn sich in dem Imbiß welche rumtreiben, dann können die uns das bestimmt übersetzen."

Der neue achatene Imbiß war nicht weit von der Wache entfernt, keine 10 Minuten später standen die drei davor.
"Wollen wir da wirklich rein?" fragte Lewton. "Ich meine, ich hab mal gehört, daß die Achatener Hunde und Katzen essen."
"Ja, und daß sie den Fisch roh servieren!" schaltete Ras sich dazu.
"Außerdem benutzen sie kein Besteck, sie essen mit den Fingern und alles, was sie haben sind verdammt große Messer, mit denen sie verdammt gut umgehen können", raunte Venezia.
"Hey, Leute, ich war schon mal hier. Und ich hab ein ziemlich gutes Hühnchen gegessen. UND ich hatte Messer und Gabel zu meinem Essen!" plusterte Daemon sich auf. Er war froh, wenigstens einmal im Leben nicht der Depp und mutiger als seine Kollegen zu sein. "Also los jetzt!" beendete er und öffnete sie Tür.
Der Imbiß war klein. Nicht nur von der Größe des Raumes her, sondern auch von seiner Höhe. Überall an der Decke und auch an den Wänden hingen kitschige rote Lampions und goldene Bilder von Drachen und Schlangen. Die einzelnen Tische wurden von aufgestellten Papierwänden, die mit Zeichen und Aquarellbildern bemalt waren, voneinander getrennt.
"Wenn wir hier jetzt was essen, können wir das als Spesen verpacken?" flüsterte Venezia Ras ins Ohr. Dieser nickte.
"Na denn mal los!" gab Venezia von sich, und dirigierte Ras mit geschicktem Ziehen an seinen Ohren zu einem Platz, den sie sich ausgeguckt hatte.
Keine Minute, nachdem die vier Platz genommen hatten, kam ein kleines freundlich lächelndes Menschlein auf den Tisch zu. Er war im Stehen so groß wie Lewton im Sitzen, hatte dunkle Haare und gelbe Haut. Sein Gesicht wurde von einem freundlichen Zahnpastalächeln dominiert, was aber auch daran liegen konnte, daß es nichts anderes dominantes in seinem Gesicht gab: Die Nase war so klein, daß man kaum von Nase reden konnte, und die Augen versanken beinahe vollständig in den schlitzförmigen Augenhöhlen.
"Seid geglüßt, Hellschaften! Mein Name ist Ein Kochlöffel, ich bin del Koch von diesel Imbiß. Hiel elst einmal ein Leiswein auf Kosten von Haus. Hiel haben Sie die Kalten, ich hoffe, Sie fühlen sich hiel wohl und haben einen guten Hungel!" Mit diesen Worten legte er 4 Karten auf den Tisch und verteilte 4 kleine Gläser von seinem Tablett vor den Wächtern. Die ganze Zeit über verbeugte er sich leicht, und nicht einmal verschwand das Lächeln von seinem Gesicht.
Venezia schaute skeptisch in das Glas vor ihr. "Ich glaube, der Gute hat zu viel von diesem Leiswein getrunken! Was meint ihr, werden wir auch gelb, wenn wir das zu uns nehmen?"
"Nee, ich hab das Zeug das letzte Mal auch getrunken, und es ist mir nichts passiert, so schnell geht das offensichtlich nicht", warf Dae ein, und leerte das Getränk mit einem Zug.
Dafür fing er sich einen bösen Seitenblick und ein: "Aber daß wir im Dienst sind, das ist dir schon bekannt, oder?" von Ras ein.
"ja natürlich weiß ich das, aber gerade weil wir im Dienst sind und Vertreter der Stadt uns so, müssen wir eth... fremdländische Sitten und Gebräuche achten und Toleranz zeigen!" ereiferte er sich. "Wer weiß, vielleicht ist es ja ein Bruch gegen die Gastfreundschaft, wenn wir das nicht trinken. Und außerdem ist es umsonst!"
"Hmmm", brummte Ras in seinen nicht vorhandenen Bart und nippte auch vorsichtig an dem Getränk. Mit einem Seitenblick stellte er fest, daß auch Lewton und Venezia ihr Glas bereits geleert hatten und sich eingehend mit der Karte beschäftigten.
"Bei allen Göttern!" entfuhr es dem Werwolf. "Was essen die hier?!? >Der Schatz des Sonnenkaisers<, >Die Höhle des Shao Lin<, >Vulkan auf dem Berge<... was zum Geier ist das alles?"
"Hmmm, wenn du zweimal umblätterst, dann hast du da die Erklärungen, was dort drin ist, das sind ja alles nur nettere Umschreibungen. Hier, zum Beispiel >Der Schatz des Sonnenkaisers<" Dae hielt Lewton seine Karte unter die Nase. "Hier steht: Gebratenes Hühnchen mit Gemüse und Sauce. Das ist das ganze Geheimnis. Das geht bestimmt um Flähr, ich meine, er würde zum Achatener gehen und Hühnchen mit Sauce bestellen? >Der Schatz des Sonnenkaisers< hat vielmehr ausländischen Tatsch, das ist es, was die Leute wollen!" Breit grinsend lehnte Dae sich zurück. Er fühlte sich heute schon zum zweiten Mal den anderen überlegen. Wer weiß, vielleicht hatte Ras recht, und es hing tatsächlich mit seinem Webel zusammen.
10 Minuten später hatten sich alle nach langem Aaah und Oooh über die Namen der Gerichte doch entscheiden können, was sie nehmen sollten.
Sofort, nachdem die letzte Karte zugeklappt war, stand das kleine lächelnde Männchen wieder am Tisch. "Haben die Hellschaften sich etwas Schönes ausgewählt?" sprach er, und brachte in dem Satz mehr kleine Verbeugungen als Wörter unter.
"Ja, ich hätte gern den >Sommersteppenbrand< (Verschiedene Fleischsorten am Tisch flambiert)", fing Daemon an.
"Und ich das >Schaf im Wolfspelz< (Lamm in brauner Kruste)", fuhr Lewton fort.
"Bringen Sie mir bitte den >Blutsee im Abendrot< (Rote Beete-Eintopf)", machte Ras weiter.
"Und ich möchte den >Naturgewaltenteller< (Buntes Allerlei in scharfer roter Sauce auf dem Teller angerichtet)", schloß Venezia.
"Abel gelne doch, die Hellschaften, ich beleite das Essen sofolt zu. Wenn Sie mil bitte die Kalten geben wülden."
"Dülfen... öhm, ich meine, dürfen wir eine noch am Tisch behalten, um ein bißchen drin zu schnuppern?" fragte Venezia.
"Abel natüllich, junge Dame. Es ist mil eine Ehle!" Mit zig Verbeugungen machte sich der kleine Mann auf in die Küche.
Zwei Minuten später kam eine kleine Frau an den Tisch. (Das es sich um eine Frau handelte, konnten die 4 nur an ihrem Vorbau erkennen, denn ansonsten sah sie genau so aus wie der kleine Mann.)
"Einen wundelschönen guten Tag, meine Hellschaften. Mein Name ist Steln am Abendhimmel, und ich bin Angestellte von Imbiß. Will haben in Elöffnungsmonat Aktion heißt >Sage mil, was du ißt und ich sage dil, wel du bist<, extla fül unsele Gäste."
Sie wandte sich Daemon zu: "Sie haben den Sommelsteppenbland gewählt. Dalaus schließe ich, daß sie ein gloßel Mann sind, del gelade eine gloße Suche abgeschlossen hat nach etwas, daß ihm sehl wichtig ist. Desweitelen sind die sehl emotionsgeladen, was sich auch auf ihle Umwelt auswilkt."
Lächelnd wandte sie sich Lewton zu. "Aus Ihlel Wahl des >Schafs im Wolfspelz< schließe ich, daß Sie ein Mann sind, del dem eigenen Tiel im Innelen sehl nahe steht und mit ihm im Einklang lebt. Eigentlich sind Sie fliedliebend, abel Sie können auch andels, wenn Sie odel die Leute, die Ihnen nahestehen bedloht welden."
Dann kam Ras an die Reihe: "Dulch den >Blutsee im Abendlot< sehe ich, Sie sind ein flöhlichel jungel Mann, del gloßen Spaß am Leben und an del Fleude hat. Abel Ihl Geist wild beschattet von etwas Dunklem, etwas, was Ihnen gloße Angst macht, weil es ein Teil von Ihnen ist. Velleugnen Sie es nicht, machen Sie es wie ihl Fleund dolt." Sie deutete auf Lewton. "Es ist ein Teil von Ihnen, bekämpfen Sie es nicht, lelnen Sie, damit zu leben. Es gehölt zu Ihnen wie auch Ihle helle Seite zu Ihnen gehört."
Weiterhin lächelnd wandte sie sich Venezia zu. "Hmmm, del >Natulgewaltentellel<. Sie sind enelgiegeladen. Jung, stülmisch, tempelamentvoll und jähzolnig. Abel Sie sind auch vollel Fleude und vollel Ehle. Es ist schwel, ihl Feind zu sein, abel um so schönel, ihl Fleund zu sein. Fül diese wülden sie alles geben." Plötzlich verschwand das Lächeln von ihrem Gesicht. "Schatten, dunkle Schatten. Meine Liebe, du hast eine halte Plüfung zu bestehen." Sie richtete ihren Blich auf Ras. "Euel beidel Schicksal ist eng miteinandel velknüpft. Ihl müßt beweisen, was ihl euch bedeutet. Ein Konflikt zwischen Ehle, Velzweiflung und Veltlauen steht euch bevol, und am Ende steht ein Tod!" Beschämt senkte sie den Blick. "Es tut mil leid. Ich wollte Ihnen nicht den Tag veldelben, und eigentlich ist es mil velboten, schlechte Dinge zu sagen, abel ich glaube, es ist wichtig, daß Sie das wissen." Mit vielen Verbeugungen untermalt verschwand sie in der Küche.
"Also, wenn ihr mich fragt, dann ist das alles Humbug. Wie soll man denn an meiner Bestellung ablesen können, wie meine Zukunft aussieht?" brach Venezia als erstes die Stille, die sich breit gemacht hatte.
"Aber alles, was sie gesagt hat... es war so gut getroffen", merkte Lewton an.
"Zufall!", würgte Venezia dieses Thema ab. "Aber gib mir mal bitte die Karte rüber. Ich glaube, ich hab das was gesehen, was uns weiterhelfen kann, bei dem, was wirklich wichtig ist: Unser Fall!"
Die Gnomin blätterte ein bißchen in der Karte rum, und tippte dann mit ihren kleinen Fingern auf eine Stelle in der Karte.
"Seht ihr hier? Das hier ist ein Hund mit drei Beinen, daneben ein einäugiger Mann, und hier wieder diese Fackel oder der brennende Baum, oder was auch immer. Die gleiche Anordnung und die gleichen Bilder wie auf dem Fetzen. Wenn das mal nichts ist!"
Inzwischen war das Essen fertig, und der kleine Mann brachte es zum Tisch. Alles davon sah sehr lecker und von der Anordnung auf dem Teller her auch sehr künstlerisch wertvoll aus. (Lewtons Schaf im Wolfspelz hatte sogar jemand die Form eines Schafes gegeben!) Das Flambieren von Daes Essen am Tisch war ein echtes Spektakel, allerdings kostete ihn seine Neugierde ein gutes Stück seiner rechten Augenbraue.
Das Essen sah nicht nur toll aus und roch gut, nein, es schmeckte auch vorzüglich. Und die vier Wächter hatten sogar Besteck bekommen, und von rohem Fisch war nichts zu sehen!
Bald saßen die Wächter pappsatt und zufrieden auf ihren Plätzen und rieben sich die Bäuche.
"Entschuldigung?" fragte Venezia den kleinen Mann, als der die Teller abräumte. "Kann ich Sie etwas kulturspezifisches fragen?" Neugierig beugte sie sich nach vorne.
"Abel natüllich, junge Dame, flagen Sie luhig."
Venezia schlug die Karte wieder auf. "Diese Zeichen hier. Mein Freund meint, das ist Ihre Heimatsprache. Ich interessiere mich dafür, was diese Bilder zu bedeuten haben."
Das Lächeln des Mannes wurde noch einen Tuck breiter. "Das ist lichtig, junge Dame. Diese Bildel sind tatsächlich die Schlift meinel Heimat. Das, was Sie hiel sehen, ist die Adlesse del Pelson, die mil die Kalten gemacht hat. Ich fand es sinnvoll, das mit in die Kalte zu schleiben, weil es kann hiel sowieso keinel lesen und es sieht schön aus."
Venezia setzte ihre Das-Ist-Ja-Hochinteressant-Mine auf, und fuhr fort: "Das ist aber auch sehr merkwürdiges Papier, gar nicht so, wie das Papier hier. Haben Sie die Karten extra in ihrer Heimat anfertigen lassen?"
Weiterhin lächelte der Mann: "Nein, junge Dame. Das ist nicht so. Abel Sie haben Lecht, es wal gal nicht so leicht, hiel in del Stadt dieses Papiel zu finden. Abel ein entfelntel Velwandtel von mil lebt schon etwas längel in del Stadt, und el ist Schleibel. El veldient sein Geld damit, Dinge in unselel Splache zu schleiben, Bliefe fül daheim, odel Kalten fül besondele Anlässe. Viele Leute wollen etwas besondeles, und da eignet sich unsele Schlift sehl gut. Auf den Hochzeitskalten vielel Adeligel findet ihl unsere Piktoglamme, die hat dann mein Verwandtel geschlieben."
Mit offenem Mund schüttelte die Gnomin erstaunt den Kopf. "Das ist ja toll! Grandios! Das will ich auch mal machen. Wo finde ich denn Ihren Verwandten?"
"Oh, el wild sich fleuen, wenn ich ihm neue Kunden velschaffe", sprach der Mann (was für eine Überraschung) lächelnd. "Ihl findet ihn in der Stlasse del gelingen Göttel. El hat dolt ein kleines Geschäft."
"Vielen, vielen Dank! Es war uns eine große Ehre, bei Ihnen essen zu dürfen, wir werden bestimmt wiederkommen!" beendete Venezia das Gespräch.
Schnell bezahlten die Wächter noch (das heißt, Ras, als Ranghöchster bezahlte nach langer Diskussion, immerhin handelte es sich um ein Dienstessen), und machten sich dann auf zu dem Laden.

"Also, wenn dieser Mann solche Dinge schreibt, und zwar per Hand, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder, er ist der Erpresser und hat den Brief geschrieben, oder der Erpresser hat immerhin das Papier bei ihm gekauft. So oder so ist das eine heiße Spur und wir bekommen dort weitere Informationen." Faßte Lewton auf dem Weg dorthin noch einmal zusammen.
Synchron nickten die Wächter. So einfach hatten sie sich das nicht vorgestellt. Welcher Erpresser war auch so doof, eine Adresse für weitere Spuren auf seinem Erpresserbrief zu hinterlassen, da könnte er ja gleich mit seinem vollen Namen unterschreiben! Oder waren sie so von sich selbst überzeugt, daß sie nicht gedacht hatten, daß die Wächter herausfinden, was das Geschriebene heißt?
Die vier betraten den Landen. Hinter dem Tresen stand ein Mann, der dem Koch des Imbisses bis aufs Haar glich. (So ist das bei Fremdländern, so wie wir für sie alle gleich aussehen, so verhält es sich andersherum auch.)
"Guten Tag, was kann ich fül die Hellschaften tun?" fragte er sofort, und die Wächter argwöhnten, daß das Grinsen auf dem Gesicht von Achatenern zur Grundausstattung gehörte.
Ohne Umschweife trat Rascaal auf den Mann zu, legte den Fetzen das Erpresserbriefes auf den Tisch und fragte: "Was können Sie uns dazu sagen? Und versuchen Sie nicht, sich herauszureden. Wir wissen nach langen Recherchen, daß das Papier von Ihnen stammt. Die Frage ist nur, sind Sie der Erpresser, oder haben Sie das Papier an jemand anders verkauft. Hören Sie, ich will Namen hören, sonst nehmen wir Sie in Haft, damit das gleich mal klar ist!"
Erschrocken starrte der Mann auf den Fetzen. "Ich kann nicht... ich meine, sie welden mich umblingen, wenn ich..." seine Gesichtsfarbe änderte zu hellgelb.
Venezia sprang auf den Tresen uns zog ihren Säbel. Lewton bezog leicht vor sich hinknurrend zusammen mit Daemon am Eingang Stellung. Rascaal beugte sich leicht nach vorne. Seine Augen funkelten böse.
"Hören Sie zu, guter Mann. Das mag ja sein, daß SIE Sie umbringen werden, wer auch immer SIE sind, aber meine kleine Freundin hier." Er deutete auf Venezia. "Kann noch viel schlimmere Dinge tun, als Sie einfach nur umbringen. Und Sie sollten sich eine Frage stellen: Welches ist die akutere Gefahr? Ich meine, eine der Gefahren steht vor Ihnen."
Venezia fing an, sich mit dem Säbel die Fingernägel zu säubern, was ein mehr als nervtötendes Geräusch mit sich brachte.
Der Mann wimmerte. "Sie velstehen nicht. Sie sind böse, sehl, sehl böse. Und sie welden mich kliegen. Sie kliegen jeden!"
Rascaal änderte die Taktik vom bösen zum guten Bullen. Er legte dem Mann die Hand auf die Schulter und redete ihm beruhigend zu: "Hören Sie, wir wollen Ihnen helfen. Wenn Sie mir jetzt den Namen der Personen sagen, dann wird mein Kollege hier." Er deutete auf Daemon. "...Sie mitnehmen und in der Wache in Sicherheit bringen. Und zwar so lange, bis wir die Verbrecher gefaßt und eingesperrt haben Dann haben Sie nichts zu befürchten. Sollten Sie allerdings nichts sagen, dann werde ich mit meinen beiden Kollegen gehen. Und ich werde meiner Kollegin hier mit sofortiger Wirkung einen Tag Urlaub geben. Und dann werde ich ihre Dienstmarke mitnehmen und Sie zwei sind alleine."
Der Mann warf einen gehetzten Seitenblick auf die Gnomin, die desinteressiert auf dem Tresen langschlenderte und den Säbel nebenbei durch die Luft sausen ließ. Es gab schon lange nicht mehr das Problem, daß man Venezia als Bedrohung nicht ernst nahm, sie hatte sich in der letzten Zeit eine Aura angeeignet, die nur so vor latenter Gewaltbereitschaft strotzte. "Ist gut, ist gut! Ich sage alles! Abel blingen Sie mich dann in Sichelheit! Bitte!" Schnell nahm der Mann einen Zettel und kritzelte eine Adresse drauf. "Das sind die Leute, die das Papier gekauft haben. Abel seien Sie volsichtig, diese Leute sind gefähllich, sie wollen in del Stadt eine Jakuzza glünden, sie sind veldammt gefähllich und stalk!" Schweiß perlte dem Mann von der Stirn und tropfte auf den Tresen.
"Guter Mann, vielen Dank, Sie haben sich soeben als Bürger der Stadt Ankh-Morpork verdient gemacht." Strahlte Venezia und nahm den Zettel an sich.
"Daemon, bring diesen Mann bitte in Sicherheitshaft und gib Rince einen kurzen Bericht. Dann nimm dir alle Leute, die in der Wache rumlaufen, und die Aus dem Eimer, die noch gerade stehen können gleich mit und komm zu der Adresse. Venezia, Lewton, wir gehen schon mal vor, die Lage sondieren." Rascaal hob die Gnomin auf seine Schulter und verließ den Laden, dicht gefolgt von Lewton und Dae mit dem total verängstigen Schreiber im Schlepptau.

Weitere 10 Minuten später standen die drei übrig gebliebenen Wächter vor einem Lagerhaus in der Unbesonnenheitsstraße in den Schatten.
"Hm, was nun? Wollen wir uns darin erst mal umgucken? Alles dunkel, scheint leer zu sein", klang es von Ras' Schulter.
"Okay, dann mal los. Lewton, du guckst, ob es einen Hintereingang gibt, Venezia und ich gehen vorne rein. Wir warten noch 10 Minuten, damit wir in etwa gleichzeitig ankommen. Los geht's!" befahl Rascaal und Lewton verschwand in der Dunkelheit.
Ein paar Minuten später öffnete Rascaal leise und vorsichtig die Tür. Im hinteren Teil der Halle sah er einen Lichtschimmer breiter werden, das mußte Lewton sein, der durch eine andere Tür die Halle betrat.
"Verdammt und verflucht, ist das finster hier!" fluchte Venezia und nestelte ein ungesund grün leuchtendes Würstchen aus ihrem Beutel.

Soweit die drei Wächter sehen konnten, war das Erdgeschoß leer. An der Nordwand führte eine Treppe hoch auf eine Balustrade, die sich einmal an der ganzen Innenwand entlangzog, und von der aus mehrere Türen offensichtlich in Büroräume führten. Leise schlichen die 3 Wächter (beziehungsweise 2 davon, Venezia ließ wie immer schleichen) zu der Treppe. Sie wollten diese gerade erklimmen, da knallte es zweimal laut. Die Wächter fuhren herum, und konnten sehen, wie zwei Männer die Türen verriegelten. Die Männer mußten sich dahinter versteckt haben, keiner der Wächter hatte sie bemerkt.
Die Bürotüren gingen auf und heraus traten mehrere weitere Männer mit Fackeln. Sie geleiteten einen Mann zur Treppe, dem man ansah, daß er hier das Sagen hatte.
Genauso wie die anderen war er gelbhäutig und hatte schwarze Haare, aber im Gegensatz zu ihnen trug er die Haare lang und zu einem Zopf im Nacken geflochten, außerdem überragte er die anderen seiner Leute um mindestens 10 cm. Am auffälligsten an ihm waren aber die Tätowierungen, die seinen kompletten Oberkörper bedeckten, den er offen zur Schau trug. Am Körper selber trug er nur eine schwarze Seidenhose.
"Darf ich vielleicht erfahren, was hier los ist?!?" donnerte Rascaal.
"Guten Abend, meine Herrschaften!" sprach der Mann akzentfrei. "Es freut mich, daß Sie so schnell die Zeit gefunden haben unseren alles andere als subtilen Hinweisen hierher zu folgen. Ich muß gestehen, daß Sie mich etwas überrascht haben, ich hätte nicht so schnell mit Ihnen gerechnet. Sie wollen wissen, was hier los ist? Gut, ich werde es Ihnen erklären. Mein Name ist Sens-Ei, ich komme, wie Sie sicherlich schon erraten haben aus dem Achatenen Reich und bin hier, um zusammen mit meinen Männern eine Jakuzza, eine kriminelle Untergrundorganisation aufzubauen. Leider sind wir dabei auf unerwarteten Widerstand gestoßen. Zum einen gab es da die Gilden, aber das war nicht das große Problem, die sind mit Geld bestechlich. Dann gab es da Chrysopas und seine Trollorganisation. Das war schon gefährlicher, diese Leute sind ziemlich stark. Aber so stark sie auch sind, so dumm sind sie auch. Die zu umgehen dürfte nicht wirklich problematisch werden. Es gab allerdings noch ein drittes Problem: Das Gnomenkartell. Wir haben versucht, mit Herrn Knurblich in Verhandlungen zu treten, aber dieser Mann ist unheimlich gewieft und leider genauso störrisch. Freiwillig macht er uns leider keinen Zoll breit Platz, und da kommen Sie ins Spiel. (Der Leser mag sich jetzt vielleicht wundern, warum die Wächter nicht handelten, nichts unternahmen, aber das ist das Gesetz der Geschichte. An irgendeiner Stelle hat der Bösewicht immer seinen ganz großen Auftritt, gepaart mit einem ellenlangen Dialog, und diese Stelle war jetzt für Sens-Ei gekommen.) Verehrtes Fräulein Knurblich, nehmen Sie die Ereignisse bitte nicht persönlich, ich kenne Sie nicht, und ich habe nichts gegen Sie, aber Ihr Tod ist für den Aufbau meiner Truppe hier leider unabdingbar. Es ist leider die einzige Möglichkeit, Ihren Onkel in die Enge zu treiben. Ein altes achatenes Sprichwort sagt: Treffe deinen Gegner da, wo es am meisten weh tut. Diese Stelle sind leider Sie, Fräulein Knurblich. Wie Sie sicherlich im Laufe meiner Rede festgestellt haben, war die Sache mit ihrer merkwürdigen heidnischen Seelenkuchenente nichts weiter als eine Finte, um sie hierher zu locken. Aber ich bin kein böser Mann! Ich gebe Ihren Freunden hier die Gelegenheit, jetzt zu verschwinden, damit ihnen nichts passiert. Nur für Sie kann ich leider nichts tun." Der Mann hatte während des ganzen Monologs freundlich gelächelt, als verkünde er eine frohe Botschaft.
Venezia japste vor sich hin, vor Empörung unfähig, etwas zu sagen. Lewton knurrte latent vor sich hin, und Rascaal pumpte sich zu seiner vollen Größe und nicht ganz so stattlichen Breite auf und räusperte sich: "Im Namen der Stadtwache von Ankh-Morpork, Sie alle sind hiermit verhaftet. Gleich wird hier ein ganzer Wächtertrupp anrücken und es wäre gesünder für Sie, sich nicht zu wehren!"
Sens-Ei fing an, leise zu lachen. "Hören sie zu, Herr Ohnedurst. Glauben Sie, wir wären hier, wenn wir nicht wüßten, daß wir gewinnen würden? Ihr Kollege Daemon wurde bereits abgefangen und in Gewahrsam genommen. Er wird in 2 Stunden wieder freigelassen, aber dann ist Ihre Partnerin schon lange tot und wir schon wieder ganz woanders."
"WAS BILDEN SIE SICH EIGENTLICH EIN, WER SIE SIND?!?" brüllte Venezia. "SIE GLAUBEN DOCH NICHT ERNSTHAFT, DASS MEIN ONKEL EINEM... EINEM AUSLÄNDER WIE SIE ES SIND AUCH NUR EIN ZOLL BREIT NACHGEBEN WIRD! DAS WAS ER TUT IST TRADITION, UND SIE SIND NUR EIN ELENDER AUSLÄNDER!"
Die Gnomin schnaubte vor Wut.
"Was tun wir nun?" flüsterte Lewton den beiden anderen zu.
"Na was schon!" raunte Venezia zurück. "Angreifen, was sonst! Wir werden diesen elenden Gelbgesichtern schon zeigen, was es heißt, sich mit der Stadtwache von Ankh-Morpork anzulegen. Habt ihr die Geschichten gehört, wie Cohen mit seiner silbergrauen Horde den Achatenern auf die Nase gehauen hat? Der hatte einige Tricks auf Lager, und ich kenne sie alle!"
Venezia sprang von der Schulter des Vampirs herunter und ging auf den ersten von Sens-Eis Leuten zu.
"Achte genau auf meine Füße!" riet sie ihm. Dann kletterte sie auf das Geländer und hüpfte ein bißchen drauf rum. Der Mann starrte die ganze Zeit auf die Füße der Gnomin und nahm eine Abwehrhaltung ein. Plötzlich schnellte Venezia nach vorne, und schlug ihm mit dem Knauf ihres Säbels mit voller Kraft genau zwischen die Augen. Überrascht verdrehte der Mann die Augen und sank dann zu Boden. "Selber schuld!"
Schnell sprang die Gnomin zurück zu Rascaal, um sich die kleinen Handschuhe, die auf seiner Schulter verstaut waren, anzuziehen.
Keiner der anderen Männer rührte sich. Sens-Ei verdrehte die Augen. "Bitte! Das ist doch überflüssig! Wir sind viel zu viele, wir gewinnen so oder so!"
"Wir müssen hier raus!" raunte Venezia den beiden anderen zu. "Lewton, du lenkst die an der Treppe ab. Ras, du schmeißt mich auf den links von der Tür zu und schaltest dann den rechts davon aus. Dann entfernst du so schnell wie möglich den Balken, ich helfe solange Lewton. Und dann verschwinden wir hier so schnell wie möglich!"
Lewton und Rascaal nickten unmerklich.
"JETZT!" brüllte Venezia.
Lewton machte einen Satz auf die Treppe zu, Rascaal packte sich die Gnomin, fuhr herum und sprintete auf die Tür zu.
"Haltet sie auf!" brüllte Sens-Ei seinen Leuten zu.
Ras bremste kurz ab, zielte und schleuderte die Gnomin auf den Mann links von der Tür zu. Dann wandte er sich dem anderen zu, und bevor dieser sich von seiner Überraschung erholt hatte, schickte Ras ihn mit einem gezielten Schlag zu Boden.
Venezia prallte auf den anderen, krallte sich mit einer Hand in seinem Gesicht fest und schlug so lange mit dem Säbelknauf auf seine Stirn ein, bis er blutend und kraftlos zu Boden ging.
Lewton war inzwischen auf die Treppe gesprungen und schlug wild nach allem, was sich auf ihn zu bewegte. Die Männer von Sens-Ei mochten zwar taktisch gute Kämpfer sein, aber gegen einen Gegner, der offensichtlich keine Taktik verfolgte, sondern nur mit ungeheurer Kraft auf alles eindrosch, was sich bewegte, hatten sie keine große Chancen.
Als Venezia dann auch noch dazukam und wild anfing, ihren Säbel in fremder Leute Kniescheiben zu hacken, da war es mit der Chance für die Gegner vollkommen vorbei.
"Los, raus hier!" schrie Rascaal den beiden anderen zu, nachdem er den Riegel aus der Wand gezerrt hatte.
Lewton packte sich Venezia und rannte auf die Tür zu. Hinter sich hörte er noch ein Sirren, doch da nichts ihn traf, lief er unbeirrt weiter.
Rascaal schlug den Weg zur Wache in der Kröselstraße ein, sie waren ganz in der Nähe. Japsend und schnaufend kamen er und Lewton dort an, liefen in das Gebäude und knallten die Tür zu.
"Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen!" ächzte der Vampir. Venezia in seinen Armen gurgelte.
Der Blick der beiden Wächter fiel auf die Gnomin: Ein kleiner Dartpfeil steckte in ihrem Rücken. Blut tropfte auf den Boden, lief aus ihren Ohren und aus dem Mund.
"Veni!" stammelte Rascaal. Behutsam nahm er Lewton die Gnomin ab und bettete sie auf den Tresen. "Veni, sie haben dich getroffen!"
"Schlaukopf, das merke ich auch!" flüsterte die Gnomin. Ihr Atem flatterte.
"Sie stirbt!" hauchte Lewton, guckte besorgt auf die immer größer werdende Blutlache.
"Nein! NEIN!!! VENI, DU DARFST NICHT STERBEN!!!" schrie der Vampir.
"Lewton, wo ist Tod? Hol ihn sofort her!"
Der Werwolf drehte sich um und rannte wortlos tiefer in das Gebäude hinein.
"Veni, halt durch, es wird alles gut!" jammerte der Vampir, sein Gesicht inzwischen von blutigen Tränen bedeckt.
Die Gnomin wollte etwas sagen, aber alles, was aus ihrem Mund kam war Blut.
Angst verzerrte das Gesicht des Vampirs, was sollte er tun? Er konnte sie doch nicht sterben lassen! Er spürte, wie sich seine Reißzähne nach vorne schoben.
Venezia blickte ihn mit flackernden Augen an. "Nein... du... versprochen... mir!" gurgelte sie.
Lewton kam zurück. "Tod ist nicht da, er ist unterwegs... geschäftlich."
"Sie stirbt, verdammt noch mal! Hat er nicht mal genug Ehre, einen Wächter persönlich abzuholen? Was bildet er sich ein?!?" der Vampir war außer sich.
"Hey Veni, alles wird gut." Versuchte der Werwolf ihr und auch sich selber einzureden.
"Ich muß es tun, Veni! Ich kann dich nicht sterben lassen!" Rascaal war hin und her gerissen. Er hatte es versprochen, aber wie hätte er denn wissen können!
Noch einmal schüttelte die Gnomin den Kopf. Zum Sprechen war sie inzwischen zu schwach.
Der Vampir zögerte einen Moment... einen Moment zu lang. Kraftlos und bar allen Lebens fiel Venezias Kopf zur Seite. Die Gnomin war tot!
"NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!" erklang Rascaals Schrei aus dem Inneren des Wachegebäudes, begleitet von dem Heulen eines Werwolfs...

"...und ihr Platz in unseren Herzen wird immer leer bleiben. Nie wieder wird jemand kommen, der ihn einnehmen kann. Sie war nicht nur ein Wächter und unser Kollege, sie war auch ein Freund. Wir alle werden sie vermissen!" schloß Rince seine Rede an dem winzigen Sarg.
Stille herrschte. Alle Wächter waren da. Trauer war jedem einzelnen von Ihnen ins Gesicht geschrieben. Vor den Wächtern standen fast alle Gnomen der Stadt versammelt. Die Arbeit von Krimpiks Kartell ruhte diesen Abend.
Sie sah so friedlich aus, viel friedlicher als im Leben. Sie trug die glänzende Rüstung der Wache, poliert mit Harrys salzigen Tränen. In ihren Armen hielt sie ihren Säbel. Um sie herum hatte man weiße Rosen drapiert.
Rascaal stand in der letzten Reihe, Tränen flossen ihm übers Gesicht. "Ich hätte sie retten können, Lewton. Ich hätte es gekonnt!"
"Sie hätte es nicht gewollt, Ras. Sie wäre nie glücklich geworden." Antwortete der Werwolf und legte dem Vampir eine Hand auf die Schulter.
Rince schloß den Sarg und Malachit ließ ihn langsam in die ausgehobene Grube runter. Schweigend trat einer nach dem anderen hervor und ließ eine Hand voll Erde darauf fallen. Dann ging die Trauergesellschaft langsam und schweigend zur Wache am Pseudopolisplatz, wo der Leichenschmaus stattfinden sollte.

Kaum jemand hatte wirklich etwas von dem Essen angerührt. Alle saßen schweigend an ihrem Platz und starrten auf ihre Teller. "Verdammt noch mal, wir kaufen uns diesen Sens-Ei, und zwar jetzt!" schrie Rince auf einmal, sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Sofort kam Leben in die Wächter.
"Ja, laßt uns Venezia rächen!"
"Er wird blutig sterben!"
"Der kommt nicht ungeschoren davon!"
"Mister Rince?!" Krimpik lief über den Tisch zu dem Kommandeur. "Wir kommen mit!"
Einen Moment überlegte Rince, ob er widersprechen sollte, aber dann überlegte er es sich anders. Krimpik war Venezias Onkel, ihn mußte der Verlust sehr schmerzen. Und Rince bezweifelte nicht, daß seine Gnome sich ihrer Haut erwehren konnten.
"In Ordnung." Der Kommandeur nickte.
"Ich weiß, wo wir diesen Bastard finden können!" Krimpik drehte sich zu den anderen Gnomen um und gab Befehle in einer fremden Sprache. Dann schaute er Rince wieder an.
"Für heute werden meine Leute deinem Kommando folgen!
"Danke, wir werden Venezia rächen, das verspreche ich", murmelte Rince, dann fing er an, Befehle zu brüllen.
Eine halbe Stunde später wußte jeder einzelne Wächter, was er bei einem Konfront wann zu tun hatte, und der Trupp von der Stärke einer Armee machte sich auf den Weg.

"Verdammt und Mistundverflucht und Scheiße nochmal!" Venezia schlug die Augen auf. Ihr Kopf dröhnte und sie dankte den Göttern für die Dunkelheit an dem Ort, an dem sie sich befand. Irgendwas hatte sie geweckt, irgendwelche rhythmischen Schläge. Vorsichtig versuchte die Gnomin, sich aufzurichten, es blieb allerdings bei dem Versuch, kurz über ihrem Kopf befand sich eine harte Holzdecke.
Außerdem stieg der Gnomin allmählich der penetrante Geruch von Rosen in die Nase. Vorsichtig tastete die Gnomin die Umgebung ab: Kein Zweifel, sie lag in einem Sarg, noch dazu zusammen mit vielen Rosen, wie ihr Zeigefinger, der dummerweise einen Dorn erwischt hatte ihr schmerzlich bewußt machte.
"Na wenigstens habe ich meinen Säbel noch", brummte sie in die Dunkelheit. Langsam kehrten die Erinnerungen der letzten Ereignisse zurück. Sie war gestorben. Sie konnte sich noch genau an den Schmerz und an das darauf folgende Licht am Ende eines langen Tunnels. Ja, sie konnte sich noch genau erinnern, das Licht. Grünes Leuchten. Sie war drauf zu gegangen. Ihre Oma stand dort, lächelte glücklich. "Venezia, willkommen zu Hause!" hatte sie gesagt. Dann hatte ihr rechter Unterarm angefangen zu jucken. So etwas hatte sie noch nie erlebt! Sie hatte gekratzt und gekratzt, aber es war nichts zu machen. Und dann wurde ihre Oma und das Licht immer kleiner und kleiner, dann war es dunkel.
"Verdammte Scheiße nochmal!" fluchte die Gnomin lautstark vor sich hin. Wie konnte sie nur jemals hier rauskommen? Wenn man sie wirklich beerdigt hatte, dann würde viel, viel schwere Erde auf dem Sargdeckel lasten. Sie klopfte sich ihre Taschen ab. Hmmm, eins von Schnappers Würstchen in einer Tüte, eine Schnur, dazu noch die Rosen, und an ihrem Fußende eine von Rascaals Knollen. Fieberhaft dachte sie nach. Wie sollte sie hier rauskommen? Wie nur?
Plötzlich mußte sie an ihre Oma denken, und an die Geschichten, die diese ihr in ihrer Kindheit immer erzählt hatte, von einem Gnom, der ganz viele Abenteuer bestehen mußte, und dazu immer aus den unmöglichsten Hilfsmitteln nützliche Dinge zusammenbaute. MäcGeiffa oder so hieß er.
Da war doch was, irgendwas mit Säure... Ha! Ja richtig!
Schnell schälte die Gnomin die Knolle. Jetzt erst fiel ihr auf, daß sie gar nicht atmete, daß der furchtbare Geruch ihr gar nicht in die Nase stieg. Sie nahm sich vor, das Atmen gleich wieder anzufangen... wenn sie hier raus und wirklich weit weg von der Knolle war!
Dieser verdammte Vampir! Er hatte es tatsächlich getan, dabei hatte er es ihr versprochen... komisch nur, daß sie sich nicht erinnern konnte...
Sie höhlte die Knolle aus, um ein Gefäß zu haben, dann schnippelte sie dort rote Beete, Rosenblätter und Fettplocken aus dem Würstchen hinein, nach ein paar Minuten hatte das ganze sich zu einer zischenden Flüssigkeit vermischt. Vorsichtig strich sie diese mit Hilfe ihres Säbels an die Decke des Sarges, und schon ein paar Minuten später hatte die Säure das Holz zerfressen. Immer noch fluchend und schimpfend grub sie sich an die Oberfläche.

Das rote Licht der Abenddämmerung schlug ihr entgegen. Erschrocken zog sie ihren Kopf wieder zurück in das Loch. Verdammt, das hätte doch weh tun müssen, so als Vampir, dachte sie. Vorsichtig schob sie den Kopf wieder in das Licht. Nichts passierte.
"Hmmm, das mit dem Vampir war sowieso ein Denkfehler, warum hätte Ras mich beerdigen sollen, wenn er mich zum Vampir gemacht hätte. Aber was dann?" Nachdenklich kratzte sie sich ihren immer noch juckenden rechten Arm.
"Na, egal! Erst mal zur Wache, die Gesichter will ich sehen! Außerdem hab ich einen Bärenhunger!"

In der Halle der Wache stand eine riesige Tafel, auf der alle möglichen Leckereien aufgetischt waren. Ansonsten war keiner zu sehen. "PIEP! Zur Zeit jagen die Wächter von Ankh-Morpork einen Verbrecher, wenn Sie ein Verbrechen zu melden haben, kommen sie später wieder oder hinterlassen Sie eine Nachricht! PIEP!" gab der Informationsdämon vom Tresen von sich. Venezia kletterte auf den Tresen und ging zu ihm hin. "Schön, das ist der Text für Bürger. Und was ist der Wächtertext?" "PIEP! Bitte Identifikationsnummer eingeben! PIEP!" gab der Dämon von sich.
Venezia verdrehte genervt die Augen, zog ihre Dienstmarke, die sie mit in dem Grab hatte und las die Nummer vor.
"PIEP! Tut mir leid, diese Nummer ist nicht vergeben, das dazu gehörende Individuum ist aus dem Leben geschieden! PIEP!"
Das reichte ! Wütend schnaubte Venezia, packte sich den Dämon am Schlafittchen und zog ihn zu sich heran. "Nun hör mir mal gut zu, du verdammtes Mistvieh! Ob ich aus dem Leben geschieden bin oder nicht kann ich ja wohl am Besten beurteilen! Und ich sag dir was: Ich bin sehr, sehr lebendig! Und wenn du das auch bleiben willst, dann sagst du mir SOFORT, so die anderen hin sind!" zischte die Gnomin.
"PIEP! PIEP! PIEP! Tabarstraße 13, Sens-Ei, Jakuzza! PIEP! PIEP! PIEP!" gab der Dämon aufgeregt von sich.
Ohne ihn eines einzigen weiteren Blickes zu würdigen ließ die Gnomin ihn fallen und rannte los.
"DICH KRIEG ICH, SENS-EI! WARTE NUR, BIS ICH DA BIN!!!!" schrie sie den ganzen Weg über.
Dann war sie an dem Haus angekommen. Sofort machte sie sich auf den Weg aufs Dach. (Auch hier mag sich der Leser fragen, warum sie das tut, warum sie nicht einfach die Tür nimmt. Aber auch das ist das Gesetz der Geschichte, wenn ein Held unverhoffterweise von den Toten zurückkehrt, dann kommt er nicht vollkommen unspektakulär durch die Tür spaziert. Für solche Leute ist ein toller und vor allem spektakulärer Auftritt reserviert, das MUSS einfach so sein!) Dort öffnete sie schnell eine Dachluke und blickte neugierig auf das Bild, welches sich ihr bot: Dort unten in der Halle fand ein Massaker statt. Offensichtlich hatten die Wächter ihre Dienstmarke zusammen mit ihrem Rechtsbewußtsein an der Tür abgegeben, ihre Kollegen schlugen auf alles ein, was sich bewegte und keine Uniform trug, beziehungsweise kein Gnom war. Mückensturm stand auf der Balustrade und schoß Explosivpfeile in Gruppen von Jakuzzaleuten, die Valeriaa, Butcher und Zaddam zusammentrieben.
Lewton hatte sich zusammen mit einigen anderen in einen Wolf verwandelt und biß ohne Rücksicht um sich.
Ayami, Ras und die anderen Vampire kämpften eher defensiv, indem sie alles, was durch die Türen fliehen wollte zurücktrieben, indem sie es mit blitzenden Reißzähnen anfauchten.
Malachit führte die Trolle und Wasserspeier an, sie waren gerade dabei, die restlichen Schurken von der Balustrade runterzuholen, indem sie einfach die Balustrade abbauten.
Auch die Gnome vom Kartell ihres Onkels waren dabei. Sie wuselten zwischen den Kämpfenden rum, bewaffnet mit Messern, Dolchen, Säbeln und Schwertern, und durchtrennten Sehnen in den Beinen und spießten diverse Kniescheiben auf.
Der Rest war voll und ganz damit beschäftigt, Schwerter in die Körper der Feinde zu rammen.
Jeder der Kämpfenden hatte einen verbissenen Gesichtsausdruck, und ab und zu rief einer: "FÜR VENEZIA!", und alle anderen stimmten mit ein.

Die Gnomin guckte sich weiter um, auf der Suche nach Sens-Ei. Der Rest war ihr egal, aber sie wollte diesen Mann!
Dann sah sie ihn! Er war umgeben von einer Gruppe seiner Leute, die ihn beschützten. Es schien so. als suche er nach einem Fluchtweg, die Türen waren alle besetzt. Dann sah er die offene Luke, an der Venezia hockte. Schnell zog die Gnomin ihren Kopf zurück, aber er schien sie nicht gesehen zu haben.
Vorsichtig spähte sie wieder in den Raum. Sens-Ei und seine Männer schoben sich über die Balustrade bis zu der Leiter, die zu der Luke führte, sie war unbewacht. Sie hatten sie gerade erreicht, da sprang Krimpik mit einem waghalsigen Sprung über einen Troll und einen Wasserspeier an die Leiter.
"Du Bastard! Du hast meine Nichte getötet, dafür wirst du jetzt sterben!" fuhr der Gnom den Achatener an und zog seinen Säbel.
Dieser knöpfte sein Hemd auf und drückte es einem der Nebenstehenden in die Hand. Die Tätowierungen auf seinem Körper schienen sich wie lebendig über seine Haut zu schlängeln. Dann zog er ein merkwürdig langes dünnes Schwert. "Das glaube ich kaum, Krimpik-San. Aber wenn Sie schon einmal hier sind, dann kann ich Sie, den Grund für diesen Streit, gleich auslöschen!"
Krimpik machte einen Sprung auf den Mann zu, dieser machte einen Ausfallschritt und parierte den Schlag des Gnoms, nur um gleich darauf zum Gegenschlag auszuholen. Nur Krimpiks geringe Größe bewahrte ihn vor einem tödlichen Schlag: Der andere hatte sich verschätzt und die scharfe blitzende Klinge surrte wenige Millimeter über seinen Kopf hinweg.
Venezia erwischte sich dabei, wie sie schon wieder seit einigen Minuten die Luft angehalten hatte und fing wild an zu atmen.
Krimpik stürzte nach vorne und bohrte seinen Säbel in den Oberschenkel seines Gegners. Doch das war ein Fehler: Sens-Ei war zwar getroffen, allerdings konnte der Gnom seine Waffe nicht früh genug zurückziehen, bevor sein Gegner ihn mit dem anderen Fuß einen Tritt gab.
Krimpik flog zurück und blieb benommen direkt unter der Leiter liegen.

Unten war inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los: Einer von Mückensturms Explosivpfeilen hatte einen Vorhang getroffen, der von den Funken Feuer gefangen hatte, welches gerade fröhlich auf das Holz des Hauses übergriff.
Mückensturm selber hatte inzwischen gezwungenermaßen die Balustrade verlassen, von der mehr als zwei Drittel zerstört herabhingen.
Überall auf dem Boden waren Leichen verstreut, zum Teil nicht mehr wirklich zu erkennen, weil mehr als übel zugerichtet.
Glücklicherweise hatte bis jetzt weder ein Wächter noch einer von Krimpiks Gnomen sein Leben lassen müssen, auch wenn so gut wie keiner von ihnen noch unverletzt war.
Die Reihen der Schurken waren schon sehr licht geworden, und Rince blies wegen des um sich greifenden Feuers zum Rückzug.

Sens-Ei trat auf Krimpik zu und hielt ihm das Schwert an die Kehle. "Hier endet es nun. Ich habe gewonnen, Krimpik-San. Ich gewinne immer." Mit diesen Worten holte der Mann aus.
"NEIN!!!" brüllte Venezia und ließ sich durch die Luke fallen. Während des Fluges bemerkte sie eine merkwürdige Veränderung, aber sie achtete nicht weiter drauf.

Inzwischen waren alle Wächter aus dem Haus raus, nur Rascaal, Lewton und Rince waren noch da, um den Rückzug zu decken.
"Gut Leute, laßt uns verschwinden" befahl Rince und drehte sich auf dem Absatz um.
Ras wollte ihm und Lewton gerade folgen, da traf irgend etwas kleines Hartes seinen Kopf. Verwundert bückte er sich, um den Gegenstand aufzuheben. Es handelte sich um eine kleine Dienstmarke.
"201078-S-210600" las er lauf vor. Eine Sekunde stutzte er, dann schrie er: "LEWTON! RINCE!!!" Die beiden drehten sich in genau dem Moment um, in dem Venezias Rüstung und auch ihr Säbel hinter Rascaal scheppernd zu Boden gingen. "DAS IST VENEZIAS MARKE!" schrie der Vampir den beiden anderen aufgeregt zu.
Die drei Wächter starrten gebannt nach oben...

Venezia fiel auf Sens-Ei zu, und während des Fallens verwandelte ihr Schrei sich in ein kehliges Knurren, und sie verwandelte sich auch: Ihr Gesicht wurde länger und auf ihrem Körper bildete sich dichtes Fell, während ihre Beine sich verkürzten und ihre Arme in die Länge schossen. Sie spürte, wie ihr Kiefer sich verformte und ihre Rüstung an dem nicht mehr hineinpassenden Körper in die Tiefe rutschte.
Wie in Zeitlupe blickte Sens-Ei nach oben und riß erschrocken die Augen auf. Klirrend fiel seine Waffe zu Boden und bohrte sich haarscharf neben Krimpiks Bauch in die Balustrade.
Dann traf Venezia auf ihren Mörder. Sie riß ihn zu Boden, und aus einem Instinkt heraus schloß sie ihren Kiefer um seine Kehle. Sens-Ei bäumte sich auf, Venezia schmeckte den metallischen Geschmack von Blut auf ihrer Zunge.
Ein letztes Mal flackerten Sens-Eis Augen, dann schlossen sie sich für immer.
Mehrere Dinge passierten gleichzeitig:
Rascaal, Lewton und Rince schrien gleichzeitig: "Venezia!!!", die Männer des Sens-Ei schrien gleichzeitig: "Sens-Ei-San!!!", Krimpik richtete sich auf und raunte: "Venezia!!!", der Venezia-Werwolf knurrte etwas, was man mit viel Phantasie als: "Krimpik" auslegen konnte, und zu guter Letzt fing die Balustrade an, zu knirschen und zu knacken, sie hatte lange genug stand gehalten, und beschloß jetzt, langsam aber sicher zusammenzukrachen.
Der Veneziawolf sprang auf den benommenen Gnom zu und packte ihn vorsichtig an den Klamotten. Genau in dem Moment, als die Brüstung zusammenkrachte und die Leute von Sens-Ei einen Sprung auf Venezia zu machten, sprang sie über die Brüstung und landete genau zwischen Ras, der inzwischen ihre Rüstung aufgesammelt hatte und Lewton, der ihren Säbel hielt.
Dann verschwanden die Wächter aus dem inzwischen lichterloh brennenden Haus.

Die Jakuzza war vollständig vernichtet, der Brand in dem Haus hatte nur noch zwei weitere Häuser zerstört, das Krimpik-Kartell hatte zwar einige Schläge hingenommen, aber es würde sich wieder erholen, vernichtet wurde keiner. Ähnlich war es bei der Wache, jeder hatte den einen oder anderen Kratzer davon getragen, aber gestorben war keiner.
Rascaal, Lewton, Dae, Rince und auch alle anderen Wächter waren überglücklich, die Gnomin wieder zu haben, und ihr Leichenschmaus wurde kurzerhand zum Freudenschmaus umfunktioniert.

...nur Venezias rechter Unterarm hörte einfach nicht auf zu jucken, und zwar genau dort, wo sich die kleine Narbe befand, die durch einen Biß von Lewton vor mehr als einem halben Jahr entstanden war, als er sie in Wolfsgestalt transportiert und ganz leicht ihre Haut angeritzt hatte...




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