Spilled soup

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von Obergefreite Rabbe Schraubenndrehr (SUSI)
Online seit 04. 01. 2013
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 Außerdem kommt vor: Sebulon, Sohn des Samax

Oft arbeitet so mancher Wächter noch bis spät in die Nacht, so auch der Stammagent. Eine Wichtelgeschichte.
Hinweiß: Es ist hilfreich, wenn auch nicht unbedingt erforderlich, zuvor die LIVE "Die letzte Flöte" gelesen zu haben.

Dafür vergebene Note: 10

"Das werdet ihr bereuen! Alles soll zerfließen!


Ihr werdet schon sehen...Geradlieniges wird kurvig... Glattes uneben...


Am Schluss wird alles wieder eins sein...


Eine einzige, immer gleichbleibende Suppe!" ~ At-zuh-bieh, Der Schlendermann




Die Gruppe der anwesenden Gestalten war klein. Etwa Zehn. Oder Zwölf. Höchstens Zwölf. Von Zwei der Anwesenden abgesehen starrten alle auf ein Dokument das jeder von ihnen vorliegen hatte. Die Personen waren eher Schatten als Gestalten, denn das Licht war gedämmt, sah man mal von dem kleinen Lichtspalt ab der einem der anwesenden die warme Sonne bis zum Nacken durchließ. Ihre Stühle schienen bunt zusammen gesucht worden zu sein, und niemand schien Wert auf eine besonders gerade Haltung zu legen, "Also...", sagte eine kühle Stimme, "Noch irgendwelche Fragen, oder ist nun alles klar?" Eine Silhouette hob die Hand.
"Hier. Kann mir einer das ganze vielleicht nochmal in normalem Morporkianisch erklären?"
Genervt fuhren sich mehrere Uniformträger über die Stirn. "Also die Suppe...", kam es von dem Gnom auf der anderen Seite. "Die Suppe ist ausgelaufen. Und um sie zurück zu holen brauchen wir die Flöte."
"Danke Larry, so viel war mir durchaus schon bewusst. Ich meinte... Warum bitten wir nicht einfach um Hilfe, statt rüber zu gehen und das ganze auf diese Art zu erledigen. Es wäre wesentlich weniger aufwendig und ich sehe nicht ein warum sie nicht helfen sollten, sofern wir unseren Standpunkt,-"
Der Schatten am Ende der Reihe seufzte sehr laut und verärgert. "Hauptmann Grauhaar.", unterbrach er die vorige Sprecherin. "Bitte bring deine Ermittlerin zum Schweigen." Brabe verzog das Gesicht, doch der Blick den ihr ihr Vorgesetzter zuwarf machte deutlich dass sie wirklich besser still war. "Die ganze Sache ist längst entschieden", fuhr der Vampir fort. "Wir werden Schlüsselfiguren um ihn herum auswechseln und uns das Objekt so beschaffen. Der Patrizier will es so, und der Kommandeur ebenso. Gibt es noch stellenswerte Fragen oder weiß jeder um seine Position bescheid?" Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und der Hauptmann schloss die Akte. Es war ein Jammer das er selbst nicht ohne aufsehen zu erregen an dieser Mission teilnehmen konnte. Alles wäre so viel einfacher.


Woanders, circa 1 Woche später

IA_Stammagent, Sebulon, Sohn des Samax saß in seinem Büro und arbeitete. Das hieß für ihn in diesem Moment; Akten durchsehen, querverweiße ziehen und vor allem viel nachdenken. Er starrte auf seine Informationen.
In der letzten Woche waren ihm einige interessante Daten zugetragen worden. Nichts was sich in irgendeiner Form für eine Anklage oder ein Verhör oder sonst irgendetwas derartiges eignen würde, aber immerhin einzelne Fetzen größerer Informationskonstellationen. Seine Hauptermittlungsarbeit hatte in letzter Zeit vor allem dem Kommandeur, den Hauptgefreiten Bergig wie auch der Obergefreiten Schraubenndrehr gegolten. Aber was da so herauskam passte in letzter Zeit einfach nicht mehr so recht ins Gesamtbild.
Sebulon schüttelte den Kopf. Das urteilslose Verfahren gegen den Kommandeur ging ihm noch ein wenig nach, immerhin waren mehr als genug Indizien gegen Breguyar vorhanden gewesen, und doch,- doch hatte die Jury anders entschieden.
Er blätterte um, als ihn etwas aufschrecken ließ. Alamiert sah er sich um, doch er sah niemanden. Dennoch schien es ihm, als wäre jemand hier.
Nachdenklich griff er nach seiner Teetasse.
In letzter Zeit fühlte er sich noch paranoider als sonst. Schatten, Geräusche... derzeit konnte ihn jede noch so kleine Kleinigkeit aufmerken lassen werden, und sei sie noch so belanglos. Er fühlte sich verfolgt.
Nachdem der Agent bemerkte dass er seit einer guten Minute nach einer nicht vorhandenen Tasse griff, hob er erneut den Kopf.
"Oh."
Es stand keine Teetasse da. Offenbar hatte er doch keinen frischen Tee gemacht, dafür hatte er wiederholt nach dem langen, röhrenförmigen Obejkt auf seinem Schreibtisch gelangt; Der Flöte. Er nahm das Objekt in die Hand und drehte es nachdenklich in der Hand. Ein unheilvolles Instrument. Es hatte seinen Kollegen Steinstiefel und Nyvania, sowie ihm selbst, ziemlichen Ärger bereitet [1] , und heute früh hatte man es als gestohlen gemeldet.
Er legte das Instrument zurück und stand auf um diesmal wirklich einen Tee zu machen.
Nach der Rückkehr in ihr heimisches Wachhaus hatten die beteiligten Wächter die Flöte damals an Fähnrich Laiza Harmonie übergeben, die darauf hatte acht geben sollen, und als heute morgen das Memo herumging, dass eben dieses Blasinstrument gestohlen worden war, hatte man sich schnell bemüht das Objekt wieder aufzutreiben. Die Macht Leute einfach Dinge für sich tun zu lassen, ohne dass sie sich wehren können...
Doch nun lag die Flöte wieder hier vor ihm. Als Beweißmittel.


*woanders*


"Ohnehunger!"
Der Vampir knirschte mit den Spitzen Zähnen. "durst!", knurrte er, drehte sich aber wieder um. Alle anderen hatten den Raum verlassen, er allein war mit dem Kommandeur zurück geblieben. "Was ist?!"
"Was ist Sör!!" Der dickliche Mann rutschte auf seinem Stuhl herum was selbigen laut knarzen ließ. "Wie geht es unserem kleinen Problem?",
"Meinen Sie damit die Sache mit dem Dimensionsleck oder die Finanzierung ihrer neuen Uniform?", mit unverhohlenem Abscheu starrte der Hauptmann ihn an, ohne auch nur so zu tun als übersähe er die aus dem Hemd quellenden Speckwülste des Vorgesetzten.
"Keine Witze, Durst! Du weißt wie ernst die Lage ist. Der Patrizier hat mich für heute Nachmittag zu sich bestellt, und ich will ihm nicht sagen müssen dass meine Leute bisher keinerlei Fortschritt erzielt haben, sonst wird er am Ende wieder ironisch. Willst du dass er ironisch wird, durst?!"
"Natürlich nicht, Sir.", knurrte angesprochener, und verbiss sich den Kommentar dass er nichts lieber sähe als den Kommandeur wie er kopfüber in eine Skorpiongrube geworfen wurde. "Es sei gesagt dass wir inzwischen mehrere Wächter einschleusen konnten, unter anderem den Gnom, Breguyar und den Bergigen. Mit Korporal Schraubenndrehr hat es ein kleines Problem gegeben, aber ich kümmere mich darum. Ansonsten hat Chief-Korporal Schneidgut immer mal wieder ein Auge auf die Gefangenen, das ganze sollte wohl innerhalb der nächsten Woche über die Bühne gehen."
"Gut. Sag mir Bescheid wenn ihr das Objekt wieder habt. So langsam wird die Lage ernst."
Rascaal betrachtete den verzerrten Schreibtisch einen Moment. "Ich denke immernoch wir sollten einfach einen Austausch,-"
"Ich will NICHTS mehr davon hören!", die schwabbeligen Hände des Kommandeurs knallten auf den Tisch. "Wir haben so angefangen, und dabei bleibt es. An die Arbeit, Knollenfresser!"
"Ja, Sör...",- rotzte er regelrecht zurück und verließ den Raum in Eile. "...du alter Kahlköpfiger Idiot.", murmelte er draußen fertig, und massierte sich mit einer Hand die Nasenwurzel, heilfroh dass all dies bald vorbei sein würde.
Sein Blick schweifte noch einmal über die herabfließende Bürotür, dann wandte er sich endgültig ab.


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Sebulon schraubte seinen Füller auf und schrieb langsam die neueren Anschuldigungen gegen die Obergefreite Schraubenndrehr nieder. Diebstahl eines als überdurchschnittlich gefährlich eingestuften Objektes. Niemand wusste warum sie es getan haben könnte, doch als die Hinweise in ihre Richtung wiesen war sie gerannt. Als man sie endlich bändigen konnte war nach kurzer Zeit klar gewesen, warum. Nachdenklich drehte der Agent die Flöte hin und her. Laiza hatte mithilfe anderer Okkultiusmus-begabter Wächter eine Thaumische Markierung daran angebracht um für solche Fälle vorbereitet zu sein, aber niemand hatte zu diesem Zeitpunkt mit einem Diebstahl durch einen Wächter gerechnet.

Seufzend erhob sich der Zwerg, verfrachtete Akte samt Flöte in einen der schweren Aktenschränke und schloss gewissenhaft ab. Er wanderte die Stufen hinab, und konnte sich des Gefühls nicht erwähren dass irgendetwas hinten und vorne nicht stimmte. Es war weit und breit kein weiterer Wächter zu sehen. Nicht einmal jemand der einen überfälligen Bericht noch schnell runterkritzelte bevor der Morgen graute. Es war nur leer. Und leicht nebelig.
Von einem unruhigen Gefühl verfolgt schlich er weiter durch das Wachhaus. Als das letzte mal niemand aufzufinden war und dieser Nebel in der Luft hing war er in einer anderen Dimension gestrandt gewesen. Davon hatte er bis auf weiteres erstmal,- "Sebulon!" Wie aus dem Nichts stand der ehemalige Ausbilder des Zwerges plötzlich vor ihm, und einem alten Reflex folgend salutierte der größere ohne darüber nachzudenken.
"Guten Abend Sir."
"Guten Abend, Guten Abend Sebulon...", sprach der Gnom überschwänglich freundlich. "Sag, du ermittelst doch wieder gegen Rabbe oder nicht? Wegen dieser Flöte?" Der Agent zuckte mit den Schultern. "Niemand ist über Zweifel erhaben, und dass wegen dieser Sache gegen sie ermittelt wird ist kein Geheimnis; Ist schließlich mein Dschob als Agent."
Harry nickte. "Und hast du schon was vernünftiges rausgefunden? Immerhin ist diese Flöte doch eigentlich völlig wertlos, oder nicht? Wo ist die Flöte nun eigentlich, wieder bei Laiza oder hast du Sie noch?" Erneut zeigte der Agent betonte Gelassenheit. "Wer weiß? Vielleicht ist sie auch ganz woanders. Wenn sie sonst keine weiteren Fragen haben würde ich mich allerdings gern entfernen, Sir, Es war ein langer Tag." Er versuchte den blauen Schatten zu ignorieren den er sich um den Kopf des Vorgesetzten herum offenbar einbildete. Er musste kein Agent sein um zu wissen, dass Gnomen normalerweiße keine entenförmigen, cyanfarbigen Schemen um den Kopf flogen. Selbiger Gnom nickte erneut. Eine Ente flog durch sein Auge. "Verständlich... Doch muss ich davon ausgehen, dass du die Flöte hast, oder? Kann ich sie mal sehen?"
Langsam wurde es wirklich seltsam. Sebulon wich ein wenig zurück und drehte den Kopf unbewusst leicht nach links und rechts, wie um sich selbst zu verdeutlichen dass er erneut verneinen würde. "Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind hat Laiza sicher nichts dagegen sie dir mal zu zeigen, Sir. Ich muss jetzt jedenfalls los... Einen Schönen Abend noch, Sir.", mit diesen Worten entfernte sich der Zwerg rasch.
"Ein jammer!", ertönte es hinter ihm "Ich hätte sie gerne gesehen."
Sebulon drehte sich noch einmal um, doch Harry war verschwunden. Noch immer stand Nebel in der Luft. Ein Schauer überfuhr ihn, und er schritt grübelnd weiter gen Ausgang. Was war hier los? Harry hatte sich ganz und gar nicht so verhalten wie der Harry den er kannte. Würde dies etwa wieder eine von diesen Nächten?
Er seufzte.
Hoffentlich nicht.

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Fasziniert wanderte Arghast Breguyar durch die Straßen Ankh-Morporks.
Immerzu musste er den Kopf drehen um möglichst viel der ungewohnten Umgebung in sich aufzunehmen; So viele Lichter und Farben, die Leute trugen teils aufregende und fantasiestimulierende Kleider, lachten oder schrien ungeniert; An einer Straßenecke sah er ein kleines Mädchen offen weinen.
Eine derartige Zuschaustellung von Emotionen wäre bei ihm zu Hause auf offener Straße nie ungeahndet geblieben, doch die Leute hier schienen sich weder Gedanken um die Stadtwache selbst zu machen, noch um den einsamen Wächter der hier durch die Schatten watete.
"Guten Abend Kommandör! Kann ich dich vielleicht für ein Stück Zuckerwatte begeistern? Es ist mindestens zur Hälfte aus echtem Zucker und der Glassplitteranteil ist inzwischen sehr niedrig! Willst du eins? Nur 6 Cent pro Stück, und damit treibe ich mich schon selbst in den Ruin!"
Überrascht und verwirrt zugleich starrte der Wächter auf das grau-bräunliche etwas welches ihm von Schnapper vor die Nase gehalten wurde. Natürlich gab es auch in seiner Stadt eine Entsprechung des Bauchladenverkäufers, doch beschränkte er sich dort vorwiegend auf eintönige Äußerungen in der Richtung von "Kauft Tinte und Federn, perfekt für amtliche Dokumente."
Ohne eine Antwort drehte er sich weg und schlenderte weiter durch die Menge.
Was für ein seltsamer Ort.

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"Sebulon?"
Hastig drehte sich Sebulon um. Braggasch hatte hinter ihm gestanden, und obwohl daran eigentlich nichts verdächtiges war, fühlte sich der Agent mit einem Mal noch unsicherer als zuvor. Verwirrt. Verfolgt.
Hastig sah er sich um, während Braggasch ein unförmiges Metallgebilde hochhielt. Es handelte sich um eine Art eisernen Zylinder mit einem kleineren, ebenfalls Zylinderförmigen Aufsatz. An einem Rand sickerte Blut hervor.
"Ich brauche die Flöte, Seb. ich brauche sie, sonst kann ich es nicht reparieren. Es ist tot, aber ich kann es reparieren wenn du mir die Flöte gibst!" Schrittweiße trat Braggasch auf seinen Freund zu, dem nun erst das Blut auffiel das aus dem Etwas in dessen Hand lief. Langsam wich er zurück.
"Was ist tot? Die Maschine? Hat sie denn vorher gelebt?" Unsicher trat der Zwerg einen Schritt zurück. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Egal ob es nun an seinem Kopf lag, oder tatsächlich alle wie ausgewechselt waren; Er würde so oder so irgendetwas unternehmen müssen. Während er fieberhaft über seine nächsten Handlungen nachdachte, kam Braggasch immer näher und hob immer wieder den Gegenstand in seiner Hand hoch.
"Ich brrrauche sie.... Seeeeeebuuuuu...", er klang immer drängender, seine Stimme wurde rasselnd und er kam den kleineren immer schneller immer näher. Der Agent sah sich unangenehm schnell in Richtung einer Horizontalen Raumabgrenzung gedrückt während der Blondschopf das Objekt inzwischen hatte fallen lassen und nun beschwörend die Hände hob. Für einen Moment noch starrte der Enkel des Sorbalan noch in die leeren Augen seines Kollegen, dann rannte er seitlich an ihm vorbei, geradewegs Richtung Treppe. Ein einziges Geschoss trennte ihn vom Ausgang, dann wäre erstmal sicher... oder, sicherer, als innerhalb des Wachhauses.

Der Stammagent hastete so leise und schnell wie er konnte die Treppe hinunter. In der Ferne sah er den Tresen nicht unbesetzt sondern gar nicht. Alle Lichter waren gelöscht worden, kein Wächter war sichtbar. Langsam schlich er gen Ausgang, sah sich noch einmal um und spürte einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf.
Ein leiser, eher überraschter Aufschrei entfuhr ihm und er hielt sich nur mit Mühe vom fallen ab. Auf sein Herumdrehen hin entdeckte er den Hauptgefreiten Bergig der ihm mit einer Art länglichem Metallrohr auf den Kopf gehauen hatte. Stumm dankte er für sein dasein als helmtragender Zwerg und versuchte an dem Mensch vorbei zu kommen, doch der schnellte vor und hieb mit der Stange in seine Seite. Ein dumpfes Keuchen entfuhr dem Kleinwüchsigen, doch er riss sich zusammen und rannte, trotz Schmerz, los, so schnell es seine kurzen Beine erlaubten.

Als der Zwerg zu sich kam, reagierte sein Körper ohne Befehl, stand auf und huschte hinter den unbesetzten Tresen bevor der Kopf überhaupt realisiert hatte dass er auf diese Weiße nur knapp dem gleich darauf vorbei eilenden, überaus verärgerten Offzier ausgewichen hatte entkommen können. Verwirrt starrte er dem Mann hinterher. Seine ganze Statur schien recht... ausgedehnt, doch hatte der Agent diesen Wächter noch nie gesehen. Das Kommandeursabzeichen auf dessen Schulter wirkte ebenfalls fehl am Platz.
Aufkommende Übelkeit beanspruchte für einen Moment seinen Verstand, bevor er weiter überlegte.
Was wusste er? Seltsam verhaltende Gestalten, weißer Nebel, ein fremder Kommandeur.
Innerlich zog er langsam den Helm ab und rammte den Kopf dann voller Genugtuung gegen eine Mentale Wand.
Noch ein Parallel-Universum!

Sebulon verbrachte eine ganze Weile hinter dem Tresen und versuchte, seine Fassung zurück zu gewinnen. Wie war das nur wieder passiert? Hatte er wieder irgendeine... Schwelle oder so etwas übertreten? Hatte ihm jemand eine Art Realitäts-wechslungsmittel eingeflößt, ohne dass er es merkte?
Erneut spürte er die Übelkeit austeigen und schloss schnell die Augen.
Einatmen. Ausatmen.
Eine Weile kauerte er so da und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen.
Im Zusammenhang mit einem Paralleluniversum machten die vorigen Begegnungen zumindest geringfügig mehr Sinn.
Obwohl...
Seine Erinnerung führte ihn zu dem Zusammentreffen mit Ettark zurück, und er kam zu dem Schluss das diese Sache schon zuvor durchaus Sinn gemacht hatte.
Aber Braggasch und Harry... Sie waren völlig anders gewesen.

Aber im letzten Paralleluniversum war nicht dieser dicke Wächter Kommandeur..“, dachte er, und kroch langsam hinter dem Tresen hervor. Harry und Braggasch hatten beide direkt nach der Flöte gefragt, aber das hatten im Laufe des Tages eigentlich mehrere Wächter, immerhin galt es als eines der gefährlicheren Artefakte die im SuSi-Fundus aufbewahrt wurden. Wie sollte er eigentlich wissen, wie lange er nun schon in dem Paralleluniversum war? Immerhin hatte er diesmal keine Schwelle übertreten, es hatte keinen Lichtblitz gegeben oder derartiges... keine doppelten Gänge, kein gleich Wächter.
Der Zwerg überlegte. Irgendwelche Dinge mussten hier anders sein, also sollte er am besten die Orte abgehen die er in den letzten Stunden aufgesucht hatte, und dabei hatte ein Raum natürlich oberste Priorität.
Vorsichtig machte er sich auf den Weg zu seinem Büro.


Rabbe Schraubenndrehr lief verärgert in ihrer kleinen Zelle auf und ab,- Eine wahre Kunst auf weniger als 2 Quadratmetern,- und dachte darüber nach, was sie eigentlich hierher gebracht hatte. “Okkulte Flöte, pfft… Was zur Hölle sollte ich denn mit so 'nem Teil wollen?, fragte sie die Zellenwände im allgemeinen. Sie hatte das Objekt gleich erkannt als man es ihr aus dem Gürtel gezogen hatte, wie es dorthin kam war ihr jedoch ein Rätsel. Nachdem sie es vor einigen Monaten für Laiza in irgendeiner Schublade abgelegt hatte[2], war ihr das Instrument nicht mehr untergekommen, doch nun drohte ihr ein Verfahren, für ein Verbrechen dass sie nicht begangen hatte.
Grübelnd blieb sie stehen und rief sich wieder einmal ihren Tagesablauf vor Augen, in dem Versuch irgendetwas zu finden was sie entlasten könnte. Der ganze Tag war eigentlich recht ereignislos gewesen. Sie hatte am Vormittag einen kurzen Rapport beim Abteilungsleiter gehalten um ihn auf den neusten Stand ihrer aktuellen Ermittlung zu bringen, dann hatte sie einen Zeugen verhört. Das war ihr Vormittag gewesen, der Nachmittag war von Berichte schreiben und Archivrecherchen eingenommen gewesen... Aber wann wurde die Flöte eigentlich als vermisst gemeldet? Rabbe rieb sich die Nasenwurzel. Sie war zu dem Zeitpunkt mit Archivarbeit beschäftigt gewesen und das Memo war ihr relativ egal gewesen, aber... wann war das gewesen? Mittags?
“Der Tatzeitpunkt... Wenn er genauer festgelegt wurde gäbe es vielleicht eher eine Chance wie ich ein Alibi finden könnte.“ Bisher hatte noch niemand Zeit gefunden sie zu verhören, es war derzeit zu viel zu tun, aber... vielleicht könnte sie auch so etwas bewirken. Mit dieser Überlegung im Kopf spähte Rabbe zu den zwei Rekruten hinüber die Zellendienst schoben. Sie grinste unwillkürlich. „Ey, Vinzent!“, brüllte sie dann, beobachtete genüsslich wie ihr Kollege etwas unsicher zwischen ihr und seinem Mitrekruten hin und her sah, bevor er langsam näher schlurfte. „Ähm... Ja Rabbe?“
„Hohl mir sofort Fähnrich Harmonie her.“

Mit einem flauen Gefühl im Magen verließ Sebulon das IA-Büro. Der Ort war ein einziger Krater. Der Boden war mit Asche und diversen Splittern übersäht, einen Schreibtisch oder Schränke gab es nicht mehr, und das Schild neben der Tür besagte „Venezia Knurblich, IA“. Sebulon schüttelte zweifelnd den Kopf. Vor der Tür war ein Absperrband gespannt gewesen. War hier ein Verbrechen geschehen?
Sebulon schlenderte langsam den Gang hinunter und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Da sein Büro, dass er erst vor einer gefühlten halben Stunde verlassen hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein Büro gewesen war,- Sein Büro,- konnte er wohl mit relativer Sicherheit davon ausgehen dass er zu diesem Zeitpunkt noch in seiner Welt gewesen war. Aber was nützte ihm dieses Wissen? Wo genau war der Sprung gewesen, bevor, oder nachdem er auf Harry getroffen war? Wenn es erst anschließend gewesen wäre (was er aufgrund des plötzlichen Übelkeitsschubs vor einiger Zeit fast befürchtete) würde das heißen dass Wächter aus dieser Dimension in seine Dimension übergesetzt hatten… Und dort jetzt gerade womöglich ein heilloses durcheinander anrichteten, nur weil sie die verdammte Flöte haben wollten. “Aber was wollen die überhaupt mit diesem Ding?“

„Samaxsohn, komm her!“, bellte eine knurrende Stimme die dem Agenten nur sehr entfernt bekannt vorkam. Bereit gegebenenfalls schnell weg zu laufen drehte er sich langsam um, bemüht, Haltung zu wahren. Als er sah wer ihn gerufen hatte blieben ihm die nächsten Worte fast im Hals stecken.
Ihm gegenüber stand Jargon Schneidgut, oder zumindest jemand der ihm sehr ähnlich sah, sofern man nach Körpergrößer und Gesichtszügen ging, doch diese Version unterschied sich von dem Rechtsexperten seiner Welt nicht nur durch den Rot-Schwarz gefärbten Bart. Unter dem militärisch kurzem, ebenfalls schwarz gefärbten Haar war eine pochende Ader über einem Auge zu sehen, welches seinerseits ein zorniges Blitzen beherbergte, und der Mann war hier offenbar bereits zum Chief-Korporal aufgestiegen. "Wolltest im Dienst zu 'nem Kostümball, was Samaxsohn?!", brüllte der zornige kleine Mann, und riss dem Feldwebel die Streifen herunter bevor er irgendetwas hätte erwidern können. "Ich weiß nicht wo zur Hölle du die letzten Tage gesteckt hast, aber du sollst dich SOFORT bei Hauptmann Ohnedurst melden, KAPISCH?!"
"Ja Sir.", er knirschte mit den Zähnen, gab sich aber Mühe seinen Unwillen nicht zu zeigen. Statt dessen wandte er sich um und marschierte zügig den Flur hinunter, als ihn die Stimme zurückpfiff; "EY! WAS DENKST WO DU HINGEHST, HÄ?!"
Der Zwerg biss die Zähne zusammen und blieb nur gezwungenermaßen ruhig. "Ich wollte direkt zum Hauptmann, wie Sie es mir eben befohlen haben, darum,-"
"VERDAMMT RICHTIG, ALSO AB INS ERDGESCHOSS!"
Sebulon zitterte einen Moment vor Wut, mäßigte sich aber weiterhin, drehte sich und salutierte. "Ja Sir. Soll nicht wieder vorkommen!", verkündete in bester Schleim-Streber-Rekrutenmanier und lief dann im Stechschritt in die andere Richtung. "Hoffentlich treffe ich den nicht wieder.", dachte er, und wischte sich angewidert den Speichel vom Gesicht, der während des so genannten Dialogs auf ihn herab geregnet hatte.


*----------*

"Es tut mir Leid Rabbe, aber ich fürchte ich kann dir da nicht wirklich helfen, ich habe das Fehlen erst nach 2 Uhr bemerkt, als ich von der Mittagspause zurück kam. Vorher war ich unterwegs um den Geist einer verwitweten Jungfrau auszutreiben, darum war mein Büro von Zehn bis Zwei unbesetzt. Ich kann dir mit deinem Alibi wirklich nicht helfen." Laiza sah ehrlich bedauernd drein. Sie konnte zwar nicht sagen dass sie Rabbe wirklich gut leiden konnte, aber sie hielt sie nicht für die Diebin. Was auch immer hier passiert war, die Ermittlerin die sie nun resigniert durch die Gitterstäbe ansah wirkte auf sie einfach nicht wie die Person die erst etwas entwendete, sich dann erwischen liess und die Tat dann auch noch abstritt. Dafür wirkte ihr Gegenüber einfach zu geradeaus.
Rabbe starrte Laiza derweil noch einen Moment an, liess dann den Kopf einen Moment hängen und seufzte. "Na gut... Danke dass Sie vorbei gekommen sind, Mäm. Ich werde wohl einen anderen Weg finden müssen, meine Unschuld zu beweisen." Damit wandte sie sich um und setzte sich ohne ein weiteres Wort auf ihre Pritsche. Laiza blickte die Obergefreite noch einen Moment an, dann wandte sie sich zum gehen. "Bleib einfach bei der Wahrheit, Rabbe, dann kommt das schon alles heraus.", rief sie noch zurück, bevor sie den Zelltrakt verließ. Rabbe blieb allein in ihrer Zelle sitzen und starrte die Wand an, als würde diese irgendwann zerbröckeln wenn sie sie nur lang genug mit Blicken taxierte.


*---------*

Gemächlichen Schrittes lief der Zwerg hinunter ins Erdgeschoss, wobei er immer wieder mal einen Moment stehen blieb um einen deformierten Teppich, ein zerflossenes Fenster oder eine übermäßig verschwungene Wand zu Mustern. Er konnte nicht umhin sich zu fragen ob vielleicht einfach beide seiner Theorien gestimmt hatten; Vielleicht war er in einem Paralleluniversum und endgültig Wahnsinnig.
"Ohnedurst... Ohnedurst...", suchte er an den Namensschildern nach dem Hauptmann, als sein Blick unwillkürlich auf die Dunkelkammer fiel, und Hoffnung in ihm aufkam. Als er sich das letzte Mal in ein Paralleluniversum verirrt hatte war die Dunkelkammer das Tor gewesen durch das er hinein gekommen war... Wer konnte schon sagen ob es nicht auch aus diesem heraus führte? Ein Versuch konnte ja wohl kaum Schaden.
Klopfenden Herzens versuchte er die zugehörige Tür zu öffnen, die jedoch nur langsam zeigte was hinter ihr verborgen war; Sie quietschte und ächzte bei der Nutzung, doch der Agent sah sich unüberascht von diesen Schwiergkeiten, zu letzt hatte dieser Raum einen Schlüssel gebraucht. Als der Übergang völlig offen stand blickte der Öffner hoffend ins Dunkel, wo nichts als das eben genannte erkennbar war; Dunkelheit. Zögernd schritt Sebulon in den Raum und versuchte mehr zu erkennen als die auch für ihn nur schwer erkennbare Hand, die unmittelbar vor ihm an seinem Ausgestreckten Arm montiert war (Immerhin wollte er an keine der nicht sichtbaren Wände laufen). Nachdem er jedoch einige Sekunden mit ausgestreckten Armen durchs Dunkel gewatet war, gab er seine Hoffnung auf. Dieser Weg schien nicht zurück zu führen, und wenn doch würde er Ewigkeiten brauchen um die Richtige Stelle zu finden.
Auf diese Erkenntnis hin wandte er sich der Tür wieder zu, als ihm etwas aufs Gesicht tropfte. Er strich mit der Hand darüber, doch im Dunkeln konnte er nicht erkennen was es war, nur die relative Klebrigkeit und eine leicht... Kohlartiger Geruch waren ausmachbar. Sebulon schüttelte den Kopf und wandte sich zum gehen, doch da tropfte noch mehr von der seltsamen Flüssigkeit auf ihn herab. Irritiert blickte er nach oben und zuckte zusammen. Über ihm hing die hagere Gestalt Rascaal Ohnedursts und starrte ihn aus bösen Augen an. In seinem Mund steckte der Rest einer triefenden Knolle.
Sebulon wurde schlecht. Er schluckte. "Ah... Sör, ich hab sie da oben gar nicht bemerkt.", brachte er hervor und tat sein möglichstes, den Ekel zu verbergen. Der Vampir starrte ihn weiter an, und obwohl der winzige Rest Logik im Hirn des Zwergs sich fragte, warum er den anderen in dieser Finsternis eigentlich sehen konnte, und zeitgleich den Hinweiß lieferte dass dies eigentlich ein Hinweiß auf die Einbildung der überhängenden Gestalt war, konzentrierte sich der Großteil seines Seins doch auf die Überlegung ob es wirklich so clever gewesen war innerhalb dieses Universums mitzuspielen. Der Gesichtsausdruck des Vampirs ließ ihn daran zweifeln, doch gerade als der Sohn des Samax ernsthaft erwog einfach davon zu laufen sprang der Dienstältere herunter und zog den Rest der Knolle mit einer einzigen Ekligen Bewegung seiner Zunge aus den Zähnen heraus und schluckte sie herunter.
Das Geräusch war unbeschreiblich.
Für einen weiteren Moment herrschte Schweigen. Rascaal starrte den Agenten erwartungsvoll an. "Ja?", fragte er schließlich in ruhigem, unterschwellig gereizten Tonfall.
"Äh.., Sie wollten mich sprechen, Sir?"
"Natürlich." Er klang nun freundlich, aber das Gesicht war eine einzige Maske, und während Sebulon ihn so musterte musste er sich fragen ob die Ohnedurst-Version seines Universums eigentlich genauso irre ausgesehn hatte. Er hatte nie näher mit ihm zu tun gehabt, allerhöchstens hatte er ihn vielleicht irgendwann mal nach dem Ketchup gefragt, aber... so ein Blick wäre ihm doch aufgefallen.
Oder?
"Hast du sie mitgebracht?"
Sebulon schluckte. "Ähm... Die Flöte, nicht wahr, Sir?"
"Natürlich die Flöte!" fauchte Ras, und nun klang er noch weit ungeduldiger als zu Beginn. "Denkst du unnützer kleiner Gefreiter etwa, wir hätten dich einfach zum Spaß ins Andere Hosenbein geschickt? Was ist nun? Wo ist sie?!"
"Die... Flöte..." Sebulon suchte fieberhaft nach einer Lösung der Situation. Natürlich konnte er hoffen dass man ihn nochmals schickte wenn er behauptete, versagt zu haben, und um einen weiteren Versuch bat, aber... er konnte nicht sicher sein, ob man ihn nicht stattdessen in eine Zelle warf.
"Also.. Ich hatte sie schon in der Hand Sir, aber dann kam diese... äh...dämliche Obergefreite und hat sie mit abgenommen, bevor ich etwas weiteres tun konnte wurde ich auch schon wieder in dieses... Hosenbein zurück geworfen." stammelte der Zwerg, im verzweifelten Versuch wie ein inkompetenter Gefreiter zu klingen. Der Hauptmann starrte ihn stumm an, als sich sein Blick plötzlich leicht veränderte und er weißlich wirkende Finger ausstreckte. Mit Schrecken sah Sebulon zu, wie sein gegenüber ein paar kleine Fäden von seiner Schulter zupfte, während die Erinnerung an das dass abreissen seiner Streifen ihm durch den Kopf rann.
"Ich verstehe..." Der Hauptmann sah bedächtig auf das Textil und ließ es dann zu Boden gleiten. "Du bist also der Andere." ein leises, kaltes Lachen drang aus Rascaals toter Kehle. "Das ist natürlich sehr interessant.", sprach er in fast schon amüsiertem Tonfall, und trat nun sehr dicht an den kleineren heran. "Sag mir, Zwerg... Wo ist die Flöte wirklich?"
Sebulon wog seine Chancen ab. Er wollte wieder nach hause, und vielleicht konnte er einen Handel mit,-
Sein Blick fiel auf die Augen des Vampirs, und alles in ihm wehrte sich. Nein. Ein Handel um ein derartiges Objekt kam nicht in Frage. Nicht mit so jemandem. Er wusste nicht wie der IA-Agent Rascaal Ohnedurst aus seiner Welt gewesen war, aber dieser Hauptmann sah aus als würde er mit der Flöte alles und jeden Unterwerfen dem er nur habhaft werden konnte.
"Wo ist die Flöte?", wiederholte Rascaal in diesem Moment, diesmal um einiges ungeduldiger. Bestimmender.
Samax' Sohn sah trotzig zu ihm auf. Ärger regte sich. "Du bekommst sie nicht.", erwiderte er patzig, und bereute sein Rückgrad keine Sekunde später; Rascaal packte ihn mit einer Hand am Revers, hob ihn hoch und drückte ihn an die nächste Wand. Seine Hand drückte dem Agenten unangenehm auf den Kehlkopf. "Glaubst du wirklich, du hast die Wahl? Wenn du mir die Flöte nicht liefern willst, werde ich dich einfach töten und mir die Flöte selbst holen." Knolllensaft lief ihm aus dem Mund. Bevor Sebulon etwas weiteres erwidern konnte schwang der Größere ihn plötzlich herum und warf den Zwerg an die nächste Wand.
Zufrieden blickte er auf den zuckenden Zwerg, der nach wenigen Sekunden in Bewusstlosigkeit sank. Einen Moment blickte er den Feldwebel noch an, dann schlenderte er zur Tür und steckte den Kopf durch die noch immer offene Tür.
"Llanddcairffyn, Steinstiefel! Wir haben hier noch einen Deserteur, werft ihn in eine Zelle!"

"In welche Zelle sollen wir ihn werfen? Zu den kaputten Bettlern die es wagten um ein Stück Brot zu bitten?", fragte der ewig Hauptgefreite Daemon, und ließ den Blick durch den Zellentrakt wandern. Wenn es nach ihm gegangen wäre hätten sie den Gefangenen am besten an den Füßen gepackt und über den Boden hergeschleift, aber sein Vorgesetzter war dagegen gewesen. "Blöder Sentimentaler Steinstiefel." Sie hatten den Deserteur also getragen... und nun wies der Oberfeldwebel auf eine Zelle am Ende des langen Traktes, eine, in der schon ein anderer Wächter saß. "Ich muss entschieden protestieren! Wenn wir die beiden zusammen sperren werden die doch nur zusammen konspirieren! Ich kenne diese Verräter, die sind alle,-"
Glum brummte ihn an. Dass tat er oft. Brummen. "Aber,-"
Der Zwerg starrte ihn kalt an. Dann brummte er. Leise. Sonor. Drohend.
Daemon schluckte und knurrte verärgert, half aber weiter den Wächter zur Zelle zu tragen und ihn auf die Pritsche zu wuchten. Nachdem Glum ohne einen weiteren Blick zurück gegangen war, lungerte der Hauptgefreite Llanddcairfyn noch vor der Zelle der beiden Wächter herum. "Ich wette du bist froh einen Zellgenossen zu haben, was Glatzkopf?"
Der Angesprochene antwortete nicht sofort. Es war ein Mensch in mittleren Jahren mit dunkler Haut und recht abgenutzer Uniform. Sein Gesicht war zerschrammt und dreckig, und er roch wie jemand der schon seit einer ganzen Weile in einer Zelle lebte. Schließlich öffnete er langsam den Mund. "Hast du keine Rekruten zusammen zu schreien, Daemon?", fragte er leise und ohne erkennbare Gefühlsregung.
"Pah! Was weißt du schon... Du redest immer von Loyalität und so, und dann hintergehst du diese ganze Welt! Wenn hier jemand kein Recht hat über irgendjemanden zu urteilen dann du!" Auf das andauernde Schweigen des Zelleninsassen hin spuckte der Hauptgefreite verärgert aus. "Warts nur ab! Bis du auf dem Richterblock landest ist es nur eine Frage der Zeit, Bürstenkinn!"


*Im Büro des Kommandeurs*

Rince pulte in seinen Ohren. Seit einiger Zeit litt er an beunruhigend starker Verstopfung in eben diesen.
"Ich muss unbedingt mal wieder in die Kur..."
Nachdenklich blickte der Kommandeur für einen Moment auf die ohrlichen Hinterlassenschaften die an seinem Finger klebten, dann wischte er sich selbige an der Hose ab und langte nach der untersten Schublade.
Er griff ins Leere.
Verdutzt blickte Rince nach unten, um festzstellen dass der Knauf der Schublade wieder ein Stück verrutscht war. "Verdammtes Zerfließen!" Er zog die Schublade auf und riss ein Butterbrot heraus. Zwei Sekunden später kaute er, doch sein Blick ruhte noch immer auf der Schublade, und der eigenartigen Realitätskrümmung der sie unterlag. "Warum bin ich damals nicht in den Ruhestand gegangen?", fragte er sich, und dachte betrübt an die vergangenen Jahre. Seit seine Frau gestorben war, hatte sein ganzes Leben nurnoch aus Ärger, Zorn und Trauer bestanden... und aus Verwunderung, wie man eigentlich kochte. Als vor über einem halben Jahr dieser Irre erklärt hatte, er würde die Welt verändern, hatte ihn das nicht geschreckt, im Gegenteil. "Wenn die Welt sich komplett ändert... wenn die Schildkröte uns vielleicht von ihrem Rücken schmeißt, oder die Elefanten beschließen würden Zwei Mal die Woche Salsa tanzen zu üben wär zumindest was los..." Doch stattdessen war nichts passiert. Gar nichts. Zumindest hatten sie das gedacht; Der Mönch war auf dem Palast herumstolziert und hatte auf seiner Flöte geblasen, hatte die Leute hypnotisiert, den Patrizier in rosa Baderobe herumstolzieren lassen und den Palast verhüllt... und dann hatte jemand auf ihn geschossen, er hatte empört ein paar Flötentöne gelassen und war in eine andere Dimension abgewandert.
Und sie dachten, das wäre es gewesen. Erst Zwei Monate später vielen die ersten Veränderungen tatsächlich jemandem auf... der daraufhin erstmal ins Irrenhaus kam, doch kurze Zeit später war die Realität einfach nicht mehr zu verleudmen: Ihre Welt zerfloss. Am Anfang hatte alles nur ein wenig verwaschen ausgesehen, aber inzwischen waren teils ganze Gebäude kaum noch begehbar, und wenn man sie doch betrat musste man befürchten, verzerrt wieder heraus zu kommen.
Rince schluckte und blickte aus sein Brot. Die Sache mit den Broten hatte er nie richtig hinbekommen. Sein Mittags- und Abendessen bestand inzwischen ohnehin aus dem fettigen Essen diverser Imbisse, wie seine heimliche Küche aussah wusste er kaum noch... Die meiste Zeit brachte er ohnehin im Wachhaus zu.
"Aber können wir überhaupt sicher sein dass wir mit der Flöte allein unsere Welt wieder in Ordnung bringen können?", führte er seinen vorigen Gedanken weiter. Von vorne herein hatte er darauf bestanden dieses Objekt zu stehlen... Wenn sie denen im Paralleluniversum sagten was es mit diesem Objekt wirklich auf sich hatte würden diese das Ding womöglich für sich behalten... "Und am Ende andere Paralleluniversen ausrauben um ihres mächtiger zu machen" Es schauderte ihn. Sein Stellvertreter war der Ansicht gewesen, dass dies nicht der Fall sein würde, aber der Kerl war in letzter Zeit sowieso immer seltsamer geworden... und zunehmend weniger vertrauenswürdig.
Rince stopfte sich den Rest seines Brotes in den Mund und spülte mit einem Schluck Bärdrückers nach. Wenn diese Sache vorbei war, würde er Rascaal auf einen Auslandseinsatz nach Klatsch schicken. "Irgendwie kriege ich sicher hin dass ihn dort jemand Teil der Wüste werden lässt... Das bisschen Staub mehr oder weniger wird schon niemandem aufallen."
Er seufzte. Warum sich überhaupt die Mühe machen? Klar, Rascaal ging ihm auf die Nerven, aber wenn sie es nicht hinbekamen die Flöte zu erhalten würde diese Ganze Welt ohnehin zum Teufel fahren. "Und wäre dass nicht ohnehin besser so?" Wenn Rince sich in dieser Stadt umblickte, wenn er den Zustand dieser Welt nüchtern betrachtete konnte er nicht umhin sich dies zu fragen. Sie waren eine gesellschafft die in Dekadenz und Armut gleichermaßen lebte, und das in mehrfacher Hinsicht: Die Arbeitenden konnten schlemmen und huren wie sie wollten während die Arbeitslosen darbten und langsam starben. Gleichzeitig dürfte die ganze Gesellschaft nie Emotionen zeigen: Nie dürfte man sagen "Das Essen schmeckt gut", "Das machst du gut!", oder überhaupt irgendeine Äußerung dieser Art nach draußen zeigen. Sicher, im Wachhaus schrie man sich offen an, aber sobald mal inspektoren da waren wurden sie alle zu emotionslosen gestalten. ruhig. diszipliniert. Grau.
Rince blickte aus dem Fenster.
"Wir sind degeneriert... Was ist das überhaupt für ein Leben? Wir haben so viel geschichte und Kultur - und sind doch so farblos. Ist es für so eine Welt nicht besser, ausgelöscht zu werden?"
Er betrachtete die Wolken, wie sie durch den Himmel zogen.
Ein Entschluss reifte in ihm.


*Einige Stunden später*

Unangenehme Bilder schwebten vor Sebulons innerem Auge vorbei als er langsam zu Bewusstsein fand. Braggaschs Irrer Blick ging nahtlos in Rascaals über, der an der Decke hing und ihn wortlos antropfte. "Argh.", stöhnte der Stammagent leise als er seine Augen noch einmal zusammenkniff, und dann doch langsam öffnete. "Was für ein grässlicher Traum", dachte er gerade, als seine Umgebung langsam klarere Umrisse annahm, und ihm dämmerte dass es wohl doch kein Traum gewesen war. Er schluckte. Die Haarige, ungewaschene Gestalt Cim Bürstenkinns,- oder zumindest jemand der wie ein sehr haariger Cim Bürstenkinn aussah,- blickte ihm aus müden, blutunterlaufenen Augen von der gegenüberliegenden Koje entgegen.
Sebulon starrte. Dann kämpfte er gegen die aufkeimende Übelkeit, starrte weiter, gab seinem Magen aber schließlich nach.
"Jetzt besser?" Cim hatte das aufwachen und darauf folgende entleeren des Älteren eher teilnahmslos verfolgt. Er hatte sich nicht mal die Mühe gemacht, sich aufzusetzen.
Sebulon wischte sich Mund (und Bart) mit dem Ärmel ab und setzte sich wieder auf. Er fühlte sich zerschlagen. "Ja.. danke." Unsicher blickte er sein Gegenüber an. Die Bürstenkinnversion ihm gegenüber sah stoischer aus als jeder Mensch den er je zuvor gesehen hatte; Der Blick war müde, die Haltung absolut gelassen. Sein Bart war nicht sehr lang, aber unheimlich struppig, und über sein Gesicht war längs eine Art blaue Forelle tätowiert. An seiner Schulter waren die Rangabzeichen eines Leutnants zu sehen, Die Tatsche dass er in einer Gefängniszelle lag, schien ihn in keinster Weiße zu stören.
"Ähm..." Sebulon sah ihn unsicher an. Die Leute in dieser Welt hatten bisher alle relativ... unmoralisch gewirkt. Aber was sagte das über ihre Gefangenen aus? Wer in einer unmoralischen Welt als Verbrecher galt musste nicht automatisch moralisch sein, aber es bestand zumindest die wage Möglichkeit, dass er es vielleicht doch war. "Darf ich fragen warum man dich hier eingschlossen hat?"
"Ich hab Drei Männer umgebracht.", antworte Cim todernst. Sein Blick war stahlhart, und Samax' Sohn spürte wie ihm kalt wurde. Einen Moment starrten sich die Zwei bewegungslos an, dann brach Der Leutnant ohne Vorarnung in dumpfes Gelächter aus. "Nur ein Scherz!" er grinste. "Du hast nicht zufällig etwas Tabak bei dir, oder?"
Der Ältere klopfte demonstrativ auf seine Taschen und verneinte, noch immer unsicher, was er von diesem Kerl halten sollte.
"Na schön... dann werden wir die nächsten Stunden leider schweigend ohne Rauchen hinter uns bringen müssen."
Sebulon sah ihn ein wenig vor den Kopf gestoßen zu, wie er sich ein wenig herumwälzte und dann die Augen wieder schloss. "Hey! Willst du mir nicht vielleicht helfen hier rauszukommen?"
"Nö. Ich schlafe lieber noch ein bisschen. Wenn du es versuchen willst, nur zu, aber sei bitte nicht zu laut." damit drehte sich der Leutnant zur Wand und schwieg.
Der Stammagent (dessen Magen sich inzwischen wieder beruhigt hatte) blickte ihn einen Moment fassungslos an, stand dann etwas wackelig auf und sah sich um. Die Zelle war klein und er sah weit und breit nichts was ihm beim aufstemmen der Gitterstäbe hätte helfen können. Sein Werkzeuggürtel war weg, wahrscheinlich hatte man ihm selbigen abgenommen, und auch sonst konnte er nichts entdecken, was irgendwie von Vorteil gewesen wäre. Dass er im kleinen Zelltrakt untergebracht worden war, schien keine Hilfe,- Das Fenster wäre theorhetisch zwar groß genug damit er vielleicht durchpassen würde, aber erstens käme er nie so hoch,- und zweitens waren da ja schließlich noch immer die Eisernen Hindernisse zwischen diesem Raum, und der Freiheit.
Langsam trat Sebulon an die Gitterstäbe und begann, nach einem Schwachpunkt zu suchen. Er wusste nicht was man hier mit ihm machen würde, aber nach dem, was er bisher von dieser Welt mitbekommen hatte, wollte er auch nicht lang genug bleiben um es herauszufinden.

Gute Eineinhalbstunden später hatte der Stammagent jeden Zentimeter der Zelle untersucht und rang sich nur sehr langsam zu der Erkenntnis durch, dass er wohl nicht in der Lage sein würde alleine aus diesem Gefängnis herauszu kommen. "Wer hätte gedacht dass ich jemals aus einer unser eigenen Zellen würde ausbrechen müssen?", fragte er sich, und ohne dass er es wollte überkam ihn einen Moment lang fast die Hoffnungslosigkeit. In den anderen Zellen konnte er so manche traurige Gestalt sehen die teils ziemlich übel zugerichtet aussahen. Niemand hier wirkte, als wäre er schon allzu lang hier,- Sebulon schluckte und ignorierte den logischen Schluss der sich aus diesem Fakt ergab.
"pssst!" Im Mondlicht zeigte sich vor dem eng vergitterten Fenster schemenhaft ein paar Beine und zwei hände. "Du bist der andere Le Buson, oder? Bleib ruhig und weck das Fischgesicht, wir haben nicht viel Zeit!", zischte die Stimme, und die Person ging in die Hocke. Klopfenden Herzens schüttelte der Agent seinen Zellengenossen wach. "Hmm? Wasn los? Issie da?" verschlafen richtete Cim sich auf. Derweil schmierte die Gestalt an der Außenseite eine Flüssigkeit auf die Eisenstäbe und die Steine außen herum. "Geht ans Ende der Zelle, schnell!", flüsterte sie laut, und klebte eine Zwei kleine Rote Stangen auf die Wand. Als sie sicher war, dass die beiden Wächter so weit weg waren wie möglich, zündete sie sie an und wich gleich darauf in den Schatten einer Mauer zurück. Vier Sekunden später ertönte eine Explosion und ein gut Zwei Meter großes Loch war in der Wand. "Das war.. bemerkenswert." sagte Sebulon leise, und klopfte den Staub von seiner Uniform, als Bürstenkinn ihn plötzlich von hinten packte und ihn in Richtung der Öffnung hochhob. Ohne eine weitere Frage stellen zu können wurde der Zwerg an die Gestalt auf der Außenseite des Gebäudes gereicht, die ihn an den Händen herauszog. "Äh... Danke.", sagte er verdattert, während die Gestalt sich bückte um Cim herauszuhelfen. Ein paar Sekunden verstrichen, dann war auch das Bürstenkinn befreit. Beide drehten sich nun zu ihm um, und es verschlug dem Agenten glatt die Sprache als er im fahlen Mondlicht erkannte, wer ihn soeben befreit hatte. "Rabbe!", entfuhr es ihm verblüfft, doch die Wächterin legte einen Finger vor den Mund. "Sht! Wir reden später, jetzt komm mit!", flüsterte sie, und winkte beide hinter sich her als sie in eine Gasse huschte. Nach einem kurzen Moment des überlegens folgte Sebulon ihr. Die beiden hatten sich von allen Leuten in diesem Universum bisher am hilfreichsten verhalten. Ihnen zu folgen konnte kaum schaden, er würde schließlich kaum noch einmal eingebuchtet werden, oder? Und immerhin würde er auf diesem Weg vielleicht irgendetwas darüber erfahren, warum eigentlich alle so hinter dieser Flöte her waren.



*Woanders*

Araghast Breguyars Blick ging durch den Vogelkäfig hindurch, durch die Wand dahinter und direkt ins Nichts. Wenn sein Mund nicht verbunden gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich trotzdem nichts gesagt. Dennoch wünschte er sich, dass zumindest die Möglichkeit bestünde, dann könnten sie (wenn vielleicht tatsächlich mal wieder alle bei Bewusstsein wären) immerhin Informationen austauschen. Araghast ließ den Blick über Harry schweifen der in seinem Vogelkäfig döste, blickte zu Ettark der mit den Armen über sich an der Wand festgekettet in einer Zelle gegenüber hing, und ließ den Blick schließlich auf Braggasch ruhen der in ganz ähnlicher Position wie er selbst neben dem Hauptgefreiten festgesetzt worden war; Arme und Beine in Metallschienen an der Wand festgenagelt, den Kopf mit Gurten an eben dieser festgezurrt. Nur der Mund war ihm nicht verbunden worden, wie auch Harry und Ettark nicht, doch das hatte bisher niemandem recht etwas gebracht. Braggasch und Ettark waren erst seit dem Vortag hier, Harry und Araghast selbst schon seit gut Drei Tagen. "Was wollen die nur mit uns?", fragte sich der Kommandeur nicht zum ersten Mal, und wünschte sich,- etwa zum tausendsten mal,- einen Drink. Er wusste nicht einmal so genau wie er hier hergekommen war, geschweige denn, wo er sich überhaupt befand. Sammelte hier jemand Wächter? Und warum ausgerechnet sie? Er selbst und der Oberstabsspieß würden als Geiseln ja noch Sinn machen, aber der Bergige war nur ein Hauptgefreiter, und Braggasch, auch wenn er Stellvertretender FROG-Leiter war, immernoch nur ein Korporal. Was versprach man sich also davon? “Außer natürlich, man will uns gar nicht hier festhalten, sondern nur vom Wachhaus fern halten.“ In einem solchen Fall wäre die Lage eigentlich noch wesentlich ernster; Demnach wäre sowohl die Möglichkeit ihrer Rettung wie auch die eines Austausches eher unwahrscheinlich. Nein. Jemand der solche Wächter vom Wachhaus wegholte um sie fernzuhalten hatte eindeutig vor, der Wache nachhaltig zu schaden, doch was hatten Ettark, Braggasch, Harry und er selbst gemeinsam? “Wir sind alle Wächter.“, stellte der Kommandeur trocken fest. “Das ist wahrscheinlich schon Grund genug uns eins auszuwischen.“
Grimmig dachte er an seine Gefangennahme zurück. Er war auf dem Heimweg gewesen als ein verletztes Kind panisch auf ihn zugerannt kam. Er wollte dem Jungen entgegen gehen und fragen, was passiert war als ihm jemand von hinten nieder schlug - so, oder so ähnlich musste es gewesen sein. Als er wieder zu sich kam, war er hier gewesen,- Er wusste nicht einmal wo 'hier' eigentlich war. "Aber wenn ich wem auch immer wir das hier zu verdanken haben erwische, kann er was erleben.", knurrte Araghast gedanklich, und biss die Zähne zusammen. Er fühlte sich für seinen Geschmack wesentlich zu dreckig. Er war müde, durstig, hungrig und alles tat ihm weh - aber vor allem wollte er wissen was zu Hölle hier los war. Leider, war er mit Schienen an die Wand genagelt worden. Aus dieser Position heraus konnte er nicht einmal seinen Kopf drehen. "Aber ich komme hier schon noch raus... Und dann wird abgerechnet!"


*In einem anderen Universum*

„Hast du das Schloss jetzt bald mal offen oder was? Ich denk' du kannst so was!“, meckerte der Gnom und lief ungeduldig im IA_Büro auf und ab. Nachdem sie festgestellt hatten dass der IA-Agent dieser Welt nicht mehr auffindbar gewesen war, kam ihnen in den Sinn dass ein derart pflichtbewusster Wächter Beweißmittel wahrscheinlich ohnehin nicht mit nach hause nehmen würde... es blieben nicht viele Orte, wo im Wachhaus er die Flöte gelassen haben konnte. „Ich bin in diesen Dingen halt nicht so gut wie meine durchgeknallte Version dieser Welt!“, knurrte Broggosch zurück und stocherte weiter in dem Burlich-und-Starkigarm-Schloss herum. Im Gegensatz zu Braggasch war er direkt in Kupferkopf aufgewachsen, hatte aber handwerklich kaum etwas gelernt; Schlösser, Mechanik oder Metall hatte ihn nie interessiert, Textilien und Stoffe dafür umso mehr. Da dies zu hause auf keine zustimmung stieß war er schon vor über Dreißig Jahren nach Ankh-Morpork gekommen und bei einem Schneider in die Lehre gegangen. Alles weitere beihaltete den tragischen (bis heute ungeklärten) Tod des Schneiders und eine Menge wachiges Gewimmel. Der Rest war Geschichte.
„Das ist mir völlig egal. Wir haben nicht viel Zeit, also beeil dich verdammt, die Tagschicht kommt bald!“, keifte Larry,. Da wurde es Broggosch zu viel. Ein leises ‚Pling’ erklang, als er den Dietrich zu Boden fallen ließ und sich verärgert zu dem Gnom herumdrehte. „Hör mal gut zu kleiner, Ich mach hier meinen Dschobb, also mach du deinen. Ich kann nichts dafür dass dieser Spinner sich nicht an die Mission hält und stattdessen wie besoffen durch die Stadt läuft, also verhalt dich gefälligst nicht so als wär diese ganze verdammte Situation meine Schuld, immerhin konntest du ihn auch nicht festhalten! Also halt deine verdammte Klappe!“
Larry sah ihn verärgert an, grummelte etwas unverständliches und wühlte in einer weiteren Schublade herum. “Nichts als Schrauben und Muttern... und was dieser Goldwart sich rausnimmt... unglaublich. Wo steckt Breguyar wenn man ihn braucht? Und Tetark ist auch schon wieder abgehauen... Von wegen 'Er hat seinen Teil des Dschobbs erledigt'... Blödmann!“ Larry marschierte verärgert auf und ab. Bevor sie Sebulon abgepasst hatten waren sie bemüht gewesen etwas über ihre Ichs dieser Welt heraus zu finden... er selbst hatte dann versucht wie ein gönnerhafter, ehemaliger Ausbilder zu wirken während Broggosch sich irgendein Gerümpel geschnappt hatte, Blut dran schmierte ("Für die Dringlichkeit", wie er behauptet hatte) und sich dann so jämmerlich und fordernd darstellte wie er gekonnt hatte, das zumindest hatte er gesagt.
Erfolg war ihnen ja leider nicht beschienen gewesen.

Arghast Breguyar, seines Zeichens Fischliebhaber, Pfeifenraucher und überzeugter Trunkenbold, informierte sich zum ersten mal in seinem leben ernsthaft über Geographie. Er hatte den Tag recht angenehm verbracht. Er hatte ein Museum aufgesucht, sich geprügelt und einem Kind ein Bonbon geschenkt. Diese Stadt war erstaunlich! Der Verkaufspreis diverser Waren wurde offenbar willkürlich von den Verkäufern bestimmt, wie sie wollten und ihre Kunden noch zu zahlen bereit waren, offene Emotionen schienen nicht nur gestattet sondern auch noch absolut an der Tagesordnung zu sein, und... es war unglaublich dreckig.
Freudig strich Arghast sich durch den Bart. Diese Welt gefiel ihm, und im Grunde rückte die Erinnerung an seinen Auftrag und jegliches Pflichtgefühl gegenüber der Wache aus seinem Universum immer weiter in die Ferne. Warum eine Flöte stehlen um eine kaputte Welt zu retten? Dieses Universum war offensichlich so viel besser... und wer sollte je herausfinden dass er übergesiedelt war? Sicher, er konnte nicht in dieser Stadt bleiben, weil ihn hier jeder für den Kommandeur der Stadtwache, einen ehrenhaften, verheirateten Halbvampir hielt (statt für den versoffenen, ledigen Korporal der er wirklich und wahrhaftig war), aber er konnte in eine andere Stadt gehen... Quirm, oder Lancre oder sonst irgendeine weit entfernte Stadt, und dort einen Neuanfang machen. In der alten Welt hielt ihn nichts mehr.


*Zurück bei Sebulon*

Sie waren den Schreien in der Nähe des Wachauses schon lange entkommen und näherten sich nun einer von vielen dunklen Gassen in dem Viertel, dass Sebulon als Hafenviertel kannte. Tatsächlich war jedoch wesentlich weniger los als er es um diese Zeit hier gewohnt war.
Kein Mensch[3] weit und breit, Dunkelheit hinter den Fenstern, Totenstille. “Die reinste Geisterstadt“
Er wusste immer noch nicht recht wohin genau sie eigentlich gingen, aber es war jetzt schon offensichtlich dass sich ein Großteil der Stadt ebenfalls sehr von den Versionen seiner Welt unterschied. Es zog sich zwar eine große Menge von Imbissen durch die Stadt, und offenbar gab es auch einige Näherinnen, doch von nirgends drang ein „FIIIIIIIISCHE! FRISCHE FIIIIISCHE!“, ein „TIMES! TIMES! HOLT EUCH DIE NEUE TIMES!“ oder gar ein „Hey süßer... willst du nicht,-„ bevor die schmerzlichen Schwestern einen niederschlugen weil man seine Finger nicht von der Handtasche der netten lady lassen konnte. Alles war so...friedlich.
„Wir sind da!“, zischte Rabbe, und riss den Zwerg so aus seinen Gedanken. Das Trio befand sich in einer schmalen Gasse mitten im Hafenviertel, und soeben klopfte die Schwarzhaarige in einem komplizierten Rhythmus an die Tür. Ein schmaler Schlitz öffnete sich und drei misstrauische Augen spähten nach draußen, dann öffnete sich die Tür und eine eigenartig unförmige Version eines schwarzen Mannes winkte das Trio herein.
Sie fanden sich in einem dunklen, holzgetäfelten Eichenholzgang wieder, es roch nach Rauch und Alkohol. Nachdenklich sah Sebulon sich um. Der folgende Raum war ebenso dunkel, doch hing hier dichter Rauch in der Luft. Die Schwarzhaarige dirigierte die Gruppe in Richtung eines Ecktisches, wo schon ein anderer Zwerg saß und auf ein Bier starrte. "Glum!", entfuhrt es Sebulon überrascht, bevor er sich erinnerte dass es sich hier ja wohl um die Parallelversion seines Freundes handelte. Diese blickte soeben auf und nickte den Ankommenden grüßend zu. "Ist euch jemand gefolgt?"
"Wären wir dann hier?" Rabbe sah den Zwerg an vorwurfsvoll an. "Trau mir auch mal was zu."
Die drei setzten sich an den Tisch, und Sebulon konnte nicht umhin den anderen Zwerg anzustarren. Glum sah hier wesentlich älter, und um einiges dürrer aus als in seiner Welt. Das dichte braune Haar war von mehreren grauen Strähnen durchzogen und seine Augen wirkten nicht nur mürrisch und klug, sondern vor allem traurig.
"Also.", begann Glum, und sah Sebulon nachdenklich an. "Bevor wir anfangen... Wie heißt du? Deine Version in unserer Welt hieß Le Buson, aber er... ist wahrscheinlich tot, und da wir wissen dass die unterschiedlichen Personen-versionen in anderen Universen oft andere Namen haben...?"
Sebulon blickte ienen Moment zu Boden, räusperte sich. "Sebulon." Was konnte es schon schaden ihnen das zu sagen?
"Gut. Das wird reichen. Ich bin Guml Stiefelstein"
"Mic Bürstenkinn"
"Brabe Schraubenndrehr"
Sebulon nickte ihnen allen zu und steckte seine Hände unter den Tisch. Diese ganze Parallel-gestaltensache machte ihn fertig. Er knetet seine Hände unter dem Tisch und starrte auf die Tischplatte. Warum musste dieser Weltenmist immer ihm passieren? Warum musste er mit Leuten aus anderen Dimensionen zu tun haben, warum passierte das stattdessen mal jemand anderem als immer dem IA-Agenten?
"Jedenfalls...", fuhr Guml fort, "...befindet sich unsere Welt in einem Zustand fortwährender zerstreung. Du hast wahrscheinlich schon gemerkt, dass viele Wände oder allgemein Gegenstände sich hier verzerren."
Sebulon nickte.
"Das liegt daran, dass unsere... Realität ausläuft."
"Äh... was?" verblüfft blickte der jüngere den älteren Zwerg an. Die anderen Beiden hatten indessen geordert, und nun stellte eine Bedienung mehrere Gläser und eine Flasche guten Zwergenwhiskys auf den Tisch. Geistesabwesend schenkte Guml ein.
"Vor ungefähr einem Jahr,-", er nahm einen Schluck ",-tauchte wie aus dem Nichts ein Kerl in orangener Robe auf dem Dach des Palastes auf. Er machte alle möglichen Kapriolen, tanzte, spielte Tambourin, sang... lauter solche Sachen. Irgendwann zog er eine Flöte aus der Tasche und dass,-" noch ein Schluck ",- hätten wir verhindern sollen."
"Zu dem Zeitpunkt als er das Instrument an die Lippen setzte waren wir drei und eine Hand voll anderer Wächter gerade von einer Besprechung mit dem Patrizier zurück, darum bekamen wir das ganze Spektakel mit.", übernahm Brabe. "Als er zu spielen anfing ergriff uns plötzlich eine unsichtbare Macht, wir wurden gezwungen uns zu bewegen und uns zu verhalten wie die Töne es uns diktierten." Brabe schauderte es. "Wir mussten tanzen, wildfremde Leute umarmen, eklige Dinge trinken und so weiter. Er hatte volle Kontrolle über uns, nicht auszudenken, was er uns noch alles hätte machen lassen können." sie trank ihr Glas in einem Schluck halbleer. "Nachdem er den Patrizier zwang eine rosa Baderobe anzuziehen und auf dem Dach des Palastes zu tanzen hat jemand auf ihn geschossen. Wir konnten leider bis heute nicht herausfinden wer. Und seit dem...nun."
"Seit dem haben wir ein Problem." erklärte Mic. "Der Schuss verfehlte ihn knapp, aber er war sehr empört, er rief irgendetwas davon dass alles eins werden würde, und von Suppe sprach er auch, dann spielte er etwas auf seiner Flöte und... verschwand."
"Er verschwand?", hakte der Agent misstrauisch nach, doch gleichzeitg wusste er genau was passiert war. Genau genommen hatte er genau das selbst schon einmal erlebt. Grimmig erinnerte er sich, wie er gewzugnen war akrobatische Kapriolen durch zuführen bevor der orange gekleidete Mann in einem Farbwirbel verschwunden war. "Aber war es wirklich derselbe? Und wenn ja,- könnte man mir der Flöte heir wirklich wieder für Ordnung schaffen?"
"Ja, er verschwand.", sagte Guml leise. "Wir glauben es war ein abtrünniger Geschichtsmönch. Er ist uns nach diesem Tag noch einige Male begegnet und hat seine Späße mit uns getrieben, und jedes Mal hat er gesagt, dass unsere 'Suppe', wie er es nannte, ausläuft. Darüber hinaus konnten wir nie viel über ihm herausfinden, nur eben dass er mal mit den Geschichtsmönchen zu tun hatte und dass er offenbar zwischen den Dimensionen beliebig hin und her wechseln kann. Wir konnten nur einen weiteren Geschichtsmönch ausfindig machen und der erklärte uns dass sie gegen ihn machtlos sind. Wir bekamen heraus dass der Kerl eigentlich 'At-zuh-bieh' heißt, zumindest sagte er das, aber die Mönche, und auch die meisten von uns, nennen ihn nur Den Schlendermann."

Für einen Moment herrschte Stille.

Die drei ansässigen Wächter starrten Sebulon mit erwartungsovllen Blick an. Er selbst starrte die Tischplatte an. [4]
"Also... braucht ihr die Flöte um eure Welt zu retten, sehe ich das richitg?"
"Ja."
Sebulon grübelte. Er wusste nicht, wie viel er hiervon glauben konnte. Einerseits hatte At-zuh-bieh auf ihn durchaus den Eindruck gemacht, als wäre er ein gemeingefährlicher Irrer, andererseit wusste er nicht ob er diesen Leuten trauen konnte. "Aber was genau hast zu verlieren? Wenn du ihnen hilfst werden dich ihre Leute wenigstens nicht wieder angreifen... und du wärst die Flöte los. Und überhaupt gäbe es vielleicht wieder weniger Dimensionslecks wenn diese Welt aufhören würde auszulaufen... auszulaufen?"
"Äh... was meintet ihr eigentlich damit, dass eure 'Suppe ausläuft'?"
Mic und Brabe wechselten einen Blick. "Also... Die Zauberer haben uns das ganze folgendermaßen erklärt; Das Universum ist quasi.. so eine art riesige Suppenschüssel. At-zuh-bieh hat, um bei dieser Metapher zu bleiben, mit seiner Flöte Löcher in die Suppenschüssel geflötet."
"uuund... ihr müsst mit der Flöte.. Die Schüssel flicken?" Sebulon sah irritiert von einem zum anderen.
"Ach was, so ein Blödsinn wie stellst du dir das denn vor?" Die drei blickten ihn in kompletten Unverstädnnis an. "Nein, diese Schüssel ist verloren, sie wird in Kürze ganz ausgelaufen sein, und dann haben wir verloren. Nein, was wir tun müssen ist.. also.. In gewisser weiße müssen wir Groß-Atuin selbst dazu bringen aus der Schüssel zu springen und auf einem Teller zu landen.
"Ein.. Teller." Der Feldwebel sah das Trio verdattert an.
Sie nickten.
Sebulon spürte regelrecht wie sich kleine Zahnräder in seinem Kopf drehten. "Aber... Wenn ihr.. in...auf ein anderes Geschirrstück springt...", setzte er an, und fand dabei die Metapher unglaublich eigenartig. "dann.. dann kommt ihr einfach in ein anderes Universum, in dem es dann zwei Scheibenwelten gäbe, oder nicht?"
Erneut richteten sich unäubige Blicke auf ihn.
"Natürlich nicht! Es ist ein Teller, warum sollte das passieren? Nein, die Teller sind allesamt Kosmen in denen es noch keine Scheibenwelten gibt, durch unser hinzufügen wird es automatisch zu einer Schüssel und wir sind gerettet."
Verwirrt und müde versuchte Sebulon diese Informationen zu verarbeiten, und, sofern zwergenmöglich, vielleicht auch zu verstehen. Als er soweit war, dass ihm klar wurde dass er es nicht konnte, nahm er sein Glas und leerte es in einem Zug, was die Welt augenblicklich um einiges angenehmer machte.

"Also", brachte er hervor. "Damit ich das soweit richtig verstanden habe; ihr braucht die Flöte und habt deshalb erstmal versucht sie zu entwenden, nicht war? Heißt das, euer Harry und euer Braggasch sind immernoch dort drüben?"
"Und unser Breguyar und Bergig soweit wir wissen. Ein paar wenige Wächter waren gegen diese Vorgehensmaßnahme, sagten, wir sollten euch um Hilfe bitten oder so, aber Rince war dagegen und ließ viele von uns einsperren, zu letzt Mic" Brabe wieß mit dem Finger auf den anderen Menschen. "In letzter Zeit scheint es leider als würde Rince immer mehr den Verstand verlieren, und wir sind nicht sicher was genau er mit der Flöte machen wird, denn Rascaal, dem du ja schon begegnet bist, glaubt Hinweiße auf massiv selbstzerstörerischen Verhaltens entdeckt zu haben, weshalb wir die Flöte lieber von ihm fern halten wollten. Um Zeit zu gewinnen wollte ich die Flöte verstecken, und sie in eurer Dimension zu finden war ja auch kein Problem. Viel schwieriger war, in dem Moment aus dem Wachhaus heraus zu kommen, denn hätte ich mich dort wieder in unser Universum zurück versetzt wäre ich in meinem umgehend durchsucht worden, weil ich als verdächtig galt. Also steckte ich de Flöte meinem anderen Selbst zu, in der Hoffnung dass sie gefunden würde und ihr sie erstmal an einen sichereren Ort bringt. Habt ihr das getan?" Brabe blickte Agenten fragend an, der zögerlich nickte. "Das erklärt zumindest Rabbes eigenartiges Verhalten..."
"Wie mans nimmt, sie ist jetzt in meinem Büro eingeschlossen, aber,- Viel wichtiger, was genau habt ihr mit den Originalen gemacht? Wie konntet ihr sicher sein dass sie nicht auf ihre gegenteiligen Versionen treffen?" Eigentlich ahnte er die Antwort schon. Sein Magen begann erneut zu rumoren als er die Möglichkeiten durchging was sie mit Braggasch und den Anderen getan haben könnten. "Mach dich nicht selbst verrückt. Sie sind zwar verdreht und völlig anders als die Wächter die du kennst, aber sie bleiben in ihrem Grundwesen Wächter!", rief er sich selbst in Erinnerung, gerade als Mic antwortete: "Wir mussten sie gefangen nehmen um sicher zu sein, dass sie uns nicht in die Quere kommen. Derzeit befinden sie sich in den Palastzellen."


*In den Palastzellen*

Der Zwerg hatte konzentriert die Augen geschlossen und biss sich auf die Lippen. Seit über einer halben Stunde bewegte er eine winzige Sicherheitsnadel in dem Schloss an seiner linken Hand. Er hatte das Ding vor einigen Tagen an seinen Ärmel gehängt weil es gerade im Weg gewesen war. Nun dankte er innerlich auf Knien vergessen zu haben, sie ab zu nehmen. "Noch ein bisschen nach links, und...", ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihm, als er das ersehnte Klicken des sich öffnenden Schlosses vernahm, und sein Arm so frei gegeben wurde. "Alles weitere sollte wesentlich schneller gehen", dachte er zuversichtlich, und wollte eben mit der Arbeit an seinem Kopfgurt beginnen, als er Schritte vernahm. Blitzschnell schob er seinen Arm zurück in die schien und gab sein bestes, sich bewusstlos zu stellen, keine 10 sekunden später waren Wachen im Gang zu hören. "Na, habt ihr alle einen angenehmen Aufenthalt hier in eurem Palastquartier?", fragte eine hämische Stimme, die der Zwerg zu seinem Schrecken erkannte.
Den Tonfall und die Worte ausgeblendet war es ganz klar die Stimme seines Kollegen Jargon Schneidgut.
"Aufwachen!", brüllte dieselbe Stimme plötzlich direkt neben seinem Ohr, und Braggasch öffnete vor Schreck sofort die Augen, und die Angst überkam ihn einen Moment. Diese Version des Hauptgefreiten sah einfach nur gemein aus, wie jemand der einem Kind die Süßigkeiten nciht nur wegnahm, sondern sie dann vor den Augend es Kindes in den Dreck trat und es vielleicht auch noch anspuckte. "Du wirst mit mir kommen." sagte er dann leise in Braggschs Ohr. "Llanddcaryffin!"
"Sör!"
"Mach ihn los und schleif ihn raus... Der Hauptmann braucht noch etwas zum spielen!" Ein groteskes Lachen sprang aus seiner Kehle und voller Genugtuung blickte er von Ettark, der zumindest verärgert schien, zu Araghast der zuckend in seinen Fesseln hing. Es war offensichtlich dass er alle Kräfte in dem Versuch aufwand, sich doch noch zu befreien, aber es war zwecklos; Die Schienen mit denen er an die Wand genagelt war, saßen absolut fest.
"Hehe... versuchst du immernoch dich zu befreien?" Schneidgut trat in die Zelle herein und stellte sich direkt vor Breguyar.
Seine Nase schwebte keine zwei Zentimeter vor seiner. "Lass dir eins gesagt sein... Du magst in deiner Welt der Kommmandeur sein, aber ich weiß, dass du in deinem Innern trotzdem noch immer der schwachsinnige Versager bist den du in dieser Welt darstellst." Er grinste als der ohnehin schon wütende Ausdruck in Araghasts Gesicht einen mörderischen Unterton bekam.
"Du kannst mir gar nichts... und wenn diese Sache endlich gelaufen ist, dürfen wir dich auch endlich beseitigen!" Damit drehte er sich um und wanderte zur Zelle hinaus, dem Daemon hinterher.


*Vor dem Palast

Zwei Zwerge und ein Mensch transportieren einen Gefangenen. Mic Bürstenkinn hatte die Hände (sehr unsauber) zusammen gebunden und lief im Gleichschritt zwischen Glum, der die Truppe anführte, und Sebulon mit Brabe, die sich bereit hielten im Falle eines schiefgehens ihres Planes die Palastwachen auszuschalten. Nachdem der Agent erfahren hatte wo seine Mitwächter sich derzeit aufhielten hatte er darauf bestanden sie umgehend aus dieser Lage zu befreien; Dies schien der naheliegenste Weg zu sein.
"Gefangenentransport! Wir haben hier einen weiteren Verräter der von seiner Lordschaft persönlich verhört werden will."
"PAPIERE!" krakehlte der Palastwächter, der mehr Ähnlichkeit mit einem Überdimensionalen Schalentier als mit einem Menschen hatte. Als er die besagten Schriftstücke in den Händen hielt schnaubte er kritisch. Brabe hatte das Verhalten des Stammagenten bereits einkalkuliert gehabt, und vorsorglich die richtigen Formulare eingesteckt, doch es gab keine Sicherheit. Wenn eine Ankunft nicht vorgemerkt war lag es allein bei dem diensthabenden Wächter ob er den Transport ohne weitere Kontrolle durchließ oder nicht, doch die Zeit sprach für sie: Es war Neun minuten vor Fünf. Das hieß, genau Neun Minuten vor Schichtwechsel. Das genauere Überprüfen derartiger Transporte dauertegemeinhein zwischen Zehn und Dreißig Minuten, je nach Sicherheitsstufe des Transports, und hier handelte es sich um einen Verräter. Derartiges ging meistens etwas länger.
Angespannt beobachtete Guml den Gesichtsausdruck des Palastwächters; man konnte ihm schier ansehen wie er mit sich zwischen den Möglichkeiten rang, seine Dienstzeit überziehen zu müssen was ihm die Möglichkeit gäbe die Vier noch etwas länger im Regen stehen zu lassen, oder im Gegenzug pünktlich abziehen zu können und den Vieren dafür ihren Weg ohne Probleme zu lassen. Ein bestätigendes Grunzen und die Rückgabe der Papiere zeigte den Stadtwächtern schließlich, dass sie Erfolg gehabt hatten.
Sie betraten den Palast.

Nach den ersten Metern durch den Kerker hatte jeder von ihnen genug gesehen um für den Rest des folgenden Tages keinen Appetit mehr zu verspüren; Statt des üblichen durcheinanders aus liegenden und gammelnden Gefangenen, saßen hier alle Insassen kerzenegerade auf ihrer Pritsche oder lagen genau parallel zur Wand auf den dünnen Brettern. Die meisten hier hatten zumindest kleinere sichtbare Wunden, doch viel auffälliger war der starre, ängstliche Blick der jedem aus den Augen floh und die durchdringende Trauer die diesen Ort gefangen hielt; Alle hier hatten offenbar so schreckliche Angst so zu wirken, als würden sie einen Aufstand planen, dass sie sich nicht mal trauten daran zu denken; Ihre Gefängnisse schlossen ihre Seelen mit ein.
"Hat einer von euch eine Ahnung, wie groß dieses Gefängnis ist?", fragte Sebulon leise, dem der Gedanken wie es Braggasch an diesem Ort wohl gehen mochte immer mehr Probleme bereitete. Er war kein Experte was Foltermethoden anging, aber der Püschologe in ihm sagte dass niemand dauerhaft so paralysiert wie die hiesigen Insassen war, ohne eine Sache, vor der man hinreichend Angst hatte.
"Ich denke wir können davon ausgehen dass deine Kollegen in einem abgesonderten Teil dieser Zellen sind; Man wird Wächter nicht mit dem gemeinen Volk zusammen sperren" Brabe bemerkte den Blick des Agenten. "Nicht einmal bei uns." fügte sie hinzu, und führte die Gruppe zu einer Tür am Ende des Traktes. Dahinter fanden sich einige leere Zellen, die aber zumindest ein wenig "weniger pedantisch" aussahen, wie Sebulon für sich feststellte.
Die Wächter liefen weiter durch die spärlich beleuchteten Gänge, bis Sebulon eine bekannte Stimme vernahm: „Kannst du dich nicht irgenwie durch deine Gitterstäbe zwängen? So wie du gebaut bist solltest du da doch rauskommen, oder nicht?“, fragte Ettark genervt.
„Ich bin immer noch dein Vorgesetzter, Hauptgefreiter!“, meckerte der Kleinere. „Und meinst du nicht, dass wenn es so wäre, ich mich und alle anderen schon längst befreit hätte?“, hallte es dem Stammagent entgegen, und er beschleunigte seinen Schritt. Die unverkennbaren Stimmen schienen aus dem nächsten Korridor zu stammen. “Die klingen jedenfalls schon mal nicht so als hätten sie große Schmerzen.“
„Ich fürchte, Goldwart war unsere beste Möglichkeit hier von uns aus weg zu kommen, aber jetzt wo er uns genommen wurde...“ tönte es weiter, und ehe er über das gehörte nachdenken konnte rannte Sebulon den restlichen Weg zu dem zuvor vernommenen Stimmen, den letzten Satz wie ein Echo im Kopf. “...von uns genommen...genommen...
„Wieso, was ist mit ihm passiert?!“, keuchte er, als er rutschend vor den Zellen seiner Kollegen zum stehen kam.
„Du?!“, entfuhr es Harry und Ettark überrascht. Araghasts Augen weiteten sich.
„Sebulon! Was tust du denn hier?“, fragte der Gnom weiter, doch Sebulon ignorierte die Frage. „Das ist eine lange Geschichte, was ist mit Braggasch?“
„Der wurde von einer Art anderen Version eines Schneidguts und Daemons mitgenommen.“
“Graakhza!“, entfuhr es dem Zwerg frustriert und besorgt gleichermaßen. “Okay... eins nach dem andern“, überlegte er, während ein unwilliges Knurren ertönte. Der Agent blickte einen Moment lang irritiert zum Kommandeur, der mit seinem Auge auffordernde Bewegungen in eine Richtung machte. „Was? Ich weiß nicht...“
Bevor Sebulon sein Unverständnis artikulien konnte waren auch Brabe, Mic und Guml eingtroffen, die in normaler Geschwindgkeit hinter dem Zwerg hergekommen waren. „Oh... da fehlt ja einer!“, entfuhr es Brabe überrascht, während der Agent,- hoffnung fassend,- zwischen den Neuankömmlingen und seinen Kollegen hin und her sah.
„Brabe, könnt ihr meine Kollegen hier raus holen während ich Braggasch suche?“ Dem Agenten war anzusehen wie gehetzt er inzwischen war. So wie sich der Schneidgut dieser Welt ihm gegenüber verhalten hatte konnte er sich gut vorstellen dass der Kerl nicht eben zimperlich mit seinen Gefangenen umging. Brabe indess wechselte einen kurzen Blick mit Guml und Mic, und nickte dann. „Guml und Mic kennen sich etwas mit Schlössern aus, die kriegen die hier raus. Ich komme mit dir.“


*Büro des Kommandeurs, paralleles Ankh-Morpork*

Rince ließ den Blick in die Ferne schweifen. Von seinem Fenster aus konnte er hervorragend sehen wie das Licht auf den verschwommenen Dächern noch schöner dahinschmolz als früher. Die Sonne stieg sehr langsam höher und im Licht des Gasriesen schienen die Schindeln eher orange-rot denn matschig braun zu sein. “Ach meine Liebste... bald werden wir alle dir folgen. Bald wird wirklich alles eins, und dann werden wir wieder zusammen sein.“ Der Kommandeur wusste dass die Flöte inzwischen wieder in dieser Dimension war. Broggosch und Larry hatten Nachricht gegeben dass sie vor kurzem am Stadtrand wieder angekommen waren,- sie wollten ihm die Flöte in weniger als einer Stunde liefern können, und dann...
Rince lächelte traurig. Eine Träne stahl sich in sein linkes Auge, und er blickte zu der Ikonographie seiner Frau, die auf seinem Tisch stand. Zwei Jahre war es nun her. Zwei sinnlose Jahre. Nachdem er Wochen mit Trauern verbracht hatte, hatte er sich in seine Arbeit gestürzt, hatte versucht sein ganzes sein auf die Wache zu konzentrieren, aber die stand doch eigentlich auch für nichts! Die Wächter selbst waren größtenteils korrupt, und er konnte nichts daran ändern. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er das auch gar nicht. In dieser Stadt zählte nur der Status; Die reichen machten die Gesetzen und konnten bedenkenlos Zimmermädchen vergewaltigen oder abstechen, so lange sie anschließend nur den Ermittler gut bezahlten. Unfälle passierten schließlich immer wieder.
Der Kommandeur verschränkte die Arme hinter dem Rücken, als es an die Türe klopfte. „Herein?“
Larry und Broggosch drängten sich durch die Tür. „Wir haben sie!“
"Sehr gut! Her damit!" Gierig riss der Kommandeur das begehrte Objekt ansich sobald es ihm entgegen gehoben wurde. "ja... Das ist sie... wie schön..." verträumt strich Rince über das Holz. als den erwartungsvollen Mienen der Überbringer gewahr wurde. "Worauf wartet ihr noch? Auf Trinkgeld?!", fragte er zornig.
"Naja... Sör, immerhin haben wir... und da dachten wir... also eine Belohung wäre schon angebracht weil,-"
"RAUS!"


*Auf einer Landstraße, in Sebulons Universum*

Arghast Breguyar lief beschwingten Schrittes übers Feld. Er hatte alles was er an brauchbaren Dingen hatte besorgen können eingepackt und war nun auf dem Weg in ein neues Leben. Eben passierte er einige größere Felsen als er ein Geräusch hörte. Ein Tier erwartend, drehte er sich und sah sich plötzlich dem Lauf eines Gfährs gegenüber.
"Hallo, mein Hübscher..." krächzte der dreckige Mann ihm drohend entgegen.

Wenige Sekunden später, ertönte ein Schuss.


*In den Straßen Ankh-Morporks, ein anderes Universum*

Es regnete immer noch.
Brabe und Sebulon hetzten durch die Gegend auf der Suche nach dem kürzestens Weg zum Pseudopolisplatz während des Morgenverkehrs. „Was genau könnte Rascaal mir Braggasch wollen?“, fragte der Agent im laufen, und schlängelte sich nebenher zwischen Zwei Zitronenverkäufern durch.
"So wie ich ihn einschätze will er mittels der Flöte die Herrschaft ans sich reissen, da er sich aber wohl zusammenreimen kann dass du sie zurück holen willst, oder uns zumindest hilfst, ihn aufzuhalten, hat er Braggasch wohl als Druckmittel zu sich bringen lassen!" Ein Spur Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit, und unwillkürlich musste sich der Agent fragen, was sie sich eigentlich alle von seiner Hilfe versprachen. "Warte mal!" rief sie, und rannte ein paar Meter zurück während Sebulon mit seinen Gedanken zurück blieb. "Dass Braggasch eng mit mir befreundet ist war letztlich wahrscheinlich sehr leicht herauszufinden.", überlegte er, doch musste er sich erneut fragen warum bei dieser ganzen Sache eigentlich alle so auf ihn fixiert waren. Dass die Flöte zu ihm kommen würde hätte eigentlich von niemanden absehbar sein können, wieso hatte man dann so auf ihn geachtet? "Hier!" Brabe stand wieder vor ihm und hielt ihm eine angeritzte Zitrone hin. "Wenn wir mit Rascaal kämpfen müssen wir versuchen ihm eine aufgerissene Zitrone in den Mund zu schieben, das ist unsere beste Chance ihn zu besiegen." Sebulon blickte sie leicht irritiert an, nickte aber. Was genau Rascaal selbst eigentlich mit der Flöte wollte, war ihm immernoch nicht so ganz klar. Sie liefen dennoch weiter, und nach dem durchqueren eines schier endlosen durcheinanders aus diszipliniert gehenden Massen [5] erreichten Brabe und Sebulon schließlich keuchend und entnervt das Wachhaus am Pseudopolisplatz.


*Innerhalb des Wachhauses, Büro von Kommandeur Rince*

Fast liebevoll strich Rince über die Flöte die die Wächter Larry und Broggosch soeben bei ihm abgeliefert hatten, und für einen Moment zog eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten durch seinen Kopf; Dinge die er geschehen lassen konnte, Leute die manipulierbar wurden... Die macht zu verändern und zu zerstören.
Er lächelte verträumt. Mithilfe dieses Instruments könnte er diese Welt vor ihrem Untergang bewahren, aber... waren sie so nicht besser dran? Der Blick nach draußen zeigte ihm eine graue Gesellschaft; Die Leute gingen mechanisch ihren Tätigkeiten nach, keine Kreativität, keine Ambitionen, keine Liebe; in nichts was sie taten. Sie standen früh auf, gingen dem Taggeschäft nach, kamen heim, aßen, legten sich ins Bett und wieder von vorne. Zwischendurch pflanzten sie sich vielleicht noch fort oder wurden krank, letztlich blieb ihr Leben aber einsilbig und nur allzu linear.
Nein. Diese Menschen wären sicher besser dran wenn ihrer mühseligen Existenz ein Ende gemacht würde; und was diese Welt anging... Draußen dehnte sich gerade ein Regenbogen der aus der Kombination von schlierigem Regen und warmen Sonnenlicht entstanden war, es sah märchenhaft schön aus. Warum dem ein Ende bereiten? Diese Welt würde komplett in sich zusammen fliessen, am Schluss selbst die Menschen; Würde das nicht Frieden und Harmonie für alle beinhalten?
Im Grunde war es fast schon seine moralische Pflicht, dieses Instrument zu zerstören. Nur so konnte allen der Frieden und die Freiheit gebracht werden, die ihnen allen zustand.
Genüsslich fischte Rince eine Säge aus seinem Schreibtisch und betrachtete das Werkzeug voller Vorfreude. Er würde das Instrument erst in kleine Teile zersägen und dann ins Feuer werfen, so würde nichts zurück bleiben.
"Und du hälst mich für unfähig? Im Ernst... so eine Waffe kannst du doch nicht so einfach beseitigen." Rascaal Ohnedurst stieß sich vom Türrahmen ab und trat gemütlich auf seinen Vorgesetzten zu, der sich bemerkenswert schnell aus dem Schock riss. "VERSCHWINDE SOFORT AUS MEINEM BÜRO HAUPTMANN OHNEDURST, SONST BIST DU DIE LÄNGSTE ZEIT OFFZIER GEWESEN!", brüllte er in einer plötzlich hervorbrechenden, akustischen Explosion. Der Vampir blieb unbeeindruckt, setzte seinen Weg durch den Raum fort und blieb nur wenige Zentimeter vor dem jüngeren stehen.
"Nein. Du bist die längste Zeit Kommandeur gewesen." Ohnedurst schlug dem Vorgesetzten Flöte und Säge aus der Hand, packte ihn am feisten Oberkörper und stieß ihn Richtung Wand. "Glaubst du wirklich es sit sinnvoll diesen Ort zu zerstören?" Ein Abfälliger Blick zeigte sich auf dem Gesicht des Hauptmannes als er langsam wieder näher kam. "Glaubst du, es liegt an dir darüber zu entscheiden?" Er trat auf den Mann ein der eben erst versuchte sich wieder aufzurichten und blickte von oben auf ihn herab. "Wenn du diese Welt schon verlassen willst um deinem Liebchen ins Jenseits zu folgen, dann tu es gefälligst alleine."
Rince knurrte, und Ras Gesicht bekam einen gemeinen Ausdruck. "Oh? Willst du mir widersprechen? Glaubst du ich habe nicht gemerkt wie du oft minutenlang das Bild deiner toten Frau anstarrst? Wie du dich noch mehr im Essen vergräbst als früher und gleichzeitg Tag für Tag immer inkompetenter wirst? Wie du beinahe ununterbrochen im Büro bist und man dich nachts häufig vor dich hinschluchzen hört?"
In diesem Moment griff Rince, schneller als es ihm der Vampir zugetraut hätte, nach dessen Bein und wirbelte ihn herum, doch Rascaal nutzte die Luftdrehung in die er versetzt worden war und trat dem Kommandeur ins Gesicht, bevor er wieder auf dem Boden aufkam. "Du kannst gar nichts!"
Zornig packte er Rince und riss ihn an der Wand hoch. "Hast du mir noch irgendwas zu sagen, bevor ich dich zu deiner Frau beförderte?"

Sebulon kauerte im Türschlitz und beobachtete den Vorgang im Zimmer gebannten Blickes, Brabe kauerte knapp über und hinter ihm. Sie waren gerade rechtzeitig gekommen um zu sehen wie Rascaal seinen Vorgesetzten das Zweite mal getreten hatte, und als er den jüngeren nun an die Wand presste versuchten sie angespannt, Rince's Worte zu verstehen.
Doch das Röcheln war zu leise. Rince brachte etwas hervor was von dem Agenten nicht mehr wahrgenommen werden konnte, was er jedoch bemerkte war das plötzliche Weiten der Augen des Vampirs, und den grausamen Genuss den dieser Wenige Sekunden später offenkundig empfand, als er die Hände um den Hals des Menschen legte und ihn langsam erwürgte.
Zu geschockte um etwas zu unternehmen beobachteten Brabe und Sebulon wie die roten Wangen des Kommandeurs langsam bleicher wurden, und seine Augen sich unter einem letzten, erstickten Röcheln aus dem Mund, nach hinten verdrehten.

Rascaal ließ nur langsam von dem Kadaver in seinen Händen ab, und sah voller Genugtuung zu wie die Leiche zu Boden stürzte. Er klopfte sich gedankevoll die Hände ab, wandte sich um und wanderte versonnen lächelnd zu der Flöte hin die auf den Boden herab gefallen war. Als er sie aufhob fühlte er ein beschwingendes Gefühl in sich aufsteigen, und ehe er es verhindern konnte entfloh ein leises aber kräftiges Lachen seiner Kehle. Nun war er seinem Ziel ganz nahe.

Sebulon und Brabe wichen bleich von der Tür weg und schlichen, ohne ein Wort zu wechseln um die Ecke, von wo aus sie in kürze beobachten konnten wie Rascaal pfeifend aus dem Büro schritt und in Richtung Dunkelkammer davon wanderte. Die beiden starrten ihm nach. "Was denkst du, wo er Braggasch eingesperrt hat?", wisperte Sebulon. Das eben mit angesehene hatte ihm eine Gänsehaut beschert. Nicht dass er nicht schon einmal mit angesehen hätte wie jemand stirbt, aber... ein Mord, noch dazu einer der so voller offensichtlichem Hass und Abscheu gewesen war... So etwas hatte er zum ersten Mal gesehen.
Unwillkürlich schüttelte der Zwerg den Kopf während Brabe die vorige Frage verneinte. "Aber ich denke mal nicht, dass er in den regulären Zellen ist, das wäre einfach nicht Rascaals Art." fügte sie an das zuvor gemurmelte "Nein" hinzu, und blickte um die Ecke um die der Mörder vor wenigen Sekunden gegangen war. "Wahrhscheinlich hat er ihn eher recht dicht bei sich, weil er weiß dass er mtihilfe deines Freundes sowohl dich als auch uns erpressen kann."
Sebulon blickte sie irritiert an. "Wieso kann er euch so ohne weiteres mit ihm erprsssen?"
Brabe lachte leise. "Das sollte dir inzwischen eigentlich klar sein... Braggasch hat mit der ganzen Sache die hier passiert nun wirklich am allerwenigstens zu tun; Er hat ja noch nicht mal mit der Flöte zu tun gehabt, geschweige denn mit dem Schlendermann. Wir, also damit meine ich vor allem Mic, Guml und mich, würden nie zulassen dass ein Unschuldiger wegen dieser Sache zu schaden kommt, da Rascaal von unserer Gesinnung weiß,-" Sie zuckte mit den Schultern.
Sebulon nickte noch einmal und strich sich nachdenklich durch den Bart.


*In Rascaals Büro*

Der Vampir drehte die Flöte fasziniert im schalen Licht einer kleinen Öllampe. Dann trat er an Braggasch heran der (wie schon seit ein ganzen Weile) gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl verweilte. "Was denkst du, wird dein Zwergenfreund tun, hm?", Ras trat an den Stuhl heran und löste die Fesseln geringfügig, dann setzte er langsam die Flöte an, gespannt darauf, wie sie wohl funktionieren mochte. Er entlockte ihr ein paar spitze Töne und versuchte dabei, sich auf den Goldgelockten Zwerg zu konzentrieren, doch dieser reagiert nur mit einem seltsamen, plötzlichen heraufziehen der Augenbrauen. Ras bließ kräftiger in das widerstandleistetende Instrument und gab sich Mühe, dem ganzen einen wütenden Klang zu geben; Es zeigte Wirkung. Mit leerem Blick riss Braggasch sich die Seile vom dürren Leib und spuckte das zuvor knebelnde Kollenstück aus, blieb aber weiterhin stumm. Zufrieden mit dieser Leistung stimmte der Vampir einen kleinen Militärmarsch an, und Braggasch lief im Stechschritt von einer Ecke der kleinen Kammer zur nächsten, bis er auf den letzten Befehl hin einfach stumm stehen blieb.
Rascaal ließ die Flöte sinken, und Braggasch schien seiner Kontrolle entkommen; Langsam kehrten Teile seiner Persönlichkeit in seine Augen zurück, sollte sie auch wenig Zeit haben sich wieder auszubreiten; Rascaal drückte auf eine in der Wand verborgene Stelle, und eine Treppe in den Boden öffnete sich. Die Flöte ertötne erneut, und Braggasch Godwart stieg starren Blickes ins dunkle hinab.


*Auf dem Flur*

Die Wächter starrten sich in einer Mischung aus Unsicherheit und Ungeduld an. Sie standen nun seit einer ganzen Weile vor dieser Bürotür, eigentlich in der Absicht, den knollensaugenden Hauptmann beim herauskommen zu überfallen, aber er ließ auf sich warten. Zu Beginn hatten sie etwas schiefes Geflöte aus seinem Büro gehört. Dann nichts mehr.
Das war nun eine halbe Stunde her, und inzwischen hatten so ziemlich alle Rote-Beete-Foltermethoden den Geist des Stammagenten passiert. Er wollte nicht mehr warten, wer wusste schon was der Kerl dort drinnen mit Braggasch anstellte?
"Brabe?"
"Hm?"
"Ich will nicht mehr warten."
"Ich weiß." Sie seufzte. "Ich auch nicht. Also pass auf... wir machen das jetzt einfach so dass ich anklopfe und vorgebe wegen irgendeiner Nichtigkeit gekommen zu sein und ihn ablenke. Im richtigen Moment musst du dich reinschleichen und dir die Flöte schnappen, wenn du sie hast kannst du ihn mit etwas Glück kontrollieren und musst dir keine Sorgen mehr um deinen Freund zu machen.", erklärte Brabe, und Sebulon nickte.
Während die größere anklopfte ging Sebulon den Plan in seinem Kopf noch einmal durch. "Wenn Goldi direkt neben der Tür angebunden ist, und die Flöte mitten im Raum herum liegt... Wie wirst du dann handeln?", fragte ein Teil von ihm sich selbst.
Er antwortete nicht.
"Sör? Ich komme nun herein!", kündigte Brabe derweil an und öffnete die Tür langsam, bereit jederzeit zurück zu springen oder zu zuschlagen. Die Öffnung wurde langsam weiter, und nach wenigen Sekunden sahen sie - nichts.
"Wo sind sie hin?" Sebulon wetzte in das Büro und sah sich um - nichts. Besorgt und verärgert wandte er sich zu Brabe um. "Brabe, wo sind sie hin? Wir haben die Tür beobachtet... es muss einen Zweiten Ausgang geben!" er blickte sich nach irgendwelchen verborgenen Schaltern und Knöpfen um, aber wie es nun einmal die Natur dieser Dinge ist, konnte er keine entdecken. "Ich nehme an, sie sind zur Universität..." erwiderte die Angesprochene indes resigniert, und ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Aber wenn er so einen Vorsprung hat können wir ihn kaum noch aufhalten. Um diese Zeit dürfte er bereits bei den Zauberern angekommen sein, und das heißt, das Ritual wird bald beginnen... wenn das erstmal rum ist, ist unsere Welt zwar gerettet, gleichzeitg wird die Flöte aber auf Ras geeicht und er kann dann mit ihrer Hilfe hunderte Leute gleichzeitig kontrollieren, weil sie für das vorige Ritual eine ganze Menge potenzielle Magie durch ihn leiten müssen." Ihre Stimme klang ruhig, und gefasst, aber jeder der sie hörte wusste, dass diese Wächterin geschlagen war.
Und das machte den Zwerg wütend.
"Dann müssen wir sofort hinterher! Wir wissen nicht wie schnell sie wirklich waren also haben wir immernoch eine Chance!"
Brabe blickte weiter gen Boden.
"Wozu? Es ist ein korruptes System, und,-"
"Nun komm schon!" Der Zwerg packte die um einiges größere Menschenfrau am Revers und riss sie vom Stuhl. "Wenn euch eure Freiheit wirklich so wichtig ist, dann kämpft gefälligst darum! Und wenn du mir jetzt damit kommst dass ihr es nicht mehr schaffen könnt, dann hilf wenigstens einen Undschuldigen zu retten! Hilf mir, Braggasch da raus zu holen - wenn ihr euch dem Vampir dann in Sklaverei ergeben wollt, nur zu, aber vorher bringt ihr mich und meine Kollegen wieder nach hause!"


*UU*

Lächelnd drehte Rascaal die Flöte in seinen bleichen Fingern und schaute entspannt zu, wie mehrere Studenten Kreise zogen, Kerzen aufstellten und Symbolfiguren aufstellten. Er hatte seine Geisel unter den misstrauischen Blicken der Zauberer an eine Säule gebunden, und nun würde das Ritual zum übersiedeln Groß-A-Tuins vorbereitet werden.
"Äh... Hauptmann Ohnedurst?", sprach Ondper ihn nervös an.
"Ja bitte?" Ein ehrliches Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
"Sie... wissen um die gefährlichkeit dieses Vorgangs, Herr Ohnedurst?" Ondper teigte nervös die Hände herum.
"Hauptmann Ohnedurst, bitte. Und ja Herr... Ondper, ich bin mir darüber im klaren aber sehen sie's mal so: Wenn sie dieses Ritual erfolgreich durchführen können wird diese Ganze Welt gerettet; wenn sie versagen fahren wir langsam zum Teufel, wenn wir nichts tun fahren wir langsam zum Teufel..." er lächelte, nunmehr eher böse als freundlich. "Also wie wärs wenn sie alles vorbereiten damit wir diese Sache beenden können, hm? Ohne ihr Ritual können wir keinen Kontakt zu Groß-A-Tuin aufnehmen, immerhin müssen sie die Signale verstärken, also... machen sie sich vielleicht besser wieder an die Arbeit, nicht?" mit den letzten Worten war Rascaal's Stimme immer bösartiger und drohender geworden und seine Augen schienen derzeit bestrebt den Zauberer mit Blicken zu durchbohren.
Ondper floh.


*Vor dem Palast*

Ein dumpfes Klappern ertönte als die beiden Palastwachen zeitgleich von hinten nieder gepfählt wurden. "Okay! Weiter gehts und ich will keinen sehen der sich zerfließen lässt!" mit diesen Worten stürmten Wächter aus Zwei Dimensionen Richtung Wachhaus los. "Was zur Hölle ist das hier nur für ein Ort?", überlegte der Kommandeur nachdenklich. Nachdem der IA-Agent den Kerker verlassen hatte waren Guml und Mic, wie die beiden sich vorgestellt hatten, damit fortgefahren, ihn und seine Kollegen zu befreien, doch die Informationen die er inzwischen erhalten hatte klangen bis jetzt noch ein wenig verwirrend für den Kommandeur. Natürlich kannte er das Konzept der Paralleluniversen und war auch schon häufiger in welche hinein geraten, was er nicht so ganz verstanden hatte war das Thema der "auslaufenden Suppe". "Suppe... tse, wer kommt denn auch auf die Idee die Realität als Suppe anzusehen?"
Für den Moment würden sie jedenfalls erst einmal versuchen den Agenten und seinen Kompanion zu finden, dann würde man weiter sehen.

Da erbebte die Scheibe.


*UU*

"Verstärkt das Morphische Feld!", rief Ondper panisch, als die Oktarine Resonanz abzusinken schien
"Wie?" kreischte ein Student panisch. Sie alle hatten sich massiv darauf konzentriert, Kontakt zu Groß-A-Tuin aufzunehmen, damit das Feld möglichst stabil würde,- nun schien ihre Arbeit umsonst. Rascaal stand in der Mitte des inneren Kreises, drehte sich und flötete wie besessen eine einschläfernde Melodie, und genau das war das Problem: Die Mitglieder des äußeren Zirkels schienen an Konzentration zu verlieren.
"Weck sie! Erschreck sie irgendwie, tu irgendwas, Hauptsache sie konzentrieren sich wieder auf die Sache!" zischte Ondper und wedelte ihn mit den Händen weg. Sein Blick viel erneut auf den Kleinen Kerl den der Hauptmann an den Stuhl gefesselt hatte. "Warum fesselt ein Wächter einen anderen? Er hat gesagt, es sei ein Verräter, und er bräuchte ihn als Geisel um andere Verräter erpressen zu können, aber... was genau ist er eigentlich? Er wirkt nicht eben freundlich, und mit diesem Feld pumpen wir eine Menge Energie durch ihn durch... Wenn er mit der Schildkröte fertig ist wird er immernoch ziemlich mächtig sein...

Rascaal hatte indes inzwischen ein Gefühl als würde ein gewaltiger Wasserstrom durch seinen Kopf geleitet. Zu Beginn dieser Prozedur war es nur gewesen wie beim kontrollieren Braggaschs, denken und flöten. Ganz einfach. Doch der Energiestrom der Zauberer floss nun schon seit einer ganzen Weile durch seinen Schädel und er spürte gleichzeitg Sog und Druck in seinem Kopf, die Flöte schien unendlich schwer geworden zu sein und das Atmen wurde immer anstrengender, und er hatte immer noch keine Brücke zu Groß-A-Tuin aufbauen können! Wie lange würde das hier noch dauern? Er spürte seine Kräfte schwinden. Bisher hatte er es hinbekommen so eine Art kleine Bewuststeinsstupser auszulösen, bei denen die Scheibe immer zu ein wenige geschwankt war, aber was er brauchte war,-
Plötzlich verstärkte sich der Druck auf seinen Kopf noch einmal. Er fühlte die Magie die in seinen Kopf einfließen und auf einmal war ein Gefühl...
...als wäre er selbst die Welt. Als wäre er, Rascaal Ohnedurst die Scheibe, die Elefanten, und Groß-A-Tuin auf einmal.

Und er machte Blip.


*Circa Zwei Straßen von der UU entfernt, 10 Minuten später*

Sebulon erwachte langsam und eher widerwillig; er fühlte sich als wäre ein Karren pber seinen Kopf gefahren. "Ohhh..." stöhnte er leise und rüttelte dann geistesabwesend mit einer Hand Brabe an der Schulter. Sie stöhnte ebenfalls und verdeckte sich mit dem Arm die Augen. "Uach.. Ich trink nie wieder, ich schwörs!", entfuhr es ihr, und sie rollte sich auf den Bauch, das Gesicht an das dreckige Pflaster gedrückt. Nur langsam schafften es beide, sich in eine zumindest annährend sitzende Postion zu bringen, beide mit einem Gefühl, gerade den Kater ihres Lebens in ihren Gliedern zu tragen. "Brabe...", brachte der Agent ächzend hervor. "Wir müssen... weiter...oach!", er kniff die Augen zusammen als sich der Vordere Teil seine Schädels von einem Gefühl Beispiellosem Schmerzes zu befreien versuchte. Langsam und sehr vorsichtig dürckte er sich vom Boden ab und stand ein paar Sekunden schwankend da, während er darauf wartete dass seine Umgebung wieder ein paar Konturen bekam. "Waruuuum?", jammerte Brabe, die nun zum ersten Mal seit er auf sie getroffen war, völlig handlungsunwillig schien. "Weil wir... Braggasch retten müssen! Und... Rascaal... aufhalten." Langsam ging es dem Zwerg besser. Er konnte die Umgebung wieder sehen und langsam tat ihm nicht mehr alles weh... nur noch seine Arme, Beine, Die Brust, der Kopf und der Rücken. Seinen Ohren und der Nase ging es blendend.
Brabe indes stöhnte noch einmal, schien die Dringlichkeit ihrer Handlung aber einzusehen und hievte sich hoch. Als sie stand und etwas belämmert in die Welt dreinsah war der Zwerg einen Moment unsicher ob sie nicht gleich wieder umfallen würde, als sie plötzlich einen Flachmann aus der Tasche zog und sich einen ordentlichen Schluck genehmigte. Dann atmete sie tief durch. "Also gut.. dann lass uns... diese Sache erledigen!" entschlossen ging sie los, Sebulon folgte leicht zögernd.
"Wenn Rabbe mit selben Manier ihren Dienst tut sollte ich gelegentlich mal mehr auf ihre Konsumgewohnheiten achten.

*Fünfzehn Minuten gequälten schlurfens später*

Zwei Wächter hatten sich bis zur Universität vorgearbeitet und suchten nun nach dem Trakt für Hochenergetische Magie. Brabe presste sich noch immer eine Hand gegen den Kopf, doch insgesamt fühlten sich beide zumindest wieder aktionsbereiter. "Hey... hast du gemerkt dass wir bestimmt seit Zehn Minuten oder so an keiner verzerrten Wand mehr vorbei gekommen sind?" brachte sie hervor, und spähte um eine Ecke. Der Zwerg dachte einen Moment nach, nickte dann. "Du hast recht. Aber vorhin hat der Boden auch so gebebt. Vielleicht ist euer.. Plan geglückt und Rascaal hat Kontakt zu Groß-A-Tuin aufgenommen."
Brabe nickte stumm und wollte eben die Tür zu dem vor ihnen liegenden Gebäude öffnen, als sie Schritte von innen vernahmen. Schnell huschten sie um die Ecke, als keine Sekunde später etwa 30 Zauberer in Zwei Reihen aus den Gebäuden liefen, alle im Gleichschritt, alle ungewöhnlich disziplineirt, bedachte man ihre Proffession.
"Was zum...?" flüsterte Brabe, da tauchte hinter den Zauberern ein ebenfalls im Laufschritt marschierender Braggasch Goldwart und zuletzt ein gemächlich stolzierender Rascaal Ohnedurst auf. "Goldi!", entfuhr es Sebulon erschreckt, als er den leeren Blick seines Freundes bemerkte, das bedingungslose befolgen der Befehle. Sebulon ballte die Fäuste. Dies würde ihm Rascaal büssen. "Aber wie lange halten diese Befehle eigentlich an? Und kann man sie irgendwie brechen?", fragte sich der kleine Teil seines Selbst der nicht damit beschäftigt war sich Sorgen zu machen oder Zorn auf den Vampir aufbaute. Während dieser Gedanken marschierte die Prozession bereits Richtung Öffnung der Universitätstore, die Wächter folgten so verborgen wie sie konnten. Aus Entfernung wirkte es so, als würde Ras nun alle 3-4 Minuten die Flöte ansetzen um eine Kurze Tonfolge zu spielen, an dem Verhalten der Menge schien sich nichts weiter zu ändern. "Brabe! Einer von uns muss ihn ablenken, sonst können wir ihm die Flöte nicht abnehmen!", flüsterte Sebulon so laut er konnte. "Hast du schonmal direkt dagegen ankommen müssen? Es ist so gut wie unmöglich aus diesem Bann heraus zu kommen wenn du erstmal unter Kontrolle bist!"
"Ich weiß." Brabe biss sich auf die Lippen. "Aber... ehrlich gesagt möchte ich lieber noch abwarten."
"Was? Wieso? Wenn wir warten bringen wir Braggasch und alle anderen leute die er kontrolliert in Geafhr, wer weiß was er mit diesen Leuten tun wird!"
"Dass weiß ich, verdammt!"
Die Prozession lief durch das Tor hinaus in Richtung des Hier-Gibt's-Alles Platz
"Aber je nachdem was er jetzt tut kann es meiner Welt noch von Vorteil sein, zu warten. Wenn er jetzt mit den Zauberern zum Patrizierpalast geht und ihn anzündet ist das Sachbeschädigung, da hast du recht, und es werden Menschen sterben. Gleichzeitig wird aber auch der Patrizier und viele Gildenmitglieder sterben und wir können ein neues Regierungssystem einführen."
Sebulon konnte nicht fassen was er da hörte. Wie konnte man nur so naiv sein? "Du irrst dich." sagte er verärgert, aber ruhig.
Die Prozession betrat den Hier-Gibt's-Alles Platz.
"Das ermorden eines Herrschers ändert nichts an diesen Dingen, er wird nur ersetzt werden. Und wenn ihr den Palast anzündet wird das Feuer übergreifen und die Ganze Stadt in Brand setzen, Überhaupt; Wenn ihr wirklich etwas ändern wollte, nur zu, aber nicht auf die Kosten dass Leute ihres freien Willens beraubt werden!", damit lief er in eine Seitengasse und wetzte auf anderer Route weiter in Richtung Palast. "Wenn Brabe recht hat, und er die Zauberer zum Palast führt muss ich sie irgendwo vorher abpassen und ihm die Flöte abnehmen. Wenn er den Palast erstmal zerstört hat wird er sich sonst sicher noch einiger anderer entledigen, und Geiseln braucht er dann bestimmt auch keine mehr." Sebulon schluckte, und schüttelte den Folgegedanken so schnell ab wie er konnte. Keine Konsequenzen erwägen. Handeln.
Nach wenigen Minuten hingebungsvollen rennes kam der Agent am Unteren Breiten Weg an, und widmete sich nun einigen Sekunden ebenso hingebungsvollem hecheln. Diese Schildkrötenspringerei machte einen echt fertig. "Okay... wenn ich dem Kerl die Flöte abnehmen will muss ich ihn ablenken... bloß wie?" Er hastete zur khanzugewandten Seite des Palastes weiter und hielt ausschau. Wahrscheinlich würden sie hier ankommen, und das innerhalb der nächsten zwei Minuten... Was tun?
Erneut blickte er sich überall um. Wo waren seine Kollegen wenn er sie brauchte? "Obwohl mir Ettark wohl kaum eine Hilfe wäre. Sein Blick fiel auf ein etwas niedrigeres Wäschereigebäude und die daneben befindlichen Flaggenmasten. Er rechnete einen Moment, kam dann aber zum Schluss dass die Überraschung wohl sein größter Verbündeter war. Mit geringer Hoffnung auf Erfolg begann er, eine Regenrinne hinauf zu klettern.


*Neuneinhalb Minuten später*

Rascaal lief inzwischen stolz vor seiner Menge, die Flöte immer häufiger und freudiger ansetzend. Der Moment als die Verbindung etabliert worden war und dann so plötzlich abbrach, und sie das Universum mit der ganzen Scheibe wechselten war ein Schock für ihn gewesen, doch dank der zuvor in ihn geleiteten Magie war er schneller wieder auf die Füße gekommen als alle anderen - und er fühlte sich noch dazu wie neu geboren. Der Umgang mit der Flöte war nun auch viel einfacher; er hatte zum reinen Spaß die Zauberer zwischendrin ein wenig auf einem Bein hüpfen lassen und sein gefangenes Wächterlein war hervorragend zum Radschlagen geeignet. Ein kreiselnder goldener Farbwirbel, sehr hübsch.
Und nun kam der Palast in Sichtweite. "Ich werde deinen Palast nieder brennen, Vetinari, und dich mit ihm! Und dann lasse ich hier irgendetwas nützliches hinstellen, irgendwas womit ich zielübungen machen kann." Ein leises, manisches Lachen drang aus seiner Kehle, als er spürte, wie seine Kontrolle wieder nachließ. Erneut setzte er die Flöte an und gab die Befehle neu. "Marschiert zum Palast und zerstört ihn! Duelliert euch dann damit nur die Stärkstens überleben um mit zu dienen!", flötete er ihnen in einer verschlungenen Melodie vor, und seien spitzen Zähne kamen im aufklarenden Himmel gut zur Gelteung, als ihn ein wuchtiger Stoß von den Füßen riss, und ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde; 62kg Zwerg (Kettenhemd nicht mitgerechnet) waren von einem Gebäude herabgesaußt und hatten ihn an der Brust getroffen. Rascaal sah sich überascht um, unfähig das eben passierte zu verstehen. Er rappelte sich auf, bemerkte dann plötzlich das Fehlen der Flöte in seinen Händen und dann etwas, was sein Herz hätte stehen lassen, wenn es geschlagen hätte.
Sebulon, der Sohn des Samax stand mit erhobener Axt da, und ließ sie eben auf die Flöte hernieder saußen als Ras ihn entdeckte. "Nein!" entfuhr es ihm erstickt, doch es war zu spät: Die Flöte wurde zerteilt und zerfiel zu Asche.
Einen Moment schien alles still zu stehen. Rascaal und Sebulon starrten sich an, dann sprang der Vampir plötzlich auf ihn zu, packte ihn am Hals und begann ihn zu würgen. "Du hast alles ruiniert du kleine Made! Wie konntest du nur! Ich hätte dieser Stadt Frieden und Freiheit und Wohlstand gebracht, und du hast mich gestoppt!" Sebulon röchelte und trat unkontrolliert um sich, doch er konnte nichts ausrichten; Der Vampir war zu stark.
Als der Zwerg glaubte keine Luft mehr zu bekommen ließ der Stärkere schließlich von ihm ab und warf ihn, wie schon einige Stunden zuvor, wuchtig an die Wand, und der Zwerg blieb erstmal liegen. "Warum... finde ich mich heute andauernd auf dem Boden wieder?", dachte er schmerzerfüllt und tastete nach seiner Tasche, wo er die Zitrone hatte die Brabe ihm gegeben hatte. "Hoffentlich funktioniert diese Sache auch" Er drückte die Zitrusfrucht entlang der Kerbe auf und hielt sich bereit, sie dem Vampir entgegen zu setzen wenn er ihn wieder angriff. Und er musste nicht lange warten: Ras kam langsam näher und stellte dem Zwerg hasserfüllt einen Fuß auf die Brust. "Sag mir eins, Zwerg. Willst du zuerst sterben, oder willst du deinen Freund vorher ins Jenseits gehen sehen? Ohja, er steht noch unter meiner Kontrolle, das heißt so würde es keinen Spaß machen aber,-" Sein Gesicht wurde, falls überhaupt möglich, noch hasserfüllter. "da du meine Flöte ja vernichtet hast sollt er in ein bis zwei Minuten wieder er selbst sein." Sein süffisanter Blick glitt zu der zuvor kontrollierten Meute. In der Tat hatte während ihrer Auseinandersetzung der Befehl auf den Zauberern und dem Blonden Wächter intakt gehalten worden: Die Zauberer hatten begonnen Feuerbälle auf den Palast regnen zu lassen und Wände zum einstürzen zu bringen; Braggasch hackte mit einer Axt an einer Wand herum.
Ras blickte wieder zu Sebulon, der die Zähne zusammen biss. Er beugte sich langsam zu ihm hinab, verstärkte den Druck auf der Brust und kam aber doch mit seinem Gesicht fast auf einen halben Meter nähe zu dem kleineren. "Wie hättest dus gerne... soll ich ihn auseinander schneiden? Ihm die Haut abziehen?" er konzentrierte sich auf seinen Hass, auf die offensichtliche Angst in den Augen seines gegenübers, und war so völlig reaktionsunfähig als Sebulon plötzlich den Arm ausstreckte und so schnell er konnte die Zitrone in seinen Mund rammte.

Als der schwarze Staub auf ihn hernieder rieselte konnte er nurnoch ein paar Minuten ruhig atmen und den klarer werdenen Himmel geniessen, bevor er bewusstlos wurde.


*Stunden später*

"Gürtel? äh... Bist du wach?"
Sebulon starrte an die Decke. "Goldi... Geht es dir gut?"
"J-Ja... Ich.. Wir... Der Kommandeur kam kurz nachdem ich zu mir kam und... noch ein paar andere und... wir haben dich dann zusammen hergebracht. Den Vampir haben sie zusammen gekehrt und in ein Gurkenglas gefüllt, sie meinen sie wollen ihn vielleicht verstreuen so..."
"Aha." er konzentrierte sie aufs Atmen. Der Schmerz in seiner Brust und in seinem Kopf war eine klare Erinnerung an die Begegnung mit Rascaal. Er war nicht sicher, ob er dessen Verstreuung bereuen würde. "Wann können wir wieder nach Hause?", fragte er dann leise, weiterhin darauf konzentriert, zu atmen.
"Äh.. Sobald du wieder laufen kannst haben...haben die gesagt. Offenbar Äh...haben die... die Zauberer alles in der Universität vorbereitet und hier scheinen die ohnehin einiges zu ändern..glaub ich.. ähm, also... Also dieses.. Doppelbild von mir, ich...äh..."
"Ist schon gut Goldi." Sebulon schloss die Augen nochmal einen Moment. Er fühlte sich fürchterlich müde. Dennoch richtete er sich (unter grauenvollem Protest seines Kopfes) auf und ließ die Beine von der Pritsche baumeln. "Sind die anderen auch schon in der Universität?" Braggasch nickte, und einen Moment lang sah er aus als würde er gleich losheueln.
"Dann lass uns da auch hingehen." Mit diesen Worten stemmte sich der Stammagent langsam von der Pritsche und lief langsam aus dem zum Krankenzimmer ummodellierten Büro heraus. Draußen sahen sie wie ein anderer Wächter gerade einen Gefreiten zurecht wieß. "Und wenn du das nächste Mal einen Boden wischst, dann mach es gefälligst ordentlich! Ich will dass du jeden Flur hier im Wachhaus wischst und bonerst, auch den Keller!"
"Aber,-"
"Mach, oder du wirst noch weiter degradiert, Obergefreiter! Du kannst schon froh sein dass du nicht aus der Wache fliegst!"
"Das ist nicht fair, ich,-"
Der Leutnant blickte den Obergefreiten Daemon drohend an, der schluckte und sich murrend an die Arbeit machte. Mic drehte sich dagegen strahlend um und sein Blick fiel auf Sebulon. Lächelnd kam er näher und sah ihn und seinen Freund aufmunternd an. "Ihr verschwindet, nicht wahr?"
"Ja, wir kehren in unsere Welt zurück... Viel Glück mit eurer neuen Dimension." brachte Sebulon mit leicht gezwungenem Lächeln hervor, und schüttelte auch die dargebotene Hand. "Ja, machts gut ihr beiden!", Mic drehte sich wieder um und ging den Gang hinunter, als Sebulon ihn noch einmal zurück rief. "Ach, Mic... Warum hast du eigentlich den Fisch im Gesicht?"
Mic lachte leise. "Vor einigen Jahren trat ich der Bruderschaft von Ahn bei. Als Zeichen unserer Spirituellen Weisung trägt jedes Mitglied diesen Fisch an einer anderen Körperstelle. Als ich eintrat war nur noch die des Gesichts frei. Damit hatte ich immer noch mehr Glück als Bruder Humpelt-komisch." damit wandte er sich um und ging seiner Wege.
Die Zwerge sahen sich an, zuckten mit den Schultern und taten dasselbe.

"Sir!" Sebulon salutierte als er beim Kommandeur ankam. Er fühlte sich noch immer grässlich. Sein Vorgesetzter nickte ihm seinerseits nur zerknirscht zu; Er hatte Augenringe und sah auch sonst recht mitgenommen aus, doch das war dem Stammagent in diesem Moment eigentlich völlig egal. Er wollte nur noch heim. "Brabe?", sprach er die in der Nähe stehende Wächterin an. "Wie siehts aus, könnt ihr uns jetzt heimschicken?"
Die Schwarzhaarige nickte und lächelte freundlich. "Nurnoch ein paar Minuten, Herr Ondper und die anderen bauen gerade das Feld auf, dann könnt ihr ruck zuck in eure Dimension und der Riss wird geschlossen." In diesem Moment ertönte ein leises Donnern und hinter der Wächterin spannte sich plötzlich eine Art Netz aus dunklem Licht. "Ah. Es ist soweit." Sie streckte Sebulon die Hand hin. "Vielen Dank für alles was du für uns getan hast, und... tut mir Leid was du und deine Freunde wegen uns so mitmachen mussten."
Sebulon entfuhr ein leises Grunzen als er bei dem Wort 'Freunde' einen Moment an den hinter ihm stehenden Ettark dachte, sagte aber nichts und schüttelte Brabes Hand. "Eins ist klar, Brabe... Du bist wesentlich umgänglicher als deine Version in unserer Welt." erwiderte er. Brabe lächelte nur. "Dann macht es gut... Guml wünscht euch übrigens auch alles gute, er konnte aber leider nicht kommen... Ich glaube er bereitet den Beginn einer neuen Regierung vor."
Sebulon konnte nurnoch gequält lächeln. Der Drang nun zu gehen wurde unwiderstehlich groß. "Dann macht es gut, Tschüss!" sagte er noch einmal, und ging dann, zusammen mit den anderen, durch das wabernde Portal.

Ein Farbwirbel. Schwärze. Ein hämmern im Kopf und betäubende Übelkeit.
Fünf Wächter erwachten mit einem grauenvollen, aber bekannten, Gefühl im Körper. Sie lagen in der Kantine des Wachhauses - ihres Wachhauses, wie sie hofften, und richteten sich langsam auf. "Alle heil angekommen?" Der Kommandeur blickte seine Wächter der Reihe nach an, die alle mehr oder minder lebendig nickten. "Gut. Ich will von jedem morgen einen Bericht auf meinem Tisch vorfinden.", grummelte er, und marschierte zur Tür hinaus. Die anderen schienen ebenfalls ihrer Wege zu gehen; Sie alle waren von Müdigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit geplagt, und auch der Stammagent wollte nichts mehr als eine heiße Tasse Tee und ein warmes Bett... aber eine Sache gab es zuvor noch zu erledigen...


*Wenige Minuten später in den Zellen*

"Guten Tag Obergefreite Schraubenndrehr." Rabbe schreckte auf. Sebulon stand an ihrer Zellentür und war soeben im Begriff, selbige aufzuschließen.
"Du!", knurrte sie. "Hast wohl endlich gemerkt dass ich unschuldig bin, was?" Sie hatte nach ihrem mehr oder weniger erfolglosem Gespräch mit Laiza noch mit einigen anderen Leuten gesprochen, und jeder hatte auf den Stammagenten verwiesen... der dann komischerweiße nicht mehr auffindbar gewesen war.
"Ja." erwiderte der Ältere knapp und schloss die Tür hinter ihr wieder ab. "Du bist unschuldig, damit hat sich das, und hiermit entschuldige ich mich offiziell dafür dich zu unrecht eingesperrt zu haben."
Einen Moment lang war im Gesicht der Überwäldlerin eine Mischung aus vielen verschiedenen Gefühlen zu erkennen. Wut, Verwirrung, Ärger, ein Spur Dankbarkeit - dann drehte sie sich unwirsch weg und marschierte gen Ausgang. "Du hast ja 'nen Schuss!", grummelte sie ihm noch zu und verschwand.
Sebulon derweil legte den Zellenschlüssel behutsam zurück und machte sich auf den Heimweg. Er hatte sich jetzt erstmal eine Pause verdient.
[1]  siehe " Die letzte Flöte "

[2]  Kommt in der (hoffentlich bald erscheinenden) Susi-Single vor, nicht wirklich relevant

[3]  ...Zwerg, Troll, Zombie oder sontige Spezies

[4]  Hätte die Tischplatte Augen gehabt hätte sie wahrscheinlcih zurück gestarrt, was den Zwerg womöglich dazu gebaracht hätte an die Decke zu sehen. Da diese aber tatsächlich Augen hatte wären die Möglcihkeiten an einen neutralen Ort zu sehen wesentlich begrenzter gewesen. Glücklicherweiße hatte diese Tischplatte jedoch keine Augen, wodurch dem Zwerg dieser unglückliche Moment erspart blieb.

[5]  Es ist viel schwieriger sich durch riesige ordentlich Linien hindurch zu drängeln als durch ein knäuliges durcheinander von Leuten, versuchen Sie's ruhig mal, sie werden für die selbe Zeit wahrscheinlich viel länger brauchen




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Feedback:

Von Cim Bürstenkinn

12.1.2013

Sehr schöne Hoseinbein-Single mit viel Liebe zum Detail.
Aus dem Schluss hättest Du mehr holen können ;)

Hab ich sehr gerne gelesen!

Von Ophelia Ziegenberger

16.1.2013

Ich hatte so meine Schwierigkeiten mit der Geschichte. Das lag grundsätzlich daran, dass ich mit dem setting der Paralleluniversen bei Wachegeschichten nicht so viel anfangen kann. Meistens gefallen sie mir einfach nicht, geschweigedenn dass die dort erlebten Ereignisse sich in den Fluss der Wachegeschehnisse integrieren ließen. Das finde ich schade, da ich mir schon wünsche, dass das, was die Figuren erleben, sie sich weiterentwickeln lässt. Ich greife Beschriebenes gerne auf, was in diesen Fällen schwer machbar ist. Dazu kommt häufig ein Plot, der sich durch kleinere oder größere Logikfehler auszeichnet und damit erklärt wird, dass es hier eben um ein anderes Hosenbein mit anderen Möglichkeiten geht. Das hat einen Nachgeschmack gleich dem klassischen "es war nur ein Traum".

Diese Geschichte ist nun obendrein nicht die erste gewesen, die auf bestimmten Ereignissen beruht, die in anderen Geschichten/LIVEs etc. bereits einmal vorkamen. Das verstärkte die Schwierigkeiten beim Lese-Einstieg, weil der nicht nur ohnehin verwirrend war, sondern obendrein sehr deutlich irgendwo "mittendrin" einsetzte. Ich weiß, Du hattest vorweg geschrieben, es sei nicht unbedingt nötig, die Vorgeschichte zu kennen und wie ich Dir auch im Chat sagte... ja, man konnte es auch so verstehen. Aber diese Irritation blieb gewissermaßen hängen. Und das sogar, obwohl ich die vorangegangenen Sachen ebenfalls gelesen hatte. Dazu noch der subjektive Eindruck, dass das "schon wieder" eine von "diesen Anderes-Hosenbein-Geschichten" ist... naja... eben nicht so meins. Bitte nicht überbewerten oder übel nehmen, das ist einfach nur meine sehr subjektive Meinung. ;-)

Insgesammt kam Sebulon erfreulich oft zum Zug, auch wieder schön mit seiner paranoiden Macke ausgeschrieben. Als Wichtelgeschichte also gut zu lesen, denke ich. :-)

Von Sebulon, Sohn des Samax

15.1.2013

Geduld hätte die Wertung nochmal verbessert: Einmal jemanden über Rechtschreibung und Kommas gucken lassen, dann hättest du sicher noch einmal das erste Drittel überarbeitet - das fand ich nämlich ziemlich verwirrend, bis ich mich zugleich mit meinem Zwerg konsterniert in die tragenden Gedanken 'ach, eine [i]andere[/i] Parallelwelt' und 'warum muss das immer ihm passieren?' fallen lassen durfte.
Als Wichtelsingle fand ich's gut, auch wenn ich die Flöten-Live nicht so groß fand, dass man daraus eine große Geschichte machen musste.

Fürs nächste Mal: Ich find deine Charaktertiefe gut und dass Rince massiv auftrat überraschend positiv. Teilweise waren die Konfliktlösungen zu leicht eingebracht ('schieb ihm einfach eine Zitrone in den Mund', 'auf einen anderen Teller wechseln, der automatisch zur Schüssel wird').
Und etwas Geduld, siehe oben. :)

Danke für die liebevoll zusammengeschriebene Geschichte. :)

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