Die Ausbildung zum Püschologen ist ziemlich püschologisch... logisch. ;-)
Dafür vergebene Note: 10
Dagomar Ignatius Volkwin von Omnien seufzte. Er legte das "Klaine Hantbuch der Püschologie" zur Seite und rieb sich die Augen.
"Wie kann es sein, dass etwas, das alltäglich immer und immer wieder in sekundenschnelle passiert, ganze Bücher füllen kann?" fragte er die kleine Kerzenflamme, die die Buchstaben auf dem Buch schillern ließ.
Erneut seufzte Dagomar, denn die "kleine Einführungsliteratur", die er vom Oberfeldwebel bekommen hatte, umfasste fünf Seiten, und der Gefreite hatte gerade erst einmal die Hälfte gelesen. Er beschloss, das "Klaine Hantbuch" vorerst zur Seite zu legen und sich mit einer Abhandlung eines Offler-Priesters zu beschäftigen, die sich damit auseinander setzte, wo das Böse im Menschen (und anderen Spezies) zu finden sei und warum Personen morden. Dies versprach eine spannendere Lektüre zu werden als dass "Klaine Hantbuch", jedoch nach einigen Zeilen fiel Dagomar auf, dass die Art und Weise, in der sich der Offlianer ausdrückte, mehr als kompliziert war. Als er bei dem Absatz angekommen war, der sich mit dem trollischen Hang zur Brutalität beschäftigte, fielen ihm die Augen zu, und erst einige Zeit später erwachte Dagomar durch das Geräusch des zu Boden fallenden Wälzers.
Die Nacht war bereits recht weit fortgeschritten und der morgige Tag sollte ein anstrengender werden. Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten des Wachhauses am Pseudopolisplatz würde eine Überraschung von Oberfeldwebel von Grauhaar auf den neuen Püschologen in Ausbildung warten. Was genau diese Überraschung war, wusste wohl nur der Oberfeldwebel selbst.
Am nächsten Morgen erwartete Dagomar schon die erste Überraschung, als er sein Büro betrat. Abgesehen davon, dass die Wächter, mit denen er sich das Büro teilte, nicht anwesend waren, fand Dagomar eine kurze Notiz auf seinem Schreibtisch:
"Binne den ganzen Vormittag verhindert. Jemand Anders soll die Führung übernehmen. Ofw RvG."
Die Schrift ließ darauf schließen, dass die Notiz in Eile verfasst worden war. Einen weiteren Hinweis lieferten die zahlreichen Kleckse und Flecken, die den kleinen Zettel zierten. Leicht verwirrt setzte Dagomar sich auf seinen knarrenden Stuhl und nahm zunächst ein zufällig herumliegendes Buch zur Hand: "Ämpathie und Härte" von Rupert Schnitzlach. Darin ging es darum,wie man aufgebrachten Personen möglichst einfühlsam schlechte Nachrichten überbringt, ohne sich dabei zu wohlwollend zu verhalten. Nach einigen Minuten wurde Dagomar diese Lektüre jedoch zu langatmig, und so beschloss er, im Büro einen kleinen Spaziergang zu machen. Seine Kollegen würden sicherlich bald eintreffen, und so würde er sie bitten können, ihn durch die Räumlichkeiten zu führen.
Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, flog die Bürotür schon auf. Lilli Baum kam herein gehastet, schnappte sich einen Stapel Akten von ihrem Tisch und eilte sofort wieder hinaus. Dagomar hatte noch nicht einmal Zeit, den Oberfeldwebel standesgemäß zu begrüßen.
Weitere Minuten – und Bürorundgänge – später öffnete sich erneut die Tür. Die Obergefreite Mimosa betrat gedankenverloren das Büro, was Dagomar dazu veranlasste, zunächst stumm zu salutieren. Mimosa schien den Gefreiten nicht zu bemerken, und so ließ sich Dagomar dazu bewegen, mit einem inbrünstigen "Mä'äm!" die Aufmerksamkeit der Obergefreiten auf sich zu ziehen.
Mimosa zuckte kurz zusammen und wandte ihr Gesicht mit ernstem Blick Dagomar zu.
"Ja?", fragte sie mit müder Stimme.
"Mä'äm, hast du einen Moment Zeit?"
"Ja. Was liegt an?"
"Mä'äm, Ich sollte vom Oberfeldwebel von Grauhaar eine kurze Führung durch unsere Räumlichkeiten erhalten. Allerdings ist dieser, fürchte ich, leider verhindert. Er hat mich darum gebeten, diese Führung von jemand anders zu erbeten, und deswegen stellte sich mir die Frage, ob ich so dreist sein könnte, und dich bitten, ob-"
Mimosa unterbrach ihn.
"... ob ich das nicht übernehmen könnte? Ja, sicher, gib mir bitte einen Moment Zeit, ich habe noch etwas vorzubereiten."
Dagomar nickte und setzte sich schweigend auf seinen Stuhl, wobei er Mimosa verstohlen beobachtete. Auch, wenn die beiden sich schon gelegentlich unterhalten hatten, kam der Gefreite nicht umhin, in ihrer Anwesenheit ein leichtes Unbehagen zu empfinden.
Mimosa kramte einige Sekunden in den Akten auf ihrem Tisch und hielt inne. Ihre Augen weiteten sich und ruckartig stand sie auf.
"Mist! Ich muss doch noch...", stieß sie hervor und eilte aus dem Büro.
Dagomar saß weiterhin auf seinem Stuhl und starrte mit einer Mischung aus Verwunderung und Ärger auf die soeben zugefallene Bürotür, die sich kurz darauf wieder ruckartig öffnete. Obergefreite Mimosa steckte ihren Kopf ins Büro und murmelte hastig, bevor sie wieder entschwand.
"Irgendwo auf meinem Tisch liegt eine Karte des Wachhauses. Gib dir die Führung doch einfach selbst. Bis dann."
Wieder seufzte der Gefreite von ganzem Herzen. Er stand geruhsam auf, kramte halbherzig in den Dingen auf Mimosas Schreibtisch und resignierte kurz darauf. Bei GRUND hatte er die Räumlichkeiten ohnehin schon einmal kurz gesehen, es war also keine dringliche Angelegenheit. Er beschloss, zunächst eine Nachricht an Oberfeldwebel von Grauhaar zu schreiben, die berichtete, seine Führung sei abgeschlossen, und dass er in seinem Büro Recherchen tätigte, bis es Zeit für die "Überraschung" sei. Dagomar vertiefte sich wieder in "Ämpathie und Härte" und verbrachte einige Stunden mit der Lektüre dieses trockenen Werkes.
Nachdem Dagomars Vormittag unspektakulär verlaufen war, betrat Oberfeldwebel von Grauhaar das Büro. Der Gefreite sprang auf und salutierte zackig, was der Oberfeldwebel mit einem Nicken quittierte.
"Wie ich gelesen habe, hast du dich mit den Örtlichkeiten vertraut gemacht?", fragte der Oberfeldwebel.
"Ja, Sör, Obergefreite Mimosa war so freundlich."
Romulus bedachte den Gefreiten mit einem skeptischen Blick. "Mimosa" und "freundlich" waren zwei Worte, die nur mit Schwierigkeit zusammenzubringen waren.
"Nun gut. Wie kommst du mit der Lektüre voran?"
"Sör, es ist eine gar langatmige Aufgabe, die du mir gegeben hast, und obschon mir die immanente Wichtigkeit dieser durchaus bewusst ist, so komme ich nicht umhin, eine gewisse Aversion zu verspüren, die, wie ich versichern kann, binnen eines kurzen Temporalintervalls gen Null tendieren dürfte."
Romulus stutzte und verharrte für einige Augenblicke, in denen er versuchte, sich einen Reim auf das gerade Gesagte zu machen, bevor er antwortete.
"Nun gut, Gefreiter. Ich hoffe, du fühlst dich weiterhin wohl?"
"Selbstverständlich, Sör!"
"Ja, das dachte ich mir. Sag mal, warum ist jemand wie du eigentlich zur Wache gekommen, hm?"
"Nun, Sör, diese Frage zu beantworten, dürfte einiges an Zeit in Anspruch nehmen; Dennoch werde ich versuchen, mich möglichst prägnant zu artikulieren. Ich habe den Eindruck, dass viele, die meinen Stand teilen, sich nicht mehr den alten Tugenden verpflichtet fühlen. Mein Beitritt zur Wache war demgemäß ebenso eine Art von Protest gegen die aktuelle Degeneration der Aristokratie, wie eine Möglichkeit, mich selbst zu einem besseren Menschen zu entwickeln."
Romulus machte sich einige Notizen auf einem leeren Stück Papier, dass er von Dagomars Schreibtisch gefischt hatte. Während er schrieb, murmelte er leise einige Worte.
" ...Geltungsbedürfnis … jugendlich … Rebellion …"
Dagomar fühlte sich unbehaglich. Er konnte jetzt nachvollziehen, wie sich ein Käfer unter dem Vergrößerungsglas eines Koleopterologen fühlen musste.
'Versucht er gerade, mich zu prohfeilen?', schoss es dem Gefreiten durch den Kopf. Dieser Gedanke behagte ihm nicht im Geringsten.
"Gut. Dann wollen wir uns mal um die Überraschung kümmern, wie?", sagte Romulus mit einem wohlwollenden Lächeln.
"Gerne, Sör!"
"Nun, worum es geht ist Folgendes: Die Arbeit als Püschologe beinhaltet - wie du weißt – nun mal auch das Überbringen von schlechten Nachrichten. Da man nie weiß, wie die Empfänger der Nachricht reagieren, ist es sinnvoll, diese Nachrichten nicht alleine überbringen zu müssen. Ich denke, es wäre für uns beide sicher eine Möglichkeit, Neues zu lernen, wenn wir tatsächlich selbst eine solche Nachricht überbringen, nicht wahr?"
"Absolut, Sör!"
"Nun gut … Die Nachricht, die wir überbringen, ist eine besonders schlechte: Frau Winterkling aus der Glatten Gasse ist seit letzter Nacht nicht nur Witwe, sondern auch noch kinderlos. Ihr Mann, ein Kutscher, hatte, zusammen mit seinem Sohn, einen furchtbaren Unfall, bei dem drei Männer, ein Hund sowie eine Elster ums Leben kamen. Weitere Details sind für uns nicht relevant. Wenn du bereit bist, können wir direkt los. Was sagst du?"
"Oh, selbstverständlich können wir sofort aufbrechen, Sör!"
"Sehr gut, dann wollen wir mal."
In der Glatten Gasse angekommen, mussten die beiden Wächter zunächst einige Zeit nach dem Haus von Witwe Winterkling suchen. Die Namensschilder an den tweilweise stark heruntergekommenen Bauten waren – falls vorhanden – so stark verrostet, dass es nur mit erheblichem Aufwand von Zeit und Mühen möglich war, das korrekte Haus zu finden.
Gertrud Winterkling nahm die heiße Pfanne vom Herd, als es an ihrer Tür klopfte.
Als sie öffnete, standen ihr zwei Männer gegenüber, in Uniform gekleidet.
"Guten Abend. Frau Winterkling?", fragte der augenscheinlich Ältere der beiden.
"J-Ja?" bestätigte die Angesprochene Unsicher.
"Mein Name ist Oberfeldwebel Romulus von Grauhaar, und dies hier ist Dagob... ähm. Gefreiter von Omnien. Dürfen wir eintreten?"
"Oh, natürlich, bitte, kommen sie doch herein. Ich bitte sie jedoch, die Unordnung zu entschuldigen, in letzter Zeit hatte ich viel zu tun, und bin nicht dazu zu kommen, hier für etwas Ordnung zu sorgen, wissen Sie, und als dann heute morgen die Roselia vorbei kam - vielleicht kennen sie sie, eine Wäscherin hier aus der Nachbarschaft, ein junges Ding, herzensgut, nur etwas beschränkt, aber naja, niemand kann etwas dafür, wie man ist, nicht wahr? Jedenfalls, Roselia kam heute morgen vorbei und berichtete von einem furchtbaren Unfall, der sich gestern wohl ereignet haben soll, bei dem ihr geliebter Obo ums Leben kam. Warum sie diesen Köter so mochte, habe ich nie verstanden. er war ständig schlecht gelaunt, schlecht erzogen und hatte scheinbar ständig Blähungen. Naja, sie mochte ihn, und er ist wohl bei diesem Unfall überfahren worden. Herrje, was war sie wütend. Und traurig. In einem Moment weinte sie sich die Seele aus dem Leib, um kurz danach lauthals darüber zu schimpfen, dass es den Kutschern recht geschieht, dass sie auch ums Leben kamen, wenn sie schon nicht aufpassen können, wo sie hinfahren. Aber bitte, setzen sie sich doch!"
Romulus und Dagomar schauten sich zweifelnd an. Frau Winterkling schien nicht zu wissen, dass die beiden toten Kutscher, die Obo auf dem Gewissen hatten, ihr Mann und ihr Sohn waren. Die beiden wussten schon jetzt, dass es eine ziemlich seltsame Situation ergeben würde, der frischgebackenen Witwe diese Nachricht zu überbringen. Nachdem sie sich gesetzt hatten, räusperte sich der Oberfeldwebel.
"Frau Winterkling, würden Sie sich bitte auch setzen? Ich kann verstehen, dass sie viel zu tun haben, aber ich denke, wir haben Ihnen etwas mitzuteilen."
"Warum? Was ist passiert?"
Dagomar räusperte sich. Er fühlte schon jetzt einen Kloß im Hals und eine Beklemmende Enge in der Brust.
"Bitte, setzen Sie sich einfach."
Frau Winterkling tat, wie ihr geheißen und stierte die Wächter eindringlich an.
"Nun, Frau Winterkling, es ist so... Sie haben ja schon von dem Unfall gehört, und..."
"Ja?"
"... Nun, die beiden Kutscher, die bei dem Unfall ums Leben kamen..."
"Ja?"
"Naja, ich muss ihnen leider mitteilen, dass es sich bei den beiden Kutschern, die gestern bei diesem tragischen Unfall ums Leben kamen, um Ihren Mann Berchtolt und Ihren Sohn handelte."
Lange Zeit herrschte Stille im Raum. Nur das mehr oder weniger regelmäßige Ticken einer großen Standuhr durchbrach die unangenehme Stille.
"Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder?", fragte Gertrude, mit erstaunlich gefasster Stimme.
"Ich fürchte nicht."
"Aber ... es
muss ein Scherz sein!"
"Ich fürchte nicht."
"Ich glaube, Sie verstehen nicht, was ich meine. Berchtolt und Raian - mögen die Götter ihren Seelen gnädig sein - sind schon seit über zwei Jahren tot."
"Wie meinen?"
"Ich meine genau das, was ich gesagt habe. Mein Mann und mein Sohn sind seit über zwei Jahren tot."
Der Oberfeldwebel kratzte sich am Kopf.
"Sind sie sich sicher?"
"
Natürlich bin ich mir sicher!"
"Aber ... wie kommt es dann, dass die beiden aufgrund ihrer Papiere eindeutig als Berchtolt und Raian Winterkling identifizert werden konnten?"
"Das müssen sie mich nicht fragen, ich bin keine Wächterin!"
Wieder füllte Stille den Raum. Es war der Oberfeldwebel, der sie schließlich durchbrach.
"Wären sie vielleicht so freundlich, uns eine kurze Beschreibung der Beiden zu geben? Es könnte eine Möglichkeit sein, dass Schurken mit falschen Ausweisen in der Stadt waren, und sich als Ihr Mann und ihr Sohn ausgegeben haben."
[1]"Ja, selbstverständlich. Berchtolt war ein untersetzter Mann mit braungrauen Haaren, grünen Augen und einer Narbe unter dem linken Auge, die er schon seit Jahren hatte, seitdem er … die Kellertreppe heruntergefallen ist. Raian war ein etwas schlaksiger junger Mann, hübsch anzusehen und mit leuchtend roten Haaren. Früher haben die Kinder aus der Nachbarschaft ihn immer ausgelacht deswegen. Und wegen seiner Sommersprossen. Aber so sind Kinder nun mal, nicht wahr?"
Dagomar lächelte halbherzig, während Romulus mit hochgezogener Augenbraue ein Papier durchlas, das er aus seiner Uniformjacke geholt hatte.
Frau Winterkling schlug sich die Hand vor den Mund.
"Oh, wie unhöflich von mir. Möchten Sie irgendetwas trinken? Einen Tee vielleicht?"
"Nein, danke, gute Frau, wir sind im Dienst", antwortete der Oberfeldwebel, " Aber... können wir vielleicht noch etwas für sie tun?
"Nein, wieso? Meine beiden Männer sind ja jetzt schon eine Weile tot, nicht wahr?"
Frau Winterklings Blick zeigte eine Mischung aus Verzweiflung und Belustigung, als sie zu dem Oberfeldwebel schaute.
"Ja, Frau Winterkling. Die gestern gefundenen Männer passen nicht zu ihrer Beschreibung. Es muss sich also um andere Personen handeln, die – entweder zufällig oder vorsätzlich – die Namen ihres verstorbenen Ehemannes und des ebenfalls verstorbenen Sohnes angenommen haben. Nun gut. Frau Winterkling, entschuldigen sie Bitte die Störung, wir werden der Sache weiter nachgehen. Ich wünsche Ihnen weiterhin alles gute und ... ähm ... passen Sie auf sich auf."
"Das werde ich. Sie finden den Weg alleine heraus?"
"Ja, vielen Dank. Oh, da fällt mir noch ein, sollte es noch irgendwelche Fragen geben, dürfen wir oder unsere Kollegen auf sie zurückkommen?"
"Oh, selbstverständlich", antwortete Frau Winterkling leicht errötend, „wissen Sie, ich hatte schon immer eine Schwäche für Männer in Uniform..."
"Nun, das lief … reibungs- und tränenloser als ich erwartet hatte...", stellte Romulus fest, als sie das Haus verlassen und sich wieder auf den Weg zurück gemacht hatten.
"Ja. Ich muss zugeben, ich bin, gelinde gesagt, überrascht, welche Wendung dieser Unfall nimmt. Woher bist du dir eigentlich so sicher, dass es andere Männer waren, die gestern ums Leben kamen, Sör?"
"Nun, die beiden Toten von letzter Nacht waren beide hellblond."
"Oh. Also haben wir es mit Verbrechern zu tun, die Scheinidentitäten angenommen haben, um als unbescholtene Bürger durchzugehen, während sie ihres zwielichtigen Handwerkes frönen?"
"So könnte es sein. Oder es könnten auch zwei Männer gewesen sein, die durch Zufall den selben Namen trugen. Das sollte sich noch herausfinden lassen. Aber ein anderes Thema: Warst du aufmerksam?"
"Selbstverständlich Sör!"
"Nun, dann ist dir vielleicht aufgefallen, wie ich in dem Gespräch vorgegangen bin?"
"Ähm, Ja, Sör. Zunächst haben sie uns vorgestellt und den ersten Redeimpulsen der Frau Winterkling gelauscht, Sör, um ein Band der … Verbundenheit zu schaffen. Anschließend hast du sie gebeten, sich ebenfalls zu setzen, und sie verbal darauf vorbereitet, dass der folgende Verlauf des Gespräches nicht als angenehm zu bezeichnen wäre. Um zur eigentlichen Information, die wir überbringen sollten, überzuleiten, hast du das Thema des vorher erwähnten Redeimpulses aufgegriffen, um somit deine Ämpathie unter Beweis zu stellen, und der Frau das Gefühl zu geben, ernst genommen und verstanden zu werden. Darauf folgte die Irritation, die es noch zu ermitteln gilt, widerum gefolgt von einigen freundlichen Worten, Hilfsangeboten und der schließlichen Verabschiedung."
"Genau. Viel besser hätte ich es nicht formulieren können. Dieses Vorgehen wird beschrieben in....?"
"
'Ämpathie und Härte', Sör, von... von...." Dagomar versuchte verzweifelt, sich an den Namen des Autors zu erinnern, doch vergebens.
"Schnitzlach. Ich sehe, meine Literaturliste ist auch dir hilfreich?"
"Das bleibt zu hoffen, und der Richter dessen wird die Zukunft sein, Sör."
"Was auch immer, ich hoffe, du hast noch etwas Zeit übrig, wir müssen die weiteren Schritte einleiten."
Wieder im Wachhaus angekommen, bat der Oberfeldwebel den Gefreiten in sein Büro.
"Gefreiter von Omnien?"
"Ja, Sör?"
"Wir haben es also scheinbar entweder mit einem Zufall zu tun oder mit Kriminellen, die fremde Identitäten benutzen, um eine Tarnung für ihre Unternehmungen zur Verfügung stehen zu haben. Welche Abteilung der Wache ist dafür zuständig?"
Dagomar grübelte. War Identitätsdiebstahl das gleiche wie herkömmlicher Diebstahl? Gab es Lizenzen und Quittungen für Identitätsdiebstahl? Der Gefreite zuckte mit den Schultern.
"Ich fürchte, ich weiß es nicht, Sör."
"Denk nach!"
"Nun, vermutlich könnte sich D.O.G darum kümmern? Oder die Ermittler von R.U.M.? Womöglich auch die S.E.A.L.S.?"
"Ja. Die S.E.A.L.S. Wären auch meine Idee, auch, wenn ich zugeben muss, dass ich mir selbst nicht zu 100 Prozent sicher bin. Wenn du bitte einen Bericht darüber verfassen könntest und dann bei mir vorbei brächtest. Dann könnten wir diesen zunächst an die S.E.A.L.S. weiterleiten, die sollen sich dann um den Rest kümmern."
"Ja, Sör! Gerne, Sör! Bitte um Erlaubnis, wegtreten zu dürfen!"
"Selbstverständlich. Bis später."
"Ja,Sör!"
Dagomar salutierte und begab sich zurück in sein Büro; Sein Kopf dröhnte, denn diese Sachlage war wirklich außergewöhnlich. Er hatte Schwierigkeiten, sich auf das Schreiben zu konzentrieren, und so brauchte er mehrere Stunden, um seinen Bericht fertig zu schreiben. Nachdem Dagomar den Bericht auf dem Schreibtisch des Oberfeldwebels abgelegt hatte
[2], machte auch er sich auf den Weg nach Hause, seine Gedanken immer noch um den seltsamen Todesfall der bereits Toten kreisend.
[1] Die Andere Möglichkeit, dass Vater und Sohn Winterkling vor zwei Jahren untergetaucht und erst jetzt, durch ihren Tod, entdeckt worden sind, behielt er vorerst für sich.
[2] Romulus hatte scheinbar das Büro schon verlassen.
Zählt als Ausbildungsmission zum/zur Püschologe.
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