Der Überhänger-Vorfall

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von Obergefreiter Menélaos Schmelz (SEALS)
Online seit 02. 05. 2012
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"Neue Techniken"

Es kommt nicht immer darauf an, was man trinkt, sondern auch wie, wo und mit wem man trinkt. Aber in der Regel zählt nur, was man trinkt.

Dafür vergebene Note: 12

Als der Metzgermeister Waldemar Knickebein nach einer durchzechten Nacht seinen Laden aufschließen wollte, war nicht nur ein neues Jahr angebrochen, nein, irgendjemand war vor der Türe seiner Fleischerei eingeschlafen. Oder gestorben? Es interessierte ihn nicht wirklich, wer oder was da vor seiner Türe lag. Fest stand, dass es vor seiner Türe lag. Fest stand außerdem, dass man aus allem Wurst machen konnte, was mal gelebt hat. Ein vorsichtiger Tritt in den Haufen aus verschiedenen Mänteln und Jacken, grob in die Gegend, wo Waldemar den Torso vermutet hatte.
"Auu. Hrmmm."
"Das zählt nicht."
Er schloss den Laden auf und zog den Haufen Jacken samt Inhalt herein. Ein guter Start ins neue Jahr, befand Waldemar.

Als der Obergefreite Menélaos Schmelz um Schlag elf den "Eimer" verließ, war nicht nur ein neues Jahr angebrochen, nein, er hatte auch seine Hose, seinen Lieblingsbecher, sowie seinen rechten Stiefel verloren und in seinem Mund waren, dem Geschmack nach zu urteilen, ein Dutzend Ratten vereendet. So stand er da, frierend vor der Stammtaverne der Stadtwache und wusste nicht weiter. Sein Kater war von einem anderen Stern, sein Blick war getrübt durch nebelige, rosa Schlieren und die Stimme von Herrn Käse hallte noch immer in seinem dröhnenden Schädel wider.
"Einen Monat Hausverbot!" Hausverbot! Hausverbot!
Benommen setzte er sich auf die Bank einer benachbarten Veranda und hatte das Pech, in die verspiegelten Scheiben der Wohnung zu blicken. Der Club des neuen Anfangs hätte ihn in dieser Verfassung mit offenen Armen und Tränen in den Augen willkommen geheißen. Entsetzt und verwirrt überkam ihn der längst überfällige Wunsch, sich die aufgequollene Seele aus dem Leib zu speien. So saß er da und versuchte aus dem überaus farbenfrohen Erbrochenen zu orakeln, was überhaupt geschehen war. Er erinnerte sich vor allem an eines: Wie er den Eimer betreten hatte. Und an Donnerlittchen.



Der Schneevater-Abend, 23:22 Uhr

Menélaos hatte das traditionelle Wettrülpsen, dass seit Jahren unter der Schirmherrschaft von Glum Steinstiefel stand, verpasst. [1] Das bedeutete zugleich, dass jeden Moment das neue Jahr anbrechen musste, was wiederum bedeutete, dass die meisten Rekruten bereits im Koma lagen und die trinkfesteren Wächter begannen, das gute Zeug zu fordern.
"Menéeeee!" Braggasch wirkte ungewohnt entspannt, als er mit einem Krug, aus dem ein bernsteinfarbener Rattenschwanz lugte, auf den Halb-Epheben zugewankt kam. Menélaos grinste den FROG-Späher an und ließ den Blick kurz durch den durchwachsen besuchten Eimer schweifen.
"Braggasch, altes Haus, du siehst aus, als hättest du einmal zu oft an Großvaters Hustensaftflasche genuckelt. Was trinkst du denn da?"
Etwas empört und auch ein wenig beschämt taumelte der Zwerg einen Schritt zurück, stippte den Rattenschwanz wie einen Teebeutel in seinen Krug und reckte den Kopf.
"14 Jahre alter Torfmoorer Ratten-Rum aus dem hauseigenen Stollen eines Cousinsss! Für Genießer!" Stolz darauf den Satz souverän runter gerattert zu haben, zog er seinen Freund an die Theke.
"Was hast du äh...die ganze Zeit gemacht?" Braggasch füllte aus einer rattenförmigen Amphore neuen Rum in den Krug.
"Noch zwei Berichte zu Ende geschrieben..."
"Und?"
"Und was?"
Braggasch schaute sich verstohlen um.
"Und?!"
"Nnhhhhjaaa ich hab noch ein Stündchen in meiner Giftküche gestanden."
"Hab ich mir doch äh, gedacht! Und, hat es geklappt?"
"Ich glaube schon."
Menélaos war etwas unwohl bei der ganzen Sache. Er hatte vor einigen Tagen in einem alten Alchemie-Folianten eine kritzelige Notiz mit einem Likör-Rezept und einer völlig neuen Fermentierungs-Technik gefunden, auf dem "Donnerlittchen" in der Überschrift stand, darunter die Zutatenliste, die Anleitung und zum Schluss der ausgesprochen knappe Kommentar Unbeschreiblich!. Menélaos hatte zunächst vergeblich versucht, die Notiz zu ignorieren, doch sie hatte ihn regelrecht in ihren Bann gezogen. Er hatte nie eine besondere Affinität zu Alkohol gehabt, aber irgendetwas an diesem Rezept ließ ihn nicht an nichts anderes mehr denken. Die neue Fermentierungs-Technik fand er zwar hochinteressant, doch das war nicht der springende Punkt. Er hatte sogar Braggasch die Notiz gezeigt und gehofft, die besonnene und vorsichtige Natur des Zwergs könnte ihn von dieser Sachen abbringen. Aber auch Braggasch entwickelte eine beängstigende Neugier darauf, was sich hinter "Donnerlittchen" verbarg.
"Ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun sollten. Ich meine, es sind schon einige seltsame Dinge in dem Zeug drin."
"Ja, aber, ja. Vielleicht hast du Recht..."
Braggasch seufzte und zuckte mit den Schultern.
"Was haben wir uns nur dabei gedacht?" Mené lachte und schüttelte den Kopf. So saßen sie da für zwei Minuten und sagten nichts.
"Herr Käse, zwei Schnaps-Pinnchen bitte!"


~ Man nehme: 200 ml Überwälder Nacht-Korn ~



"Runter von meiner Veranda, du Lump! Ihr drei habt gestern schon genug angestellt!" Eine ziemlich aufgebrachte, mollige Dame huschte aus der Haustüre heraus und schwang drohend ihren Spazierstock. Der Wächter sprang auf und wich ein paar Schritte zurück, fiel von der Veranda auf seinen Hintern und stöhnte.
"Verzeihung, gnädige Frau, aber..."
"Hast du diese Schweinerei da veranstaltet?!" Sie zeigte mit ihrer Gehhilfe auf den bunten Teppich aus Mageninhalt, der langsam auf den Holzdielen der Veranda vor sich hin waberte.
"Äh, naja, Ich..."
"So eine Frechheit! Eine Unverschämtheit!"
Ein akustisches Gewitter zog in Menélaos' Schädel auf und er kniff die Augen zusammen.
"Bitte, beruhigen sie sich, gnädige Frau! Ich mache alles sauber, aber bitte nicht so laut!"
"Das will ich aber auch meinen! Deine beiden Freunde können gleich mit anpacken! Die Schaukel ersetzt du mir übrigens! Das hab ich nicht vergessen, Bursche!"
"Schaukel? Meine beiden Freunde?!"
In Menélaos Kopf begann es ganz langsam zu puzzlen.



Der Schneevater-Abend, 23:40 Uhr

"Ach und die feinen Damen genehmigen sich ein Likörchen?"
Glum hatte gerade aus Spaß zwei Rekruten unter den Tisch getrunken und nahm sichtlich vergnügt zwischen den beiden Kollegen auf einem Hocker Platz. Reglos saßen Menélaos und Braggasch da und starrten die Schnapsgläser an, die bis zum Rand mit einer rosaroten Flüssigkeit gefüllt waren.
"Was gibt's denn gutes? Oh!" Glum prustete los, als er die mädchenfarbene Brühe sah und konnte sich gerade noch auf dem Hocker halten.
"Ja Glum, krieg dich wieder ein." Menélaos starrte gebannt auf sein Gläschen und Braggasch blinzelte sein Exemplar unentwegt an.
"Jungs, ihr...ihr wollt mir doch nicht sagen, dass ihr Respekt vor dem Feen-Wässerchen da habt? Was ist das überhaupt für ein Zeug?" fragte der stellvertretende DOG-Chef, doch sein aufbrausender Unterton ging im gleichen Satz noch unter, als sein Blick sich ziemlich schnell in dem schimmernden rosaroten Gebräu verlor.
"Donnerlittchen!" flüsterte er ausgesprochen entrückt, als habe er gerade zwei korpulierende Einhörner entdeckt.
"Genau, das haben wir auch gedacht..." murmelte Menélaos.
"Herr Käse, noch ein Gläschen, bitte!"

Es dauerte weitere 10 Minuten bis Glum sich ein Herz fasste.
"Es wird Zeit! Runter damit!" Er hob das Gläschen, hielt es in das schummerige Licht des Kronleuchters und beäugte das Farbenspiel im Glas. Von einem Tisch im Schankraum ertönte, unter anderem, die lallende Stimme von Oberstabspieß Harry "Zehn, neun, sieben, acht..."
Schlag zwölf waren alle drei Gläschen so leer wie ihre Augen, nachdem sie das Zeug geschluckt hatten.

Zur gleichen Zeit; In einer Villa im fernen Quirm

Unruhig wälzte sich der designierte Alchemikprofessor Zacharias van Zech in seinem Bett hin und her, als er plötzlich erschrak und im nächsten Moment kerzengerade in seinem Bett saß.
Schweißgebadet strich er zitternd durch seinen üppigen, weißen Bart.
"Etwas furchtbares ist geschehen!"


~ Man nehme: Eine Prise Salz ~



Angewidert von seinem eigenen Erbrochenen wrang der Obergefreite den Lappen aus und kippte das Wasser aus dem Putzeimer auf die Straße. Die ältere Dame hatte ihm wortlos Bürste, Eimer und Lappen in die Hand gedrückt und stand seitdem mit grimmiger Mine an die Hauswand gelehnt, den Spazierstock griffbereit. Was war hier nur passiert? Der komplette Boden roch auffällig nach Bier und die gute Frau schien wirklich ausgesprochen sauer zu sein. Erst langsam wurde ihm so wirklich bewusst, dass er gerade in Unterhose, mit nur einem Stiefel, schlotternd wie eine tiefgekühlte Taube auf einer Veranda hockte und Kotze wegwischte. Er hätte gelacht, doch sein Kater war dagegen.
"Eine Schande für die Stadtwache, was sie da angestellt haben!" schimpfte sie.
Sie hatten dieses Donnerlittchen getrunken, doch was war dann passiert?
"So. Und jetzt zeige ich dir die Schaukel. Mitkommen! Du wirst dich schon noch daran erinnern, junger Mann, dafür sorge ich!"
Während sie zusammen durch das altmodische, aber bemerkenswert hübsche Haus der Dame gingen, deren Namen Menélaos immer noch nicht wusste, fragte er sich wo seine beiden Kollegen wohl aufgewacht waren.
"Frau...äh...wie war ihr Name?"
"Anette Schmirgel!"
"Angenehm. Jedenfalls, es tut mir außerordentlich Leid, Frau Schmirgel, aber ich weiß wirklich nicht mehr, was heute Nacht passiert ist!"
Ein Hauch Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit und Frau Schmirgel blieb stehen, drehte sich zu ihm um und stemmte die Hände in die Seiten. Neben ihr lagen die zerbrochenen Reste einer schönen Schaukel, wie man sie in den Gärten der reicheren Familien und mittlerweile sogar vor den Anwesen in Überwald fand.
"Ich war heute Nacht auf einen kleinen Umtrunk in der Nachbarschaft, zwei Straßen weiter. Als ich dann wieder nach Hause kam, saßen zwei Zwerge auf einem Fass, das so ziemlich genau da hing, wo meine Schaukel zuvor gehangen hatte..."



Der Schneevater-Abend, 00:30 Uhr

"Alles in Ordnung, Männer?" Herr Käse lehnte sich auf seine Seite des Tresens und musterte die drei Thekengäste vor ihm. Im Schankraum wurde mittlerweile kräftig gesungen und einige Rekruten schleppten sich tapfer zurück auf die Bänke.
Herr Käse meinte, für einen kurzen Augenblick eine Art rosa Schatten durch die Augen von Braggasch huschen zu sehen, als plötzlich die Pupillen des Zwergs immer größer wurden.
"Meine Herren, ich weiß ja nicht, was ihr da gerade gekippt habt, aber mir scheint..."
"Herr Käse, ein Fassss Bier und eine Platte von ihren Käsehäppchen! Aber fix!" Menélaos war als erster aus seiner Trance erwacht und von seinem Hocker gesprungen, der daraufhin scheppernd zu Boden fiel.
"Geht's noch?" rief eine Frau vom Ende der Theke patzig in die Runde.
"Klappe halten, Schraubenndrehr! Komm lieber rüber und trink noch was mit uns!" lallte Glum zurück und Rabbe Schraubendrehr wusste nicht ob sie ihm den Kiefer brechen oder mit ihm anstoßen wollte. Sie beließ es bei einer gedanklichen Verwarnung, dachte an Frau Piepenstengel [2]und schüttete sich ihr halbvolles Glas auf ex in den Rachen.
Herr Käse zögerte noch.
"Ähm, auf welchen Namen geht das Fass?"
"Arrraghast Breguyarrrrr! Haha!" Glum hämmerte mit der flachen Hand auf den Tresen, während Menélaos erfolglos versuchte, den Hocker wieder hinzustellen. Braggasch begann langsam zur Melodie des Liedguts, welches vom Rekrutentisch rüber schwappte, zu schunkeln und zu summen.
"Nun, äh, bist du sicher?" Herrn Käse war durchaus klar, was Glum da gerade von sich gegeben hatte, aber es war auch nicht sein Problem, solange er am Ende sein Geld bekam.
"Klar binnnich sichaaahhhrrrr! Hahaha!" Glum hatte bereits Tränen in den Augen und auch Menélaos stimmte in das kehlige Lachen ein.
"Glum issich ganzzzz sichahhrrrrrr! Ha!"
Herr Käse zuckte mit den Achseln und holte ein Fass Bier und die Häppchen aus dem Keller. Ein Blick in die Stube, keine zwei Minuten später, bot ihm ein besonderes Bild der Exzesse: Der lange Rekrutentisch war zu einer Art Bühne umfunktioniert worden, auf welcher Glum unter johlendem Beifall versuchte, mit drei halbvollen Krügen zu jonglieren. Braggasch war mittlerweile in eine hitzige Diskussion mit Menélaos vertieft, bei der es anscheinend darum ging, wer den "schöneren" Hocker bekommt und wer zuerst da war. Die beiden Tische rechts von der Türe waren zu sehr mit sich selbst oder mit singen beschäftigt und die anderen Thekengäste taten das, was Thekengäste nun mal in der Regel taten: Trinken und starren. Eigentlich war die ganze Szenerie noch in einem akzeptablen Rahmen, doch dann fiel Herrn Käse wieder ein, dass es erst kurz nach zwölf war und er es hier mit einer klassischen sechs-Uhr-morgens-Situation der Stufe drei zu tun hatte.
Doch erst als Menélaos und Braggasch damit begannen, nach Kräften an dem Hocker zu zerren, wurde der abgebrühte Routinier Herr Käse etwas nervös.

Wenig später gegen 1 Uhr verließen die drei alle zusammen den Eimer, bepackt mit einem großen Fass Bier, dass auf der rechten Schulter von Menélaos thronte. Braggasch hatte mittlerweile angefangen zu weinen, weil er zum einen den Kampf um den Hocker verloren hatte, zum anderen sich deshalb aus Trotz auf die Theke gesetzt hatte, direkt in eine Phalanx aus köstlichen Zahnstocher-Käsehappen.
Glum hatte noch eine Flasche Rum, dazu eine Lokalrunde [3] auf den Kommandeur anschreiben lassen und führte das Trio geradewegs zwei Häuser weiter, auf eine kleine Veranda.


~ Man nehme: 2 cl gefiltertes Steinöl ~



Neujahrstag

"Tja, anscheinend hatte einer deiner Zwergenfreunde meine Schaukel abmontiert und das Fass an die Ketten geschraubt. Als ich um die Ecke gebogen war, lagst du gerade darunter und die beiden Zwerge saßen darauf, sangen und schaukelten. Alles stank nach Bier! Eine ausgesprochene Schweinerei, junger Mann!"
"Und ähm, dann?"
"Habe ich euch verjagt!"
Sie schnaubte und ging zu einem kleinen Eichenholzsekretär, zog die Schublade auf und holt einen Schraubenschlüssel hervor.
"Den habe ich in den Blumenkästen gefunden!"
"Der gehört Braggasch!" murmelte Menélaos. Braggasch ließ eigentlich niemals Werkzeug liegen. Was hatten sie nur getan?! Und wo waren Glum und Braggasch. Menélaos beschloss, das Pferd von hinten aufzuzäumen.

"Herr Käse, bitte, sie müssen mich rein lassen!"
"Nur über meine Leiche!"
"Es tut mir Leid, was immer auch geschehen ist!" Der resignierende Geruch nach Regen, der von ihm aus ging, untermalte diesen schwachen Moment und Menélaos seufzte in sich hinein. Er hatte Frau Schmirgel seine restlichen 2 Dollar gegeben, dazu seine Anschrift, sowie eine eidesstattliche Versicherung, die Sache mit der Schaukel zu begleichen.
Ein Riegel wurde auf Seite geschoben und es klackerte an der Türe, die sich einen Spalt weit öffnete. Ein ziemlich müder und hochroter Herr Käse zeigte sein eingefallenes Gesicht.
"Beim heiligen Rest meiner intakten Einrichtung, was willst du schon wieder von mir? Ich dachte der Begriff Hausverbot hätte dein Spatzenh..."
"Ich, es tut mir...Ich meine, es tut mir Leid, was auch immer passiert ist, Herr Käse!"
"Was auch immer passiert ist?! Du und deine beiden Zwergenfreunde, ihr habt mich gestern abend mehrfach heimgesucht! Und gegen halb sieben hast du heulend auf dem Tresen gelegen, ein komplettes Toastbrot in dich hinein gestopft und bist dann eingeschlafen! Es hat Stunden gedauert, bis ich dich wach bekommen habe! Und..."
"Weißt du wo die anderen beiden sind?!" unterbrach ihn Menélaos.
"Ich hab verdammt noch mal keinen Schimmer, wo ihr euch herum getrieben habt! Verschwinde und lass dich vor Ende Offel nicht mehr hier blicken!"
Mit einem Knall war die Sache für den Wirt des Eimers erledigt. Menélaos hatte noch immer keine Spur. Nur die Informationen von Herrn Käse und Frau Schmirgel blieben ihm. Menélaos hatte bloß zwei Fragezeichen mehr für seine Sammlung.

Ratlos und noch immer stark verkatert schlenderte er durch die müden Straßen der Stadt zurück zum Wachhaus am Pseudopolisplatz, auch wenn jeder Knochen in ihm nach einem Bett schrie, er musste sich um die Ereignisse der letzten Nacht kümmern. Er hatte einen üppigen Umweg gemacht und sich von einem alten Bäcker-Kollegen eine Hose, ein paar Schuhe, ein frisches Hemd und einen Mantel geliehen, denn allmählich zogen die Temperaturen wieder an und sein Haustürschlüssel lag auf der Wache. Ab und an fiel sogar etwas Schnee. Die Straßen waren nur mäßig verstopft, denn viele Geschäfte hatten geschlossen und das Gros der Bürger schlief in Frieden seinen Rausch aus. Menélaos beneidete sie alle. Einige aufreizend gekleidete Näherinnen saßen auf einer überdachten Laufhaus-Veranda, winkten ihm zu und tuschelten geheimnisvoll, kicherten und musterten ihn unentwegt. Menélaos runzelte die Stirn, überlegte kurz und überprüfte den Sitz seiner Kleidung. Wenige Meter weiter sah er einen jungen Burschen, der vor dem Eingang einer kleinen Kneipe den Unrat der Nacht von den Holzbohlen fegte. Zufällig trafen sich ihre müden Blicke und der junge Mann kratzte sich bedächtig am Kopf, als habe er diesen großen Typen schon mal irgendwo gesehen. Ein Schulterzucken später war er vergessen und Menélaos um die Ecke verschwunden.

Der Palast des Patriziers
"Ja, Drumknott?"
"Verzeihung, aber hier ist gerade eine...ominöse Rechnung auf ihren Namen abgegeben worden."
Wortlos nahm der Patrizier den zeknitterten Umschlag mit der Aufschrift Rechnung an Lord Vetinari in die Hand, schnippste den Wachskrümel, der wohl eine Art Siegel darstellen sollte, vom Couvert und hielt für einen kurzen Moment inne. Er hatte sich fest vorgenommen, dem ersten Idioten, der es in diesem neuen Jahr wagen sollte, ihm irgendwie auf die Nerven zu gehen oder gegen seine Prinzipien zu verstoßen, zu verzeihen. Hielt er gerade etwa den Grund für einen solchen Anlass in den Händen? Und würde dieser wirklich sehr, sehr glückliche Mensch jemals erfahren, was er überhaupt für ein unglaubliches Glück hatte, dass er Teil eines solch glücklichen Zufalls wurde, einer Laune der Natur, die Lord Vetinari selber schon gar nicht mehr vollkommen nachvollziehen konnte? Er öffnete den Umschlag und zog den Inhalt ein Stück hervor.


Rechnung der Wirtsstube "Zum Holzbein", Gänsemarschallee 10, über:
2 Fässchen Überwälder Import-Brandwein
1 Fass Bier
14 Flaschen Norbodianischen Rotwein aus Klatsch
12 Lokalrunden Bier
5 Spezial
4 Stühle
2 Spiegel
2 Halbe-Stunde-Barden
8 Glaskrüge
1 Katze
1 Holzbein

Ein wenig Druck auf die Kanten des Umschlags verrieten ihm, dass die Liste, an deren Ende er eine beträchtliche Summe vermutete, noch ein wenig länger war.
"Begleichen sie alles, Drumknott."


~ Man nehme: 200 gr Zucker ~



Das Wachhaus war, wie der Kondichemiker erwartet hatte, ziemlich leer. Bis auf den gesichtslosen Rekruten, der sich mit einem erschrockenen Salut selbst aus dem Halbschlaf auf den Boden befördert hatte, war niemand in den Freizeiträumen oder auf dem Gang anzutreffen. Büro 212 war wie erwartet leer.
Menélaos hatte gerade den Flur zu seinem eigenen Büro betreten, als ihm ein Geistesblitz kam. Dieses neue Fratzenbuch-Ding, im Klackernetzwerk, der neuste Schrei in der Stadt! Menélaos hatte noch nicht besonders viel für diese neuen Übermittlungstechniken übrig, aber er wollte jede Chance nutzen, auch wenn das bedeutete, sich auf Dämonen und schrullige Klacker-Operatoren zu verlassen. Die öffentlichen Klacker kamen gar nicht mehr hinterher vor lauter Nachrichten die hin und her geschickt wurden, abgerufen oder aktualisiert werden mussten. [4] Menélaos eilte zur wacheeigenen Klackerstation, wo er einen hochkonzentrierten Kannichgut Zwiebel antraf.
"Morgen, Kannichgut. Frohes neues..."
"Pst! Ich höre gerade wichtige Informationen ab!"
"Was denn? Drogen? Mord?"
"Nein, Mädchengespräche!"
"Mädchenge...Kannichgut, pass auf ich brauche deine Hilfe."
Seufzend ließ Kannichgut den Kopf hängen und schaute Menélaos auffordernd an.
"Was ist los? Du siehst mächtig fertig aus."
"Das Fratzenbuch. Da haben wir von hier aus doch regulären Zugriff drauf, oder?"
"Klar! Eine bahnbrechende Sache ist das, mit einigen Kinderkrankheiten und ja, es tritt das Brief- und Nachrichtengeheimnis mit Füßen, sorgt für ungemeine Transparenz, Opportunismus und durch die allgegenwärtige Dummheit der Men..."
"Kannich, tut mir Leid, aber ich muss dringend etwas... veröffentlichen."
Der Klackerexperte stemmte genervt die Hände in die Seiten. Wenn er schon wertvolle Informationen über Annemarie Scheinheilig, der heißen Top-Kandidatin auf den Titel der Miss Ankh des noch jungen Jahres, aufgeben musste, dann auch noch für einen Nuub[5].
"Und was genau?"
"Naja. Pass auf." Er nahm Zettel und Papier vom Schreibtisch und notierte alles.
"Mit dem Kater seines Lebens aus dem Eimer gewankt. Vermisse meinen Lieblingsbecher, die Erinnerungen zwischen 1 und 6 Uhr, sowie meine Hose. Bitte melden, wenn jemand eines oder alles gefunden hat!" las Kannichgut vor und schaute Menélaos fragend an. "Was hast du denn getrieben?!"
"Naja, das versuche ich ja herauszufinden."
Kannichgut lies es auf sich beruhen und begann zu codieren.
Als sie fertig waren, bedankte sich Menélaos bei seinem Kollegen und wollte gerade gehen, als ihm noch eine Kleinigkeit einfiel.
"Ich komme übrigens später noch mal rein, falls du was hörst, lass es mich wissen. Ach ja, Kannich?"
"Ja?"
"Das können aber nur meine Freunde lesen, oder?"
"Naja, das kommt auf die Kinderkrankheiten an, von denen ich dir eben erzählt habe, als du mich so höflich unterbroch..."
"Bei allen roten Zuckerstangen!" Menélaos verließ das Büro und hoffte, dass dieser Neujahrsalptraum ein gutes Ende nehmen würde.

Menélaos hatte nach einigen Litern Wasser ungefähr zwei Stunden in seinem Büro geschlafen, als die Bürotür mitsamt Angeln aus dem Rahmen flog und auf den Boden des Büros knallte. Menélaos fiel vom Stuhl.
"Wa..Wa-wa-was ist passiert?"
"Rekrut!"
"Ich...Obergefreiter!"
"Schnauze!"
Menélaos sammelte einige Papiere auf, die bei seinem Sturz vom Tisch gefegt worden waren und sah aus den Augenwinkeln, wie ein unglaublich übelgelaunter Kobold um den Tisch schlurfte und den Kondichemiker verdrossen ansah.
"Du hast Streife."
Hauptfeldwebel Rib sah fürchterlich aus.
"Oh man. Streife?"
Mit einem hastigen Tritt des winzigen Fußes brach ein Bein des Bürotischs ab und zerbarst in Kleinholz.
"Streife, ja, verstanden. Darf ich fragen...was mit den regulä..."
"Die Stadt ist gereizt und kollektiv verkatert. Der Chef will eine erhöhte Präsenz der Stadtwache in den Straßen, bevor der Pöbel Laune kriegt. Freie Route in den inneren Bezirken. Nyria kommt mit dir."
Hauptfeldwebel Rib machte kehrt und schlurfte zurück zum Türrahmen.
Heiliger Zucker, der riecht ja schlimmer als fünf Liter gekippter Rotwein.
"Und danach räumst du diesen Saustall auf, Rekrut."
"Oberge...nau, ja, zitrusfrisch, wird alles repariert, Hauptfeldwebel!"
Menélaos wartete in Ruhe ab, bis die nächste Türe hörbar krachte und entspannte sich langsam wieder. Der Schrecken hatte die Müdigkeit aus seinen Gliedern erst einmal vetrieben und die Kopfschmerzen waren etwas abgeklungen. Er schob die Gedanken an den übellaunigen Kobold auf Seite und klopfte sich die Kleidung zurecht. Donnerlittchen schien seine Wirkung nun endgültig zu verlieren und er genoss einen Anflug des berühmten Gefühls, welches immer dann einsetzt, wenn der Kater über den Berg gekrochen ist.
"Naja, dann kann ich wenigstens Augen und Ohren offen halten", murmelte der Kondichemiker und nahm den Mantel vom Haken.
"Wonach?"
Nyria stand im Türrahmen und kaute an den Hautecken neben den Fingernägeln herum.
"Ähm... nach Braggasch oder Glum. Ich war mit beiden gestern unterwegs."
"Hab' sie nirgendwo gesehen. Goldwarts Büro ist auch leer. Hey, unsere Bürotüre ist ja noch fast intakt! Dogols Türe hat er sauber in der Mitte gespalten."
"Wie dem auch sei, wir machen uns besser auf den Weg, bevor der Hauptfeldwebel bei Jargon fertig ist."
Ein ängstliches Piepsen drang gedämpft durch den Flur bis in ihr Büro, gefolgt von einem Haufen Zettel, die durch den Flur stobten.
"Du hast Recht. Gehen wir. Schnell."


Nyria drückte die falsche, pustelige Warze noch etwas fester auf ihre Stirn und zog dann den Tellerhelm etwas tiefer. Menélaos schnürte sich den Mantel fest um Brust und Taille und dann standen sie da.
"Und nun?"
Menélaos erklärte so gut er konnte, was er herausgefunden hatte und teilte mit ihr jede kleine Erinnerung, die er noch vom Vorabend hatte. Er erntete ein breites Grinsen und zwei hochgezogene Augenbrauen, was, verstärkt durch die spezielle Augenfarbe und das teilweise umbra-gelbe Gebiss der Wächterin, ziemlich gruselig aussah.
"Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn wir auf unserer Route mal bei Glum vorbei schauen würden. Mittagspause dann im Wachhaus, vielleicht hat Kannich bis dahin irgendwelche Informationen beim Fratzenbuch für mich empfangen."
"Kein Ding! Ich finde es ehrlich gesagt ganz spannend. Wer weiß, was ihr alles angestellt habt! Und wie viel davon am Ende bei IA auf dem Tisch... Schon gut, war nur Spaß!"
Menélaos' finsterer Blick verflog dennoch nicht sofort, war er sich schließlich absolut nicht sicher, wie leichtfertig Nyria mit der Sache umgehen würde. Sie kannten sich noch nicht besonders gut, auch wenn sie vom gleichen Fach waren, vermutlich viel mehr weil sie vom gleichen Fach waren.
"Kannst auf mich zählen!" Sie zwinkerte ungeschickt, holte einen Klumpen Tabak aus einer Tasche und machte sich dann auf den Weg.
"Also wohin zuerst?"
"Die nahe Route um den Platz und dann in die Boucherie."
"Hey! Mené! Warte mal."
Kannichgut lief aus dem Tor des Wachhauses hinter den beiden Streifen her, einen Holzkasten unter seinem Arm.
"Hat sich schon jemand gemeldet?" fragte der Szenekenner ungläubig.
"Nein, aber ich habe da etwas, dass ich sowieso mal testen wollte. Neuste Technik unter Klacker-Experten. Naja Technik trifft es nicht ganz, aber hier..."
Der Klacker-Chef öffnete die Holzkiste und zwei kleine, blaue Dämonen schliefen darin.
"Wolkie und Tolkie, zwei Plapper-Dämonen![6]"
"Und was soll ich damit?" Menélaos hatte nicht viel für Dämonen übrig. Die Rohrpost-Nervensägen bereiteten schon genug Ärger.
"Du nimmst einen und ich einen. Der eine hört, was der andere sagt und andersherum. Und das auf beeindruckend weiter Strecke. Alles ein Forschungsproj..."
"Gut, danke Kannichgut! Nyria, würdest... du vielleicht... bitte?"
Nyria zuckte mit den Schultern, nahm sich einen der schlafenden, kleinen Brüder aus dem Kasten und verstaute ihn in einer ihrer Taschen.
"Passt gut drauf auf!" brummte ihnen der zum wiederholten male unterbrochene Kannichgut hinterher und schüttelte seinen Kopf.


"Ich brech' dir gleich sämtliche Speichen, mein Freund!"
"Ach ja? Komm doch rüber! Ich schleif' dich durch die Stadt, bis deine breiige Ankh-Fresse..."
Menélaos und Nyria marschierten gerade um die Ecke, gespannt, wie der Satz wohl beendet werden würde, als zu ihrem heimlichen Ärger Chief-Korporal Bürstenkinn die Situation voll in den Griff bekommen hatte. Er hatte die beiden Streithähne mittels zwei Warnschüssen aus der Armbrust, die zwischen je ein Beinpaar in den Kutschbock eingeschlagen waren, erfolgreich getrennt.
"Ihr haltet jetzt beide endlich die Klappe und fahrt weiter. Die Heldenstraße befindet sich dort." Er deutete in Richtung Heldenstraße.
"Hab ich's dir doch gesagt, du Sohn eines..." begann der eine erneut, doch ein bedrohliches Klacken aus der Armbrust des Chief-Korporals ließ ihn verstummen. Wortlos und ungeschickt drehten die beiden ihre Kutschen und lösten einen mittelgroßen Stau auf, der sich bereits fast bis zum Pseudopolisplatz erstreckt hatte.
"Chief-Korporal, was machst du denn hier? Schicke Armbrust."
Cim tätschelte die Waffe wie einen Jagdhund, seufzte und widmete sich den beiden Wächtern, die sich das Schauspiel vom Straßenrand angesehen hatten.
"Neuste Goldwart-Technik! Der Junge kann was! Zwei Schüsse, ohne große Repetier-Vorrichtung."
Er schulterte das edle Stück und winkte einige Wagen und ein paar verwirrte Reiter in Richtung Gottesstraße durch.
"Was ist denn hier los?" fragte Nyria und runzelte die warzige Stirn.
"Irgendein Spaßvogel hat den Wegweiser manipuliert. Hat die Schilder vertauscht und... umgestaltet."
Menélaos linste an ihm vorbei auf den großen Wegweiser an der Kreuzung. Tatsächlich gab es dem Anschein nach seit neustem eine "Hallo Glum!-Straße", sowie eine "Allee", die als Beschriftung lediglich ein ikonisches, korpulierendes, sowie ausgesprochen bärtiges Paar aus Strichmännchen besaß.
"Glum." Nyria schaute Menélaos erwartungsvoll an und musste grinsen.



Die Schneevater-Nacht, 05:40 Uhr

"Das kan...kaaannste nicht machen!"
Braggasch hatte jedoch bereits einen Pinsel, sowie etwas Farb-Pulver aus dem Gürtel seiner herunter gelassenen Hose gefischt und stolperte kichernd auf den Wegweiser zu.
Er rührte mit Hilfe des Stiels und etwas Wasser aus einer Pfütze die trockene Farbe in Menélaos' Becher an.
"Jungs! Hey, Juuuhuungss!"
Glum winkte ihnen vom Dach eines kleinen Türmchens aus einer benachbarten Gasse zu!
"Glum!" Menélaos hatte Mühe seine Augen zu fokussieren, winkte jedoch intuitiv in die Richtung des Zwerges.
"Wetten ich kann vonnier ob'n in die Risse der klei...kleinen Mauer da unten pissen!?"


~ Man nehme: den Saft aus zwei Knollen Ingwer ~



Menélaos erschrak und sah seinen Lieblingsbecher auf dem Endes jenes Pfahls thronen, an dem die Wegweiser hingen. Nyria brannte sichtlich darauf, zu erfahren, an was sich der Halb-Ephebe da erinnert hatte.
Zu seinem Glück hatte der ausgesprochen übermüdete Cim Bürstenkinn nur noch Zeit für eine hochgezogene Augenbraue, da ein keifender Viehtransporteur plötzlich seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte.
Menélaos beeilte sich damit, die Kreuzung hinter sich zu lassen.
"Das warst du?! Oder wie ist das passiert?" platzte Nyria aus sich heraus. Menélaos gestand ihr den kargen Rest seiner neusten Erinnerungen.
Nyria musste lachen. Menélaos versuchte hingegen die Erinnerung zu bewerten.
"Glum war anscheinend einige Zeit von uns getrennt gewesen. Braggasch war noch dabei. Es war, so glaube ich, sehr früh am morgen. Herr Käse meinte, ich wäre um halb sieben zuletzt in den Eimer gekommen. Ach verdammt! Ich weiß ja nicht mal mehr, wo genau ich Glum gesehen habe."
Nyria überlegte.
"Vielleicht sollten wir von hier zum Eimer laufen. Bestimmt finden wir da noch mehr... Spuren."
"Guter Plan, dann muss die Boucherie solange warten." Menélaos seufzte einmal tief durch und schüttelte sich bei dem Gedanken daran, sich eventuell sogar selbst eines namhaften Verbrechens zu überführen.
"Eine Sache noch: Hat Glum die Mauer getroffen?"
"Ich weiß es nicht mehr."


Es dauerte einen kurzen Moment, bis Ettark Bergig begriffen hatte, wo genau er gerade mit seiner Hand rein gelangt hatte. Erst der eigenwillige Geruch nach durchschnittlich starkem Ammoniak und aufgeweichtem Papier gab ihm die Gewissheit, dass jemand diesen toten Briefkasten
geschändet hatte. Sollte es sich dabei um einen Neujahrs-Spaß seines Informanten handeln, würden ihn demnächst, nebst einigen kleineren Delikten, die Ettark im Tausch gegen einen regen Informationsfluss bisher zurück gehalten hatte, zahlreiche gebrochene Fingerknochen belasten. Dazu hatte der mehrfach verkaterte Hauptgefreite zwanzig Minuten nach seinem Dienstbeginn eigentlich noch keine Lust, aber er beschloss seine Tagesordnung gegen Mittag ein wenig umzugestalten.
"Scheiß Start!", knurrte der Wächter, bog durch die enge Gasse zurück in die Kröselstraße und wischte sich die Hand an einem Passanten ab.


Die Stadt war auch gegen Abend noch immer wie verkatert, die Leute wirkten gereizt und es waren unterdurschnittlich viele Passanten unterwegs. Menélaos und Nyria machten eine Schleife durch den Norden der Stadt und wollten dann in Richtung Eimer, wo Nyria ihr Glück mit Herrn Käse versuchen wollte.
"Kannichgut an Streife, Kannichgut an Streife! Wer heißt denn bitte schön Kannichgut?!"
Nyria blieb stehen, zog den kleinen plappernden Dämon aus der Tasche und setzte ihn auf ihre rechte Hand. Der rieb sich müde die Augen und gähnte.
"Ja, bitte?" antwortete die Wächterin. Menélaos hatte noch nicht ganz verstanden, was da gerade vor sich ging, doch er wartete lieber Nyrias Reaktion ab.
"Euer Kannichdings-Freund hat eine Nachricht für den hässlichen Typen da."
Der Dämon kicherte frech und streckte sich. Menélaos drehte sich um, um nach einem hässlichen Typen zu suchen.
"Dann lass mal hören", antwortete Nyria.
Menélaos drehte sich zurück und schaute den kleinen Dämonen finster an. Er hasste Dämonen. Der kleine Wicht räusperte sich hörbar und begann auf beeindruckende Weise Kannichguts Stimme zu imitieren.
"Rabbe hat geschrieben, dass du gegen 5 Uhr nackt im Eimer warst und ihr einen Whisky ausgegeben hast. Gegen 4 Uhr hat Jargon irgendwo in der Nähe der Schatten ein Lied gehört, in der jemand besungen wurde, der nach Melisse und Himbeere roch..."
Menélaos begann augenblicklich unangenehm berührt nach Himbeere zu duften.
"... und um 3 Uhr hast du Sebulon bei ihm zu Hause ein frohes neues Jahr gewünscht. Es gab wohl Ärger mit der Vermieterin. Das war es bisher. Ich melde mich, wenn es was neues gibt."
Menélaos fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
"Oh man! Was?! Ich werde dann mal weiter nach den restlichen Stunden suchen. Danke Kannichgut..."
"Soll ich das schreiben?"
"Nein!"
"Zu spät!"
"Danke schön, Kannich, wir machen uns mal weiter auf den Weg", meinte Nyria hastig und schob den schläfrigen Dämonen Wolkie zurück in die Tasche.
"Puh, das klingt kurios. Was zur Hölle war das für ein Zeug, was du da gebraut hast?"
"Ich weiß nur, dass ich das Rezept vernichten werde, wenn der ganze Spuk vorbei ist. Was machen wir jetzt?" Menélaos wurde nervöser und begann erneut damit, sich auszumalen, wie sie zu dritt ganze Stadtteile abfackelten oder in der Vorgarten des Patriziers urinierten. Er war sich nicht sicher, was von beiden schlimmer gewesen wäre.
"Naja, der Eimer ist noch immer unsere Topadresse. Du warst anscheinend gegen fünf Uhr da und hast mit Rabbe getrunken."
"Weißt du wo sie wohnt?"
"Hm. Ich glaube irgendwo in den Schatten. Ich weiß aber nicht genau wo." Nyria zündete sich eine Zigarette an und spuckte aus.
"Die Schatten liegen so gar nicht auf unserer Route und ehrlich gesagt möchte ich nicht wissen, was ausgerechnet heute dort alles passieren könnte."
"Da kümmern wir uns besser später drum. Der Eimer wartet", sprach die Szenekennerin und machte sich auf den Weg.
Menélaos war froh, dass er mit Nyria unterwegs war. Sie schien einen Riecher für die richtige Richtung zu haben, auch wenn er sicher war, dass sie in erster Linie darauf brannte zu erfahren, was in dieser Nacht geschehen war.


Vor dem Eimer türmten sich die Bruchstücke einiger Stühle, nebst leeren Fässern.
"Was ist das denn?!" Nyria bemerkte schnell, dass aus einem der Fässer Haare heraus hingen. dünne, weindurchtränkte, winzige Haare eines Gnoms, wenn sie sich nicht ganz täuschte.
Menélaos schlich sich an den Fenstern der Kneipe vorbei und lugte in das Fass. Nyria hatte Recht.
"Ey, du ähm... Kerl, geh mir aus der Sonne, bevor ich... ähm, meine Stimme erhebe und... aua mein Kopf. Oh, bist du das, Menélaos? Was machst du denn hier? Wo bin ich?" schnarrte ein sichtlich von Halbschlaf und Schmerzen geplagter Oberstabsspieß Harry.
"Das Kerlchen hat die ganze Zeit in dem Fass gepennt!" Herr Käse stand im Eingang seiner Gaststätte und polierte einen Holzbecher, den finsteren Blick stets auf Menélaos gerichtet. Harry kletterte in Zeitlupe und unter leisem Gejammer aus dem Fass und rieb sich den Schädel.
"Salutiert man in diesem Jahr etwa nicht mehr, Hauptgefreiter?", knarzte er dem großen Wächter halb erbost entgegen, welcher der Aufforderung umgehend nachkam. Nyria hielt sich im Hintergrund und begnügte sich damit, zuzuhören.
"Verzeihung, Oberstabsspieß! Wir sind auf Streife und haben dich vor dem Eimer in diesem Fass gefunden. Was ist mit dir passiert? Alles in Ordnung?"
"Ich erinnere mich nicht mehr besonders gut. Lass mich kurz nachdenken."



Die Schneevater-Nacht, 05:01 Uhr

Der Eimer hatte sich beinahe völlig geleert, als ein unbekleideter Menélaos Schmelz in die Schankstube stapfte und sich an die Theke setzte. Er fror.
"Ich ... Ich hab alles verloren."
"Das sieht man." murmelte ein schläfriger Harry von seinem Barhocker aus. Herr Käse verdrehte die Augen.
"Du schon wieder. Was hast du mit deinen Klamotten gemacht?" Der Wirt wirkte ausgesprochen zornig.
"Verloren! Ich ...börp!" Menélaos röhrte einen vollmundigen Gasball aus Alkohol über die Theke und spuckte dabei einen Dollar aus.
"...hab beim Klimpern verloren..."[7]
Rabbe Schraubenndrehr saß noch immer am Ende der Theke und trank. Sie warf dem Obergefreiten ihren Mantel zu.
Menélaos nahm den Fetzen und wickelte ihn sich um die Taille. Mit Tränen der Rührung in den Augen schob er den Dollar Herrn Käse zu und quietschte."Meister Käse, einen Whisky! Für den...den edlen jungen ... Mann? Mann. Da hihinnen am Tresen!"
Rabbe schüttelte den Kopf, freute sich jedoch, als Herrn Käse tatsächlich der Bitte des unerwünschten Gastes nachkam.
"Ich hab Durst."
"Du hast genug."
"Ich hab aber Durst."
"Du hast aber genug!"
Harry kicherte, weil ihm erst jetzt klar wurde, wie absurd die ganze Szene war. Sie waren die einzigen, die noch im Eimer saßen, als plötzlich die Türe auf schlug und Braggasch herein kam.
"Mené! Mené da biste da! Ich hab gewonnen!!"
Menélaos sprang von seinem Hocker und riss die Augen auf.
"Was?!"
"Jaaaaa, kommmit!"
Sie hasteten aus dem Schankraum, rissen dabei zwei Stühle ins Verderben. Harry kicherte.
"Herr Käse, noch einen Fingerhut von diesem 10 Jahre alten Sackfaltenzieher!"


~ Man nehme: Kartoffelstärke ~



Herr Käse hatte während der Geschichte bereits schnaubend die Türe zu gerissen und noch einmal mit Nachdruck "Hausverbot, Junge!" gerufen.
"Ja so war das. Mehr weiß ich nicht mehr. Was hast du denn da angestellt Bursche? Ach egal. Bringt ihr mich nach Hause? Hab ich eigentlich Dienst? Pff! Seit wann schert mich das überh...Ach wisst ihr was, gib mir einen Handschuh, Gefreite, ich bleibe hier in meinem Fass!"
Nyria gab ihm einen Handschuh und keine drei Sekunden später schnarchte Harry friedlich in seinem Fass, eingemummelt in seinen improvisierten Schlafsack.
Nyria hatte Tränen in den Augen und sichtlich Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen.
"Daran erinnere ich mich so gar nicht", grummelte Menélaos und massierte sein Nasenbein.
"Pass auf, ich kenn' mich in der Spielerszene ganz gut aus und von Fynn Düstergut habe ich auch mal ein paar Informationen bekommen. Es gibt glaube ich zwei oder drei Kaschemmen hier in der Gegend, bei denen gerne geklimpert wird. Eine davon duldet sogar Zwerge, da könnten wir mal vorbei schauen."
"Welche meinst du?"
"Den speienden Drachen natürlich."
Menélaos blickte Nyria erstaunt an. Die urige, kleine Kneipe "Zum speienden Drachen" war unter Szenekennern nicht unbekannt. Dort versammelten sich in erster Linie trinkfreudige Reisende mit Hang zur Spielsucht. Menélaos war ein paar mal dort gewesen um einen von Chi Pettos Informanten zu treffen und erinnerte sich an das grausame Bier, aber auch an den hervorragenden Apfelwein.
"Gute Idee, geschätzte Kollegin. Ich frage mich, wieso wir eigentlich noch nie ernsthaft zusammen gearbeitet haben."
Nyria grinste und zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht fehlt dir einfach die Erfahrung, Obergefreiter?"
Sie passierten einige Marktbuden, doch Menélaos übersah den fröhlich winkenden Blumenhändler.

Die Schneevater-Nacht, 03:00 Uhr

Rea Dubiata hatte sich gerade ihre Nachtgarderobe angezogen, als es an der Türe klopfte. Mit einer Hand am "Hausrecht" neben der Türe, öffnete sie etwas verdrossen die Türe einen Spalt breit. "Weißt du wieviel Uhr es ist, ich... Blumen?"
Ein fröhlicher dicker Mann hielt ihr einen Strauß prächtiger Nelken entgegen.
"Ein Blumen-Gruß, bringt nie Verdruss!"
"Blumen?! Im Winter?"
"Neue Technik im Gewächshaus! Herrlich, die Farben, nicht wahr? Dietholm Daumen's Blumen sind die schönsten Blumen der Stadt! Das ganze Jahr über! Ich empfehle mich!"
Mit offenem Mund nahm die Abteilungsleiterin der SEALS den Strauß entgegen. Der dicke Mann hob kurz seine Mütze und ging. Ein kleines Couvert steckte zwischen den Blumen. Sie war zu müde um sich träumerischen Überlegungen hinzugeben, von wem oder wieso dieser Strauß wohl geschickt wurde und öffnete neugierig den Umschlag. Dort stand in ordentlicher Schrift


Ich liebe dich, meine Laus!

Irritiert stellte sie die Blumen in eine Vase und schaute nachdenklich auf die gelben und lila Blüten. War das ein Passwort? Eine geheime Drohung? Wieso eigentlich Laus? Eine verschlüsselte Nachricht? Sie schüttelte die Gedanken ab und ging ins Bett. Genug gefeiert und gegrübelt! Am Ende ist es eh bloß ein betrunkener Spinner oder ein Versehen, dachte sie beim einschlafen. Doch ein kurzes Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen.

Im speienden Drachen begrüßte sie Braggasch mit einem schüchternen Winken.
"Bei allen verfluchten Keks-Krümeln! Was machst du denn hier?!" Menélaos wusste nicht ob er erleichtert oder empört sein wollte.
"Ähm...Ich weiß nicht mehr viel. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung!" Braggasch wirkte hysterisch. Es sah ein wenig so aus, wie ein kleiner Junge, der sich rechtfertigen muss, wieso Bonbon-Papier in seinen Hosentaschen war, und das vor dem Mittagessen!
"Der Mann da behauptet steif und fest, ich wäre der ähm... Besitzer dieses Ladens!"
Braggasch deutete hektisch auf einen alten Zwerg mit miesen Zähnen, einer dunkelbraunen Augenklappe, einem kleinen Buckel und einer vergilbten Schürze, der ihnen fröhlich hinter einem speziellen, niedrigeren Teil der Theke mit einem Haken statt einer Hand zu winkte.
"Das stimmt, Jungchen! Dein Kamerad hat hier gestern ordentlich aufgeräumt, im Gegensatz zu dir! Hat meinem alten Chef den Laden unter den Nägeln weggerissen, eiskalt!"
Der Zwerg kam um die Theke gelaufen und entblößte dabei ein Holzbein, was ihn auf einen völlig neuen Grostek-Level beförderte. Der Mann war vermutlich der verlebteste Seebär, den Menélaos je gesehen hatte.
"Ich verstehe gar nichts mehr!" Menélaos' Blick wechselte zwischen "Darf ich mich vorstellen, ihr Landmaden? Kapitän zur See, Harrasch Schleifenbeißer, ahoi!", "Ich habe keine Ahnung was passiert ist, äh, verdammt!!" und einer grinsenden, schweigenden Nyria Maior.
"Na dann will ich euch mal aufklären, bei allen sieben Seeteufeln, was für eine Nacht!"


~ Man nehme: 4 cl Tomatensaft ~



Der Schneevater-Abend, 04:10 Uhr

Braggasch, Glum und Menélaos wankten in den dunklen Schankraum des speienden Drachen. Der Wirt hatte zur Feier des Tages zwei mäßig begabte Musiker angeheuert, die in der linken Ecke neben dem Eingang einige alte Gassenhauer zum besten gaben. An einem Tisch in der Mitte saßen einige zwielichtige, aber gut gelaunte Gestalten und spielten Klimpern! mit vier Krügen Bier. Der Geruch hätte jeden nüchternen Gast auf der Stelle aus den Sandalen geschlagen.
"Wo...sinwir denn hier gelandet? Das is' aber nicht das Pfannekuchen-Haus!" hickste der Szenekenner und bohrte verlegen in der Nase.
"Klimpern!" jubelte Glum und setzte sich ohne zu zögern an den Tisch zu den anderen Gästen. Menélaos und Braggasch kamen hinter her und schauten interessiert zu.
"Wetteinsatz sind mindestens zwei Dollar, Jungs! Wollt ihr mitspielen? Dann seid ihr hier bei mir im speienden Drachen herzlich willkommen!"
Der Mann war anscheinend der Wirt der Kaschemme und augenscheinlich sein bester Kunde. Rote, dicke Nase, ein aufgedunsenes Gesicht und schmieriges, schwarzes Haar zeichneten den dicklichen Mann in erster Linie aus. Selbst wenn es hier Pfannkuchen geben würde, Menélaos...hätte sie vermutlich trotzdem bestellt.
"Ich bin dabei!" Glum kramte nach seinem Geldbeutel und setzte zwei Dollar in den Pott. Nach jeder Runde brachte ein hutzeliger Zwerg mit allerlei Narben und Protesen neues Bier an den Tisch. Glum hatte bereits gutes Geld verdient, obwohl er in den ersten Spielrunden sehr häufig trinken musste. Sein rechter Nachbar hatte wirklich ein gutes Gefühl für das Spiel. Niemand setzte darauf, dass er verfehlen würde. Braggasch und Menélaos fanden von Runde zu Runde immer mehr Gefallen an dem Spiel und stiegen schnell ein. Ein Krug Bier landete auf Menélaos Hose, der sich daraufhin für fünf Minuten entschuldigte, sich der Hose entledigte und kurz darauf wieder die Kneipe betrat.
"Wir spielen ab jetzt mit Mitte! Wer ist dabei?"
Alle hoben die Hand und johlten. Braggasch und Mené taten es ihnen gleich und sonnten sich in der kollektiven Freude, wie man sie nur mit einer Schar betrunkener Spieler empfinden konnte.
"Für alle noch mal die Regeln der Spielergilde! Wer in den Spalt zwischen den vier Krügen trifft, gewinnt alles im Pott! Die Wurfmünze wird weg gelegt und man muss seine eigenen Dollar nehmen! So wächst und wächst der Pott! Die getroffenen Gläser müssen natürlich trotzdem vom Nachbarn geleert werden. Aber die Münze wandert gleich in dieses Säckel hier." Er deutete auf den Pott. "Na, das klingt doch mal nach einem Spiel, was?" Der Wirt lallte merklich, doch er hatte sich ebenfalls als ausgesprochen geschickter Schütze heraus gestellt!
Der Spalt zwischen den Krügen war so klein und der Pegel der Gäste war so hoch, dass der Pott in den ersten Runden bereits einige Dollar betrug. Je mehr Münzen sich ansammelten, um so verbissener wollte jeder von ihnen gewinnen. Menélaos war der schlechteste von allen. Er hatte bereits früh sein Geld verspielt, war jedoch besessen davon, die Mitte zu treffen.
"Ich will nochmal!!"
"Du hast keine Groschen mehr, mein Freund! Du bist raus, harr!"
"Ich, Ich setze meine Stiefel!"
Der Wirt schaute unter den Tisch und danach in die Runde.
"Die sehen ja ganz ordentlich aus. Du kriegst zwei Würfe mit der Wurfmünze für deine Stiefel!"
Menélaos stellte die Schuhe neben den Tisch und verfehlte mit beiden Würfen nur knapp.
"Meine Jacke für zwei Würfe!!"
Die anderen Gäste lachten und willigten ein. Nach vier Minuten war Menélaos nackt und pleite. Sogar die Barden lachten ihn aus. Beleidigt fiel er von seinem Stuhl, rappelte sich auf und ging zur Türe.
"Ich...komme wieder! Und dann...egal!" Die Türe knallte und Braggasch saß mit Glum und den anderen Spielern alleine am Tisch. Einige schieden schnell nach Menélaos aus oder schmissen verdrossen hin. Ein paar silberne Ketten und einige Goldzähne lagen neben diversen Dollar im Pott und dann stieg Glum plötzlich aus.
"Ich muss pissen. Bis gleich ihr Lumpen." Er stiefelte ohne weiteren Kommentar nach draußen und kam nicht mehr zurück.
Der Wirt hatte beste Laune. Er lachte jeden Spieler, der nicht mehr teilnehmen konnte herzhaft aus und war sich seiner Sache ziemlich sicher. Braggasch hatte das Glück neben dem schlechtesten und blausten Spieler zu sitzen und musste daher so gut wie nie trinken. Dann traf er plötzlich genau in die Mitte. Dem Wirt fielen beinahe die Augen aus dem Gesicht und die vielen Spieler, die bereits ausgestiegen waren johlten und gratulierten dem Zwerg.
"Das gibt's nicht!! Das gilt nicht!" Der Mann sprang auf und sein Kopf wurde zornesrot.
"Das gilt!" konstatierten die anderen Spieler und der Wirt setzte sich wieder hin.
Braggasch begriff erst jetzt, dass er gerade einige Dollar, etwas Schmuck, fragwürdige Goldzähne und sogar eine kleine Taschenuhr gewonnen hatte, in die er sich sofort verliebt hatte.
"Doppelt oder nichts! Ich zahle! Na?" Der Wirt grinste verbittert und holte ein Säckel mit Münzen heraus. Stille in der Spielrunde.
"Ma...machen wir!" lallte Braggasch und badete in der Euphorie seines Siegs. Der Wirt lachte und die Spieler um ihn herum schüttelten den Kopf. Armer Irrer.
Treffer. Die Spieler schrien, fielen von Stühlen, einer sprang sogar auf die Theke und jubelte. Der Wirt erstarrte bloß und schob seinen Unterkiefer mit der Hand wieder nach oben.
"Das gibt es nicht. Das kann doch nicht sein!"
Braggasch griff nach seinem Gewinn, doch der Wirt hielt seine Hand fest.
"Noch eine Runde. Ich setze meine gesamte Kneipe! Du schaffst es kein drittes mal!"

"Und dann hat der Teufelskerl ein drittes mal getroffen und den Laden gewonnen! Natürlich wollte mein Chef ihm an die Kehle, aber der Junge hat ihn nach Strich und Faden verprügelt!"
Menélaos runzelte die Stirn.
"Na komm, die Hälfte."
"Na gut, er hat ihm mit einem einzigen, glücklichen Schwinger aus den Latschen gehauen!"
"Hälfte."
"Das Bein gestellt und ihn erdolcht?"
"Hälfte."
"Verflucht noch mal, die alte Schnapsdrossel ist vor Schreck an 'nem Herzkasper verreckt!" brummte der alte Harrasch gekränkt.
Menélaos nickte und schaute Braggasch an.
"Das gibt's doch gar nicht. Ich hab das Gefühl, sobald bei dir Alkohol im Spiel ist, bist du vom Glück gesegnet![7a]"
"Ich weiß auch nicht, ich erinnere mich an äh...fast gar nichts mehr." Braggasch zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen.
"Das bedeutet, das Glum von euch gegen 4 Uhr getrennt wurde." merkte Nyria an.
"Ihr seid mit einem Wagen aus dem Fuhrpark eines Fleischereibetriebs vorgefahren. Hab ich beim austreten gesehen! Der Karren stand heute morgen nicht mehr da! Vielleicht ist euer Kamerad ja damit abgehauen! Hat sich erleichtert und ist dann weiter gefahren."

Auch im steinernen Blumenkübel in dem Gässchen neben dem Gasthaus "Zum speienden Drachen" schwamm der Urin. Ettark platzte der Kragen. Er ließ eine Hass-Tirade auf das neue Jahr von der Leine und verjagte sogar das kleine Mädchen, welches in erschrocken ansah, mit einem gewaltigen Urschrei. Was bildeten sich diese Informanten eigentlich ein? Ein Boykott? Er hasste Neujahrsvorsätze, doch den einen, in Zukunft mit eiserner Hand durchzugreifen, gönnte er sich. Urintropfen hatten kleiner, kranzige Spuren auf den Pflastersteinen der Gasse hinterlassen und führten zum Verschlag eines Karrens der Schlachterei aus der Südstadt, der scheinbar herausgebrochen worden war. "Frohes neues Jahr, du Schwein," brummte der knurrige Wächter und machte sich auf den Weg.

Nach zwanzig Minuten stand die Doppelstreife erneut auf der Straße und sortierte die Erinnerungen und Hinweise. Braggasch hatte beschlossen seinen völlig entkräfteten Körper zu Hause zu schonen. Er hatte seine Kneipe abgeschlossen und Harrasch zurück auf sein Hausboot geschickt.
"Was machen wir jetzt? Boucherie?"
"Es ist schon spät, wir sollten uns langsam wieder auf den Heimweg machen." Nyria massierte und dehnte ihre Beine. Sie waren beide den ganzen Tag gelaufen und dementsprechend erschöpft. Auch Menélaos hatte seinem Körper mehr abverlangt, als es vernünftig gewesen wäre.
"Naja, dann zur Boucherie und wieder zurück zum Wachhaus. Vielleicht gibt es da ja was neues. Hat sich dieser freche Dämon noch mal gemeldet?"
"Nichts gehört." Sie schüttelte ihr kurzes Haar.
"Verrückt, ich finde es schwierig all das zu glauben," grübelte der Kondichemiker vor sich hin.
"Wirklich? Ihr seid völlig zugedröhnt durch Ankh'Morpork gerannt und das am Jahreswechsel. Was hast du erwartet?"
Die Frage hatte sich Menélaos noch gar nicht gestellt und er hatte es auch nicht wirklich vor. Die Ängste, die ihn seit diesem Morgen verfolgten, bereiteten ihm genügend Kopfzerbrechen.
"Glum ist wahrscheinlich mit dem Wagen abgehauen und schläft irgendwo."
Menélaos hoffte inständig, dass es nur dieses war.

"Tut mir leid mein Süßer, aber heute ist keiner von euch strammen Burschen hier gewesen."
"Ähm, ja ähm!" stammelte Menélaos, dem schnell aufgefallen war, dass Estelle heute auf Unterwäsche verzichtet hatte.
"Kann ich sonst noch was für dich tun, mein Großer?"
"Ähm, ja ähm! NEIN! Ich meine..." Ob diese Frau überhaupt Unterwäsche trägt?
"Du siehst müüüde aus."
"Ich ähm Ich...muss los! Danke Frau Estelle!"
Er drehte sich hastig um und lief neben der Türe gegen die Wand, an der sich schon einige Beulen und Kopfabdrücke befanden. Der zweite Versuch glückte und er taumelte aus der Boucherie zurück auf die Straße.
"Und?" Nyria hatte draußen gewartet und eine Zigarette genossen.
"Nichts," antwortete Menélaos knapp.
"Nichts was?" fragte Sebulon, Sohn des Samax, der gerade um die Ecke gebogen war, eine Tasche mit ominösen IA-Papieren dabei.
"Oh, hallo Sebu! Haha, frohes neues Jahr!"
Menélaos war alles andere als entspannt der Stammagenten der IA anzutreffen, obwohl es sich um einen seiner guten Freunde handelte. Doch die Umstände sprachen für sich.
"Hast du mir schon gewünscht. Um 3 Uhr morgens."
"Ach ja hehe, kleiner Scherz."
"Du warst am heulen wie ein Baby. Hast mir dein Herz ausgeschüttet, wie sehr du deiner Abteilungsleiterin verfallen bist."
Menélaos platzte der Kopf zugleich vor Schamesröte und Verwunderung. Eine Duftwolke aus sämtlichen Geschmacksrichtungen eines Obstsalats verbreitete sich umgehend. Nyria prustete los.
"Was?!? Was habe ich dir gesagt?"
"Wie sehr du deiner Abteilungsleiterin verfallen bist," antwortet Sebulon in seiner besonders stoisch-kalkulierten IA-Manier, die einen so nervös machen konnte. Besonders dann, wenn man etwas ausgefressen hatte.
"Aber das bin ich nicht! Ich habe für Fähnrich Dubiata nur den größten...Respekt."
"Das klang gestern aber anders. Ich wollte das jetzt nicht per Fratzenbuch öffentlich machen. Ich muss weiter zu Feldwebel Krulock, mein Freund. Wir quatschen später. Gefreite Maior."
Er nickte den beiden zu und blickte das Boucherie an. Er atmete tief durch und korrigierte eine nicht vorhandene Krawatte, bevor er im Gebäude verschwand. Er hielt jedoch noch einmal inne und drehte sich um.
"Oh, bevor ich's vergesse. Ihr habt nicht zufällig Glum gesehen?"
"Ähm nein, wieso?" Menélaos brach der Schweiß aus und er hatte alle Mühe, den verräterischen Duft nach Bergamotte zu unterdrücken. Sebulon gab einem schnell das Gefühl, aus Glas zu bestehen, hinter dem Gedanken und Gefühle wie in Büchern geschrieben standen, bereit, dem IA-Zwerg alles mitzuteilen, was er wissen musste.
"Er schuldet mir noch zwei Dollar. Bis dann."
Menélaos atmete auf, als sein Kumpel durch die Türe verschwunden war.
"Na, hast du die Hosen voll?" Nyria grinste ihn frech an.
"Mit der IA ist nicht zu spaßen. Ich habe keine Lust auf einen Verweis oder schlimmeres. Wer weiß, was ich und die beiden anderen zwischen 1 Uhr und 3 Uhr noch alles angestellt haben?"
"Lass uns zurück gehen. Es ist schon dunkel und ich will ins Bett."
Seufzend willigte der Wächter ein und die beiden trotteten zurück zum Pseudopolisplatz. Auf dem Weg kamen sie erneut am Eimer vorbei. Harry und das Fass waren mittlerweile verschwunden, dafür lag einer von Menélaos' verlorenen Stiefel auf dem Haufen Sperrmüll.
"Na immerhin."
"Sag mal, stimmt es denn?" Nyria schaute ihren Kollegen fragend an.
"Was meinst du?"
"Das du in die Chefin verknallt bist!"
"Pssshhshshshcht! Nein! Natürlich stimmt das nicht."
"Du bist in die Chefin verknallt?" tönte es aus der Tasche von Nyria.
"Kannichgut?! Hast du etwas alles mit angehört?"
"Zufällig habe ich gerade erst die Verbindung über Tolkie hergestellt. Tut mir Leid. Aber stimmt es denn?"
"Nein!! Es stimmt nicht! Ich weiß nicht, was da los war mit mir!" Den Rest der Strecke schwiegen sie sich an. Menélaos wusste selber nicht, wie er auf diesen Gedanken gekommen war. Eigentlich hatte er die Ziegenberger immer irgendwie gemocht, aber das hatte sich auch wieder beruhigt. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken.

Ettark stiefelte die kleinen Treppen zum Zentralgebäude des Schlachtereibetriebs herauf und zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Er öffnete die Türe und ein älterer Herr saß am Empfangstisch.
"Ja, bitte? Sie sind reichlich spät dran! Wie kann ich helfen?"
"Stadtwache Ankh'Morpork, ich habe ein paar Fragen wegen eines Problems mit einem ihrer Transportwagen."
Der alte Mann nickte.
"Ja, uns wurde gestern in der Nacht ein Wagen gestohlen, dazu zwei Pferde aus den Ställen. Der Wagen wurde heute morgen vor einer unserer angeschlossenen Metzgereien gefunden."
"Angeschlossene Metzgereien?"
"Ja, wir beliefern einige Kunden exklusiv mit dem besten Fleisch der Stadt. Es sind nur wenige, die sich das leisten können."
Ettark notierte sich alles auf einem Zettel.
"Vor welcher Metzgerei hat man den Wagen gefunden?"
Der alte Mann suchte eine Notiz und kramte dann ein Monokel hervor.
"Metzgerei Knickebein, die Straße einfach weiter runter und dann an der Kreuzung rechts."
"Danke."
Ettark hatte genug erfahren. Er wollte gar nicht mehr wissen, um schnellst möglich einen Buhmann für seine schlechte Laune zu finden. Und sollte es sich dabei noch um einen Informanten handeln, wäre der Abend perfekt.

"Wir haben geschlossen." Waldemar Knickebein schaute nicht mal hoch, als die Türe seiner Metzgerei aufging und das Glöckchen läutete.
"Oh ich glaube nicht."
Ettark ging langsam auf die Theke zu.
"Nein, wirklich, komm morgen wieder. Ich habe schon alles in den Kühlraum gebracht und muss noch...arbeiten."
Ettark kannte nicht jeden seiner Informanten von Angesicht zu Angesicht, aber er war sich sicher, dass dieser Kerl irgendeinen Dreck am Stecken hatte.
"Oh, ich bin sofort wieder weg. Ich hätte nur gerne zwei Kilo von dem frischen, vollgepissten toten Briefkasten und drei dicke Scheiben Urin an der Hand."
Waldemar Knickebein runzelte die Stirn und versuchte einen Blick unter die Kapuze zu werfen.
"Was willst du von mir? Raus aus meinem Laden!"
Ettark hatte die Schnauze voll. Zwei Handgriffe später fand sich der Metzgermeister einen halben Meter über dem Boden an die Türe seiner Kühlkammer gepresst wieder.
"W...Was willst du von mir?"
"Geben und Nehmen, so heißt es doch oder?"
"Ähm ja...aber ich verstehe nicht ganz. M...Meinst du den Typen von heute morgen? Ich...Ich habe ihm nichts getan!"
"Typen? Ich meine den Informationsdienst und den nötigen Respekt du Jammerlappen!"
"Äh..."
Stille. Zumindest beinahe. Ein tiefes Murmeln kam aus dem Kühlraum, an deren Türe sich das Schauspiel gerade vollzog.
"Was war das?" fragte der wütende Wächter und drückte mit der Hand etwas fester zu.
"Nichts. Nichts! Ich mache...doch nur meinen Job."
Ettark kniff die Augen zusammen.
"Du stinkst nach Schweineblut und Angst."
Einen Ruck später lag Waldemar auf dem Boden und Ettark öffnete die Türe zum Kühlraum. Ein eisiger Hauch umgab ihn, als er den Raum betrat. Er schleifte den Metzger hinter her und schaute sich in Ruhe um.
"Irgendwas stimmt hier nicht, mein Lieber."
"Ich...Ich..."
"Du bist jetzt mal ruhig, Fetti."
Die Stille wurde von einem tiefen, vagen Geräusch unterbrochen. Überhall hingen Schweine- und Rinderhälften. Zwei Regale waren mit Hühnerfleisch gefüllt und am Ende der linken Bahn aus Fleischerhaken...
"Steinstiefel?"
Ettark fiel aus allen Wolken. Da hing ein blau angelaufener, zitternder Glum Steinstiefel, beinahe bewusstlos mit den Händen an einen Fleischerhaken gehangen.
"Du widerliches Monster! Wolltest du aus ihm Wurst machen!?" Ein saftiger Tritt in den Rücken ließ den Metzgermeister aufjaulen.
"Ich...Ich wollte doch nur...ein gutes Geschäft machen. Ich dachte es wäre ein Bettler oder ein Obdachloser."
"Du hast einen Wächter aufgehangen und wolltest ihn zerhacken und verkaufen!" Ein zweiter Tritt landete im Gesicht. Ettark holte den Lance-Korporal vorsichtig von seinem Haken und brachte ihn aus dem Kühlraum. Einige Mäntel lagen in der Ecke hinter den Vitrinen. Er deckte den armen Kerl zu und widmete sich dann wieder Waldemar.
"So mein Freund, du bist verhaftet und wanderst in den Knast. Meine Kollegen werden das bald in die Hand nehmen. Aber bis dahin wollen wir doch diese hässliche Lücke zwischen den Schweinehälften schließen und dich ein wenig abkühlen, was meinst du?"

"Wo bin ich? Verflucht noch mal, mir tut alles ...weh." Glum stöhnte und versuchte zu erkennen, wo er war.
"Du bist wieder im Wachhaus." Menélaos saß neben dem
"Was ist passiert? Wieso liege ich hier auf der Krankenstation?!" Glum war regelrecht empört.
"Naja, du ...hast wohl einen über den Durst getrunken und bist dann vor einer Metzgerei eingeschlafen, in der man dich zu Schinken verarbeiten wollte, wenn man dem Bericht von Ettark Bergig glauben darf."
"Bitte was?! Oh mein Kopf!" Glum fiel zurück in die Kissen.
"Und dieser dreckige Bergig hat mich da raus geholt?"
"Ja, sieht ganz so aus. Er sitzt zurzeit bei Fähnrich Dubiata und erstattet Bericht. Er hat den Typen wohl ziemlich...zugerichtet."
"Hat er wohl verdient, hm?"
"Ich denke, dass es keine Probleme für Ettark geben wird. Sag mal, erinnerst du dich an nichts weiter?"
"Nichts! Ich habe das Rülpswettbewerb fulminant und souverän gewonnen und im nächsten Moment liege ich hier. Wieso? Habe ich was angestellt?"
"Ach nein. Quatsch. Wir haben bloß den ganzen Tag nach dir gesucht. Leg dich wieder hin. Es ist ein Wunder, dass man dich gefunden hat. Keine Ahnung wie Ettark das geschafft hat."
"Scheint ja doch was auf dem Kasten zu haben, der rothaarige Spinner," gähnte Glum und schlief ein.


~ Man nehme: 10 cl abgekochte Essenz aus Kaffeebohnen ~



Vier Tage später


Menélaos und Nyria saßen am Schreibtisch und erledigten einfachen Papierkram für die SUSI, die mal wieder völlig überlastet waren.
"Hast du Kannichgut die Dämonen wieder gegeben?"
"Ja, die Mistviecher können mir gestohlen bleiben. Neue Technik am Arsch."
Nyria grinste und verschwand hinter einem Stapel Papier. Menélaos war froh, dass alles gut ausgegangen war, auch wenn ein steter Schatten aus Ungewissheit noch immer über ihm schwebte. Plötzlich entdeckte Menélaos einen seltsamen Umschlag in seiner Ablage. Er schaute zu Nyria herüber, die konzentriert nach irgendetwas suchte und wagte einen Blick in den Inhalt. Er erschrak und schob das Papier wieder zurück in den Umschlag.
"Alles okay, Mené?"
"Ja, alles gut."
Es war auch alles gut, jetzt wo die Rechnung für den Alkohol und die Schäden aus dem Eimer bei ihm, statt beim Kommandeur gelandet war.
Ein Freund stand unter dem Schreiben. Ein paar Fragezeichen blieben wohl noch offen und Menélaos war irgendwie dankbar dafür.



[1]  Glum hatte durch seine Abschlusskür, einem auf links geröhrten doppelten Schlork-Göbler, den Titel eindrucksvoll verteidigen können

[2] Siehe auch Straf-Single "Rabb-bääää? Komma' Hä-a!" "Schnauze verdammt!"

[3] "Zur Mitte, zum Bart, zum Sack, Zack-Zack! Prost!"

[4] Aus diesem Grund waren die außerordentlichen und höchst innovativen Fratzenbuch-Gebühren in kürzester Zeit vehement in die Höhe geschossen, was dazu geführt hat, dass nur die Stadtwache, als "regulierende und dadurch von den Kosten befreite Institution", sowie einige einzelne Personen, die es sich leisten konnten oder gute Verbindungen hatten, in diesem Netzwerk aus Nachrichten, Werbung und Daten aktiv sein konnten.

[5] Gängiger Begriff unter Klacker-Experten für andere Menschen

[6] Eine seltene Art siamesischer Zwillingsdämonen, die in ihrer körperlichen Manifestation getrennt wurden, mental jedoch noch eine besondere Verbindung aufweisen. Eine Leihgabe eines Klacker-Freundes von Kannichgut, der sich mit diesem Thema in der Unsichtbaren Universität auseinander setzt.

[7] Klimpern ist ein sehr beliebter Trinker-Sport, bei dem versucht wird, mit einer Münze, welche mittig auf den Handballen gelegt wird, in einen von vier Krügen Bier/Wein/Schnaps zu treffen. Dabei wird die Hand unter die Tischkante geschlagen, damit die Münze in Richtung Krüge katapuliert wird. Bei einem Treffer, muss der linke Nachbar den getroffenen Krug leeren. Bei diesem Spiel wird sehr gerne gewettet!

[7a] Siehe auch die Single "Von Keilern und Freunden"




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Feedback:

Von Braggasch Goldwart

03.5.2012

:)

Von Glum Steinstiefel

19.5.2012

Meine Kritik bezieht sich auf die reine Single, unabhängig vom Pokal, nicht zuletzt da ich selbst an ihm teilnahm.
Deine Geschichte als solche finde ich ziemlich amüsant zu lesen. Einige Kalauer sind darin und ich mag es, wie chaotisch die Wache dargestellt wird. Der Unterhaltungsfaktor wurde also gefüllt.

Dass Glums Charakter arg verfehlt wurde, sagte ich ja bereits neulich, dennoch eine Ergänzung zu Ettark: In deiner Version bezeichnet Glum ihn als "dreckigen Bergig". Das ging zu guter Letzt gar nicht! Es ist weder seine Wortwahl, noch hat er etwas gegen Ettark! Glum liebt es geradezu sich mit ihm ein wenig zu kabbeln, zu diskutieren und künstlich Dampf zu erzeugen. Aber das ist auf einer kollegialen Basis und keineswegs feindselig zu interpretieren.

Angesichts dieser ziemlichen Verfehlung, was meinen eigenen Charakter angeht und was man sehr leicht hätte nachfragen können, betrachte ich diese Single etwas gedämpfter. Kleine Verfehlungen machen ja nichts, auch wenn es zwei Szenen wären, von mir aus. Aber wenn Glum einen der Hauptcharaktere darstellt, möchte ich bitte eine nicht derart stramme Abweichung in seiner Darstellung haben.

Jedenfalls mag ich die Art der Geschichte ansonsten sehr gern. Ich bin ein Freund direkter Handlungen sowie viel wörtlicher Rede. Das verleiht eine gewisse Dynamik und wirkt neben manch anderen einfach flüssig und ließt sich sehr bequem. Hast du gut gemacht. = )

Von Ophelia Ziegenberger

21.5.2012

Obwohl ich mit einem äußerst unguten Gefühl in die Geschichte einstieg, da ja schon von Beginn an klar wurde, dass es sich um die detailierte Beschreibung eines Besäufnisses und seiner Folgen handeln würde und meine schlimmsten Befürchtungen mit den Einblendungen bestätigt wurden, in denen es ums Beseitigen der Kotze ging - sorry aber sowas muss ich echt nicht lesen - hat mir die Geschichte letztlich doch gut gefallen. Das Dreiergespann mit seinen kulturellen Macken und persönlichen Besonderheiten ist immer wieder zum Schmunzeln gut. Die vielen humorvollen Erwähnungen, wie die Rechnung auf den Kommandeur, den guten Neujahrsvorsatz des Patriziers, Menes Rührung bezüglich Rabbes großmütiger Geste, Reas Verwirrung wegen des nächtlichen Blumengrußes, etc. haben das Lesen ebenso zum Vergnügen gemacht, wie die eingeflochtenen Fratzenbuchbezüge und die größeren Auswirkungen, wie den Kneipengewinn. Als ich eben die Patchwürdigkeit der Single entscheiden musste, bin ich kurz ins Stutzen gekommen aber ja, im Grunde wurde da viel abgeklappert von den beiden Streifegängern. Und auch die Abteilung kam voll zum Tragen. Sehr schön! Weiter so! :-)

Von Rabbe Schraubenndrehr

03.5.2012

Wuhahar! Toll :D
Eine wirklich sehr unterhaltsame Single die ich mit großem Spaß gelesen habe, auch wenn mir da speziell bezüglich meines Charakters ein paar Kleinigektien aufgefallen sind, die.. naja... nicht passen. Gar nicht. Es sei gesagt dass 1) Rabbe sich einen Dreck darum schert wenn jemand in einer Kneipe etwas um/rumschmeißt o.ä , im Gegenteil das findet sie korrekt und angemessen, ist ja ne Kneipe. Trägt 2) keinen Mantel. Niemals. Und würde selbst wenn, diesen 3) Mené in der Situation nicht ohne weiteres geben, sie ist da ziemlich stoisch veranlagt. 4) wenn sie es doch täte, gäbe es ziemlich ärger wenn sie ihn nicht zurück kriegt
Im großen Und Gnazen fand ich deine Geschichte aber sehr gut, diese Charakter"fehler" kann ich dir anhand deines Zeitdrucks und der vorherrschenden Qualität problemlos nachsehen(auch wenn mir da absprache das nächste mal lieber wäre), ich finde wenn man deine Probleme bei der Fertigstellung bedenkt hast du ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet, Eine tolle Geschichte und ein gelungener Pokalbeitrag.

Von Menélaos Schmelz

01.06.2012 20:52

Danke erst mal für das Feedback und die tolle Bewertung :)

Zunächst mal ja, ich habe 80% der Geschichte innerhalb von zwei Tagen noch mal so gut es ging runter geschrieben, mit toller Unterstützung von Braggasch, der nach bester Kraft Korrektur gelesen hat! Danke noch mal :) daher auch einige stolperstellen und der Plot mit Glum und Ettark kam etwas kurz und rabiat.

@glum: puh, also das mir das wirklich sehr leid tut habe ich dir ja schon geschrieben. Es gibt glaube ich nichts blöderes für Autor und Leser als einen Charakter völlig zu verfehlen. Gut die Truppe stand unter Drogen, das dann ein paar Aussetzer erklärbar sind wäre ja noch drin. Ich glaube aber mein Hauptproblem neben der mangelnden Korrespondenz (auch wegen miesem zeitmanagement von meiner seite aus) mit dir, ist mein Eindruck den ich von Glum hatte. Maßgeblich dazu beigetragen hatte eine Adventskalender Episode von Braggasch in der Glum beteiligt war und die mir gut gefallen hatte. Da war Glum auf Teufel komm raus herrlich bissig und zwergisch. Das und sicher ein paar Klischee Gedanken und vlt ein paar Dinge die ich aus deiner Charakterisierung falsch verstanden habe, haben maßgeblich zu meinem fehltritt dieser Dimension beigetragen. Zu Ettark besteht leider kein konkreter Eintrag in der Beziehungskiste, hab mich da leider anstatt mit dir zu quatschen von meiner Intuition leiten lassen. Fail ;) ich biete dir an die Geschichte zu streichen oder als fehlerhaft zu markieren und hoffe du bist mit nicht böse. Allgemein kann ich aus Fehlern ganz gut lernen :)



@rabbe: zunächst mal ist es nachts im Dezember ja doch eher kalt, daher die Sache mit dem Mantel :) der natürlich zurück gegeben oder angemessen ersetzt wurde! ansonsten hoffe ich das rabbe ansonsten nicht zu sehr verfehlt wurde!



@ophelia: ich hoffe die Sache mit dem Erbrochenen hat dich nicht zu sehr gestört. Ich habe mich ja nicht unnötig in Details verloren (glaube ich :D)



Dazu muss man noch sagen das die gesamte Single auf einen fratzenbuch Eintrag basiert und es echt schwierig war das alles plausibel mit Zeitplan etc und dem neuen Phänomen des fratzenbuchs einzubetten. Ich glaube auch dadurch haben die Charaktere ein bisschen gelitten.



Ansonsten danke noch mal auch für die vielen netten Worte von euch dreien ( und brags smile) und die 12 Punkte!

Von Glum Steinstiefel

02.06.2012 16:07

Hola, die Waldfee!

Nix streichen^^ Ich sagte doch, dass es ok ist!

Und die Beziehungskiste passe ich noch an... :pein:

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