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Alles fließt. Das Jahr fließt zum Silvesterfest. Der Fluss fließt zum Meer. Das Leben fließt zum Tod.
Dafür vergebene Note: 10
Der Morgen kam mit dem Gefühl in rosa Zuckerwatte gehüllt zu sein. Dann stahl sich die Realität in der Form von schalem Biergeschmack und quälendem Durst in ihre Wahrnehmung. Das war wirklich zu viel gewesen gestern, wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Langsam kam die Erinnerung an die Beförderungsfeier zurück. Feldwebel, da hatte sie schon nicht mehr mit gerechnet...
Sie hatte ein paar Tage Urlaub genommen, wie sie es oft über den Jahreswechsel tat, allerdings hatte der Kommandeur darauf bestanden, dass sie sich auf die letzte Woche des Jahres beschränkte. Als ob er den Pokal nicht ohne mich an Rea oder Romulus überreichen könne... Mit diesem Gedanken stand sie auf und warf einen kritischen Blick aus dem Fenster. Die Stadt war im Winter irgendwie besonders hässlich. Es war bereits hell, sie hatte wohl mehr vom Morgen verschlafen als gedacht. Tom spielte in seinem Zimmer Flöte, wahrscheinlich hatte sie das geweckt. Er übte Schweinnachtslieder und sie würde für ihn die Wohnung schmücken... nach dem Kaffee.
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Ruppert und Boris waren auf der Route 2 unterwegs und übten sich im effektiven Schlendern. Es gab deutlich bessere Dinge als Streifendienst im Winter, aber wenigstens war es nur kalt und dabei trocken. Sie überquerten grade die Ponsbrücke, als ihnen lautstarke Fetzen eines Streites zu Ohren kamen. Normalerweise nicht ungewöhnlich, aber normalerweise stritt sich auch niemand über "die verdammten Knochen" die einem "die Scheißbullen" nur abnehmen würden. Da konnten die beiden Vektoren natürlich kaum anders als mal zu schauen, wer dort die Wächterschaft beleidigte und um welche Knochen es sich handelte. Nach kurzer Suche fanden die beiden eine kleine Gruppe von Straßenkindern - drei waren zu sehen, aber man konnte nie wissen, wie viele noch auftauchen würden - die am Ankhufer mit Stöcken nach was angelten und sich dabei stritten wie die Besenbinder.
"Jungs, Zeit nach Hause zugehen, oder sonst wo hin, ab gehts", Rupperts Stimme unterbrach den Streit und obwohl die Kinder sonst keinem Kampf aus dem Weg gingen, waren in diesem Fall wohl zwei Scheißbullen gleichzeitig Grund genug das Weite zu suchen. Als die drei verschwunden waren gaben sie den Blick frei auf das was ihr Interesse geweckt hatte. Es sah auf den ersten Blick aus wie ein knochiger Ast überzogen mit einer Dreckkruste. Aber bei näherem Hinsehen waren da fünf Zweige, die aussahen wie Finger, ein Knick der an einen Ellbogen erinnerte und je länger man das Objekt betrachtete um so mehr sah es aus wie ein ankhverkrusteter beinahe vollständig skelettierter linker Arm. Es war eindeutig Zeit eine Taube zum Wachhaus zu schicken, dies lag offensichtlich nicht im Aufgabenbereich zweier Vektoren auf Streife.
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Genaugenommen fiel ein solcher Fund zunächst in den Aufgabenbereich der Tatortwächter. Silly und Tussi sicherten den Arm und malten einen Umriss auf den Fluss, außerdem dokumentierten sie die Fließgeschwindigkeit, oder besser, die Langsamkeit. Viel mehr gab es hier vorerst nicht zu tun, der Fluss war offensichtlich nicht der Tatort, deswegen kehrten sie mit dem Arm ins Wachhaus zurück und lieferten ihn in der Pathologie ab. Danach gaben sie auf dem Weg in ihr Büro noch eine Ankhprobe ins Labor, nur für den Fall, dass damit irgendetwas anders war als sonst.
Während Maganes Urlaub hatte Avalania die Gerichtsmedizin für sich und sie genoss es allein zu arbeiten. Zwar kam es nur selten vor, dass die beiden Pathologinnen gleichzeitig anwesend waren und sie hatten auch keine Probleme miteinander, aber allein konnte man sich einfach besser konzentrieren. Außerdem konnte man - beziehungsweise Zwerg - Werkzeuge verwenden, die in Anwesenheit von Menschen nicht in Frage kamen, wie zum Beispiel die Kleinaxt, die deutlich sauberer Knochen zerteilte als die Knochensäge. Genau diese Axt kam auch zum Einsatz als Ava den Arm auf dem Tisch hatte, sie musste herausfinden, wie dick die Kruste war und wie der Knochen im Inneren aussah. Erst danach konnte sie den Schlamm entfernen und mit der äußeren Untersuchung beginnen. Die Kruste hatte eine ungleichmäßige Dicke von fünf bis zwölf Millimetern was bei der aktuellen Großwetterlage auf eine Verweildauer von einigen Wochen auf dem Fluss hindeutete. Avalania schickte diese Information per Rohrpost an die Tatortwächter, die damit nach dem Rest der Leiche suchen konnten. Sie klopfte den getrockneten Ankhschlamm vorsichtig von den Knochen. Der Querschnitt hatte ergeben, dass zumindest die großen Knochen dafür stabil genug waren, eine längere Liegezeit hätte sie porös gemacht. Die kleineren Knochen wie die der Hand würde sie so nicht befreien können, die Hand würde sie erst einweichen lassen müssen. Der Arm war abgeschnitten worden, post mortem abgesägt, mit einer ganz normalen ungespannten Säge, wie einem Fuchsschwanz zum Beispiel. Außerdem zeigten sich Bissspuren von einem kleinen Raubtier, wie vielleicht einem Waschbären. Aber eine Todesursahe war nicht zu erkennen, wahrscheinlich würde sie am Rest der Leiche zu finden sein. Sie legte den Arm in sauberes Wasser.
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Die ermittelte Fließgeschwindigkeit lag etwa bei drei Metern in der Woche und mit der der Dreckanlagerung entsprechenden geschätzen Liegezeit ergab sich, dass der Arm kurz vor der Stadt auf den Fluss gekommen sein musste. Die Vermutung lag nahe, dass sich dort zumindest weitere Indizien befanden, wenn nicht sogar der Rest des Körpers. Nach der Mittagspause brachen die beiden Tatortwächter mit Fredericke und dem Karren auf um am Ufer des Flusses entlang zu fahren. Sie wussten zwar in etwa wo - wenn überhaupt - etwas zu finden sein würde, aber es konnte nicht schaden die Suche etwas auszudehnen, schließlich schwankte die Fließgeschwindigkeit des Flusses mit dem Wetter.
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Avalania starrte ungeduldig das Becken an, Ankhschlamm verflüssigte sich nur sehr langsam, wenn er einmal getrocknet war. Warten war so gar nicht ihre Art, vor allem nicht auf Dinge, die man auch mit einer Axt erledigen könnte. Leider, das musste sie akzeptieren, würde sie dadurch mehr zerstören als gut wäre. Sie nahm den Arm aus dem Becken und stocherte mit einem Spatel an der Kruste herum, an einem der Finger war eine Verdickung, vielleicht ein Ring, oder ein Kallus... oder Dreck, sie hatte keine Wahl als das Zeug weiter aufzuweichen.
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Stunden vergingen bis sie den Rest des Skelettes fanden. Der Ablageort befand sich nicht weit von der Stadt, allerdings war der Fluss hier etwas flüssiger als erwartet. Sie hatten mit einem vollständigen, am Ufer liegenden Skelett gerechnet, aber diese Erwartung wurde enttäuscht. Die Leiche war verpackt in mehrere Taschen, die in der Nähe des Flusses in einem Gebüsch versteckt worden waren. Die Tatortwächter hätten die Stelle wahrscheinlich übersehen wenn nicht eine der Taschen von Waschbären geplündert worden wäre. Vielleicht hatten sie eine Weile von dem Körper gelebt, bis es zu einem Kampf kam und eins der kleinen Raubtiere die inzwischen leichter gewordene Tasche davon schleppte. So wie es aussah hatte er sich dann für den Arm entschieden und war mit ihm zum Fluss gerannt wo er dann zur Beute eines größeren Räubers wurde. Wohl von etwas was entfernt von Krokodilen abstammte... leider war es zu lange her um Fußspuren zu finden, deswegen war das alles Spekulation. Keine Spekulation waren die Knochen, eine nahezu vollständig skelettierte Leiche in mehreren Stofftaschen, die darauf wartete in der Pathologie auf einen Tisch gelegt, katalogisiert und durchgezählt zu werden. Mit etwas Glück fand Ava ja sogar etwas was den Namen das Opfer verriet, mit nur noch ein wenig mehr Glück würde sich sogar der Täter finden lassen. Es wurde dunkel während Silly und Tussi die Taschen in Leichensäcke verpackten und einige der rumliegenden Exkremente einsammelten und als sie zum Wachhaus zurückkehrten war längst Feierabend.
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Tom schlief endlich, er liebte das Fest, wahrscheinlich liebten alle Kinder das Fest und waren kaum zu bremsen wenn es näher kam. Die Wohnung sah aus wie ein Schweinnachtsmärchen, sie hatten den ganzen Tag dekoriert und gebacken und jetzt war sie totmüde. Trotzdem saß sie jetzt bei Kerzenlicht da und erinnerte sich an den ersten Tag bei der Wache, damals war Rince noch Kommandeur gewesen und Hauptmann MeckDwarf hatte in der Kröselstraße das Heft in der Hand und sie war so jung gewesen, so wütend, so unsicher. Ihre Vergangenheit hatte wie ein tiefer Schatten hinter ihr gelegen, einzig repräsentiert durch Ängste schlechte Angewohnheiten und weit entfernte Gräber. Inzwischen hatte diese Vergangenheit sie eingeholt, Menschen waren gestorben und weit der Heimat in ankh-morporker Erde begraben worden. Sie hatte am Abgrund gestanden und ihn überwunden. Heute war sie eine andere, nicht mehr das Mädchen das damals während der Grundausbildung seinen Ausbilder genervt hatte. Acht Jahre lagen zwischen damals und heute, eine lange Zeit, ein Viertel ihres bisherigen Lebens. Sie nähte die neuen Rangabzeichen an die Uniformjacke. In acht Jahren vom Rekruten zum Feldwebel, das war im Durchschnitt ganz passabel, sicher andere hatten das schneller geschafft, aber es gab auch genügend dienstältere Wächter niedrigeren Ranges. Viele der Alten waren inzwischen gegangen, teilweise ohne jede Spur. Rince lebte zurückgezogen mit seiner Frau am Stadtrand, Ras - der ihm auf dem Kommandeurssessel nachgefolgt war - war spurlos verschwunden. Offenbar war dieses Amt keines das man lange ausüben konnte. Und der jetzige Kommandeur, der war damals als sie angefangen hatte noch Chief-Korporal gewesen. Breguyar und sie verband eine teife gegenseitige Abneigung, lange hatte sie in seiner Abteilung gearbeitet und seine Püschospielchen ertragen. Aber seit einiger Zeit hatte sich die Stimmung etwas entspannt - vielleicht weil sie sich kaum noch dienstlich begegneten. Sie hatte still vor sich hin gearbeitet, brav ihre Berichte geschrieben und sich seit Jahren nichts mehr zu Schulden kommen lassen. Die FROG hatte sie verlassen um als Ermittlerin mit etwas geregelteren Arbeitszeiten mehr für ihren Sohn da sein zu können. Als sie dann endlich den Lance-Korporal erreicht hatte war sie bei GRUND Ausbilderin geworden. Kurz nach ihrer Rückkehr zu RUM hatte ihr Laiza den Posten der stellvertretenden Abteilungsleiterin bei SuSi angeboten und sie hatte dieses Angebot dankend angenommen. Das war immerhin jetzt auch schon vier Jahre her. Sie stach sich in den Finger und ein kleiner Tropfen Blut benetzte das neue Rangabzeichen. Laiza war da schon Feldwebel gewesen, inzwischen war sie Offiziersanwärterin. Die Offizierslaufbahn war für Magane nie in Frage gekommen, sie wusste, dass sie dafür nicht geschaffen war. Sie betrachtete ihr Werk und fragte sich ernsthaft, ob ein Blutfleck auf der Schulterklappe ein Problem war.
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Als Avalania am nächsten Morgen nach dem Arm sah stellte sie fest, dass der Schlamm inzwischen weich genug war um ihn abzuspülen. Davon abgesehen stellte sie auch noch fest, dass sich über Nacht Arbeit im Leichenaufzug materialisiert hatte. Aber zunächst kümmerte sie sich um den Arm, der mit frischem Wasser und einer Menge Fleißarbeit vom Schlamm zu reinigen war. Bei der Verdickung am Ringfinger handelte es sich tatsächlich um einen Ring, golden, mit einem hübschen, wenn auch nicht riesigem Stein. Sie nahm ihn vom Finger und legte ihn in ein Schälchen. Die Handknochen waren erstaunlicherweise vollständig, damit hatte sie nicht gerechnet aber es war ein schöner Zufall. An den Gelenken waren noch einige der Sehnen und Knorpel. Sie legte den Arm auf den Tisch und wandte sich der neuen Arbeit im Aufzug zu, in den insgesamt sechs Leichensäcken fand sie die Stofftaschen, Unmengen von Knochen und einige Fetzen Kleidung. Ava packte sie aus und legte die Knochen in anatomisch korrekter Ordnung auf einen Tisch, sie hatten in etwa den gleichen Verwesungszustand wie der Arm. Auch die dicke der Knochen, die Muskelansätze und die Längen passten zusammen. Die Gerichtsmedizinerin fand an allen Gliedmaßen Sägespuren von der gleichen Säge, aller Wahrscheinlichkeit nach von dem gleichen Fuchsschwanz wie bei dem Arm. Und da die Schnittflächen von Arm und linker Schulter auch noch zusammenpassten war es nur naheliegend, dass Arm und restliches Skelett tatsächlich zusammen gehörten. Aber was verrieten die Knochen über das Opfer? Sie verrieten das Geschlecht des Opfers, es handelte sich um eine Frau. Ihr Alter schätzte Avalania als vollkommen entwickelt aber noch nicht gebeugt, also zwischen zwanzig und dreißig. Die Muskelansätze an den Beinknochen verrieten eine große Kraft in den Beinen. Die Hüftgelenke, Knie und Sprunggelenke waren ungewöhnlich stark abgenutzt, anscheinend arbeitete sie mit den Beinen, vielleicht als Tänzerin. Aber genaueres zu ihrer Identität fand Ava nicht. Dafür fand sie die Todesursache, Stichspuren an den Rippen, sie war erstochen worden und danach zerstückelt, eine ziemliche Sauerei.
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Avalanias Bericht landete zusammen mit dem Ring auf dem Schreibtisch von Ophelia Ziegenberger. Die stellvertretende Abteilungsleiterin von RUM hielt hier in den letzten Tagen des Jahres die Stellung. Sie las den Bericht und betrachtete dann den Ring etwas genauer. Ein kunstvolles Schmuckstück, sicherlich einiges wert, im Inneren auf der Ringschiene war eine Gravur "Auf immer dein." Ein Verlobungsring vermutete sie, nach einiger Suche fand sie sogar die winzige Juwelierspunze. Sie hatte dieses Zeichen schon einmal gesehen, vor zwei oder drei Jahren, als sie mit ihrer Schwester deren Eheringe bestellte. Wenn sie sich recht erinnerte führte der Mann ein sehr detailliertes Auftragsbuch, vielleicht konnte sie auf diesem Wege die Identität des Opfers erfahren. Ophelia machte sich auf den Weg zu dem Juwelier.
Sie legte sich auf dem kurzen Fußmarsch durch die Stadt eine Geschichte zurecht, warum sollte ihr Meister Fricke sagen wer diesen Ring bestellt hatte. Aber das war noch das kleinere Problem, was würde sie dem noch unbekannten Kunden sagen wenn sie ihn fand? Tatsächlich bestätigte ihr der Juwelier - nach einigen Minuten Gespräch bei dem es unter anderem um Ophelias Schwester Dschosefien und um das allgemeine Befinden ging, die Verdeckte Ermittlerin ignorierte dabei seine Blicke auf ihren gelähmten Arm - dass er den Ring gemacht hatte und sah dann in seinen Büchern nach für wen. Ophelia hatte ihm erzählt sie habe den Ring auf der Straße gefunden, sich an sein Zeichen erinnert und wolle ihn jetzt dem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben, schließlich handelte es sich ja um ein sehr schönes Stück. In ihren Ohren klang die Geschichte flach und fadenscheinig, aber Fricke schluckte sie, wahrscheinlich weil sie mit genügend Komplimenten für seine Arbeit gewürzt war.
Schulte, Schimmerstraße 12 lautete das Ergebnis dieses Gesprächs. Das überbringen einer Todesnachricht hätte sie gerne einem voll ausgebildeten Ermittler überlassen, aber Kolumbini, der momentan einzige fertige Ermittler war wahnsinnig beschäftigt. Außerdem hatte sie diese Ermittlung begonnen, also würde sie auch weitermachen.
Der junge Mann der ihr öffnete war recht groß und nicht unattraktiv, er stellte sich als Jakob Schulte vor und sah sie dann fragend an. Hier, das hatte sie beschlossen, würde sie sich als Wächterin vorstellen, wie sollte sie sonst die Botschaft vom Tod der Frau überbringen können.
"Guten Tag Herr Schulte, Chief-Korporal Zigenberger von der Stadtwache, darf ich einen Moment herein kommen?"
Er antwortete mit einer einladenden Geste und sie trat ein.
"Bitte setzen sie sich, was führt die Stadtwache zu mir?"
Sie zeigte ihm den Ring.
"Sie haben meine Verlobte Marike gefunden? Wo ist sie, geht es ihr gut?"
"Ich bedauere außerordentlich ihnen mitteilen zu müssen, dass das wahrscheinlich nicht der Fall ist, wir haben diesen Ring bei einer Toten gefunden."
"Tot? Aber vielleicht ist sie es nicht, vielleicht ist der Ring ihr gestohlen worden?"
"Das ist natürlich möglich, hatte ihre Verlobte irgendwelche besonderen Kennzeichen?"
"Nun sie hatte eine herzförmiges Muttermal am rechten Oberschenkel..."
"Ich fürchte, dass uns Muttermale da nicht weiterhelfen, wie ist es mit Knochenbrüchen, oder mit ihren Zähnen?"
"Keine Knochenbrüche und ihre Zähne waren gesund und schön, aber vielleicht hat ihre Arbeit Spuren hinterlassen, sie klagte zumindest immer über Schmerzen in den Beinen. Sie war Tänzerin, müssen sie wissen, schon seit Jahren, im Herz der Nacht."
"Ja, das könnte passen, es tut mir sehr leid."
"Würden sie mich jetzt bitte verlassen, ich möchte allein sein."
Ophelia verabschiedete sich. In einem Nachtclub würde sie auffallen wie ein farbenfroher wiewunderländischer Vogel, da würde sie sich etwas einfallen lassen müssen.
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Das Herz der Nacht war ein Nachtclub der kein angeschlossenes Nähstübchen hatte, hier wurde nur geschaut und getrunken, dennoch war das kein Ort für eine Dame. Deswegen war statt Ophelia Fynn Düstergut hier um dieser Spur nachzugehen. Er war für diese Arbeit nicht wirklich geeignet, die Dunkelheit war nicht sein Freund und Frauen waren auch nicht unbedingt seine Stärke. Aber er gab sein bestes um mit den Tänzerinnen ins Gespräch zu kommen und es gelang ihm sogar ihnen einige Informationen zu entlocken. Die Mädchen lebten nicht unbedingt in Angst, die meisten von ihnen waren dazu zu sorglos, aber sie fürchteten sich ein wenig vor einem der Stammgäste. Der hatte jeder von ihnen schon mal Geschenke gemacht und Marike hatte er besonders verehrt. Sie hatte sich von ihm verfolgt gefühlt, er hatte ihr regelrecht nachgestellt. Fynn ließ sich den Mann zeigen und verwickelte ihn in ein Gespräch über die Schönheit der Frauen, das Leben und die Welt. Dabei fand er nebenbei den Namen des Mannes und seine Adresse heraus.
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Zwei Tage später stand ein Tatortwächterteam vor seiner Tür, diesmal waren es nicht Silly und Tussi sondern Charlie und Olga, die einen Durchsuchungsbeschluss unter die Nase des perplexen Georg Welker, der sich überhaupt nicht vorstellen konnte, was die Wächter bei ihm suchten. Die beiden erfahrenen Tatortwächter stellten fachmännisch die Wohnung auf den Kopf. Nach einer Weile fanden sie zuerst die Säge, auf deren unbehandelten hölzernen Griff Blutflecken prangten.
"Sagen sie mal, worum gehts eigentlich hier?"
"Eine Frau die sich von ihnen bedrängt gefühlt hat ist tot aufgefunden worden, darum geht es."
Olga winkte Charlie zu sich um ihm etwas zu zeigen, sie hatte eine Blutspur gefunden die zwar teilweise weggewischt war, aber bei Blut bekam man nie alles beseitigt. Sie nahm einen Abstrich.
"Ich habe Marike nicht bedrängt, ich wollte nur nicht, dass sie aufhört im Herz der Nacht zu tanzen, wir haben uns doch geliebt, der hätte ihr doch nie das geben können was sie brauchte..."
Die beiden Wächter kommentierten diese Aussage, die beinahe ein Geständnis war, nicht, sie sicherten grade alle Messer ohne Sägeschliff in der Hoffnung an einem von ihnen noch genügend Blutspuren zu finden um es als Mordwaffe zu identifizieren. Davon unabhängig würden sie Herrn Welker mit auf die Wache nehmen, das Blut auf dem Boden und an der passenden Säge reichte bereits um ihn durch RUM befragen zu lassen.
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Das neue Jahr begann für Magane mit zwei Überraschungen. Die erste bestand darin, dass sie zur Abteilungsleiterin berufen wurde. Sie erinnerte sich nicht daran sich beworben zu haben, aber ohne Bewerbung wäre der Kommandeur ja wohl nicht darauf gekommen ausgerechnet mit ihr diesen Posten zu besetzen. War sie nach diesem Abend letzte Woche noch mal zur Wache zurückgegangen und hatte aus einer Bierlaune heraus die Bewerbung geschrieben? Das war die einzige Erklärung, aber dass der Kommandeur darauf einging war beinahe noch rätselhafter. Die zweite Überraschung kam direkt hinterher, als Breguyar ihr den Abteilungspokal überreichte, anscheinend war SuSi im vergangenen Jahr die effektivste Abteilung gewesen. Jetzt musste sie dann nur noch beweisen, dass sie diese Truppe ähnlich gut im Griff hatte wie Laiza.Zählt als Patch-Mission für den AL SUSI / Gerichtsmedizinerin-Patch.
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