Der Krustenbrechervorfall

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von Korporal Braggasch Goldwart (FROG)
Online seit 01. 02. 2012
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 Außerdem kommen vor: KanndraAraghast BreguyarRogi FeinstichNyvaniaValdimier van Varwald

Pokey - Geschichten rund um dem Ankh

Dafür vergebene Note: 12

Dumpf und schwer lag der Nebel über den schleimigen Strömungen der Arterie Ankh-Morporks, wie es in dieser Jahreszeit üblich war. Der Dunst verschluckte all die nächtlichen Geräusche von gespielt-ekstatischen Näherinnen und panisch hilferufenden Opfern, lies nur erdrückende Stille zurück, bis...
Ein Geräusch, welches mittels eines Baseballschlägers und nassem Teig umschrieben werden könnte oder in Lautschrift verfasst etwas wie Floatsch aussähe, durchriss die nächtliche Romanze. Ein weiteres dieser Geräusche folgte, dann ein Drittes und viele mehr. Der Ankh gluckerte und knatschte, bis die vierundzwanzig großen Kisten im Schneckentempo in seinen Fluten verschwunden waren. Für die sich über das Kopfsteinpflaster der Brücke entfernenden Wagenräder interessierte sich der Fluss ebensowenig wie jener Krustenbrecherfrosch, der aufgescheucht von den plötzlichen Geräuschen an die Oberfläche gestoßen war und sich nun an dem Inhalt der teils aufgebrochenen Transportbehälter gütlich tat.

Dienstag

Die ehemalige Abteilungsleiterin von FROG, Späherin außer Dienst und Mutter Kanndra Mambosamba befand sich auf ihrem Spaziergang im Hide-Park. Benjamin Julian schmiegte sich wohlig schlummernd ins einem Tragetuch an die Brust der Mutter. Hin und wieder entfuhr dem kindlichen Mund ein niedlichen Schmatzen, ein sanfter Rülpser oder, wie Kanndra mit Erschrecken feststellen musste, ein agressives Quaken. Von dem eigenen Geräusch hochgeschreckt erwachte der Nachwuchs und sah seine Erzeugerin aus verschlafenen, unschuldigen Augen an.
Wieder ertönte der beunruhigende Ruf - dieses Mal trotz des geschlossenen Mundes des Kleinen. Leutnant Mambosamba blickte auf. In der Versunkenheit ihres eigenen Sohnes gegenüber hatte sie gar nicht bemerkt, dass die letzte Ruhestörung nicht von dem Kleinen an ihrem Körper, sondern dem nahegelegenen See herrührte. Auch andere Spaziergänger sowie jene, welche die Wandernden auf verschiedenstem Wege ausnehmen wollte, hatten das mehr als ungewöhnlich laute Quaken vernommen. Man bedachte den Teich mit argwöhnischem Blick, wechselte vielsagendes Schulterzucken und war mit jeder Pore bereit um dieses neue Mysterium einen interessierten Mob zu bilden, sobald es sich als dessen würdig erwies.
Der Wächterinstinkt Kanndras übernahm die Kontrolle und lies sie die sichtbaren Anwesenden mustern. Ein ihr wenig bekanntes älteres Ehepaar, welches sie häufiger auf ihren Spaziergängen traf. Schnapper, der zu dieser Tageszeit immer mal wieder im Park war, um Hundekuchen und kleine Stofftütchen für das reinliche Herrchen zu veräußern. Jener ihr immer wieder zu Gesicht kommender, auf tragischste Weise erfolglose Jungdieb, der schlecht versteckt hinter einigen Büschen kauerte. Viele Personen, die sie gar nicht oder nur von einem kurzen Blick kannte. Kein Magier, kein Alchimist, kein Beschwörer - und auch sonst niemand, dem sie spontan die akustische Posse zuordnen würde.
Die nervtötende Kakophonie der Amphibien steigerte sich, zog weitere Sänger hinzu, nahm eine unfassbare Lautstärke an... und dann kamen sie: Kröten, Unken, Frösche. Jede erdenkliche, im Hide-See heimische Form der Salientia strömte aus dem Wasser und hüpfte über das randwertige Ufer. Rufe der Verwunderung und des Ekels wurden laut und auch Kanndra konnte nicht anders als vor der sich ihr nähernden Invasion der Hautatmer zurückzuweichen. Schützend legte sie die Hände um Benjamins Kopf, der unlängst zu schreien begonnen hatte.
Hilfesuchend blickte die Wächterin sich um und erkannte in ihrer Nähe die Parkbank, auf welche sich auch bereits das ältere Päärchen geflüchtet hatte. Einige schnelle Schritte später leistete sie ihnen ebenso wie der Dieb Gesellschaft.
"Frau Wächterin, was ist das?", wollte der Junge ängstlich wissen.
"Frösche, würde ich sagen", antwortete Mambosamba geistesabwesend und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Schnapper, durch seinen Bauchladen geschwindigkeitstechnisch im Nachteil, wurde soeben von der Amphibischen Flut überrannt. Andere kletterten auf Bäume, standen in der grünen Masse und keiften, traten die kleinen Tiere durch die Gegend oder suchen kopflos das Weite, wobei die nicht selten gegen Mülleimer, Hecken und andere Flüchtlinge prallten und diese zu Boden stießen.
Der freundlich wirkender Opa, dem man die Resignation einer lang verheirateten Person anmerkte, räusperte sich. "Ich wandere mit meiner Ingritt seid vierzig Jahren durch diesen Park. Immer Mittags. So etwas haben die Kröten hier noch nie getan."
"Da! Was ist das!", rief der Jungspund aufgeregt und deutete an den Rand des Teiches. Kanndra folgte seinem Fingerzeig mit den Augen und erkannte, was der erfolglose Dieb meinte. Mit dämonischer Präzision huschten neue Gestalten aus dem Wasser, größer als ihre Artegenossen, und nahmen deren Verfolgung auf. Die langjährige FROG-Leiterin erkannte einen Krustenbrecherfrosch, wenn sie einen sah, doch in solcher Masse hatte sie die durchaus gefährlichen Tieren, welche im Hide-See eine braun-grünliche Spur ihres sonstigen Lebensraumes hinterließen, noch nie zu Gesicht bekommen.
In geübter Geschicklichkeit wickelte die Späherin ihren Nachwuchs aus dem Tuch und drückte ihn der alten Dame in die Hand. "Bleibt auf der Bank!", befahl sie unwirsch und spang in die Horde der flüchtenden Froschlurche. Es erforderte eine Menge ihrer antrainierten Balance, sich auf den glitschigen Leibern fortzubewegen, doch sie erreichte den leicht benommenen Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin, bevor es die Krustenbrecher taten. "Hoch mit dir!", rief sie dem lädierten Händler zu und riss ihn am Arm mitsamt seines eingedellten Bauchladens in die Höhe.
"Was...?", stammelte Schnapper.
Kanndra unterbrach ihn. "Keine Zeit. Mitkommen!" Glücklicherweise fügte sich der Mann daraufhin widerstandlos und lies sich von der Wächterin zur und auf die Bank zerren, bevor sie die erste Welle des Wappentiers von FROG erreichte.
Der junge Dieb, der nur mit Mühe am Rand der überfüllten Bank das Gleichgewicht hielt, brüllte über den unkenden Lärm hinweg: "Wieso hattest du es so eilig, Frau Wächterin? Es sind doch nur Frösche!"
"Nein, sind es nicht", erwiderte eine leicht außer Atem gekommener Mambosamba und nahm den Sohn wieder entgegen. "Das sind Krustenbrecher. Leben im Ankh. Sehr stark und sehr giftig!"
Mittlerweile waren die meisten der gefährlichen Amphibien unter ihnen hindurch gehüpft und den Verfolgten dicht auf den Fersen.
"Dann bedanke ich mich vielmals für die Rettung, Leutnant", murmelte Schnapper ernsthaft und fügte, ganz seinem Naturell entsprechend hinzu: "Darf ich dir zu Belohnung eine Pastete anbieten? Meine Retterin bekommt selbstredend zehn Prozent Rabbat, und damit treibe ich mich-"
"Ich dachte, du verkaufst hier nur Hundenahrung?", fiel Kanndra der ewigen Litanei ins Wort.
"Nun... genau genommen besteht Inhaltlich kein großer Untersch-"
"Was tun die denn da?" Wieder war es der Dieb, welcher die Aufmerksamkeit der Geretteten auf das Geschehen lenkte. Der erste Krustenbrecher hatte eine langsame Kröte erreicht, doch statt sie zu verschlingen, wie die Wächterin es erwartet hatte, machte er...
"Laich, würde ich sagen", explizierte die alte Frau mit dem dreckigen Unterton einer Dame, der dieser Vorgang seid fast sechzig Jahren geläufig war. Die frisch gebackene Mutter hielt ihrem Benjamin Julian aus einem Reflex heraus die Augen zu.

Mittwoch

"Verdammte..."
Pock.
"...Mist..."
Pock.
"...Kack..."
Pock.
"...Seuche!"
Nach etwa drei Sekunden Sicherheitszögern öffnete sich die Tür zum SuSi-Aufenthaltsraum und ein neongelber Haarschopf sowie der chemische Geruch nach Brandbeschleuniger lugten herein. Tyros blinzelte mehrmals, doch als nichts schlimmes geschah haspelte er: "Hmmm, Lance-Korporal? Alles in Ordnung? Ich war grade auf dem Weg... ich habe dich brüllen gehört, da dachte ich mir... soll ich dir vielleicht etwas... ich bin gerade auf dem Weg zum..."
"Kannst du dir Vorstellen, was für einen Wucher der Kerl verlangt hat?" Y Graco wusste nicht zu sagen ob er das Brennen in Kathiopejas Augen oder das Schneiden ihrer Stimme beängstigender fand. Möglicherweise beruhte seine unertschwellige Panik auch auf der Tatsache, dass die vor Wut kochende Wächterin soeben die drei metallenen Wurfpfeile gewaltsam wieder aus dem Brett gezerrt hatte.
"Nein... hmm... das kann ich wahrscheinlich..."
"Einen Gewaltigen!" Mit Schwung pfefferte der Lance-Korporal das erste Wurfgeschoss aus der Drehung heraus etwa zwanzig Zentimeter neben die Dartscheibe. Knirschend bohrte sich der Pfeil bis zum Anschlag in den Putz.
"Ja... schrecklich... du, ich muss dann auch... können ja später mal..." Mit dem Schwung des Überlebensinstinkts schlüpfte der Alchemikexperte wieder aus dem Raum.

Mit Sorgfalt wurden die gereinigten Nadeln in das hierfür vorgesehen Lederetui geschoben, die Schale mit leicht blutigem Wasser entleert und ausgespühlt, sowie die nicht gebrauchten Teile des Bindfadens wieder aufgewickelt. Zufrieden blickte sich Rogi in ihrem kleinen Reich um, wischte noch einmal kurz über die Tischplatte und streute etwas Staub in die Ecken. Es gab Tage, da war die Arbeit einfach angenehm - besonders, wenn man weder die Verantwortung für Rekruten, noch für irgendjemand anderen zu übernehmen hatte. Natürlich verlangten ihre Kollegen, wie zuletzt Menélaos Schmelz, der auf einer gestrigen Streife von aus dem Hide-Park flüchtenden Bürger angerempelt worden war und sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen hatte, eine gewisse Professionalität und Genauigkeit, doch niemand beharrte akut auf Befehlsempfang von Feinstich, was ihrem recht angeschlagenen Geisteszustand ein Balsam war.
Genau die richtige Gelegenheit, sich den alten Werten wieder anzunähern. Die Spinnweben an ihrem Arbeistplatz hatte sie seit langem noch einmal ersetzen können, die Tür knarrte wieder in der passenden Frequenz und Korporal Goldwart hatte sie in seine - Rogi ging das Herz auf, als sie in Gedanken schon fast wieder den Ausdruck 'verrückt' verwenden konnte - Experimente mit einem seltsamen Foltergerät involviert, welches die Leibesertüchtigung der Wächter unterstützen sollte. In Exakt dreiundzwanzig Minuten wollte sie sich wieder auf dem Hof des pseudopolisplatzigen Wachhauses einfinden, um weitere Feinjustierungen vornehmen zu können. Zeit genug um schnell einen köstlich aufgebrühten Kaffee aus der Kantine zu ergattern, der auch jene leichte Unruhe bekämpfen würde, welche sich breits wieder in der Sanitäterin breit machten.
Beschwing griff sie nach der Uniformjacke und schloss umständlich die Tür. Kurz wurde die narbige Stirn ärgerlich gefurcht, als Rogi einfiel, dass sie bereits gestern hatte auf ihre Vormittagstasse verzichten müssen, da der Vorfall mit Schmelz sie davon abgehalten hatte. Über die Vorbereitungen seiner heutigen Operation hatte sie dann wohl vergessen sich ihr morgentliches Heißgetränk abzuholen. Der Feldwebel seufzte. Selbst ein Igor konnte seinem Körper nur zeitweise etwas vor machen, bevor dieser die fehlende Befriedigung entdeckte. Es hatte keinen Sinn, über kurz oder lang würde sie den Stoff benötigen - und in diesem Fall wäre das Kurz dem Lang auf jeden Fall vorzuziehen.
Vorfreudig trabte sie die Treppe ein Stockwerk hinauf und betrat die Kantine, nicht ohne zuvor dem Rekruten Lasse, welcher wohl zum Tresendienst verdonnert worden war, freundlich zuzunicken. Der Raum, indem die Wächter ihre Mahlzeiten zu sich nahmen, war bis auf wenige Gestalten vollständig leer, nichts Ungewöhnliches an einem Vormittag. Feinstich sah den Stammagenten Sebulon einsam an einem der Tische vor einige Akten sitzen - sie wollte gar nicht wissen, wen der Zwerg schon wieder auf dem Kieker hatte. Tyros y Graco, in seiner typisch befleckten Schürze, bemühte sich ohne großen Erfolg das späte Frühstücksbrötchen in einer Tasse Tee bis zu ungefährlicher Beißbarkeit einzuweichen.
Wie üblich ignorierte Rogi das lautstarke Poltern der Kantinenherrin Piepenstengel, welches diese während des Spülens verursachte, und trat an die Kaffemaschine auf der Anrichte. "He", machte der Feldwebel und klopfte gegen die hölzerne Seite des Apparats.
Ein kleines Türchen öffnete sich, daraus erschien ein rot-oranges Köpfchen, auf welchem fünf Hörner wie eine Krone angeordnet waren. "Ja, bitte?", quäkte der Dämon.
"Ein Kaffee, schwartf, grofe Taffe, ekftraftark."
"Ich entschuldige mich vielmals, verehrtes Fräullein, aber der Kaffee ist leider aus", antwortete das magsiche Wesen auf diese Bitte höflich.
Die Kommunikationsexpertin kniff misstrauisch ihre ungleichen Augen zusammen. "Bift du wirklich ein Dämon?"
"Selbstverständlich, Fräullein, ich entstamme den Ifrit, den Röst-und-Brüh-Ifrit, um genau zu sein. In diesem wundervollen Wachhaus bin ich seid drei Jahren tätig."
"Ich hole mir faft täglich eine Taffe. Dich habe ich noch nie gefehen."
"Ich ziehe es vor, meine Arbeit aufs Beste zu erledigen, ohne sichtbar zu werden, Fräullein." Der Winzling schenkte ihr ein bescheidenes Lächeln.
"Bift du ficher, daff du ein Dämon bift?"
"Selbstverständlich, Fräullein."
Die langjährige Wächterin, die nicht weniger Ärger mit den meisten im Wachhaus dienenden Dämonen hatte als alle anderen, schüttelte ungläubig den Kopf. "Wie du meinft. Waf war daf mit dem Kaffee?"
"Er ist aus. Leider."
"Wie ift daf möglich?"
Der Röst-und-Brüh-Ifrit zuckte mitfühlend mit den Schultern. "Das ehrenwerte Fräullein Piepenstengel hat meine Maschine heute morgen nicht nachgefüllt, obwohl ich die Signalflamme entfacht hatte. Ich habe sie aus Gründen der Höflichkeit natürlich nicht darauf angesprochen, doch ich bekam mit, wie sich ein Anderer ihrer hohen Zunft nach dem Grund erkundigte. Die Erklärung war, dass die Kosten für eine Anschaffung des schwarzen Goldes wohl derart in die Höhe gestiegen seien, dass sich Fräullein Piepenstengel nicht gewillt sah diese Entwicklung mit dem Kauf selbigens zu unterstüzen."
Rogi rieb sich beiden Daumen die Augen. Höfliche Dämonen und kein Kaffee seid gestern Abend - dieser Tag schien doch nicht so schön zu werden wie erhofft. "Dann werde ich eben felber für Erfatf forgen."
"Das käme mir sehr entgegen, Fräullein."
Energisch marschierte die Igorina aus der Kantine und zurück in ihr Büro, um die Geldkatze zu holen. Wenig später war sie wieder oben und auf dem Hof.
Wie erwartet lag Braggasch bereits anwesend unter seinem Gerät und schraubte irgendetwas. Aus Rogi unerfindlichen Gründen schien es tatsächlich immer etwas zum Schrauben zu geben. "Korporal?"
Das Reiben drehenden Metalls hörte auf und ein blond gelockter, ölverschmierter Kopf kam zum Vorschein. "Oh, äh, Mäm! Du bist früh... Ich fürchte, äh, ich muss noch den Ringkraftkolben kalibireren, die Gewichtverteilungsnoppen ölen und außerdem habe ich den dreizehner Winkelkopfhobler in meinem Büro vergessen und muss ihn, äh, holen..."
"Ja, gewiff mufft du daf", antwortete Rogi höflich. Sie wusste nicht genau, warum sich so viele Kollegen über den dürren Zwerg und seine Art zu Reden aufregten - Ihrer Erfahrung nach unterbrach sich Goldwart nach wenigen Sätzen aus Peinlichkeit selber, wenn man ihm nur aufmerksam zuhörte. "Leider ift mir etwaf wichtigef datfifen gekommen. Ich fürchte ich werde mich etwaf verfpäten."
Der stellvertrende Abteilungsleiter von FROG kratzte sich kurz am Helm, den er auch bei dieser Arbeit trug, und erwiderte schulterzuckend. "Gut, äh, dann finde ich bestimmt jemanden, der, äh, es auch mal ausprobieren möchte."
"Daf würde ich dir nicht empfehlen. Frif angenähte Arme benötigen eine lange Tfeit, um wieder vernünftig antfuwachfen, auferdem wäre der Blutverluft enorm."
"Äh... wahrscheinlich hast du recht, Mäm", murmelte Goldwart geknickt.
"Fo lange wird ef nicht dauern. Wir fehen unf fpäter." Aus Gewohnheit erwiderte sie seinen Salut, dann verließ sie das Wachhaus und steuerte den Hier-gibts-Alles-Platz an.

Donnerstag

"... Ich möchte mich noch einmal bei Kanndra bedanken, ohne dessen Eingreifen die Massenpanik im Hide-Park vor zwei Tagen sicherlich ein größeres Ausmaß genommen hätte. Ich kann melden, dass es nur wenige Vergiftungen gibt. Auch die sonstigen Verletzungen halten sich im üblichen Rahmen. Keine Todesfälle. Die Krustenbrecher verteilten sich nach ihrer ungewöhnlichen... Gruppenaktivität in der Stadt und kehrten wohl zu großen Teilen in den Ankh zurück." Araghast machte eine Pause und blickte durch seine kleine Schar freiwilliger Retter. "Ich habe Valdimier bereits gebeten einige Exemplare für die Laboranalyse zu sammeln. Wie er mir versicherte ist er dieser Bitte sogleich nachgekommen. Ich hoffe, mit der Auswertung werden wir eine Erklärung für dieses ungewöhnliche Verhalten der Frösche finden und können weitere Gefahren für die Bürger ausschließen." Er nickte dem Vampir dankbar zu. Dieser erwiderte seine Geste mit einem kühlen Blick. "Wie dem auch sei", nahm Breguyar den Faden wieder auf, "in der Zwischenzeit wird SEALS wohl ausnahmsweise mal Frösche fangen, anstatt Katzen von Bäumen zu holen, uns soll das nicht weiter belasten." Der Kommandeur und Abteilungsleiter klappte seine Notizen zu und hob die Hände. "Das wäre dann alles für heute. Ach, für's Protokoll, Braggasch: Rogi Feinstich hat sich bei mir vorab für ihr Fehlen entschuldigt, es muss also nicht eingetragen werden."
"Sehr, äh, wohl, Sör." Goldwart war nicht annähernd an der Stelle, welche sein Vorgesetzter soeben erwähnt hatte. Das Protokoll der FROG-Sitzung befand sich erst auf halbem Weg zu seiner Fertigstellung, was der peniblen Schreibweise des Zwergs zu verdanken war. Zwar konnte sich Braggasch im Grunde merken, was weiter auf der Tagesordnung gestanden hatte, doch viele gedächnistechnische Lücken der Diskussionen, Anträge und Beschwerden füllte er schlicht mit eigenen, passenden Fantasiegebilden und schwammigen Erinnerungen. Araghast schien das nicht zu stören - zumindest hatte er sich bisher niemals beschwert.
"Wenn du dann fertig wärst, Korporal, hätte ich noch einen besonderen Auftrag für dich", lies der Halbvampir nach einer Weile verlauten. Die übrigen Wächter hatten den Raum bereits verlassen.
"Sör?"
"Unsere gute Mamsell beschwerte sich bei mir, dass ihr Bühdjee der Kantine nicht ausreicht, um die in letzter Zeit rapide gestiegenen Kaffeepreise zu bezahlen. Ich habe ihr ein zeitweise erhöhtes Kapital zur Verfügung gestellt, doch sie erwiderte, dass es dafür nun zu spät sei und sie besseres zu tun hätte als durch die ganze Stadt hinter einigen Bohnen her zu rennen."
Goldwart drückte einen Punkt auf das Papier und sah schüchtern auf. "Und jetzt, äh, möchtest du, dass ich durch die, äh, ganze Stadt hinter einigen Bohnen her renne?"
Breguyar war beeindruckt, eine solch scharfe Schlussfolgerung hatte er dem Zwerg nicht zugetraut. "Jemand muss sich darum kümmern, Braggasch. Ich wage zu behaupten, dass ein längerfristiges Ausbleiben des Wachmachers zu einigen wacheinternen Ausfällen führen könnte. Mir wurden bereits... besorgniserregende Verhaltensweisen bestimmter Kolleginnen zugetragen."
"Wenn du meinst, Sör... Äh... soll ich es als Sonderauftrag eintragen, oder...?"
"Mir wäre es Recht, wenn du mir diesen kleinen Gefallen nach dem Dienst tun könntest, Korporal. Wie wäre es, wenn du es als Spezialnachforschungen deiner Rohrpost nimmst?"
Der Späher zwirbelte seinen dünnen Bart. "Glaubst du denn, dass es, äh, so wichtig ist, Sör?", murmelte er.
Der Kommandeur lächelte. "Bestimmt wichtig genug für einen Artikel."

Rogi schloss ab und lehnte sich von innen an die Wand ihres Büros. Kein Kaffee... nicht heute, nicht gestern. Niemand ihrer Kontakte hatte den Lebensretter vorrätig - wieso auch? Schließlich konnte man die beliebte Bohne normalerweise problemlos an jeder Straßenecke erhalten.
Die ungleichen Augen der Igorina wanderten zu ihrer medizinisch-chemischen Ausstattung. Sollte sie...? Nein, sicherlich würde es eine andere Lösung geben.
Obwohl... In der richtigen Mischung...

Goldwart betrat nicht ohne Unbehagen den Laden der klatschianischen Spezialitäten. Zwar konnte man nicht behaupten, dass der Zwerg über viel Straßenerfahrung verfügte, doch er erkannte einen beginnenden Mob, wenn er ihn sah - und die drei Personen mittleren Alters, welche sich wütend vor dem Geschäft versammelt hatten, schrie nahezu nach baldiger Menschenmenge. Dabei war es erst kur nach Mittag.
Der Raum war klein und vollgestellt mit Regalen, von denen die Meisten leere Schachteln präsentierten. Nur eine menschliche Frau befand sich außer dem feisten, in einer Ecke sitzenden Verkäufer in dem Raum und begutachtete anscheinend die Auslage von krümelig wirkendem Gebäck.
"Wat jibbet?", begrüßte ihn der Mann auf dem Hocker. Er hatte nur noch wenige graue Haare und ob seines hellen Teints bezweifelte Braggasch, dass er jemals näher als eine Wochenreise an Klatsch heran gekommen war.
"Ich möchte... äh... ich meine: Mir wurde gesagt, du verkaufst Kaffee?"
"Joah. Aba et' is' keena meah da."
Burkhards Sohn schluckte. "Kein Kaffee? Wann, äh, wann ist denn wieder mit einer Lieferung zu rechnen?"
"Müss' ma' guggä' nöa'? Müssma guggee..." Der Kerl rieb sich genüsslich mit dem Zeigefinder die Nase, ganz die Gelassenheit in Person.
"Äh... ja, dann... äh... danke..." Etwas verwirrt verließ der Wächter den Laden. Die Köchin Mamsell Piepenstengel hatte ihm versichert, dass sie normalerweise in diesem Geschäft ihren Nachschub an klatschianischen Bohnen besorgte - und auch die meisten Mitglieder der Stadwache mit eigenen Kaffeedämonen schienen auf diesen Lieferer zurückzugreifen.
"Kein Erfolg gehabt, was?"
Goldwart zuckte fürchterlich zusammen, als ihn die Stimme von hinten ansprach. Als er herumfuhr bemerkte er die Dame aus dem Geschäft, welche ihm anscheinend hinaus gefolgt war. "Äh..."
"Wo bleiben meine Manieren? Mein Name ist Rose Schlabbine-Droschkenmolch, du kannst mich gerne Rose nennen. Ich kam nicht umhin, dein kleines Dilemma mit zu erleben." Die Frau grinste wohlmeinend.
"Na ja, äh, ich werde es wohl, äh, wo anders versuchen müssen...", stotterte der stellvertretende Abteilungsleiter.
Schlabbine-Droschkenmolch schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Da wirst du kein Glück haben, fürchte ich. Ich beobachte das Geschehen schon seid langem, auch weil ich selbst nicht ganz unbetroffen bin, muss ich leider sagen. Das bleibt aber bitte unter uns. Legal ist nicht mehr an Kaffee zu gelangen. Es gibt bereits einen wachsenden Schwarzmarkt für die schwarzen Bohnen, verzeih meinen kleinen Scherz, doch auch da muss man wohl ganz schön in die Tasche greifen."
"Woher weißt du...?"
"Wie gesagt, ich beschäfte mich damit schon eine Weile. Den wirklichen Anfang nahm diese Krise meinen Nachforschungen zufolge nämlich bereits am Dienstag. Ein Freund von mir, sein Name ist Jaques du Plaisire, vielleicht kennst du ihn? Nun, ich gehe regelmaßig in sein Bistro und am Mittwoch bekam ich zufällig mit, dass er sich über das Ausbleiben einer Kaffeebohnenlieferung aufregte. Anscheinend bewahrt er nun seine letzten Vorräte gut versteckt im Keller auf." Rose spührte, dass sie das Intresse des Zwergs geweckt hatte.
"Das ist, äh, sehr..."
"Oh, ich weiß noch mehr. Beispielsweise ist mir bekannt, dass du Korporal der Stadwache und Chefredakteur der dortigen Zeitschrift, einer gewissen Rohrpost, bist." Als Braggasch ungläubig die Augen aufriss, kramte die ihm fast unbekannte Frau einige zerknitterte Blätter hervor. "Eure letzte Ausgabe. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich sie im Müll gefunden habe. Ich interessiere mich eben für vielerlei Dinge."
"Du..."
"Ich mache dir ein Angebot, Korporal: Ich werde für dich in dieser Sache ermitteln und dir meine Erkenntnisse präsentieren - und du lässt mich im Gegenzug bei eurem Blatt mitwirken. Ich suche schon lange nach einem Forum für all die kleinen interessanten Tatsachen, die ich so aufschnappe."
Goldwart sah sich von dieser freundlichen Person, welche sich als Rose Schlabbine-Droschkenmolch vorgestellt hatte, völlig überrumpelt. Angestrengt suchte er nach Gründen, weshalb er einer nicht wacheinternen Dame die Mitarbeit an der Zeitung verbieten sollte, doch um der Wahrheit die Ehre zu geben wäre sie nicht die erste freie Mitarbeiterin von Außen. Da sich der Zwerg sowieso von Kaffee fern hielt, kam es ihm nur gelegen, wenn die Interessierte seine Arbeit übernahm. Das war also dieses 'Deligieren', von dem immer alle sprachen. Braggasch erschauderte. "Äh... gut... äh, dann machen wir das so..."
"Hervorragend. Ich werde dir meine erste Zusammenfassung in weniger als einer Stunde vorlegen, so dass du sie als Anregung in das Klackernetz einspeisen kannst. Ich bin doch richtig informiert, dass die Wache dieses Fratzenbuch seid neustem nutzt, nicht wahr?"
"Äh..."
"Keine Sorge, ich weiß, wo sich dein Büro befindet. Als freie Mitarbeiterin der Rohrpost werde ich sicherlich eingelassen, nicht wahr? Dann sollte ich mich jetzt sputen, um rechtzeitig fertig zu werden. Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deiner Kaffeesuche!"
[1]

Freitag

Noch im Halbschlaf wankte Goldwart die Treppe zum Klackerturm hinauf. Wieso er die Informationen auf dem kleinen Zettel, der ihm mit lautem Pochen unter der Tür durchgeschoben worden war, sofort loswerden wollte, wusste er selber nicht genau. Vielleicht wollte er sich einfach so wenig mit diesen Dingen beschäftigen - oder aber er erhoffte sich in Roses unermüdlichem Meldedrang eine Ausrede zu finden, die er am Morgen dem Kommandeur präsentieren konnte, wenn dieser fragte, warum sein Auftrag nicht erfüllt worden war.
[2]

Vor Müdigkeit schwankend betrat Kanndra den schmucken kleinen Raum, in dem ihre Halbschwester ihre Kräuter und Teesorten zu verkaufen pflegte.
"Guten Morgen", grüßte Krista besorgt. "Du siehst furchtbar aus."
"Danke...", stöhnte die Späherin und rieb sich erfolglos die Augen. "Hast du zufällig noch irgendeinen Wachmacher im Haus? Benjamin hat die ganze Nacht gejammert... er hat das Erlebnis mit den Fröschen immer noch nicht verkraftet."
Steingut schüttelte bedauernd den Kopf. "Tut mir leid, Schwesterherz, alles ausverkauft. Ich wurde sogar mehrfach bedroht deswegen - keine Sorge, ich wusste mir zu helfen. Das Ergebnis ist jedoch das gleiche, auch für die Familie: Keine 'Nachtschattenblüte', kein 'Klatschianischer Wundermix', keine 'Drehwärtige Brise extrastark' und auch sonst keine Schwarzteemischungen mehr, was ich auch schnellstmöglich bekannt machen werde in meiner Mittagspause."
Mambosamba lies sich schwer in einen Sessel fallen. "Ich schwöre dir, wenn das nicht bald aufhört, werde ich gar nicht mehr aus den Federn kommen."
"Na, dann wollen wir mal hoffen, dass das auch für die ganzen Verbrecher gilt", lachte Krista.

"Diebstahl, unlizensiert", verkündete Romulus von Grauhaar und schaute in die müden Gesichter seiner Abteilung. Einzig ihr jüngsten Mitglied, Rabbe Schraubenndrehr, saß nahezu vibrierend auf ihrem Stuhl und schien kurz vor einer Explosion. "Ich weiß, dass es eigentlich nicht unser Gebiet ist, aber unsere Freunde bei den Seehunden sind leider völlig mit Bagatelldelikten beschäftigt: Nachbarn, die sich selber zum Kaffeeklatschen einladen und somit quasi Hausfriedensbruch begehen, Mundraub in massivem Ausmaß, Drohungen und leichte Körperverletzungen."
"Um was für einen Einbruch handelt es sich denn?", gähnte Hatscha und schien vor lauter Müdigkeit kaum noch von ihren üblichen Niesattacken heimgesucht zu werden.
"Der Schuppen heißt 'Feihnes aus Klattsch' und wird von einem bereits in die Jahre gekommenen Morporkianer geführt. Anscheinend wurde sowohl bei seinen Fensterläden, als auch bei ihm selbst ausgiebiger Gebrach von einer Eisenstange gemacht. Er sprach von mehr als fünf Personen, nachdem er wieder zu Bewusstsein kam."
Mina meldete sich eher unmotiviert. "Haben wir denn irgendwelche Spuren?"
"Ich habe bereits eine Anfrage zur Tatortsicherung bei SuSi eingereicht - allerdings schien selbst Magane heute morgen etwas unkonzentriert." Der Abteilungsleiter von RUM schmunzelte vorfreudig. "Aufgrund der drastischen Lage habe ich mich auch für einen besonderen Schritt entschieden, bevor ich euch in die Arbeit entlasse." Er wuchtete eine Kiste auf seinen Schreibtisch und hob den Deckel. "Superbulle. Damit ihr nicht wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängt. Bedient euch - aber jeder nur eine Dose!"

Überrascht öffnete Nyvania die Tür, an der es kurz zuvor geklopft hatte. Ihr Büroraum Nummer 204 diente schon länger als Püschologiezimmer, in denen sie sich um das Seelenheil der anderen Wächter kümmerte - aus diesem Grund war schon sehr lange niemand mehr hier gewesen. "Lance_Korporal, wie kann ich dir...?"
"Wir müssen reden", unterbrach Kathiopeja und schob sich an der Wasserspeierin vorbei und huschte in den Raum.
Die Grauhäutige war sprachlos, so etwas hatte sie bisher noch nicht erlebt.
"Darf ich mich setzen, ja?"
"Natürlich, Mäm, setz dich. Wie kommt es, dass du zu mir gekommen bist? Hat dich IA...?"
"Der Nervzwerg hat nichts damit zu tun, nein. Ich muss einfach mit jemandem reden - und zu wem sollte ich denn gehen? Jack? Der ist kaum da. Araghast? Ha! Wisch dir das dämliche Grinsen aus dem Gesicht, das hier ist ernst!" Die über die Maßen gestresst wirkende Tatortwächterin fuhr sich unabwegig mit der Hand durchs Haar.
"Natürlich. Verzeihung. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich etwas kaue? Das hilft mir beim Nachdenken."
"Was? Nein, nein, tu doch, was du willst."
Nyvania öffnete ihr Teedose und entnahm ihr einen Beutel, den sie sofort zwischen die Zähne schob. Als sie sich wieder umwande, bemerkte sie den gierigen Blick ihrer Kollegin. "Mäm? Alles in Ordnung?"
"Ist das... ist das...?"
"Ingvertee. Möchtest du einen?"
Kathiopeja schüttelte sich. "Örks. Nein, danke. Können wir anfangen? Ich glaube, ich halte das nicht lange durch..."
"Natürlich." Die Püschologin setzte sich auf den noch freien Sessel, nahm das bereitliegende Klemmbrett zur Hand und zog einen Bleistift aus der Gürteltasche 'B'. "Bitte."
"Es ist der Kaffee! Seid dieser verdammte... dieser Halsabschneider von Klatschianer mir das dreifache des Preises für die letzte Lieferung abgeknöpft hat, behauptete er heute Mittag beharrlich, dass alles ausverkauft sei! Ausverkauft! Und meine Vorräte sind fast erschöpft! Ich merke, wie mich alles und jeder reizt... ich habe ein nervöses Zucken in den Augen und manchmal höre ich das Gluckern meines Kaffeedämons, obwohl ich ihn gar nicht angeschaltet habe!"
"Moment... willst du mir damit sagen, dass du diese Entzugserscheinungen schon hast, obwohl du noch regelmäßig Kaffee zu dir nehmen kannst und nur in Aussicht steht, dass es damit bald ein Ende hat?" Nyvania notierte sich schnell einige Stichworte.
"Natürlich! Wovon glaubst du rede ich hier?"

Trotz der späten Stunde trug Valdimier seine verdunkelte Brille der Marke 'Ermeni'. Nachdem sich die Lage der Stadt über den Tag hinweg zugespitzt hatte, war vom Kommandeur die Weisung ausgesprochen worden, dass sich jeder Wächter, der keinen dringenden Fall bearbeitete, zu Extrastreifendienst zu melden hatte, da SEALS der außer Rand und Band geratenen Stadt nicht mehr Herr werden konnte - und auch die eilig hinzugezogenen Wächter hatten ihre liebe Mühe, mit den überaggressiven Bürgern zurecht zu kommen.
Dankenswerterweise hatte man dem Vampir nicht einen der Rekrutenfrischlinge zugeteilt, sondern die ebenfalls theoretisch blutsaugende Kollegin Mina von Nachtschatten aus der Abteilung für Raub und Mord. Das diese ihrer Biologie widersprechend nie einen Tropfen Lebenssaft anrührte, trübte van Varwalds Ansicht der guten Partie nicht - vor allem, da ihm sein Instinkt sagte, dass ihre Spezialiserung durchaus in dem Kommenden noch zu gebrauchen wäre.
"Wir haben ihn erst einmal in Schutzhaft genommen und es der Kaffeekrise zugeschrieben. Soweit die Susen feststellen konnten, haben die Einbrecher sogar jene Regalbretter mitgenommen, welche das Aroma der darauf lagernden Bohnen angenommen hatte", erzählte Mina soeben.
Der leichte Armbrustschütze nickte düster. Weder er noch seine Mitstreifegängerin waren auf Ersatzdrogen angewiesen, doch kannte er den ein oder anderen Schwarzbandler, welcher seine Sucht von Blut auf Kaffee umgestellt hatte... und er wollte sich gar nicht vorstellen, was der momentane Engpass für diese bedeutete.
"Weißt du, was seltsam ist, Sör?", fuhr die verdeckte Ermittlerin fort. "Im Fratzenbuch stand bereits heute Nacht ein Beitrag über die steigende Verbrechensrate von der Rohrpost. Dieser Goldwart scheint wirklich schnell zu sein, was die Informationskette betrifft. Ob das wohl mit rechten Mitteln zugeht? Vielleicht kennt er einige der Einbrecher - oder aber er war selber involviert! Trinkt er Kaffee?"
"Glaub mir, ich kenne Braggasch", wiegelte Valdimier ab. "Ich kann mir weder vorstellen, dass er irgendwelche Kontakte zur Unterwelt hat, noch, dass er jemals einen Unschuldigen verletzen würde. Außer natürlich unbeabsichtigt. Und wäre er einer der Diebe gewesen, hätte er die Tür geöffnet, bevor auch nur irgendjemand eine Eisenstange hätte heben können. Ich schätze er hat einfach geraten."
Von Nachtschatten nickte - auch sie hatte nie ernsthaft angenommen, dass der schüchterne Zwerg zu so etwas in der Lage war, doch nachdem sie seit Beginn ihrer Streife bereits drei Raufereien hatten beenden müssen, sank ihre Laune erheblich - und mit ihr Wuchs der Wunsch einer schnellen Lösung.
Als sie die Ponsbrücke überquerten, lehnte sich der Feldwebel an das Geländer und blickte hinunter in die braungrünen Fluten.
"Was hast du, Sör?"
Van Varwald schüttelte den Kopf. "Nichts. Ich musste nur daran denken, dass mir Breguyar vor kurzem meine Zeit geraubt hat mit seiner unsinnigen Froschsuche. Nur weil ich selbstredent immun gegen ihr Gift bin."
"Der Krustenbrechervorfall?"
"Genau der. Ich musste einige Stunden den Ankh entlang streifen, bis ich endlich drei der Viecher gefangen hatte. Einer von ihnen hatte sich eine unvorsichtige Ente geschnappt."
Mina schluckte. "Eine Ente?"
"Sie scheinen ungewöhnlich schlecht gelaunt zu sein in letzter Zeit." Valdimier zuckte mit den Schultern. "Wenigstens halten sie sich mitllerweile mit ihrem Fortpflanzungsdrang zurück und bleiben in dem widerlichen Fluss."
Schlendern verließen sie die Brücke wieder.
"Gibt es denn Ergebnisse?", wollte der Korporal wissen.
Der FROG-Mitarbeiter lachte freudlos. "Nach allem, was ich gehört habe, leidet auch Lady Rattenklein unter der momentanen Krise. Aus gegebenen Anlass wird dieser Sache auch verständlicherweise keine hohe Priorität eingeräumt."

"Immer noch nichts?"
Braggasch schüttelte unglücklich den Kopf. "Tut mir leid, Sör, äh, aber ich habe mittlerweile alle bekannten Geschäftsstellen, äh, abgesucht... Nur, äh, der Händler Schnapper schien zuversichtlich, dass er bald eine Lösung gefunden haben wird..."
Araghast zog ungläubig die Augenbrauen in die Höhe. "Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die aussieht." Von einer gewissen Nervosität gertieben trommelte der Kommandeur mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum. "Irgend etwas positives von den Außentrupps?"
Der stellvertretende Abteilungsleiter kramte in seinen Unterlagen. "Na ja... äh... es gibt Meldungen genug... Aber leider sind das nur ziemlich unerfreuliche Berichte... die, äh, häufen sich, könnte man sagen..."
Breguyar stützte entnervt den Kopf in die Hände.
"Wenn ich kurz stören dürfte...?", ertönte eine freundlich-weibliche Stimme von der Tür her, bevor sie anklopfte.
Der Abteilungsleiter blickte auf. "Wer bist du denn, bitte?"
"Das, äh..." Goldwart wirkte, als würde er jeden Moment vor Scham zerfließen. "Das ist Frau Rose Schlabbine-äh-Droschkenmolch, Sör."
"Und was macht sie in meinem Büro, Korporal?"
"Oh, ich bin sofort wieder weg", flötete die Dame und streckte dem Zwerg ein kleines Stück Papier entgegen. "Aber als ich hörte, dass ihr trotz dieser späten Nachtstunde noch arbeitet, dachte ich mir, dass ich meinen heutigen Bericht direkt persönlich vorbeibringe."
"Bericht?", zischte Araghast.
"Natürlich - für den täglichen Klackertext der Rohrpost zu dieser ganze Kaffeesache. Ich bin freie Mitarbeiterin, weißt du? Es ist sogar eine Aussage eurer eigenen Leute dabei. Dieser Bergig scheint mir ein sympatischer Mann zu sein, wenn auch momentan etwas überarbeitet. Muss sehr anstrengend sein das Ganze aus dem Unerkannten heraus vor einer Eskalation zu bewahren. Keine Sorge, ich werde seine Identität natürlich nicht preisgeben."
Eine Ader an Breguyars Schläfe war zu enormer Größe angeschwollen, Braggasch, dem dies nicht entgangen war, krümmte sich bereits wie unter Schlägen.
"Nun, wenn ich ihr wäre, würde ich einmal versuchen den Grund für dieses ganze Dilemma herauszufinden - vielleicht kann man da ja etwas drehen. Aber ich glaube ich habe mittlerweile zuviel gesagt. Eine schöne Nacht noch!" Mit einer höflichen Geste verabschiedete sich Rose und rauschte von dannen.
Stille von der Temperatur eines Gletschers machte sich im Kommandeursbüro breit.
"Dann solltest du jetzt gehen", knurrte der ausgebildete Püschologe mit erzwungener Ruhe, "und deine Nachricht abschicken."
[3]

Samstag

Die ausgebildete Späherin wanderte, aufrecht gehalten von Adrenalin und jeder Menge kühlem Wasser, in Begleitung der Zwergin und Rekrutin Kawumm Kübelbrecher durch die Straßen der immer wahnsinniger werdenden Stadt. Kanndra selbst hätte niemals von sich behauptet, dass ihr Kaffee oder andere Aufputschmittel so wichtig gewesen wären - doch nun, da die gesamte Wache quasi nonstop im Einsatz war und ihr Sohn zudem noch unter Alpträumen von fliegenden Fröschen litt, hätte sie nichts mehr als einen Wachmacher vertragen können.
Opal, der aus Gründen der Bürgerschwemme bereits gestern an den Tresendienst beordert worden war, hatte ihr kurz vor dem hastigen Aufbruch noch in seiner simplen Art mitgeteilt, dass eine Wächterin Wacheeigentum entwendet hatte. Nach viel zu langwierigem, geduldigen Nachfragen konnte sie rekonstruieren, dass der wohl noch immer etwas angeschlagene Menélaos Schmelz mitten in der Nacht eine Bekanntmachung an das schwarze Brett geschlagen hatte, welche am späten Morgen sofort von Rabbe Schraubenndrehr wieder herunter gerissen worden war. Worum es sich bei dieser Bekanntmachung handelte, konnte Opal nicht wiedergeben, doch der Kondichemiker hatte anscheinend erwähnt, dass er den Sachverhalt auch im Fratzenbuch veröffentlichen würde.
Nun war es bereits früher Mittag, ein aufreibender Eingriff lag bereits hinter ihr - und der nächste lies anscheinend nicht lange auf sie warten. In der kurzen Straße hatte eine Menschenmenge den allseits beliebten Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper in eine Ecke getrieben und berdrohten ihn... mit Geldscheinen. Obwohl der Händler mit seinem trübem Getränk, welches er Flaschenweise ausgab, einen gewaltigen Umsatz zu machen schien, wirkte er ausnahmsweise nicht sonderlich glücklich. Mambosamba erkannte sehr wohl den Grund hierfür, etwas, dass dem gewieften Geschäftsmann ebenfalls aufgefallen sein musste: Seine Vorräte gingen zur Neige, doch die Masse der willigen Käufer wuchs stetig an. Es würde nicht mehr lange dauern, bis Schnapper zugeben musste, ausverkauft zu sein - und was dann passierte, lag auf der Hand.
Kanndra schob ihren Helm zurecht, erteilte Kawumm einige, knappe Befehle, welche hauptsächlich daraus bestanden dicht an ihrer Seite zu bleiben, und eilte dem Mann mit dem Bauchladen zur Retten entgegen. Wieder einmal.

"Äh... Sör?"
"Meine Güte, Braggasch, heute ganz ohne die Begleitung von Frau Schlabbine-Droschkenmolch?" Araghast war im Grunde kein gemeiner Mensch, doch in einer Situation wie dieser, wo auch er selbst eines morgentlichen Genusses beraubt worden war, bot Goldwart einfach ein lohnendes Ziel für beißenden Sarkasmus.
"Äh... nein, Sör", antwortete der Zwerg pflichbewusst, sich wie immer keiner rethorischen Frage bewusst. "Ich, äh, wollte Meldung machen, dass sich der Lance-Korporal Lady Rattenklein, äh, und der Hauptgefreite Tyros y Graco im FROG-Labor eingeschlossen haben und nach, äh, eigenen Aussagen an einem Kaffee-Ersatzmittel forschen."
"Dann tuen sie wenigstens etwas sinnvolles."
Braggasch lächelte zaghaft, weil er die Aussage seines Vorgesetzten fälschlicherweise für einen Witz hielt. "Na ja, äh, Sör, das Problem ist, dass einige Wächter davon bereits Wind bekamen. Jemand soll sogar versucht haben, äh, die Tür aufzubrechen... Eine gewisse..."
"Ich will den Namen nicht hören! Ich werde später einen Aufruf an alle Wächter machen, die Besagte im Auge zu behalten." Breguyar notierte sich etwas auf einem schmierigen Zettel. "Sonst noch etwas?"
"Der Rekrut, äh, Fynn Düstergut wurde anscheinend von Lilli Baums Kaffeedämon Paul bespuckt..."
"Etwas Wichtiges?"
"Du hast mich doch beauftragt, äh, mich nach dem Grund des Kaffeemangels umzuhören, Sör..."
"Und?"
"Ich habe bei SEALS anfragen lassen und... äh... einige unschöne Worte von Fähnrich Dubiata dafür bekommen. Anscheinend haben sich jedoch einige, äh, Informantenkontakter und Szenekenner bereits um diese Angelegenheit gekümmert. Fähnrich, äh, Dubiata konnte mir mitteilen, dass der Grund für den Engpass ein auf ein Riff gelaufenes Frachtschiff ist, äh, ebenso wie anscheinend ein Streik der Plantagenbauern...", Goldwart wühlte wie wild in seinen Zetteln.
Der Kommandeur stemmte sich aus seinem Stuhl hoch. "Soll das heißen, wir sitzen hier derartig in der Klemme, weil irgendein Trottel sein Schiff nicht richtig steuern konnte? Mir ist nichts von irgendwelchen Stürmen in letzter Zeit bekannt!"
Mit einem glücklichen Gesichtsausdruck fand Burkhards Sohn den gesuchten Notizzettel. "Der, äh, Kapitän und Steuermann des Handelsschiffs war, äh, anscheinend dafür bekannt, dass er sich an der Fracht gütlich tat und regelmäßig an Koffeinschocks litt... Bei dem Unfall kamen sehr, äh, viele Besatzungsmitglieder ums Leben, doch das Schiff blieb aufrecht... äh... gehalten von dem Riff, sozusagen..."
"Ich bin Seemann gewesen, Korporal, ich weiß, wie so etwas abläuft. Komm zu dem Teil, der mich interessiert!"
"Ja, äh, natürlich, Sör! Die Bergemannschaften konnten einige der klatschianische Waren retten, äh, hauptsächlich Stoffe, heißt es, doch die vierundzwanzig großen Kaffeebohnenkisten, äh, scheinen hinausgeschleudert worden zu, äh, sein." Braggaschs Augen huschte über die wenigen Zeilen, die er dank Reas Informationen zusammengetragen hatte.
"Was fehlt von der übrigen Fracht?"
"So weit wir wissen... äh... nichts."
Araghast trat einen Schritt auf seinen Stellvertreter zu. "Das Schiff läuft also auf, einige Leute werden ins Wasser gestoßen, ganze vierundzwanzig große Kisten segeln davon aber der Rest bleibt völlig unberührt?"

Rogi saß in ihrem Büro und starrte an die Wand. Die Teetasse in ihren Händen war längst erkaltet, das Blut dröhnte ihr noch in den Ohren. Viele Gedanken kamen und umkreisten sie, verführten sie wieder nach der Schublade zu greifen, die einen Aufschub all ihrer Probleme enthielt. Eine eigens erstellte Mischung...
Die Sanitäterin schüttelte den Kopf und stand auf. Mochte es sein, dass sie ein kleines Problem hatte, doch ihre Igorenehre verbat es, tatenlos im Büro zu hocken, während ringst umher die Welt unterging. Ein Standart-Igor aus Überwald hätte nun vielleicht beim Untergang geholfen - doch Feinstich stand nun einmal auf der anderen Seite. Sie hatte sich dafür entschieden und würde den Dämon tun dieses Versprechen zu brechen.
Womit beginnen? Am besten lies sie erst einmal verlauten, dass sie wieder aus der kurzen Versenkung auftauchte. Das Fratzenbuch schien hierfür das geeignete Forum. Dann... würde sie die anderen bei ihren Streifzügen unterstützen. In Anbetracht der Lage hatte dies oberste Priorität.

Die Frau schrie gequält auf, als Valdimier ihr die Hand bis zu einem befriedigenden Knacken herumdrehte. "Und ich sage dir noch einmal, dass ich keinen 'Stoff' bei mir habe", erklärte er ungerührt und lies die recht lumpige Gestalt auf dem Pflaster liegen.
"Eine Schande, dass so etwas nötig ist...", murmelte Mina mit Blick auf die unglückliche Frau.
Der leichte Armbrustschütze zuckte nur mit den Schultern.
Wie schon häufiger an diesem Abend entrollte von Nachtschatten die kleine Papierrolle, die ihr vor kurzem dank Federvieh zugesandt worden war. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie das Lagerhaus angezündet und den Wärter und seine Familie umgebracht haben..."
"Der Mensch ist und bleibt eben ein Tier", stellte van Varwald in einem Anflug von Arroganz klar.
"Ja... aber... Frau und Kinder... Wenn Ophelia es nicht selber geschrieben hätte, würde ich es nicht glauben..."
Valdimier setzte zu einer Antwort an, unterbrach sich jedoch, als er das deutliche Brechen der Ankh-Kruste vernahm. "Nicht schon wieder", stöhnte er und rannte.
Mina, die ebenfalls ahnte, dass es sich wieder um einen von Entzug angetriebenen Ankh-Schwimmer handelte, nahm sofort die Verfolgung auf. Als sich die Beiden der Sentimentalen Brücke näherten, fing die Jüngere geschickt den Umhang des Feldwebels auf, bevor dieser sich über das Geländert schwang.
Mit einigen geübten Handgriffen wollte von Nachtschatten bereits das Seil an ihrem Gürtel lösen, um es dem Kollegen herabzulassen, als sie des Diebespäärchens gewahrt wurde, die von der anderen Seite der Brücke mit gezückten Dolchen auf sie zu kamen. Der Ausdruck in ihren Augen verhieß nichts Gutes - und als der Ältere der beiden auch noch "Kaffee oder Leben!" brüllte, riss der Vampirin entgültig der Gedultsfaden.

Sonntag

Die erste wacheinterne Rauferei gab es bereits am Morgen, nachdem Kathiopeja erfahren hatte, was genau der Aushang von Schmelz bedeutet hatte und wo der begehrte Stoff nun zu finden sei.
Glücklicherweise konnte die hauseigene Berichtskorrekturleserin Aglaranna die Situation entschärfen, indem sie aus ihrem Büro stürmte und geistesgegenwärtig einen Teeklatsch in Selbigem ausrief.
Wenig später verkündete sie in Absprache mit Rosie Palm und Jaques du Plaisiere ein Sonderangebot, in welchem klatschianischer Kaffee eine nicht unbedeutende Rolle spielen sollte. Die Näherinnengilde konnte für einen Vormittag noch niemals so hohe Besucherzahlen verzeichnen.

Am frühen Nachmittag bekam Braggasch Goldwart wieder einmal den Schock seines Lebens, als die Tür hinter ihm schwungvoll aufgestoßen wurde.
"Ich entschuldige mich sehr für mein gestriges Verhalten... ich fürchte meine Kaffeeabstinenz hat... hat... zu ungewollten Überreaktionen geführt..." Rose Schlabbine-Droschkenmolch bemühte sich hektisch die zerknitterte und ungewaschene Kleidung zu ordnen.
Der Späher benötigte einige Sekunden gezwungener Atmung, bevor er sich in der Lage sah zu antworten: "Das, äh, war doch kein... Der Kommandeur hat es, äh, nicht so ernst genommen..." Selbst in seinen eigenen Ohren klang diese Untertreibung äußerst fahl.
"Dann ist es ja gut." Braggasch bezweifelte, dass ihm seine freie Mitarbeiterin überhaupt zugehört hatte. "Was tust du denn... denn grade?"
"Ich versuche mich ein wenig zu, äh, beruhigen, indem ich eine Maschine baue, die mir das Schreiben, äh, erleichtern-"
"Soso", unterbrach Rose, ohne auf den Haufen Metallschrott zu achten, den Goldwart liebevoll in die Höhe hielt. "Ich habe... habe bereits einen großen Teil der heutigen Bekanntmachung geschrieben... ich... ich dachte mir den Rest kann ich schnell hier fertig machen?"
Die aufdringliche Frau vermittelte einen so wirren Eindruck, dass der Chefredakteur es nicht übers Herz brachte, sie davon abzuhalten sich in seinem Büro auf den Boden zu hocken, Zettel und Griffel heraus zu holen und den Bericht zu vervollständigen. Braggasch beobachtete sie ängstlich. Zuerst schien nicht Ungewöhnliches zu passieren, außer, dass ihre Schrift weitaus unsauberer war, als er es bisher erlebt hatte. Dann jedoch hatte sie einige gedankliche Aussetzter... schrieb ein und dasselbe Wort mehrmals... und schien plötzlich von einem Wahn ergriffen zu werden. Groß und schmierend kritzelte sie auf ihren Zettel - bis es Burkhards Sohn gelang sie nach hinten zu reißen und festzuhalten.
"Entschuldigung... Verzeihung... Entschuldigung... ich... ich war wohl gerade nicht ganz... ich selber...", keuchte Schlabbine-Droschkenmolch aufgebracht.
Der Späher zog sie mühsam auf die Beine. "Nein, äh, nein... das ist schon... Komm doch bitte einmal mit mir..." Behutsam führte er die hektisch blinzelnde Frau durch das gleiche Stockwerk bis fast ans andere Ende des Wachegebäudes. Dort klopfte er an.
Die Tür wurde nur einen misstrauischen Spalt geöffnet. "Ja, bitte?"
"Äh... Nyvania... könntest du dich vielleicht um... diese Dame hier kümmern? Ein Gespräch und ein, äh, Tee würden ihr sicherlich gut tun..."
[4]

"Herr Kommandeur, ich habe eine Beschwerde abzugeben!"
In blinder Panik, Frau Willichnicht wäre in sein Büro vorgedrungen, hob Araghast den Blick von zahllosen Berichten über ausbreitenden Irrsinn, die sich auf seinem Schreibtisch tummelten. "Aglaranna... den Göttern sei dank..."
Die Näherin hob fragend eine Augenbraue. "Wenn du das sagst, Herr Kommandeur."
"Verzeihung, ich dachte nur du wärest... egal. Was kann ich für dich tun? Ich habe leider nur wenig Zeit."
"Ich habe einen Einbruch zu melden. In meine Privatwohnung!" Mit trotzigem Blick und vollendeter Eleganz lies sich die junge Frau auf den Besucherstuhl nieder.
"Bei dir Zuhause?", fragte Breguyar verdutzt - doch nicht ohne einen sofort aufkeimenden Verdacht.
"Nein, ich habe meine Wohnung auf die Straße verlegt", entgegnete Aglaranna schnippisch. "Natürlich im Haus! Du weißt ja, dass ich einen Teeklatsch in meinem Büro veranstaltet habe, zu dem unglaublich viele Wächter anwesend waren - unter anderem du. Die Mokka-Kekse gingen weg wie... Kekse. Danach habe ich aufgeräumt und die Reste des Feuriges-Vergnügen-Kuchens meinen Kolleginnen vorbei gebracht. Als ich wieder nach Hause kam, war die Tür aufgebrochen und jemand hatte sich an meiner Keksdose vergriffen! Genauer gesagt: Jemand hatte sie ausgeleckt! Und die Rührschüssel auch!"
Araghast hustete bei dem Gedanken. "Gut, Fräullein Aglaranna, ich werde so bald wie möglich..."
"Verzeihung, Chef, aber das könnte wichtig sein!" Der neonfarbend behaarte Kopf Tyros erschien in der Kommandeurstür.
"Entschuldigung, aber wir unterhalten uns hier gerade!", begehrte die Näherin auf, doch Breguyar hob beschwichtigend die Hände.
"Was gibt es, Hauptgefreiter?"
"Wie du vielleicht weißt haben Ratti... Lady Rattenklein und ich in letzter Zeit nach Kaffeeersatzmitteln gesucht. Hm... Wir hatten nicht allzu viele Grundlagen also... naja, wir haben halt alles verwendet, was wir so gefunden haben... Unter anderem die Krustenbrecher..."
Der Abteilungsleiter von FROG verzog das Gesicht. "Ihr habt versucht Kaffee aus Fröschen zu gewinnen?"
"Nicht irgendwelche Frösche, Sör, Krustenbrechern!" Y Graco schien die Idee wirklich nicht sonderlich abwegig zu finden. "Außerdem haben wir sie ja nicht einfach ausgepresst, sondern... hmm... Das Interessante daran ist... Wie soll ich sagen... Es hat funktioniert!"
Aglaranna wurde bleich und hielt sich eine Hand vor den Mund.
"Wir haben uns natürlich gefragt, wie so etwas sein könnte... also wieso ein Krustenbrecher so viel Koff-eh-ien enthält. Nach eingen Untersuchungen hatten wir... genauer gesagt hat Lady Rattenklein herausgefunden, dass diese Tiere anscheinend... Nun, sie scheinen vor kurzem eine Überdosis zu sich genommen zu haben. Kaffee, meine ich. Das erklärt ihr seltsames Verhalten... oder wie es Ratti ausdrücke: 'Die müssen ja voll drauf gewesen sein!'"
Der ausgebildete Püschologe kratzte sich am Kopf. "Das ist..."
"Sör, wir müssen reden. Ihr beide: Raus hier. Sofort!" Wie eine Furie der Gerechtigkeit war Rea im Flur erschienen. Aglaranna und Tyros schielten zu Breguyar, doch dieser machte keine Anstalten, den Befehl zu revidieren.
Nachdem Näherin und Alchemikexperte den Raum verlassen und Dubiata die Tür geschlossen hatte, bot er ihr mit höflicher Geste den Platz an. "Ich hoffe, du hast gute Gründe dafür, in meinem Büro Anweisungen zu geben?"
Die Abteilungsleiterin von SEALS zog es vor stehen zu bleiben und stemmte die Hände in die Hüfte. "Ich dachte mir, dass ich es dir schuldig bin, diese Information persönlich weiter zu geben: Es ist passiert. Jemand aus meiner Abteilung hat Bürger geschlagen, ohne dass diese zuvor selbst zu Gewalt gegriffen hätten. Die Situation ist unter Kontrolle, der entsprechende Wächter zahlt ein wenig Schmerzensgeld von seinem Lohn. Dennoch ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass wir so nicht weiter machen können, Sör."
"Ich habe mitbekommen, dass viele Mitarbeiter von SEALS und auch einige Rekruten von GRUND bereits mehrfach von aufgebrachten Bürger attackiert worden sind. Manche wurden dabei stark verletzt. Könnte es eine Racheaktion gewesen sein?"
"Möglich. Allerdings halte ich eine Unausgewogenheit der entsprechenden Person Aufgrund von Suchtstoffmangel als näher liegend."
"Wer war es?"
"Das werde ich dir, mit Verlaub, noch nicht sagen. Der Zwerg hat überall seine Ohren!"

Der Zwerg hielt sein Ohr an die kühle Tasse. Er würde es niemals zugeben, aber der abentliche Besuch vom Kommandeur hatte ihn furchtbar aufgeregt. In der verhältnismäßig hitzigen Diskussion war Sebulon das Blut langsam zu Kopf gestiegen, bis er das Gefühl gehabt hatte, seine Gehörmuscheln müssten schmelzen.
Befehl von oberster Stelle. Alles, was in der Zeit der Kaffeekrise passierte, wurde nicht protokolliert und verfolgt. Samax Sohn sah zu seiner Wand, an der sich bereits zahllose Klebezettel mit sauberen Notizen überlappten.
Die Arbeit der letzten Tage umsonst? Vielleicht... vielleicht auch nicht...
Wahrscheinlich sollte er morgen einmal ganz unverbindlich einige Wächter verhören...

Am frühen Abend wurde der Besitzer des Bistro Plaisire brutal zusammen geschlagen und gefesselt in seiner Wirtsstube zurück gelassen, wärend aufgebrachte Bürger das gesamte Restaurant auf der Suche nach dem schwarzen Gold durchsuchten, welches Jaques einer Werbekampagne der Näherinnengilde zufolge noch in seinem Besitz hatte.

Oktotag

Rogi überwachte die Bergung mit Argusaugen. Es war von unbedingter Notwendigkeit, dass so wenig Personen wie möglich mitbekamen, was sie zu finden erhofften. Aus diesem Grund waren auch nur Wächter beteiligt, die nachweißlich nicht unter Kaffeesucht litten. Nur gut, dass es Feinstich bisher nie nachgewiesen worden war.
Sobald sie gewusst hatten, wie das Gesuchte aussehen musste, war es nicht weiter schwer gewesen, die quälend langsam treibenden, hölzernen Bruchstücke der Transportkisten ausfindig zu machen und zurück zu verfolgen. Nach wenigen Berechnungen in Bezug auf die Fließgeschwindigkeit des Ankhs hatte man den Ort des unaussprechlichen Verbrechens auf die Wasserbrücke eingrenzen können.
Schmetterpling meldete, dass die Grabmannschaften erste Funde zu verzeichnen hatten. Rogi behagte es zwar nicht, Sterbliche so tief in den Ankh vorstoßen zu lassen, doch wenn sie auch nur geringen Erfolg vorweisen konnten, hätte sich die Sache gelohnt.
Mit einigen Seilen wurde die erste der insgesamt vierundzwanzig Kisten auf die Brücke gehievt. Sie war anscheinend bei dem Sturz auf die harte Flussoberfläche zerbrochen. Vom Inhalt fehlte jede Spur. Dennoch konnte man deutlich das Wappen des Handelshauses Greifdas erkennen, welches für seine Fahrten nach Klatsch bekannt war. Auch das aufgelaufene Schiff, so meinte sich Feinstich aus dem Gespräch mit dem Kommandeur zu erinnern, hatte diesem Haus angehört.
Nach dem ersten Fund wurden weitere Transportboxen geborgen, doch mit jedem Erfolg sank die Hoffnung des Bergetrupps, auch nur eine Bohne retten zu können. Was den Sturz auf den Ankh unbeschadet überstanden hatte, war von dem ätzenden Schlamm nach und nach zerfressen worden. Die Inhalte fehlten oder waren völlig unbrauchbar. Nicht einmal Schnapper hätte den Bewohnern der Stadt vom Ankh kontaminierten Kaffee angeboten...

Goldwart hatte kaum Probleme damit, das Schloss des Gartenportals zu knacken. Wie ein Schatten huschte Valdimier an dem Zwerg vorbei, die Pistolenarmbrüste im Anschlag, und sicherte das Gelände.
Nachdem der Späher ihm die Haustür geöffnet hatte und sich selbst dem Stall zuwandte um diesen Fluchweg abzuschneiden, betrat der Vampir das Haus und rief: "Stadtwache Ankh-Morpork! Komm mit über dem Kopf verschränkten Armen heraus! Wir wissen, dass du maßgeblich an der Kaffeekrise mitbeteiligt bist! Das Wrack der Kaffeebohne wurde gründlich untersucht und die Leichen identifierziert!" Van Varwald nutzte seinen eigenen Redeschwall, um nach und nach jedes Zimmer zu sondieren. Er wusste nicht wieso, aber die Püschologie behauptete, dass Kriminelle ihre Gegner immer erst ausreden ließen, bevor sie Schritte unternahmen. Seiner langjährigen Erfahrung nach hatte sich das bereits des Öfteren bewahrheitet. "Wir wissen, dass deine Frau mit an Bord war und den Tod fand, Herr Greifdas! Ebenso ist uns bekannt, dass eines der Beiboote fehlte und du bekannt für deinen ordentlichen Ruderschlag bist! Komm mit über dem Kopf verschränkten Armen heraus, Herr Greifdas! Ich bin mir sicher, dass sich diese Angelegenheit in Ruhe klären lässt!" Das Erdgeschoss war sauber. Valdimier pirschte sich die Treppe hinauf und dämpfte die Stimme, als wäre er noch unten zugange. "Wir wissen, dass du dich nicht gut mit dem Kapitän des Schiffes verstanden hast! Du hast ihm Kaffeemisbrauch vorgeworfen! Die Obduktion ergab, dass er zum Zeitpunkt seines Todes übermäßig viel Koffein im Blut hatte! Es muss furchtbar für dich gewesen sein, als er im Rausch falsche Befehle gab und unkonzentriert war, so dass ihr aufgelaufen seid, Herr Greifdas! Wir verstehen deinen Wunsch nach Rache und deinen Hass auf Kaffe, aber du stürzt hier eine ganze Stadt ins Verderben!"
Noch bevor der Feldwebel das letzte Zimmer betrat, sagte ihm sein Instinkt, was er vorfinden würde. Das leise Knarzen, welches aus dem Raum drang, und der fehlende Herzschlag bestätigten seine Vermutung, ehe er eintrat.
Als Braggasch sich zu ihm gesellte, hatte van Varwald den toten Geschäftsleiter bereits abgenommen und dessen Vitalzeichen geprüft - obwohl der Mann bereits deutlich seit Tagen hier hing. "Im Stall steht nur ein, äh, großer Handkarren. Geheimausgänge waren keine zu finden. Äh... ist er das?"

Nyvania war verzweifelt. Es hatten sich bisher derart viele freiwillige Patienten gefunden, dass die ansonsten eher ausgeglichene Wasserspeierin einen unangenehmen Druck auf ihrer Seele fühlte.
Den Wenigsten hatte sie wirklich helfen können. Bei kaltem Entzug gab es nur zwei Methoden: Entweder eine Ersatzdroge finden oder Zähne zusammenbeißen und durchalten. Abgesehen davon waren die meisten Wächter inzwischen derart übermüdet und gereizt, dass sie teilweise während ihrer Behandlung einschliefen oder sich nicht auf das Gesagte konzentrieren konnten. Kathiopeja hatte bei ihrem sechsten Treffen sogar nur noch in Reimen gesprochen, mit denen sie die Vielfalt des Kaffeegenusses pries.
Ihren ersten stationären Fall, Rose Schlabbine-Droschkenmolch, beherbergte sie in einem leeren Büro im dritten Stockwerk. Mittlerweile hatte Nyvania auch einge andere Kollegen unter Beobachtung stellen lassen, doch aus Agressivitätsgründen durften diese nicht gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden.
Als sie Roses Raum betrat, fand sie die aufgelöste Frau vor dem Fenster sitzend. Als Schlabbine-Droschkenmolch das Klacken der Tür vernahm, drehte sie sich um und streckte ihrer Besucherin zitternd einen Zettel entgegen.
"Hier... für... für das Fratzenbuch... Die Rohrpost..."

Wenig später klopfte die Wasserspeierin an Goldwarts Bürotür.
"Ja, äh, herein?"
"Hallo Braggasch. Was baust du da?"
"Das, äh, soll eine Maschine werden, die mir das Schreiben erleichtert, zum Beispiel für meinen neusten Bericht über, äh, diesen Vorfall mit dem Kaffeeliefernaten. Ich nenne sie-"
"Tut mir leid, aber ich muss zu meinen Patienten. Ich wollte dir nur das hier überbringen."
Der Zwerg zog fragend die Augenbrauen in die Höhe, als der den verschmierten Zettel entgegen nahm.
[5]

Montag

Mitternacht war noch nicht lange vorbei, da rotteten sich der gierige Mob bereits am mittwärtigen Tor zusammen.
Es erforderte das gesamte noch auf den Beinen befindliche Wachpersonal, um die Ersatzkaffeelieferanten unbeschadet zum Wachhaus zu eskortieren. Gerüchteweise gelang es nur einer einzigen Bürgerin, durch die Blockade der Wächter zu stoßen und eine Büchse Bohnen an sich zu bringen, doch munkelt man, dass diese Person selber der Stadtwache angehörte.
Am Pseudopolisplatz wurden erst einmal die leidenden Kollegen aufgepäppelt, im Anschluss bildete man stark bewaffnete Sondertrupps, die den rationierten Kaffee in der Stadt verteilen sollten.

Es war mitten in der Nacht, als es abermals an Braggasch Bürotür klopfte. Er selbst schrieb gerade einen langen Bericht über die Vorkomnisse, doch kam er ausnahmsweise dank seiner Tipp-Maschine gut vorran.
"Korporal Goldwart, du bist ja noch wach...", begrüßte ihn eine zwar äußerst mitgenommen aussehende, jedoch wieder entspannt wirkende Rose Schlabbine-Droschkenmolch.
"Und du, äh, endlich wieder, wie ich sehe..."
Die freie Mitarbeiterin lachte leise. "Ja. Endlich." Sie streckte die Hand aus. "Ich habe da etwas für dich."
[6]
Burkhards Sohn streckte die Nase in die Luft und schnupperte. Der Geruch der Röst-und-Brüh-Ifrits war allgegenwärtig.
"Ja... äh... so sollte es in einem Wachhaus riechen..."



Danksagung

Ich möchte mich ganz herzlich bei Rabbe Schraubenndrehr bedanken, welche mir nicht nur die hervorragende Vorlage der Kaffeekrise geliefert hat, sondern auch sämtliche Fratzenbucheinträge der Rohrpost verfasste, die ich auch in dieser Geschichte verwendete.
Weiterhin danke ich Rogi Feinstich, die mich vorgestern darauf aufmerksam machte, dass ich heute eine Pokey abzuliefern habe, und mir den kreativen Anschub gab.
[1]  Donnerstag, 13:48

[2]  Freitag, 03:20

[3]  Samstag, 01:17

[4]  Sonntag, 15:22

[5]  Oktotag, 12:55

[6]  Montag, 02:12




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Feedback:

Von Daemon Llanddcairfyn

26.2.2012

Dass die ganze Stadt in Chaos verfällt, weil der Kaffee ausbleibt, ist ein Schrittchen zu weit "draußen" für meinen Geschmack. Schöner Aufbau mit mehrere Fäden und vielen Personen.

Von Jargon Schneidgut

05.2.2012

Fand ich sehr genial! Die Idee, die Kaffeekrise zum Hauptthema zu machen und all das kreative Chaos was dabei noch so rausgekommen ist war sehr unterhaltsam und auf jeden Fall lesenswert. Das einzige was mir aufgefallen ist, ist, dass bei morgentlich ein t zu viel und ein d zu wenig drin ist ;). Ansonsten- superklasse :D! Mehr davon!

Von Ophelia Ziegenberger

02.2.2012

Jap! Gefällt! *Doppeldaumen hochreck* ;-) Sehr amüsante Geschichte, ich habe beim Lesen oft lachen und Schmunzeln müssen. Offensichtlich ging es uns beiden ähnlich, was das Fratzenbuch angeht - es hat mich auch dazu inspiriert, "aktuelle Vorkommnisse" in einer Single einzuarbeiten. Eine richtige Inspirationsquelle. Den Hintergrund und den Ablauf der Geschichte, sowie das Einbringen der Statusmeldungen fand ich sehr gelungen. Einzig und allein die Rechtschreibung hat mir teilweise die Fußnägel hochgerollt. ;-) Insgesamt ein exzellenter Schnellschuß und mein bisheriger Favorit im Rennen (eine Pokey fehlt noch - die lese ich dann jetzt ;-).

Von Ruppert ag LochMoloch

29.2.2012


Für eine Persiflage ist die Geschichte zu lang geworden. Auf ein Drittel gekürzt wäre sie witzig geworden aber so muss ich leider sagen, dass ich die letzten Seiten nur noch überflogen habe.
Ich habe beim Lesen öfter das Gefühl, dass Du den Thesaurus sehr oft bemühst. Allerdings sind die Wortschöpfungen, die dann herauskommen oft weniger gut im Lesefluss zu lesen als eine Wiederholung (Heißgetränk statt Kaffee zum Beispiel) .
Die Idee mit dem integrierten Fratzenbuch gefällt mir gar nicht, denn dann kann ich die Single nicht ausdrucken und lesen - allerdings sind die Einträge auch nicht wirklich wichtig.

Von Septimus Ebel

29.2.2012

Lieber Braggasch,

ganz schön toll, was du da in so kurzer Zeit hinbekommen hast. Dein Stil gefällt mir gut, da du auf einige Details achtest und die Charakterbeschreibung bei dir nicht zu kurz kommt. Aber auch die deutliche Mühe, die du dir bei abwechslungsreichen Formulierungen gibst, macht beim Lesen Spaß. Wobei ich durchaus gemerkt habe, dass die Qualität deines Stils am Anfang der Geschichte etwas höher ist als zum Ende hin, was ich wohl auf den Zeitmangel zurückführe. Die Krustenbrecher Szene am Anfang hat mir am meisten gefallen. Den Plot hätte man durchaus noch etwas straffen können, hier und da sind ein paar zwar nette, aber im Grunde genommen nicht unbedingt nötige Szenen eingeflossen, was sie stellenweise ein klein wenig zu langatmig macht (Anteil gering, der Stil gleichts wieder aus). Auf der anderen Seite hast du so die Entwicklung der Krise kleinschrittiger und glaubhafter geschildert. Die Abteilung ist nicht einseitig geschildert worden, sondern in der Zusammenarbeit mit anderen, das finde ich gut. Ich finde, die Wache an sich hast du ganz gelungen beschrieben. Der Ankh ist als Thema auch drin, wenn auch eher als Rahmung und finales Schlüsselelement (vollkommen ok meiner MEenung nach). Eine Sache ist mir noch negativ aufgefallen: Rechtschreib und Tippfehler. Aber auch die sind verständlich in Anbetracht des Zeitdrucks. Nur einen konkreteren Hinweis möchte ich nocht geben - bitte nicht als Klugscheißerei auffassen, ist wirklich nett gemeint: Der Imperativ (Befehlsform) von "lesen" lautet "lies", die Vergangenheitsform von "lassen" lautet "ließ". Zwei schnell zu verwechselnde Wörter, da gleich ausgesprochen. Du hast ziemlich konsequent "lies" statt "ließ" verwendet, daher der Hinweis. All in All:
Einer meiner Favoriten für den Pokal ;.)

Von Braggasch Goldwart

11.03.2012 00:53

:D Danke für das Rückfüttern!



Rechtschreibung ist leider mein alter Feind - auch wenns in Word mit Prüfung geschrieben wurde - kein Plan, wie ich das immer hinbekomme, wahrscheinlich übersehe ich die rote Linie mittlerweile einfach. :D

Das "ließ" werde ich mir nochmal extra ins Gedächnis rufen das nächste mal, danke für den Tipp. ;)



Die Sache mit den Links zum Fratzenbuch war vorher genau jene im Text mit eingefügt - allerdings habe ich damit dann die Gesamtwortzahl geknackt (will meinen: war über der 9000-Grenze) was mir selber gar nicht aufgefallen ist - hier nochmal ein Dank an Magane! - aber da musste ich leider improvisieren, was dank guter Beratung - Dank an Rogi und Bregs! - und sofortiger Umetzung - Dank an Romulus! - dann ja glücklicherweise geklappt hat.



Allerdings bin ich absoluter Feind von Wortwiederholungen und werde auch in Zukunft lieber auf dem Umgangston fernere Buchstabenkonstrukte ausweichen, wenn mehrmals über die gleiche Sache berichtet wird. Thesaurus habe ich allerdings bei dieser single nciht ein einziges Mal bemüht, auch wenn ich ansonsten ein Liebhaber dieses Apparats bin - ist alles aus eigenem, kranken Hirn, weshalb ja auch durchaus Worte rumkamen, die man so nicht im Duden finden dürfte. ^^





Und vielen, vielen Dank für den ersten Platz! :)

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