Schweihnachtsstimmung

Helle Flocken fallen leise,
Auf 'ne ganze besondere Weise
Auf den Boden, wo sie schwinden,
Sich mit Dreck zu Schlamm verbinden.
Und der Alte Schnapper preist:
"Kauft Würstchen bevor’s sie vereist!"

In dem Wachhaus Stimmen bitten.
Kommt durch Zähne, über Lippen:
"Wir woll'n ein'n Schneevaterbaum
Mit Kugeln, so schön anzuschau’n!
Das erfreut die Wächterherzen,
lässt vergessen alle Schmerzen,
Die wir in vergang’nen Jahr’n
still erduldet unter Qualen",
Rufen die Rekruten aus,
Welch’ noch Neulinge im Haus,
Die nicht mehr die Zeit erlebten,
in der Wächterherzen bebten,
weil der letzte Monat kam -
Alle Freude mit sich nahm.

In dem Wachhaus Stimmen rufen,
Durch die Gänge, auf den Stufen:
"Wir woll'n auch 'nen Kuchen backen,
Mit den Zähnen Nüsse knacken,
Mit Kollegen Glühwein saufen,
Singend durch das Wachhaus laufen!
Bunte Ketten an die Wände
An die Türen, auf's Gelände!“

Hört das der alte Kommandeur
Denkt er zurück an das Malheur,
Dass er musste mit erleben
Als vertauscht wurd', ganz verwegen
Rübenmus mit Knollenbrei.
Das war eine Sauerei!
Dieses ward zwar lange her,
Doch die Erinnerung nagt schwer.
Vor ihm eine Akte ruht
"Ohnedurst" steht da - und Wut,
Sorge, Trauer, Unmut, Grausen
Geh'n ihm durch den Kopf, denn Flausen
Hat der Kerl im Kopf gehabt
Gut in Knollensaft verpackt.
Denn der gute Weihnachtsras
Trieb recht vieles übers Maß,
Wächtern viele Streich' gespielt,
Sich gar Fürchterlich verhielt.

In dem Wachhaus Stimmen fragen,
Warum viele es nicht wagen:
Sollte man nicht spaßen, spotten
Gesellig in der Wachstub’ hocken?
Warum des Monats sechster Tag
So vielen Wächtern gar nicht lag,
So viel’ ihr Essen streng betrachten
Kantinengut derzeit verachten ...

Seufzend nickend führt er aus:
"Diese Woche war ein Graus.
Viele Jahre ist’s nun her,
Dass ein Unhold tobte sehr.
Jedes Jahr zur selben Zeit
Machten sich hier Knollen breit
Versteckt als Füllung in dem Braten
In den Würstchen, auch in zarten
Speisen wo’s so gar nicht passt.
Dieses lief zu uns’rer Last,
Wobei alles ging zurück
Auf jenes makab’re Stück
Des roten Kerls, der ungezogen
Des nächtens ist aufs Dach geflogen,
Nicht nur Essen sabotierte,
Auch die Wächter malträtierte."

In dem Alten Wache-haus
Sieht es ganz schön finster aus.
Ein Rekrut hing bunte Wellen
An die Türen, über Schwellen.
Essen wurde aufgetragen,
Doch lag es vielen schwer im Magen.
Ein Blick heraus beschwerte sehr.
"Kommt der Weihnachtsras hierher?",
Fragen viele junge Wächter.
Da, von oben dringt Gelächter:
"Ihr habt Angst vorm Weihnachtsras?
Warum? Er brachte doch auch Spaß!
Geschenke hat er selbstlos gemacht
Und äußerst nett an uns gedacht.
Wir zahlten's ihm mit Groll und Gram,
Was er uns sicher übel nahm.
Wo wir erwarteten so viel,
Sah er stets nur sein kleines Spiel",
Sprach Pismire, der Hauptmann,
Und zündete ein Lichtlein an.

"Da mögen viele Wächter sein,
Die Weihnachtsras macht klitzeklein,
Die gar beäugen jeden Bissen.
Zu tief sitzt noch das alte Wissen
Um das, was einst im Mahl gelauert.
Gar vielen hat das Fest versauert.
Doch ist’s kein Grund in Angst zu hungern,
mutlos hier herumzulungern!
Vielmehr feiern solltet ihr!
Genießt doch was ihr habet hier!
Egal, was Schlimmes kommen mag
Sei’s Blitzschlag, Seuche, Richtertag
Steht nicht nur rum und wartet ab
Schwelgt in allem, nutzt den Tag!"