Terror im Rohr

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von Oberleutnant Rascaal Ohnedurst
Online seit 05. 12. 2000
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Die Wache hat ein neues, internes Kommunikationssystem bekommen, doch irgend etwas stimmt damit nicht.
Es kommen keine Nachrichten an und keiner weiß, was er tun soll. Rince kocht vor Wut.
Was geht da schief?

Dafür vergebene Note: 14

Viele Geschichten fangen mit einem Loch an. Ein Loch im Strumpf, ein Loch im Boden, ein Loch in jemandes Kopf, ein Loch im Gefüge der Dimensionen und der Zeit.
Diese Geschichte beginnt mit einem Loch in der Wand, genauer gesagt in mehreren Wänden, nämlich in fast jedem Büro im ersten Stock und dem großen Wachsaal der Stadtwache von Ankh-Morpork am Pseudopolisplatz.
Vor diesen Löchern waren Holzklappen und dahinter liefen Röhren durch die Wände. Es gab einen Knotenpunkt im Gebäude, ein Punkt, an dem sich alle Röhren trafen. Dort saßen drei kleine und durchtrainierte Dämonen.
Sie saßen dort und redeten... und waren sauer... sehr sauer.

1
"... und mit der Karte der rauchenden Kraters hast du dann die ganze Alchimistengilde und damit ein Blatt, daß man nur Seelenkuchendienstag oder an jedem 3. Oktotag des Monats schlagen kann! Und nächste Woche Montag! Und...!" erklärte die Gnomin mit einem kurzen Blick auf den am Balken hängenden Uhrdämon und legte dann ihr Blatt auf das Holz "... täglich um zwanzig Minuten vor Fünf."
"Gottverdammt, Veni, irgendwann finde ich heraus, wie du das machst!" fluchte der auf seinem Bürobalken sitzende Vampir "GOTTVERDAMMT!!!"
"Welcher Gott denn?" fragte sein gegenüber mit einem höhnischem Grinsen im Gesicht.
"Keine Ahnung! Such dir einen aus! Wir Untote sind da recht flexibel!" kam prompt die Antwort.

Chief-Korporal Venezia Knurblich und Oberleutnant Rascaal Ohnedurst saßen schon seit 1 1/2 Stunden auf dem heißgeliebten Bürobalken des Vampirs, tranken Kaffee und vermieden es, über ihr ewigen Streitthemen zu reden... Rote-Bete und Schnappers Würstchen. Nach einer Weile hatten sie dann beschlossen, diese Gesprächslücke durch eine Partie Drachenpoker (oder auch A.I.M., wie es von Herrn Flam M. Kuchen, dem Inschpektör des Patriziers schon mal genannt worden war), etwas, das zwar denselben Streiteffekt hatte, allerdings wesentlich gesünder war, als Knollen und Würstchen.
Wütend warf Rascaal sein Blatt vom Balken.
Schulterzuckend schaute Venezia den umherwirbelnden Karten hinterher... die jedoch niemals den Boden des Büros erreichen sollten.
Noch während sie fielen, beulte sich die Bürotür nach innen, spannte sich auf das Äußerste... und gab schließlich nach (wie es der klügere meistens macht). Die massige und ziemlich schlechtgelaunte Gestalt von Kommandeur Rince füllte den Türrahmen fast vollständig aus.
"OOOOOOBERRRRRRLEUTNAAAAAANT OOOOOOOOHNEDUUURST!!!" dröhnte seine Reibeisenstimme mit Macht durch den Raum.
Das, was der Luftzug der zerberstenden Tür vorher nicht geschafft hatte, vollendete nun die Gewalt von Rinces Stimme. Karte um Karte wurden von der Stimmgewalt aus der Luft gegriffen und aus dem Fenster in den Innenhof geschleudert.
Auf dem Balken hatte Venezia das Gefühl, von einem klatschianischen Streitwagen getroffen worden zu sein und wurde von der Druckwelle rückwärts vom Balken geschoben.

Rascaal hingegen spürte die ängstlichen Vibrationen in seinem Bürobalken (es war zwar totes Holz, aber tot bedeutet ja nicht gleich blöd) und ihm war klar, daß hier etwas grundlegend falsch lief... er wußte bloß nicht warum.
Gleichzeitig sah er Venezia fallen.
Blitzschnell beugte sich der Vampir vor und griff zu... und sah aus dem Augenwinkel die hinter ihm liegenden Rote-Bete Knolle ungeniert dem Boden entgegenstürzen.
Hastig beugte sich Rascaal noch weiter vor... nur um festzustellen, daß ihm jetzt die dritte Hand fehlte, um sich am Balken festzuhalten. Verzweifelt kratzten seine Stiefel am Holz und versuchten, Halt zu finden... vergebens.
"Ooooh... Mist!" hauchte Rascaal.
Die Blicke des Vampirs und der Gnomin in seiner Hand trafen sich... und auch sie verstand.
"Na, toll!" war alles, was Venezia noch herausbekam, dann mußte selbst ihre störrische Natur sich der Schwerkraft beugen.
All dieses dauerte nur wenige Sekunden und nachdem Ras und Veni krachend auf dem Boden aufgeschlagen waren, verhallte auf Rinces Schrei. Ausgelaugt kam er nun ins Büro.
"Himmel nochmal! Rascaal, ich habe dir schon drei Wächter-Memos zukommen lassen und was machst du? Zählst hier deine verdammten Knollen mit Chief-Korporal Knurblich!" wetterte Rince.
"Eigentlich..." stöhnte die Gnomin und richtete sich langsam auf "versuchte ich ihm gerade den Unterschied zwischen...!"
Mit einer wütenden Kopfbewegung wandte Rince seine Aufmerksamkeit Venezia zu.
"Duuuuu... solltest deinen kleinen Mund nicht so weit aufreißen, kleine Dame!" schnauzte er "Du solltest schon seit gestern am Mülltonnenfall wühlen!"

Stille

Ungläubig versuchten Venezias Lippen die Wörter "Mülltonnen" und "wühlen" zu formen.
"Seit wann müssen Chief-Korporals im Müll wühlen!" brauste die Gnomin auf.
"Seit sie vorherige Aufträge ignoriert und dafür Strafdienst bekommen hat!" erwiderte Rince mit diabolischem Grinsen. "Allerdings bist du in bester Gesellschaft. In den letzten Tagen scheint hier statt meiner Wenigkeit die Arbeitsverweigerung zu herrschen!"
"Wie meinst du das denn?" erklang nun Oberleutnant Ptracis befehlsgewohnte Stimme, die mit Hauptfeldwebel Lewton im Schlepptau auftauchte.
Betont langsam drehte sich Rince um und starrte Ptraci an.
"Ach nee, das Fräulein Oberleutnant. Wo haben wir uns denn seit gestern versteckt?" fragte Rince in gefährlich freundlichem Tonfall, "Und Lewton, du brauchst dich auch nicht zu verstecken. Der Sockenfallbericht... läutete da etwas bei euch? Der Erstickungsfall mit den Gassocken?"
Ptraci und Lewton sahen sich fragend an.
"ICH HABE EUCH DAS WÄCHTER-MEMO DOCH GESTERN GESCHICKT!!!" donnerte Rince.
"Nö!" antworteten beide synchron.
Rince schlug sich verzweifelnd die Hände vor das Gesicht.
"Schäff?" versuchte Rascaal seinen apathisch wimmernden Kommandeur wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen.
Kraftlos ließ Rince seine Hände sinken.
"Geht es dir nicht gut? Soll ich dir einen Knollensaft machen?" bot sich der Vampir an.
"Oder eines von Schnappers Würstchen holen?" fragte Venezia.
"Oder dir eine Bloody Mary bringen? Gut abgehangen!" kam von Lewton.
"Oder dich deines Amtes entheben?" schloß Ptraci die Angebote mit einem wissenden Grinsen ab.
Rinces Blicke wanderten hauptsächlich zwischen den Offizieren hin und her. Seit er Oberleutnant Ptraci und Ohnedurst zu dem "Kurs zur motiviert, sinnlosen Zusammenarbeit für sich ständig angiftende Offiziere" bei Haufen-Hubert geschickt hatte, waren die beiden auf unheimliche Weise meistens einer Meinung... gegen ihn. Doch tief im Dunkel seines Kopfes begann sich bereits ein sehr angenehmer Gedanke zu formen.
"Ok, Leute, es ist ganz einfach: ICH bin der Kommandeur und soviel ich weiß, gebe ICH hier immer noch die Befehle! Also wird jetzt folgendes geschehen: ICH werde jetzt nach Hause gehen und mein Barfach... ääh... ordnen. IHR allerdings werdet herausfinden, was zum Henker hier vor sich geht... und das bis morgen früh, wenn ich wiederkomme... na ja, vielleicht im Laufe des Vormittags... also spätestens morgen Abend bin ich wieder da! WEGTRETEN!!!... Ach ja, ich wollte ja gehen!"
Abrupt wandte sich Rince um und stürmte kopfschüttelnd aus Rascaals Büro.

2
Zurück blieb eine Gruppe ziemlich betreten aussehender Wächter.
Oberleutnant Ptraci brach das Schweigen als erste.
"Weiß eigentlich einer von euch, wie das Teil funktioniert?" fragte sie nachdenklich.
"Welches Ding?" wollte Venezia wissen und holte gedankenverloren ihr letztes Würstchen heraus.
"Veni?" sprach Rascaal sie an.
"Hmmm?"
"Du tropfst!"
"Das muß so sein."
"Muß so sein?"
"Ja, wenn aus den Würstchen kein Fett heraustropft, dann schmecken sie nicht."
"Müssen sie denn aber immer auf meinen Umhang tropfen? Es ist zwar ganz nett, wenn er an den Schultern wasserabweisend ist, aber nach einer Weile bekommen die Tropfen ein gewisses... Eigenleben!"
Venezia strahlte.
"Das kommt eben, weil sie so frisch sind... erst 3 Wochen alt!"
"KÖNNTE MIR MAL BITTE JEMAND MEINE FRAGE BEANTWORTEN..." verlor Ptraci die Geduld "... und mir erklären wie dieses Loch-Ding in der Wand eigentlich funktioniert?"
Einhelliges Kopfschütteln war die Antwort.
"Ich könnte es Dir erklären, meine Hübsche" erklang eine piepsige Stimme aus dem Loch in der Wand und unter den erstaunten Blicken der Anwesenden schob einen winzige Hand die Klappe davor vollständig beiseite.

In dem 10 cm großen Loch erschien ein kleines Wesen, anscheinend ein Dämon niederen Ranges, wie sie häufig in Ikonographen verwendet wurden.
Dieser allerdings wirkte extrem... durchtrainiert. Seine Arme und Beine waren mit kleinen Muskelpaketen bepackt. Er trug eine kurze, schon ziemlich verschlissenen Hose und nur eine Andeutung von Stoff über seiner muskelbepackten Brust. Die zotteligen Haare waren zu einem Pferdeschwanz auf dem Rücken gebunden. Er wäre wahrscheinlich das Lustobjekt eines jeden weiblichen Wesens in der Stadt gewesen, wenn er nicht mit einer Körpergröße von 8 cm haarscharf unter der Durchschnittsgröße der Bewohner Ankh-Morporks gelegen hätte.
Breit grinsend stand er in der Öffnung, hatte einen Zigarette lässig im Mundwinkel hängen und zeigte auf Rascaal.
"Du mit dem bleichen Gesicht und den fettigen Schultern, komm mal her!" sagte er.
"Siehst du, sogar dieser... Kerl merkt es." Flüsterte der Vampir der Gnomin zu, nahm sie von seiner Schulter und setzte sie mitsamt ihres Würstchens auf die Schulter des gerade hereinkommenden Lavaelous "Hier, nimm Veni mal eben... und laß sie ja nicht fallen!"
Venezia machte es sich sofort auf der Schulter des Feldwebels gemütlich, während ihr Würstchen fröhlich vor sich hin tropfte.
"Nun mach schon, Bleichgesicht." drängte der Dämon.
"Hör mal zu, du kleiner Rauchklumpen!" begann Rascaal und beugte sich wütend runter "Ich... mmmmmpff".
Blitzschnell hatte der Dämon ein Stück Papier hinter seinem Rücken hervorgezogen, es dem Vampir in den Mund gestopft und war in den Tiefen der Röhre verschwunden.
Angewidert spuckte Rascaal das Papier aus und las es.

HALLO, IHR HÄSSLICHEN GROSSEN!
WIR SIND DIE MELDEDÄMONEN FÜR EURE WÄCHTERMEMOS... UND WIR STREIKEN!!!

R.A.S.

"Wieso haben die mit deinem Namen unterschrieben?" fragte Ptraci, die sich mit den anderen um den Vampir gescharrt hatte.
Die Frage stand im Raum und eine Weile lang war nur das Tropfen des Fetts aus Venezias Würstchen zu hören.
"Das haben wir gleich!" schnaufte Hauptfeldwebel Lewton und beugte sich vor die Öffnung "Hallo, Ist da jemmmmmmmmppffffffff... !"
Auch der zweite Zettel landete in Rascaals Händen.

...WEIL WIR REGGIE, AAPS UND STUFF HEISSEN, IHR DUMPFBACKEN!!!

R.A.S.

"Schaut euch mal die Rückseite der Zettel an... das sind die verschwundenen Wächter-Memos... alle von Rince unterschrieben!" fiel Rascaal auf.
"Das Problem hätten wir also gefunden... aber was können wir dagegen tun?" fragte Ptraci.
"Zunächst einmal sollten wir versuchen herauszufinden, was sie eigentlich wollen!" sagte Lavaelous und versuchte währenddessen verzweifelt, die herunterfallenden Tropfen von Venis Würstchen aufzufangen... mit sehr mäßigem Erfolg.
"Was sagt denn unser Krisenhandbuch dazu, Ptraci?" wandte sich Rascaal an seine Kollegin.
"Scho etwasch gibbt esch???" fragte Venezia erstaunt und mit vollem Mund.
"Ja... ein ‚Offiziershandbuch für die Bewältigung ungewöhnlicher Situationen ohne sich dabei lächerlich zu machen' " erklärte Rascaal.
"Wer hat das geschrieben?" wurde von Lavaelous prompt gefragt.
Ptraci holte ihr Exemplar aus der Tasche und schaute im Einband nach. GÄSCHRIIBEN VONNE SCHNAPPER, TMSIDR, A-M.
"Schnapper?" fragte Lewton ungläubig "Ich wußte nicht einmal, daß er schreiben kann."
"Braucht er ja auch nicht." kam es kichernd von Lavaelous Schulter "Schließlich ist es ja für Offiziere... kaum Text, viele Bilder!"
Alle außer Ptraci und Rascaal schüttelten sich vor Lachen.
In der Zwischenzeit hatte Ptraci das Buch aufgeschlagen und las nun vor:

Kapitel 4:
STREIK VON UNTERGEBENEN, MELDEDÄMONEN UND MÄGEN.
- Bis auf den letzten Fall ist es recht einfach:
Sie finden heraus, was die Streikenden wollen, geben es ihnen und beten, daß sie nicht habgierig werden.
- Im letzteren Fall kann der Autor dieses Handbuches "Schnappers letzte Hoffnung" empfehlen. Eine dickflüssige Masse zum trinken. Mit dem köstlichen Geschmack der Hauptschlagader unserer Stadt... des Ankhs.

"Was sie wollen? Dämonen haben nichts zu wollen, sie haben uns zu dienen!" meckerte Feldwebel Lavaelous, "Es sind doch nur Wesen aus irgendwelchen niederen Höllen!"
Rascaal bedachte den ehemaligen Feldherren mit einem abschätzigen Blick.
"Erstens, Herr FELDWEBEL, heißt es Niederhöllen und zweitens sind genau solche Bemerkungen der Grund, warum ich 2 Sterne auf der Schulter habe und du noch immer mit diesen lächerlichen Streifen herumrennst. "Der Vampir beugte sich nun ganz nah an Lavaelous, nahm Veni wieder auf seine Schultern und sprach mit leiser Stimme in sein Ohr "..Und wenn du mich noch einmal heimlich oder öffentlich Emporkömmling nennst, dann stopfe ich dir meine älteste Knolle so tief in den Rachen, daß du glaubst, Schnappers Würstchen gegessen zu haben."
"Und alles nur wegen ein paar ekliger Dämonen?" sagte Lavaelous erschrocken.
"Na, das sagt ausgerechnet jemand, dem das ranzige Fett nur so von den Schultern tropft!..." erscholl eine inzwischen wohlbekannte Stimme aus dem Eingang des Rohres.
Der Dämon war wieder aufgetaucht... doch dieses Mal nicht allein. Links und rechts von ihm standen seine Kollegen lässig an die Röhrenwand gelehnt.
"Paßt gut auf, ihr Quatschköpfe, denn ich werde es nur einmal sagen: Mein Name ist Reggie und ich bin der Vorsitzende von MIG, der Meldedämonen im Generalstreik. Zu meiner Linken ist Aaps, Schriftführer und technischer Berater, und zu meiner Rechten steht Stuff, das einzige Vollmitglied des Vereins!"
Die beiden Vorgestellten hoben selbstsicher die Hand zum Gruß.
Stuff war im Vergleich zu dem schon durchtrainierten Reggie ein echtes Muskelpaket. Ein weißes Stirnband mit einem runden, roten Punkt zierte seinen Kopf und auf seinem rechten Oberarm war ein Schriftzug eintätowiert worden, der sich bei näherem Hinsehen als MUTTI entpuppte.
Aaps hingegen war eher schmächtig, strahlte aber die ekelhafte Ausdauer und Zähigkeit eines Langstreckenläufers aus. Er hatte eine Vollglatze, eine vollverspiegelte Nickelbrille auf und trug außer eines Miniaturschlipses nichts am Oberkörper.
Pflichtbewußt trat Oberleutnant Ohnedurst einen Schritt vor, stemmte seine Arme in die Hüften und versuchte offizierisch zu wirken.
"Was ist euer Begehr?" fragte er.
Die Frage schien unerwartet für Reggie zu kommen und ihn in tiefe Verwirrung zu stürzen.
"Äääh...Begähr???"
"Na, eure Forderungen!" schaltete sich Ptraci ins Gespräch ein.
"Foordärungen?" stammelte das kleine Wesen.
Die drei Dämonen steckten ihre Köpfe zusammen und es sah so aus, als wenn Aaps den beiden Anderen etwas erklärte.
"Ach du meinst, was wir wollen...! Sag das doch gleich" meckerte Reggie empört.
Atera und Daemon, die sich über den Wächterauflauf gewundert hatten, betraten das Büro.
"Wir wissen, daß bei euch die Kommunikation im Argen liegt. Kein Wunder, wenn ich mir euch Flachpfeifen so anschaue!" spottete Reggie, während Aaps und Stuff kicherten. "Was wir wollen ist:
1. Jede Woche ein Lieferung der langen Dingern, die sich die Kleine da auf Bleichgesichts Schultern die ganze Zeit ins Gesicht schiebt. Die sind ein sehr gutes Schmiermittel für die Rohre.
2. Wollen wir auch jeder so eine schicke, glänzende Dienstmarke haben, nur eine Nummer kleiner.
3. Wir wollen etwas mehr freien Zugang zur Wache und nicht immer nur in den Rohren bleiben müssen. Außerdem wollen wir ein bißchen Räschpekt. Ob ihr Pappnasen es glaubt oder nicht, wir sind nämlich sehr zartfühlend!"

"Was für'n Speck?" fragte Ptraci verwirrt.
"Respekt!" half Rascaal aus.
"Respekt können wir euch nicht geben, den muß man sich verdienen!" warf Lewton ein.
"Glaub mir!" krächzte Aaps nun "Wer sich mit eurem Papierkram beschäftigen muß, hat Räschpekt mehr als verdient!"
"WOHL WAHR!!!" entfuhr es Lewton, der den meisten Schreibkram in der Wache bearbeitete.
"Und außerdem sind wir sehr Sähnsibel, Du wandelnder Flohzirkus!" sagte Reggie zu Lewton.
Allmählich waren nicht mehr viele Personen im Raum, die noch nicht von den drei Meldedämonen beleidigt worden waren.
"Was bekommen wir denn als Gegenleistung, Winzling?" versuchte Daemon den Spieß umzudrehen.
"Einwandfreie, unzensierte Wächtermemozustellung und..." antwortete Reggie und fügte dann mit einem unmöglich breitem Grinsen hinzu "... und wenn du ganz lieb bist, dann bekommst du vielleicht deinen Webel wieder!"
"IHR HABT MEINEN WEBEL???" schrie Daemon und gleichzeitig brannten bei ihm alle Sicherungen durch.
Wie ein Berserker stürmte er auf das Loch in der Wand zu, in dem die Meldedämonen nun mit einem breiten Grinsen verschwanden.
"Geeeeeeebt mir meinen Weeeebeeelllllll!" kreischte er und rammte bei dem Versuch, einen der Winzlinge zu fassen zu bekommen seinen Arm bis zum Anschlag in das Rohr... und blieb stecken.
"Steht da nicht so herum! Helft mir hier raus...!" schrie er hysterisch und so mancher im Raum fragte sich, ob es nun im Rohr anfangen würde zu regnen.
"was für ein Irrenhaus!" murmelte Rascaal, zog eine fangfrische Knolle aus seinem Umhang, biß rein und fing, sehr zu Venezias Unwillen, an zu saugen.
"Okay, hört mal alle zu. Du auch, Dae... und mach das Rohr nicht kaputt." Wandte er sich an die anwesenden Wächter "So wird das nichts. Wir werden nur Verhandlungen zustande kriegen, wenn beide Parteien INNERHALB oder AUSSERHALB der Röhre sind. Das erste geht bis auf eine Ausnahme nicht, also müssen wir sie herausbekommen."
"Vielleicht kommen sie ja freiwillig heraus, wenn wir sie ganz lieb bitten!" schlug Atera vor.
"Ja, ganz bestimmt, Atera! Am besten, Du gehst ins Nebenbüro und lädst sie zu einem Kaffee ein!" maulte Daemon und zerrte wieder an seinem Arm.
"Vielleicht werde ich genau das machen...!" giftete die Zombiefrau zurück und verließ den Raum.
Kurz darauf hörte man aus dem Nebenraum Ateras Stimme gedämpft murmeln. Dann ein kurzer Aufschrei und das Schlagen der Bürotür.
Die Zombiefrau kam betreten wieder in Rascaals Büro... mit einem Arm weniger.
"Was ist passiert?" stieß Ptraci erstaunt hervor.
"Sie waren freundlich und sagten, sie hätten noch ein paar Höllenkekse für den Kaffee und wollten sie mir geben." berichtete der Hauptfeldwebel "Ich steckte meinen Arm in das Loch und sie griffen zu. Ein Ruck und mein Arm verschwand im Loch... gerade so weit, daß ich nicht mehr herankomme! Ich befahl ihnen, mir den Arm zurückzugeben... doch sie lachten mich nur aus und nannten mich 'Flickentante'!"
Nur mühsam unterdrückte Venezia ein Kichern.
"Flickentante... das ist gut!" flüsterte sie, wurde aber von Rascaal mit einem strengen Blick zum Schweigen gebracht.
"Gute Arbeit, Oberfeldwebel Atera!" lobte Rascaal.
"Ich, ich.... ääh... echt? Wollt sagen: natürlich, Sir!" antwortete die Angesprochene und vergaß vor Verblüffung für einen Moment den Verlust ihres Armes.
"Aber sicher doch!" schaltete sich Ptraci ein "Es paßt perfekt in den von Oberleutnant Ohnedurst und mir in stundenlanger Kleinarbeit ausgearbeitetem Plan!"
Fast unmerklich beugte sie sich leicht zu Rascaal, um sich bei ihm Gewißheit zu verschaffen.
"Ich hoffe doch, daß du einen halbwegs brauchbaren Plan hast, oder??"
"Hatte ich jemals keinen?" zischte der Vampir zurück.
Diese Frage ließ Ptraci lieber unbeantwortet im Raum stehen.
"Männer... und Frauen.... und Werwölfe... und natürlich auch Zombies... aua... ja, Veni, ich hätte die Gnomen schon noch erwähnt! Wir machen jetzt folgendes: In den unbesetzten Büros sind zwar schon Rohre in den Wänden, doch die Eingänge sind fest verschlossen." Begann Rascaal zu erklären "Durch Ateras und Daemons... äääh selbstlosen Einsatz sind schon 2 weitere Öffnungen blockiert. Wir werden jetzt auch noch die anderen Löcher verriegeln... bis auf zwei. Vor dem einen werde ich stehen und diese Plagegeister treiben, während Oberleutnant Ptraci vor dem anderen steht und die 3 in Empfang nimmt."
"Wie willst du die Dämonen denn zu Ptraci treiben?" wollte Lavaelous besorgt wissen "Sie scheinen sich nicht viel um Autorität zu scheren."
"Das brauchen sie auch nicht... überlaß es einfach mir." antwortete der Vampir.
"Okay, Wächter, dann los!" ergriff Ptraci die Chance, Befehle zu geben. "Lewton, Du gehst in dein eigenes Büro; Venezia, du kümmerst dich um Daemons Büro; Lavaelous, du sicherst Dingos Büro!"
"Sehr gut, ich begebe mich in Rince Büro und werde meine 'Treibjagd' von dort aus starten, während Ptraci im Wachsaal unten Stellung beziehen wird." ergänzte Rascaal "Gute Jagd, Wächter!"

3
So schnell es ging bezog jeder seinen Posten und verbarrikadierte den Eingang in dem jeweiligen Büro. Kurze Zeit später war der Moment gekommen.
Rascaal hatte vorher noch aus einem geruchssicheren Geheimfach in seinem Balken seine Geheimwaffe genommen: Eine Rote-Bete Knolle, die schon so alt und abgehangen war, daß selbst der Vampir den Geruch nicht mehr allzu lange ertragen konnte. Alles weitere war kein Problem. Rince hatte in seinem Büro einen großen, mit leichtbekleideten Frauen bedruckten Fächer liegen, den er sich nun nahm.
Mit äußerster Vorsicht plazierte er nun die Knolle auf Rand des Rohreingang und fing hastig an zu fächern, bevor die Dämpfe ihn erreichen konnten. Die rot-violetten Rauchschwaden verzogen sich widerwillig in das Dunkel des Rohres.
Das Rumoren in den Rohren wich einer spannungsgeladenen, unheilverkündenden Stille, die sich aber ziemlich schnell aus dem Staub machte, als mit einem Mal die Dramatik auftauchte und sich gierig auf die Szenerie stürzte.
"Bei-allen-Höllen-ich-glaub-ich-muß...." war eine erstaunlich menschliche Reaktion und den Rohren zu vernehmen, gefolgt vom hektischen Trappeln kleiner Füße. Mit eiserner Hartnäckigkeit probierten Reggie, Aaps und Stuff jede Möglichkeit aus, dem Knollengas zu entkommen, bevor sie nur unter Zögern den gang ins Erdgeschoß antraten... wohl ahnend, was sie dort erwarten würde.

Lange Zeit saß Ptraci vor der Öffnung im Erdgeschoß und fragte sich, was oben wohl vor sich gehen mochte, als ihre Nase von einem feinen, unverkennbaren Aroma gekitzelt wurde. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie zog dicken Sack, den sie sich bereitgelegt hatte, näher zu sich heran.
Dann vernahm sie das schnelle Tappen kleiner Füße, welches aber kurz vor der Öffnung aufhörte.
Nichts... doch da. Ein kleiner Stock schob sich aus dem Rohr, an dem eine mit weißen Schimmel belegte Wurstpelle gebunden war (Von einer Wurst, nach der Venezia schon sehr lange suchte).
"Ok, Jungs, dann hüpft mal in den Sack!" sagte Ptraci erfreut und sogleich kamen die Dämon der Aufforderung unter Husten und Würgen nach.
"ICH HAB SIE!!!" triumphierte sie, nachdem auch Reggie als Letzter mit betrübter Mine im Sack verschwunden war.

Mit Wünschen ist es immer so eine Sache. Auch oder vor allen Dingen auf der Scheibenwelt. Man muß aufpassen mit ihnen, denn ab und zu tendieren sie dazu, in Erfüllung zu gehen... wenn auch nicht immer so ganz, wie man es sich vorstellt.
Diese Erfahrung mußten nun auch Reggie, Aaps und Stuff machen, als sie, von einem Kreis Wächter umstellt aus dem Sack traten. Sie standen auf einem Tisch, an dem sich die beiden Offiziere niedergelassen hatten. Die umstehenden Wächter schauten sie an, doch sahen die Dämonen, daß sich etwas in der Art und Weise verändert hatte, wie sie von ihnen angeschaut wurden.
"Ihr seid hiermit feierlich in den Club aufgenommen!" sagte Ptraci mit einem verstohlenen Seitenblick auf Rascaal.
"Was für ein Club, Blondie?" fragte Reggie mißtrauisch.
Nur mühsam schluckte Ptraci den Ärger über diese Anrede hinunter.
"Dem Club derjenigen, die den Dämpfen von Rascaals Knollen jemals direkt ausgesetzt waren und noch leben oder bei klarem Verstand sind." Beendete sie ihren Vortrag.
"Damit ist nun eine eurer Bedingungen erfüllt. Ihr habt... nun, zumindest deren Respekt!" find nun auch Rascaal an zu sprechen.
Prüfend schauten sich die Dämonen um.
"Nun zum nächsten Punkt:" sagte Hauptfeldwebel Lewton und griff in seine Tasche "Wie ihr ganz richtig bemerkt habt, brauchen wir eure Hilfe, um die Kommunikation zwischen den Wächtern in diesem Gebäude zu verbessern. Immer mehr bekommen Büros und sind dann für Tage unauffindbar. Und deshalb..."
"Deshalb bekommt ihr nicht nur Dienstmarken, nein, wir machen euch auch zu Wächtern ehrenhalber." Warf Venezia ein.
"Hier..." fuhr Lewton fort und hängte vorsichtig einem jeden Dämon eine winzige Dienstmarke um den Hals. "Macht sie nicht kaputt, denn es sind Oma Morkies Ersatzmarken. Sie bekommt sie wieder, sobald wir Neue für euch haben anfertigen lassen."
Die 3 strahlten.
"Danke, du Flohzirkus!" sagte Reggie und grinste Lewton an.
"Sind diese Beschimpfungen wirklich notwendig?" fragte Atera, die sich gesetzt hatte und gerade ihren Arm wieder annähte.
"Na klar, Flickentante" informierte sie Stuff "So sind wir beschworen worden. Nichts dran zu rütteln, Baby!"
Jeder am Tisch wußte, daß er log, doch war auch jedem klar, daß es nichts gab, diese 3 davon abzubringen. Sie waren halt so.
"Doch denkt dran, daß ihr als Wächter ehrenhalber auch der Befehlskette unterstellt seid und gehorchen müßt. Ansonsten trifft euch die Strafe genauso hart, wie jeden anderen Wächter auch."
Das Lächeln der Dämonen verschwand bei diesen Worten.
"Noch etwas." begann Venezia und baute sich mit ihren 25 cm stolz vor den Dämonen auf "Ich habe mit meinem Würstchenlieferanten gesprochen. Da ich seinen Stammkundin bin, hat er sich breit erklärt, jede Woche 3 Würstchen anzuliefern. Garantiert überhaupt nicht abgehangen!"
"Wir haben noch eine Forderung!" sagte Reggie ernst.
"Strapazier dein Glück nicht zu sehr, Kollege ehrenhalber!" antwortete Rascaal mit ernstem Tonfall.
Dieses Mal ergriff Aaps das Wort:
"Es wir NIE, NIE, NIE WIEDER etwas von diesem Knollenzeug in die Nähe unserer Rohre gebracht. Keine ganze, kein Stück und kein Geruchsfetzen. Und du...!" sagte Aaps und zeigte gebieterisch auf Rascaal "Wirst nie wieder deine Hand in die Röhren stecken. Wir holen eventuelle Nachrichten von deinem Schreibtisch ab. Dieser Punkt ist nicht verhandelbar und bei jegliche Zuwiderhandlung geht der ganze Tanz von vorne los."
Nach einem kurzen Moment der Stille brachen alle Wächter außer Rascaal und Daemon in schallendes Gelächter aus. Daemon jedoch aus einem anderen Grund. Er saß am Kopf des Tischen und wiegte glücklich seinen Webel in den Armen.

EPILOG:
Es war später Nachmittag am nächsten Tag, als Rince die Wache wieder mit seiner Gegenwart beglückte. Schwerfällig und von einem schweren Kater gequält schleppte er sich in den ersten Stock und steuerte auf sein Büro zu, als ihn Oberleutnant Ohnedurst auf dem Flur abfing.

"Hallo, Boß, schön daß du es heute doch noch geschafft hast. Die Nachrichtenkrise ist vorbei.", sagte er stolz, "Das ganze war eine... technische Panne!"
"Erspare mir bitte deine Erklärungen, Rascaal. Mein Kopf ist auf so etwas heute noch nicht vorbereitet. Es hat doch bestimmt Zeit bis später... irgendwann!"
"Wie du meinst, Rince! Außerdem habe ich mir erlaubt, 3 neue Wächter zu rekrutieren... ehrenhalber!"
"Ehrenhalber?" hakte Rince nach und machte seine Bürotür schwungvoll auf. "Was zum ...!"
Die drei Meldedämonen standen in einer Reihe auf Rinces Schreibtisch und versuchten, mit mäßigem Erfolg strammzustehen.
"TACH, SCHÄFFCHEN!!!" grölten sie breit grinsend.
"Und das sind...? fragte der Kommandeur entsetzt.
"Reggie, Aaps und Stuff... Meldedämonen und Wächter ehrenhalber. Außerdem erstklassige technische Pannen!"
Hastig griff Rince in seine Tasche und zog eine kleine Flasche hervor, die er gierig an den Mund setzte und trank.
"So...", sagte er, als der Alkohol seine lebenswichtigen Organe erreichte und anfing zu wirken, "Ich glaube, jetzt bin ich bereit für deine Erklärungen!"
"Am besten fange ich damit an, daß Hauptfeldwebel Daemon nun endlich seinen Webel wieder hat..." begann Rascaal vorsichtig.
Auf dem Flur konnte man nur hören, wie Rinces Flasche auf dem Boden zerschellte.

ENDE




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