Die letzte Knolle

Bisher hat einer bewertet.Du hast schon bewertet!

von Fähnrich Laiza Harmonie (SUSI)
Online seit 01. 08. 2011
PDF-Version

Spezialauftrag und Alltragsarbeit

Dafür vergebene Note: 12

Es klopfte an Laiza Harmonies Bürotür und augenblicklich wurde diese aufgerissen. Laiza senkte die Akte, in der sie gerade gelesen hatte und blickte Araghast Breguyar ins Gesicht.
Einen Moment lang stand er da, die eine Hand tief in der Hosentasche vergraben und starrte einäugig ins Nichts. Dann besann er sich, schloss die Tür und kam auf Laizas Schreibtisch zu.
"Fähnrich, ein Umschwung steht bevor."
Laiza zog fragend die Augenbrauen hoch: "Eine Tasse Kräutertee, Bregs?"
Der Kommandeur schüttelte langsam den Kopf und zog seine Hand aus der Hosentasche. Sie umschloss eine Wachemarke.
Araghast setzte sich.
"Was ist passiert?"
"Alt-Kommandeur Ohnedurst hat uns verlassen. Abgesehen von einer fetten Staubschicht und einem überfüllten und verstopften Rohrpostzweig hat er nur seine Dienstmarke und eine ... Knolle zurück gelassen."
"Er ist weg? Einfach so?" fragte Laiza erstaunt nach, kurz erfüllte sie Erheiterung, als sie daran dachte, dass es ab nun keinen Knollenkaffee und keinen Knollengestank mehr geben würde!
Araghast nickte.
"Und was wird dann aus IA?"
"Was soll aus IA schon werden? Ein aktiver Agent reicht ja wohl und wofür braucht eine Ein-Mann-Instanz schon einen eigenen Abteilungsleiter?" meinte Breguyar und drehte die Wachemarke gedankenverloren in seiner Hand.
"Das hätte man sich ja denken können", flüsterte er zu sich selbst, dann sah er der S.u.Si-Abteilungsleiterin in die Augen: "Diese Knolle muss da oben verschwinden und sie sollte eingehend untersucht werden. Außerdem könnten deine Tatortwächter mal einen Blick ins Büro werfen und alles sichern."
"Du meinst aufräumen?"
"Ja, ich meine aufräumen."
"Ich habe vier Tatortwächter, meinst du nicht, sie haben besseres zu tun, als ein verlassenes Büro auf Vordermann zu bringen?"
"Damit kann man keine Rekruten beauftragen, wer weiß welche sensiblen Informationen dort oben zu finden sind? Nichts für Rekruten. Schick Sillybos und Charlie hoch, denen kann man wenigstens ein bisschen trauen", meinte Bregs argwöhnisch und fügte hinzu: "Wenn ihr dann fertig seid, dann informiert einen der Kommunikationsexperten, dass sie das Rohrpostsystem durchpusten. Dann kann man den Raum, vielleicht wieder benutzen - irgendwann."
Laiza seufzte innerlich: "Geht klar, Sir."


Das Büro von Sillybos und Charlie Holm lag direkt neben dem der Abteilungsleiterin, aber die zwei waren nicht zugegen.
Laiza entschied sich deshalb, erst mal dem diensthabenden Gerichtsmediziner Bescheid zu geben. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann war Avalania vor etwa einer Stunde mit Kathiopeja und Olga-Maria zu einem Tatort aufgebrochen. Also war Magane vor Ort. Laiza bezweifelte, dass sie sich sonderlich über die Spezialaufgabe freuen würde.
Als sie am Tresen vorbei kam, sprach sie den diensthabenden Rekruten an. Sie kannte ihn nicht, was auf die meisten Rekruten zutraf. Wann hatte sie auch schon mal Kontakt mit Rekruten? Nur wenn sie sich zum Putzdienst der S.u.Si Räumlichkeiten meldeten.
Er war unscheinbar und stellte sich mit dem Namen Jerome Schulz vor. Laiza gab sich gar nicht erst die Mühe, sich den Namen zu merken. Sie erkundigte sich nach den Tatortwächtern und erfuhr, dass sie kurzfristig von einem RUM-Wächter zu einem Tatort gerufen wurden. Sie waren erst etwa eine Viertelstunde weg und dementsprechend konnte sie nicht auf deren schnelle Hilfe hoffen.
Sie ging weiter hinunter in den Keller und betrat die Pathologie.
Ein lautes Krächzen begrüßte sie und Saugi wackelte erfreut mit seinem hässlichen Kopf und hüpfte auf Laiza zu.
"Du hier?" fragte Magane ohne von der Leiche aufzublicken, die sie gerade wieder zunähte.
"Wohl oder übel. Was ist das für ein Fall?" fragte Laiza und versuchte nicht weiter auf die Leiche zu schauen.
"Er ist beim Geschlechtsakt verstorben. RUM und SEALS ermitteln diesbezüglich. In der Stadt gehen die Gerüchte um, es gäbe eine neue Droge. Aber mehr weiß ich nicht."
"Und die Kollegen gehen davon, aus, dass er diese Droge genommen hat?"
"Sein Herz hat versagt. Dabei ist er gar nicht im bedenklichen Alter. Anfang oder höchstens Mitte Dreißig. Laut Notizen in der Akte war er ein Handlanger einer Dealerbande, die ziemlich viele Geschäfte auf dem Schwarzmarkt laufen hat. Sicherlich kam er günstiger an Drogen heran. Vielleicht war es auch gar nicht die Droge."
Magane zuckte mit den Schultern: "Auf jeden Fall hat das Labor jetzt eine Magenprobe. Vielleicht wurde er auch vergiftet, allerdings gibt keine äußeren Anzeichen, die darauf schließen."
Laiza sah auf Saugi herunter, der bettelnd vor ihr saß und seinen Kopf an ihre Oberschenkel rieb
"Scheint wohl sehr hungrig zu sein."
"In den letzten zwei Tagen ist wenig abgefallen, den der Gute hier ist nicht der einzige Fall dieser Art. Die Ratten kommen auch nicht mehr vorbei, seit Saugi hier ist und sich ab und an eine Lahme abgegriffen hat."
"Nun, weshalb ich eigentlich hier bin: Wir haben einen Spezialauftrag von Bregs."
"Ich glaub er hasst uns, oder?" Sie legte Nadel und Faden bei Seite und zog ein graues Laken über den Toten, das über seinen Knöcheln zusammengeschoben war. Mit einem lauten Flatschen zog Magane ihre Ohnesorge-Handschuhe aus und schmiss sie in einen dafür vorgesehenen Behälter. Hoffnungsvoll watschelte Saugi auf den Behälter zu und steckte den Kopf hinein.
Magane seufzte, als sie Saugi hinterher sah:
"Wegen dem letzten Spezialauftrag brauch ich andauernd neue Schnürsenkel." [1].
"Ras ist gegangen."
"Für ... immer?"
"Zumindest hat er seine Wachemarke zurück gelassen. Wir sollen sein Büro sichern und etwas Wichtiges untersuchen", versuchte Laiza sachlich zu erklären.
"Also brauchst du die volle Hilfe des Labors", sagte Magane mit froher Mine und ging davon aus, dass sie nur in Kenntnis gesetzt wurde, weil sie stellvertretende Abteilungsleiterin war.
"Und der Pathologie", fügte Laiza an. "Für das wichtige darfst du zuständig sein."
Magane fixierte ihr Gegenüber.
"Dein seltsames Lächeln macht mir keine Freude."
"Muss es auch nicht. Ich werde dir Bescheid geben, sobald Sillybos und Charlie zurück sind. Dann geht's los."


"Hier fehlt ein Manschettenknopf", Charlie beugte sich über die männliche Leiche, die in einer kleinen Seitengasse nahe des Fünf-und-Sieben-Hofs gefunden wurde. "Vielleicht gab es eine Rangelei, in deren Zuge der Knopf abgerissen wurde", mutmaßte Charlie und blickte zu seinem Kollegen hoch.
Sillybos strich nachdenklich über seinen Bart: "Darauf würde ich nicht direkt schließen. Das Jackett sieht aus wie das eines alten Landstreichers. Nicht wie das eines feinen Herren, der in einen Raubmord geraten ist."
"Wer redet denn hier von einem Raubmord?"
"RUM und du redest von einer Rangelei."
"Aber was verleitet dich zu der Annahme, eine Rangelei führe zu einem Raubmord?"
"Das sagte ich doch gar nicht."
"Rede dich doch nicht raus, Sillybos."
"Schau lieber das Jackett durch, statt hier irgendwelche Vermutungen anzustellen."
"Welche Vermutungen denn bitte sehr?!"
"Die der Rangelei. Na mach schon!"
Charlie tastete das Jackett ab und entdeckte in der Innentasche eine Flasche Jimkin Bärdrückers Drachenblutwhisky.
"Ziemlich leer", bemerkte Charlie und ließ die Flasche in einem Beweismittelbeutel verschwinden, um sie sodann an Sillybos weiterzureichen. "Ich würde davon ausgehen, dass er nicht nur eine Flasche geleert hat."
"Was irgendwie zu seinem äußeren Erscheinungsbild passt."
"Na, klar, kaum ist jemand heruntergekommen angezogen ist er direkt ein Säufer für dich."
"Du hast doch gerade gesagt, dass er nicht nur eine Flasche geleert hat. Wir hören uns an wie ein altes Ehepaar", meinte Sillybos und ließ es dabei.
"Findest du auch, dass seine Wange dick ist? Vielleicht wurde er dort hingeschlagen.
Der Philosoph verdrehte die Augen: "Dann wäre die Wange gerötet, doch sie sieht unbeschadet aus."
Kurzer Hand drückte Charlie die Kiefer auseinander und es fiel ihm ein kleines Leinensäckchen in die Hand.
"Worauf hat er denn rumgekaut?" Der Lance-Korporal öffnete das Säckchen und zum Vorschein kamen schwarze längliche Samen.
"Kreuzkümmel", sagte Sillybos, "Hegelkant macht Kreuzkümmel immer an Lammgerichte." Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.


Obwohl der schlundhalsige Glatzengeier das hässlichste Geschöpf war, dass Laiza bislang gesehen hatte, fühlte sie trotzdem immer wieder Mitleid mit ihm. So machte sie sich nach dem Gespräch mit ihrer Stellvertreterin auf den Weg in die Kantine. Sicherlich hatte Mamsell Piepenstengel noch einige Reste, die sie dem Geier überlassen konnte, statt sie unter das sonstige Kantinenessen zu mischen.
Die Kantine war bis auf drei Rekruten, die im Eingang zur Küche standen leer. Aus der Küche dröhnte das unzufriedene Gezeter der Köchin.
Kurz überlegte Laiza, ob sie wirklich ihre Bitte äußern oder lieber das Weite suchen sollte, denn eine aufgebrachte Erna Elfriede Piepenstengel machte keinen Halt davor, das Nudelholz zu schwingen. Dann aber fasste sie ihren ganzen Mut zusammen und lehnte sich über die Essensausgabe, um in die Küche zu blicken.
Die Köchin entdeckte sie sofort: "Und jetzt kommt auch noch einer von der Offiziersriege und bringt noch mehr durcheinander. Elendes Pack!" Der Zigarettenstummel in ihrem Mundwinkel bebte vor Zorn.
"Äh ...Fähnrich sollte reichen", entgegnete Laiza und zog ihren Kopf aus der Ausgabe zurück.
"Nicht nur, dass alle an meinem Essen rumnölen müssen und dieses Rekrutenpack auch noch zu spät kommt, nein, es muss mich auch andauernd jemand vom Kochen abhalten!"
Laiza blickte zu den Rekruten herüber und wisperte: "Was ist der denn über den Leberbraten gelaufen?"
"Der Kommandeur hat ihren Antrag auf Erhöhung der Herdprämie abgelehnt", antwortete einer der Rekruten leise, auf seinem Namensschild stand Eisenmann.
"Und das ist eine FRECHHEIT!" schrie Mamsell Piepenstengel, deren Ohren besser waren, als ihre Kochkunst. "Ich racker mich hier ab für das leibliche Wohl aller Wächter und bekomme dafür nicht die richtige Anerkennung."
"Herdprämie?" fragte Laiza irritiert.
"Vier Dollar erhalte ich nur pro Woche! Damit verdiene ich weniger als jeder Rekrut."
"Ah, ihre Bezahlung..."
Eigentlich hatte Laiza nun wirklich keine Lust sich an einer Diskussion über die finanzielle Vergütung der Kantinenköchin zu beteiligen, trotzdem lenkte sie ein: "Das ist natürlich ungerecht. Unser Geier hat momentan kaum was zu essen, vielleicht haben sie ja ein paar Reste..."
"Natürlich, Sonderwünsche soll ich trotzdem erfüllen!" drohend hob Mamsell Piepenstengel einen Pfannenwender. Die Köchen wandte sich waffenschwingend den Rekruten zu und Laiza nutzte den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit und trat den Rückzug an.


Als Silly und Charlie von ihrem Tatort wieder ins Wachhaus zurück kehrten, folgten sie sogleich den Ruf ihrer Abteilungsleiterin. Mit Magane im Schlepptau holten sie Laiza in ihrem Büro ab und gingen hinauf in Stockwerk Nummer Drei.
Das Eckzimmer, vor dessen Tür die vier Wächter nun standen, war seit je her von Rascaal Ohnedurst bewohnt worden. Als er selbst noch den Posten des Kommandeurs inne hatte, war dies hier sein Privatzimmer gewesen, in dem er sich außerhalb der Dienstzeit aufgehalten hatte.
Aus diesem Grund besaß der Raum auch keine eigene Nummer, er lag zwischen Raum Nummer 305 und 304. Auf Augenhöhe pinnte ein vergilbter Zettel, auf den jemand "Privat" geschmiert hatte.
"Ich bin noch nie dort drin gewesen", dachte Laiza laut. Magane und Sillybos nickten zustimmend, doch Charlie sagte:
"Ich habe ihm ein Würstchen gebracht."
Die Drei sahen ihn irritiert an.
"Als Rogi Feinstich wegen Körperverletzung angezeigt worden war, da sollte ich zur Zeugenvernehmung ein Würstchen aus der Kantine mitbringen", erklärte der Tatortwächter und zuckte mit den Achseln. "Das war kurz nach dem er sein gesamtes Büro hier hoch verlegt hatte."
Laiza drückte die Türklinke herunter und die Tür öffnete sich mit einem dunklen Knarren.
Die wenigen Lampen, die im dritten Stock auf dem Flur brannten warfen nur einen notdürftigen Schein in das Büro des ehemaligen Kommandeurs. Alle drei Fenster waren mit schweren schwarzen Vorhängen verdunkelt, wie man es von einem Vampir erwartet.
Magane nahm eine der Flurlaternen von ihrem Haken und hielt sie über Laizas Schulter und tauchte den Raum in weitere Schatten.
Der Geruch von Staub, abgestandener Luft und etwas verrottetem schlug ihnen entgegen.
"Wie widerlich." Obwohl Magane durch den Job als Tatortwächterin und Gerichtsmedizinerin geruchstechnisch abgehärtet war, musste sie sich die Nase zu halten.
Schnell und fachmännisch überprüfte Charlie den Bereich zwischen Tür und erstem Fenster. Bis auf ein einziges Paar Stiefelabdrücke, dass zielsicher auf den Schreibtisch zuführte und höchstwahrscheinlich von Araghast stammte, konnte er keine wichtigen Indizien entdecken. Er stellte seinen S.T.Au.B. ab und schritt aufs Fenster zu, zog den Vorhang bei Seite und riss es auf.
Verhältnismäßig angenehme Luft strömte herein und das Tageslicht verdrängte die Schatten.
Zwischen dem Fenster, an dem Charlie stand und dem nächsten Fenster stand ein schmales Sideboard. Einige Kaffeetassen und eine Kanne aus schwerem Steingut standen darauf, ein Rechteck, auf dem deutlich weniger Staub lag, ließ vermuten, dass dort einmal ein Dämonenkasten zur Kaffeeerzeugung gestanden haben muss. Spinnweben spannten sich zwischen Kaffeetassen und Wand.
Charlie ging um das Sideboard herum und zog den nächsten Vorhang auf, während seine Kollegen ebenfalls den Raum betraten und die Tür hinter sich schlossen.
Wie auch schon in Rascaals ehemaligen Kommandeursbüro, so zog sich auch hier ein Balken durch den Raum, den er als Schlafstatt benutzt hatte.
Ein breiter Schreibtisch nahm einen Großteil des Raumes ein. Vor dem Möbel stand ein Besucherstuhl, und zu dessen Beinen erblickte Sillybos zwei stabile Stahlringe.
Der Philosoph deutete darauf: "Wofür sind die denn?"
"Man munkelt", flüsterte Magane, "er habe Verdächtige gerne mal an Händen und Füßen gleichzeitig gefesselt."
"Möchte jemand noch Knollenkaffee?" lenkte Charlie ab, der zum Sideboard zurück gekehrt war und den Deckel des Kruges gehoben hatte.
"Allein bei dem Gedanken wird mir schlecht", entgegnete der Fähnrich nur und dachte mit Magenkrämpfen an die Gelegenheiten, in denen sie dieses ekelhafte Gebräu trinken musste.
Charlie setzte den Deckel wieder drauf, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und drehte sich zu seinen Kollegen um.
"Was sollen wir nach Breguyars Meinung suchen?"
"Anscheinend hat Ohnedurst ein Abschiedsgeschenk hinterlassen. Araghast möchte, dass wir das untersuchen und sensible Informationen finden und an ihn weiterleiten", antwortete Laiza und fügte leise hinzu: "Und staubwischen."
"Das habe ich gehört!" motze Magane, "wir sollen hier AUFRÄUMEN? Haben wir irgendeinen Verfahrensfehler gemacht, weswegen wir jetzt bestraft werden?"
"Nein ... denke ich", meinte Laiza, "Er will damit nur keine Rekruten beauftragen. Wer weiß was wir hier noch finden."
Sie seufzte und wiederholte bedeutungsschwanger: "Sensible Informationen."
"Dann schauen wir uns mal die Aktenschränke an", schlug Sillybos vor, stellte seinen S.T.Au.B. ab, entnahm ihm zwei dünne nicht mehr ganz weiße Stoffhandschuhe und ging auf die hinterste Ecke des Büros zu, in dem sich drei Aktenschränke befanden.
Charlie nickte, holte seinen eigenen S.T.Au.B. von der Tür, um sich dem Schreibtisch zu widmen.
Vor dem standen auch schon Magane und Laiza und betrachteten den Stuhl, der hinter dem Tisch stand.
Auf ihm thronte mit der Wurzel nach oben eine große intelligente Rote Bete.
"Ich glaub die Quelle des Gestanks haben wir ausgemacht", sagte Magane und fügte angewidert hinzu: "Die sieht überreif aus..."
"Dann pass auf, dass sie nicht kaputt geht, wenn du sie in die Pathologie bringst", antwortete der Fähnrich und versuchte eine ernste Miene zu machen.
"Das ist nicht dein Ernst, Laiza. Ich soll sie untersuchen?"
"Auf ausdrücklichen Wunsch von Araghast Breguyar."
'Der kann mich mal' war Magane im Begriff zu sagen, besann sich aber eines Besseren und machte sich widerstrebend Gedanken, wie sie diese widerwärtige Knolle von hier weg bekam. Sie schien förmlich zu spüren, wie ihr die Knolle gallertartig durch die Finger rinnen würde, wenn sie sie versuchte sie hoch zu nehmen.
"Am besten nehme ich den ganzen Stuhl mit", schlug sie vor und Laiza nickte zustimmen. "Wieso eigentlich ich?"
"Du hast Dienst."
"Aber Avalania hat AUCH Dienst." Magane verzog trotzig das Gesicht.
"Aber sie ist gerade im Außendienst."
"Wir könnten warten", schlug die stellvertretende Abteilungsleiterin hoffnungsvoll vor, doch ihr Gegenüber schüttelte nur den Kopf.
Grummelnd hob Magane den Stuhl hoch, der doch schwerer war, als er aussah und Laiza packte mit an.
Charlie öffnete den Beiden noch die Tür, bevor er anfing die Schreibtischschubladen zu untersuchen. Er fand interessante Verhörmittelchen, wie Daumenpresse und zwei paar Handschellen, die mit einer Kette verbunden war, was die Gerüchte um die Verhörtechniken des alten Saugers nur untermauerten.
"Die Aktenschränke enthalten keine sensiblen Information", meldete sich Sillybos nach dem er die letzte Aktenschublade wieder schloss, "nur alte Times Ausgaben, Speisekarten diverser Imbissbuden ... wofür hatte er denn sowas? ... und diverser anderer Papiermüll."
"Ich denke die IA-Akten sind schon längst zu Sebulon gewandert", überlegte Charlie, der desweiteren nur typische Büroartikel vorfand.
"Aber was für sensible Informationen sollte Rascaal denn sonst gehabt haben?" Sillybos strich sich über seinen Bart, "Soweit ich es mitbekommen habe, sind alle Akten, die mit der Führung der Wache zu tun hatten im Kommandeur Büro geblieben."
"Ich denke, Breguyar will nur auf Nummer sicher gehen."
Während Charlie hinter dem Schreibtisch kniete, erblickte er unter dem Kaffee-Sideboard etwas Rotes.
"Na, was haben wir denn dort?" Der Korporal raffte sich hoch und beim Möbelstück angekommen zog er eine rote Mütze mit weißem Saum darunter hervor, an dessen Ende ein weißer Pompon hing.
"Der Weihnachtsras hat uns also auch verlassen", war alles was Sillybos dazu sagen konnte. Charlie holte einen Beweismittelbeutel aus seinem S.T.Au.B. und lies die Mütze darin verwinden.
"Das können wir nur hoffen", meinte er dann und öffnete die zwei Türen des Sideboards. Ein Ball fiel ihm entgegen und es ertönte ein leiser Glockenton, als dieser über den Boden rollte. Eine Dose Bestes Mauzi Schleckerschmecker-Leckerlis stand neben einer Kiste mit Spielzeugmäusen und anderen Katzenzeugs.
Charlie dachte an den Vampirkater No-Name, der bei dem damaligen Zeugengespräch ein in Rotwein getunktes Würstchen gegessen hatte. Er schloss die Türen des Sideboards wieder.
"Ich habe Proben von einigen verdächtigen Staubansammlungen genommen", sagte Sillybos und schloss gerade ein kleines Probengläschen.
Charlie nickte: "Alle Fenster waren zu, der Kachelofen ist auch geschlossen und das Abluftrohr ist intakt", er deutete auf den kleinen Ofen, gegenüber den Fenstern, der den Raum im Winter mit Wärme versorgte. "Entweder hat er den Raum durch die Tür verlassen, oder gar nicht."


Die Rote Beete hatte Aufsehen erregt und plötzlich war das Wachhaus erfüllt von Gemunkel, doch unten in der Pathologie war es ruhig. Lediglich Saugi war dabei undefinierbares vom heruntergelassenen Leichenaufzug zu kratzen.
Laiza vermutete, dass Mamsell Piepenstengel doch Mitleid mit dem hässlichen Geier hatte und für einen kurzen Moment ihre abgelehnte Gehaltserhöhung vergessen hatte. Der Fähnrich nahm sich trotzdem vor in der nächsten Zeit einen Bogen um die Kantine zu machen.
Nachdem Laiza die Pathologie verlassen hatte, holte Magane ihren Diktierdämon aus der Schreibtischschublade und stellte ihn auf ein Wandregal über dem Seziertisch. Nach einer kurzen Debatte über Ruhezeiten für Dämonen zog sie sich Ohnesorge Handschuhe an und hob die Knolle vorsichtig vom Stuhl auf den Seziertisch.
"Es handelt sich um eine Knolle der intelligenten Roten Bete. Sie ist etwa so groß wie eine Pampelmuse. Wieder erwartend ist ihre Haut fest, obwohl sie den Eindruck erweckt überreif zu sein."
Vom Diktierdämon hörte man nur das Kratzen der Schreibfeder.
Sie hob die Knolle hoch und drehte sie in ihren Händen.
"Im Oberen Teil der Knolle sind 2 Löcher, eindeutige Bissspuren. Wir können davon ausgehen, dass die Rote Bete Leutnant Ohnedurst als Mahlzeit gedient hatte. Einige zackige Abdrücke finden sich außerdem noch in der Knolle. Wie der Kommandeur uns berichtet hat, lehnte die Wachemarke des Leutnants an der Knolle. Man kann davon ausgehen, dass die Abdrücke von ebendieser Wachemarke stammen."
Sie legte das Gemüse zurück auf den Tisch: "Es gibt keine weiteren äußeren Auffälligkeiten, ich beginne jetzt mit dem Aufschneiden."


Der Karren der Abteilung Suchen und Sichern bog im gemächlichen Tempo auf den Hof des Wachhauses am Pseudopolisplatz ein. Am Steuer saß die Zwergin Avalania von Gilgory und auf der Ladefläche saßen Kathiopeja und Olga-Maria Inös neben neuer pathologischer Kundschaft.
Ohne das Avalania einen Befehl geben musste, beschrieb Fredericke mit dem Karren einen Bogen und näherte sich im Rückwärtsgang dem Leichenaufzug.
"Da wären wir", meinte Avalania und legte die Zügel beiseite, "Hast du gut gemacht Fredericke."
Olga-Maria war schon vom Karren gesprungen und stand neben dem schwarzen Pferd.
"Ich kümmer mich um sie."
Schnaubend nahm Fredericke eine Möhre entgegen und Olga-Maria begann das Pferd vom Karrengeschirr zu befreien. Währenddessen kurbelte Kathiopeja den Aufzug nach oben. Saugi protestierte lautstark und versuchte verzweifelt auf den Aufzug zu springen. Doch sein plumper Körper schaffte die Hürde nicht und blieb verzweifelt im Keller zurück.
Der Lance-Korporal schüttelte nur genervt den Kopf und entfernte mit der Fußspitze diverse Essenreste vom Aufzug.
Während Olga-Maria mit Fredericke am Halfter zum Stall trottete, zerrten Avalania und Kathiopeja die Leiche vom Karren und legten sie auf dem Fahrstuhl ab.
"Das ist jetzt schon der vierte Tote in diesem Drogen Fall."
"Aber der erste, der nicht durch die Drogen gestorben ist. Hätten sie sich nicht um die Drogen geprügelt ..." Avalania lies ihren Satz unvollendet und Kathiopeja betätigte eine Kurbel. Langsam und quietschend bewegte sich der Fahrstuhl nach unten in die Pathologie.
Saugi krächzte erfreut hinauf und auch Magane begrüßte ihre Kollegen.
"Was stinkt denn da unten so?" wollte die Klatschianerin wissen.
"Rote Bete im Endstadium", antwortete Magane und fügte hinzu. "Ras hat die Wache verlassen und wir werden dafür bestraft."
Der Lance-Korporal verzog das Gesicht: "Sehr gut, hoffentlich kommt er nie wieder."
"Er war ein wichtiger Teil der Wache", erinnerte sie Avalania.
"Er hat mir meine Lieblingskaffeetasse weggenommen", sie verschränkte schnippisch die Arme, "und als Kerzenständer missbraucht, das werde ich ihm niemals verzeihen."
"Was spielt das jetzt für eine Rolle?" fragte Magane von unten, "Du kannst ihm noch nicht mal böse Blicke zuwerfen. Also ist es eh egal."
"Ich werde in mein Büro gehen und den Papierkram erledigen", antwortete Kathiopeja nur.
Neben der Kurbel, die den Aufzug betätigte, lag eine Strickleiter, die Avalania nun in die Pathologie hinab ließ. Als sie die Abkürzung genommen hatte, zog Olga-Maria die Leiter wieder hoch und folgte ihrer Kollegin aus Klatsch ins Wachhaus.


"Als wären wir Putzen, statt qualifizierte Spurensicherer", moserte Charlie herum und schwang ein letztes Mal den Staubwedel. Der Hersteller dieses Reinigungsgerätes, war auf die Idee gekommen, die weißen Federn rosa zu färben. Dies sorgte ebenfalls dafür, dass Charlie Holm Stimmung im Keller war.
Sillybos schwang den Wischmopp und schob das Wasser viel mehr hin und her, als den Dreck vergangener Wochen und Monate aufzuwischen.
"Ich find wir haben es gut gemacht." In Anbetracht dafür, dass der Hausputz seines Wohnfasses ausschließlich seinem Sklaven Hegelkant oblag, war der Hauptfeldwebel äußerst zufrieden mit sich und seiner Arbeit. Er stellte den Mopp in den Eimer und rieb sich die Hände. "Bringen wir die Proben ins Labor und essen was."


"Erzählt mir alles, das Rohrpostsystem glüht ja förmlich vor Neuigkeiten. Stimmt es?" überfiel Lady Rattenklein, ihre zwei Kollegen augenblicklich, als diese das Labor betraten.
"Wovon sprichst du?" fragte Charlie.
"Dritter Stock. Reggie behaupten Ohnedurst hätte sich aus dem Staub gemacht."
Die zwei Tatortwächter sahen sich an.
"Mal ganz ehrlich, Ratti, überrascht dich das? Dass war doch nur eine Frage der Zeit. Immerhin hat man Rascaal Ewigkeiten nicht mehr zu Gesicht bekommen", meinte der Philosoph.
"Die Angelegenheiten von Internöl Affärs wurden schon länger von Chief-Korporal Sebulon übernommen. Stellt sich nur die Frage, wieso der Kommandeur nicht schon viel früher mal nachgeschaut hat, ob der Knollenbeißer noch da war."
"Bin gespannt was jetzt noch so passieren wird", meinte Ratti und trommelte Gedankenverloren auf dem Rand eines Becherglases herum.
Der Wasserspeier Huitztli Pochtli stand auf einer Trittleiter vor dem Fenster.
"Ich glaube es wird rein gar nichts passieren." Auf der Fensterbank stand eine kleine Standtafel. An vier hölzernen Stiften hingen kleine Zifferntafeln , von der er nun die rechte abnahm. Auf der kleinen Tafel stand weiß auf schwarz "2" und er ersetzte sie durch die "3". Dann stieg er von der Trittleiter herunter.
Sillybos nickte und bestätigte damit die Aussage des Wasserspeiers: "Alles Bewegende ist schon passiert, als Ohnedursts Kommandeurstitel an Araghast Breguyar übergeben wurde."
"Sein Weggang ist allerdings bedauerlich", meinte Charlie."
"Bis auf den Kaffee", sagten die zwei Laboranten gleichzeitig.
"Den wird wirklich niemand vermissen", schmunzelte der Korporal.
Ratti zuckte mit den Achseln: "Auf jeden Fall wird das noch ein paar Tage Gesprächsthema Nummer 1 sein."
Charlie wechselte das Thema.
"Hast du schon irgendwelche Ergebnisse für uns?"
"Was für Indiziennummern habt ihr?"
"Indiz 435 bis 448", antwortete Charlie nach einem kurzen Blick in seinen Notizblock.
"Und welche Nummer seht ihr dort auf der Tafel?" Die Gnomin zeigte auf die kleine Standtafel auf dem Fensterbrett.
"433", antworteten beide Tatortwächter resigniert.
"Also, das heißt, wir sind aktuelle erst bei Indiz Nummer 434, wenn wir das fertig haben, dann kann ich, oder Huitztli, die Zahl auf der Standtafel inkrementieren, so wie Huitztli es eben gemacht hat, und dann kann ich euch weiterhelfen."
"Es, hätte ja sein können ..."
"Naja, zu dem kleinen Säckchen kann ich euch trotzdem schon was sagen, oder besser Huitztli."
Der Wasserspeier räusperte sich: "Ja, also es handelt sich um den gemeinen Kümmel."
Sillybos sah Charlie an.
"Sagte ich doch, Kreuzkümmel nimmt Hegelkant..."
"Nein, nein, kein Kreuzkümmel, ganz einfacher Kümmel, carvum carvi."
"Wo ist da jetzt bitte der Unterschied?"
"Beides sind zwar Doldenblütler, aber der Kreuzkümmel, Cuminum cyminum, kommt aus dem Achatenen Reich und der Geschmack unterscheidet sich völlig. Der gemeine Kümmel hilft hervorragend bei Koliken der Verdauungsorgane und wird häufig zur Linderung von Zahnschmerzen eingesetzt", erklärte der Lance-Korporal
"Und was heißt das jetzt für unseren Fall?" hakte Charlie nach.
"Magane war so nett und hat schnell einen Blick auf ihn geworfen, als SEALS ihn vorbei gebracht hat. Der Mann hatte ziemlich entzündetes Zahnfleisch und ein bis zwei Zähne scheinen ihm das Leben schwer gemacht zu haben. Er hat versucht sich mit dem Kümmel zu helfen", antwortete Huitztli, "Allerdings hat er gleichzeitig versucht sich auch mit Alkohol zu helfen."
"Hat aber nicht geklappt, aber er hat einfach noch mehr Alkohol getrunken hat. Wir können von einer Alkoholvergiftung ausgehen. Aber dazu dann mehr, wenn die Schnibbler ihn eingehend untersucht haben."
"So einfach kann das manchmal sein. Nun gut, wir haben da noch etwas für euch."
Aus dem S.T.Au.B holte Charlie die Probengläschen und Beweismitteltüten heraus.
"Wir haben sicherheitshalber einige Proben aus Ohnedurst Büro mitgenommen. Verdächtige Staubansammlungen, eine Weihnachtsrasmütze."
"Noch mehr Arbeit!" motzte die Gnomin. "Aber immerhin bin ich inzwischen nicht mehr alleine hier im Labor."
Der Philosoph strich über seinen Bart: "Zum Glück bist du nicht mehr allein. Wann wird deine Abschlussprüfung sein, Huitztli?"
Der Wasserspeier hob unwissende seine steinernen Schultern: "Mal sehen, ich hoffe es dauert nicht mehr so lange, aber es gibt noch einige Wissenslücken, die ich zuvor schließen muss."
"Hier mit kannst du hoffentlich eine weitere Lücke schließen."
Charlie stellte die Proben auf eine freie Stelle der Arbeitsfläche und Huitztli reichte ihm das Laborjournal A.
Im Laborjournal A trugen die Tatortwächter alle Indizien ein, die sie zur Untersuchung im Labor abgaben. Vermerkt wurden die fallinterne Indiziennummer, die Fallnummer, das Abgabedatum und die Uhrzeit, eine stichpunktartige Beschreibung der Probe und der Wächtername. Außerdem erhielt jedes Stück eine fortlaufende Nummer. Im Laborjournal B trugen die Laboranten alle Untersuchungen unter Angabe der Indiziennummer ein.
Als Charlie mit den Eintragungen fertig war, schloss er das Buch nickte den beiden Laboranten zu und verließ mit Sillybos das Büro.


Avalania hatte sich ein Tritthocker geholt und sich an Maganes Seziertisch gestellt, um einen Blick auf die Knolle zu werfen.
"Ich würde sagen, da gibt's nichts Auffälliges zu sehen. Erstaunlich, dass die so riechen kann, obwohl sie ausgetrocknet ist." Avalania trat vom Hocker herunter und näherte sich dem zweiten Seziertisch.
Magane nickte: "Ja, es ist einfach nur widerlich. Aber es gibt wirklich nichts festzustellen. Eine ganz normale tote Rote Beete. Was habt ihr aufgegabelt?"
"Einen Junkie", die Zwergin zeigte auf den Toten, der immer noch auf dem heruntergelassenen Aufzug lag, "hat sich mit seinem Dealer geprügelt. Der hat ihn abgestochen und ist dabei leider Augenblicklich erwischt worden."
Die Obergefreite betätigte eine kleine Kurbel am Tisch und senkte ihn somit ab.
"Wow, wie dumm." Magane hatte einen Jutebeutel genommen und die zwei rote Beete Hälften darin verstaut, nun ging sie zu einen der sechs Wandschränken, in denen die Leichen gelagert wurden und verstaute den Sack dort drin.
"Eigentlich soll die Droge nur ein Aphrodisiakum sein, aber nachdem festgestellt wurde, dass es nicht nur die Libido steigert, sondern auch im Allgemeinen sehr berauschend ist, ist die Zahl der Abnehmer jetzt gestiegen. Sie nennen sie übrigens die Lustbeule."
Die Zwergin konnte sich ein kichern nicht verkneifen und strich sich verlegen über den Bart.
Die Omnianerin schüttelte nur den Kopf: "Die Leute kommen auf Namen."
Als der Tisch auf gleichem Niveau wie der Fahrstuhl war, entriegelte Avalania die Rollen an den Beinen und schob ihn an den Fahrstuhl heran. Zusammen zogen die zwei Gerichtsmedizinerinnen den Leichnam herüber und stellten den Tisch wieder an seinen ursprünglichen Platz.
"Auf jeden Fall hat das Labor festgestellt, dass einige der im Umlauf befindlichen Päckchen verunreinigt sind, mit Blättern irgendeiner Pflanze aus Vierx, die Herzrasen verursacht. Beziehungsweise auch Herzversagen hervorrufen kann."
"Dann kann man ja nur hoffen, dass der Dealer beim Verhör singt."
Avalania nickte und wandte sich der Leiche zu. Diese Untersuchung war reine Rotine.


Unerwartet tauchte Araghast auf der Treppe zum Stock Nummer Zwei auf, als Laiza gerade den ersten Stock verlassen wollte. Während er nichts weiter tat, als die Abteilungsleiterin erwartungsvoll zu mustern, drang vom Erdgeschoss ein leiser Tumult.
"In der Kantine gibt es ziemlich dicke Luft", meinte Laiza und strich ich über den Rock.
"Ach, Kinderquatsch. Sie wird sich schon wieder einkriegen", meinte er nur und verschwendete keinen weiteren Gedanken an die schlechtgelaunte Köchin. "Wie sieht es aus?"
"Charlie und Silly haben sich gerade bei mir gemeldet. Sie konnten keine sensiblen Informationen finden und auch sonst gibt es keine Hinweise darauf, dass mit Leutnant Ohnedurst irgendetwas Schlimmes passiert ist."
Der Kommandeur nickte.
"Allerdings haben sich sicherheitshalber einige Staubproben genommen. Diese sind auch schon im Labor. Und sauber gemacht haben wie auch schon."
"Und die Knolle? Ist das irgendeine Abschiedsüberraschung?"
"Das weiß ich noch nicht, ich wollte gerade in die Pathologie."
"Gut, ich komme mit."


Neugierig stand die Laborantin zwischen den Staubproben und man sah ihr die Ungeduld an.
"Lassen wir die Reihenfolge Reihenfolge sein. Wäre dass jetzt Blut", Lady Rattenklein deutete auf eine der Staubproben, "und wir würden vermuten, dass dies Vampirblut ist, dann würden wir den Van-Hälschen-Test durchführen. Es ist ein Pulver auf Basis von Knoblauchgranulat und sorgt dafür, dass das Blut sofort zu Staub zerfällt, wenn dieses wirklich von einem Vampir ist."
Huitztli nickte verstehend: "Aber das können wir hier bei nicht anwenden."
"Genau, dafür gibt's die Van-Hälschen-Lösung. Dort schüttet man ein bisschen von der Probe rein und wenn es sich gelblich verfärbt, dann handelt es sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit um die Überreste eines Vampirs."
"Eine gewisse Wahrscheinlichkeit ist allerdings nicht sehr korrekt, oder?"
"Stimmt, wir hätten noch die Möglichkeit einen Tropfen Blut drauf fallen zu lassen, aber wer will das schon machen?"
Er nickte zustimmen und bei der Vorstellung, dass ein Vampir im Labor wiederauferstehen könnte, gruselte es den Wasserspeier.
"Dann fangen wir mal an. Die Van-Hälschen-Lösung befindet sich dort drüben im Wandschrank."
Der Wasserspeier kramte eine kleine Phiole hervor, die der Gnomin Größe hatte. Der Inhalt war klar, doch schien dickflüssiger zu sein als Wasser.
"Vielleicht solltest du dir abgewöhnen, Behälter hin und her zu schwenken, wenn du dir über die Eigenschaften des Inhaltes nicht sicher bist", schlug die Gnomin vor.
"Entschuldigung ..."
Huitztli stellte die Phiole auf einen hölzernen Ring ab, während Ratti ein Becherglas herschob. Mit einem schmalen Spachtel holte sie ein bisschen der Probe hervor und füllte es ins Becherglas.
"Erst die Probe, dann die Van-Hälschen-Lösung."
Der Wasserspeier nickte und entkorkte die Phiole: "Wie viel benötigt man?"
"Die Probe sollte bedeckt sein."
Er schüttete und Lady Rattenklein bestätigte die Menge mit einem nicken.
"Jetzt umrühren."
Der Auszubildende griff nach einem gläsernen Rührstab und rührte und rührte.
"Da tut sich nichts."
"Ehrlich gesagt habe ich mir das gedacht. Rascaal Ohnedurst lässt sich doch nicht zu Staub zerfallen."


Araghast Breguyars Auge ruhte auf den zwei Hälften der Rote Bete Knolle.
"Ich hatte schon befürchtet, es würde sich um einen Weihnachtsras Scherz halten. Umso beruhigte bin ich natürlich, dass dies nicht der Fall ist."
"Kann ich das also entsorgen?" fragte Magane hoffnungsvoll.
"Ja, das wird nicht mehr gebraucht."
"Saugi!" rief Magane und warf die zwei Stücke auf den Boden.
Mit lauten gurrenden Geräuschen watschelte der Geier auf die Rote Bete zu.
Einige Augenblicke sahen die vier Wächter dem fressenden Geier zu, dann quietschte die Rohrpostklappe und aller Aufmerksamkeit wendete ich zur Öffnung, aus der Reggie den Kopf steckte.
"Na, hier biste, Alte", begrüßte er Laiza frech. "Ich soll dir ausrichten, alle Staubproben vom Knollenfresser sind negativ."
"Danke sehr", antwortete Laiza bissig. "Verschwinde, sonst verfüttere ich dich an den Geier."
Reggie sagte noch irgendetwas, doch da die Postklappe schon fast wieder zugefallen war, blieben seine Worte ungehört.
"Manchmal kann man nichts daran ändern, dass jemand geht. Aber es ist doch immer wieder bedrückend, wenn die Wache ein Mitglied verliert."
Laiza konnte dem Kommandeur nur zustimmen.
"Bregs?"
"Ja, Laiza?"
"Bitte verschon uns von weiteren Spezialaufträgen."
Araghast huschte ein Lächeln über die Lippen: "Mal sehen."
[1] Coop "Fett aber Glücklich"

Zählt als Patch-Mission für den Abteilungsleiterin SUSI-Patch.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Sebulon, Sohn des Samax

21.8.2011

Toll geschrieben! Schade, dass es kein Fall mit Positivergebnissen war ... oder zumindest eine neue Fährte gelegt hat.
Ich hab's mit Vergnügen gelesen.

Von Magane

01.09.2011 16:57

Wir wüssten auch gerne mehr über den Verbleib des Exkommandörs, seines boshaften weihnachtlichen Schattens und seines Katers, aber wenn die Indizien nicht mehr hergeben...



Ich hatte großen Spaß an dieser Geschichte, habe gerne Ideen (und Erinnerungen) beigesteuert und ich mag es meinen Char leiden zu sehen :bete:

Hab die Single auf Platz 1 gesehen, aber man weiß ja nie, deswegen freut es mich um so mehr, dass es Platz 1 geworden ist :wink:



:pokal:

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung