Eine Adventsgeschichte

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von Feldwebel Breda Krulock (DOG)
Online seit 09. 12. 2010
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Eine Geschichte mit Moral

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Es war eine lange Nacht gewesen.
Dicke weiche Schneeflocken fielen vom Himmel und hüllten die Stadt in weiße Zuckerwatte. Hier und da brannten in den Fensterläden kleine Kerzen und sandten ihr warmes Licht hinaus in die Kälte. Miro zog seinen Schal enger um den Hals.
Es war eine lange Nacht gewesen. Die Maschinen mussten die ganze Nacht hindurch am Laufen gehalten werden. Jetzt, so kurz vor Schweihnachten, durften die Pressen nicht stillstehen. Die Kundschaft von "Koertz Karten" war unersättlich. Nie hätte Miro gedacht, dass ein Handel mit Glückwunschkarten so viel Erfolg haben könnte. Hätte man ihm vor drei Jahren erzählt, als er sich um die Position als 'Leitender Schichtführer im Druckbetrieb' beworben hatte, dass er die Wochen vor dem großen Fest vor lauter Kartenmotiven nicht mehr gewusst hätte, ob der Eber oder die Geburt der Göttin der Nassen Hosenbeine gefeiert würden, hätte er gelacht.
Heute, an diesem noch jungen Morgen, war ihm gar nicht nach Lachen zumute. Der Schädel brummte von den teils nicht ganz so gesunden Dämpfen in der Druckerei, sein Kreuz schmerzte und der unaufhörlich rieselnde Schnee brachte seine Nase zum Laufen. Er war seit vierzehn Stunden auf den Beinen und wollte einfach nur ins Bett.
In die Gasse zur Rechten eingebogen, ein kurzer Halt an der Tür mit dem grünen Rahmen, zwei Treppen hinaufgestiegen, Schlüssel ins Schloss und ...
"Guten Morgen, mein Schatz!" Bibiana sprang ihm förmlich in die Arme, kaum dass er die Tür geöffnet hatte. "Wie war dein Tag?", fragte Sie ihn und zog ihn in die kleine Wohnung. "Schau mal, ich hab den Schweihnachtsbaum von Mutter dekoriert. Ist er nicht schön?"
Überwältigt von dieser Naturgewalt frühmorgendlicher Guter Laune ließ er sich durch die Wohnung schleifen, vorbei an goldenen Engelsfiguren, grünen Tannen und grässlich dekorierten Fenstern. An einem Gebilde, das früher wohl mal ein stolzer Schweihnachtsbaum gewesen sein mochte, blieben sie stehen.
"Ich weiß, du magst dieses ganze Zeugs nicht so", sagte sie und machte eine ausladende Bewegung, die ganze Wohnung umfassend. "Aber ich dachte mir, dass es doch ganz schön wäre, ein wenig vorfestliche Stimmung ins Haus zu bringen!"
Miro nickte verhaltend und sein Blick fiel auf einen rosafarbenen Stern, der die krumme Spitze des Erbstückes zierte. Der Anblick dieses grellen Objektes entfachte eine stechende Flamme hinter Miros Schläfe. Seine Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er brauchte Ruhe.
"Hör mal, Mäuschen." Betont ruhig fuhr er sich durch die Haare und dann übers Gesicht. "Ich bin müde. 's war ein langer Tag für mich."
Bibiana nickte eifrig und strahlte und nahm seine Hände. "Es gefällt dir doch, oder? Heute Abend gibt es Ente. Ich habe Mutter eingeladen. Sie sagte, sie will doch sehen wie ich mich so mache als frisch gebackene Ehefrau. Sie denkt, ich treib sich zum Wahnsinn mit meiner Schweihnachtsvorfreude." Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte.
Er liebte ihr Lachen. Oft hatte sie einen ernsten Streit in eine Nichtigkeit verwandelt. Er wusste: Wenn Bibiana lachte, war die Welt in Ordnung. Umso erschreckender traf ihn die Erkenntnis, dass die Welt an diesem Morgen alles andere als in Ordnung war. Die gemeinsame Wohnung glich einem Kitschladen, seine Schwiegermutter hatte sich zum Essen angekündigt und sein Kopf war zum Bersten mit einem Brummen gefüllt, das jeder Beschreibung spottete. Und dieses verdammte-rosa-Ding ...!
Miro schob seine Frau zur Seite und zog den Stern von der Tannenspitze, wodurch sich ein Schwung Nadeln löste und mit einem Rauschen auf den Dielen landete.
"Was machst du da?" Bibiana schaute zu dem Nadelhaufen und dann auf den Stern in Miros Händen. "Was hast du gegen den Stern? Gefällt er dir nicht?"
"Es geht nicht um den ... ach. Vergiss es!" Er ging zur Kommode an der Wand und legte das Dekorationsstück dort ab. "Ich hatte einen langen Tag. Ich werd' mich hinlegen."
"Denk' dran, dass meine Mutter zum Abendessen vorbei kommt! Ich möchte, dass wir alle gemeinsam ..."
"Ich sagte, ich brauch meine Ruhe."
"Ja, aber wenn Mutter da ist und du wach bist, muss ich ..."
"Meine Ruhe!"
"Aber ich will ..."
"RUHE!"
Für einen erschreckend langen Augenblick herrschte absolute Stille im Raum. Miros Faust lag noch immer auf der Kommode, die noch vom Aufschlag zitterte.
"Ich! Will jetzt meine! Ruhe! Ich! Bin müde und ich! Bin kaputt!" Mit dem Zeigefinger betonte er jedes Wort und zeigte dann auf die Schlafzimmertür. "Ich geh da jetzt rein und will nicht gestört werden! Sag deiner Mutter einen lieben Gruß", er ging zu Bibiana und küsste sie auf die Stirn. "Und habt viel Spaß. Ohne mich." Er drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. "Und bitte schmeiß diesen furchtbaren Stern weg. Nimm's mir nicht übel, aber der ist echt hässlich!"

...

Miro schlief den Schlaf der Gerechten. Tief, fest, traumlos und es dämmerte bereits, als er erwachte. Er fühlte sich wie neu geboren, jedoch hielt dieses Gefühl nur einige Sekunden an. Noch bevor er den ersten klaren Gedanken fassen konnte, bohrte sich Schmerz durch seine Brust und wühlte in seinem Magen. War er am Morgen zu hart gewesen zu seiner Frau? Sie hat es immerhin nur gut gemeint.
Aber er war müde gewesen, Götter verdammt. Das muss sie doch verstehen! Dass er seine Ruhe brauchte nach diesen anstrengenden Nachtschichten. Und dann noch ihre Mutter? Die einem das Ohr abkauen würde, wenn sie es könnte?
Langsam schälte er sich aus seiner Steppdecke. Als seine nackten Füße die kalten Dielen berührten, überkam ihn ein eisiger Schauer. Es hatte den ganzen Tag über weiter geschneit, vom Bett aus sah er den Schnee auf dem äußeren Fensterbrett, hoch bis zur untersten Fensterkante. Rasch zog er sich seinen Morgenmantel über und ging in die Wohnstube, die einsam und verlassen im Dunkeln lag.
"Bibi?" Doch seine Frau antwortete ihm nicht. Auch als er den Kamin entflammte und die kalte Wohnung sich langsam mit Wärme füllte, war Bibiana nicht auffindbar. Da ihre Tasche fehlte und auch ihr Mantel nicht am Haken neben der Tür hing, ging Miro von einer spontanen Einkaufstour aus.
Das liebte er so an seiner Frau. Sie war eine Frohnatur und egal, wie mies er drauf war, sie schaffte es ihn zum Lachen zu bringen. Er dachte daran, wie sie am Morgen gelacht hatte, als sie ihn durch die Wohnung führte. An ihre braunen Haare, die locker um ihr schmales Gesicht fielen und es umrahmten wie ein Meisterwerk, an den rosafarbenen Stern, den er grob von der Spitze des Baumes gerissen hat.
Sein Blick fiel auf die Kommode, doch ihre Flächen waren leer. Er schaute in die Schubladen, in die Kisten und in den Schränken, doch der Stern war nicht auffindbar. Selbst in der Mülltonne vor dem Haus war er nicht.
Bibbernd vor Kälte schloss Miro die Wohnungstür und setzte sich vor den Kamin.
Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde Bibiana wieder zuhause sein. Wahrscheinlich hatte sie noch mehr Plunder zum Dekorieren gekauft und anstelle von einem Stern hatten sie dann zwei. Oder drei!
Er lachte leise, als er sich das Szenario vorstellte. Dann starrte er stumm in die Flammen und wartete.

...

Das Gedränge wurde immer schlimmer, je näher Miro dem Hier-gibts-alles Platz kam. Es war bereits später Abend und der Schneefall hatte noch immer nicht gestoppt.
Die Straßen waren angefüllt mit würzigen Düften, schweihnachtlicher Musik und den Gesängen diverser Kirchenchöre, doch er kämpfte sich zielstrebig voran. Er hatte Stunden damit verbracht, auf seine Frau zu warten. Als die Uhren der Stadt die sechste Abendstunde anschlugen, hatte er sich besorgt auf den Weg gemacht. Eine Stippvisite bei seiner Schwiegermutter hatte zumindest geklärt, dass Bibiana bei ihr gewesen war, nachdem er sich zu Bett begeben hatte. Sie hatten kurz geschwatzt und einen Tee getrunken. Nein, sie wüsste nicht, wohin ihre Tochter wollte, und ja, sie fand es schade, dass das gemeinsame Mahl abgesagt worden war. Aber sie käme gerne nächste Woche vorbei, vielen Dank.
Als er zurück auf die Straße trat, bemerkte er hektisch vorbei rennende Menschen. Sie hatten nur ein Ziel und schienen es sehr eilig zu haben.
"Was ist passiert?", fragte Miro einen vorbei huschenden Jungen.
"'n Unfall. Am Ha-Ge-Ah-Platz."
"Was ...?" Weiter kam er nicht, denn der Junge war bereits wieder mit der Menge verschmolzen.
'Ein Unfall!', ging es Miro durch den Kopf. 'Ein Unfall ... Bibiana ...' Die böse Vorahnung traf ihn wie ein Donnerblitz und er begann zu rennen.
Als er am Hier-gibts-alles-Platz ankam, brannte ihm die Lunge. Es war das reinste Chaos: Marktgetümmel gepaart mit Taschendieben und Schaulustigen, doch er wühlte sich durch die Massen, bis er schließlich mit eigenen Augen sehen konnte, was schwer in der Luft lag.
Zwei Karren, eine Kutsche und mehrere Fußgänger hatten sich auf der Kreuzung getroffen. Alle zur selben Zeit und der ein oder andere mit zu hoher Geschwindigkeit auf zu glattem Boden. Die Stadtwache war bereits vor Ort und hatte den Bereich großzügig abgesperrt. Es wurden große schwarze Säcke auf Karren gehievt.
'Und das letzte, was ich zu ihr sagte war, schmeiß' den rosa Stern weg!', murmelte Miro leise vor sich hin, als er sich zu einer groß gewachsenen, dunkelhaarigen Wächterin durchkämpfte. 'Nicht -Ich liebe dich- sondern -schmeiß den scheiß weg-. Wenn das das letzte sein sollte, was ich je zu ihr sagen würde, dann ...'
"Wär das ganz schöner Müll."
Er blickte in das blasse Gesicht der Wächterin. "Bitte was?" Eine alte Frau rempelte ihn an, als sie vorbei drängte.
"Ich sagte", wiederholte Breda betont langsam, "das wäre ganz schöner Müll. So als letzte Worte", erklärte sie dem jungen Mann. "Etwas heroisches wäre da schon schmeichelnder."
"Äh", machte Miro. Sein Gegenüber schaute ihn still, aber erwartend an.
"Was kann ich für dich tun?", fragte sie dann.
"Der Unfall. Was ist ... wer? Ich suche meine Frau", sagte er schließlich und starrte auf den Karren, der sich rumpelnd mit einem alten Esel voran in Bewegung setzte. Der schwarze Sack darauf lag schlaff auf der Tragfläche. Miro erkannte die Silhouette eines Menschen.
"Ist sie ...?"
Die Wächterin drehte sich um, seinem Blick folgend. "Du meinst die da?" Ihr Nicken deutete auf den Karren. "Armes Ding. Jung, hübsch, und jetzt leider nur noch Matsch. Niemals - niemals! - mit einer voll beladenen Expresskutsche aus Sto Helit den Weg kreuzen. Zumindest nicht bei diesem Wetter!"
Der junge Mann folgte dem mahnenden Zeigefinger vor seinem Gesicht und sah dann erneut zu dem Karren, der sich durch die gaffende Menge bahnte. Er merkte, wie seine Kopfschmerzen zurück kamen. Ein leichtes Pochen in den Schläfen.
"Das kann nicht sein ..."
"Doch, ist aber so. Das Wetter meine ich!", fügte sie augenrollend hinzu. "Wie sieht deine Frau denn aus, dann kann ich dir sagen, ob du eine Pulle Sprudelbrause aufmachen kannst oder ob du sie teilen musst."
Miro beschrieb Bibiana mit allen Facetten ihres lieblichen Seins. Jedes kleinste Detail ihres Gesichtes beschrieb er: den braunen Fleck neben ihrer Pupille im rechten Auge, den schiefen Eckzahn, der den ansonsten makellosen Zähnen einen Hauch von Normalität gab, den Stummelfinger an ihrer linken Hand; ein Unfall aus Kinderzeiten. Sogar die unterschiedlichen Brauntöne konnte er beschreiben, zu denen ihr Haar im Wind flatterte, wenn seine Frau es nicht zum Zopf gebunden trug und so ihr Gesicht umrahmte. Miro dachte an das Gespräch am Morgen und fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten.
Breda hatte anfangs nicht vorgehabt, dem Typen auch nur die kleinste Auskunft zugeben. Aber es beeindruckte sie, wie sehr ein Mensch einen anderen Menschen kennen konnte. Sie musste ihn stoppen, damit er endlich Ruhe gab. Sie ließ ihn stehen und ging zum Karren hinüber, der an der gaffenden Menge gescheitert war. Ein kurzer Blick in den Sack, ein geschickter Griff, eine Sache von wenigen Minuten.
Für Miro erschienen sie endlos.
"Alles noch dran", sagte Breda und hielt beide Hände mit gespreizten Händen in die Höhe. "Wenn sie wollte, könnte sie an denen", die Finger wackelten, "noch bis zehn zählen. Aber blonden Frauen wird ja unterstellt, sie könnten nicht zählen."
"Blond?"
"Jap. Wie Stroh. Und wohl auch so intelligent. Immerhin wollte sie einen Zweikampf mit einer Kutsche aufnehmen."
"Blond! Meine Frau ist nicht blond!" Er konnte sein Glück kaum fassen. Wie hätte er auch nur denken können, dass seine Bibi ...?
"Und jetzt geh nach Hause, Mann. Wahrscheinlich wartet sie dort schon auf dich."
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Aufgeregt wie ein Schuljunge am ersten Tag stürmte Miro durch die sich langsam auflösende Menge davon.
'Menschen gibt es!', dachte sich Breda. Dann begann sie, die Reste der Kutsche zusammen zu räumen.

...

Als Miro schnaufend beim grünen Türrahmen ankam, der das Zuhause ankündigte, wanderte sein Blick hinauf zum Fenster im zweiten Stock. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er das dunkle Loch anstarrte. Dunkel. Kein Licht. Bibiana war also nicht zuhause.
In die Angst mischte sich auch Wut und seine Hände krampften sich zu Fäusten. Er musste erst nachsehen. Sicherstellen, dass die Wohnung wirklich leer war. So, wie er sie verlassen hatte. Langsam stieg er die Stufen hinauf. Das Holz knarrte mürrisch unter seinen Sohlen und die Dunkelheit im Treppenhaus schien ihn zu verschlingen. Er spürte die Schwere des Schlüsselbundes in seiner Hosentasche, eine Schneeflocke schmolz in seinem Haar und rann ihm den Nacken entlang. Es dauerte eine Weile, ehe er den Schlüssel ins Schloss gefummelt hatte, doch das Türschloss knackte und die Tür sprang auf. Langsam trat er ein.
"Bibiana?" Seine Stimme war nur ein Flüstern, so groß war seine Angst, dass er keine Antwort erhalten würde. Aus dem Schlafzimmer kam ein Geräusch. "Bibi?"
Auf halben Weg zum Schlafzimmer blieb er stehen, als er seine Frau dort stehen sah. Sie trug bereits ihr langes Nachthemd und schien sich schlaflos im Bett gewühlt zu haben. Ihr braunes Haar war verwuschelt und eine braune Steppdecke war um ihre Schultern gewickelt.
"Schatz? Wo warst du!", fragte sie und kam auf ihn zu.
Doch Miro machen konnte sie nur wie versteinert anschauen. Sie war nie schöner gewesen!
"Schatz, sag doch bitte was! Du ... "
Er nahm sie in den Arm und drückte ihren Körper an sich. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und atmete ihren Duft so tief ein, dass sein Herz schmerzte. "Ich hatte so ein schlechtes Gewissen wegen heute morgen. Und dann warst du fort und ich wusste nicht, wo du bist. Und ich konnte nicht einmal mehr sagen, wie sehr ich dich liebe."
Als er sie wieder ansah, konnte er die Tränen nicht zurück halten. "Wo warst du?"
Sie löste sich von ihm und wandte sich ab. Als sie dann sprach, klang ihre Stimme ruhig.
"Heute morgen, da hatte ich Angst vor dir. Dein Verhalten. So kenne ich dich nicht!" Sie nahm ihre Handtasche und holte den rosa Stern hervor. "Ich wollte dir und Mutter etwas Wichtiges erzählen, deswegen habe ich alles geschmückt und sie eingeladen. Dein Verhalten ..." Sie wandte den Kopf ab.
"Es tut mir Leid", brachte Miro mühsam hervor. Er fühlte sich elend.
"Ich weiß. Und ich wollte nicht, dass du dich sorgst, verzeih. Aber ich musste mir noch einmal Gewissheit verschaffen." Als sie ihn dieses Mal anschaute, lächelte sie. In ihren Augen glitzerte es.
"Ich war beim Mütterchen Erna."
"Du meinst die Hexe Ernalta?"
"Nenn sie, wie du willst, Miro. Sie ist eine weise Frau."
"Was wolltest du bei ihr?"
Ihre nackten Füße tapsten über den dunklen Boden und als sie ihren Mann erreichte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. "Ich bin schwanger."
Sein Kiefer fiel herab.
"Das wollte ich dir beim Essen erzählen. Mutter gab mir vor einigen Wochen den Hinweis, mal bei Mütterchen Erna vorbeizuschauen. Sie kennt sich damit aus, weißt du? Deswegen wollte ich, dass sie dabei ist. Es hätte sie gefreut."
"Du ... bist schwanger?", wiederholte Miro.
Jetzt lachte Bibiana laut auf. "Ja, du taube Nuss. Ich würd's nicht sagen, wenn es nicht so wäre. Das Mütterchen meinte, ich wäre bereits im dritten Monat."
"Du bist schwanger!" Miro konnte sein Glück kaum fassen.
Ein Tag, der so furchtbar anfing, immer schlimmer wurde und am Ende doch noch gut ausging, so etwas gab es doch nur im Märchen.
Er nahm seine Frau erneut in die Arme und weinte.
Nur diesmal vor Freude.

Und die Moral von der Geschichte?
Egal was war, ist und sein wird: geht niemals mit euren Lieben auseinander ohne zu sagen, was ihr für einander empfindet.
Egal ob morgens zur Arbeit oder abends ins Bett. Es sollte nichts geben, was Ihr eines Tages bereuen könntet.
Lasst es heroisch sein!



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