Vergiss mein nicht

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von Hauptgefreite Olga-Maria Inös (SUSI)
Online seit 05. 06. 2010
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Die Zeit heilt alle Wunden, in die sie Salz streut - Wichtelsingle

Dafür vergebene Note: 12

"Aua", sagte er. Sein Kopf schmerzte fürchterlich.
Er versuchte, zu blinzeln, bereute das aber sofort, als das helle Sonnenlicht ihm in die Augen stach und seinen Kopf förmlich explodieren ließ. Er hielt die Augen geschlossen und mühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen.
Draußen schien die Sonne, das bedeutete, es war Tag. Er war... ja, wo war er denn überhaupt? Zumindest gab es hier einen sehr harten, unbequemen Holzboden.
'Warum liege ich auf dem Boden?', fragte er sich. Er drehte den Kopf zur Seite und öffnete vorsichtig ein Auge. Nach einigen Momenten konnte er etwas sehen, aber erkennen konnte er es nicht. Offenbar lag er neben einem seltsamen Gebilde aus Metall, Holz und Papier. 'Wo bin ich denn bloß?'
Er öffnete auch das andere Auge und richtete sich sehr vorsichtig auf. In seinem Kopf dröhnte und wummerte es als hätte er einen lebendig gewordenen Werkzeugkasten im Kopf. Gleich darauf fragte er sich, wie er nur auf diesen absonderlichen Vergleich kam.
Er sah sich in dem Raum um. Neben ihm stand eine große Maschine, deren Zweck er nicht begriff. Auf den Regalen, den Schränken und dem Fußboden lagen Metallplatten in verschiedenen Größen, kleine Metallwürfel und jede Menge Papier. Er wollte sich das gern näher ansehen, doch sein Kopf schmerzte unerträglich.
"Ich brauche was gegen Kopfschmerzen", murmelte er. Er stutzte. Seine Stimme erschien ihm so ungewohnt. Wie kam das? Es war doch seine Stimme, die Stimme von...von... Die plötzliche Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag. Er wusste nicht mehr, wer er war!
Panik ergriff Besitz von ihm, vor seinen Augen flimmerte es, seine Hände zitterten... Da bemerkte er einen Zettel in seiner Hand. Ob das ein Hinweis auf seine Identität war?
Hastig friemelte er den zerknüllten Fetzen auseinander. In etwas krakeligen Buchstaben stand dort ein einziges Wort.
Oskar

Ob das sein Name war? Versuchsweise sprach er ihn laut aus. Es fühlte sich richtig an. Das musste sein Name sein. Er hieß also Oskar. Jetzt musste er nur noch alles andere herausfinden.
Er steckte den Zettel in eine Tasche an seiner Weste. Dabei fiel ihm auf, dass er ziemlich viele Taschen hatte, die allerlei Zeug enthielten. Ob ihm davon etwas auf der Suche nach sich selbst helfen konnte?
Er räumte alle Taschen aus und betrachtete die Dinge nacheinander.
Das waren Dietriche, das erkannte er sofort und er wusste auch, wie sie funktionierten. Aber wo er das gelernt hatte, daran erinnerte er sich nicht mehr. Außerdem besaß er noch einige Münzen und jede Menge Metall. Da waren jede Menge Schrauben, Nägel und Muttern.
"Sechskant, mit Flansch, Teilgewinde, Hammerkopf-Halfenschraube, Hutmuttern, Kronenmuttern, Gewindestifte", murmelte er vor sich hin. "Aber was ist das?"
Er besah sich das kleine Metallding näher. "Sieht aus wie ein Nagel ohne Kopf."
Nachdem er auch die anderen Sachen genau untersucht hatte, ohne sich an etwas Bedeutsames zu erinnern, packte er die Sachen wieder ein. Offenbar war er ein Zwerg, der sich gut mit Metall auskannte.
"Ich bin ein Zwerg!", rief er. Er hatte sich an etwas erinnert. Im selben Moment wunderte er sich, warum ihm das nicht schon vorher aufgefallen war, es war doch offensichtlich.
Nun wusste er also, dass er ein Zwerg namens Oskar war, den Rest würde er auch noch herausfinden. Am besten war es wohl, wenn er damit weitermachte, herauszufinden, wo er überhaupt war.
Oskar stand auf und sah sich die große Maschine aus der Nähe an. Er stellte fest, dass es sich um eine Druckerpresse handelte. Das erklärte auch die Metallplatten und die unzähligen Papierstapel. Der Zwerg besah sich die bedruckten Blätter näher, doch mit den Texten konnte er nichts anfangen. Es schien sich alles um die Stadtwache von Ankh-Morpork zu drehen.
Ankh-Morpork, das klang vertraut. Oskar war sicher, dass er dort wohnte. Ob er gar Stadtwächter war?
"Zwerg Oskar, der Stadtwächter!", sagte er probehalber. Nein, das klang nun wirklich zu albern, um wahr zu sein. Nichtsdestotrotz befand er sich allem Anschein nach im Wachhaus, aber wenn er kein Wächter war, was dann?
"Ich bin doch nicht etwa... ein Verbrecher?!" Das würde die Dietriche erklären, die er bei sich trug. Aber er fühlte sich doch überhaupt nicht wie ein Verbrecher. Allerdings musste er zugeben, dass er sich an nichts erinnerte und die Anzeichen durchaus dafür sprachen.
Nun, was immer er getan haben mochte, er konnte sich nicht erinnern, aber wenn er sich freiwillig ergab, dann kam er vielleicht noch mal davon.
Mit einem mulmigen Gefühl ging er zur Tür hinüber. Was würde passieren, wenn er hindurch ging? Würden die Wächter schon auf ihn warten, um ihn gleich festzunehmen? Er atmete tief durch, öffnete und sah... niemanden. Vor ihm war nur ein leerer Gang mit weiteren Türen, von Wächtern oder anderen Personen war nichts zu sehen.
Vorsichtig machte Oskar einen Schritt aus dem Raum hinaus. Er lauschte, doch es war erstaunlich still. War denn überhaupt jemand hier? Vorsichtig bewegte er sich nach rechts den Gang entlang und schielte um die Ecke. Dort vorn waren Treppen. Oskar wartete einen Moment und ging dann darauf zu.
Er hatte sie fast erreicht, da öffnete sich plötzlich mit Schwung die Tür zu seiner linken und eine junge Frau trat hinaus. Oskar stieß beinah mit ihr zusammen. Sie trug eine Uniform, also war sie eine Wächterin. Was würde sie jetzt mit ihm machen, wenn sie ihn als Verbrecher erkannte?
"Oh, hallo. Ich hab dich gar nicht gesehen, entschuldige", sagte sie und trat einen Schritt zurück, um ihn vorbei zu lassen. Der Zwerg war höchst erstaunt. Damit hatte er nun nicht gerechnet.
"Äh...", sagte er. "Ich wollte... äh..."
"Was wolltest du?", erkundigte sich die junge Wächterin und rückte ihre Brille zurecht.
"Ich wollte, äh, mich stellen. Weil ich ein gefährlicher... äh... Verbrecher bin. Jawohl!"
Jetzt gab es kein Zurück mehr, jetzt hatte er gestanden. Gleich würde sie ihn festnehmen.
"Ist das wieder eine deiner Geschichten? Darauf kann ich verzichten, die letzte hat mir gereicht."[1]
"Äh... kennen wir uns?", fragte Oskar etwas verdutzt.
Die Wächterin starrte ihn an. "Soll das ein Scherz sein? Natürlich kennen wir uns. Ich bin Olga-Maria Inös, weißt du noch? Du hast mich letztens in eine sehr peinliche Situation gebracht, Braggasch. Da sollte ja wohl klar sein, dass ich so schnell keine deiner Geschichten mehr hören will, oder?"
"Braggasch? Wer ist denn Braggasch?"
"Sag mal, geht es dir gut? Du bist Braggasch."
Der Zwerg schüttelte den Kopf: "Nein, das... äh... stimmt nicht. Ich bin Oskar."
"Nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass du Korporal Braggasch Goldwart bist", sagte Olga-Maria.
Der Zwerg blinzelte. "Ich bin ein Wächter?"
"Also bis gestern warst du es noch, ja."
"Aber, äh... ich dachte...äh... der Zettel... und die äh Schlüssel... äh... "
Die Tatortwächterin musterte ihn mit leichter Besorgnis.
"Ist alles in Ordnung mit dir?"
Der Zwerg schüttelte den Kopf. Also hieß er doch nicht Oskar. Und ein Verbrecher war er auch nicht. Stattdessen war er ein Wächter namens Braggasch Goldwart. Behauptete zumindest diese Frau. Und sie schien davon auch wirklich sehr überzeugt. Wahrscheinlich hatte er sich geirrt und sie hatte Recht. Aber Braggasch Goldwart? Dieser Name kam ihm nicht im Mindesten bekannt vor.
"Heiße ich wirklich... Braggasch?"
Olga-Maria nickte.
"Und ich bin... äh... Korporal?"
Sie nickte noch mal.
"Und du bist dir, äh, ganz sicher?"
"Ja, das bin ich", bestätigte sie. "Du scheinst dir allerdings nicht sehr sicher zu sein. Was ist denn passiert?"
Er sah Olga-Maria hilflos an. "Ich... äh... ich weiß es nicht. Ich hab, äh, alles vergessen."
Olga machte große Augen. "Alles? So richtig... alles? Du weiß gar nichts mehr?"
Er nickte verzweifelt. "Bis, äh, eben wusste ich ja, äh, nicht einmal, dass, äh, ich Braggasch heiße."
"Dann brauchst du dringend Hilfe", sagte die Tatortwächterin. Sie schloss die Tür des Raumes ab, aus dem die gekommen war und ging zur Treppe hinüber. "Komm mit."
Der Zwerg folgte ihr.
Sie liefen bis hinunter in den Keller. Er sah sich alle Wächter, denen sie begegneten genau an, aber bei keinem stellte sich irgendein ein Gefühl des Wiedererkennens ein. Wenn sie ihn anlächelten oder ihm zunickten, grüßte er zurück ohne zu wissen, mit wem er es zu tun hatte. Das alles gefiel ihm gar nicht.
"Wo gehen, äh, wir denn hin?", fragte er seine Begleiterin.
"Ich bring dich zu Chief-Korporal Rogi Feinstich", antwortete sie.
"Aha", machte der Zwerg. Der Name kam ihm nicht bekannt vor.
"Hoffentlich ist sie überhaupt da...", murmelte Olga-Maria, als sie an den Zellentüren vorbei ging. Schließlich hielt sie an und klopfte gegen eine Tür.
"Hallo? Wer ift da?", ertönte es von innen.
"Hauptgefreite Inös, Mä'äm. Ich bin mit Korporal Goldwart hier, dürfen wir reinkommen?"
"Ja, ficher, nur fu."
Die Hauptgefreite öffnete die Tür, die dabei ein fürchterlich schauriges Quietschen von sich gab. Olga-Maria trat ein und der Zwerg folgte ihr zögernd.
Dieser Raum sah sehr seltsam aus. Die Möbel waren staubbedeckt und machten einen sehr antiken, geradezu traditionellen Eindruck. Und die Bewohnerin erst! Sie stand in einer Ecke und schloss gerade eine riesige Truhe. Dann erhob sie sich und als sie sich umdrehte, konnte er ihr merkwürdiges Gesicht sehen. Die Nähte und der durchdringende Blick aus zwei verschiedenfarbigen Augen... also ein Mensch war sie wohl nicht. Aber was dann? Möglicherweise ein Zombie?
"Waf gibt ef denn?", fragte sie nun und sah ihre Besucher erwartungsvoll an.
Olga-Maria salutierte kurz, rückte ihre Brille zurecht und warf einen Blick auf den Zwerg neben ihr.
"Also, es ist so... ich fürchte, der Korporal Goldwart hat sein Gedächtnis verloren."
Rogi zog eine Augenbraue nach oben.
"Ich traf ihn im dritten Stock vor der Asservatenkammer. Er erkannte mich nicht und behauptete, sein Name sei Oskar. Er wollte mir gar nicht glauben, dass er tatsächlich Braggasch Goldwart heißt und da dachte ich, ich bringe ihn besser zu Ihnen, Mä'äm", berichtete Olga-Maria.
Rogi nickte bedächtig.
"Komm mal her", sagte sie zu dem Zwerg. Dieser näherte sich gehorsam.
Während Rogi den Kopf des Zwerges auf Verletzungen untersuchte, klopfte es erneut an der Tür.
"Ja, bitte?", sagte der Chief-Korporal. Die Tür öffnete sich quietschend und ein Rekrut streckte den Kopf hindurch und salutierte.
"Verzeihung, Mä'äm, ich komme vom Wachetresen. Dort steht Korporal Holm und sucht die Gefreite Inös. Ich sah sie vorhin hier runter gehen..."
"Da fteht fie doch, Rekrut Fluff", sagte Rogi und deutete auf Olga-Maria.
Diese seufzte und murmelte: "Ich bin Hauptgefreite, das könnte er sich ruhig mal merken."
Etwas lauter fügte sie hinzu: "Ich nehme an, es geht um den Schlüssel zur Asservatenkammer?"
Der Rekrut nickte und ging mit Olga-Maria hinaus.
Rogi wandte sich wieder dem Zwerg zu.
"Alfo, Kopfverletfungen haft du nicht. Für deinen Erinnerungfverluft muff es alfo andere Gründe geben. Waf ift daf letfte, an daf du dich erinnerft?"
"Äh... wie du meinen Kopf untersucht hast", antwortete er.
Rogi seufzte. "Gut, ich ftelle die Frage anderf. Woran erinnerft du dich überhaupt?"
"Äh...", machte der Zwerg.
"Daf haft du alfo nicht vergeffen. Und weiter?"
Der Zwerg berichtete sehr genau, wie er in dem Raum aufgewacht und dann von Olga-Maria hergebracht worden war.
"Und von dem, waf davor paffiert ift, weift du abfolut nichtf mehr?", fragte Rogi.
Er schüttelte den Kopf.
"Nun, bevor wir herauffinden können, warum du allef vergeffen haft, follten wir dafür forgen, daff du dich erinnerft. Offenbar weift du noch, waf du fo gelernt haft, aber allef Wiffen über Perfonen und deine Vergangenheit ift verfwunden. Um ef wiederfufinden, brauchft du die Hilfe deiner Freunde", erklärte Rogi.
Es klopfte schon wieder und Olga-Maria betrat erneut den Raum.
"Habt ihr schon irgendetwas rausgefunden?", fragte sie.
Die beiden Angesprochenen schüttelten die Köpfe.
"Braggaf, gib doch der Hauptgefreiten mal den Fettel, den du in der Hand hatteft, alf du aufgewacht bift."
Der Zwerg holte den Zettel aus einer seiner Westentaschen und übergab ihn der Tatortwächterin.
"Und wenn du Feit haft, fau dich doch mal im Rohrpoftraum um, da ift er aufgewacht, möglicherweife find dort Hinweife, die unf fagen, warum er fich nicht erinnern kann."
Olga-Maria packte den Zettel in ein Beweismitteltütchen.
"Ich werd mich dort umsehen, sobald ich Zeit hab, aber jetzt muss ich erstmal los, es warten zwei Einbrüche auf mich", sagte sie, verabschiedete sich und verschwand.
Rogi musterte den Zwerg.
"Mir fallen verfiedene Möglichkeiten ein, die dir dein Gedächtnif furückbringen könnten. Am beften probieren wir alle mal auf. Fuerft gehen wir in dein Büro, vielleicht erkennft du dort etwaf wieder."
Sie gingen wieder hinauf in den zweiten Stock.
"Haft du eine Ahnung, wo dein Büro fein könnte?", fragte Rogi.
Der Zwerg sah sich um. Die Türen sahen alle gleich aus. Er hatte keine Ahnung, welche zu seinem Büro führen könnte, also schüttelte er den Kopf.
"Naja, hätte ja klappen können", murmelte Rogi. "Hier geht ef lang."
Sie blieben vor dem Raum 212 stehen. Der Zwerg drückte gegen die Tür. Sie ließ sich nur einen Spalt öffnen. Er lehnte sich mit aller Kraft dagegen und schob die Tür, die durch allerlei Zeug blockiert wurde, mühsam und sehr langsam auf.
"Das ist mein Büro? Das sieht aus wie eine Abstellkammer", sagte er.
"Fumindeft erinnerft du dich noch, waf eine Abftellkammer ift", entgegnete Rogi nur. "Kommt dir fonft noch etwaf bekannt vor?"
Der Zwerg watete zum Schreibtisch hinüber und blätterte in den Bauzeichnungen herum. Das sah alles sehr interessant aus.
"Hab ich das... äh... alles entworfen? Das hier ist ein Doppelbartschloss mit drehbarem, äh, Kern und drei statt nur zwei Hebeln...äh, und das hier sieht aus wie ein Flaschenzug..."
"Vielleicht hilft dir daf ja, dich an etwaf fu erinnern. Ich fau mal, ob ich deine Freunde finde, die follen dir etwaf über deine Vergangenheit erfählen." Rogi hatte den Eindruck, dass er ihr nicht wirklich zugehört hatte. Sie machte sich auf die Suche nach Sebulon Samaxsohn, Jargon Schneidgut und Menélaos Schmelz, denn sie wusste, dass der Zwerg mit diesen dreien die meiste Zeit verbrachte.
Besagter Zwerg wühlte sich indessen durch alle seine Bauzeichnungen. Da waren sehr spannende Sachen dabei, aber einiges ließ sich durchaus noch verbessern. Aber Erinnerungen brachte das Papier ihm nicht zurück. Er ließ seinen Blick durch den kleinen Raum schweifen, bis er an einer Truhe in der Ecke hängen blieb. Darauf lagen ein Mantel und ein Dolch.
Der Dolch löste in ihm ein ganz seltsames Gefühl aus. Er war sicher, dass er diese Waffe kannte. Er bahnte sich seinen Weg durch den Raum und nahm den Dolch in die Hand.
Und er erinnerte sich.
Sein Vater hatte ihm diesen Dolch zu seinem Y'ard geschenkt, seiner Zwergwerdung, die er mehr schlecht als recht geschafft hatte. Braggasch sah alle Einzelheiten vor sich, die mitleidigen Blicke ebenso wie die herablassenden und im gleichen Moment kam auch die Erinnerung an seine gesamte Kindheit zurück. Er wurde überschwemmt von Bildern, seine Eltern Burkhard und Gladdis, seine Geschwister Grabbasch, Graggasch und Brabbasch und ihre ständigen Sticheleien, das Bilderbuch, die Taschenuhr, die er damals auf den Boden geschmettert hatte, der fürchterliche Streit mit Grabbasch und seinen Eltern, sie hatten ihn förmlich hinausgeworfen und dann war er... er war... wohin war er gegangen?[2]
Die Flut an Bildern versiegte jäh.
Braggasch schüttelte den Kopf. Wie konnte er das alles nur vergessen haben? Sein Dasein als Sonderling und Außenseiter, seine Vorliebe für Mechanik und Maschinen, das waren doch wichtige Dinge, die ihn ausmachten. Jetzt erinnerte er sich wieder daran, jetzt war er wieder jemand. Doch das war sicher noch nicht seine ganze Vergangenheit, denn wie er vom Hinteren Kupferkopf hierher in die Stadtwache von Ankh-Morpork gelangt war und wie er es geschafft hatte, ein Korporal zu werden, das war ihm nach wie vor schleierhaft.
Er musste sich irgendwie erinnern. Diese erste Erinnerungswelle hatte der Dolch ausgelöst, vielleicht half es also, wenn er weitere persönliche Gegenstände berührte. Aber wie sollte er ohne Erinnerung herausfinden, welche der unzähligen Dinge in diesem Raum mit persönlichen Erinnerungen verknüpft waren?
Nun, ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als sie einfach alle zu berühren.
Währenddessen hatte Rogi sich zum Aufenthaltsraum der SEALS begeben und dort tatsächlich Menélaos und Jargon gefunden.
Der Rechtsexperte blätterte gerade in einem Gesetzbuch und machte sich Notizen, während der Szenekenner sich eine Fallakte durchlas. Oder zumindest tat er so, er starrte schon seit Minuten nachdenklich denselben Satz an und war in Gedanken ganz woanders.
Rogi ging zu den beiden hinüber.
"Hallo. Ihr feid doch gut mit Braggaf Goldwart befreundet, ftimm daf?"
Jargon zuckte leicht zusammen. Menélaos übernahm das Gespräch: "Ja, das ist wahr, Mä'äm, warum? Was ist denn mit Braggasch?"
"Er hat fein Gedächtnif verloren."
"Oh... wo denn?", fragte Menélaos verdutzt.
"Daf weif er nicht, er hat ja allef vergeffen. Ihr kennt ihn doch fehr gut, ef könnte ihm helfen, wenn ihr ihm etwaf auf feiner Vergangenheit erfählt", erklärte Rogi.
Menélaos schüttelte besorgt den Kopf. "Wie hat er das bloß geschafft? Wo ist er denn jetzt?"
"Ich hab ihn in feinem Büro gelaffen, ich dachte, vielleicht erinnert er fich an etwaf, wenn er dort ift. Ich hab noch fu tun, defhalb kann ich euch nicht mehr helfen, aber ich werde fpäter noch mal nach euch fehen, in Ordnung?", fragte Rogi.
Die beiden Wächter nickten.
"Mä'äm?", fragte Jargon. "Falls Sie zur Kröselstraße gehen, könnten Sie dann Sebulon auch Bescheid sagen? Niemand kennt Braggasch so gut wie er."
Rogi nickte: "Daf hatte ich fowiefo vor."
Dann verabschiedete sie sich und ließ die beiden zurück.
Sie sahen sich an.
"Wir sollten besser sofort nach ihm sehen, was?", meinte Menélaos.
"Ja, das sollten wir wohl", antwortete Jargon und klappte das Buch zu.
Sie gingen zu Braggaschs Büro hinauf und klopften. Es kam keine Antwort. Ein leichter Zitronenduft lag in der Luft als Menélaos die Tür öffnete. Die beiden Wächter warfen einen Blick in das Zimmer.
"Braggasch?", fragte Menélaos.
Der Zwerg saß auf dem Boden und nahm wahllos Dinge in die Hand, nur um sie gleich wieder fallen zu lassen und etwas anderes zu greifen.
"Was... tust du denn da?", erkundigte sich Jargon vorsichtig.
"Ich...äh... versuche mich zu, äh, erinnern", murmelte Braggasch.
"Wir könnten dir vielleicht dabei helfen", sagte Menélaos. Er bewegte sich vorsichtig zwischen den am Boden liegenden Dingen hindurch.
Jargon folgte ihm nicht weniger vorsichtig.
Der Zwerg sah die beiden an. "Kennen, äh, wir uns denn?"
"Du hast wirklich alles vergessen, was?", fragte Menélaos.
"Äh... nein. Nicht alles, ich, äh, hab mich erinnert, grade eben. Ich weiß wieder, wo ich herkomme. Und dass ich ein miserabler... äh.... Zwerg bin." Braggasch sah bekümmert aus.
Menélaos hockte sich zu seinem Freund hinunter und lächelte ihn aufmunternd an.
"Keine Sorge, das wird schon wieder mit der Erinnerung. Und wenn du auch nicht der beste Zwerg bist, du bist wirklich ein guter Wächter! Und wir helfen dir, damit du dich wieder daran erinnerst."
"Wie sollen wir das denn anstellen?" warf nun Jargon ein. "Ob es reicht, wenn wir einfach alles erzählen, was wir über dich wissen?"
"Wir versuchen es einfach. Also, du bist Braggasch Goldwart, das weißt du ja schon. Du bist Wächter und hast es schon bis zum Korporal geschafft und du bist bei FROG und deine Spezialisierung ist Späher... wir waren mit dir in der GRUND-Ausbildung...hm... was noch... erinnerst du dich schon an was?"
Braggasch schüttelte den Kopf. Menélaos' Wortschwall hatte ihn etwas überschwemmt, doch eine Erinnerungswelle hatte er nicht ausgelöst.
"Vorhin hab...äh... ich den Dolch berührt und mich erinnert. Vielleicht muss, äh, ich ja... ähm... euch berühren, um mich an euch zu erinnern?", schlug er zögerlich vor.
"Probier's aus", meinte Menélaos. Braggasch streckte vorsichtig die Hand aus und piekste ihn in den Arm. Nichts passierte.
Menélaos sah ihn gespannt an, doch der Zwerg schüttelte den Kopf.
"Hm, schade. Dann müssen wir was anderes versuchen."
"Ich hab mal gelesen, dass sich Gerüche und Geräusche gut in das Gedächtnis einprägen", meldete sich Jargon zu Wort.
"Und was ist ein Geruch, der typisch für Braggasch ist? Schmieröl oder was?"
Jargon zuckte die Schultern. "Nunja... und wenn es ein Geruch ist, der typisch für dich ist? Vielleicht fällt ihm dann wieder ein, wer du bist?"
Menélaos wurde etwas unwohl bei dem Gedanken, was denn ein typischer Geruch für ihn sein könnte. Doch dann fiel ihm etwas ein.
"Wie wäre es, wenn ich ihm irgendwas backe? Vielleicht hilft die Kombination aus Geruch und Geschmack seinem Gedächtnis auf die Sprünge?"
Jargon nickte: "Das könnte wirklich funktionieren. Hast du nicht sogar heute früh erst Kekse mitgebracht?"
Menélaos nickte. "Ich geh sie holen!"
Während er fort war, überlegte Jargon, wie man Braggasch noch helfen könnte, falls dieser Versuch auch fehlschlug. Der Zwerg fuhr indessen damit fort, alle möglichen Gegenstände zu berühren. Was sollte er sonst tun?
Währenddessen hatte Olga-Maria ihre beiden Tatorte ausreichend gesichert und besichtigt und war ins Wachhaus zurück gekehrt. Nachdem sie das gesicherte Beweismaterial abgegeben und die nötigen Berichte weitergeleitet hatte, ging sie mit ihrer Ausrüstung hinauf in den Raum 310.
"Dann wollen wir doch mal sehen, ob sich Braggaschs Gedächtnis hier wieder finden lässt", murmelte sie, zog ihre Handschuhe über und öffnete die Tür.
Sie durchsuchte den Raum sehr gründlich, doch in dem Chaos waren nicht viele hilfreiche Spuren zu finden. Fingerabdrücke gab es jede Menge, die meisten stammten vermutlich von Braggasch selbst. Da brauchte sie also gar nicht erst zu sichern. Auch sonst gab es in dem Chaos von Papier und Metall wenig Spuren, die irgendwie Aufschluss über den Verbleib von Braggaschs Erinnerungen gaben.
"Und die Erinnerungen selbst werden wohl auch nicht hier auf dem Boden herumliegen", seufzte die Tatortwächterin. Da fiel ihr Blick auf ein kleines Fläschchen neben der Druckerpresse, das hier irgendwie nicht hinzugehören schien. Sie hob es auf und roch vorsichtig daran. Einige Tropfen roter Flüssigkeit befanden sich auf dem Boden des Fläschchens. Ein Etikett hatte es nicht. Olga packte es vorsichtig ein. Damit wäre ihre Aufgabe hier wohl erledigt, ohne dass sie viel gefunden hatte. Doch dann fiel ihr ein, dass sie ja noch eine Spur besaß, den Zettel, denn Braggasch ihr ausgehändigt hatte!
Sie zog ihn aus ihrer Tasche und untersuchte ihn gründlich.
Braggasch war inzwischen dazu übergegangen, die kleinen Tresore an der Wand näher zu untersuchen. Jargon sah ihm dabei interessiert über die Schulter.
"Weiß du noch, wie man ein Schloss knackt?", fragte er. "Das kannst du ziemlich gut. Also, du konntest es, als du noch wusstest, wer du warst, mein ich..."
Braggasch nickte. Seine Hand wanderte zu seinen Taschen und zog die Dietriche hervor.
Wie im Schlaf wählte er einen langen, schmalen Metallstift aus und schob ihn in ein Schlüsselloch. Er drehte links herum, dann rechts, er zog den Stift heraus und bog ihn zurecht. Neuer Versuch, nein, das war es noch nicht. Er bog und knickte den Stift etwas anders und nun klackte etwas im Schloss. Er hatte einen Widerstand aufgehebelt, aber da wartete noch ein zweiter, ein sehr gemeiner, aber wenn er erst drückte und dann drehte und dann zog, dann... es klackte hörbar laut und das Geräusch des geknackten Schlosses brachte Braggasch die zweite Erinnerungswelle.
Sein Vater hatte ihn zu Meister Brack gebracht. Bei dem Tresorbauer hatte er seine Ausbildung gemacht und unter anderem den Umgang mit Schlössern gelernt... wie man sie baute und wie man sie öffnete. Und dann, als er besser geworden war als sein Meister, da hatte er dessen angeblich supersicheres Tresorschloss geknackt. Meister Brack war fürchterlich böse geworden und hatte ihn hinausgeworfen. Und als seine Eltern es nicht mehr ausgehalten hatten, war er nach Ankh-Morpork gegangen und zur Stadtwache und... dann.... Ja, dann hörte die Erinnerung wieder auf.
Braggasch seufzte. Aber zumindest war er nun ein Stück weiter.
"Ist alles in Ordnung? Ist dir was eingefallen?", fragte Jargon hinter ihm.
Der Zwerg drehte sich um und nickte. "Ich, äh, erinnere mich an meine Ausbildung."
"Zum Wächter?"
"Nein, zum, äh... Tresor... äh... Tresorbauer."
"Na, das ist ja auch was. Der Rest kommt bestimmt auch noch zurück", sagte Jargon aufmunternd.
Die Tür öffnete sich und Menélaos kehrte mit seinen Keksen zurück.
Braggasch starrte ihn an.
"Entschuldigung?", sagte er langsam.
Menélaos warf einen Blick zu Jargon. "Ja?", fragte er dann und sah Braggasch an.
"Ich soll mich bei... Sag mal... Wird hier irgendwo gekocht oder gebacken?", sprach Braggasch wie im Halbschlaf.
Menélaos kam dieser Dialog seltsam bekannt vor. Waren das nicht die ersten Worte gewesen, die er damals mit Braggasch gewechselt hatte?
Zögernd antwortete er: "Nein..."
Braggasch fuhr fort: "Nicht? Ich könnte schwören es riecht nach..."
"Was kann ich für dich tun?", fiel ihm Menélaos schnell ins Wort. "Ich muss weiter." Hoffentlich war es tatsächlich gewesen, was er damals gesagt hatte.
"Äh... ja, natürlich...", erwiderte Braggasch. "Ich soll mich bei einem... Äh...", er warf einen Blick auf einen imaginären Zettel in seiner Hand und fuhr fort: "Harry melden... Wo finde ich den?"
Menélaos überlegte schnell, was er damals bloß geantwortet hatte. Wo war Harry damals noch gleich gewesen?
Er versuchte es mit: "Oberstabsspieß Harry befand... ähm... befindet sich momentan in dem Büro der abwesenden Lance-Korporal Kathiopeja, zwei Räume weiter." Dann ging er zwei Schritte zurück, denn damals war er nach dieser Auskunft gegangen.[3]
"Danke...", murmelte Braggasch. "Danke, äh... Menélaos?"
Menélaos hätte vor Freude beinah die Kekse fallen gelassen. "Du weißt wieder, wer ich bin!"
Braggasch blinzelte. Er wusste es tatsächlich wieder, aber diese Erinnerung fühlte sich anders an als die vorherigen. Sie war nicht wie eine Welle über ihn gekommen, sondern vielmehr aus dem Dunkeln aufgetaucht und hatte sich wieder an ihren Platz gestellt.
Jargon fragte vorsichtig: "Und, weißt du auch wieder, wer ich bin?"
Braggasch sah ihn an und überlegte. "Nein, ich fürchte nicht."
Doch dann fiel sein Blick auf das Gesetzbuch, das Jargon noch immer in den Händen hielt und langsam trat in seinem Gedächtnis auch Jargon aus dem Dunkel und stellte sich zu Menélaos.
Braggasch riss die Augen auf. "Doch, doch, ich... äh... ich weiß wieder was!"
Zu den beiden Wächtererinnerungen stellte sich nun auch die an seine GRUND-Ausbildung wieder ein. Allerdings kam sie ihm immer noch irgendwie lückenhaft vor... als ob noch etwas Entscheidendes fehlte... oder jemand?
"Wir, äh, hatten da mal diese seltsame... äh... Sache mit... Kathiopeja... man hat sie entführt und es gab schlechten Kaffee.[4] Und wir waren in Kuhnacken und da war dieser Mord[5] und... äh..."
"Ist gut, ist gut", unterbrach ihn Menélaos lachend. Ein leichter Pfefferminzduft lag in der Luft. "Du erinnerst dich jetzt also wieder, das ist doch toll!"
"Ja, äh... das ist toll, ja", sagte Braggasch. Er war sich nicht ganz sicher, ob seine Erinnerung tatsächlich komplett war. Ihn ließ das Gefühl nicht los, dass noch etwas fehlte. Und ob seine Erinnerungen unbedingt so toll waren, da war er auch nicht von überzeugt.
"Was ist? Freust du dich nicht?", fragte Menélaos, dem der grübelnde Ausdruck auf Braggaschs Gesicht nicht entgangen war.
"Ich glaube, mir, äh, fehlt noch einiges. Ich weiß jetzt, wie die... äh... GRUND-Ausbildung war, aber was kam danach? Wie bin ich, äh, Korporal geworden? Und außerdem... ähm... es fehlt einfach noch einiges."
Menélaos setzte zu einer aufmunternden Rede an, als es an der Tür klopfte. Auf Braggaschs "Äh... herein?", öffnete Olga-Maria die Tür.
"Hallo", begrüßte die Hauptgefreite ihre Kollegen. "Wie sieht's aus? Erinnerst du dich schon wieder an was?"
Braggasch nickte und erzählte Olga-Maria schnell, was ihm alles wieder eingefallen war und wie.
"Das klingt doch gut. Alles andere kommt sicher auch zurück", sagte sie lächelnd. "Ich hab den Rohrpostraum durchsucht, aber da konnte ich kaum etwas finden, was irgendwie Aufschluss gegeben hätte über den Verbleib deiner Erinnerungen. Da war nur ein leeres Fläschchen, es wird noch im Labor untersucht, aber das dauert, die sind da alle sehr beschäftigt." Sie räusperte sich.
"Aber ich habe den Zettel untersucht. Auf die eine Seite hast du etwas geschrieben und auf der anderen...", sie hielt ihm das Stück Papier hin. "Auf dieser Seite steht 'Wundermax - Wenn du ein Wunder dringend nötig hast' und dann in klein 'Frag den Überbringer dieser Karte nach dem Weg'. Außerdem wurde das Papier in Alkohol getränkt, im Labor tippen sie auf Bier. Ich denke, du hast ihn in einem Wirtshaus bekommen und bei dieser Wundermax ist dafür verantwortlich, dass du alles vergessen hast. Wie klingt das?"
Braggasch schüttelte den Kopf. "Ich erinnere mich nicht, äh... ob und in welcher Kneipe ich gewesen sein könnte...äh. Und an einen Wundermax ebenso, äh, wenig."
"Hm", machte Olga-Maria. Sie sah Menélaos und Jargon an. "War er vielleicht mit euch unterwegs gestern?"
Menélaos nickte: "Ja, das waren wir. Wir sind zu viert gewesen, erst im Eimer, danach sind Jargon und ich gegangen, weil wir beide heute Frühschicht hatten und Braggasch ist mit Sebulon noch woanders gewesen. Aber ich weiß nicht, wo."
Braggasch blickte auf. "Sebulon...", murmelte er. "Wer, äh, ist denn Sebulon?"
"Das bin ich", erklang es von der Tür. Olga ging einen Schritt zur Seite und machte den Blick auf Sebulon frei, der im Türrahmen lehnte.
"Hast du mich wirklich vergessen, Goldi?", fragte er. Braggasch antwortete nicht.
Er war damit beschäftigt, das Chaos in seinem Kopf in den Griff zu bekommen. Sebulons Anblick, seine Stimme und der Spitzname 'Goldi', all das hatte die nächste Erinnerungslawine ins Rollen gebracht. Das war es gewesen, was noch gefehlt hatte, sein bester Freund natürlich und mit der Erinnerung an ihn kam auch alles andere zurück.
Seine Ausbildung zum Späher bei FROG, die peinliche Zeit, in der er geglaubt hatte, er sei ein Vampir, seine geduldige Ausbilderin Kanndra und ihr kleiner Sohn, die Entwicklung der Rohrpost und ganz zuletzt die Probleme mit dem Ankh-Män...[6] einfach alles schien wieder da zu sein.
Die vier Wächter starrten den schweigenden Zwerg abwartend und etwas besorgt an.
Schließlich bewegte Braggasch sich langsam auf Sebulon zu und flüsterte: "Gürtel, wie, äh, konnte ich dich bloß, äh, vergessen?"
Sebulon lächelte. "Mach dir nichts draus, Tg'w'lim'cha." Sie umarmten sich kurz.
Olga-Maria räusperte sich erneut.
"Ich will diesen schönen Augenblick ja nicht verderben, aber wollen wir nicht noch herausfinden, warum Braggasch alles vergessen hat? Und was dieser Wunderfritze, nein Wundermax, damit zu tun hat? Braggasch wird ja wohl kaum gestern einfach nur zu viel getrunken haben, oder?", sagte sie.
Braggasch schüttelte den Kopf. "Ich... äh... weiß es nicht mehr. Ich erinnere mich wieder an, äh, sehr viel, aber gestern abend ist immer noch... so... als... äh..."
"Als ob ein Tuch darüber läge?", fragte Sebulon. Braggasch nickte dankbar.
"Nun", sagte Sebulon, "als Mené und Jargon gegangen sind, sind wir zum Gesprungenen Auge weiter gegangen. Dort haben wir uns unterhalten, über dies und das. Wir waren beide etwas... nunja... angeheitert. Aber nach einigen Bieren bin ich auch gegangen, du sagtest, du wolltest noch bleiben. Ich weiß also auch nicht, was danach geschehen ist."
Braggasch rieb sich die Stirn. "Vielleicht, äh, erinnere ich mich, wenn wir, äh, noch einmal hingehen?", schlug er vor.
Sebulon nickte langsam. "Guter Einfall, das könnte klappen." Er sah die anderen an. "Kommt ihr mit?"
Olga-Maria schüttelte den Kopf und sagte: "Ich hab schon Feierabend, ich wird nach Hause gehen. Ihr schafft das schon." Sie drückte Braggasch den Zettel in die Hand und verabschiedete sich.
"Ich bin dabei!", sagte Menélaos und Jargon nickte kräftig zum Zeichen, dass auch er mitkommen wollte. Sie gingen hinunter in die Halle, wurden dort jedoch von Oberfeldwebel Rea Dubiata angehalten. Sie sah Menélaos und Jargon durchdringend an.
"Wo wollt ihr denn hin? Ihr habt gleich Streifendienst, Route 3, wenn ich mich nicht irre", teilte sie den beiden SEALS-Wächtern mit. Die beiden schauten erstaunt und salutierten.
"Verzeihung, Mä'äm, aber...", meldete sich Menélaos zu Wort, "der Plan sieht doch eigentlich vor, dass ich erst..."
Rea unterbrach ihn: "Vergiss den Plan, es haben sich kurzfristige Änderungen ergeben, Ruppert hat sich krank gemeldet und Nyria ist mit Damien auf einem Ausbildungseinsatz. Ich hab gestern ein Memo rumgeschickt, tut mir Leid, wenn ihr das verpasst habt, aber irgendjemand muss die Route machen und ich werde es sicher nicht sein. Also?"
Menélaos und Jargon sahen die beiden Zwerge entschuldigend an.
Also machten sich Braggasch und Sebulon allein auf den Weg ins Hafenviertel.
"Du schaust so grüblerisch, Goldi. Willst du deine Gedanken nicht laut aussprechen?", fragte Sebulon.
Braggasch überlegte und suchte nach Worten. "Äh... ich... ich hab das Gefühl, als würde noch immer etwas wichtiges... äh... fehlen. Ein, äh, Hammer, zum Beispiel."
Sebulon stutze. "Ein... Hammer?"
"Äh... ja. ich wie auch nicht, wie ich da jetzt drauf komme."
"Aha", machte Sebulon. "Meinst du vielleicht, dass außer dem gestrigen Abend noch etwas in deinem Gedächtnis fehlt?"
Braggasch nickte: "Ja, genau...äh... aber frag mich nicht, warum es ein Hammer ist."
"Stimmt, das solltest du wohl eher mich fragen", murmelte Sebulon.
"Wie, äh, meinst du das?", fragte Braggasch und sah seinen Freund fragend an.
"Hm, sollte ich dir das jetzt erzählen oder ist es besser, wenn du dich selbst dran erinnerst?", überlegte Sebulon. "Nun ja, ich nehme an, es macht keinen großen Unterschied... du hast mich gestern gefragt, wie der Kopf eines Zwerges innen aussieht und wie das mit den Erinnerungen funktioniert, weißt du..., ach, Verzeihung, natürlich weißt du es nicht mehr. Jedenfalls hab ich dir erklärt, dass es wie ein lebendiger Werkzeugkasten ist. Wenn wir geboren werden, ist der Kasten leer. Dann wachsen wir und lernen und alles, was wir lernen, wird wie ein Werkzeug in unserem Werkzeugkasten abgelegt und wir benutzen es, wenn wir es brauchen. Und was wir nicht brauchen, das vergessen wir und diese Werkzeuge verschwinden dann aus dem Kasten. Verstehst du?"
Braggasch nickte langsam. "Und, äh, mein Kasten wurde völlig ausgeleert?"
Sebulon schüttelte den Kopf: "Nein, das stimmt so nicht, dann wäre ja alles weg gewesen und du wärst auf dem Stand eines Säuglings aufgewacht. Aber du wusstest ja noch eine ganze Menge, du konntest sprechen, laufen, lesen... alles, was du gelernt hast, war noch als Werkzeug im richtigen Fach einsortiert, aber über das Fach, wo die persönlichen Erinnerungen liegen, da hat jemand ein Tuch gelegt. Die Werkzeuge da drin waren also nicht fort, aber sie waren... versteckt. Und du musstest sie nacheinander wieder herausholen."
"Das, äh, verstehe ich sogar", sagte Braggasch. "Und das hast du mir gestern auch gesagt?"
"Ja, so ähnlich", antwortet Sebulon. "Und das, was noch unter dem Tuch ist, hast du bereits als Hammer ertastet, aber du weißt noch nicht, wie er aussieht, deshalb müssen wir ihn erst noch herausholen. Und das tun wir jetzt, wir sind nämlich da."
Sie waren vor der Taverne angelangt und Sebulon öffnete die Tür. Um diese frühe Uhrzeit waren nur wenige Besucher hier. Zwei Matrosen schnarchten an einem Ecktisch um die Wette und am Tresen saß ein dürrer, rothaariger Mann und stierte gedankenverloren in ein Glas Bier.
Der Wirt sah die beiden Zwerge mit ausdruckslosem Gesicht an und nickte ihnen zu.
"Erinnerst du dich schon an etwas?", erkundigte sich Sebulon. Braggasch sah sich um. Er wusste, dass er hier schon gewesen war, aber an den speziellen Besuch vom letzten Abend erinnerte er sich nicht. Er schüttelte den Kopf. Sebulon seufzte.
"Also, wir saßen an der Theke, weil die Tische alle besetzt waren, als wir ankamen."
Sie kletterten auf die Hocker. Der Wirt sah sie an und wartete auf ihre Bestellung und sie orderten jeder ein Bier. Gedankenverloren nahm Braggasch einen Schluck. Mit dem Geschmack des Bieres kam auch die Erinnerung an gestern wieder.
"Ich... äh, erinnere mich! Wir saßen hier und ich fragte dich nach der Funktion des Gedächtnisses und du hast mir den Werkzeugkasten beschrieben! Ich, äh, weiß es wieder."
Sebulon sah Braggasch aufmerksam an. "Und dann?
Braggasch überlegte. "Dann, äh, dann bist du gegangen... und ich trank noch ein Bier... äh... und dann..." Er drehte sich nach rechts. "Äh, Entschuldigung, warst du gestern auch hier?"
Der Rothaarige wandte sich ihm zu. "Ja, das war ich. Erinnerst du dich nicht? Dann scheint es ja geklappt zu haben, was?"
"Äh... was genau, äh, hat geklappt?"
"Du hast dich gestern mit deinem Freund da über Erinnern und Vergessen unterhalten und nachdem der da gegangen ist, hast du in dein Bier gemurmelt, wie gern du einige Dinge vergessen würdest. Da hab ich dir die Karte vom Wundermax gegeben", berichtete der Fremde.
"Äh... du warst das?" Braggasch zog die Karte hervor. Sebulon beobachtete das ganze gespannt.
"Ja, genau. Dann hab ich dir den Weg erklärt. Hier raus, die Straße rechts runter, dann links abbiegen, durch das Tor durch und dann zur Tür mit dem roten Kreuz drauf, da dreimal klopfen und das Wunder ist nah, wie es so schön heißt", erklärte der Mann. "Ich schätze, du bist hingegangen. Bist jedenfalls sehr schnell verschwunden."
Braggasch blinzelte. "Äh... vielen Dank, du hast, äh, mir sehr geholfen."
"Nichts zu danken", murmelte der rothaarige Mann und nahm einen weiteren Schluck.
Die Zwerge bezahlten ihre Getränke und verließen die Taverne.
Draußen blieben sie eine Weile stehen.
"Ich... äh...", sagte Braggasch.
Sebulon sah in abwartend an.
"Ich... äh... also... ich weiß nicht, ob ich da wirklich hingehen will. Alles, was mir bisher wieder eingefallen ist, äh, war vielleicht nicht das allerbeste an das man sich erinnern kann, aber, äh, so fürchterlich, dass ich es vergessen will, ist es nicht. Sonst, äh, hätte ich es alles nicht zurück haben wollen, äh, oder?"
"Ja, das kann gut sein", bestätigte Sebulon.
"Äh... also muss ja das, was noch fehlt, also, äh, der Hammer, das sein, was ich vergessen wollte... äh... klingt das logisch? Naja, und ich, äh, denke, dass ich vielleicht ja ohne den, äh, Hammer besser dran bin?"
"Hm. Nein, das glaube ich nicht. Du würdest es nicht lange aushalten, Goldi. Du willst wissen, wie der Hammer aussieht. Besser wir finden es jetzt heraus als später, was meinst du?"
"Und, äh, du weißt es nicht?"
Sebulon zögerte kurz, zu kurz, als dass Braggasch es bemerken konnte, aber er zögerte.
Dann entschied er sich für die Wahrheit: "Nun, ich habe eine Ahnung, aber... ich denke, das solltest du wirklich besser allein herausfinden."
"Gut", murmelte Braggasch und bog nach rechts ab.
Sie kamen an einer Bootsanlegestelle vorbei. Braggasch spielte gedankenverloren mit dem Zettel in seiner Hand. Seine Finger wendeten ihn und er blickte auf die Rückseite. Er las den Namen. Er blieb abrupt stehen und blickte auf.
'Oskar', dachte er. 'Hier war es... genau hier...'
Und dann fiel die Erinnerung an Oskar Sanft und alles, was sie angerichtet hatte, wie ein Hammerschlag auf ihn herab...[7]
Jedes Wort, das er gesagt hatte, jede Bewegung, alles stürzte auf ihn ein. Und auch alles, was danach kam... die Angst um Sebulon, als Tanja Witwenmacher hinter ihm her war, dieses seltsame Gefühl am Abend seiner Beförderungsfeier, Minas Hand auf Sebulons Schulter...[7a]
Ohja, dass er das alles hatte vergessen wollen, das wunderte ihn jetzt kein bisschen mehr.
"Goldi? Ist alles in Ordnung?", fragte Sebulon leise. Er war schon ein paar Schritte weiter gegangen, bevor er gemerkt hatte, dass sein Freund wie angewachsen stehen geblieben war.
Braggasch starrte ihn an.
"Ich, äh, ich weiß wieder, was gestern abend passiert ist. Ich, äh, wollte..." Es fiel ihm schwer, es auszusprechen. "Ich wollte, äh, Oskar vergessen."
Sebulon nickte. "Das dachte ich mir."
"Ich, äh, bin zu Wundermax gegangen und hab geklopft. Er, äh, hat aufgemacht. Als ich sagte, dass, äh, ich etwas vergessen wollte, gab er mir etwas Seltsames zu trinken. Ich glaube es, äh, war rot. Er sagte, ich müsste es trinken und dabei ganz fest an das denken, was ich vergessen wolle. Ich dachte nicht, dass es funktionieren würde, äh, aber ich, äh, war wohl verzweifelt. Ich dachte, dieser, äh, Trank würde einige Werkzeuge aus meinem Kasten entfernen können, äh... und wenn nicht, würde ich ja nichts verlieren... ich hab den Trank mitgenommen und bin ins Wachhaus gegangen. Dann hab, äh, ich seinen Namen aufgeschrieben, um zu wissen, ob es funktioniert und dann trank ich, äh, die ganze Flasche. Danach bin ich irgendwann eingeschlafen und, äh, den Rest kennst du ja..."
Braggasch verstummte.
"Nun, dann können wir uns den Weg zu dem Wunderkerl wohl erstmal sparen, wie?", meinte Sebulon.
Braggasch nickte. Sie kehrten um und liefen zum Wachhaus zurück. Sebulon suchte Rogi auf und berichtete ihr, dass Braggasch sein Gedächtnis zurück hatte. Braggasch hatte den dringenden Wunsch, allein zu sein und eilte zu seinem Büro. Er wollte grad die Tür hinter sich schließen, als Olga-Maria ihn rief.
"Braggasch? Die Laboranten haben das Fläschchen überprüft, es enthielt offensichtlich eine ziemlich brisante Flüssigkeit und einiges an illegalen Zutaten. Erinnerst du dich wieder, wo du es her hast?"
Braggasch nickte und berichtete Olga-Maria so kurz wie möglich, was es mit der Flasche und dem Wundermax auf sich gehabt hatte. Olga-Maria nickte und versprach, sich um alles weitere zu kümmern.
Wenig später wurde der Wundermax festgenommen und sein gesamter Bestand an Wunder- und Heiltränken wurde konfisziert.
Braggasch machte jedoch erst mal die Bürotür hinter sich zu und schloss ab.
Er seufzte tief.
Er war unentschlossen, ob er sich über seine zurückgewonnenen Erinnerungen freuen sollte, oder ob er nicht tatsächlich ohne sie besser dran gewesen wäre.
Aber ob er die Begegnung mit Oskar Sanft jemals wirklich vergessen könnte? Er erinnerte sich an das Gefühl, dass der Name heute morgen schon bei ihm ausgelöst hatte. Es war so stark gewesen, dass er sogar geglaubt hatte, es sei sein eigener Name gewesen.
Braggasch seufzte erneut.
Er wollte nicht darüber nachdenken. Er wollte auch nicht mehr über Sebulon nachdenken. Er wollte überhaupt nicht mehr denken.
Aber wenn ihm das je gelänge, das wäre tatsächlich ein Wunder.
"Aua", sagte er. Sein Herz schmerzte fürchterlich.
[1]  Siehe Single EX AEQUO

[2]  Siehe Single Enthüllungen

[3]  Siehe Single Schüsse, Schlösser, Scherereien

[4]  Siehe Live Das Kaffeeliersdelikt

[5]  Siehe Multi Kaffee, Kohl und krumme Dinger

[6]  Siehe einfach alle Missionen von Braggasch...die verlink ich jetzt nicht einzeln... Da

[7]  Siehe Coop Ein ganz persönlicher Beschützer

[7a]  Siehe Single EX AEQUO

Zählt als Patch-Mission für den Tatortwächterin-Patch.



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Feedback:

Von Breda Krulock

14.06.2010 19:29

Man merkte beim lesen, das du dich intensiv mit deinem Wichtelkind beschäftigt hast. Die ganzen Verbindungen zu den Singles und CoOps, klasse.Leider ging es mir an einigen Stellen dann zu schnell voran und auch die Verhaftung von Max hätte man mE ein wenig mehr ausschmücken können.Nichts desto trotz eine sehr schöne Wichtelgeschichte. Hat Spaß gemacht sie zu lesen!

Von Kannichgut Zwiebel

14.06.2010 19:29

Eine wunderbar recherchierte Biographie! Die Charaktere hast du super getroffen. Zum perfekten Lesevergnügen fehlten mir nur ein paar Absätze hier oder da und Spannungselemente in der sehr gradlinig verlaufenden Geschichte.

Von Lilli Baum

14.06.2010 19:29

Wow, du hast dich für die Rechersche zu deiner Geschichte offensichtlich richtig reingehängt. Ein beeindruckendes Werk, besonders in Anbetracht der Tatsache, wie dast, du es geschaft hast so viel Spannung ohne einen echten Fall zu erzeugen. Ich habe richtig Lust darauf bekommen, die eine oder andere Braggaschsingle zu lesen :)

Von Mina von Nachtschatten

14.06.2010 19:29

Alles in allem eine schöne Single; mir hat die Variante, wie du mit dem Wichtelaspekt umgegangen bist, wirklich gut gefallen: Braggaschs Charakter über den Gedächtnisverlust Stück für Stück herauszuarbeiten und dadurch dem Leser einen sehr ausführlichen Einblick zu geben.Vielleicht wären ein, zwei Leerzeilen im Text ganz gut gewesen, das Ganze als nur einen großen Absatz stehen zu lassen fand ich persönlich etwas unübersichtlich.

Von Braggasch Goldwart

14.06.2010 19:29

Holla... da hab ich ja sogar noch selbst was über braggasch gelernt. ^^ Zumindest kann ich mir vorstellen, wie groß die Vorbereitung gewesen sien muss, all die kleinen Erinnerungsfetzen, die teilweise nur mit einem kurzen Satz erwähnt wurden, zu sammeln und zusammen zu setzen. Das Ergebnis ist ein komplexer und vollkommen richtiger Blick in Braggaschs Püsche. Vielen Dank! :)

Von Ruppert ag LochMoloch

14.06.2010 19:29

Die Geschichte ist in Ordnung (zugegeben, das klingt nicht sehr begeistert).Du hast Braggaschs Lebensgeschichte gut zusammen gefasst, was mir nach einem guten Jahr Abwesenheit sehr geholfen hat. Aber die Geschichte kommt nie richtig in Schwung, immer wenn man denkt, jetzt passiert was, fällt sie wieder in der Spannung zurück. So etwas kann reizvoll sein, wenn es bewusst als Stilmittel eingesetzt wird, aber ich glaube, das war hier nicht der Fall.Das Ende fand ich nicht so gut, denn wenn ich wissen will was Braggasch eigentlich vergessen will, muss ich die entsprechende Geschichte lesen. Obwohl - den Plot der entsprechenden Story zu verraten wäre auch schlecht gewesen ...

Von Sebulon, Sohn des Samax

14.06.2010 19:29

Die Geschichte las sich am Anfang - wegen der vielen Wiederholungen - wie eine Komödie.Hab's genossen. :)*Hebt das Glas*Auf gute Freunde.

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