Die schwarzen Tiger

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von Feldwebel Valdimier van Varwald (FROG)
Online seit 01. 05. 2010
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Die Bürger gründen eine Miliz und mischen sich in die Angelegenheiten der Wache ein. Kein Fall scheint mehr lösbar. Wie löst ihr dieses Problem?

Dafür vergebene Note: 11

Ankh-Morpork. Eine Stadt die ihren Weg ging. Zwar auf einem ganz eigenen Weg, doch daran hatte man sich in der Regel immer schnell gewöhnt, wenn man sich entschied, hier sein Leben zu verbringen. Für wen es zu schwer war, der zog entweder in eine andere Stadt oder aufs weite Land hinaus, oder verbrachte ebenfalls den Rest seines Lebens in der Stadt. Allerdings war der Rest in der Regel dann ziemlich kurz. So war es für die meisten Bewohner nichts neues, als zwei Karren mit hoher Geschwindigkeit durch die Strassen preschten.

"HALTEN SIE DEN KARREN AN!!"
Auch wenn Steffan Angelhart von den Fahrten mit Schusi weit höhere Geschwindigkeiten gewöhnt war, hatte er große Mühe mit seiner Stimme gegen den Fahrtwind anzukommen. Er war sich sicher, dass man ihn auf dem Karren vor ihnen deutlichen hören konnte, doch das hielt die Verfolgten nicht davon ab, seiner Aufforderung nachzukommen. Auch Carisas Stimme, die mit selbiger Inbrunst versuchte ihr Ziel zum langsam werden zu bewegen, wurde mit der gleichen Sturheit ignoriert. Die vier schwarz gekleideten und maskierten Gestalten steuerten ihr Gefährt mit gezielten Lenkungen über die Strasse, die zum Glück, oder auch Pech, nicht besonders stark befahren war, doch Steffan hatte mindestens ebenbürtige Fähigkeiten, was das Steuern des Karrens anging, und blieb ihnen somit dicht auf den Fersen. Carisa und er hatten keine Ahnung, wie lange sie nun schon über die Strassen donnerten. Zu sehr waren sie darauf konzentriert, keinen größeren Unfall zu bauen. Unter normalen Umständen hätten sie auch schon längst irgendeine Form von Verstärkung erhalten, doch normal war an diesem Fall so gut wie gar nichts.

"Ich sage euch, die werden langsam aber sicher zu einem echten Problem." In Romulus von Grauhaars Gesicht war eine Mischung aus Ärger und purer Genervtheit zu erkennen. "Letztens haben die sogar versucht eine Zeugenbefragung durchzuführen, was nur dazu geführt hatte, dass sich ein Zeuge gar nicht mehr vernehmen ließ, da man versuchte, ihn mit Alkohol gefügig zu machen."
Allgemeines zustimmendes Gemurmel erklang an dem Tisch.
"Viele Tatorte sind von Ihnen auch schon verwüstet worden."
Laiza Harmonie tat es ihrem Kollegen gleich, was die Mimik anging. "Die Mehrarbeit bleibt dann aber wieder nur uns hängen."
"Daf fie noch keinen unferer Rekruten mit ihren Tipf in den Tod getrieben haben, ift ein Wunder."
"Ich würde sie ja einfach mal den nächsten Rettungseinsatz alleine übernehmen lassen", erwiderte Valdimier van Varwald trocken, der neben Rogi saß, die sich Sorgen um ihre Rekruten machte. "Dann täte sich die Sache sicher von ganz alleine klären. Nur leider besteht dann auch akute Gefahr für die Geisel, wenn es eine geben sollte."
"Ich glaube ich brauche nicht zu erwähnen, dass sie auch langsam versuchen die SEALS zu unterstützen." Natürlich durfte Rea Dubiata nicht fehlen. "Das große Verkehrschaos konnten wir zum Glück noch verhindern."
Alle Abteilungsleiter warfen dem Kommandeur am Kopfende des Tisches einen vorwurfsvollen Blick zu, bei dem Araghast am liebsten das Auge verdreht hätte. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, warfen sie ihm alle wie aus einem Mund die nächste Frage an den Kopf.
"UND DER PATRIZIER SAGT ERNSTHAFT, DASS DAS SCHON IN ORDNUNG GEHT??"


Plötzlich nahm die Verfolgungsjagd ein jähes Ende. Ohne Vorwahrung bremste der Karren vor ihnen so scharf, dass sie ihm fast hinten drauf gefahren wären. Nur mit einer schnellen Lenkbewegung konnte ihm Steffan ausweichen und schoss an ihren Gegnern vorbei. Doch kurz darauf brachte auch er den Karren zu stehen und die beiden Wächter sprangen herab. Viel konnten sie allerdings nicht mehr machen. Sie sahen nur noch wie die letzte von den vermummten Gestalten in eines der Häuser flüchtete. Sie vollzog noch eine obszön wirkende Geste in die Richtung der Wächter und eine Stimme, die zweifelsohne männlich war, donnerte ihnen entgegen.
"Macht ja keine Dummheiten ihr Penner. Wenn wir auch nur einen von euch Wächterpack in die Nähe dieser Hütte kommen sehen, legen wir unsere Geisel um!!"
Mit diesen Worten fiel die Tür krachend ins Schloss.

"Der Patrizier ist der Meinung, dass es vorteilhaft sein kann, wenn sich die Bürger der Stadt an der Sicherheit der selbigen beteiligen."
Bregs Erklärung brachte nur ein einheitliches Stöhnen seiner Abteilungsleiter hervor.
"Was mit anderen Worten nichts anderes bedeutet, als das wir uns das jetzt auch noch gefallen lassen müssen?" Demonstrativ hatte Valdimier die Arme vor der Brust verschränkt. "Da kann man wirklich nur hoffen, dass einer von den Trotteln irgendwann über die Klinge springt."
"Auch wenn ich es nicht ganz so drastisch ausdrücken würde", erwiderte Romulus. "Wäre es zumindest für begrüßenswert zu halten, wenn man bei der Einmischung in Wachangelegenheiten eine vorläufige Festnahme durchführen könnte. So könnte man sie sich zumindest vorläufig aus dem Verkehr ziehen."
Der Kommandeur konnte darauf nur mit den Schultern zucken.
"Wenn ich den Patrizier richtig verstanden habe, würde er es für sehr bedauernswert halten, wenn wir jemanden verhaften täten, der eigentlich auf unserer Seite steht."
Diesmal sparrten sie die Anwesenden eine Antwort und schauten Araghast einfach nur fassungslos an. Er kannte diesen Blick nur zu gut. Er bedeutete nichts anderes, als die Frage: "Und was machen wir jetzt?"


Die beiden FROG's gingen streng nach Lehrbuch vor. Zwar war so etwas eigentlich die Aufgabe von anderen Abteilungen, die nicht direkt mit dem schnellen Eingreifen zutun hatten, doch da gerade kein anderer Wächter in der Nähe war, übernahmen sie die Sicherung der Umgebung und das Verhalten allzu neugieriger Passanten. Die rasante Verfolgungsjagd durch die Stadt hatte ihr übriges getan. Schon in kurzer Zeit hatte sich eine Gruppe von Schaulustigen gesammelt, die ihrer schaulustigen Freizeitbeschäftigung nachgingen. Auch in den Nachbarhäusern hatten sich schon einige Fenster geöffnet und waren nun von den Bewohnern der jeweiligen Zimmer belagert. Doch solange sie von der Strasse weg blieben, sollten sie kein Problem darstellen.
"Denkst du, sie kommen bald?", fragte Steffan seine Kollegin, als sie die provisorisch errichtete Absperrung errichtet hatten.
"Ich denke schon. Sonst sind sie doch auch immer schnell zur Stelle gewesen und diesmal haben wir ihnen sogar einen Tipp gegeben."
Die Wasserspeierin sollte recht behalten. Es waren keine 15 Minuten vergangen, seit die Flüchtigen in dem Haus verschwunden waren, als sie die ersten Unruhen in der Gaffermenge ausmachten. Kurz darauf hörten sie auch schon die Marschgeräusche, begleitet von dem Gesang der neuen Bürgerwehr von Ankh-Morpork

"Der Gründer und Anführer der Miliz heißt Anton Prehson."
Humph MeckDwarf verteilte ein paar Zettel an seine Kollegen, die alle Informationen zusammenfassten, die man in den letzten Tagen zusammen mit den SEALS, ermitteln konnte.
"Soweit wir wissen ist er 46 Jahre alt, ist ein passionierter Chorsänger und arbeitete früher in einer Bäckerei."
"Das er gut singen kann, wissen wir nur zu gut", erwiderte Araghast. "Immerhin sorgt er so für die nötige Aufmerksamkeit. Was mich aber eher interessiert, sind die Hintergründe, warum er plötzlich der Meinung ist, mit ein paar Freunden die Stadt sicherer machen zu müssen. Als das letzte mal jemand meinte, der Wache die Arbeit abzunehmen zu wollen, standen dahinter auch nur die üblichen "wir reißen uns die Kontrolle über die Stadt unter den Nagel" Absichten."
Darauf zuckte Humph mit den Schultern.
"Ich denke ich sollte erwähnen, dass Herr Prehson darüber bereitwillig mit jedem redet, der ihn darauf anspricht. Die Bäckerei, in der er arbeitete, wurde in den letzten Monaten drei mal überfallen und in zwei Nächten wurde eingebrochen."
"Das stimmt", warf Romulus ein. "Wir hatten in allen Fällen die Ermittlungen aufgenommen, doch leider nie einen Täter ausfindig machen können."
"Jedenfalls, sah Herr Prehson diese Vorfälle als Anlass, die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen. Schnell hatte er ein paar Leute gefunden, die ihm bei diesem Vorhaben unterstützten und wohin das nun geführt hat, wissen wir ja nur zu gute."
Für einen kurzen Moment herrschte an dem Tisch bedächtiges Schweigen.
"Das wars?", fragte Valdimier schließlich. "Das ist alles? Keine Verschwörung, die die Wache oder gar den Patrizier stürzten will? Kein geheimer Plan, der die Welt ins Chaos versinken lässt?"
Humph schüttelte den Kopf.
"Natürlich haben wir uns nicht nur auf die Erklärungen von Herrn Prehson verlassen, aber jegliche Beobachtung von ihm oder einen seiner Kameraden hatte irgendetwas in diese Richtung ergeben."
"Anders ausgedrückt, haben wir es nur mit einem Spinner zu tun?", fragte Araghast nach.
"Ja, aber wir haben das Problem, dass er dabei sehr erfolgreich ist, was die Beliebtheit bei den Bürgern angeht. Zum einen liegt das an dem bürgernahen Auftreten seiner Truppe und seinem Können, sich gut zu verkaufen. Das er mit seiner Miliz im Endeffekt nichts auf die Reihe bekommt, stört dann irgendwie keinen."
Wieder meldete sich Valdimier zu Wort.
"Wenn das so weiter geht, wird sich das Problem bald von selbst lösen. Irgendwann werden die mal an etwas geraten, was zu groß für sie ist und wenn dann einer drauf gegangen ist, werden sie schon merken, dass das ganze vielleicht doch einen dumme Idee ist."
"Das wäre natürlich die Holzhammermethode." Bregs lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Aber etwas sagt mir, dass wir dann dafür verantwortlich gemacht werden, weil wir dann nicht gut genug aufgepasst haben."


Bürger von Ankh-Morpork, fürchtet euch nicht.
Eure Sicherheit ist unsere Pflicht.

MILIZ MILIZ MILIZ MILIZ

Wir sind die neue Bürgerwehr.
Den Bösen fallen die Verbrechen jetzt richtig schwer.

MILIZ MILIZ MILIZ MILIZ


Laut singend kam die kleine Truppe über die Strasse marschiert. Hinter sich her zog sie eine weitere Gruppe von Schaulustigen, die nur darauf wartete, dass man sie zu dem Ort des Geschehens führte. Einige von Ihnen sangen sogar den Text der Bürgerwehr aus vollem Halse mit.
"Wenn das so weiter geht, dürfte sich die Miliz bald redlichen Zuwachs erfreuen", murrte Steffan missmutig. "Man könnte fast meinen, dass die eher eine umherziehende Musikertruppe sind."
"Vielleicht sollten wir dem Kommandeur vorschlagen, dass er ein Wachelied komponieren lässt." Carisa versuchte ihren Kollegen etwas aufzuheitern. "Vielleicht können wir so die Menschen mehr für die Wache begeistern."
Doch viel Erfolg hatte sie dabei nicht. Die Miene des leichten Armbrustschützen blieb unverändert.
"Pfft.. Die sollen sich lieber beim nächsten Chor oder etwas ähnlichen bewerben. Ich glaube auf solche Leute können wir gut verzichten."
Mit diesen Worten gingen die beiden Wächter den Milizern entgegen. Kurz bevor sie die Bürgerwehr erreichten verstummte der Gesang und ihr Anführer trat hervor. Er war in etwa so groß wie Steffan, hatte ein Allerweltsgesicht, wozu der graue Schnauzbart allerdings nicht passen wollte. Seine ebenfalls graue Haare waren kurz geschnitten und es schien, als würde er sich irgendeine Paste hinein schmieren, damit sie an Ort und stelle blieben. Wie der Rest seiner Truppe trug er eine saubere und gepflegte blaue Uniform, die so aussah, als hätte man sie an seinem Körper festgenäht. So ziemlich jeder von ihnen schien eine Waffe zu haben. Einige waren mit Piken bewaffnet, wie man sie von einem Wächter beim Wachdienst kannte. Andere hatten ein Schwert am Gürtel hängen, währen mancher auch eine kleine Armbrust bei sich trug.
"Was ist hier los?", forderte der Chef mit fester Stimme.
Die beiden Wächter warfen sich einen kurzen Blick zu.
"Eine gesuchte Bande hat sich in diesem Haus verbarrikadiert." Carisa versuchte möglichst angestrengt zu klingen. "Wir haben sie bis hier hin verfolgt, als wir sie bei einem Überfall überrascht haben. Nach unseren Informationen haben sie ihre Beute bei sich und haben außerdem noch eine junge Frau als Geisel genommen."
"Hmmmmm." Herr Prehson kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Kann man sagen, wer..."
"Wir haben das Problem, dass sich unsere Kollegen gerade bei einem anderen Einsatz befinden", fiel ihm Steffan hastig ins Wort. "Leider fehlt es uns dadurch an Kollegen, damit wir die Sache sofort in die Hand nehmen können."
"Und es gibt niemand anderen, der sich um diese Sache kümmern kann?"
Die beiden Wächter bemühten sich bei dem gemeinsamen Kopfschütteln möglichst bedrückt dreinzuschauen.
"Nicht wirklich. Sicher gibt es noch genug Wächter in unseren anderen Abteilungen, doch die sind nicht dafür....""
Diesmal war es Herr Prehson, der den Wächtern ins Wort fiel und seine Euphorie dabei nur schwer unter Kontrolle halten konnte.
"Dann werden wir nun die Sache in die Hand nehmen", rief er mit lauter Stimme aus.
Einige der Schaulustigen, die das Gespräch zwischen den Wächtern und den Mitgliedern der Bürgerwehr belauschen konnten, fingen an zu klatschen und auch die restlichen Männer Helfershelfer konnten ihre Begeisterung nur schwer kaschieren. Erneut warfen sich Carisa und Steffan einen Blick zu und konnten nur schwer ein Lächeln unterdrücken.

Auch Araghast konnte nur mit knapper not verhindern laut loszulachen, als er den Ausruf des Anführers hörte. Herr Prehson würde sich noch wundern. In gebückter Haltung und von einem schweren Kapuzenmantel verborgen, bahnte er sich seinen Weg durch die immer größer werdende Menge an Schaulustigen.
"Was ist denn passiert?"
"Keine Ahnung, weißt du vielleicht etwas?"
"Ne, keine Ahnung."
"Kommt Leute, kauft Schnappers frische Würstchen!!"
"Verdammt, jemand hat mir meine Geldbörse geklaut."
Es waren die üblichen Gesprächsfetzen einer Ansammlung von Schaulustigen die in Bregs Ohren drangen. Er schien also genau an der richtigen Stelle zu sein.
"Also soweit ich das richtig gehört habe, will die Bürgerwehr da ein paar krumme Typen hoch nehmen, die sich da in dem Haus verschanzt haben."
Auch wenn die Worte für niemand bestimmtes gedacht waren und er den Blickkontakt mit den anderen Menschen mied, wusste Bregs, dass sich viele Gesichter zu ihm gewandt hatten, doch die Phase der Verwirrung hielt nicht lange an.
"Die haben ein ganz großes Ding abgezogen und hocken da jetzt mit ihrer fetten Beute und ner Geisel."
"Woher weist'n das?", fragte jemand ungläubig.
"Hat mir ein Kumpel erzählt, der einen der Wächter da kennt. Scheint wohl eine richtig üble Gruppe zu sein. Aber wie es aussieht, will sich die Miliz darum kümmern, da die meisten Wächter gerade anderweitig beschäftigt sind."
Zwar war es gefährlich den noch friedvollen Mob einen Knochen dieser Größe vorzuwerfen, doch Bregs hatte schon oft genug mit solchen Leuten zu tun gehabt, um zu wissen, wie er mit ihnen umgehen musste.
"Wird ja auch langsam mal Zeit, dass sich jemand vernünftiges um die Angelegenheit kümmert. Wenn du dir schon alleine diesen Aufmarsch anschaust. Da weißt du sofort woran du bist."
"Genau", pflichtete jemand anderes bei. "Außerdem können die so schön singen."
"Das kommt noch dazu. Ich sage euch, die werden denen da in der Bude ziemlich einheizen."
"So sieht's aus. Die werden es sich zweimal überlegen, uns zu beklauen."
Mit diesen und ähnlichen Sprüchen stachelten sich die Schaulustigen in kürzester Zeit immer weiter an. Nur einer stellte irgendwann eine der wichtigen Fragen, an die schon nach kurzer Zeit keiner mehr dachte.
"Was haben die denn eigentlich geklaut?"
Doch antworten konnte ihm keiner darauf, denn Araghast war schon längst verschwunden. Keine richtige Antwort bekommend, verebbte die Frage aber auch schnell wieder und es folgten die ersten Anfeuerungsrufe an die Miliz. Der getarnte Kommandeur der Wache begab sich währenddessen in eine nächste größere Menschengruppe und streute auch dort die notwendigen Informationen. Bald würde jeder wissen, was hier vor sich ging.

"Ey, ihr Penner. Wer von euch hat da draußen das Sagen?"
Die plötzliche Stimme aus dem Haus lies einiger der Anwesenden erschrocken zusammenzucken. Herr Prehson war der erste, der sich wieder gefasst hatte. Er war gerade dabei gewesen die Lage etwas besser zu sondieren und wandte sich dem Haus zu. Die Stimme war aus einem der, mit Brettern zugenagelten, Fenster gekommen.
"Ich!!", antwortete er mit entschlossener Stimme, noch ehe einer der beiden Wächter etwas sagen konnte. "Und ich fordere Sie hiermit auf, sich unverzüglich zu ergeben und mit erhobenen..."
"Wer bist'n du überhaupt?", unterbrach ihn die fremde Stimme.
Der Anführer der Miliz zögerte kurz, ließ sich davon aber nicht einschüchtern.
"Mein Name ist Manuel Prehson. Anführer der freiwilligen Bürgerwehr von Ankh-Morpork. Sollten Sie sich unseren Anweisungen widersetzen, sehen wir uns gezwungen Gewalt anzuwenden."
"Genau!", meldete sich eine Stimme aus den Reihen der Schaulustigen. "Und rückt gefälligst die Beute wieder raus."
"Die Beute gehört uns ihr Idioten!!"
Diese Beleidigung ließen die Bürger der Stadt natürlich nicht auf sich sitzen. Sofort wurden die ersten Flüche ausgestoßen und wüste Drohungen dem Haus entgegen geschleudert. Herr Prehson versuchte die Menge wieder zu beruhigen.
"Bürger. Bewahrt die Ruhe. Das ist doch genau das, was diese kriminellen Subjekte wollen. Hört nicht auf sie. Und was Sie in dem Haus angeht. Wer sind Sie denn überhaupt?"
"Du willst wissen wer wir sind?", fragte die Stimme trotzig, "Wir sind die schwarzen Tiger, Mann. Wir haben schon so viele Leute umgelegt, dass wir aufgehört haben zu zählen. Dass wir bei dem letzten Ding keinen kalt gemacht haben, liegt nur daran, dass wir keine Lust darauf hatten. Doch kann sie ja noch ändern. Die beiden Wächterlein bei dir, haben dir sicher erzählt, dass wir hier so ne süße Schnitte haben, die nicht sehr erfreut darüber ist, dass sie hier ist, oder?"
Der Milizanführer warf einen kurzen Blick auf die beiden Wächter, die schweigend nickten. Als würde es noch eine weitere Bestätigung benötigen, hörte man plötzlich eine weibliche Stimme um Hilfe rufen.
"Oh Gott, holt mich hier raus!!! Es ist so schrecklich und..."
"SCHNAUZE", donnerte wieder die männliche Stimme und brachte die Frau zum schweigen. "Und an euch Deppen da draußen. Es wird folgendermaßen laufen. Ihr habt 10 Minuten Zeit die Strasse zu räumen und uns einen freien Abzug zu gewährleisten. Sollte das nicht passieren, ist die Kleine einen Kopf kürzer, verstanden?"
Man sah Herr Prehson an, dass er nicht wusste, was er darauf antworten sollte.
"Sagen Sie ihm, dass Sie versuchen werden, das zu arrangieren", flüsterte Steffan ihm leise zu.
"Ich werde schauen was ich machen kann. Tun Sie nur nichts unüberlegtes."
"Das tue wir nie."

"If glaube daf flägt fo fiemlf allf, waf wir bif her durfgemft hafn."
Unter seiner Tarnung war Tyros Stimme nur sehr gedämpft zu verstehen.
"Was?", fragte Valdimier.
Der Alchemikexperte zog sich die Stoffmaske vom Kopf. Schweißperlen standen auf seinem Gesicht und ein einzelner Tropfen fiel von seinem Kinn. Er hätte bei der Wahl seiner Vermummung mehr auf das aktuelle Wetter achten sollen.
"Ich sagte, dass ich glaube, dass das hier so ziemlich alles schlägt, was wir bis heute erlebt haben."
Valdimier zuckte mit den Schultern. Sein Kollege hatte nicht ganz unrecht.
"Na ja, immerhin konnten wir uns unsere Tarnung selber aussuchen. Wie geht es unserer Geisel?"
Ein Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Hauptgefreiten und er schaute zu der in Stoff eingewickelten Puppe.
"Der geht es gut. Der Transport war zwar etwas ruppig, aber es ist noch alles an ihr dran."
"Sehr gut. Du sorgst jetzt bitte schon mal dafür, dass alles für unseren Abzug bereit ist."
"Wird erledigt. Sollte nicht lange dauern."
Mit diesen Worten zog sich der Alchemikexperte zurück und verließ das Zimmer.
"Gut geschrieen, übrigens."
"Danke", antwortet Kanndra, die neben ihm stand und ebenfalls durch einen der Schlitze zwischen Brettern die Strasse beobachtete. "Aber verrate mir mal eins. Hast du deine große Rede schon vorher irgendwie vor dem Spiegel geübt?"
Einige Sekunden vergingen, in denen der Vampir die Späherin mit einem fragenden Blick betrachtete.
"Du weißt schon was ich meine."
Erneut zuckte der Vampir mit den Schultern.
"Nee, ich hab das einfach aus einem Krimi genommen, den ich vor kurzen gelesen habe. Blutroter Diamantenstaub hieß der. Da gab es eine berühmte Verbrecherbande, die sich am Ende auch in einem Haus verschanzt hatte und der Anführer hatte so ziemlich die Gleiche Nummer abgezogen."
"Aha."
Kanndra musste anfangen zu grinsen. Auch sie hatte sich mit einer Maske getarnt, wobei ihre nur ihre Augen verschleierte und der Rest ihres Gesichtes mit schwarzer Farbe verschönert war
"Valdimier, der große Verbrecherboss. Vielleicht steht dir ja schon eine neue Karriere bevor, falls du mal keine Lust mehr auf die Wache hast."
Auch Valdimier wusste Grinsen.
"Lieber nicht, denn die Bösen haben am Ende der Geschichte alle das Zeitliche gesegnet."
"Das sollte hier aber nicht passieren." Der angespannte Unterton in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Aber bis jetzt läuft alles nach Plan."

Nachdem das Treffen mit den Abteilungsleiter abgeschlossen war hatte der Kommandeur Valdimier noch einmal zu sich in sein Büro gerufen. Nach einem kurzen Gespräch, in dem man die ganze Situation noch einmal Revue passieren ließ, stellte der Abteilungsleiter der FROG's die wichtige Frage.
"Und was genau gedenkst du nun zu tun?"
Die Reaktion des Chefs der Wache ließ ihn erahnen, dass er darauf sogar schon eine Antwort wusste. Bregs Mundwinkel hatten sich nach oben gezogen und diesen Blick kannte er nur zu gut.
"Ich habe da schon eine kleine Idee. Allerdings wird sie wieder eine etwas andere Herangehensweise als sonst erfordern."
"Und wie genau sieht deine Idee aus?"
Das verschwörerische Getue seines einst besten Freundes ging Valdimier immer mehr auf die Nerven. Bregs gehörte wohl zu den Personen, die nicht in der Lage waren, immer eine normale Antwort geben zu können.
"Lass es mich so sagen", begann sein Gegenüber langsam. "Die Miliz macht es nicht anders als damals die Ankh-Mäns [1]. Beeindrucke die Menschen mit Nebensächlichkeiten und sie fressen dir aus der Hand. Zwar glaube ich stark, dass sich Herr Prehson dessen nicht wirklich bewusst ist, doch er und seine Mannen gewinnen immer mehr Zuneigung. Doch man kann auf die gleiche Weise dafür sorgen, dass es mit der Zuneigung auch wieder schnell vorbei ist. Alles was wir brauchen ist ein Vorfall, den die Miliz in ein schlechtes Licht rückt. Den Rest erledigt die Stadt dann von selbst."
"Du willst wirklich darauf bauen, dass die Miliz einen Fall vermasselt und so seine Anhänger verliert?" Fragend hob Valdimier die Augenbraue. "Wenn du wirklich den Ruf der Miliz schädigen willst, brauchst du ein schon ziemlich großes Ding. Nicht, dass so etwas öfters in der Stadt passiert, aber wenn du denen dabei freie Hand lässt, geht wahrscheinlich noch einer drauf, und du hast selbst gesagt, dass das eher uns ins schlechte Licht werfen wird."
"Du sagst es, Valdimier." Die Art wie Bregs den Namen des Vampirs aussprach ließ in diesem eine schlimme Vorahnung aufsteigen. "Aber stell dir doch mal vor, wir könnten bestimmen um welchen Vorfall es sich hier handelt."


"Ich hätte da mal eine Frage an Sie." Erwartungsvoll schaute Anton Prehson Carisa und Steffan an. "So von Experte zu Experte."
Nach einigen innerlichen Ermahnungen war es Carisa gelungen eine ernste Mine zu behalten.
"Was möchten Sie denn wissen?"
"Ich habe ein paar meine Kollegen losgeschickt, damit sie das Haus genauer untersuchen können. Wir haben das Problem, dass auf der Hinterseite direkt ein anderes Haus angrenzt. Es gibt also keinen Hinterhof oder ähnliches, von dem wir das Gebäude betreten könnten. Wie würden Sie weiter vorgehen?"
Auch Steffan schaffte es zu antworten, ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen.
"Also wenn Sie Kletterhaken dabei hätte, würde ich sagen, dass Sie versuchen über das obere Stockwerk einzudringen, während ein anderer Teil Ihrer Leute die Vordertür stürmt."
"Aber wir haben keine Kletterhaken."
"Hmm, dann haben Sie noch zwei Möglichkeiten. Sie können das Haus direkt durch die Tür stürmen, oder Sie tun so, als würden Sie denen da drin wirklich freies Geleit aus der Stadt versprechen und dann unterwegs zuschlagen. Möglichkeit zwei wäre aber sehr riskant, da wir sicher nicht mehr die Zeit haben werden, einen entsprechende Falle aufzustellen. Außerdem wissen Sie nicht, welchen Weg die Verbrecher dann nehmen werden."
Herrn Prehson war anzusehen, dass ihn die Möglichkeiten nicht sehr wohlmutig stimmten. Doch viele Optionen blieben ihm allerdings nicht.
"Aber eins können wir Ihnen noch sagen, Herr Prehson." Carisa senkte die Stimme, damit nicht jeder zuhören konnte. "Nur sehr selten gehen die Bösen wirklich den absolut letzten Weg. Schauen Sie sich das doch mal an. Aus dem Haus gibt es kein entkommen. Denen ist doch auch klar, dass Sie jegliches Druckmittel verlieren, wenn Sie die Geisel töten sollten."
Diese Erklärung ließ neue Zuversicht in das Gesicht des Milizanführers fahren.
"Ich danke Ihnen für diese Information."
Mit diesen Worten wandte er sich von den Wächtern ab und ging wieder zu seinen Mannen zurück, wo sie sogleich die Köpfe zusammensteckten. Unbemerkt von allen gab Steffan ein kurzes Zeichen, was von den Personen im Haus wissend aufgenommen wurde.

"Ok, sie sind immer noch auf dem richtigen Pfad", erklärte Kanndra den anderen.
Die Späherin hatte an dem Fenster eine feste Position eingenommen, von der sie die Strasse überblicken konnte, ohne selbst gesehen zu werden. "Und es sieht ganz danach aus, dass sie wohl nicht mehr lange warten werden."
"Dann wollen wir denen gleich noch mal etwas Dampf unter dem Hintern machen", erwiderte Valdimier. "Tyros, wie weit seid ihr?"
"Gleich fertig." Der Hauptgefreite war gerade dabei, zusammen mit Schlumpi Wurzelbach, der vierten vermummten Gestalt, ein verdächtiges Päckchen an einem Holzbalken anzubringen, der längs an der Decke verlief.
"Und die Mischung ist nicht zu stark?", fragte Valdimier sicherheitshalber noch einmal nach.
Was diese Dinger anging, fehlte es ihm an Erfahrung und so musste er dem Wort des Alchemikexperten vertrauen. "Wir wollen ja nicht, dass jemand ernsthaft verletzt wird."
Doch Tyros versicherte ihm, dass alles in Ordnung war. Das Resultat würde zwar beeindruckend, aber nicht ernsthaft gefährlich sein.
"Gut, dann schauen wir mal, dass wir unsere Bürgerwehr zum Handeln bewegen können."

"Ey, ich habe nicht den Eindruck, dass ihr gerade irgendetwas macht."
Das Mitglied der schwarzen Tiger, das Herr Prehson zweifelsohne für deren Anführer hielt, klang ziemlich aufgebracht, doch davon ließ er sich nicht mehr aus der Ruhe bringen. Er und seine Männer würden diese Sache zu Ende bringen und dann blieb der Wache gar nichts anderes übrig, als die Ankh-Morpork Bürgerwehr endlich ernst zu nehmen.
"Beruhigen Sie sich", rief er aus. "Wir werden gleich dafür Sorgen, dass Sie das Haus verlassen können."
"Was soll das? Zeigt es den Deppen da drinnen", rief plötzlich einer aus der Gaffermenge, wobei die Stimme Carisa und Steffan sehr bekannt vorkam. "Keiner klaut unser Zeug und kommt ungeschoren davon, solange er nicht der Diebesgilde angehört."
Einige stimmten ihm lauthals zu und schon nach kurzer Zeit durchzog ein einheitlicher Ruf die Strasse.

MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!


Als er das hörte, kamen Herrn Prehson fast die Tränen. Die Stadt stand hinter ihm und seinen Männern.
"Hören Sie das, Sie verruchtes Subjekt?" Er musste schreien, damit er gegen den Chorus ankam. "Die Stadt wird Sie niemals gehen lassen."
"Tja, und was willst du nun machen du Penner? Denkst du das hier ist nur ein Spiel? Die Menschen da fallen dir doch sofort in den Rücken, sobald es brenzlig für sie wird."
"Das glaube ich nicht. Das Gute wird immer siegreich sein."
Herr Prehson erwartet auch hier eine Reaktion, doch sie blieb aus. Für ihn gab es dafür nur einen Grund.
"Männer, der Feind ist eingeschüchtert. Jetzt ist unsere Chance!!"

Der plötzliche Sinneswandel überraschte einen Großteil seiner Kameraden, doch auch sie waren von den anspornenden Rufen beflügelt, dass sie sich schnell verstanden, was ihr Befehlshaber von ihnen verlangte. Trotzdem hatte er einen entscheidenden Vorsprung ihnen gegenüber. Todesmutig zog Herr Prehson sein Schwert und stürmte auf das Haus hinzu. Sie würden es diesen Bastarden schon zeigen. Dann würde jeder wissen, dass mit der Bürgerwehr nicht zu spaßen war. Dann würde man es sich auch sicher zweimal überlegen, die Bäckerei zu überfallen. Mit schnellen Schritten erreichte er die Haustür. Zusammen würden sie die Widerlinge überwältigen, die Geisel retten und das gestohlene Gut seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgeben. Alleine dieser Gedanke ließ in mit der Kraft von tausend Männern, zumindest glaubt er das, gegen die Tür treten. Doch anstelle eines todesmutigen Kampfes, in dem er seine Gegner besiegen würde, erwartet ihn nur ein lauter Knall und das nächste woran er sich erinnern konnte war eine noch lautere Explosion und eine große Staubwolke, die ihn verschlang.

MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!

Von ihren Rufen begleitet, sahen die ganzen Schaulustigen begeistert dabei zu, wie der Anführer der neuen Ankh-Morporker Bürgerwehr auf das Haus zu rannte und voller Elan die Tür eintrat. Was dann passiert, sollten nur die wenigsten von Ihnen realisieren. Die Tür wart noch nicht einmal vollkommen aufgeschwungen, als eine Explosion sie aus den Angeln riss und in einem Meer aus Splittern verschwinden ließ. Die entstehende Druckwelle schleuderte den Milizanführer zurück auf die Strasse. Aus reinem Reflex fingen manche unter ihnen an zu schreien, doch die Schreie gingen in einer zweiten Explosion unter, die nun das ganze Haus erschüttern ließ. Einige der Bretter wurden durch die Druckwelle von den Fenstern gerissen und das laute Getöse, das die aufwirbelnde Staubwolke begleitete, ließ vorerst nur erahnen, was mit dem Gebäude passiert. Die Schreie wurden lauter und viele der Anwesenden suchten das Weite, doch ein nicht unbeachtlicher Teil, dessen Neugier größer als die eigene körperliche Unversehrtheit war, blieb an seinem Platz und ging nur etwas in Deckung. Doch so plötzlich wie das Chaos losgebrochen war, desto schnell verschwand es auch wieder. Der Lärm verstummte schon nach einigen Sekunden und auch die Staubwolke lichtete sich nach kurzer Zeit soweit, das man erkennen konnte, was passiert war. Von dem Haus, welches die Miliz gerade erstürmen wollte, war nicht mehr viel übrig. Die oberen zwei Stockwerke waren vollkommen verschwunden. Einzig vom Erdgeschoss war noch etwas in dem hinterbliebenen Trümmerhaufen zu erkennen. Diejenigen, die dem Haus am nächsten standen, hatte die Druckwelle von den Beinen gerissen, konnten sich aber alle wieder aus eigener Kraft aufrichten. Einzig Herr Prehson, saß wie gelähmt auf der Strasse und starrte auf die Ruine, die sich vor ihm befand. Das gesamte Haus war in sich zusammengebrochen und jedem war klar, dass die Wahrscheinlichkeit auf Überlebende sehr gering war. Das stellte die meisten vor folgendes Problem: Viele waren sich darüber im klaren, dass jemand Unschuldiges gerade sein Leben gelassen hatte, und wenn es um Schuldzuweisungen ging, waren Ankh-Morpork ein Phänomen für sich. Auch ohne Kommunikation untereinander war man sich in solchen Fällen schnell einig, wer für ein besonderes Ereignis zur Verantwortung gezogen werden musste. Und da man sich selbst so gut wie nie die Schuld gab, war die Wahl sehr schnell getroffen.
"BEI ALLEN GÖTTERN", schrie jemand, der als erstes einen klaren Gedanken fassen konnte. "SIE HABEN DIE GEISEL GETÖTET, UND DAS NUR, WEIL DIE MILIZ DAS HAUS STÜRMEN MUSSTE."
Das es sich bei dem Besitzer der Stimme um jemanden handelte, der ein nicht gerade niedriges Amt in der Wache innehatte, wusste keiner, doch im Zweifelsfalle hätte das die Reaktion eh nicht geändert.

MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!MILIZ!!
"Tja, und was willst du nun machen du Penner? Denkst du das hier ist nur ein Spiel? Die Menschen da fallen dir doch sofort in den Rücken, sobald es brenzlig für sie wird."
Kaum hatte er ihm seine Warnung entgegen geschmettert, trat Valdimier den Rückzug an. Er sah es an Herr Prehsons Gesichtsausdruck, dass er ihn soweit hatte. Der FROG auf Abwegen hatte schon oft in brenzlichen Situationen in wildfremde Gesichter geschaut und hatte ein Gespür dafür entwickelt, zu erkennen, wann jemand seine Drohung umsetzen würde. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Raum und lief eine kleine Treppe hinab in den Keller. Unten angelangt spendete eine einzelne Laterne gerade genug Licht, sodass das Loch in der gegenüberliegenden Wand sichtbar. Schon hier drang ihm der faulige Geruch der Kanalisation entgegen. Braggasch hatte bei der Auswertung der Pläne ganze Arbeit geleistet, wobei ihm seine Kollegen gerade ziemlich leid taten, da sie im Gegensatz zu ihm nicht in der Lage waren, einfach so dem Atem anzuhalten. Geschwind verschwand er in dem Loch und musste doch das Gesicht verziehen, als er merkte, das die Kanalisation mehr als nur einen üblen Geruch bereithielt. Doch daran sollte er nun lieber keinen weiteren Gedanken verschwenden. Eilig folgte er seinen Kollegen, die schon vor einiger Zeit das weite gesucht hatten. Er hatte den Zugang gerade einige Meter hinter sich gebracht, als er den Knall der ersten Explosion hörte. Kurz darauf schien der ganze Tunnel zu erzittern, als die zweite Explosion das Haus einstürzen ließ. Es kam nicht oft vor, dass sie solche drastische Mittel verwendeten, um ihren Rückzug sicher zu stellen, doch wenn man gleichzeitig seine Spuren verwischen wollte, sollte man lieber etwas gründlicher vorgehen.


Araghast lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Auch wenn man es ihm nicht ansehen konnte, war er zufrieden. Der Plan hatte perfekt funktioniert. Herr Prehsons Miliz war durch den doch herben Rückschlag und die gezielte "Informationsverbreitung" recht schnell bei der Bevölkerung in Ungnade gefallen. Sogar ein Teil seiner eigenen Männer hatte sich gegen ihn verschworen, als man merkte, was passiert war. Loyalität war eben etwas, auf das man sich nur bei seinen besten Freunden verlassen sollte, und selbst da konnte man herbe Rückschläge erfahren. Jetzt lag es nur an ihm, dass es auch so blieb.
"Also Herr Prehson", begann er ruhig. "Sie werden mir sicher Recht geben, wenn ich sage, dass ihr Versuch, diese Situation zu klären, sicher nicht sehr gut für sie ausgegangen ist."
Sein Gegenüber antwortete nicht. Vielleicht lag es an der Demütigung, die er erlebt hatte, und deren Reste in Form einer vergammelten Bananenschale, die nur ein Teil des Unrates war, die man ihm und seinen Männern entgegengeworfen hatte, über der Schulter hing. Auch wenn es für manchen etwas hart vorkam, hatte Bregs ihn schon kurz nach dem Vorfall in sein Büro bringen lassen.
"Man kann auch sagen, dass sie es der Wache zu verdanken haben, dass sie aus der Sache noch halbwegs heil rausgekommen sind."
Diesmal konnte sich sein Gegenüber zu einem schwachen Nicken durchringen, welches von einem leisen Seufzen begleitet wurde.
"Für Ihre eigene Sicherheit rate ich Ihnen dringend dazu, sich für die nächsten Wochen etwas bedeckt zu halten." Mit seinem verbleibenden Auge blinzelte der Kommandeur seinen Gast an. Dem bedrohlichen Eindruck zuliebe hatte er sich für dieses Gespräch eine etwas schäbigere Augenklappe aufgesetzt. "Sollten sie in Zukunft noch immer versuchen wollen, die Stadt Ankh-Morpork zu einem besseren Ort zu machen, würde ich Ihnen raten sich dann darauf zu beschränken, alte Damen über die Strasse zu führen."
Diesmal konnte sich Herr Prehsons zu einer Antwort durchringen.
"Aber ich wollte doch nur helfen."
Bregs verzog die Mundwinkel. Er durfte sich jetzt nicht den Fehler erlauben und ihm Mut zuzusprechen. Das wurde ihn vielleicht wieder auf falsche Gedanken bringen.
"Ich sage es Ihnen ganz ehrlich Herr Prehson. Mir ist kein Fall bekannt, in dem Ihre Hilfe wirklich geholfen hat. In den meisten Fällen haben Sie echte...", Bregs legte dem Wort eine besondere Betonung bei, "...Ermittlungen behindert und in manchen Fällen haben Sie sogar die Gesundheit meiner Mannschaft gefährdet."
"Aber..."
"Ich sage Ihnen etwas." Der Püschologe ließ seinem Gegner jetzt gar nicht mehr zu Wort kommen. "Die Stadt ist zur Zeit nicht sehr gut auf Sie zu sprechen und sollten Sie und Ihre Mannen noch einmal unsere Arbeit behindern, werde ich persönlich dafür sorgen, dass das nächste mal kein Wächter in der Nähe sein wird, wenn der Mob hinter Ihnen her ist, weil sie wieder irgendetwas vermasselt haben. Ihre Gesangskünste werden Ihnen dann auch nicht mehr helfen."
"Ich...Ich verstehe."
Resigniert ließ Herr Prehson den Kopf hängen. Es war nicht zu übersehen, dass er am Boden zerstört war, und das war genau das, was Bregs wollte.
"Suchen Sie sich doch eine andere Beschäftigung, mit der Sie die Menschen beeindrucken können." Nachdem er seinen Gegner gebrochen hatte, konnte man ihm aber auch wieder auf die Beine helfen. Diese Art von püschologischer Gesprächsführung hatte Bregs schon oft gute Dienste geleistet. Richtig genutzt konnte man so jemanden schnell auf andere Gedanken bringen.
"Versuchen Sie es doch einmal mit einer wandernden Gesangsgruppe. Nur halt ohne Waffen und ähnliches. Sie haben ein ausgezeichnetes Talent dazu die Menschen zu beeindrucken. So können Sie es nutzen, ohne Andere und sich selbst in Gefahr zu bringen."
Der Kommandeur glaubte anfangs keine Regung in dem Gesicht seines Gegenübers zu erkennen. Doch als er den Kopf hob war zu sehen, dass sich seine Miene zumindest einen verständlichen Eindruck machte.
"Meinen Sie das ernst?"
"Bei meiner Ehre als Kommandeur", erwiderte Bregs ohne eine Miene zu verziehen. "Aber nehmen Sie sich doch ernstmal eine kleine Auszeit. Da können sie noch genau drüber nachdenken, was Sie mit ihrem Leben noch anstellen können."
Das Gespräch dauerte noch gute 15 Minuten, in denen Bregs Herrn Prehson versichern musste, dass er genug Talent hatte um es noch weit zu bringen, solange er die Finger von der Verbrechensbekämpfung ließ. Als der ehemalige Anführer der neuen, und nun nicht mehr existierenden Bürgerweh von Ankh-Morpork dann endlich sein Büro verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, seufzte Araghast erleichtert auf. Es war anstrengend gewesen, doch es hatte sich gelohnt. Von Herrn Prehson würde er wohl die nächste Zeit nichts mehr hören und die Ruhe in der Stadt war, zumindest vorerst, wieder hergestellt. Morgen würde er noch Stolz der Times verkünden, dass man die schwarzen Tiger auf ihrer Flucht stellen und niederstrecken konnte. Zum einen würde er so die aufgebrachten Bürger wieder beruhigen und außerdem noch den Ruf der Wache etwas aufbessern. Es war fast eine Überlegung wert, die vorgetäuschten Straftaten öfters einzusetzen. Doch den Gedanken verwarf er wieder recht schnell. Das Risiko erwischt zu werden, war viel zu groß. Es war schon riskant genug gewesen diesen einen Vorfall zu fingieren. Immerhin hatte er es mutwillig in Kauf genommen, ein ganzes Haus zu zerstören und ihm war bewusst, dass dabei auch jemand ernsthaft hätte verletzt werden können. Überspannen sollte man den Bogen also nie, wenn man will, dass er lange hält. Und überhaupt, gab es sicher noch genug andere Möglichkeiten, den Ruf der Wache zu waren. Immerhin hatte er auch heute wieder etwas über den typischen Ankh-Morpork Bürger bestätigt bekommen.

Was die Augen sehen und die Ohren hören, glaubt der Verstand.
[1] Siehe Multi Mission: "Wir sind Helden"

Zählt als Patch-Mission für den Abteilungsleiter FROG-Patch.



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Feedback:

Von Sillybos

01.06.2010 17:43

Idee: Großartig!Umsetzung: Sehr gut.Eine tolle Geschichte, an der ich nur in großer Flughöhe was zu bemängeln habe. Die Idee, die zu FROG und zur Missionsvorlage ausgezeichnet passt, hättest du auch anders umsetzen können. Ich fand es schade, dass die Pointe der Geschichte schon zur Hälfte bekannt wurde und der Rest mehr oder weniger nach Schema F ablief. Ich glaube, mit ein wenig mehr Versteckspiel hättest du die Pointe bis zum Schluss hinauszögern können, denn für viele Szenen der zweiten Hälfte war die Auflösung meiner Ansicht nach noch nicht notwendig. Dennoch eine tolle Pokalmission.

Von Ophelia Ziegenberger

01.06.2010 17:43

An der Single hat mir vor allem der gekonnte Wechsel zwischen der aktuellen Perspektive und den kursiv formatierten Rückblenden gefallen. Das lockerte den Text auch inhaltlich schön auf und machte ihn leichter lesbar. Die Handlung um den singenden Anführer der Bürgerwehr aufzubauen war eine interessante Idee, machte den Plot nur leider etwas zu vorhersehbar. Der Lösungsansatz, den Milizchef unter kontrollierten Bedingungen zu beiderseitigem Nutzen auflaufen zu lassen fand ich an sich sehr gut. Dafür aber einen kompletten Hausabriss seitens Bregs in Auftrag zu geben, inklusive gefährdeter Kollegen - es hätte schließlich nur irgendeine Kleinigkeit schief gehen müssen und sie wären allesamt lebendig begraben worden - empfand ich als dermaßen überzogen, dass es mich nicht überzeugen konnte.

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