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Es beginnt, wie so oft, mit einem Unglück. Ein Gebäude explodiert. Menschen sterben. Weitere Menschen schreien.
Dafür vergebene Note: 11
Es beginnt, wie so oft, mit einem Unglück. Ein Gebäude explodiert. Menschen sterben. Weitere
Menschen schreien.
In der Umgebung rund um die Schatten finden sich hauptsächlich üble Spelunken. In einer solchen befinden wir uns gerade. Die Luft ist rauchgeschwängert und hängt in dichten Schwaden über schmuddeligen Tischen. Die Klientel besteht nicht ubedingt aus den Leuten, die bei einem Vertrauenswürdigkeitswettbewerb den ersten Preis gewinnen würden. Die Gäste wirken eher wie Männer, die Preise mit Namen wie "Karl Knast-Award" im Regal stehen haben.
Ein Mann sitzt an der Bar. Er trinkt allein. Die rauhe Szenerie scheint ihn nicht zu kümmern. Gelegentlich streicht er sich mit einer Hand über die dichten schwarzen Bartstoppeln, die dunklen stechenden Augen auf sein Getränk gerichtet. Er kümmert sich auch nicht um die Gruppe bulliger Stiernacken am Tisch hinter ihm, die ihn schon eine Weile feindselig beobachten. Es scheint ihn nicht zu berühren, als die Männer aufstehen und auf ihn zuschlurfen, ebensowenig wie das hastige Klirren der Flaschen, die der Barmann gerade vorsorglich von den Regalen räumt.
Er reagiert erst, als sich ihm eine schwere Hand auf die Schulter legt.
"He, Handtuchkopf!"
Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. Als er sich umdreht blickt er in ein feistes, glatzköpfiges Gesicht.
Der Mann ist fett, allerdings nicht im Sinne von "wabbelig", sondern massiv. Sein gewaltiger Oberkörper quillt unbekleidet aus der engen Lederhose, geschmackvoll geziert von diversen Tätowierungen und einem Ring durch die linke Brustwarze. Der Klatschianer lässt sich von der verwegenen Körpergestaltung nicht beeindrucken und starrt dem Kerl weiter unverwandt ins Gesicht.
Als weder sein neuer "Gesprächpartner", noch dessen Begleiter etwas anderes von sich geben, als zornerfülltes Grunzen, sieht er sich gezwungen das Eis zu brechen: "Offendi?"
Das scheint dem Glatzkopf die Zunge zu lockern. "Du hast vielleicht Nerven, einfach so in unserem Schuppen hier zu erscheinen Handtuchschädel. Ihr Kameltreiber glaubt wohl, ihr seid überall die Herren im Haus. Zuerst kommt ihr hierher und klaut uns unsere Dschobs. Dann verschandelt ihr die Stadt mit euren Curry-Läden. Und nun jagt ihr auch noch unsere Häuser in die Luft."
Der Klatschianer schweigt eine Weile, als müsse er sich das Gesagte erst durch den Kopf gehen lassen. Dann erwidert er in fast akzentfreiem Morporkianisch:
"Aber ich trage gar kein Handtuch, Offendi."
Der Hüne schlägt zu.
Rea Dubiata staunte nicht schlecht, als an diesem Morgen der Leiter der in Ankh-Morpork ansässigen Außenstelle des klatschianischen Geheimdienstes über die Schwelle ihres Büros trat. Hamri Al-Assalam war in diplomatischen Kreisen keine unbekannte Figur. Nach Ende des Krieges mit Klatsch waren diverse Zugeständnisse unerlässlich gewesen. Eines dieser Zugeständnisse an Klatsch war das Geheimdienstbüro in Ankh-Morpork, während der Stadtstaat im Gegenzug einige Informationsposten in Klatsch unterhalten durfte. Natürlich hätten beide Parteien so oder so ihre Spione im anderen Land eingesetzt, aber so war ja alles so viel einfacher.
Das unerwartete Erscheinen des hochrangigen Klatschianers kam entsprechend unerwartet. Al-Assalam war der letzte, den sie im S.E.A.L.S.-Büro erwartet hätte.
Der Geheimdienstchef lächelte und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an. "Oberfeldwebel Re-Al-Dubiata?"
Rea ignorierte die falsche Aussprache ihres Namens und die Tatsache, dass er diesen wohl mit einem klatschianischen Männernamen verwechselte. Stattdessen schaltete sie schnell um: "Hamri Pasha! Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?"
Al-Assalam nickte anerkennend. "Pasha. Das ist ein altklatschianischer Ehrentitel."
"Nun, Herr, ich hörte du magst ihn."
Al-Assalam lächelte. "Die vielgerühmte Liebenswürdigkeit in der Wache wurde mir bereits ans Herz gelegt. Leider ist dies kein Höflichkeitsbesuch, so schade es ist. Ich komme mit einem etwas ungewöhnlichen Anliegen zu dir."
Und es war in der Tat merkwürdig. Al-Assalam vermisste seit kurzem einen seiner Agenten, Al-Ibn Mussalat. Zuletzt war er irgendwo in der Nähe der Schatten gesehen worden. Dann brach der Kontakt plötzlich ab, keine Nachrichten mehr.
"Es ist in der Tat sehr sonderbar", sagte Al-Assalam."Mussalat gehört eigentlich zu meinen fähigsten Männern. Sich einfach so nicht mehr zu melden ist eigentlich ganz und gar nicht seine Art."
"In was für einer Sache hat Mussalat denn zur Zeit ermittelt?" fragte Rea, auch wenn sie die Antwort bereits kannte.
"Ich bedaure zutiefst, Oberfeldwebel, aber diese Information darf ich dir leider nicht geben."
"Darf ich dann zumindest erfahren, warum du damit zur Wache und speziell zu S.E.A.L.S. kommst? Bei allem Respekt, Hamri-Pasha, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass der klatschianische Geheimdienst nicht über eigene Ermittlungsressourcen verfügt."
Trotz Reas scharfer Antwort wirkte der Geheimdienstchef keineswegs pikiert. "Über die verfügen wir natürlich, Oberfeldwebel. Leider jedoch sind wir schwach frequentiert. Wir haben verschiedene Angelegenheiten hoher Priorität am Laufen, weshalb uns jeder Ausfall empfindlich treffen würde. Zudem ist es für einen Klatschianer zur Zeit nicht so leicht, an Informationen zu kommen, noch dazu in zivil..."
Das musste Rea einsehen. Es gab keine konkreten Beweise dafür, dass die Sprengstoffanschläge der letzten Wochen tatsächlich von Klatschianern durchgeführt worden waren, aber in der Bevölkerung herrschte Unruhe. Diverse Handgreiflichkeiten hatten schon stattgefunden.
Al-Assalam fuhr fort: "Im Patrizierbüro wurde mir daher ans Herz gelegt, die Wache in assistierender Funktion hinzuzuziehen."
Ja, warum sollte Vetinari auch seine eigenen Geheimdienste an die Sache verschwenden? dachte Rea bitter.
"Um auf die Frage zu kommen, weshalb ich ausgerechnet deine Abteilung mit meinem Anliegen aufsuche: Bei meinem Eintreffen wurde mir gesagt, dass für Informationsbeschaffung S.E.A.L.S. die erste Anlaufstelle sei."
Reas Miene erhellte sich. Normalerweise war sie andere Umschreibungen ihrer Abteilung durch Mitwächter gewohnt.
Al-Assalam lächelte ebenfalls. "Genaugenommen hieß es, wenn es um herumlungern, ziellos durch die Stadt schlurfen und Leute belästigen ginge, sei S.E.A.L.S. die richtige Adresse, aber ich bin gut darin aus Sätzen die wahre Bedeutung herauszuhören. Und tatsächlich wären Leute mit ebendiesen Fähigkeiten gerade sehr von Nutzen."
Rea schwieg. Dann sagte sie: "Ich glaube ich weiß, welche Sorte Wächter du brauchst."
Den ganzen Tag waren Szenekenner und Informantenkontakter auf der Straße unterwegs. Das Unterfangen entbehrte nicht einer gewissen Hoffnungslosigkeit. Es war, als suche man diese berühmte Nadel.
Die Szenekenner Damien Bleicht und Menélaos waren gemeinsam unterwegs, ebenso wie irgendwo am anderen Ende der Stadt der Szenekenner Scoglio und Informantenkontakter Ettark.
Damien und Mené hatten es zunächst bei diversen Klatschianern versucht. Größtenteils ohne Erfolg. Erst ein junger Mann namens Omar, von dem Damien bereits zuvor diverse Informationen erhalten hatte, erkannte den Klatschianer auf dem Ikonographenbild, das Al-Assalams Unterlagen beigelegen hatte, wieder. Er wollte partout nicht sagen, woher er den Mann namens Mussalat kannte und was er mit ihm zu schaffen gehabt hatte, doch er schien nicht so sehr um dessen Schutz bedacht zu sein, so schnell wie er mit Informationen rausrückte. Al-Assalam hatte sich zuletzt tatsächlich um die Schatten herumgedrückt und hatte wohl auch öfter innerhalb des Viertels zu tun gehabt. Zudem konnte er ihnen auch die Namen einiger Spelunken in der Gegend nennen. Gelegentlich war Mussalat wohl auch gerne einen trinken gegangen.
Damien seufzte. Jede einzelne Kneipe in der Gegend abzuklappern erschien ihm eigentlich verdächtig anstrengend. Doch die Anhaltspunkte waren eh schon geringer Zahl.
Mussalat öffnet die Augen. Er ist an einen Stuhl gefesselt. Immer noch. Und auch die Männer sind noch da. Den ganzen Tag, seit ihre Spinnenfalle zugeschnappt ist, haben sie ihn mit Fragen gelöchert, haben ihn geschlagen, ihn mit Schlagstocken und allem möglichen was sie in diesem verlassenen Bau finden konnten bearbeitet - leere Flaschen, Glassplitter, ein alter Pömpel - alles ohne etwas anderes als Hohn und Spott aus ihm herauszubekommen. Sie werden sich schon mehr anstrengen müssen, wenn sie ihn brechen wollen. Ihre Methoden sind alles andere als effizient. Al-assalam hat Mussalat einmal gesagt, dass Folter zur Informationsgewinnung nutzlos sei. Der Gefolterte wird entweder alles zugeben was seine Peiniger hören wollen, nur um die Folter zu beenden. Oder er wird solange schweigen, bis er schließlich seinen Verletzungen erliegt. Mussalat weiß, welche Art Mann er sein will.
Die beiden bulligen Schläger scheint die allgemeine Nutzlosigkeit dieser Art Verhör nicht zu stören, solange sie ihrem Hobby frönen können. Der Mann, der die Fragen stellt, redet die ganze Zeit ruhig und gefasst, doch allmählich ist ein für den Laien kaum merkliches Vibrieren in seiner Stimme zu hören. Mussalat weiß: Sein Schweigen macht den Fragensteller nervös. Dies ist ein Mann, der es gewohnt ist, die Kontrolle zu behalten. Er scheint einzige der fünf Männer zu sein, dem die Antworten, die der Klatschianer ihm geben könnte, wirklich etwas bedeuten. Die beiden Schläger tun nur ihre Arbeit. Genauso wohl der kleine Mann, der vorhin an irgendetwas in diesem Gebäude herumhantiert hat, und nun mit großen, furchterfüllten Augen dass Geschehen verfolgt. Und dann der fünfte Mann... Mussalat vermutet, dass er bald zum Einsatz kommen wird. Ein Grinsen kann sich der Agent nun nicht mehr verkneifen. Eigentlich ist das alles unfassbar komisch...
Der Fragensteller ist sichtlich verärgert. "Ich frage dich jetzt zum letzten Mal, Herr Mussalat. Wo sind die Unterlagen?"
Der beherrschte Tonfall an dem sein Gesprächspartner nahezu verzweifelt festzuhalten versucht, sowie die Tatsache, dass er ihm nun schon zum siebten Mal "zum letzten Mal" die gleiche Frage gestellt hat, lassen Mussalat keine Wahl:
Er muss laut losprusten. Der Lachanfall lässt ihn keuchen und fast an seiner eigenen Spucke ersticken, während er seinen Peinigern Blut und Speichelfäden entgegenschleudert. "Ver.. Verzeiht...". bringt er krächzend zwischen den irren Lachanfallen hervor. "Es ist nur so verdammt niedlich... wie ihr euch bemüht..." Er kreischt nun förmlich vor Lachen.
"Genug!" entfährt es dem Fragensteller. Sein Handrücken klatscht dem Klatschianer ins Gesicht, was dessen Gelächter jedoch auch nicht zu stoppen vermag. Erst als ihm langsam die Puste ausgeht, wird es leiser.
Der Fragesteller bebt am ganzen Leib, die Wut und ein gewisses Maß an Verzweiflung sind ihm nun unverhohlen anzumerken. Er beschließt, seinen letzten Trumpf auszuspielen und nickt dem fünften Mann zu.
Dieser zeigt die vage Andeutung eines Lächelns und tritt vor. Er trägt einen grauen Kapuzenmantel. In der rechten Hand hält er einen langen Stab, mit einem Knauf am oberen Ende. Nicht gerade die typische Aufmachung für einen morporkianischen Zauberer. Außerdem hat der Kerl keinen Bart und wirkt noch recht jung, zumindest jünger als die typische Vorstellung die man von dieser Zunft hat.
Er hebt seinen Stab, dessen Spitze nun in oktarinem Glühen aufflammt und tritt auf Mussalat zu.
"Wir werden nun etwas Spaß haben..." sagt er und lächelt dabei. Dann presst er den glühenden Knauf gegen Mussalats Schulter.
Die Suche nach Mussalat hatte den ganzen Nachmittag gedauert, inzwischen war es stockfinster draußen.
Es war die sechste Kneipe die sie besuchten. Doch endlich hatten sie Glück.
"Oh ja, den kenn ich, den Kerl", sagte der Wirt beim Blick auf die Ikonographie. "Gestern Abend. Ein paar besoffene Idioten haben sich mit dem angelegt. So etwas hab bisher nicht erlebt. Der Kerl hat von so nem Fettsack nen Schlag in die Magengrube gekriegt und ist noch nichtmal in die Knie gegangen. Dann haben sich die anderen auf ihn gestürzt und sind mit regelrechter Rückwärtsrolle zurückgeprallt. Auf dem dicken ist der Klatschianer herumgesprungen wie auf einem Trampolin! Und dann ist er einfach gegangen. Hat bezahlt und ist gegangen! Höflicher Bursche..."
"Wo er hin ist weißt du nicht?", hakte Damien nach.
Wusste er natürlich nicht.
"Was tun wir jetzt, Damien?", fragte Menélaos, als sie wieder draußen waren.
Damien überlegte kurz. Dann sagte er: "In die Schatten. Wenn er oft dort war, vielleicht hat er ja jetzt auch dort 'zu tun'. Einen Versuch ist es wert. Etwas anderes bleibt uns ja auch kaum..."
Oktarines Feuer durchzuckt Mussalats ganzen Körper. Es dauert nur wenige Sekunden und doch glaubt er, in der kurzen Zeit tausend Tode zu sterben. Er kann nicht schreien, nicht atmen. Es ist als setzten sämtliche Körperfunktionen sekundenlang aus.
Als der Zauberer den Stab wieder zurückzieht, sackt der Oberkörper des Agenten nach vorne, noch einige Augenblicke von Spasmen geschüttelt.
Der Fragensteller wähnt sich nun wieder überlegen:
"Erstaunlich, nicht? Es ist immer erfreulich, außergewöhnliche Talente zu entdecken. Die meisten Zauberer haben schon ihre Mühe, sich nur ein paar magische Fünkchen herauszupressen. Unser Freund hier hingegen hat eine solche natürliche Begabung, dass er sogar ganze Ströme thaumischer Spannung in andere Körper leiten kann. Dadurch ergeben sich ganz neue Verhörmethoden! Auch euer Geheimdienst drüben in Klatsch könnte bestimmt davon profitieren." Mussalat hustet und spuckt blutigen Schleim auf den kahlen Boden. "Also wie ist es nun, Herr Mussalat? Unterhalten wir uns? Über den Verbleib des Materials, das du gestohlen hast? Oder wollen wir noch etwas die Fertigkeiten unseres hochbegabten Jungzauberers erproben?"
Mussalat keucht. Sein Atem rasselt, der schwarze Schopf hängt ihm schweißnass ins Gesicht. Seine Gesprächspartner warten, sie wissen, dass er anfangen will zu sprechen.
"Gut...", krächzt er, "Reden... wir..."
Der Fragesteller lächelt. "Nur zu, Herr Mussalat."
Langsam findet der Klatschianer wieder etwas Luft.
"Ihr wollt also etwas über den Verbleib von Unterlagen wissen... kompromittierendes Material..."
"Du bist auf der richtigen Spur, Herr Mussalat."
"Material... die sogenannten 'Terroranschläge' der letzten Wochen betreffend, die angeblich von Klatschianern gegen Ankh-Morpork durchgeführt wurden? Belege... Ikonographien von kleinen weißen Männern, die... Wohnhäuser mit Sprengstoff präparieren...?"
Der kleine Mann im Hintergrund starrt ausdruckslos auf den Boden.
"Dokumente... unterschrieben von morporkianischen Geheimdienstbeamten, die dem Patrizierbüro unterstellt sind?"
Der Fragesteller grinst nun regelrecht, während Mussalat förtfährt:
"Dokumente in denen diese Männer Geheimoperationen absegnen, denen kein direkter Befehl des Patriziers vorausging? Operationen die dazu dienen sollen, das politische Klima in dieser Stadt zu beeinflussen?"
Die beiden Gesprächspartner blicken sich einen Moment direkt in die Augen.
"Ja, Herr Mussalat. Solche Dokumente meine ich."
Mussalat muss husten kurz bevor er weiterredet:
"Bei den Göttern. Wenn es solche Unterlagen wirklich gäbe, sähe das aber gar nicht gut aus. Ich fühle mit euch und hoffe inständig, dass ihr sie rechtzeitig finden und sicherstellen könnt." Mussalat stößt ein kurzes heiseres Lachen aus und grinst wie ein Wahnsinniger.
Kurze Zeit herrscht Stille. Niemand redet mehr. Der Fragesteller starrt Mussalat an. Sämtliche Heiterkeit ist aus seinen Zügen verschwunden. Seine drei Schergen werfen ihm fragende Blicke zu. Er schüttelt den Kopf. Mussalat wird nicht reden. Er wendet sich dem kleinen Mann zu, der die ganze Zeit geschwiegen hat. "Hast du das Gebäude komplett präpariert?"
Der kleine Mann nickt atemlos. "Ja, Herr! Es wird nichts davon übrigbleiben."
"Gut. Dann gehen wir jetzt. Wenigstens wird unser Freund hier niemandem von unserer Unterhaltung erzählen können." Er wendet sich dem Gefesselten zu. "Auf Wiedersehen, Herr Mussalat. Du warst ein angenehmer Gesprächspartner. Schade, dass wir nicht noch einmal das Vergnügen haben werden..."
Die Männer verlassen das Gebäude. Endlich. Das Gerede war anstrengend.
Mussalat ist stark geblieben.
Schlecht nur, dass außer ihm niemand weiß, wo er die Dokumente untergebracht hat. Schlecht und Gut zugleich. Sie haben die Information nicht erhalten.
Noch besteht Hoffnung. Al-Assalam ist schlau. Er wird graben und eventuell finden. Das ist genug Hoffnung um loszulassen.
Mussalat ist stark geblieben. Er ist bereit, sich als Märtyrer zu opfern.
Seinen letzten Augenblick spürt er mit jeder Faser, als er flüstert:
"Die Götter sind groß..."
Die Explosion war in den gesamten Schatten zu hören. Ruckartig drehten die Szenekenner die Köpfe in die Richtung, aus der der ohrenbetäubende Knall gekommen war.
"Was...", begann Menélaos.
"Verdammt", knurrte Damien. "Wir sollten nachsehen gehen. Das kam nicht weit von hier." Sie rannten los.
Einige Straßen weiter fanden sie den Schauplatz des Unglücks. Damien kannte die Straße. Hier wohnte keiner, zumindest nicht permanent. Die Straße bestand nur noch aus Ruinen, in denen gelegentlich Streuner und Straßenjungs übernachteten Eines dieser leeren Häuser war gerade explodiert. Das Gebäude war komplett eingestürzt, diverse Trümmer waren in die umliegenden Ruinen geschleudert worden.
Die Szenekenner starrten auf die Szenerie.
"Was zur Hölle ist hier passiert?", fragte Menélaos atemlos.
"Keine Ahnung", gab Damien zurück, "Aber ich habe da so eine Ahnung. Ich denke hier wird ein Bergungstrupp von Nöten sein..."
Rea saß missmutig an ihrem Schreibtisch, vor sich den Bericht der Szenekenner, sowie den Durchsuchungsbericht des Trümmerhaufens in den Schatten. Aus dem zerstörten Gebäude hatten sie die verkohlten Überreste eines Leichnams geborgen, die aber unmöglich zu identifizieren waren.
Das ganze war merkwürdig in höchstem Grade. Wieso jagte jemand ein fast leeres Gebäude in die Luft? Wer hatte sich darin befunden? Für einen einfachen Bettler wurde wohl kaum so ein Aufwand betrieben.
Damien hatte den Verdacht geäußert, dass es sich bei dem Opfer um den gesuchten Mussalat handelte, was sie gar nicht so unwahrscheinlich fand. Leider hatten sie dafür weder Beweise, noch sonstige Anhaltspunkte was genau passiert sein könnte.
Trotzdem würde morgen Al-Assalam kommen um den Leichnam zu identifizieren. Sie wusste es war Zeitverschwendung, aber irgendetwas musste sie ihm sagen. Ihr war es höchst unangenehm, dass die Spur auf diese Weise im Sande verlief. Die Suche nach Mussalat ging offiziell weiter, doch waren ihre Männer auf keine weiteren Spuren gestoßen.
Verärgert klappte Rea die Akte zu.
Zählt als Patch-Mission für den Szenekenner-Patch.
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