Ein magischer Raub

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von Obergefreiter Sebulon, Sohn des Samax (RUM)
Online seit 15. 05. 2009
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 Außerdem kommen vor: Olga-Maria InösRuppert ag LochMolochFrän FrommRomulus von GrauhaarBraggasch GoldwartLady Rattenklein

Ein Banktransporter wurde überfallen. Aber an welcher Stelle ging das Geld verloren? War Magie im Spiel? Oder nur ein Versicherungsbetrug der Bank? Ein Fall, wie für einen Püschologen geschaffen ... wenn er dem Stress gewachsen ist.

Dafür vergebene Note: 12

>Verdammte Müdigkeit<, dachte Sebulon und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Es fiel ihm schwer, nach 36 Stunden Schlaflosigkeit noch immer geistig klar zu sein - aber er konnte doch nicht einfach seine Schicht vorzeitig abbrechen!
"Und du bist ...?", fragte er desinteressiert.
"Andreas Erdkern. Wie Apfelkern und Erde. Vertreter der Ankh-Morpork-Bank. Der Wächter am Tresen meinte, ich sei hier richtig, ohne auch nur eine Anzeige aufzunehmen. Weshalb wurde ich gerade hierher geschickt?"
"Das können wir gleich gemeinsam herausfinden", konstatierte der Zwerg und griff sich Blatt und Feder. Routiniert schrieb er die Aktennummer und den Namen 'Erdkern' auf. Dann sah er den formell gekleideten Gnom an und fragte: "Was ist denn passiert?"
"Die Bank wurde bestohlen."
"Soso. Also Raub", murmelte er und schrieb: 'bestohlen'. "Auch ein Mord?"
"Nein."
"Aha. Die Bank wurde somit ganz gewöhnlich ..."
"Es handelt sich um einen Geldtransporter, der in zwanzig gesicherten Geldschatullen insgesamt zwei Million AM-Dollar beförderte. Das Geld ist verschwunden. Aber wir wissen nicht, wie."
Erst runzelte der Obergefreite die Stirn, dann hob er seinen Kopf und stützte ihn mit den Händen, um seinen neugierigen Blick aufrecht zu erhalten
"Es gab keine Zeugen?"
"Wir wissen nicht einmal, wann."
Sebulon straffte seinen Körper und zog einen Schraubenzieher aus dem Gürtel. Langsam und nachdenklich drehte er ihn hin und her.
>Ich beginne zu verstehen, weshalb der Rekrut am Wachetresen den Gnom zu einem Püschologen geschickt hat<, dachte er.
>Zu einem Unfähigen, leider<, gab seine innere Stimme sarkastisch zurück.
"Wann ungefähr?", fragte er laut.
"Zwischen ein Uhr und vier Uhr siebzehn in der Frühe, semaphorenexakt."
"In den drei Stunden hat sich aber nichts ungewöhnliches ereignet?"

"Das hier ist Klinker."
"Einen Guten Tag, Herr Wacht Meister.", sagte der Troll.
"Guten Tag, Klinker.", erwiderte Sebulon. Seine Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt, weil sie zitterten. Das ließ ihn fachmännisch und geplant aussehen.
"Äh, Hallo, Klinker.", sagte Braggasch und sah sich mit geübtem Späherblick im Raum um. Er hatte gerade nichts zu tun gehabt und hatte spontan zugesagt Sebulon zu begleiten.[1]
"Klinker ist einer unserer besten Männer. Er hat sogar das Konzept von Grammatik verstanden."
Stolz nickte der Troll. "Ich Habe Lange Ge Übt", bestätigte er langsam und konzentriert.
Der Obergefreite setzte sich auf einen Stuhl, seufzte erleichtert und fragte dann: "Klinker, was genau ist gestern passiert?"
"Oh, Ich Bin Auf Ge Standen, Habe Die Akten Tasche ..."
"Nein, ich meine: was ist gestern während des Geldtransports passiert?"
"Ach So. Also. Das War So: ..."

Es hatte einen Unfall gegeben, mitten im Nirgendwo auf der Landstraße. Vor seinen Augen war ein Geldbehälter explodiert. Das Geld wurde sofort von den Chemikalien in der Truhe vernichtet. 100.000 AM-Dollar.
Er hatte den Alarm auslösen wollen. Sein Kollege fragte, weshalb. Der zweite Behälter explodierte.
Der Zweitwagen und eine Kutsche der Palastgarde wurden kontaktiert.
Zwei Uhr und Siebzehn erfolgte der Wechsel der Inhalte der restlichen Geldbehälter in den Ersatzwagen. Die Tiehms wechselten das Fahrzeug. Die Ersatzleute fuhren mit dem alten Transporter und den defekten Geldtruhen zurück zur Bank, während der neue Transporter mit dem ursprünglichen Tiehm den Weg fortsetzte.
Als der Transporter sein Ziel erreicht hatte und Klinker das Geld auspacken wollte, waren alle Geldtruhen leer gewesen.


"Ist dir sonst etwas aufgefallen, Herr Klinker?"
"Nein. Wir Haben Alle Truhen In Den Ersatz Wagen Gebracht Und Dort Um Ge Füllt, Herr Wacht Meister."
Sebulon sah seinen Freund an.
"Was hältst du davon, Brag?", fragte er den blondgelockten Zwerg.
"Äh, klingt komisch."
"Tat Sächlich War Mir Nicht Nach Lachen Zu Mute", knarrte der Troll.
"Äh, verstehe ich. Aber, äh, wer war außer dir noch mit im, äh, Transporter?"
"Der Fahrer", seufzte Sebulon.
"Genau. Gernot Flink, Er Kann Gut Fahren", versicherte der Troll. "Und Max Fleischer Sohn."
Der Püschologe horchte auf. "Max Fleischersohn? Wer ist das?"
"Mein Kollege."
"Ein Tiehm besteht immer aus drei Personen", erklärte der Gnom professionell und rückte seine kleine Krawatte zurecht. "Ein Fahrer, ein Sicherheitsbeamter im Fahrerhaus und einer hinter der Schleuse, bei den Truhen."
"Also Max Fleisch und Gernot Flink. Die beiden müssen wir uns mal anhören."
"Fleischer Sohn", sagte der Troll - stolz, behilflich sein zu können.

Flink war ein zuverlässiger Mann; es hatte auf seinen Fahrten noch nie einen Zwischenfall gegeben.
Die erste Explosion musste unter der Brücke passiert sein. Klinker hatte kurz nach der Brücke jedenfalls ein Problem gemeldet. Kurz darauf gab es einen Knall und Max hatte über den Notrufdämon die Bank und die Polizei alarmiert.
Er hatte auf einen dritten Knall gewartet, doch es kam keiner. Stattdessen trafen der Wagen den Ersatztransporter etwa vier Straßenbiegungen weiter.
Der Tausch verlief ohne Zwischenfälle. Der Ersatzwagen wurde von Gernot weitergefahren, der andere kehrte zurück.
Das Geld blieb seit der Ankunft verschwunden.


"Wer hat den Austausch durchgeführt?", fragte Sebulon und vermerkte sich mit zittriger Schrift das wichtigste auf seinem Notizblock.
"Oh, da müssen Sie Max fragen; ich bin nur der Fahrer", meinte Gernot Flink. "Den Wagen am Rollen halten, das ist mein Motto."
"... am Rollen halten?", versuchte Sebulon zu folgen.
Der Fahrer lächelte gewinnend und rückte die Sonnenbrille zurecht. "Hat euch niemand die Prozedur erklärt? Die beiden Wagen fahren bei einem Austausch Tür an Tür, damit möglichst keine Interventionen möglich sind."
"Inter-äh...", machte Braggasch.
"Niemand soll dazwischenfunken", grinste Gernot und strich sich eine Strähne aus den Augen. "Das Schlimmste sind die Kurven; der Rest ist ein Kinderspiel, wenn ihr wisst, was ich meine."
"Mhm", machten die beiden Wächter.
"Und dir ist nichts aufgefallen?", fragte Sebulon.
"Du meinst, außer dass zwei Geldboxen explodiert sind und der andere Wagen widerlich schlechte Bremsen hatte?", fragte Gernot sarkastisch.
"Verstehe. Also reden wir mal mit Max. Wo finden wir ihn?"
"Vermutlich in der Bar, die Straße runter rechts. Ihr könnt ihn gar nicht verfehlen. Müsst nur dem Duft der überwaldischen Spirituosen folgen. Der wird schon eine Meile gegen den Wind zu riechen sein."
"Äh, zu dieser Tageszeit?", fragte Braggasch.
Der Fahrer zuckte mit den breiten Schultern. "Seine Sache. Solange er im Dienst nüchtern ist, ist es mir egal."

Die beiden Zwerge verließen das Bürogebäude der Bank und gingen langsam die Straße hinunter.
"Die Sache stinkt zum Himmel, Braggasch."
Der blondgelockte Zwerg nickte. Dann sah er seinen Freund an und fragte: "Äh, ganz ehrlich: wie lange hast du, äh, nicht geschlafen?"
Sebulon blieb stehen.
"Was?"
"Du, äh, zitterst, hast Augenränder bis in den Bart und, äh, du kneifst die Augen zusammen." Keine Reaktion. "Gürtel, bist du, äh, noch da ...?"
Verwirrt schüttelte der Püschologe den Kopf und sah Braggasch an.
"Mir war so, als hätte ich gerade einen grünen Hasen neben der Pantomime mit den großen Schuhen dort drüben gesehen."
Der Späher sah sich um. "Äh, Pantomime?"
Sebulon blinzelte. "Eben war da noch ..."
Ein bemitleidender Blick traf den Sohn Samax'. >B'ka'ar't'k!<, fluchte er gedanklich.
"Äh, ein grüner Hase? Und daneben eine Pantomime? Gürtel, du weißt doch, dass, äh, Hasen nicht grün sind, und Pantomimen, äh, verboten."
Die Freunde sahen sich in die Augen und schwiegen.
"Vielleicht, äh, ..."
"Nein, Goldi, ich werde jetzt nicht in die Wache gehen und meinen Dienst für heute beenden."
"Äh, meinst du nicht ..."
"... dass es das beste wäre? Nein. Wir haben noch zwei Möglichkeiten, mit wem wir sprechen können. Diesen Max und das Ersatz-Thiem."
"Äh, ich denke ..."
Sebulon wich einen Schritt zurück. "Ich bin nicht verrückt, verdammt!", rief er. "Beim Bart meiner Mutter! Ich schwöre, da war eine Pantomime!" Mit einem Ruck hob er die zitternden Hände über den Kopf und rief: "Bei allen Göttern! Gibt es denn niemanden, der erkennt, dass ich nicht wahnsinnig bin?!"
Passanten blieben stehen und begannen neugierig zuzusehen.
Der Püschologe senkte die Arme, hakte die Daumen in seinen Gürtel ein und funkelte seinen Freund an.
"Äh, wir proben, äh, ein, äh, Theaterstück", brabbelte Braggasch, der sich von allen Seiten unangenehm beobachtet fühlte. "Wird, äh, nächste Woche, äh, aufgeführt. Äh. In der Scheibe. Äh." Verzweifelt zog er den Sohn Samax' am Arm. "Sebu, du hast gewonnen. Komm schon, äh, gehen wir, äh, weiter."

Max Fleischersohn war ordentlich rasiert, sah durchschnittlich bis gut aus und war sturzbetrunken. Allein der Umstand, dass die Theke sich neben ihm befand, hielt ihn vom umfallen ab.
"Äh, ...", machte Braggasch, als sie die beinahe komplett geleerte Lokalität betraten.
"Hmm", unterbrach ihn Sebulon. "Ich glaube, ich weiß, was du sagen willst. Aber ich möchte erst mit ihm reden, bevor wir ihn seinen Rausch ausschlafen lassen."
Er machte einen Schritt auf den einzigen Gast im Raum zu, blieb dann stehen und kniff die Augen zusammen. "Pah", sagte er und lief weiter; durch zwei grimmig dreinblickende, muskelbepackte Schläger-Halluzinationen hindurch.
Ein schillernd bunter Schmetterling flog durch die Kneipe und setzte sich auf die Schulter des angetrunkenen Sicherheitsmannes.
"Max Fleischersohn?", fragte der Püschologe.
"Wssn?", entgegnete der Angesprochene geistreich. "Wer will's'n wissn?"
"Obergefreiter Sohn des Samax", entgegnete Sebulon zackig und zeigte seine Dienstmarke vor. "Das hier ist Obergefreiter Burkhardsohn Goldwart. Wir ermitteln ..."
"V'schwindet. Hab nichssusagen habichnich. Voallem Wächdan."
"Das glaube ich nicht", sagte der Wächter. Zum Barmann gewandt fügte er hinzu: "Ein großes Glas Wasser bitte, und ein Glas Johannesbeersaft für meinen Kollegen. Geht auf die Rechnung von ihm hier."
"Sicher", murmelte Max sarkastisch.
"Johannesbeersaft?", fragte der bullige Kneipenbesitzer.
"Wir sind im Dienst."
"'nd warum meinschtu, ich hab euch ir'n'wassusagen?", brachte der Betrunkene mühevoll hervor und runzelte die Stirn.
Der Püschologe sah ihm in die Augen.
"Weil du heute Nacht zwei Millionen verloren hast, die du hättest bewachen sollen. Dass du jetzt betrunken bist, kann nur bedeuten, dass du eine Menge Dreck am Stecken hast."
Braggasch nippte am Johannesbeersaft und reichte seinem Freund das Glas Wasser.
"Äh, schmeckt nicht schlecht, Gürtel."
"Danke.", meinte Sebulon und leerte sein eigenes Glas über Max Fleischersohn.

Irgendwann auf der Strecke war Klinker völlig ausgerastet. Max hatte versucht ihn zu beruhigen. Dann hatte es einen Knall durch die Gegensprechanlage im Geldtransporter gegeben. Das Ersatzthiem hatte fließend mit ihnen zusammengearbeitet und das Geld aus jedem verbleibenden Geldkasten in einen neuen Kasten im Ersatzwagen gepackt. Sie waren die Tour zuende gefahren. Am Ziel waren die Kästen sämtlich leer.

"Ist dir sonst irgendetwas aufgefallen, Herr Fleischersohn? Irgendetwas?"
"Äh ..."
"Ich bin ja gleich fertig, Braggasch."
"Äh, ich glaube, er ist, äh, eingeschlafen."
"Oh. Tatsächlich? Deshalb die Geräusche. Verstehe. Na dann ..." Sebulon seufzte. "Herr Fleischersohn, hiermit verhaften wir dich im Namen der Wache. Du hast ... hmm ... gegen Paragraph 140b des Strafgesetzbuches der Stadt ..."
"Äh, hat er das?"
"Ja, hat er. Es ist vor 17 Uhr und er schläft angezogen auf dem Tresen einer gastronomischen Einrichtung. Er schnarcht. Und ist kein Tier. Damit fällt er exakt in den Rahmen des Verbotes von Nr. 140b. Hilfst du mir, ihn zu tragen, während ich ihm seine Rechte vorlese?"
"Aber, äh, ist das nicht ein Einschnitt in seine, äh, Privatsphäre, wenn wir ihn verhaften, während er, äh, schläft?"
"Damit er in der Wache weiterschlafen kann? Ich frage mal so, Brag: Ist es ein Eingriff in die Privatsphäre des anderen, wenn man eine Wohnung betritt, zu der die Tür offen stand?"
"Äh, guter Punkt."
Sebulon kramte in der Tasche des Betrunkenen, holte zwei AM$ hervor, legte sie auf den Tresen, salutierte vor dem Barmann und sagte freundlich lächelnd: "Sollte er dir mehr schulden, kannst du deine Anfrage an den RUM-Püschologen der Wache melden. Wünsche noch einen schönen Tag."
Als sie den schlafenden Mann aus der Bar trugen, flüsterte Braggasch: "Bist du sicher, dass du, äh, seine Rechnung bezahlen willst, Gürtel?"
"Wenn er tatsächlich am Wachetresen nach dem Püschologen fragt, weil ihm jemand Geld schuldet, ist es mir den Spaß wert."
"Äh, das klingt aber gar nicht nach dir."
"Tatsächlich? Hat sich meine Stimme verändert?"

Sebulon saß am Schreibtisch im Büro. Seine drei Kollegen waren gerade unterwegs. Er schrieb die Formalia, um Herrn Fleischersohn auch offiziell in einer Zelle für ein paar Stunden eine Herberge zu ermöglichen, als es an der Tür klopfte.
"Herein", brummte der Obergefreite, legte den Stift weg und streckte sich.
"Bleib sitzen, Sebulon", sagte Romulus von Grauhaar und betrat das Büro.
Sitzend salutierte der Zwerg und fragte: "Was gibt's, Sir?"
"Du arbeitest an dem Fall Erdkern?"
"In der Tat, Sir."
Romulus nahm sich einen Stuhl und setzte sich.
"Das wird dir nicht gefallen", sagte der Abteilungsleiter und faltete die Hände ineinander.
Sie sahen sich einen Moment lang an, dann kniff der Zwerg die Augen zusammen und fragte: "Nämlich?"
"Es gab ... sorgenvolle Rückmeldungen auf dein Verhalten und deine Äußerungen."
"Von Zivilisten?"
"Und Wächtern."
Der Zwerg schloss die Augen und rieb sich den Nasenrücken. "Sir, es tut mir leid."
"Was ist los mit dir, Obergefreiter?"
Kurz überlegte er, ob dies der richtige Zeitpunkt war, um seinen Abteilungsleiter ins Bild zu setzen.
>Wenn nicht jetzt, wann dann?<, dachte er.
"Ich sehe manchmal ... Dinge."

Zehn Minuten später, als Sebulon das gröbste erzählt hatte, nickte Romulus.
"Ich glaube, ich verstehe", meinte er.
"Danke, Sir. Ich hatte befürchtet, dass ..."
"Trotzdem", fuhr Romulus fort, "muss ich dir den Fall entziehen."
"Was?", entfuhr es dem Zwerg.
"Ich kann mich nicht auf dich verlassen, scheint es. Wenn du deine Sinne nicht unter Kontrolle kriegst, muss ich dich vom Dienst freistellen, bis du das im Griff hast."
"Aber der Kommandeur ..."
"Ich sehe es anders als er. Und der Kommandeur hat auch nicht die Eingaben gelesen, die dich betreffen. Du hast Leute angeschrien, Wächter bei der Arbeit behindert, unbelegbare Aussagen gemacht; du hast dem Labor scheinbar sinnfreie Aufgaben gegeben ... das muss ein Ende haben."
Der Abteilungsleiter stand auf.
"Du hast mit sofortiger Wirkung keine Aufträge mehr. Bring deine Püsche in Ordnung, dann sehen wir weiter."
"Aber ich habe noch nicht mit dem Labor gesprochen", rief Sebulon und sprang auf, "ich muss noch drei Berichte schreiben und zwei überarbeiten; im Fall Erdkern sind noch Fragen ungeklärt und ..."
Der Abteilungsleiter hob eine Hand. "Hast du mir zugehört?", fragte er. "Du hast keinen Fall mehr. Was jetzt nicht gemacht ist, wird passieren, wenn du wieder da bist. Was den Fall Erdkern angeht: Der Obergefreite Goldwart hat ja scheinbar bisher alle Informationen, die du auch hast, darum wurde ihm der Fall übertragen. Er wird mit RUM eng zusammenarbeiten."
"Ihr habt ihm den Fall gegeben, ohne mit mir ..."
"Ich habe gerade mit dir geredet", sagte Romulus legte dem Zwerg die Hand auf die niedrige Schulter. "Es tut mir leid."

"Äh ..."
"Ach, halt den Mund", brummte Sebulon und stapfte trübsinnig in Richtung Hide Park.
"Äh ..."
"Ich dachte, wir wären wie Brüder!", fauchte Sebulon ohne hinzusehen. "Unzertrennbar! Und du ... nimmst mir meinen Fall weg."
"Äh, das wollte ich nicht."
"B'ka'ar't'k!", fluchte Sebulon und spuckte auf dem Boden aus.
"Äh ..."
"Ach, lass mich in Ruhe."
"Äh, es tut mir leid?", versuchte es Braggasch noch einmal.
"Was tut dir leid? Dass dir alle mehr vertrauen als mir? Herzlichen Glückwunsch."
"Weißt du, äh, wenn ich könnte, würde ich dir helfen."
"Was?", rief Sebulon und fuhr herum. "Also denkst du wirklich, dass ich verrückt bin?"
"Nein, äh, ich, äh, ich meinte eigentlich, dass dich der, äh, Werwolf wieder einstellt. Äh."
Schwer atmend stand der Beurlaubte vor seinem Freund. "Weißt du was?", fragte er dann.
Der blondgelockte Zwerg schluckte. "Äh, was?", brachte er hervor.
"Ich kann dir gar nicht böse sein. Weil wir noch immer wie Brüder sind. Ich will nur erstmal allein sein. Und ich habe morgen keinen Dienst, scheint mir, also, falls du mich suchst: Ich bin bei mir. Und rede mit meinem Hund Jado. Oder mir."
Sebulon drehte sich wieder um und ließ seinen Freund alleine stehen.

"Ich soll mich ... wonach umhören?", fragte der Hauptgefreite und sein Rock flatterte im Ankh-Morporkianischen Gassenhauch.
"Äh, im Prinzip nach allem", sagte Braggasch und hüpfte nervös von einem Bein auf das andere. "Ich, äh, habe einen, äh Fall übergeholfen bekommen, in dem ich nicht durchsehe. Äh ... es geht um einen, äh, Bankraub."
"Einen Bankraub?"
"Gewissermaßen."
Der Vektor sah kurz zu seiner Kollegin, die schon etwas ungeduldig wirkte, zögerte und zog dann sein Notizbuch. "Gut", meinte er dann und sah zum Zwerg hinab, "ich werd mich mal unauffällig umhören. Ist ja mein Dschob. Gib mir am besten alle Fakten, die du hast. Wer ist verdächtig, wie ist es passiert, ... aber Miriel und ich müssen noch weiter patroullieren. Fass dich also bitte kurz."
"Äh", machte Braggasch.

"Hier ist der Bericht, den du wolltest", sagte Frän und legte drei Blätter auf den Schreibtisch.
"Oh, äh, danke", murmelte Burkhards Sohn und sah auf. "Hat er irgendwas, äh, nützliches gesagt?"
"Wie du schon vermutet hast, hat Herr Fleischersohn nur gesagt, dass das Geld letzten Endes gefehlt hat. Er hat", sie sah auf den Bericht, "zusammen vierzehn Minuten lang geweint, dreizehn geschrien und achtzehn geflucht. Es war eine recht lehrreiche Stunde."
Braggasch nahm die obersten beiden Aktenmappen und schwang sich vom Stuhl.
"Willst du ihn nicht erst lesen?", fragte die Püschologin.
"Äh, ich lese ihn, äh, unterwegs. Denke ich. Ich muss einen alten Freund um Rat fragen."

"Äh."
"Komm rein."
Die Tür klappte. Jado bellte kurz. Er wurde gestreichelt.
"Nett, dass du vorbeikommst."
"Äh, ich brauche deinen Rat."
"Habt ihr etwas neues?"
"Kratzspuren am Ersatztransporter. Äh, am Nummernschild."
"Und drinnen nichts?"
"Wir dürfen nicht, äh, rein, in die Transporter. Betriebs-äh-geheimnisse."
"Oh."
Zwei Gläser wurden mit Johannisbeersaft gefüllt.
"Und wie kann ich dir helfen?"
"Äh, vielleicht hast du, äh, eine spontane Eingebung, Gürtel?"
Zwei Stiefel tappten in Richtung einer an die Wand genagelten Papierrolle. Ein Stift begann Fakten in verschiedenen Ecken zu platzieren.
"Hmm ... der zweite Wagen wurde per Notruf verständigt. Wie?"
Papier raschelte.
"Äh, mit einem Notrufdämon, so Herr, äh, Flink."
Der Stift hielt inne und pochte auf das Wort 'Notrufdämon'.
"Und hat den Dämon schon jemand befragt?"

"Es tut mir leid, Herr Oberwachtmeister ..."
"Äh, Obergefreiter", korrigierte Braggasch.
"Richtig.", sagte Herr Erdkern und sah von dem Zwerg zum Hauptgefreiten LochMoloch, der ihn auf Braggaschs dringende Bitte hin begleitet hatte. "Wir können jedenfalls den besagten Dämonen nicht finden.", und richtete seine Krawatte.
"Und seit wann ist er verschwunden?", fragte Ruppert mit skeptischem Blick.
"Genau genommen ... seit der Meldung mit den explodierenden Kisten. Aber das ist doch nur Zufall, oder?"

"Braggasch?", fragte eine eher schüchterne junge Frau und blickte zu dem Blondgelockten hinab.
"Äh, ja, der bin ich."
"Ich habe Neuigkeiten für dich im Fall Erdkru-", sie stockte und sah in den Akten nach. "Erdkern. Im Fall Erdkern." Nervös lächelte die SUSe und reichte dem Zwergen drei beidseitig beschriebene Blätter.
"Äh, tatsächlich? Das ist gut. Mir, äh, gehen langsam die Spuren aus. Was habt ihr, äh, rausgefunden?"
"Wir haben diverse Tests an den explodierten Behältern durchgeführt. Das überraschende war: Sie sind nicht explodiert. Diese sind sauber aufgebrochen. Nicht einmal Fingerabdrücke."
"Äh, aufgebrochen?"
Olga-Maria Inös runzelte die Stirn.
"Ja. Mit einer Brechstange oder ähnlichem. Dann wurden die beiden Dosen eingepudert."

"Äh."
"Komm rein."
Die Tür klappte. Jado bellte kurz. Er wurde gestreichelt.
"Nett, dass du vorbeikommst."
"Äh, hast du etwas Zeit?"
"Für dich immer."
Der Raum war etwas unordentlich. Ein Sessel knarrte.
"Es geht, äh, um ..."
"Erdkern?"
"Ja."
Zwei Gläser wurden mit Johannisbeersaft gefüllt.
"Und wie kann ich dir helfen?"
"Die Geldbehälter wurden nicht aufgesprengt, sondern aufgebrochen und, äh, bepudert. Die drei Wachmänner haben wir, äh, vorsorglich in Untersuchungshaft geholt. Aber, äh, schlimmer noch: Der Notrufdämon ist verschwunden."
Zwei Stiefel tappten in Richtung einer an die Wand genagelten Papierrolle. Ein Stift begann Fakten durchzustreichen und neue zu ergänzen.
"Verschwunden. Das dachte ich mir."
Papier raschelte.
"Drei Beamte haben eine Explosion bemerkt. Aber die Büchsen sind aufgebrochen. Warum?"
Der Stift hielt inne und pochte auf das Wort 'Explosion'.
"Äh ..."
"Richtig, um Spuren zu vertuschen."
Schritte. Jado sprang glücklich im Raum umher.
"Das ist ein ganz großes Ding, Goldi."
"Und, äh, wo sollen wir weitermachen?"
Der Stift umkreiste ein Wort.
"Hat eigentlich schon jemand das Ersatzthiem befragt?"

"Ruppert, kennst du, äh, einen Gernbart Großhart? Oder, äh, Bartine Flunder?"
"Nie gehört. Hast du eine Beschreibung?"
Braggasch sah in seinen Notizen nach.
"Den Angaben von Herrn Erdkern zufolge ist er, äh, einen Meter sechsundachtzig groß, dunkle Haare, Narbe auf der linken, äh, Handfläche, trägt eine goldene Brille, ..."
"... und hat stahlblaue Augen? Klingt nach Edwin."
"Oh. Äh. Und eine ältere, äh, Frau, auch ungefähr so groß, O-Beine, ..."
"... und lispelt. Biggi. Was haben die beiden Schauspieler mit deinem Fall zu tun?"
"Offensichtlich haben sie, äh, kurzzeitig als Sicherheitsbeamte gearbeitet. In einem Geldtransporter."
"Die beiden sind Schauspieler, M'raigh dun."
"Äh, Mräck-was?"
"Entschuldigung. Das sagt man bei uns in Llamedos zu netten[2] Zwergen, die einem ans Herz gewachsen sind."
"Äh, oh. Danke."
"Denen kann ich dich vorstellen. Sind das alle?"
"Äh, da ist noch ein Dritter ..."

"Sie haben kein Recht uns in Gewahrsam zu nehmen!", rief Biggi.
"Äh, doch. Soweit ich das, äh, beurteilen kann, habt ihr beide, äh, eine Bank beraubt."
"Was?", fauchte die Frau.
"Unmöglich!", schrie Edwin. "Wir sind ehrbare Schauspieler und regeln unsere finanziellen Angelegenheiten über unseren Agenten. Ich habe schon lange keine Bank mehr von innen ..."
"Aber einen Geldtransporter?", fragte Ruppert lächelnd.
"Wir wurde engagiert; wir haben eine Quittung!"
"Soso. Und von wem?"
Eine Quittung wurde entfaltet. Vier Augenpaare besahen das Blatt.

"Du bist echt ein goldiger, Braggasch", schnurrte Lady Rattenklein, als der Zwerg das Labor betrat.
"Äh", machte er und errötete.
Die Gnomin kam langsam und unter starker Betonung ihrer Hüfte auf den Zwerg zu.
"Äh", sagte der Zwerg und wich langsam zurück.
Sie flüsterte etwas, doch das ging im schrillen Pfeifen eines Wasserkessels unter.
Die Lady eilte zur Kochstelle, nahm das kochende Wasser von der Flamme, der unter einer optisch von Röhren dominierten Anlage gestanden hatte, und prüfte die Flüssigkeit, die am anderen Ende des Apparates herauströpfelte.
"Aha", machte die Laborantin und drehte sich wieder zu Braggasch. "Kein Zweifel: Tricktinte. Das war eine der schönsten Aufgaben, die ich in diesem Jahr hatte."
"Äh, und das heißt, wir, äh, wissen nicht mehr als vorher?", fragte der Obergefreite niedergeschlagen[3].
"Du Kleingläubiger du", tadelte die Gnomin den Zwerg und winkte ihn zu einer Lupe hinüber. "Wirf mal hier einen Blick hinein."
Als sich der Zwerg an die Optik gewöhnt hatte, rief er: "Da, äh, steht ja was!"
Überlegen lächelte die Laborantin. "Druckspuren, Süßer. Und dafür schuldest du mir etwas."

Es klopfte.
"Wer da?"
"Äh ..."
"Komm rein, Goldi."
Die Tür klappte. Jado bellte kurz. Er wurde gestreichelt.
"Gürtel, die Laborergebnisse sind, äh, da."
"Du bist aber aufgeregt."
"Ja, äh, es ..."
Stille.
"Es nimmt dich, äh, ganz schön mit, oder?"
Ein Platz auf der Couch wurde leer geräumt.
"Ich mag es eben ..."
"... äh, charakteristisch?"
"... in meiner eigenen Ordnung."
Zwei Gläser wurden kurz abgespült und anschließend mit Johannisbeersaft gefüllt.
"Du sagtest etwas von Laborergebnissen?"
"Äh, achso, ja, äh, die Kwittung", brabbelten die Worte ohne Unterlass aus dem Mund des Spähers, "mit der die Schauspieler, äh, für den Dschob des Ersatzthiems, äh, ängaschiert wurden, ist untersucht und wir haben, äh, nichts."
Stille.
"Goldi, weshalb ..."
"Aber, äh, wir haben nicht ganz, äh, nichts, weil es Tricktinte war, Gürtel, Tricktinte - verstehst du? Aber der hat die Rechnung ohne, äh, SUSI gemacht, weil die Lady schlauer ist, als man denkt."
Erneut Stille.
"Die Lady. Goldi, wirst du religiös[4]?"
"Äh, Rattenklein. Die Laborantin. Sie hat herausgefunden, dass der Täter ein großes B im Namen hat. Druckstellen auf der Kwittung, verstehst du?"
"Druckstellen."
"Äh, ja, im Papier."
"Hat sie sonst noch etwas gesagt?"
"Es, äh, also das B, es war wohl verschnörkelt. Sonst hat er wenig aufgedrückt."
Schritte tappten durch den Raum.
Leise schnarchte Jado.
Fensterläden wurden geschlossen, eine Kerze angezündet und eine erstaunlich eng beschriebene Papierbahn entrollt.
"Ich habe etwas vorbereitet."

Es klopfte an die Tür von Romulus von Grauhaar.
"Herein", sagte er ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen.
Es klopfte erneut.
"Herein sage ich", brummte er und legte das Formular beiseite.
Als es noch einmal klopfte, stand er auf, ging zur Tür und öffnete sie. Ihm gegenüber stand Braggasch Goldwart, mit erneut zum Klopfen erhobener Faust.
"Wie kann ich dir helfen, Obergefreiter?"
"Äh, oh, äh, Sör, ich habe erste Ergebnisse in Sachen, äh, Erdkern."
"Komm rein.", sagte der Abteilungsleiter und setzte sich.
Der Zwerg nickte und bückte sich, um eine Papierrolle aufzuheben und sie ins Zimmer zu schleifen.
Als er sie auf dem Boden entrollte, runzelte der Werwolf die Stirn.
"Das ist Sebulons Schrift nicht wahr?"
"Äh, ja, Sör."
"Ich hatte ihn des Falles enthoben."
"Ich habe ihn nur, äh, bei ein paar Punkten um Rat gefragt, Sör."
Der Abteilungsleiter besah sich die Länge des Papiers, die von der kleinen Schrift übersät war.
"Soso. Nur in ein paar Punkten."
"Äh, ja, Sör."
"Enthält der von ihm rekonstruierte Tathergang an irgendeiner Stelle Übernatürliches?"
"Sör?"
"Wunder, Magie, grüne Hasen, ... - derartiges."
"Äh, nein, Sör. Nur Kalkül, Schemikalien und, äh, Glück."
Er ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich.
"Dann erzähl mal, Obergefreiter Goldwart: Wie ist der Geldraub im fahrenden Transporter zu rekonstruieren?"

Es begann vielleicht zwei Wochen vor dem eigentlichen kriminellen Akt.
Ein raffinierter Kerl hatte zwei Schauspieler engagiert und ihnen erklärt, dass sie in einem Klicker mitspielen würden. Sie wurden gut bezahlt und stellten keine Fragen. Sie warteten am gewissen Tag auf das Startzeichen in einem Wagen, der sehr nach einer Kulisse aussah, weil nichts in ihm wirklich echt war. Es musste nur echt genug wirken, um die eigentlichen Bankangestellten zu täuschen. Aber: die Bremsen waren schlecht, das Nummernschild nur mühevoll angepasst - und vor allem: die bereitgestellten Geldbehälter präpariert. Sie waren nämlich in den Wagen eingelassen und hatten einen doppelten, abnehmbaren Boden.
Der neue Wagen würde natürlich keiner tieferen Untersuchung stand halten - aber da das Innere eines Wagens ohnehin nach den Richtlinien der Bank der betrieblichen Geheimhaltung unterlag, war auch keine schnelle Untersuchung zu befürchten.
Noch weitere Dinge geschahen in der Vorbereitung: Zwei Truhen wurden nachgebaut, aufgebrochen und eingepudert; Wege wurden auf der Landkarte vermessen; ... vielleicht war sogar der Geldverlegungsauftrag getürkt.
Am gewissen Tag wurden die beladenen Truhen in den "Hochsicherheitstrakt" - will heißen: in den original-Bankwagen getragen. Der raffinierte Kerl muss mit einem Blasrohr oder ähnlichem in der Nähe gesessen und zwei klebrige, explosive Mischungen unbemerkt aus der Entfernung an den Truhen befestigt haben. Diese ließen sich entweder fernzünden oder aber zündeten sich selbst nach einer gewissen Zeit - in jedem Fall konnte der Drahtzieher danach von seinen engagierten Komplizen abgeholt werden und man wartete am errechneten Ort.
Zwei Truhen explodierten nacheinander, der originale Wagen rief Verstärkung, ... die dann auch erstaunlich schnell zur Stelle war. Die originalen, unversehrten Geldbehälter wurden geöffnet, das Geld in die präparierten Schatullen gebracht, das Geld verschwand unbemerkt unterhalb des Wagens - deshalb durften wohl die Behälter im Ersatzwagen nicht bewegt werden! -; es wurde später abgenommen und eingesteckt, als der Wagen, den man für leer erachtete, wieder zurück gebracht worden war.
Nun musste nur noch Nacharbeit geleistet werden: Der originale Wagen etwas geputzt, die zerstörten durch zwei künstlich geknackte Truhen ersetzt, das Geld eingesteckt, und so weiter.


Der Abteilungsleiter hatte die Augen geschlossen und bewegte die Hände in der Luft. "Mhm", murmelte er; und "naheliegend".
Dann öffnete er die Augen und sah den Obergefreiten an.
"Diese Idee lässt einige Lücken für den Tathergang", schloss er den Bericht des Zwergs. "Beispielsweise ist noch immer unklar, wie der Notrufdämon verschwunden ist ..."
"Äh ... von einem Vierten, äh, gekittnäppt?"
"... was die Theorie verkomplizieren würde ..."
"Oder, äh, per Fußangel einfach abgefangen, denn, äh, der Dieb hat ja vorher die Wege, äh, ausgemessen. Es dürfte ein Leichtes gewesen sein, den, äh, kürzesten Weg zu, äh, präh-parieren."
"... und es ist mir völlig unklar, wie sich der Dieb so leicht im Fahrzeugraum der Bank bewegen konnte. Es klingt in deiner Rekonstruktion so, als wäre dieser ganze Raub nur eine Inszenierung, denn wer bis zu den originalen Nummernschildern kommt und das innere des Transporters kennt; ja wer sogar die gesprengten Truhen gegen Getürkte tauschen kann, der kann auch in einen Transporter einsteigen und das Geld einfach mitnehmen."
"Äh, Sebulon ist der Ansicht, äh, dass es tatsächlich eine, Ins-zehn-äh-nierung ist, Sör", gab der Zwerg nachdenklich zurück. "Allerdings hält er es für sehr schwierig, unter, äh, normalen Umständen in das, äh, Innere eines Wagens der Bank zu gelangen, weshalb diese Geldübergabe, äh, notwendig war. Aber er denkt trotzdem, dass, äh, man uns zeigen wollte, dass wir nicht in der, äh, Lage sind, diesen Fall zu, äh, lösen."
Romulus von Grauhaar nickte nachdenklich.
"Damit würde der Verbrecher sich für unfehlbar und uns für sehr dumm halten, nicht wahr?"
"Äh, nein, Sör. Er würde uns für ambitioniert aber, äh, entschuldige: unfähig halten. Immerhin haben wir nichts, was sich als, äh, eindeutiger Beweis verwenden lässt."
"Es lässt sich doch nachprüfen, ob der nachgebaute Wagen ..."
"Der Ersatzwagen ist, äh, nicht präpariert, Sör. Habe ich gerade noch einmal nachsehen lassen. Allerdings, äh, funktionierten auch die Bremsen gut, Sör."
"Und die Kwittung ...?"
"Äh, Tricktinte. Da ist nur ein Buchstabe wirklich gut, rekonstru-äh-ierbar, Sör. Ein großes B. Äh."
"Haben wir wenigstens eine Beschreibung von diesem Mistkerl?", fragte der Abteilungsleiter und ballte die Hand zur Faust.
"Äh, die Beschreibung lautet, laut Edwin und Biggi", murmelte er und klappte seinen Notizblock auf, "Mensch, Dreitagebart, blaue Augen, langer Mantel, schwarzer Hut. Äh."
"Das könnte jeder sein."
"Ich, äh, nicht, Sör."
Der Abteilungsleiter stutzte, nickte dann aber.
"Danke, Obergefreiter. Das ist zwar eine sehr löchrige Theorie, aber es ist besser als nichts."
"Und, äh, was soll ich jetzt machen?"
"Den Rest übernehmen wir - also die Vorbereitung für die Verurteilung der beiden Schauspieler bekommt DOG auf den Schreibtisch, weil sich die Schauspielergilde wehren wird; und RUM wird noch einmal mit der Bank sprechen, ob nicht ein auf diese Beschreibung passender Mann gesehen wurde. Ohne weitere Hinweise wird es nicht leicht sein, ihn ausfindig zu machen. Ansonsten ist der Fall damit abgeschlossen."
Der Feldwebel klopfte dem Zwerg auf die Schulter.
"Gute Arbeit, Goldwart. Ich werde dich für eine Beförderung empfehlen."
Der Zwerg wurde rot und stolperte in Richtung Tür. Schließlich blieb er doch noch einmal stehen und sah sich um.
"Äh, Sör?"
"Ja?"
"Was wird aus, äh, Sebulon?"
"Ich werde mit ihm reden. Vielleicht ist er ja doch arbeitsfähig."
"Äh, danke, Sör."

Epilog.
Es klopfte. Niemand antwortete. Es klinkte. Ein Wächter betrat die unaufgeräumte Behausung eines Zwerges. An den Wänden hingen unzählige Notizen. Sie wurden begutachtet. Worte wie 'Clown' und 'Narr' waren häufig unterstrichen und miteinander verbunden. Selbst die Fenster waren beschrieben.
Auf der Tür zur Speisekammer hing ein großer Zettel. Auf ihm stand ein Wort: "Warum?"

[1] Nicht zuletzt war er einverstanden, weil er sorgenvoll die Augenränder seines Freundes bemerkt hatte. Er hätte sich Mühe geben müssen, um sie zu übersehen.

[2] D.i.: etwas begriffsstutzigen.

[3] Obwohl sein Kopf noch immer hervorstechend rot war.

[4] Darüber, ob die Lady nun zu den Göttern gehört oder nicht, wird noch immer diskutiert; sie hat jedenfalls keinen Tempel. (... mehr. Falls es sie einmal gab, wurden sie niedergebrannt, vom Blitz getroffen oder erlitten ähnliche Schicksale.) Sicher ist nur, dass das Schicksal, das sonst immer gewinnt, oft nichts mehr zu lachen hat, sobald die Lady mitmischt. Unberechenbar - eine echte Lady eben. Näheres in "Die Farben der Magie", "Echt Zauberhaft" und "Wahre Helden".

Zählt als Patch-Mission für den Püschologe-Patch.



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Feedback:

Von Braggasch Goldwart

31.05.2009 15:20

Braggasch ist quasi der Held in der story... nunja, der Zweitheld. Allein deshalb gefällt sie mir schon. :DAber ehrlich: Ich musste die single ein par mal lesen, bevor ich sie verstanden habe (ich hatte ja auch genug Zeit dafür). Fazit: Ein wenig schwer nachvollziehbar, aber möglich - und herrlich geschrieben!Ich habe mich teilweise weggeschmissen vor Lachen, besonders, wenn es um die Beschreibung der "eigenen" Person ging!

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