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"Ich bin der Märchenprinz, Ma Ma Ma Märchenprinz, Ma Ma Ma Ma Ma Ich bin der Märchenprinz."
(EAV - "Märchenprinz")
Dafür vergebene Note: 12
"Manchmal frag ich mich wirklich, wozu wir das machen." Menélaos warf sich auf die Bank und grunzte leise. "Ich meine, da hilft man den Leuten und was ist der Dank?"
Chi blendete seinen Kollegen geistig aus und registrierte den leichten Zimtgeruch nur am Rande. Sie hatten ihre Nachtschicht soeben mit dem Schlichten eines Streites zwischen einem verheirateten Paar begonnen und sein Gegenüber hätte dabei fast eine Axt ins Gesicht bekommen. Es war verständlich, dass der SEALS-Wächter das nicht unbedingt auf die leichte Schulter nahm. Interessant war sein Lamentieren deswegen auch nicht. Chi sah sich um. Sie waren nun bei der 'Lüstigen Ente' eingekehrt und hatten ihren typischen Fensterplatz übernommen, von wo aus sie die Strasse beobachten konnten. Natürlich waren SEALS bei ihren Routen immer im Dienst, aber sie mussten auch essen. Und Chi verband das immer mit Informantenpflege. Als Menélaos das Essen gebracht wurde, stand Chi auf und nickte ihm zu: "Ich mache einen Abstechel in die Küche. Mahlzeit, Gefleitel."
Sein Gegenüber nickte zurück und fühlte sich ignoriert. Er blickte auf das Essen: "Wann hab ich eigentlich bestellt? Und was ist das?"
"Tintenfischsauce", Chi zuckte entschuldigend mit den Schultern, "Ich wal nul kulz in del Küche bei einem Infolmanten und hab mil die Neuigkeiten von ihm angehölt. Als ich zulück kam, wal Gefleitel Schmelz weg, sein Essen kaum angerührt - außer eben ein paal Hummel-Plättchen, die el offensichtlich in die Sauce getunkt hat."
Rea war die Wut ins Gesicht geschrieben: "Ihr seid füreinander verantwortlich. Wir schicken euch nicht umsonst zu zweit auf die Streifen, damit dann einer verschwindet, während der Andere irgendetwas tut!"
"Ich weiß, Obelfeldwebel", der Achatene wusste, wann er sich lieber nicht auf Rationalität stützen sollte. Die SEALS-Abteilungsleiterin war bei solchen Problemen immer zu aufgebracht, um logischen Argumenten zuzuhören. Er blickte Hilfe suchend zu Kannich, den er als vernünftiger erachtete.
Dieser zuckte mit den Schultern: "Die Sauce ist jetzt bei SUSI, bis dahin würde ich vorschlagen, dass du noch einmal schilderst, was du noch beobachten konntest."
Chi nickte: "Die Saucen-Schüssel wal vom Tisch gefallen, ebenso wie die Stäbchen. Der Tellel wal... velwüstet, wenn man es so ausdlücken will."
"Inwiefern?"
"Es ist ein etwas gehobeneles achatenisches Lestaulant, Söl. Das Essen wild dolt auf eine bestimmte Weise auf den Tellel angelichtet. So schön, wie es sein sollte, wal del Tellel alleldings nicht."
"Und keiner hat etwas gesehen?", mischte sich Rea ein.
"Keinel will etwas gesehen haben, Mäm."
"Was darauf hindeutet, dass etwas geschehen ist", Kannich stand auf und schob den Sessel zur Seite, "Und dass es ernst ist."
Menélaos wachte mit trockenem Mund auf und blickte in eine gleißende Flamme, die ihn kurz erblinden ließ. Ein keckerndes Lachen erklang dahinter und er spürte die Flamme plötzlich näher kommen, um sofort wieder weggezogen zu werden.
"Guten Morgen, Mené. Deinen alten Freund vergessen?", die Augen des Gefreiten gewöhnten sich langsam an die Umgebung und erblickten eine Kerze, die vor ein Gesicht gehalten wurde. Es war voller Dreck, die Nase eigenartig gebogen und braune Augen blickten den Gefreiten glasig an.
"Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, wer du sein sollst", erwiderte er leise.
"Hm. Naja, kein Wunder, du hast damals ja viele Leute kennen gelernt, ein Gesicht mehr oder weniger...", die Kerze wurde abgestellt und der Mann platzierte sich auf einen Stuhl vor ihm, "Und wirkliche Freunde waren wir eigentlich auch nie. Aber das wird dich hoffentlich nicht davon abhalten, mir einen Gefallen zu tun."
"Er wurde betäubt". Lady Rattenklein tunkte einen Finger in die Sauce und hob ihn vor die Augen der SEALS-Wächter. "Ein Betäubungsmittel war in der Sauce. Ob das bei der Zubereitung hineingelangt ist oder erst als es am Tisch stand kann ich natürlich nicht sagen, aber er wurde klar betäubt."
"Und dann weggebracht". Damien trat durch die Tür und blickte zu seiner Abteilungsleiterin. "Ich habe mit ein paar Bettlern gesprochen, sie haben drei Männer gesehen, die einen - ich zitiere wörtlich - 'dieser unnützen SEALS-Brut, die ständig durch die Strassen streunen' getragen haben. Laut ihren Aussagen hatten sie angenommen, dass 'wieder einmal ein besoffener Wachmat' zurück zur Wache getragen werden würde."
"Wir geben ja ein richtig gutes Bild in der Öffentlichkeit ab", Lady Rattenklein sah zu Rea, "Unsere Tatortwächter haben auch mal vorbei gesehen. Man konnte es bisher nicht offiziell als Tatort deklarieren, aber die Restaurantbesitzer waren so freundlich den Platz zu sperren", ihr Blick ging zu Chi, "Unser Gefreiter hier scheint in dem Geschäft ziemlich viele Freunde zu haben."
"Jaja, was hat Sillybos herausgefunden?" Rea interessierte sich derzeit recht wenig, was für Freunde Chi hatte oder nicht.
"Ein Zeichen", die Gnomin ging zu einer kleinen Holzkiste, die mit Sand und Steinen gefüllt war und zeichnete einen Kreis, durch den sie einen Pfeil zog, "direkt unter dem Teller."
"Irgendeine Ahnung, was das sein könnte?", Kannich blickte in die Runde.
"Nein, Söl. Abel ich wüsste jemanden, den wil flagen könnten."
Es war bereits Morgen als Rea und Chi den Eingang der Boucherie betraten. In den Nachtstunden hatten sie nur wenig erreichen können. Sämtliche SEALS-Wächter waren in die Wache gerufen worden und hatten ihre Aufgaben bekommen. Bis jetzt hatten sie aber keine neuen Informationen sammeln können. Es war, als wäre Menélaos in den Erdboden entschwunden. Rea hatte darauf bestanden bei dem DOG-Besuch, den Chi vorgeschlagen hatte, dabei zu sein. Der Gefreite wusste, dass sie weder ihm noch dem DOG-Abteilungsleiter über dem Weg traute. Wahrscheinlich glaubte sie sogar, dass die Beiden etwas ausheckten. Was nicht ganz fern der Realität war, aber es gab Dinge, die sie nie verstehen würde. Chi war klar, dass auch Humph nicht begeistert sein würde, dass sie hier dabei war, aber sie war nun einmal seine Vorgesetzte, also musste er sie mitnehmen. Sie gingen gerade durch den Korridor des Erdgeschosses, als Chi stehen blieb und sich einer Tür zuwandte.
"Was machst du Gefreiter? Die Büros sind soweit ich mich erinnern kann im oberen Stockwerk."
"Das ist kollekt", erwiderte der Gefreite, dann klopfte er zweimal und nach einer kurzen Pause weitere dreimal. Rea blieb trotz ihrer Ungeduld stehen und blickte auf die Tür. Kurz darauf wurde sie geöffnet und Humph lehnte sich hinaus. Es war eigenartig, den Hauptmann ohne Hemd zu sein, aber zum ersten Mal bemerkte sie, wie ausgemergelt er seit einiger Zeit geworden war. Sein Gesicht sah müde aus und er hatte sich offensichtlich länger nicht mehr rasiert. Aber am meisten schien ihr eine längere Wunde am Brustkorb entgegen, die erst vor kurzem genäht worden war.
"Chi, mitten in der Früh, was...", der Hauptmann blickte zu ihr und blickte sie kurz wütend an, bevor er wieder den Gefreiten ansah, "Und mit ihr? Hast du den Verstand verloren?" Er zog die Tür wieder zu, sodass nur sein Kopf zu sehen war.
"Entschuldigung, Söl, abel will haben da eine dlingliche Angelegenheit, die auf eine Bludelschaft hindeutet."
"Und einen von den Molossen... Molosses... den Wächtern, die sich damit beschäftigen, aufzuwecken ist dir nicht eingefallen? Moment", er zog die Tür zu und erschien kurz darauf mit geöffnetem Hemd wieder. Er drückte Chi seinen Mantel in die Hand. "Ich hoffe, es ist wirklich wichtig."
"Einer unserer Wächter wurde entführt! Natürlich ist es wichtig!"
"Aus der Starre aufgewacht, Dubiata? Hervorragend, dann können wir ja in mein Büro gehen", er kratzte sich an der Brust. Aus dem Raum kam ein lautes, doppelt weibliches "Nicht kratzen!" und er zuckte zusammen. "Monique und Tina. Keine Frauen, die man zum Feind haben will." Dabei grinste er Rea an und knöpfte sein Hemd zu.
"Also, ihr habt wieder einmal einen eurer Wächter verloren...", Humph stieg auf eine kleine Leiter und suchte etwas auf einem großen Kasten, der gleich neben dem Bett seines Büros stand.
"Was heißt schon wieder?", Rea war wirklich nicht in der Stimmung, sich Vorwürfe anzuhören.
"Das heißt...", er stöhnte kurz auf, als er sich streckte und etwas hervorholte. Er stieg wieder von der Leiter und blickte den Oberfeldwebel an. "Das heißt, dass mir vorkommt, als würde euch das öfter passieren", er hob die Hand abwehrend, bevor sie etwas sagen konnte, "Andererseits ist das eines der Risiken als Wächter. Besonders von Wächtern, die auf der Strasse patroullieren. Also ist das nichts, wofür man sich schämen müsste. Also, warum braucht ihr mein Wissen?"
"Es geht um ein Zeichen", Chi ritzte mit seinem Nagel das Zeichen in den Schreibtisch.
"Ahja", der Hauptmann blickte es sich von mehreren Seiten an, "Weißt du, irgendwann wirst du mir einen neuen Schreibtisch kaufen müssen, wenn das so weiter geht." Dann stockte er kurz und legte den Folder, den er in die Hand hielt penibel auf den Tisch.
Rea tat so, als hätte sie die Bemerkung überhört und sah auf die Mappe: "Was ist das?"
Humph räusperte sich: "Eca - meine Schwester, keine Ahnung, ob ihr euch je begegnet seid - hat zu ihrer aktiven Zeit - vor ihrem Tod - hier bei DOG als so etwas wie ein Moloss gearbeitet. Damals gab es den Posten noch nicht." Er öffnete die Mappe und begann sie zu durchsuchen. "Hier sind sämtliche Bruderschaften aufgelistet, die sie kannte. Und das waren verdammt viele. Es war so was wie ihr Hobby, die Aufzeichnungen begannen weit vor ihrer DOG-Zeit." Er blätterte weiter.
"Soweit ich mich erinnern kann, hat sie am Ende in ihrer Freizeit nichts anderes mehr getan", schloss er leise.
"Warum ist das nicht im Moloss-Büro?"
"Weil das die Aufgabe dieser Wächter ist. Sie sollen einen neuen Katalog eröffnen. Die meisten Bruderschaften halten nicht lange, es gibt den Großteil da drinnen wahrscheinlich nicht mehr. Aber", er drehte die Mappe und zeigte mit dem Finger auf die derzeitige Seite, "es sieht so aus, als wäre eure noch dabei."
Rea blickte in die Mappe und erkannte den Kreis mit dem Pfeil, der offensichtlich diagonal sein sollte.
"Bruderschaft des Pfeilkreises?", las sie fragend.
"Niemand hat gesagt, diese Organisationen wären kreativ", Humph zuckte mit den Schultern, "Dir ist bewusst, dass das gefährlich sein könnte? Vielleicht solltest du FROG hinzu..."
"Nein, das ist SEALS-Sache!" Rea nahm die Akte und wandte sich zum Gehen.
"Noch immer die alte Bürstenkinn-Mentalität also? Schade, wenigstens mit Atera konnte man früher reden", der Hauptmann sah zu Chi. Der alte Mann nickte.
"Nun gut, aber Dubiata?"
Sie drehte sich in der Tür um: "Ja?"
"Seid vorsichtig."
Sie nickte, winkte ihrem Untergebenen und die Beiden gingen.
Humph ging zu seiner Kapputtschino-Maschine und öffnete den Deckel: "Philipp?"
"Mh?"
"Tu nicht so, als hättest du nicht zugehört. Du erzählst es Ras am Besten auf der Stelle."
"Bin ich jetzt zum Rohrpostdämon degradiert worden?"
"Nein", Humph griff hinein und hob den Kapputtschino-Dämon heraus, "Aber da du ja öfter dort Bericht erstattest, dachte ich, es wird mal Zeit, etwas Sinnvolles zu berichten."
"Bruderschaft des Pfeilkreises? Klingt, als wäre einigen Leuten nichts Besseres eingefallen", Kannich las sich gerade die Akte durch und biss in ein Brötchen.
"Wir haben sogar die Adresse darin", meinte Ruppert, der über Kannichs Schulter blickte.
"Die sich möglicherweise längst geändert hat", Damien lehnte sich gegen den Schreibtisch und verschränkte die Arme, "Ich bin mir nicht sicher, ob uns das groß weiterhilft. Was steht noch drin."
"Das mit der Adresse wird gerade von Ettark und Miriel geprüft, sie sind unterwegs und fragen nach dem Anführer und ob sie was über die Bruderschaft wissen", erwiderte die Abteilungsleiterin und rieb sich müde die Augen. Es war bereits mittags, keiner der SEALS hatte allzu viel geschlafen seit der Entführung. "Weiters geht es nur um den üblichen Brüderschaftsblabla. Sie wollen dies, wollen das."
"Sie beten einen Wunderstab an", ergänzte William amüsiert, "Sie sind der Meinung, dass dieser Stab alle reich macht, die ihn halten."
"Dann hätten wir ja ne Menge neue Reiche in der Stadt, wenn sie ihn finden. Reicht einmal halten?" Amalarie blickte interessiert zu der Akte hoch.
"So genau steht das hier nicht drin", Kannich beendete seine Mahlzeit und blickte zu der Gnomin herunter, "Das wäre doch auch zu einfach, nicht wahr?" Sie schaffte es wirklich, etwas enttäuscht dreinzuschauen.
"Er wohnt wirklich noch immer dort", alle blickten zur Tür, die Ettark etwas zu schwungvoll geöffnet hatte und direkt gegen Chi knallte. Ohne sich zu entschuldigen fuhr er fort: "Und er ist offensichtlich immer noch der Anführer der Organisation. Es ist wirklich zu einfach!"
"Einfach hin oder her, wenn alles stimmt, dann müssen wir handeln", Rea stand auf und machte ein ernstes Gesicht, "Zeigen wir mal dem Rest der Wache, dass die SEALS keine Hilfe brauchen. William, du und Kannich werden Straßensperren an den richtigen Stellen errichten. Ruppert, Chi und ich werden rein gehen. Ettark, du übernimmst den Rest der Abteilung und positionierst sie so, dass jegliche Fluchtwege abgesperrt sind. Alles klar?"
"JA, MÄM", ertönte es aus mehreren Kehlen und damit war alles gesagt.
"So", wieder kam der Irre mit der Kerze herein. Menélaos seufzte genervt. Ja, der Kerl wollte was von ihm, aber bisher hatte er ihn nur voll gequatscht von irgendeinem Wunderstab. Und weil er Menélaos von früher kannte, dachte er, er würde ihm eine Bombe bauen für... irgendein Vorhaben, dass er bisher nicht näher erläutert hatte. Er hatte nur immer den Märchenprinzen erwähnt. Aber wofür genau er die Bombe brauchen würde... Menélaos nahm mittlerweile an, dass der Typ das selbst nicht so genau wusste. Der Wächter schwitzte. Eigenartig, eigentlich war es nicht wirklich warm hier.
"So?", fragte der Gefreite und leckte sich die Lippen feucht. Die Trockenheit in seinem Mund hatte er auch langsam satt. Insgesamt ging ihm die Situation nur mehr auf die Nerven.
"So, ich denke, es reicht mit dem Nett-Sein", erwiderte der Irre, "Leider bin ich ein viel zu sanfter Mensch, deswegen hab ich diesmal jemanden mitgebracht." Er winkte mit der Kerze nach rechts, wo ein Vampir ihm zugrinste. "Du kennst dich ja mit Zahnärzten aus, soweit ich mich erinnern kann. Ich war immer der Meinung, dass Vampire mit Zähnen am Besten vertraut wären." Daraufhin packte der Zweite ein paar Zangen aus. Diesmal war Menélaos klar, warum er schwitzte.
"Mich wundelt ein wenig, dass sie mich mitnehmen, Mäm. Sie scheinen mil nicht zu veltlauen", Chi trottete neben seiner Vorgesetzten durch die Gassen zu dem Haus, in dem sie annahmen, dass Menélaos gefangen gehalten sein würde.
"Du bist von uns derjenige, der wahrscheinlich am Besten kämpfen kann", sie schnaufte, "Außerdem heißt es, man muss sich diejenigen am Nächsten halten, denen man nicht vertraut."
Chi schmunzelte. Eine alte Weisheit, die sich oft bewies. Und die auf ihn wahrscheinlich perfekt zutraf. Er nickte und sah auf, als die drei bei der Tür ankamen.
Es klopfte. Fluchend starrte der Irre zur Treppe und stoppte den Vampir, der gerade bei Menélaos' Zähnen ansetzte.
"Ich will dabei sein. Aber wer weiß, vielleicht ist es wichtig", der "Zahnarzt" grunzte nur und lehnte sich gegen die Mauer, während der Kerl die Treppen hoch stapfte. So ganz wurde Menélaos aus ihm wirklich nicht schlau. Zuerst war er zu nett, plauderte mit ihm, als wären sie alte Freunde und nun wollte er zusehen, wie er gefoltert wurde. Sinn ergab das keinen. Langsam spürte er Müdigkeit in seinen Knochen. Dabei hatte er eigentlich genügend schlafen können, als der Irre sich ebenfalls nieder gelegt hatte. Gut, der Stuhl war nicht bequemste Schlafstätte, aber gut genug, um halbwegs ausgeruht zu sein. Menélaos fühlte sich eher, als wäre er die Nacht durchgelaufen.
"Glaub mir, es ist noch lange nicht zu Ende", sagte der Vampir, der das Gähnen bemerkte.
"Du bist ein richtiger Weisheitszahn, hm?", erwiderte der Wächter müde. Denken war ganz schön schwer.
Die Tür öffnete sich und ein Mann mit gebogener Nase stellte sich den Wächtern entgegen. Sein Blick fror sofort ein, als er die Uniformen sah, aber der Fuß Rupperts war schneller als die Tür.
"Ich gehe davon aus, wir müssen nicht fragen, ob Sie Albert Pfeil sind?", fragte er in völliger Freundlichkeit und drückte den Mann samt Tür in den Raum, "Das ist vielleicht eine blöde Frage, aber gibt es auch einen Herrn oder Frau Kreis?"
"ANTONI...", der Schrei wurde durch Chi erstickt, als er den Mann unsanft zu Boden schickte.
"Durchsucht das Haus", meinte Rea ruhig, als Chi die Handschellen anlegte.
Der Vampir hörte gerade auf, als Menélaos mitsamt Stuhl umfiel. Anscheinend hatte er etwas gehört, aber das war nicht mehr des Wächters Problem. Er besann sich darauf ruhig zu atmen und verstand plötzlich, warum er sich krank fühlte. Es musste eine Art Gift sein. Diese Irren wollten ihn völlig loswerden. Er blickte Hilfe suchend hoch, aber der Vampir war verschwunden.
Eine Tür wurde regelrecht aufgesprengt und traf Ruppert direkt ins Gesicht. Er brauchte nur kurz, um zu realisieren, dass eine Person herausgesprungen kam und durch eine weitere Tür verschwand. Rea hatte schnell genug reagiert und war bereits auf Verfolgung, die sowohl Chi als auch Ruppert aufnahmen. Als sie draußen ankamen, rief Rea laut nach Ettark inklusive dem Befehl im Haus nach Menélaos zu sehen. Dann sprangen die drei auf einen vorbeikommenden Heuwagen.
"Folgen sie dem Wagen!", schrie sie den Fahrer an.
"Was?", Chi konnte dem armen Mann nachfühlen, auch er hatte erst jetzt bemerkt, dass der Flüchtende mit einem Wagen davonzulaufen versuchte.
"Folgen... ach, runter", sie stieß den Fahrer hinunter und nahm die Zügel in die Hand, "Alles muss man selber machen!"
Rascaal Ohnedurst spürte mehr, als das er hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und leise wieder schloss.
"Sie macht sich gut", ohne nach hinten zu blicken klopfte er auf den Platz neben sich und wartete.
"Sie hat Straßensperren errichten lassen und schlecht aufgestellt sind die anderen SEALS auch nicht", Humphs Stimme gab ein wenig Überraschung preis. Er blickte von dem Dach, dass sich Ras für die Beobachtung ausgesucht hatte, hinab: "Verfolgt sie gerade selbst einen Wagen?"
"Ja", Ras klang amüsiert, "sie fährt als wären sämtliche Dämonen hinter ihr her. Sieh mal, wie sie um die Kurve schlittert. Als hätte sie es von einem Wagenrennfahrer gelernt."
"Nicht übel. Warum tut sie das wohl?"
"Ich würde sagen, sie zeigt der Stadt mal, was für eine Kraft die Grundeinheit der Wache entwickeln kann, wenn sie will.", der Leutnant nuckelte fast zärtlich an seiner Wegzehrung.
"Wurde aber auch Zeit, dass die SEALS das wieder mal tun. Manche glauben schon, SEALS wären nur mehr dazu da, Katzen von Bäumen zu holen oder sich zu besaufen. Kennst du den Begriff Wachmat?"
Ras nickte: "Komisches Wort. Kommt von 'automatisch saufender Wächter'. Keine Ahnung, wie sie auf die Abkürzung kamen. Leute sind faul, da mischt man sich etwas zusammen."
"Uh, das sah schmerzhaft aus. Der Kerl mit der Apfelladung wird einen neuen Wagen brauchen", Humph deutete auf einen Punkt, wo ein Wagen entzwei gegangen war und eine Menge Äpfel herum kullerten.
"Immerhin haben ein paar Bettler heute etwas zu essen. Übrigens", Ras hob die Hand, "Knolle?"
"Nein, danke, ich bleib bei meinem Dörrfleisch.", Humph setzte sich nun endlich zu seinem alten Chef und blickte auf das Chaos, das die beiden Wagen hinterließen, "Muss das die Wache zahlen?"
"Oooohja, Bregs wird das weniger gefallen", Ras grinste.
Ein Schnauben kam von hinter ihnen: "Das Geld wird wohl weniger ein Problem, als das dem Patrizier erklären."
"Das ist die Bürde des Kommandeurs", erwiderte der frühere und warf ohne zu blicken Bregs eine Münze zu, "Sieh es als Eintritt."
"Euch ist bewusst, dass das Ganze mit einem FROG-Triffinsziel längst erledigt gewesen wäre?"
Ras kicherte: "Durchaus. Aber es wäre bei weitem weniger amüsant gewesen."
Ettark stolperte buchstäblich über Menélaos, der an einem Stuhl gefesselt am Boden lag. Der Informantenkontakter nahm die Kerze zu Hand und blickte seinen Kollegen an. Er war völlig bleich und tat sich schwer beim Reden.
"Bei Io, Mené, was ist passiert?", er legte das Ohr an die Lippen des Szenekenners, um seine Worte zu verstehen.
"Märchenprinz, Bombe", waren die einzigen Worte, die er verstand. Dann war Menélaos still.
Rea kratzte hart an einer Rechtskurve, als sie die Augen auf- und die Zügel hochriss. Die beiden Ochsen, die sie zu Höchstleistungen angespornt hatten, verstanden die Welt nicht mehr und reagierten stockend. Trotz allem blieb der Wagen noch rechtzeitig stehen, bevor er gegen den anderen Wagen stieß. Der Schock hielt nur kurz, dann sprang Rea vom Wagen und ging um den anderen Wagen herum, nun ihre Waffe erhoben. Ruppert ließ sich nur langsam vom Wagen herab und stand auf wackeligen Beinen, während Chi lieber erstmal auf dem Wagen blieb. Vampire hielten durchaus viel aus, aber dieser Fahrstil ließ sogar ihn übel werden.
"Er ist weg!" hörte er von vorne und er versuchte sich aufzurichten, "Wie kann er weg sein!? William?"
Der Verkehrsexperte rannte von der Straßensperre herbei und sah verwirrt aus: "Mam?"
"Wo ist ER?"
"Mam, keine Ahnung, Mam. Er war plötzlich weg."
"Verdammt!"
"Frühlingstau". Sie hatten sich alle im Büro versammelt, diesmal Araghast Breguyars Büro und blickten alle mehr oder weniger gespannt auf Lady Rattenklein.
"Bitte?", Rea sackte müde in einen Stuhl.
"Das ist ein lelativ seltenes Gift", erwiderte Chi an Rattenkleins statt, "Aus meinel Heimat. Es stoppt die gesamten Körperfunktionen."
"Und ich dachte, ich kenne alle Gifte."
"Niemand kennt alle Gifte, Oberfeldwebel, dafür gibt es einfach zu viele", der Kommandeur blickte zu Ras und Humph, "Habt ihr eine Ahnung, wohin er verschwunden ist?"
"Aus der Entfernung? Ich brauch schon eine Brille beim Armbrustschießen."
Auch Ras zuckte mit den Schultern: "Meine Augen sind gut genug, aber er war plötzlich vom Wagen verschwunden."
"Ihr habt uns zugesehen?", Rea saß plötzlich stocksteif im Stuhl.
"Es war nicht zu übersehen, Oberfeldwebel", Bregs warf Humph einen viel sagenden Blick zu. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
"Sah aus, als hättest du alles völlig im Griff", fügte er etwas unwillig hinzu, "Ich geh davon aus, ihr braucht mich nicht mehr?" Der Kommandeur nickte und sowohl Humph als auch Ras verließen den Raum.
"Das Gift", erinnerte sich Rea wieder und ließ ihren Blick schweifen.
"Ja, Mäm. Es ist nicht plimäl tödlich, Gefleitel Schmelz schläft nul. Ziemlich... ziemlich lange. Del Schlaf kann ewig daueln, wenn man nicht das Gegengift kennt. Bis man an natüllichen Ploblemen stilbt."
"Und kennen wir das Gegengift?"
"Wil kennen wen, del das Gegengift kennt, Mäm."
"Gut, dann dürfte es ja kein Problem sein, den Gefreiten aufzuwecken", schaltete sich Bregs ein, "Kümmer dich darum, Gefreiter Petto."
Der Achatene nickte.
"Aber erstmal: Was hat der Entführte noch einmal gesagt, Ettark?"
"Märchenprinz und Bombe, Sir."
"Irgendeiner eine Ahnung, was das heißen soll?"
"Nun, Märchenprinz könnte etwas mit dem Konzert heute Abend zu tun haben", ließ Amalerie ihre Stimme erschallen.
"Damit könnte sie Recht haben", kam es von der Tür. Valdimier van Varwald lehnte sich gegen den Türstock. "Und mich wundert, dass du das nicht weißt, Bregs, schließlich hat FROG heute Abend dort zu tun."
"Kommandeur sein ist nicht gerade einfach, Valdimier", erwiderte Bregs und winkte, "Komm herein und mach die Tür zu. Also, um was geht es da?"
"Märchenprinz ist die Gruppe, die heute auf der Großen Bühne ihr... Bestes gibt... wenn man so will."
"Musik?"
"Schon wieder?", Ettark ließ ein ungläubiges Schnaufen erklingen, "Hat die Stadt in letzter Zeit nicht genug Probleme mit Musikgruppen gehabt?"
"Es ist eben gerade sehr populär", fuhr Valdimier fort, "Es heißt nicht umsonst Populärmusik. Wie auch immer, Märchenprinz ist derzeit unheimlich beliebt und gibt ein großes Konzert heute Abend hier in Ankh Morpork."
"Was hat das mit einer Bombe zu tun", Kannich sah in die Runde.
"Ich hab eine Ahnung", der FROG-Abteilungsleiter begann Zettel zu verteilen, auf denen überall ein Mann stand, über dem eine Kiste schwebte.
"Das ist Märchenprinz, der Sänger von Märchenprinz", erklärte er.
"Kreativität ist in letzter Zeit offensichtlich weniger populär", ließ Jargon mal etwas von sich hören.
"Das von einem Rechtsexperten", erwiderte Damien leise.
"Es kommt besser. Das Hauptlied der Gruppe heißt... na?... Richtig, Märchenprinz. Und wenn Märchenprinz erklingt, lässt sich der Sänger aus dieser fliegenden Kiste den so genannten 'Wunderstab' geben, der seine Stimme so sehr verändern soll, dass niemand aufhören kann, ihm zu zu hören."
Rea horchte auf: "Ein Wunderstab?"
"Exakt." Valdimier nickte ihr zu. "Bevor er dieses... Artefakt in seinen Händen hielt war der Märchenprinz eher ein Frosch. Vollkommen unbekannt. Und kaum hatte er den Wunderstab - bumm - der bekannteste Sänger diesseits des Ankhs."
"Klar. Wer will schon ein Frosch sein", murmelte Damien.
"Und wenn ich das richtig gelesen habe", fügte Valdimier eine schmale Akte wedelnd hinzu, während er Damien einen belustigten Blick zuwarf, "ist euer Verein besessen von einem Wunderstab."
"Märchenprinzen, die mit Wunderstäben spielen", Miriel schnaubte, "Als wäre das irgendetwas Neues."
Rea ignorierte die Stimme: "Die Kiste ist..."
"...geschmiedet", beendete Valdimier den Satz, "Und mit mehreren Schlössern gesichert, für die man ein Kryptogramm kennen muss. Das perfekte Ziel für eine Bombe."
"Ein Kryptogramm?", Kannich blickte von dem Zettel hoch.
"Ein bestimmtes Wort und einen Schlüssel zum Wort. Kennt man diese beiden Komponenten kann man - wenn man weiß, wie es funktioniert - sich die richtige Schlosskombination ausrechnen."
"Mir ist bewusst, was das ist. Mich wundert nur, dass es für so was Banales gebraucht wird.", der Abteilungsleiterstellvertreter kratzte sich am Kopf.
"Offensichtlich ist es dem Sänger überaus wichtig", meinte der FROG-Chef, "Er war da auch immer sehr bedacht darauf, das zu erwähnen."
"Warum entführen sie dann Menélaos und nicht irgendeinen Alchemisten oder einen unserer Alchemikexperten?", fragte Bjorn.
Valdimier zuckte mit der Schulter: "Weil er Menélaos gekannt hat? Behauptet er zumindest. Man greift meist auf Leute zurück, die man kennt."
"Gut, dann werden wir den Einsatz heute Abend vergrößern", der Kommandeur setzte sich an den Schreibtisch und begann zu schreiben, "Die SEALS werden den Bühnenbereich so gut wie möglich absichern, die FROG-Triffinsziele werden die Bühne anvisieren. Wer wird unser Lauscher sein?"
"Lauscher?"
"Derjenige, der sich unter die Zuhörer mischt und da aufpasst."
Ettark hob die Hand.
"Sehr gut. Kannich wird sich hinter die Bühne begeben und auf die Kiste aufpassen. Und vorsichtshalber wird Tyros bei dir bleiben", der Kommunikationsexperte nickte, "Gut, dann holen wir uns den Kerl heute Abend."
Chi betrat die 'Lüstige Ente' und nickte dem Kellner zu, der ihn sofort erkannte. Der Weg zur Küche war schnell erledigt, das Restaurant war nicht sonderlich groß. In der Küche angekommen stiegen ihm alle möglichen Gerüche in die Nase und er hatte wie jedes Mal das Gefühl der Heimat, das ihn durchflutete. Der Koch ließ gerade das Beil gegen den Hals der Ente sausen, um deren Leid zu beenden und blickte hoch.
"Ich muss zu Großmama.", sagte Chi.
Der Koch nickte, wischte sich die Hände ab und begleitete Chi zu einem der Geschirrkästen, den er beiseite schob, um dem Wächter Einlass zu gewähren.
Chi dankte ihm und steig die kurze Treppe hinab. Danach klopfte er zweimal und nach kurzer Pause dreimal.
Es war ein riesiges Spektakel und Ettark fragte sich, wie so viele Menschen sich freiwillig auf diesen Platz begeben konnten, um blöder Musik zuzuhören. Es hatte bereits begonnen und klang nicht sehr Aufsehen erregend. Er bewegte sich an den Rand der tanzenden Brut und konnte aus dem Augenwinkel einen wild winkenden Mann sehen, der verzweifelt versuchte durch die SEALS-Kollegen zu kommen. Ohne die Augen von der Bühne zu lassen, bewegte er sich zu ihnen: "Was will er?"
"Er redet ständig etwas von einer Mischung!", murmelte Miriel.
"Die Mischung ist vollkommen falsch, sag ich!"
"Welche Mischung?", fragte er und wippte den Fuß mit zur Musik.
"Genau, warum beruhigen Sie sich nicht erstmal und sagen uns, worum es eigentlich geht", Ruppert schob den Mann wieder etwas von sich, als der versuchte durchzukommen.
Ein tiefes Durchatmen folgte: "Die Mischung ist nicht richtig. Die Explosion wird weit größer, als ich dachte."
Beim Wort Explosion blickte Ettark den Ankömmling das erste Mal richtig an. Brille und zerzaustes Haar. Er nahm einfach einmal an, dass er eine Ahnung hatte, wovon er sprach.
"Wo?", war die einzige Frage, die er hatte.
Kannich stand neben der Metallkiste und bewunderte die Sicherheitsvorkehrungen. Acht Schlösser mit Zahlenkombinationsrädern von 1 bis 26. Ein Rätsel, das es zu lösen galt, fand er. Er ließ seine Finger den Schlössern entlang gleiten, als plötzlich Ettark aufgeregt auftauchte.
"In dem Ding ist eine Bombe!" rief er schon von weitem und seine Stimme mischte sich unter die Musik, "Wir versuchen gerade die Leute zu evakuieren, aber ich habe keine Ahnung, ob wir das rechtzeitig schaffen."
Kannich blickte besorgt zu dem Alchemikexperten Tyros y Graco: "Wie kann in der Kiste die Bombe sein."
"Ich habe keine Ahnung, aber wir müssen da rein", die Musik hatte aufgehört und der Sänger kam aufgeregt zu ihnen.
"Was macht ihr da! Der Wunderstab..."
"Wird gleich explodieren, wenn wir uns nicht beeilen. Herr... Märchenprinz, wir brauchen die Wörter."
"Welche... wieso?", er schaute sich panisch um, "Explodieren?"
"Ja", sagte Kannich ungeduldig, "Also?"
"Das Wort war Märchen... mit ae, weil es mit ä nicht funktioniert. Wo ist Mauro? Der kann die Kiste leicht öffnen."
"Nicht gefunden", sagte Ettark knapp und blickte Kannich Hilfe suchend an.
"Herr Märchenprinz, wir brauchen noch den Schlüssel." Kannich nahm den Sänger an den Armen und sah ihm direkt in die Augen. "Schnell."
"Schlüssel?", erklang es unsicher.
"Kennwort, Sicherheitskennwort...", zählte der Kommunikationsexperte weitere Möglichkeiten auf.
"Die Sicherheitsfrage?"
"Von mir aus."
"Ich durfte mir aus mehreren Sicherheitsfragen eine aussuchen", erwiderte der Sänger, "Was war das noch mal gewesen... Mädchenname meiner Mutter... Name meines ersten Haustieres... Liebstes Getränk! Das war es: 'Was ist dein liebstes Getränk?'"
"Gut, und was ist die Antwort darauf?", Kannich wendete sich bereits der Kiste zu.
"Bockbier"
Der Kommunikationsexperte nickte und begann in sich hineinzumurmeln: "Zahlen von 1 bis 26. Okay, das scheint logisch. Wir haben zwei Wörter mit je acht Buchstaben und acht Schlösser."
"Geht das etwas schneller, Kannich?", Ettark sah besorgt vor die Bühne, wo sich die Zuschauertraube nur überaus zäh aufzulösen begann.
"Ruhe, ich denke.", der Kommunikationsexperte ließ seine Finger immer wieder zu einer Faust werden, so als würde er zählen, "Das R wenn das Alphabet mit K beginnt wäre... hm, B. B gleich 2... C wenn B ist D, D gleich 4..."
"Kannich..."
"Sofort!", er zählte leise, "Okay, ich hab's denk ich." Er legte die Hände an die Schlösser und begann zu drehen, "14 - 15 - 7 - 2 - 4 - 16 - 9 - 5". Es klickte und die Metallbox öffnete sich.
"Was um Gottes Willen ist das?", fragte Tyros.
"Das ist Gelee", kam es schwach von hinter ihnen. Chi stützte Menélaos, der bleich aussah, aber immerhin reden konnte. "Explosives Gelee. Man braucht nur die kleinen Drähte herausschneiden, bevor sie durch das langsame Fließen des Gelees zusammenkommen."
"Also, der Kerl hat ein kleines Loch in den achso sicheren Metallkasten gebohrt und explosives Gelee eingefüllt?", Bregs sah von dem Bericht auf und blickte Chi und Menélaos entgegen.
"Ja, Sir.", Menélaos hatte seit gestern wieder Farbe angenommen, hatte sich aber vorsichtshalber hingesetzt. Chi stand neben ihm und betrachtete ihn sorgsam. Frühlingstau hatte manchmal schwache Nachwirkungen und er wollte nicht, dass sein Kollege sich den Kopf aufschlug, weil er vom Stuhl fiel.
"Aber warum sollten sie das tun? Ich meine, ich dachte, sie würden diesen Stab anbeten."
"Es stellte sich heraus, dass der, der hinter der ganzen Sache steckt, bloß ein Konkurrent von Märchenprinz war und ihm den Grund seines großen Erfolges nehmen wollte."
"Del Wundelstab scheint die Stimme tatsächlich so zu veländeln, dass Zuhölel sich nicht von dem Hölgenuss lösen können."
"Wir haben den Stab vorsichtshalber konfisziert. Wer weiß, was passieren würde, wenn das in die falschen Hände geriete."
Der Kommandeur nickte ernst: "Und unser Attentäter?"
"Stellte sich als menschlicher heraus, als er war. Er war tatsächlich Zahnarzt, aber kein Vampir. Er hatte sich nur die Zähne angefertigt und sich bleich geschminkt."
"Sein Name wal übligens Kleis... Antonio Kleis."
"Zufall?", Bregs sah ihn etwas ungläubig an.
"Nicht unbedingt. Eher mangelnde Kreativität. Er war tatsächlich der zweite Anführer der Bruderschaft, glaubte aber schon länger nicht mehr daran, dass der Wunderstab göttlich war. Er hielt es bloß für ein 'blödes magisches Artefakt, das ihm den Ruhm kostet, den er verdient'. Oder so ähnlich", Menélaos rieb sich die Schläfen, "Sie brauchten einen Sprengstoff, den man leicht durch ein kleines Loch füllen konnte. Albert erinnerte sich an mich von früher, als ich noch in der Konditorgilde gearbeitet habe. So kamen sie zu mir. Und als das nicht klappte, wurde Antonio unvorsichtig und vertraute sich einem Alchemisten an. Er gab vor, dem Sänger einen Streich spielen zu wollen."
"Als del Alchemist bemelkte, dass el sich bei dem Mischvelhältnis vellechnet hatte und die halbe Stadt in die Luft jagen wülde, wollte el die Sache stoippen, so kam el zum Konzelt", schloß Chi.
"Und wie verschwand der Irre vom Wagen?"
"Altel Tlick eigentlich", Chi grinste entschuldigend, "Wil haben es nul zu spät gesehen. Untel dem Wagen wal ein Kanalloch. Als el stehen blieb, lutschte el vom Wagen dilekt hinein und velschwand untelildisch."
"So schlau war er beim Konzert nicht mehr, Oberfeldwebel Dubiata hat ihn diesmal geschnappt."
"Ohne die halbe Stadt zu verwüsten?", Bregs hob die Augenbraue.
"Bloß ein kaputtel Gemüsewagen, Söl", Chi zuckte mit den Schultern, "Achsenbluch, als sie etwas zu schalf um die Ecke fuhl."
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