Und wieder spricht das Vergangene ...

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Jargon Schneidgut (SEALS)
Online seit 28. 04. 2009
Zeitmönche haben die Geschichte auf den 06. 07. 1986 datiert
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Nicht jeder bei der Stadtwache hat eine finstere, geheimnisvolle und düstere Vergangenheit - Jargon ist ein gutes Beispiel.

Dafür vergebene Note: 10

Werfen wir einen Blick in Jargons Vergangenheit, und was sich zu jener Zeit so abspielte:

Es war Nacht. Die Finsternis, die zu besagter Tageszeit in den Schatten lag, war zu jener Stunde nahezu undurchdringlich. Nichtsdestotrotz waren die Straßen einigermaßen belebt. Es gab viele Menschen, die Nachts einiges zu tun hatten. Tagsüber konnte man nicht allem gerecht werden, vor allem dann, wenn man bei seiner Arbeit nicht gesehen werden durfte. Diebe, Mörder, Betrüger und Bäcker waren an der Arbeit, gingen ihrem mehr oder weniger finsteren Gewerbe nach. Doch nicht nur die Arbeit war ein Grund, nur Nachts unterwegs zu sein. Richten wir unseren Blick auf eine kleine Gestalt in einem schmutzigen, langen Mantel...

Jargon huschte durch die finsteren Seitengassen, die von der Unbesonnenheitsstraße abzweigten.
Bloß nicht entdecken lassen, dachte er, bloß nicht entdecken lassen ... Er war vorsichtig, stets darauf bedacht, in den - in diesem Falle noch dunkleren - dunklen Ecken zu bleiben. Sein Ziel war der Viehmarkt - meistens fand man dort verwertbare Reste, wie zum Beispiel Innereien aus den Schlachthäusern und vielleicht sogar etwas essbares Viehfutter.[1]

Zur gleichen Zeit war auch jemand Anderes wach. Er stand vor seinem Haus und hielt eine Pfeife in der Hand. Es war eine alte, hölzerne Pfeife mit einem metallenen Mundstück. Zyniker sagen, dass die Person das Metallstück speziell hat anfertigen lassen, weil Metall ähnlich wie Blut schmeckt. Andere sagen, dass es damals eben noch keine Mundstücke aus Bein gab. Wie dem auch sei, der Mann stand vor seinem Haus und schien auf etwas zu warten. Still lauschte er dem Läuten der Glocken, die gerade ein Uhr schlugen. Einige Tauben flogen über ihn hinweg. Schließlich erspähte der Mann jemanden, der auf ihn zukam.

"H- haben sie vielleicht -"
"Nein! Verschwinde, Junge!"
Eine Tür wurde zugeschlagen und Jargon fiel in den Dreck.
Warum versuche ich es eigentlich immer wieder?, dachte er und rappelte sich auf. So langsam sollte ich es besser wissen.
Bis jetzt hatte er ein wenig Grünzeug und den Rest eines Rinderknochens entdeckt, was er beides in einem alten, schmutzigen Stoffbeutel aufbewahrte.
Mal sehen, dachte er und kratzte sich am Kopf, bis jetzt war ich bei Faust und Fuß, Schenkelbach und Rinderschlacht gewesen. Ich versuch's mal bei Eher Schlacht als Recht. Naja.

Anstatt den Neuankömmling zu begrüßen, fragte der Mann: "Hast du Lampenöl dabei, Leo?"
"Ja, hab ich."
"Und die Streichhölzer?"
"Ja, die auch. Denkst du wirklich, ich bin so vergesslich, Markus?"
"Gut, dann los."
Die beiden Männer betraten einen Schuppen. Trotz seines hohen Alters war er noch gut erhalten, nur einige Spinnen hatten ihn sich als Heimatstätte ausgesucht. Der Holzboden knarrte leise, als die beiden hinein traten. Leo schloss die Tür hinter sich, stellte seine kleine Tasche ab und entnahm ihr eine kleine, lederne Flasche. Markus hatte eine Petroleumlampe von einem Tisch genommen, und nun füllte sein Kumpan eine Flüssigkeit hinein. Dann wurde die Lampe entzündet. Beide blinzelten im Licht.

Jargon war auf dem Weg nach Hause. Er hatte - und er konnte sein Glück kaum fassen - ein ganzes - leider totes - Huhn entdeckt, das nun zusammen mit den anderen beiden Sachen in seinem Beutel lag. Er beeilte sich nicht, er hatte genug Zeit. Leider war er auch ein wenig unvorsichtig.

"Also, wo soll die Kiste sein, Markus?"
"Im Keller, glaub ich."
"Was? Das Ding hat 'nen Keller? Wusst' ich gar nicht."
"Tja." Der zweite Sprecher zwinkerte dem ersten zu, der die Lampe hielt.
"Wenn man weiß, wo man suchen muss, ist es ganz leicht, Leo."
Markus, der noch immer seine Pfeife in der Hand hielt, schob einen Stuhl beiseite und tastete den Boden darunter ab. Er fand eine Holzleiste, die sich etwas vom Boden abhob. Einen kurzen Ruck später sahen die beiden Männer auf ein viereckiges Kästchen hinab. Es lag ein großes Stück unterhalb des Bodens.
"Und wie komm' wir jetzt da dran?"
"Abwarten."

"Wer ist denn da so spät Nachts noch unterwegs, hm?"
Jargon erstarrte.
"Keine Sorge, wenn du mir dein Geld gleich gibst, lass' ich dich nicht lang leiden."
"U ... und wenn ich dir sage, dass ich k ... kein Geld habe?"
"Dann werde ich dich lange leiden lassen."
Der Gassenjunge spürte die Präsenz von jemand, der direkt hinter ihm stand. Er reagierte blitzschnell, wirbelte herum, trat zu, drehte sich erneut um und rannte davon, seinen Beutel fest in der Hand.
Einige Meter hinter ihm lag der Räuber auf dem Boden und hielt sich eine bestimmte empfindliche Stelle.
"Aaaargh, warum unterschätze ich die auch immer ...", sagte er.

Der Kasten stand auf dem Boden, daneben lag eine Konstruktion aus Seilen und hölzernen Gelenken.
"Und? War das denn jetzt so schwer?"
"Nein. Egal, lass sie uns gleich aufmachen!"
"Jaja."
Markus hob den Deckel des Kastens.
"Ui.", murmelte der Leo.
In dem Kasten lagen Wertpapiere, Besitzurkunden und sogar eine Versich-äh-rung.
"Und wie teilen wir das Ganze auf?", fragte Markus.
"Ich würde sagen-", plötzlich ertönte ein metallisches Geräusch, "ich nehme alles, du haust ab."
"Du verfluchter Mistkerl!"

"Uff!"
Jargon war schließlich zu Hause angekommen und hatte gerade die Tür geschlossen und sich dagegen gelehnt, um zu verschnaufen. Das mit dem Räuber passierte nicht zum ersten Mal. Warum glaubten die denn auch, dass es hier was zu holen gäbe? Wussten die denn nicht, dass hier die ärmsten Leute der Stadt lebten?
Kurze Zeit später stand Jargon in der Vorratskammer und sortierte das ergatterte Essen in die Regale ein. Diese waren streng unterteilt, es musste alles seine Ordnung haben. Nachdem der Junge das Essen auf die Fächer "Fleisch", "Gemüse", "Reste", "Frischfleisch" und "Notrationen"[2] verteilt hatte, schlich er sich hinauf in sein Zimmer. Dort zog er seine Jacke aus, rieb sich kurz das Gesicht mit einem feuchten Handtuch ab und ließ sich auf sein Bett fallen.

Ein Kampf entbrannte. Markus war zwar unbewaffnet, aber erfahrener im Kampf. Sein Gegner hatte ein Schwert in der Hand, doch man merkte ihm an, dass er nicht gut damit umgehen konnte. Zu Beginn hatte sich Markus auf Leo gestürzt, bestrebt, dessen Kehle zuzudrücken, und ihn zu Boden geworfen. Doch letzterer konnte den Angreifer wegstoßen und rollte sich hastig zur Seite, das Schwert fest in der Hand.
"Das hat doch keinen Sinn, Markus!"
"Genau! Warum teilen wir nicht einfach?!"
Doch der erste Sprecher rappelte sich wortlos auf und zeigte drohend mit dem Schwert auf Markus.
"Verschwinde einfach, dann lasse ich dich in Ruhe!"
"Vergiss es, Leo! Ich habe dir hierzu verholfen, und jetzt willst du alles für dich?!"
Leo blickte zu Boden. Will ich das? dachte er. Ja.
"Na gut. Dann muss ich dich wohl töten!"

Jargon lag in seinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Würde er sein ganzes restliches Leben so verbringen? Würde er Tag für Tag vor Verbrechern weglaufen, nur um ein wenig vergammeltes Zeug nach Hause zu bringen. Seine Hand zerknüllte den Matratzenbezug.
Nein!, dachte er, ich werde es zu etwas bringen!
Und mit diesem Gedanken schlief er ein.

Leo sprang auf Markus zu, das Schwert hoch erhoben. Doch gerade, als er zuschlagen wollte, wich Markus zur Seite. Der Überrumpelte schlug ins Leere und verlor beinahe das Gleichgewicht. Dann bekam er einen heftigen Stoß in die Seite, fiel vorwärts ...

So wie es sich anhörte, hatten die Nachbarn Streit. Es rumpelte und krachte neben Herrn Scheibers Haus, der gerade neben seiner ebenfalls schlaflosen Frau im Bett lag.
"Verflucht, können die denn nicht mal ruhig sein, wenn sie gerade wieder heimkommen?!", murmelte er.
"Schatz-"
"Was ist?"
"Die Kampfers wohnen doch gar nicht mehr hier."
"Was?!"

... und riss während des Sturzes die Petroleumlampe vom Tisch. Als er unsanft auf dem Boden aufschlug, krachte die Lampe auf den Boden. Das Petroleum entzündete sich mit einem kaum hörbaren Zischen, Feuer loderte auf.
"Was hast du getan?!", rief Markus.
Die Flammen entzündeten in Windeseile den Holzboden der Hütte, verbrannten alten Staub und morsches Bauwerk.
Leo lag bewusstlos auf dem Boden.
"Verflucht!"
Schnell packte der Pfeifenbesitzer den Kasten mit den Wertpapieren und wollte zur Tür rennen, doch kurz davor packte ihn etwas am Fuß. Er fiel hin. Inzwischen stand bereits das ganze Haus in Flammen, nur einige Flächen auf dem Boden waren noch frei.
"Was zum ...?!", schrie Markus. Dann sah er, dass Leo seinen Fuß gepackt hatte. Er hatte den teuflischen Gesichtsausdruck eines Mannes, der wusste dass er sterben würde, aber zuvor wollte er noch jemand anderen töten.
"Lass los!", brüllte sein Opfer, und versuchte, sich aus dem Klammergriff zu befreien. Doch es war schon zu spät.

Zwei Tage später. Die Stadtwache hatte dem Fall keine besondere Beachtung geschenkt.
"Da wird einer nicht aufgepasst haben!", sagten die Wächter, als sie die Leichen abtransportierten.
"Hier brennt doch eh alles wie Zunder ..."
Als sie fort waren, sah Jargon einmal kurz in die Brandruine. Zwischen zwei verkohlten Holzlatten entdeckte er etwas glitzerndes, und er ging darauf zu. Als er es aufhob, erkannte er, was es war. Es war das eiserne Mundstück einer Pfeife.
[1] Jargons Mutter war schon immer der Meinung, dass Hafer viele Nährstoffe enthält.

[2] In diesem Fach wurde das aufbewahrt, was a) entweder lange haltbar oder b) nur im Notfall essbar war




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Feedback:

Von Breda Krulock

05.05.2009 20:11

Hm, mir fiel es schwer, mich hier auf eine Note festzulegen.Ich war von der Kuerze und der Erzaehlweise (Abwechselnde Szenen) sehr angetan und ich war zum Ende hin wirklich ein wenig neugierig, was nun passiert. Auch weil ich mir denken konnte, dass bei dem Stand meiner Scrollleiste nicht mehr viel passieren kann ;)Nicht so gefallen hat mir dann letztendlich der Ausgang der Geschichte sowie dieses "an die Hand" nehmen a la: Sehen wir uns das mal genauer an, werter Leser. Ich denke, dass ist pures, persoenliches Empfinden, aber mich hat es wirklich ein wenig gestoert. Ich finde Geschichten, in denen der Fall nicht im Vordergrund steht, vollkommen ok. Auch Geschichten darueber, wie der Chara zur Wache kam,... allerdings muss ich sagen, das ich die Sache mit dem Mundstueck nicht ganz zugesagt hat. Hab extra nochmal nachgelesen: "Es werden die LeicheN weggetragen", also beide! Dh. der Typ, dem das Mundstueck gehoerte, ist mit verbrannt(tot). Warum dann der Hinweis mit dem Pfeifenteil? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dafuer deine Gruende hast, ist mir nur aufgefallen ;)Und eine Sache ist mir noch aufgefallen: Du sagst: Jargon wohnt im aermsten Teil der Stadt. Ist ja auch ok, aber dann wiederrum hat er ne Vorratskammer, ein zweites Stockwerk, sogar Bettzeug... das passt in meinen Augen nicht ganz in das aermste Viertel der Stadt :)Aber alles in Allem fand ich sie gut zu lesen. Habe mich dann auch fuer die bessere Benotung entschieden: Ein "GO" fuer kuerzere Singles :D

Von Braggasch Goldwart

05.05.2009 20:11

Wirkt unfertig. Ehrlich gesagt fand ich andere Geschichten von dir schon deutlich besser. Gerade solche Dinge, wie, das der Dieb, dem gerade in die Weichteile getreten wurde, einen vollständigen Satz SAGT... da geht Atmo flöten. Der Plot ist Okey, ebenso wie die restlichen Teile einer Geschichte - auch wnen ich noch nie ein Haus habe so schnell in Flammen ausfgehen sehen. Aber es ist nix herrausragendes - und, wie schon oben gesagt: es ist unfertig. Auch wenn ich selbst großer Verfechter kurzer Storys bin, so sollten sie doch ein richtiges Ende haben.

Von Glum Steinstiefel

05.05.2009 20:11

Es gab einige Aspekte, aufgrund derer mir die Geschichte nicht so gut gefallen hat:-Ich nehme an, die Bäcker gehen ihrem finsteren Gewerbe insofern nach, dass sie ihrem Teig illegale oder unreine Zusätze hinzufügen? Ansonsten würde ich nicht gleich verstehen, weshalb speziell Bäcker ebenso wie Diebe, Mörder und Betrüger des Nachts ihren finsteren Geschäften nachgehen sollten. Diesen Punkt hätte ich an der entsprechenden Stelle gerne erklärt gehabt. -"Ui.", murmelte der Leo. Man schreibt in einem solchen Fall keinen Artikel vor den Namen.-Markus und Leo werden namentlich recht häufig erwähnt. Ein paar Synonyme like "Sein Kumpel, der Angesprochene, der Partner,..." wären ab und zu nicht verkehrt gewesen bzw. du hättest mehr körperliche Aktionen beschreiben müssen, anstatt das meiste durch ein Gespräch aufzubauen. Da die beiden aber ohnehin alleine sind, ist von einem überwiegend abwechselnden Dialog auszugehen und eine andauernde gesprochene Namenswiederholung überflüssig.(- Ich persönlich fand es auch zu vorhersehbar, dass das Lager aufgrund des zuvor erwähnten Lampenöls und der Streichhölzer abbrennen wird, erst recht, als sich herausstellte, dass Brandstiftung nicht das eigentliche Ziel war)- Außerdem ist mir weiterhin nicht klar, weshalb Leo wusste, dass er wird sterben müssen? Hätte er nicht einfach aufstehen und weglaufen können? Bzw. es nicht einfach versuchen? Wenn er seine Bewusstlosigkeit nur vorgetäuscht hat, dann erklärt sich, warum er Markus so schnell noch so entschlossen halten konnte. War er tatsächlich bewusstlos, so macht diese Stelle keinen Sinn. Allerdings hätte er gerade dann noch weglaufen müssen, solange er noch bei Bewusstsein war, denn dass er liegen bleiben würde, wenn alles um ihn herum anfängt zu brennen, ist äußerst merkwürdig.- Weiterhin scheint das Lager ja innerhalb von Sekunden bzw. unter einer Minute lichterloh in Brand gestanden zu haben. Lass es so trocken sein, wie du willst, aber das ist arg schnell.Ich sehe durchaus auch gute Stellen in deiner Geschichte. Zum Beispiel: die schöne Darstellung der Schatten und dem ärmlichen Leben und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Und dass Jargon nicht noch den Helden gespielt hat. Kommt in kurzen Geschichten nämlich nicht gut. Und bei deinem Vorgabetext dachte ich auch nur "Yes!" ; )Also, das ist meine Kritik (Himmel, ich werde immer strenger). Lass dir davon die Laune nicht vermiesen : )

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