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Für Rekruten (erste Mission):
Streife gehen gehört zum Wächterleben dazu. Beim ersten Mal kommt natürlich dein Ausbilder mit. Dann kann ja gar nichts schief gehen, oder?
Dafür vergebene Note: 8
Es war die erste Nacht für Tonfonimus. Er lag auf seinem Bett in der Kaserne und konnte keinen Schlaf finden.
Hier bin ich also. Bei der Stadtwache. Mutter meint, es wäre gut hier für mich. Und es wäre noch besser, wenn ich vorerst nicht zurückkehre, sie brauche Ruhe. Naja, sie wird wohl Recht haben. Genug gelesen über so ein Wachenleben hab' ich ja. "Die Wache von Anrokh Marrak", was habe ich gelacht. Die haben sich ja dümmer angestellt als die Polizei erlaubt. Vor allem dieser dicke Hauptmann Arfalamast Brengjuar. Sitzt nur in seinem Stuhl und zählt die Flusen auf dem Schreibtisch. Und wehe, es fehlt eine, dann wurde gleich die nächste Wache zusammengestaucht.
Hier grunzte Tonfonimus vergnügt, ganz zur Missgunst seines Bettnachbarn, der sich nuschelnd auf die andere Seite drehte.
ICH werde eine anständige Wache, jawoll! Die Bürger haben Probleme? Ha! Schickt Tonfonimus Sproing, der hilft sofort! Ein Dieb? Kein Hindernis für Tonfonimus Sproing!
SO eine Wache werde ich! Ich werde mich um die Bürger auf der Straße kümmern, jawoll. Ich werde präsent sein!
Naja..
Sagen wir es so: Ich werde auf der Straße sein, aber wehe ein Unhold taucht auf, dann.. Oder doch lieber nur Bürodienst? An der Theke soll es sehr spannend sein, hab ich gehört. Vor allem morgens. Da soll wohl jeden Tag ein heißer Feger vorbeikommen. Das wäre was..
Die Müdigkeit schaffte es nun doch, Tonfonimus daran zu erinnern, endlich die Augen zu schließen. Er gehorchte, wie so vielem Weiblichem und schlief ein.
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Gong!
Nein, ich bleibe im Bett Mama. Darf ich heute Schinken mit Schokolade zum Frühstück? Das soll lecker schmecken, hab ich gelesen. Danke.
Jemand trat gegen Tonfonimus' Bett, er wacht auf. "Nhwas?", entgegnete er geistesgegenwärtig.
"Aufstehen, Faulpelz! Erster Tag heute!", hörte er von unten.
"Ah.. ja.."
"Mann! Du bist ja ein toller Rekrut. Los, komm, du musst dich bestimmt bei Fähnrich Kanndra melden! Mal schauen, ob sie dich genauso erwartet wie mich damals an meinem ersten Tag.", sagte die Stimme und verschwand dann nach draußen.
Tonfonimus fiel darauf keine passende Antwort, also versuchte er es mit einem "Oh, ja.. Bestimmt." Zufrieden, dass die Stimme verschwunden war, setzte er sich auf die Bettkante und wartete schlaftrunken darauf, dass sein Essen gebracht wird.
Fünfzehn Minuten später hörte er aus den Gängen eine etwas wütende Ausbildungsleiterin heranrauschen.
"Worauf zur Hölle wartest du, Mann?!", brüllte sie ihn an.
"Mein Essen, Ma'am. Ich hab Hu..", erwiederte er müde.
"Wie bitte?! Wir haben hier doch keinen verdammten Bringservice!"
"Hmm.. dann nehm ich nur einen Kakao, bitte."
"Bist du noch ganz beisammen?! Los jetzt! Du hast Dienst! Ich zeig dir mal die Stadt! Und nicht nur die schönen Seiten, sei dir da mal gewiss! In fünf Minuten stehst du draußen auf dem Hof und wehe, du bist nicht vollständig anwesend!", brüllte sie und stapfte von dannen.
"Jahaa.."
Draußen klirrte etwas.
Kurze Zeit später stand Tonfonimus wirklich auf dem Hof, Fähnrich Kanndra starrte ihn in Grund und Boden.
"Wie lange sind für dich fünf Minuten, Rekrut?!"
"Hmm.. Naja, etwas mehr als vier Minuten, aber weniger als sechs und erst recht weniger als sieben, aber drei Minuten sind w..", hier stoppte er abrupt als er das erste Mal an diesem Tag Fähnrich Kanndra in die Augen blickte, die nur noch millimeter große Schlitze waren.
Urplötzlich wurde ihm die Situation bewusst, in der er sich befand. Eine kleine Stimme in seinem Kopf meldete sich: Du bist Wache, Mann. Das ist deine Chefin! Du solltest sie nicht verärgern.. zumindest nicht noch mehr. Eine zweite Stimme gesellte sich hinzu: Aber es ist soooooo früh.
"Rekrut! Träumst du etwa?!". Seine Ausbildungsleiterin riss ihn aus seinem internen Streitgespräch.
"Äh, nein, Madam. Sir!", antwortete er prompt und salutierte.
Kanndras Augen verengten sich noch weiter.
"Ich glaube, dir tut etwas frische Luft wirklich gut, Rekrut! Mitkommen!". Sie schnaubte kurz und wand sich dann zielstrebig dem Ausgang zu. Tonfonimus versuchte hinterher zu kommen, da sie einen doch recht zackigen Lauf angelegt hatte.
Während sie so durch die Straßen Ankh-Morpork's schritten, passierte sehr zur Missgunst der Ausbilderin nichts von Belang, die Bürger schienen sich immer irgendwelchen leider legalen Arbeiten zuzuwenden, wenn das Wächterpaar um die Ecke bog.
Nach einiger Zeit hielt Tonfonimus die Stille zwischen ihnen nicht mehr aus.
"Äh, Sir?", fragte er also.
"Ja, Rekrut?"
"Sollten die nicht irgendwas machen, das wir ihnen verbieten müssen?"
"So wie es scheint, gibt es wohl auch ehrbare Bürger hier.", Kanndra seufzte. "Aber fragt doch mal den da", sie zeigte auf einen Mann, der unvermittelt der Überzeugung war, dass Überwald doch eine recht nette Gegend wäre.
"Jawoll, Sir.", Tonfonimus näherte sich seinem Opfer, das sich unentwegt aller möglichen Fluchtwege versicherte.
"Du, Bürger."
"Jaaah?", erklang es ängstlich.
"Warum tut ihr alle nichts Verbotenes?"
"B-Bitte?", der Bürger, nennen wir ihn Hans, blickte Tonfonimus mit großen Augen an. Ist das ein Scherz?
"Na los, sag schon!". Tonfonimus lächelte Kanndra freudig an, die nur den Kopf schüttelte.
"Ich- ich..", Hans war sich nun wirklich unsicher. Der Kerl will mich doch verarschen, oder? Der muss doch was wissen. So blöd kann kein Wächter sein.
"Du hast gewonnen, ich ergebe mich, ich habe Kenny getötet", Hans hielt die Hände vor sich und wartete auf die Handschellen. Von irgendwo hörte man ganz leise ein "Du Schwein!"
Kanndra konnte den Erfolg des Rekruten nicht glauben und trat hinzu.
"Gut gemacht, Rekrut", sie schaute ihn dabei etwas verdattert an. "Einen Mörder und das gleich an deinem ersten Tag. Alle Achtung."
"Danke, Sir. Hab ich alles durch die Bücher gelernt, mhm.". Stolz legte er Hans die Handschellen an und führte ihn ab. Dieser war sich nicht mehr ganz so sicher, wer nun der Dumme war. Er begann sich der Verhaftung zu wiedersetzen. Da Tonfonimus doch leichte Schwierigkeiten bekam, half ihm Kanndra, indem sie Hans scharf ansah. Dieser erkannte die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen und gab auf.
"An deiner körperlichen Kraft musst du aber noch etwas arbeiten, Rekrut", kommentierte die Ausbildungsleiterin.
"Mhm..", zu mehr hatte Tonfonimus keinen Atem.
Dankenswerterweise, für Tonfonimus zumindest, wurde ihm Hans dann in der Kröselstraße abgenommen, wobei dieser immer noch rumfluchte und um sich trat.
"Rekrut, komm mit in mein Büro.", forderte ihn Kanndra auf, Tonfonimus tat wie geheißen. Nachdem sie die Tür geöffnet und ihm einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch angeboten hatte, setzte sie sich hinter diesen.
"Großartige Leistung für den ersten Tag, Rekrut. Aber ruh dich nicht darauf aus."
"Nein, Sir."
"Es gibt nicht immer solche dummen Bürger.", in Gedanken strich sie aber das Wörtchen "nicht".
"Nein, Sir."
"Deine Mutter hatte nicht zu viel versprochen als sie von deinem speziellen Talent sprach."
"Nein, Sir.", so langsam nervte es Kanndra.
"Möchtest du vielleicht ein Bier?"
"Nein, S.. äh..", geriet Tonfonimus ins Stottern. Kanndra grinste, schlug dann gesprächsbeendend auf den Tisch.
"Gut, das soll für heute reichen. Aber such dir einen Rekruten und trainiere deine Fitness."
"Ja, Sir, werd ich machen, Sir."
"Wegtreten, Rekrut.". Tonfonimus trat ab, während sie sich grinsend ihren Stuhl umdrehte und aus dem Fenster schaute.
In der Kantine angetroffen, holte sich Tonfonimus erst einmal einen warmen Kakao, denn nichts stärkt Körper und Geist besser als dieses warme fast schon ekelhaft süße Zeug. Dann schaute er sich um und suchte nach möglichen Trainingspartner, bis er ihn in der Stimme von heute morgen wieder fand. Die Stimme nannte nun auch ihren Namen, Calwyn Steinkerber, und zeigte ihm kurze Zeit später Nachmittag so einige Tricks mit denen Tonfonimus möglichen suspekten Suspekten gehörig die Meinung sagen konnte. So langsam machte es doch Spaß in der Wache.
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