Kinder vom Ankh - Teil 1

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von Gefreiter Jargon Schneidgut (SEALS)
Online seit 13. 04. 2009
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 Außerdem kommt vor: Bjorn Bjornson

Eine merkwürdige Band, die Musik mit Steinen drin macht, taucht in Ankh-Morpork auf. Hat der Sänger, Alexander Laie, etwas mit dem Verschwinden der "Harter Stein - Gitarre" im "Bunten Getümmel" zu tun?

Dafür vergebene Note: 10

Es war neblig. Hufgeklapper ertönte in der Ferne, die Sto-Ebene roch in dieser Nacht besonders stark nach Kohl. Die Lichter einer Kutsche zeichneten sich ab, und ein versteckter Beobachter hätte jetzt die Umrisse einer Droschke wahrnehmen können. Im Innern des Gefährts saßen fünf Gestalten, vier von ihnen hatten Musikinstrumente auf dem Boden vor sich abgestellt. Ein Gespräch wurde geführt.
"Bist du dir sicher?"
"Todsicher. Ankh-Morpork ist berühmt dafür, dass sich die Menschen für so ziemlich alles begeistern. Ich habe sogar schon von einem Mann gehört, der Würstchen verkauft, die Zehnägel enthalten."
Die fünf Gestalten lachten leise.
"Aber was ist mit der Regierung? Mein Onkel hat mal erzählt, dass der Patrizier ein 'verdammter Schnüffler' ist, wenn es Sachen betrifft, die die öffentliche Sicherheit[1] bedrohen."
"Der kann uns nichts", sagte der zweite Sprecher.
"Was?"
"Wie?"
"Der kann uns nichts... was?"
Eine der Gestalten, die vorher noch nicht gesprochen hatte, trat derjenigen, die zuletzt gesprochen hatte, gegen das Schienbein.
"Das ist nur so eine Redensart, Jockel!"
Jockse Erratekeinen rieb sich das Bein und verzog das Gesicht, als er seinen Spitznamen hörte.
"Ja, ja. Konnte ich ja nicht wissen. Kein Grund, grob zu werden, Sail."
Sail Lassfallen lachte und klopfte ihm auf die Schulter.
"tschuldigung", sagte er grinsend.

Jargon saß daheim auf seinem Stuhl. Er schrieb auf ein Blatt Papier, spitzte seinen Bleistift zwischendurch an und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Manchmal hielt er inne und starrte auf die ihm gegenüberliegende, rußgeschwärzte Wand. Jargon lebte in einem alten, schon einmal abgebrannten Haus, größtenteils deshalb, weil er nicht bei seiner Mutter im Haus leben wollte. Die pflegte es nämlich, ihn "meinen kleinen Jargi" und "Schnutzelchen" zu nennen, was ziemlich nervig sein konnte, wenn man 37 Jahre alt ist. Jargon schlug sich durchs Leben, indem er entweder die Straßen nach altem Zeug durchsuchte und dies verkaufte[2], oder mit kleinen Geschäften, die meistens nach folgendem Schema abliefen: Er kaufte sich für wenige Cent einen Gegenstand, zum Beispiel eine Flasche Bier. Diese verkaufte er an Leute weiter, die neu in der Stadt waren und mit den Preisen von Ankh-Morpork noch nicht so vertraut waren. Der Erlös reichte, um sich für einige Zeit durchzuschlagen. Doch jetzt war er bei der Stadtwache. Jetzt konnte er sich Luxus leisten. Zum Beispiel ein paar neue Socken. Oder vielleicht sogar Literatur. Er hielt kurz inne. Seit seiner Beförderung zum Gefreiten war noch nicht viel Zeit vergangen, und er hatte doch schon einiges Gelernt. Es überraschte Jargon, wie viele Möglichkeiten zur Verhaftung eines Menschen zur Verfügung standen. Es gab sogar ein Gesetz, das es verbat, mit einem Karren auf der Straße stehen zu bleiben. So etwas nannte man dann "Gefährdung der Sicherheit des öffentlichen Verkehrs."
Kurze Zeit später stand Jargon auf und begab sich zu einem alten Schränkchen in der Ecke seiner "Wohnung". Sie enthielt einige neue Bleistifte und Papier, die er sich für 35 Ankh-Morpork Cent gekauft hatte. Er nahm ein Blatt und einen Stift heraus, setzte sich wieder zurück an den Tisch, und begann zu zeichnen.
Kurze Zeit später verließ er das Gebäude.

"Da bist du ja endlich, Junge!", sagte Bjorn, als Jargon das Wachhaus am Pseudopolisplatz erreichte. "Verzeihung, Sör. Ich musste noch etwas erledigen!"
"Ich glaube kaum, dass etwas so wichtig ist, dass man dafür riskiert, zu spät zu kommen!"
Jargon konnte Bjorn recht gut leiden, was, wie bereits in einer Theorie vermutet, wahrscheinlich daran lag, dass er mit Zwergen fast auf Kopfhöhe stand.
"Nun ja. Ich hab' dir endlich 'mal eine Uniform besorgen können. In SO einer Jacke kauft dir keiner ab, das du Rechtsexperte bist." Bjorn grinste, und Jargon blickte betreten zu Boden.
"Ich mag meine Jacke", sagte er verlegen und zupfte an einer Franse seines Ärmels herum.
"Tut mir Leid, aber du brauchst diese Uniform. Erst sie macht dich zu einem S.E.A.L!"
"Zu einem StreifeErmittlungenanderelustige?"
Der Zwerg schaute ihn verdutzt an.
"Äh... Stimmt, jetzt wo ich darüber nachdenke..." Er unterbrach sich. "Nein, stimmt nicht. Es kommt auf die Sichtweise an. Aus MEINEM Blickwinkel sagt man eben S.E.A.L, so wie, äh, Feuerwehrmann. S.E.A.L ist für mich eben die Berufsbezeichnung. Und jetzt komm mit. Ich werd' dir deine Uniform geben."
Jargon folgte ihm in das Wachhaus. Bjorn führte ihn zu seinem Büro.
"Warte hier", sagte er und betrat das Zimmer, um wenig später mit einer Uniform auf dem Arm zurück kam.
"Geh am besten in mein Büro zum Umziehen, Onyx ist grad nicht da, und außerdem geht da sonst eh keiner rein."
Jargon tat wie ihm geheißen. Das Büro seines Ausbilders war typisch eingerichtet: Zwei Schreibtische mit je einem Stuhl vor und hinter sich, ein paar Regale mit Akten und Büchern und alles voller Papiere.
Die Uniform passte Jargon recht gut, aber er fühlte sich ohne seine Jacke etwas unwohl. Er hatte die Jacke seit seinem 7. Lebensjahr nur zum Schlafen und zum Waschen abgelegt[3], und nun, da er sie sozusagen eintauschte, fühlte er sich trotz der Uniform nackt. Wenigstens war in den Taschen genug Platz, um seine Papierstöße unterzubringen. Nachdem er den Brustharnisch angelegt hatte (er würde Bjorn fragen, ob er auch den optionalen Lederharnisch tragen konnte. Jargon mochte es nicht, Metall am Körper zu tragen) verließ er das Büro wieder.
"Na, könnte schlechter aussehen", sagte Bjorn.[4]
"Nun, wir sollten jetzt mit dem heutigen Ausbildungsthema beginnen: Das Gesetz des lizenzierten Diebstahls. Ich bezweifle, dass du davon noch nichts gehört hast."
Jargon musste fast lachen.
"Wer hat noch nichts davon gehört?!"
Bjorn runzelte die Stirn.
"Nun, ich vermute es, es gibt Leute, die noch nichts davon gehört haben..."[5], sagte er.
"Äh... egal. Naja. Ich glaube nicht, dass wir das ganze durchnehmen müssen, oder?" Jargon glaubte, alles über dieses Gesetz zu wissen.
"Ach? Wie viel Geld muss man der Diebesgilde bezahlen, wenn man sechs Monate in Ruhe gelassen werden will?"
"Äh...."
"Und wem werden Diebe ausgeliefert, die ohne Lizenz gestohlen haben?"
"Ich-"
"Wie oft darf man im Monat maximal bestohlen werden, wenn man 25 Ankh-Morpork Dollar bezahlt hat?"
Jargon gab auf.
"Ich gebs ja zu, ich weiß nicht besonders viel darüber.", räumte er ein.
"Na also, wusste ich doch, dass ich dir noch etwas darüber beibringen kann." Bjorn wirkte sehr selbstbewusst, als er das sagte. Er schien es zu mögen, jemanden zu haben, dem er alles beibringen konnte, was er wollte.

William Morgue saß am Tresen im Wachhaus am Pseudopolisplatz. Am heutigen Morgen war nicht besonders viel los, was der Gefreite zum Anlass nahm, ein wenig zu dösen. Deshalb erschreckte ihn das Geräusch um so mehr. Es hörte sich an, als würde jemand zwei metallene Platten aneinander schlagen.
"Wie, wo was?!", rief William und schreckte auf. Vor ihm stand ein älterer Herr, der zwei kupferfarbene tellerartige Dinger in den Händen hielt, bereit, sie ein weiteres mal aneinanderzuschlagen. Als er bemerkte, dass der Gefreite wach war, ließ er sie sinken.
"Na endlich! Also ich habe ja schon vieles gesehen, aber einfach so während des Dienstes schlafen.... schämen sie sich, junger Herr, schämen sie sich!"
Der Gescholtene sah den hutzeligen, alten Mann mit trüben Augen an.
"Was ist denn los?", brummelte er.
"Ich möchte einen Diebstahl melden!"
Der Gefreite seufzte. Bei den Seals gab es inzwischen viel zu viele Diebstahlmeldungen.
"Was wurde denn gestohlen?"
"Eine wertvolle, magische Gitarre."
William hob eine Augenbraue.
"Eine... Gitarre?"
"Ja, ganz recht. Ich bin Besitzer eines Musikgeschäftes in der Sirupminenstraße. In meinem Sortiment befinden sich einige sehr wertvolle Stücke."
"Wann haben sie den Diebstahl bemerkt?" Er zog ein leeres Blatt Papier von einem Stapel und begann zu schreiben, als der älterer Herr begann:
"Als ich heute Morgen das Geschäft betreten habe, bemerkte ich sofort, das etwas nicht stimmte. Viele der Gitarren waren von ihren Halterungen genommen und lagen auf dem Boden herum. Natürlich habe ich mich sofort vergewissert, ob etwas fehlte. Das war dann auch der Fall, denn mein wertvollstes Instrument, die erwähnte Gitarre, war verschwunden. Ansonsten fehlte nichts."
"Woher wollen sie wissen, dass es nicht die Diebesgilde war, die das Instrument gestohlen hat?"
"Ausgeschlossen! Ich habe meine Gebühr immer pünktlich bezahlt. Immerhin bin ich ein ehrbarer Bürger."
"Haben sie nach einer Quittung gesucht?"
"Natürlich habe ich das! So langsam kommt mir der Verdacht, dass sie zu faul sind, sich diesen Falls anzunehmen!"
"Nein, nein, natürlich nicht..."
Der alte Mann schnaubte.
"So... gibt es noch etwas, dass ihnen am Tatort aufgefallen ist? Haben sie vielleicht irgendwelche Gegenstände bewegt?"
"Nein, habe ich nicht. Und mir ist ansonsten auch nichts aufgefallen!"
"In Ordnung...", sagte William und kritzelte 'angeblich nichts bewegt' auf das Papier. "Wie lautet ihr Name?"
"Harald Musenbauer."
"Wo ist ihr Geschäft?"
"Sirupminenstraße vierundzwanzig."
Der Gefreite schrieb alles auf das Blatt und legte es in ein Fach mit der Aufschrift "Kürzlich aufgenommen, mindere Priorität".
Dann legte er die Feder neben das Tintenfass, lehnte sich zurück und legte die Füße hoch.
"Ein Kollege wird sich in Kürze bei ihnen melden", murmelte er dann und versuchte, seinen Helm über die Augen zu ziehen, was ihm mit mäßigem Erfolg gelang.
Herr Musenbauer starrte ihn kurz an, dann drehte er sich schwungvoll um und stürmte aus dem Wachhaus. Kurz nachdem er die Tür mit Wucht zugeschlagen hatte, ertönte hinter dem Tresen das Geräusch, das erklang, wenn ein mittelschwerer, metallener Gegenstand auf Parkett knallte.
"Verflucht", murmelte William und nahm die Füße vom Tisch.

"...und wenn der Dieb absichtlich keine Quittung hinterlassen hat, obwohl er zur Gilde gehört, wird der Fall an DOG weitergeleitet.", schloss Bjorn seine kleine Rede.
"Welcher lizensierte Dieb sollte so etwas denn tun? Das hat doch überhaupt keinen Sinn!"
"Kommt drauf an", sagte der Zwerg und hob den Zeigefinger. "Es könnte ja sein, dass er versucht, mehrmals Geld von dem gleichen Opfer zu erbeuten, ohne es für gewisse Zeit in Ruhe zu lassen."
Jargon machte sich eine kurze Notiz.
"Aber... woher sollen wir wissen, dass er die Quittung absichtlich weggelassen hat? Genausogut hätte es ja ein Dieb ohne Lizenz sein können!"
"Davon werden wir natürlich ausgehen. Aber wenn sich herausstellt, dass es ein Dieb von der Diebesgilde war, werden wir ihn natürlich zur Rede stellen."
"Er könnte genausogut behaupten, er hätte sie vergessen."
"Das hätte keinen Sinn. Die Bestrafung ist praktisch die gleiche."
Bjorns Auszubildender nickte und schrieb auch dies auf das Blatt. Sein Kopf schwirrte, vollgestopft mit Fakten, Theorien und Gesetzen.
"So... das wars dann eigentlich."
Jargon atmete auf.
"Morgen fahren wir mit verschiedenen theoretischen Fällen zu Durchsuchungsbefehlen fort. Jetzt widmen wir uns der Streife."
Sie verließen das Wachhaus und traten nach draußen in den eiskalten Morgen. Jargon zog seine Jacke enger um sich und schob den einzigen noch vorhandenen Knopf daran in das dafür vorgesehene Loch.
"Also", begann Bjorn, "es ist wichtig, dass du beim Streifegehen die Füße nicht zu weit über den Boden anhebst. Das ist unnötige Kraftverschwendung. Versuch, so zu laufen, als wolltest du den ganzen Tag so weitergehen."
"In Ordnung", erwiderte sein Auszubildender und versuchte, so wenig Energie wie möglich zum gehen zu verschwenden. Das hatte allerdings zur Folge, dass er ab und zu mit dem Stiefel gegen hervorspringende Steine stieß. Einmal wäre er beinahe hingefallen, aber Bjorn fing ihn - unabsichtlich - mit seinem Körper auf. Er schien wie alle Zwerge einen sehr festen Stand zu haben.

Als Jargon an diesem Abend nach Hause kam, taten ihm die Beine weh. Sicher, auf Streife gehen war schon in der Grundausbildung geübt worden, aber da konnte man einfach gehen, wie man wollte. Er hatte zwar tatsächlich bemerkt, dass man so viel länger gehen konnte, aber er hatte sich noch zu oft verkrampft, weil er Angst gehabt hatte wieder hinzufallen. Hoffentlich habe ich morgen keinen Muskelkater, dachte er, während er sich auf seinen Stuhl plumpsen ließ, wo er für einige Sekunden verharrte. Aber ich glaube, ich sollte mir nicht zu viele Hoffnungen machen.
Er aß früh zu Abend[6], war aber nicht so recht gewillt, sich gleich schlafen zu legen. Er beschloss, sich ein wenig in der Stadt umzusehen, um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben, bis er müde wurde. Also zog er sich um und ging wieder hinaus in das bunte Treiben von Ankh-Morpork.

Bis jetzt hatte der Plan gut funktioniert. Die Gitarre war gestohlen und die Band war noch nicht aufgetreten. Nun galt es nur noch, sie unverdächtig unterzujubeln.

In der Taverne "Zur blutigen Sau" in der Alten Gasse war heute eine Menge los. Draußen an der Tür hing ein schmutziges Plakat.
Kinder vom Ankh - Nur heute hier! stand darauf, in einer verzerrten, roten Farbe. Darunter war eine Zeichnung zu sehen, die eine Person im schwarzen Kapuzenmantel zeigte. Sie hielt eine Sense, und das Gesicht war unschwer zu erraten. Jargon hatte solche Zeichnungen schon öfters gesehen, meistens auf Jacken oder Hemden von Besuchern aus der Sto-Ebene. Kinder vom Ankh? dachte Jargon, das ist doch diese Band mit Steinen drin aus Sto-Lat... Was wollen die hier in Ankh-Morpork?.
"Entschuldigung", fragte er den nächsten Mann - offensichtlich ein Fan, ersichtlich an seiner Lederjacke und an den langen Haaren - "seit wann sind die 'Kinder vom Ankh' denn hier in der Stadt?"
"Was weiß denn ich!", kam die barsche Antwort, und der Fan setzte seinen Versuch fort, sich durch die Tür zu drängeln. Dies wurde durch den Umstand erschwert , dass etwas dreißig Personen das Gleiche versuchten.
Jargon stand kurz da und dachte nach. Dann schloss er sich dem Gedränge an.

"Herzlich willkommen! Wie viele von euch bestimmt wissen, wird heute etwas ganz besonderes stattfinden!"
Gemurmel, hier und dort erklang Gelächter.
"Am heutigen Tag werden die Kinder vom Ankh zum ersten Mal in Ankh-Morpork auftreten!"
Die Leute jubelten. Vereinzelt schrien Leute "Alexander, du bist der Größte!" oder "Ich liebe euch!"
"Aber vorher-"
Diesmal stöhnten die Leute oder riefen wutentbrannt.
"Schon gut! Dann wird die Sammlung eben-"
Auch dieser Satz ging in Wutgeschrei unter.
"Auf dem Plakat stand 'Eintritt frei'", rief jemand.
"Nein, es ist etwas anderes! Alexander sammelt für eine neue Gitarre, weil er seine bei seinem letzten Auftritt in Sto-Lat zerschlagen hat!"
Entsetztes Schweigen.
"Aber...", rief ein Fan, "aber mit was wird er dann heute spielen?"
"Ganz einfach!", ertönte eine raue Stimme hinter dem Ansager, der sich erschrocken umdrehte, "die Musikergilde leiht mir eine!"
Das Publikum schrie, brüllte und kreischte zugleich.
Jargon musste sich die Ohren zuhalten, während er auf die behelfsmäßig errichtete Bühne sah, die aus einigen Bierfässern und Holzplanken bestand. Dort stand er, Alexander Laie, langhaarig und nur in schwarzes Leder gekleidet.
"Seid Willkommen!", schrie er gegen das Getöse unter ihm an, "seid willkommen bei unserem ersten Auftritt in der Stadt, die wir seit unserer Kindheit verehren!"
Das Getöse hielt an.
"Seid ihr bereit für Schweres Metall?!"
"JAAAAAAAAAAAAA!", schrie das Publikum, und plötzlich wurde gedrängelt und geschubst, obwohl jeder einen Platz hatte.
"Gut! Wir eröffnen mit einem neuen Lied!"
Jargon musste sich an einem Holzbalken festhalten, um nicht von dem Publikum mitgerissen und zerquetscht zu werden.
"Es heißt: Bist du jetzt tot?!"

Später in dieser Nacht wankte Jargon nach Hause, Wortfetzen schwirrten in seinem Kopf.
Zerrissenes Fleisch... Wach auf, hör auf zu weinen.... Dieses Mal bist du zu weit gegangen... Bist du jetzt tot?!
Der Wächter lehnte sich kurz an eine Hauswand. Ihm war übel und sein Körper schmerzte überall.
Dieser Kerl hat eine Menge ungelöster Probleme, dachte er und lief weiter.
Weitere Wörter tauchten an der Oberfläche das Gedächtnisses auf.
Von der Herrschaft, die ich erbaute... Gut, vernichte uns.... Lass den Schmerz verschwinden.... Denn wenn du mich schlägst, blute ich....
Als in Jargons Haus die letzte Kerze gelöscht wurde, hörte man ein leises Stöhnen.
In dieser Nacht waren schlechte Träume unterwegs.

Der nächste Morgen brach mit einem Schrei an. Manche Leute werden jetzt wahrscheinlich denken, dass es sich um einen Hahnenschrei handelte. Diese Vermutung ist falsch. Es handelte sich um einen allzu menschlichen Schrei, der aus einem kleinen Häuschen in den Schatten, Unbesonnenheitsstraße, drang. In ebendiesem Häuschen, das aussah wie schon einmal abgebrannt, saß Jargon auf seinem Bett, schwer atmend und mit verschwitztem Gesicht.
"Heiliger... Heiliger!", murmelte er, momentan nicht in der Lage ein passenderes Wort zu finden. Er blinzelte einige Male, um sich wieder in die Realität zurückzubringen. Dann setzte er vorsichtig einen Fuß auf den Boden. Als dieser nicht die geringsten Anstalten machte, einzustürzen und Jargon in einen brennenden Schlund voller Feuer fallen zu lassen, setzte Schneidgut auch seinen zweiten Fuß auf die Holzplanken. Wieder gaben sie nicht nach. Vorsichtig erhob sich der misstrauische Mann aus dem Bett und begann sich anzuziehen. Es geschah nichts Außergewöhnliches. Dann machte er sich einen Kaffee. Auch während dieses Vorgangs passierte nichts, weshalb man erschrecken müsste. Erleichtert vergaß Jargon seine Vorsicht, stellte seine Tasse auf den einzigen Tisch in seiner Wohnung und ließ sich auf den Stuhl davor plumpsen. Dann hob er die Tasse zum Mund, um daraus zu trinken - als plötzlich eine verstümmelte Hand aus dem Kaffee schoss und sein Gesicht packte.
"Das Portal wurde durchquert, bis zum Punkt ohne Wiederkehr!", schrie eine Stimme.
"Argh!", brachte Jargon hervor, als er erneut aus seinem Bett hochschreckte.

"Wo bleibt er denn schon wieder?", murmelte ein Zwerg, der in der Eingangshalle des Wachhauses am Pseudopolisplatz stand. Ungeduldig tappte er mit dem Fuß auf den Boden und sah immer wieder auf die mechanische Uhr, die über dem Tresen hing. Sie zeigte auf sechs Uhr vierundzwanzig.
"Schon fast eine halbe Stunde zu spät..."

Jargon hetzte durch die Stadt. Selten war er so früh am Morgen so schnell gerannt.
Verdammt, verdammt, verdammt!, dachte er und bog schlitternd in eine Seitengasse ein. Als er hindurchrannte rempelte er einen Dieb an, der gerade damit beschäftigt war, einem anderen Mann sein Geld abzuknöpfen.
"He, pass doch auf! Hier versuchen ehrliche Leute ihrer Arbeit nachzugehen!", rief der lizenzierte Gassenräuber dem noch schneller werdenden Rechtsexperten i. A. hinterher.
"Leute gibts...", murmelte sein Opfer, und er nickte zustimmend.
Jargon indes rannte weiter durch die verwinkelten Gassen Ankh-Morporks, wobei er immer heftiger keuchte. Endlich, nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, erreichte er das Wachhaus.
"Wo kommst du denn jetzt her?", fragte ihn Bjorn, als sich dessen Auszubildender durch die Tür schleppte.
"....keuch....keuch...'tschldigng...keuch...", lautete die Antwort.
"Ist alles in Ordnung?"
"....keuch....jaja....keuch...schon gut...."
"Na gut.", meinte Schneidguts Ausbilder und zuckte mit den Schultern.
"Was... keuch... machen wir... keuch... heute?"
"Hmm... Ich denke, es wird Zeit, zur Praxis überzugehen. Immerhin bist du ja schon fast fertig ausgebildet, nicht wahr?"
"Wenn... du meinst..."
"Aber für den Anfang nehmen wir erst einmal einen einfachen Fall. Irgendetwas wird sich schon finden."
Die Beiden betraten das Wachhaus und gingen zum Tresen, wo gerade ein Rekrut Wachdienst hatte.
"Hallo Rekrut. Könntest du bitte mal nachsehen, welche Fälle in letzter Zeit aufgenommen wurden?", fragte Bjorn.
Der Rekrut blinzelte kurz heftig und wandte sich dann dem Zwerg zu.
"Entschuldigung, wie bitte?"
Jargon staunte.
"Wall? Bist du das?"
"Hmm? Wie? Ach, äh, ja. Hallo Jargon."
"Hallo... lange nicht mehr gesehen, was?"
"Äh, kann sein. Vielleicht."
Jargons Ausbilder setzte dem Smalltalk ein Ende.
"Tut mir leid, aber wir müssen uns jetzt wieder unserem Fall zuwenden. Würdest du nun bitte nachsehen, welche Fälle kürzlich aufgenommen wurden?"
"Was? Oh, ja, natürlich. Entschuldigung."
Wall richtete sich auf und nahm den kleinen Stapel Blätter vom Schreibtisch, der dort einstaubte.
"Ähm... Jemand hat einen gewissen Herrn Schneidgut beraubt... Angeblich soll es sich um größere Summen gehandelt haben..."
Bjorns Auszubildender bekam Glubschaugen.
"Scheint ein recht schwerer Fall zu sein... Eigentlich keine Feinde, hat das Geld erst vor kurzem erhalten..."
"Äh, ich glaube, wir nehmen lieber einen anderen Fall...", meinte Bjorn.
"Was?! Aber....!"
"Jargon, der Fall ist noch zu schwer für einen Auszubildenden. Wir werden einen anderen Fall übernehmen."
"Aber das ist-"
"Keine Widerrede. Du kannst ihn vielleicht nach der Beendigung deiner Ausbildung übernehmen, aber im Moment entscheide ich, welcher Fall für dich angemessen ist."
"Und wenn-"
"Schluss jetzt!"
Jargon verstummte und zog eine Schnute.
"Wie lautet der nächste Fall?"
Wall legte das oberste Blatt zur Seite und besah sich das Nächste.
"Jemand hat eine Gitarre aus einem Laden gestohlen. Es wurde keine Quittung zurückgelassen.... Ähm, daneben steht 'mindere Priorität'."
"Na, das wär' doch was für uns, oder?", meinte Bjorn und seinen Auszubildenden an.
Der seufzte und sagte: "Von mir aus."
Es blieb ihm sowieso nichts anderes übrig.

Die Beiden standen vor dem "Bunten Getümmel", einem alten, heruntergekommenen Laden. [7] In den Schaufenstern lagen verstaubende Gitarren, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Jargon sah sich nach anderen Musikinstrumenten um, doch offensichtlich gab es keine.
"Wer nennt einen Gitarrenladen 'Buntes Getümmel'?", fragte er Bjorn.
"Das werden wir wohl gleich herausfinden", antwortete dieser.
Dann betraten sie den Laden.
Sofort kam ein älterer Mann auf die Beiden zugelaufen, schüttelte ihnen die Hände und begann auf sie einzureden.
"Ah, Herzlich Willkommen, die Herren! Was darf ich ihnen zeigen? Wir haben in letzter Zeit viele neue tolle Modelle erhalten!" Er packte Bjorn bei der Schulter und zog ihn in Richtung eines Gitarrenhalters, der eine große, rot lackierte Gitarre enthielt.
"Hier haben wir die Harte-Bieg fünfundsiebzig, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene ein ausgezeichnetes Modell! Wenn sie wollen kön-"
"Äh..."
Der Redefluss des Verkäufers versiegte.
"Ja?"
"Wir sind eigentlich nicht hier, um-"
"Ach, sie sind also Profis? Da haben wir natürlich auch eine passende Auswahl für sie, denn-"
"Moment mal..."
Bjorn fühlte sich von Neuem von dannen gezerrt.
"Ich..."
"Das hier ist die Ultra-Elastik, mit Stahlseiten bespannt, die erst vor kurzem in-"
"He!"
"Äh, ja?"
"Wir wollen hier nichts kaufen!", sagte der Zwerg hastig.
"Was?" Der alte Mann starrte ihn an.
"Wir sind hier, weil wir den Diebstahl aufklären wollen!"
"Den Dieb- ach so! Ja , natürlich! Warum haben sie das denn nicht gleich gesagt?"
Jargon und sein Ausbilder sahen den Mann erst einmal ungläubig an. Dann fasste sich letzterer und räusperte sich.
"Ähem... Nun, fangen wir an."
"Jaja, natürlich.", murmelte der Alte.
"Jargon, welche Frage stellst du dem Mann zuerst?"
"Äh... Haben sie irgendetwas am Tatort verändert?"
"Nein. Das habe ich aber schon eurem vorwitzigen Tresenhalter gesagt."
"Tresen... ach so. Äh..." Der Rechtsexperte in Ausbildung schien den Faden verloren zu haben.
"Und... sie haben auch keine Quittung der Diebesgilde erhalten?", fasste er sich schließlich.
"Nein! Das habe ich doch schon alles gesagt!"
"Gut... äh... dürfen wir uns ansehen, was verändert wurde?"
"Verändert? Wie meinen sie das?"
"Sie wissen schon, aufgebrochene Vitrinen, durchwühlte Schränke und so...."
"Ach so, natürlich. Kommen sie mit."
Die Wächter folgten dem alten Mann, der sie in eine etwas abgelegenere Ecke des Ladens führte. Man sah sofort, dass hier keine Gildendiebe am Werk gewesen waren: Die Schränke waren aufgebrochen, Glassplitter waren rundherum verstreut, Gitarren lagen überall auf dem Boden. Eine Glasvitrine fiel Bjorn und Jargon sofort ins Auge: Ein Vorhang, der davor angebracht gewesen war, war abgerissen worden und lag zerknüllt auf dem Boden. Das Schloss der Vitrine selbst jedoch schien nicht gewaltsam, sondern mit Dietrichen oder sonstigen Hilfsmitteln geöffnet worden zu sein. Gegen das Chaos rundherum schienen die weit geöffneten, intakten Vitrinengläser eine Aura des Friedens auszustrahlen. Man hätte fast meinen können, dass jemand die Gitarre nur kurz herausgeholt hatte, um sie zu säubern.
"Was wurde denn in dieser Vitrine aufbewahrt?", fragte Bjorn neugierig, während Jargon das Chaos nach Indizien absuchte.
"Das einzige Stück, das gestohlen wurde: Die Harte-Stein-Gitarre."
"Was für eine Gitarre war denn das?"
"Ein ganz besonderes Stück. Ich habe sie einem alten Zauberer abgekauft."
"Ach? Warum wollte er sie denn loswerden?" Der Zwerg wurde neugierig und notierte sich etwas auf seinen Notizblock.
"Er meinte, sie würde keine richtigen Klänge mehr spielen." Der ältere Herr schüttelte den Kopf. "Dabei schien sie nur etwas verstimmt zu sein...."
"Und was machte sie dann so besonders?"
"Nun, wie ich bereits-"
"Bjorn!" Jargon lief aufgeregt zu den Beiden hinüber.
"Hm? Ja, was ist?"
"Sieh mal, das habe ich dort hinten gefunden!" In seiner Hand, über die er einen löchrigen Lederhandschuh gezogen hatte, lag eine silberne Gürtelschnalle.
"Sieh mal einer an...", murmelte Bjorns Sohn in seinen Bart. Dann nahm er die Schnalle entgegen und besah sie sich genauer. Sie war mit einem großen, schwarzen Totenkopf verziert, und das Metallstäbchen, das zum einfädeln des Gürtels diente, war in diesem Falle ein Miniaturschwert.
"Interessant... gut gemacht, Jargon.", sagte er dann und steckte die Gürtelschnalle in eine kleine Papiertüte.
"Nun... wo waren wir stehengeblieben?"
"Ich war gerade dabei, zu erzählen, was die Gitarre so besonders machte..."
"Ach, genau. Fahren sie fort."
"Nun, bereits nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass die Gitarre etwas merkwürdig klang, wenn man sie etwas lauter spielte. Der Ton verzerrte etwas und es klang... nun, sagen wir mal, nicht angenehm."
"Aber warum ist sie dann mehr wert als die anderen Gitarren?"
"Naja, ich habe sie irgendwann einmal an eine Band mit Steinen drin verkauft. Erstaunlicherweise schien der merkwürdige Klang dem Publikum besonders zu gefallen, und die Band erzielte große Erfolge. Allerdings löste sie sich nach einiger Zeit auf, als der Schlagzeuger mit seinem Erfolg nicht zurechtkam und an einer Überdosis Platte starb."
"Platte?!"
"Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass der Schlagzeuger ein Troll war."
"Ach so. Sprechen sie weiter."
"Naja, das war es dann eigentlich schon fast mit der Geschichte. Der Gitarrist verkaufte mir die Gitarre für einen Spottpreis zurück, weil er fürchtete, sie sei verflucht. Seit dem habe ich sie hier in der Vitrine aufbewahrt, bis sie mir gestohlen wurde."
"Vielen Dank für die Informationen, Herr- äh..."
"Oh, das fällt mir gerade auf, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt! Mein Name lautet Musenbauer, Harald Musenbauer."
"Angenehm. Mein Name lautet Bjorn Bjornsson, und das ist mein Auszubildender, Jargon Schneidgut."
"Sehr erfreut. Nun, falls sie weitere Informationen benötigen, meine Wohnung liegt direkt gegenüber."
"Ähm, dürfte ich noch eine Frage stellen?", sagte Jargon, als die beiden Wächter auf dem Weg zum Ausgang waren.
"Jaja, natürlich. Was wollen sie wissen?", fragte Herr Musenbauer.
"Wie hieß denn die Band, die ihnen die Gitarre zuerst abgekauft hatte?"
"Sie nannten sich die 'Leitenden, fliegenden Stoffhüllen'."
"Aha... merkwürdiger Name. Naja, auf Wiedersehen, Herr Musenbauer."
"Auf Wiedersehen."
Als die Beiden auf dem Rückweg zum Wachhaus waren, meinte Jargon:
"Ein netter Herr, auch wenn man anfangs einen anderen Eindruck von ihm hat."
Bjorn nickte zustimmend.

Auf dem Weg zurück zum Wachhaus bemerkte Jargon, dass neue Plakate bereits den zweiten Auftritt der 'Kinder vom Ankh' ankündigten. Diesmal würden sie in der Geflickten Trommel auftreten.
Die scheinen auch hier recht beliebt zu sein, dachte er. Plötzlich sprang ihm etwas in sein Gedächtnis.
Als Alexander Laie am vorigen Abend auf die Bühne getreten war... hatte er da nicht eine silberne Totenkopfgürtelschnalle getragen? Der auszubildende Rechtsexperte dachte scharf nach.
Ich bin mir nicht ganz sicher.... ich sollte bei dem Konzert heute Abend einmal genauer hingucken.
Bjorn erzählte er noch nichts von seinem Verdacht.
Warum sollte jemand wie Alexander eine Gitarre stehlen wollen? Die verdienen doch bestimmt Geld wie Heu- Moment mal. Warum sammeln sie dann für eine neue Gitarre?
Jargon seufzte. So wie es aussah würde der heutige Abend wieder sehr unangenehm werden.

Im Verlauf des restlichen Tages ließen die beiden Wächter die Fingerabdrücke von der Gürtelschnalle nehmen und fragten bei SUSI nach, ob ein Spurensicherungsteam entbehrt werden konnte.
"Tut mir leid", sagte Laiza, als Bjorn seine Anfrage gestellt hatte, "aber im Moment sind wir völlig ausgelastet."
Also mussten die SEALS den Fall ohne diese wichtigen Hilfsmittel lösen.
Dann war allerdings schon Abend, und Jargon verließ pünktlich zu Dienstschluss das Wachhaus. Auf dem Heimweg erkundigte er sich nach dem genauen Weg zur Geflickten Trommel, und erfuhr, dass er schon früh loslaufen musste, wenn er rechtzeitig ankommen wollte. Als er daheim ankam, zog er sich rasch um, nahm ein Stück Brot in die Hand und lief gleich los. Das Brot verspeiste er während er ging.

Es war der zweite Auftritt... alles war perfekt. Alexander hatte die Gitarre angenommen, ohne groß zu zögern. Nicht einmal der niedrige Preis hatte ihn misstrauisch gemacht...

Die Geflickte Trommel hatte an diesem Abend mit einem großen Andrang zu kämpfen. Eine große Menschenmenge hatte sich vor der wohl berühmtesten Taverne Ankh-Morporks eingefunden, es war unmöglich anzunehmen, dass sie alle hineinpassten. Als Jargon ankam, wurde gerade jemand mit einem Stoß auf die Straße befördert [7a], und der frühjährliche Matsch kommentierte den Aufprall mit einem Geräusch, dass man vor allem in der Nähe von nervösem Vieh erwartete.
"Was habe ich mir bloß dabei gedacht?", murmelte Jargon, bevor er sich dem Gedrängel anschloss. Glücklicherweise waren die Meisten, die versuchten, hineinzukommen, groß und kräftig gebaut. Der Wächter hingegen war klein und schlank, also konnte er sich ohne viel Mühe durch die Reihen von Kinder vom Ankh-Fans hindurchzwängen.
"Das kostet dann 3 AM-Dollar", brummte eine Stimme, als der Auszubildende Rechtsexperte ins Innere der Trommel gelangt war. Die Miene verziehend zahlte er.
Hoffentlich bleibt es mir erspart, noch einmal zu so einem Konzert gehen zu müssen, dachte er, als ihm der bullige Türsteher mit einer halben Kartoffel die Hand stempelte.

"Kommen wir zuerst zur Vorgruppe!", rief der Moderator ins Publikum, als endlich Alle ins Gebäude gelangt waren. Jargon fühlte sich wie eine Sardine in der Dose. Er stand ganz vorne, an ein Metallgitter gedrängt, hinter und neben ihm muskelbepackte, große Kerle mit langem, verfilztem Haar. Das Publikum reagierte mit gemischten Gefühlen auf die Ansage. Einerseits wollten sie möglichst schnell der trommelfellzerfetzenden Musik der Kinder vom Ankh lauschen, andererseits waren sie gespannt, was für eine Vorgruppe das wohl sein würde.
"Hier sind In Flammen!"
Einige der Leute im Publikum jubelten, scheinbar war die Gruppe recht bekannt. Musik setzte ein...

Um es kurz zu halten: der Abend hätte schlimmer sein können. Jargon kam zwar zerschunden, aber lebend zu Hause an, außerdem hatte er erfahren, was er wissen wollte. In Flammen hatten eigentlich noch schlimmere Musik als die Kinder vom Ankh gemacht, aber zum Glück kam das Publikum bei ihnen noch nicht so recht in Fahrt. Nun, als schließlich die Hauptgruppe anfing zu spielen... Der Wächter hatte erfahren: Alexanders Gürtelschnalle fehlte tatsächlich. Und er hatte eine merkwürdige, neue Gitarre, die noch merkwürdigere Geräusche ertönen ließ. Allerdings hinderte das das Publikum nicht daran, nein, es heizte es sogar dazu an, einen beliebten, neumodischen Tanz zu tanzen: Sie nannten es hüpfen, aber eigentlich bestand der Hauptbestandteil des Tanzes darin, sich gegenseitig anzurempeln, zu stoßen und aufeinander zuzurennen um sich noch heftiger anzurempeln. Es war schrecklich, fand Jargon. Zweimal wäre er fast zertrampelt worden, doch immer hatte ihn ein etwas vernünftigerer Fan gerettet.
Jetzt habe ich zwar Beweise, dass Alexander schuld ist... aber warum sollte er die Gitarre stehlen? Er hätte sie doch einfach kaufen können.... Außerdem: Wenn ich jetzt dafür sorge, dass er hinter Gitter kommt, habe ich wohl nicht mehr lange zu leben...
Bis spät in die Nacht hinein zerbrach sich Jargon den Kopf darüber, warum Die Kinder vom Ankh Geld brauchten, und warum sie trotz ihrer Popularität ein Verbrechen begehen mussten. Irgendwann schlief er dann doch ein, geplagt von Albträumen voller Blut und Geschrei....

"Komm mit Hass! Komm und stirb!"
[1] Oder wohl eher Unsicherheit.

[2] Nicht ganz so extrem wie Paul König

[3] Dies war eine Macke der Bewohner der Unbesonnenheitsstraße: Sie hatten kein Geld, um sich Essen zu kaufen, aber sie legten Wert auf saubere Kleidung.

[4] Er hatte recht. Es könnte tatsächlich schlechter aussehen, zum Beispiel, wenn sich Jargon eine Glatze rasiert und sich ein Tüllkleid darüber gezogen hätte.

[5] Wie alle Zwerge konnte Bjorn mit Ironie nichts anfangen

[6] Das heißt, früher als sonst.

[7] Das heißt, er hob sich nicht von den anderen Fassaden ab.

[7a] Das passiert immer.

Zählt als Ausbildungsmission zum/zur Rechtsexperte.



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Feedback:

Von Bjorn Bjornson

20.04.2009 11:43

Spannung auf den zweiten Teil ist da, schon allein deswegen, weil ich in der Geschichte vorkommen muss ;).Auch sonst eine schöne Geschichte, gut, teilweise sogar sehr gut geschrieben, wie ich finde.Ein bisschen Großschreibung solltest du noch üben, und ...Ich bin lieber ruhig. ;)

Von Braggasch Goldwart

20.04.2009 11:43

Sehr schön! Ich hab das gute Stück ja nun schon mehrfach gelesen, und meiner Meinung nach eines der schönsten bisher. Grade der Witz mit dem SEAL trifft genau meinen Geschmack. ^^ Hier und da hängt es noch ein wenig an fehlenden oder überflüssigen Formulierungen, und als ein gesamtteil wär es schöner gewesen, und doch verdient es sich eine gute Note. Weiter so. ;)

Von Glum Steinstiefel

20.04.2009 11:43

Also. Was mir gleich zu Beginn auffiel und sich am Ende bestätigt hat: Für einen Mehrteiler finde ich diesen ersten Teil eindeutig zu kurz. Es geschieht nicht genug, um ausreichend Spannung aufzubauen. Zwar ist die Stelle mit der Kaffeetasse in diesem Sinne, kommt jedoch noch so weit vorne in der Geschichte vor, dass ihre Wirkung nach und nach verfliegt, bis die Geschichte wieder so...dahinplätschert. Außerdem stand doch auf dem Plakat, die Kinder vom Ankh würden nur an dem einen Abend auftreten und dennoch wiederholen sie es am nächsten Abend?Insgesamt finde ich die Story nicht schlecht, aber auch nicht gerade umwerfend. So lala, würde ich sagen. Die Hälfte der Fußnoten war meines Erachtens unnötig, manchmal habe ich einen Witz vermisst oder weiterführende Ereignisse und Überlegungen. Die Verbindungsherstellung war mir zu schnell. Man darf in einer Metropole ja wohl mehr, als diese eine Musikgruppe erwarten.Also, das klingt jetzt wieder einmal so negativ. Sei versichert, dass ich es nicht ganz so schlimm fand, wie es klingt. Bloß ein bisschen mehr Spannung...

Von Lilli Baum

20.04.2009 11:43

Hm... Ich weiß nicht recht. Die Geschichte hat mich nicht vom Hocker gerissen, außerdem hat sie einfach mittendrin aufgehört. Wenn man das schon macht, dann doch bitte entweder an einer Stelle an dem ein Teil der Handlung einen Abschluss hat, oder an einer Stelle, die so verflucht spannend ist, dass ich mir die Fingernägel bis aufs Nagelbett herunterkaue. Die Stellen mit der bisher unbekannten Partei waren in meinen Augen viel zu kurz um irgendeine bedrohliche Wirkung zu entfalten, die Kürze war im Gegenteil sogar eher störend. Mir fehlte die Atmosphäre in der Geschichte. Dafür macht der Plot bisher einen guten Eindruck auf mich.

Von Sebulon, Sohn des Samax

20.04.2009 11:43

Ist das deine Ausbildungssingle? Dann würde ich die Ausbildung erst nach Ende des Falles als abgeschlossen sehen wollen.Und übrigens: Warum der Klippenhänger? Ich stehe zwar nicht auf doppelt-so-lange Geschichten aber die sind immernoch besser als ein 'to be continued', finde ich.Zum Schreibstil: Du hast häufige Wiederholungen in kurzem Abstand von Einzelworten. Da hilft, wenn man die Zeit hat, das einmal (laut oder in Gedanken) vorzulesen.Ansonsten ist die Geschichte noch nicht so Recht im Schwung. Vermute, die komplette Spannung wird mich im zweiten Teil erwarten.Einige geistreiche (und deshalb witzige) Stellen waren richtig klasse. Beispielsweise ein S.E.A.L. ausgeschrieben. Da zerbrech ich mir jedesmal den Kopp; ebenso wie bei S.u.Si. / eine S.U.S.E. ...Mein Prädikat: Ordentlich aber deutlich steigerbar.

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