Bisher hat keiner bewertet.
Seltsame Dinge geschehen am am oberen und unteren Ende der Gesellschaft...
Dafür vergebene Note: 11
Anmerkung:
Diese Geschichte greift schon auf den neuen Wachhausplan zurück, der hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lässt. Also bitte nicht wundern, dass die Pathologie plötzlich im Keller ist (Ansonsten erscheinen keine wachhausplan-mäßigen Besonderheiten)
Eine Nacht vor 47 Jahren
Der hoch gewachsene Korporal blickte ausdruckslos auf den steinernen Bottich hinunter. Schwarze lange Haare schwammen in dem trüben Wasser und verdeckten immer wieder die glasigen weit aufgerissenen Augen, die den Wächter durch die Flüssigkeit anstarrten.
Sein Kollege ließ mit flinken Fingern einen Kohlestift über einen Block eilen und hielt die deprimierende Szenerie fest. Als dieser fertig war und den Block in einem Koffer verstaut hatte, griff der Korporal in das kühle Wasser, umfasste die Oberarme des leblosen Körpers und zog ihn aus dem Wasser. Es tropfte und plätscherte. Das dunkelblaue Kleid hing schwer am toten Körper.
Der zweite Wächter kam zu Hilfe und griff nach den Füßen und gemeinsam legten sie das leblose Mädchen auf eine bereitgestellte Bahre.
Zwei Gefreite ergriffen die Bahre und trugen sie aus dem Garten hinaus zum Karren der Stadtwache.
Der Korporal trocknete seine Hände an den Hosen ab und trat auf das Haus zu. Es war ein wunderbares Gebäude. Schon so häufig war er daran vorbei gefahren, hatte das hübsche Fachwerk, die Erker und Türmchen bewundert. Nie hätte er gedacht, wegen eines Mordes das Haus näher in Augenschein nehmen zu dürfen.
Zwei Türen führten vom Garten ins Haus. Eine davon führte in den Salon des Hauses, die andere in die Küche. Warmer Lampenschein fiel aus der offenen Küchentür in den mondbeschienenen Garten, in dem hier und da eine Lampe der Stadtwache leuchtete. Der Korporal schritt auf die Küchentür zu und nickte einem weiteren Wächter zu, als er eintrat.
"Wir müssen Sie mit ins Wachhaus nehmen, Herr", sein Blick fiel auf einen Mann in den Mittvierziger, der sich gegen einen großen Kachelofen lehnte und ausdruckslos auf seine feuchtes Hemd hinabstarrte. Am anderen Ende des Raumes drängten sich einige Gesindeleute und eine Frau im schicken Abendkleid und Hochsteckfrisur in der Küchentür.
Der Korporal nickte dem zweiten Wächter zu, vorauf hin dieser Handschellen hinter seinem Rücken hervorholte und auf den Mann zuging.
"Es war handbemalt aus dem Achaten Reich, dass findet man nicht an der nächsten Straßenecke", murmelte der Mann, als die Schellen um seine Handgelenke klickten.
Gegenwart
Es hätte ein schöner Tag im Offel sein können, dachte sich Avalania von Gilgory. Der Schneefall hatte vor einigen Stunden gestoppt und die große Stadt hatte wie eingepudert ausgesehen, als sie am Morgen zur Arbeit gegangen war. Inzwischen sah man davon nicht mehr viel. Das kalte Weiß hatte sich in ein braunes Etwas verwandelt und die Straßen waren voll von Karrenlenkern, die ihre Gefährte nicht richtig unter Kontrolle hatten.
Charlie Holm hatte inzwischen das Gefühl, dass die Zügel in seinen behandschuhten Händen fest gefroren waren.
Einige Rekruten waren unter den scharfen Augen des Gefreiten de Morgue, seines Zeichens Verkehrsexperte, damit beschäftigt einen verunglückten Karren von der Straße zu schaffen.
Seine Ladung - schlachtreife Hühner - hatte viele Federn gelassen, als er auf der glatten Straße ins Rutschen gekommen war und letztendlich das Gleichgewicht verloren hatte. Jene Hühner, die intelligent genug waren, hatten das Weite gesucht, der Rest hockte benommen auf und an der Straße.
Durch die Luft halten Flüche und Beschimpfungen der wartenden Fahrer, doch die Rekruten schienen sich davon nicht stören zu lassen. Das letzte Huhn wurde ergriffen und Charlie Holm konnte den Karren der Abteilung Suchen und Sichern wieder in Bewegung setzen. William salutierte zum Abschied und wandte sich dann einem der Rekruten zu.
"Bestimmt gibt es morgen Hühnersuppe", äußerte sich Avalania und ließ die Szenerie nicht aus den Augen, bis sie um die nächste Straßenecke bogen.
Lange Zeit folgten sie dem Ankh in Fliesrichtung und blieben letztendlich neben der Ankh-Brücke stehen.
Sillybos beugte sich zu Charlie vor und raunte: "Sind wir hier richtig? Wo sind die Bürger?"
"Ja, hier ist es, denen ist es wahrscheinlich zu kalt zum gaffen..." Der Lance-Korporal stieg vom Karren ab und vertäute Fredericke, das schwarze dürre Abteilungspferd an einem Laternenpfahl.
"Wo ist die Leiche?" fragte Avalania und blickte sich erwartungsvoll um.
"Unter der Brücke", antwortete Charlie, der die Details des Auftrages kannte.
Sie ergriffen ihre S.T.Au.B.-Koffer und näherten sich der Böschung. Ein schmaler Pfad wand sich durch den Schnee hinunter zum Fluss.
Zwei Rekruten hielten unter der Brücke frierend die Stellung. Sillybos bedankte sich bei den Beiden für die Wache und schickte sie dann zurück zur Kröselstrasse, hier unten würden sie eh nur im Weg stehen.
Gelegentlich pfiff ein eisiger Wind unter der Brücke hindurch, aber ansonsten war es ein gut geschütztes Versteck.
Avalania blieb am Rand des Tatortes stehen, wie es sich für einen ordentlichen Gerichtsmediziner gehörte und ließ erst einmal die Tatortwächter ihre Arbeit verrichten. Am Brückenfuß, dort wo sie zur Straße über geht, saß ein Mann. Seine Beine waren ausgestreckt und seine Hände lagen locker in seinem Schoß.
"Mehr Licht! Die Welt ist viel zu düster", quiekte eine leise Stimme, als Sillybos seinen Ikonographen auslöste.
Der Philosoph seufzte und wandte sich an seinen Partner, der gerade dabei war kleine Schilder überall dort zu verteilen wo er beweistechnisch Wichtiges fand: "Hast du zufällig eine Laterne mit?"
"Ja, Moment ..." Charlie trat auf seinen Koffer zu und löste eine kleine Laterne aus dem Inhalt heraus und reichte sie Sillybos.
"Auch zufällig, Streichhölzer?"
"Was ist denn dass da?" fragte Avalania, die die Leiche aus sicherem Abstand betrachtete. Ihr ragte etwas aus dem Mund heraus, "Ein Frosch?"
"Es ist grau ... und zu dieser Jahreszeit ist ein Frosch wohl er ungewöhnlich", meinte Sillybos.
"Wenn ihr mich fragt", äußerte sich Charlie, "Ist ein Frosch im Mund eines Toten zu jeder Jahreszeit ungewöhnlich." Er stocherte weiter mit seiner Pinzette in einem Metalleimer herum, in dem in der vergangenen Nacht wohl ein Feuer gebrannt haben musste: "Hier sind noch einige Papierfetzen übrig geblieben, wahrscheinlich hat das Feuer durch den Sturm nicht sehr lange gebrannt." Er sammelte die Stücke ein und verstaute sie in einem Beweismittelbeutel und nahm noch eine Probe der Asche.
"Auf jeden Fall deutet alles darauf hin, dass er erfroren ist", meinte Avalania und konnte ihre Augen nicht von den Blauen Lippen los bekommen, zwischen denen der froschähnliche Schenkel heraus lugte.
~~~~~
Der dicke Teppich im Flur schluckte die Geräusche ihrer Schritte.
Das junge Dienstmädchen, das die Tür geöffnet hatte, nahm Laiza den Umhang ab und hängte ihn an die Gardarobe im geräumigen Flur des Hauses.
Eine große zweiflüglige Tür führte in einen Raum mit schweren Ledersofas. Auch hier lag ein dicker Teppich, er war grau, füllte aber den Raum nicht komplett aus, sondern ließ um die Wände herum dunkle Bohlen zum Vorschein kommen. Es roch nach Bohnerwachs und der Glanz des Holzbodens ließ darauf schließen, dass es erst vor kurzem poliert wurde.
"Der Herr wird sofort für sie da sein", ertönte die Stimme des Dienstmädchens leise. Sie knickste und verschwand im hinteren Teil des Hauses.
Der Oberfeldwebel schlenderte durch den Raum und betrachtete die zahlreichen Gemälde an den Wänden, während die Zeit verstrich, bis plötzlich eine sonore Stimme hinter ihr ertönte:
"Dies sind die ehemaligen Bewohner dieses Hauses, Adelige aus Nah und Fern, niemals war es über einen längeren Zeitraum im Besitz einer einzigen Familie."
Der Oberfeldwebel drehte sich um, auf ihrer Hand saß ein Gnom, der von Kopf bis Fuß mit Bandagen umwickelt war. Ihr Gegenüber zuckte, bei dem Anblick der kleinen Kreatur, als er sich bemühte keinen Schritt zurück zu machen.
"Sie müssen Oberfeldwebel Harmonie sein, ich freue mich sehr, dass sie Zeit gefunden haben, zu mir zu kommen", begrüßte er sie und nickte.
"Wir sind bemüht uns um die Belange unserer Mitbürger zu bemühen, Herr Gittenberg."
Das bandagierte Etwas in ihrer Hand schien amüsiert zu grunzen.
"Dies ist übrigens Oberfeldwebel Tut'Wee, er ist ebenfalls Okkultismusexperte und kümmert sich hauptsächlich um die Angelegenheiten dieses Fachs. Ich bin lediglich hier, da sie sich direkt an mich gewandt haben."
"Oh", meinte Benjamin Gittenberg und lächelte, "Was ist mit ... Ihnen passiert?"
"Zu scharfes Essen!" Tut kletterte über Laizas Arm hinauf auf ihre Schulter.
Der Hausherr entschied sich, dass ein Themenwechsel das Beste sei und bot den beiden Wächtern einen Platz auf einem der großen Sitzmöbel an. Ehe Laiza sich versah, war das Dienstmädchen mit einem Tablett aufgetaucht, zwei Tassen, eine Zuckerschale und eine große Kanne aus weißem Porzellan standen darauf.
Der Duft von Fencheltee durchströmte den Raum, als das junge Mädchen eine Tasse eingoss.
"Ich hoffe Sie mögen Tee, oder darf ich Ihnen etwas anderes servieren lassen?"
"Tee ist gut", entgegnete Laiza.
"Was ist mit Ihnen Oberfeldwebel Tu..."
"..t'Wee, nein danke, ich möchte jetzt nicht Baden."
Das Dienstmädchen goss eine zweite Tasse ein und verließ den Salon.
Der Feldwebel holte eine graue Pappmappe aus ihrer schwarzen Umhängetasche, dezent wischte sie einige Kekskrümmel herunter, bevor sie sie aufschlug.
"Es ist erstaunlich, wie viele Besitzer dieses Haus hatte. Es hat eine wunderschöne Fassade und die Lage ist wahrhaft traumhaft."
Sie befanden sich in Anhk. Die Stadtmauer lag nicht allzu weit entfernt und fast hatte man das Gefühl man könne den Fluss nicht mehr riechen. Hier gab es keine eng aneinander stehenden Häuser, die sich auf beiden Seiten einer schmalen Gasse aufreihten. Eine Mauer mit schwarzem gusseisernem Zaun umgab das Grundstück, das durch gut gepflegte Hecken vor unerwünschten Blicken abgeschirmt wurde.
Man würde meinen, dass hier eine alt eingesessene Ankhmorporkianische Familie ihren Sitz hatte.
"Seit wann sind sie im Besitz des Hauses?"
"Seit etwa einem dreiviertel Jahr, aber ich wohne erst seit gut drei Monaten hier. Es stand lange Zeit leer und es musste erst hergerichtet werden."
Er warf drei gehäufte Teelöffel Zucker in seine Tasse und rührte den Tee um, bevor er weiter sprach: "Natürlich hat der Makler überhaupt nichts davon erzählt. Was die vielen Besitzer anging, redete er sich mit Uneinigkeiten über die Grundstücksgrenze heraus, die natürlich jetzt geregelt seien."
Sichtlich genervt nippte er an seinem dampfenden Tee.
"Natürlich war es meine eigene Dummheit, aber ich hab mich in dieses Haus verguckt. Dieses Fachwerk ist ein Traum und der Garten ... naja, aber jetzt finde ich kaum mehr Schlaf wenn ich hier bin."
Das Porzellan klirrte leise als Laiza ihre Tasse zurück stellte, dann begann sie in den Unterlagen zu blättern.
"Vor einigen Jahren war das Haus einmal längere Zeit in Besitz eines jungen Paares, aber sie kamen nur für wenige Tage im Jahr nach Ankh-Morpork und später übernachteten sie steht's in einer Pension", Laiza blickte auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn mit ihren großen blauen Augen neugierig an: "Haben Sie sie gesehen?"
Benjamin seufzte: "Jeden Abend."
"Wie, Abends? Keine Mitternacht-Geschichte?"
Der Hausherr sah das bandagierte Männchen kurz an, bevor er sich entschloss es erstmal zu ignorieren.
"Immer gegen einundzwanzig Uhr, es variiert ein wenig."
"Und wie lange hält die Erscheinung an?"
"Ähm", die Frage schien ihm unangenehm zu sein und seine Ausführungen gingen in einem einzigen Murmeln unter.
"Und das heißt im Klartext?" hakte der kleine Oberfeldwebel nach.
"So fünfzehn Minuten oder so."
Laiza blickte zu Tut hinunter.
Die Sonnenstrahlen, die durch die halbzugezogenen Gardinen fielen ließ seine Rubine funkeln und auch die Bandagen hatten auf Grund des hohen Milchgummi-Anteils einen gewissen Glanz. Die kleine Gnumie saß regungslos da und doch wusste Laiza genau, dass Tut sich gerade wahnsinnig amüsierte.
Laiza nickte, dann wandte sich der Oberfeldwebel an Benjamin Gittenberg:
"Hat sie Tentakel?"
~~~~~
Oberleutnant Pismire wickelte den Schal ein weiteres Mal um seinen Hals.
Um diese Jahreszeit spielte es keine Rolle, ob man als Gerichtsmediziner Außendienst hatte oder nicht. In der Pathologie war es genauso kalt wie draußen vor der Tür. Nur vor dem Schneefall und dem Wind war man geschützt.
Pismire sah nach oben: "Langsam! Nicht so schnell!"
Schnee rieselte durch die Öffnung in der Decke, wo Sillybos und Charlie gerade
den Aufzug herunter ließen. Sie drosselten noch mehr die Geschwindigkeit des Leichenaufzugs. Der Leichnam saß wie ein Stück Eis auf der Plattform und war nur Notdürftig mit einem Leichensack verhüllt.
Als der Aufzug auf derselben Höhe wie der Seziertisch war, gab Pismire den Wächtern im Hof ein Zeichen und sie hielten den Aufzug ruhig.
Huitztli Pochtli trat aus dem Schatten und half dem Oberleutnant dabei die Leiche mit Hilfe des Tuches, auf dem sie saß auf den Seziertisch hinüber zu schieben.
"Alles klar, danke!"
Der Aufzug glitt wieder nach oben und sperrte das Tageslicht aus der Pathologie.
Als erstes wischte Huitztli den herunter gefallenen Schnee zusammen um einen Arbeitsunfall entgegenzuwirken, während Pismire sich die Hände am Ofen aufwärmte.
"Und wieder etwas neues auf dem Opferaltar des großen Gerichtsmediziner-Gottes! Lass uns das Wasserbad erwärmen, sonst bekommen wir den ja nie auf!"
~~~~~
Olga-Maria schloss leise die Labortür hinter sich und trat auf den großen Kasten zu, der rechts neben der Tür auf einer Ablage stand. Hinter einem kleinen Viereck aus rot gefärbtem Glas brannte ein kleines Teelicht und aus dem Kasten drangen beschäftigte Laute. Behutsam klopfte Olga-Maria mit dem Zeigefinger gegen die Tür, die sich links am Kasten befand.
"Wer stört?"
"Gefreite Inös!"
Die Tür öffnete sich und in der Öffnung stand ein mit Farbe bekleckerter Dämon. Er war deutlich größer, als die Ikonographiedämonen, die bei Suchen und Sichern Verwendung fanden. In der Hand hielt er eine der kleinen Ikonographien, wie sie von den Spezialdämonen der Tatortwächter angefertigt wurden.
"Ich will nicht lange stören, Hubert, aber hast du schon einige Bilder fertig?
Der dunkelgraue, buntgesprenkelte Dämon seufzte: "Du weiß genau, dass Pitt seinen Tarifurlaub hat, ich hinke total hinterher und zudem habt ihr uns immer noch keinen Platz mit schönem Sonnenlicht gegeben. Und dieser Winzdämon Zwei hat Mal wieder nur in Pastellfarben gemalt! Der und sein Spleen gehen mir langsam richtig auf die Nerven! Als wenn die Welt davon besser würde und ich darf mir die fehlenden Details wohl mal wieder aus den Rippen schneiden!"
"Ähm... Sillybos hat ihn schon bei der Leitung gemeldet, sicherlich wird er demnächst ausgetauscht ... aber du weißt doch, wie das im Moment bei S.u.Si. ist, die Personalknappheit macht uns allen zu schaffen, aber Magane und ich benötigen die Bilder um weiter zu arbeiten."
"Vielleicht solltet ihr euch überlegen doch mit ganz normalen Ikonographiedämonen zu arbeiten, dann könnt ihr zwar nicht so viele Bilder hinter einander machen und müsstet immer abwarten, aber dann habt ihr sie direkt groß und fertig zum weiterarbeiten."
Olga lächelte: "Ja... aber dann wärst du doch deinen Job los."
"Ich bin ein kreatives Genie! Ich könnte überall einen Job finden und dann müsste ich nicht nur Bilder vergrößern."
"Ja, Hubert, du hast ja Recht..."
"Bring mir einfach Zwei! Den werde ich in die Mangel nehmen, bis er mir die Details ausspuckt! Und ich möchte einen Platz am Fenster, mit viel Licht und so!"
"Geht klar!"
~~~~~
Maganes Feder kratze über das kleine Stück Papier, das im Durcheinander einiger Beweismitteltütchen vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
Erwartungsvoll blickte sie auf, als Olga den Raum betrat.
"Es dauert noch, bis die Bilder fertig werden", beantwortete Olga-Maria die ungestellte Frage.
"Na gut. Die Habseligkeiten haben nicht viele Informationen geliefert. Abgesehen von einem braunen Knopf fand ich nur einen Zettel von einer Pfandleihe in den Schatten, mehrere Zigarettenstummel und ein Foto."
Der Korporal tippte nach einander auf verschiedene Beweismitteltüten.
"Ein Foto?" Olga-Maria war neugierig geworden und warf einen Blick in das Tütchen, "Eine junge Frau."
"Ja, aber das Bild scheint schon etwas älter zu sein", meinte Magane, "Vielleicht hilft der Hinweis auf die Pfandleihe den Leuten von S.E.A.L.S. weiter."
"Konntest du unter den Schuhen irgendetwas entdecken?" Die Gefreite schlug eine unbeschriftete Akte auf und zog ein Formularblatt aus einer der Schubladen ihres kleinen Schreibtisches.
"Nein, nur der Dreck, der auch am Tatort zu finden ist, Ankhschlamm und Sand, habs aber sicherheitshalber schon mal fürs Labor verpackt. Sie haben keinen Abdruck eines anderen Schuhabdrucks eingereicht, also nehm ich an, dass dort nur die Spuren des Opfers waren. Aber wer weiß was man noch auf den Bildern sieht."
Olga-Maria begann das Deckblatt auszufüllen, während Magane ein kleines Gefäß mit Kohlepulver und einen Pinsel aus ihrem Staub-Koffer nahm.
"Übrigens arbeitet Oberfeldwebel Sillybos immer noch mit dem defekten Ikonographiedämon", informierte sie die Stellvertretende Abteilungsleiterin.
"Der mit den Pastelltönen? Ich werde mal bei Laiza nachfragen, wo der neue steckt."
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"Ich habe nun den Frosch aus dem Mund des Toten entfernt. Er ist von grauer Färbung, aber die könnte vom Tod herkommen, ansonsten ist er scheinbar unverletzt", dokumentierte Huitztli.
"Bist du dir sicher, sind Frösche nicht klein und weniger warzenbesetzt??"
"Mit Amphibien kenne ich mich leider nicht aus, Oberleutnant, könnt ich die Schüssel haben? Vielleicht ist es auch irgendein Krötenwesen."
"Soll sich das Labor eingehender mit beschäftigen", entgegnete Pismire und reichte seinem Kollegen die Schüssel, bevor er den Magen heraus nahm.
"Ich werde die Proben gleich beschriften und dann schon mal hoch bringen, Lady Rattenklein dürfte ihren Dienst ja jeden Moment antreten", schlug der Wasserspeier vor.
"Gute Idee, ansonsten hätten wir auch keine weiteren Probe, der Fall wird wohl bei SEALS bleiben und nicht nach RUM gehen. Ich mach dann schnell sauber und weiter geht's."
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"Wenn es keine Tentakel hat, weshalb stellen sich alle so an?" Tut saß auf Laizas Schultern unter der großen Kapuze ihres Umhanges und obwohl er untot war freute er sich endlich wieder im warmen Wachhaus zu sein.
"Geistererscheinungen sind etwas, auf das die Menschen keinen Einfluss haben und das gefällt den meisten überhaupt nicht."
"Sie taucht ja noch nicht Mals nehmen seinem Bett auf, sondern in der Küche. Es wäre sicher kein großes Problem es einfach zu akzeptieren und das Geschehene zu ignorieren."
Laiza lächelte: "So einfach geht das nicht ... ah Sillybos, Charlie..."
Die zwei Tatortwächter kamen gerade mit einem Heißgetränk aus der Kantine.
"Hallo, Laiza, hallo Tut, schon wieder zurück vom Außendiensteinsatz?" fragte Sillybos.
"Vorerst, diesen Angsthasen können wir erst heut Abend bedienen."
"Rib ..." sagte Laiza vorwurfsvoll, "Wir müssen noch einiges recherchieren. Wie geht's mit der Arbeit voran?"
"Drei Tatorte alleine am Vormittag geschafft, wir müssen noch zu zwei Einbrüchen, ansonsten ist nichts mehr rein gekommen."
"Das klingt ja sehr gut, immer schön weiter machen", lobte Laiza und wandte sich zur Treppe.
"Ich kann mir vorstellen, was im Labor los ist..." meinte Tut, worauf sich Laizas Mine verfinsterte.
"Arbeit ohne Ende ..." grummelte Laiza und ging die Kellertreppe herunter, "und ich hatte ja gehofft, dass Kathiopeja während ihres GRUND Dienstes ein paar anständige Gefreite vorbei schicken würde."
"Du solltest nicht zu viel verlangen, wann kommt sie eigentlich wieder?"
"Weiß ich nicht, sie hat noch mal verlängert, vielleicht wird sie das ein weiteres Mal machen. Abwarten."
Die Schritte des diensthabenden Rekruten halten vom Zellenkorridor herüber.
"Was hältst du davon, wenn du schon mal ins Archiv gehst, ich werde noch mal kurz in der Pathologie vorbei schauen."
"Klaro!" meinte Tut und sprang von ihrer Schulter.
~~~~~
Ein Schwall Wasser rollte auf Laizas Füße zu, es hatte eine rötliche Färbung und Dinge schwammen darin rum.
"Oh, entschuldige", sagte Pismire und stellte den Eimer beiseite, um nach einem Schrubber zu greifen.
"Du machst ... sauber, sehr schön." So viele Jahre waren jetzt schon vergangen, doch es hatte sich immer noch nichts dran geändert, dass sie die Pathologie furchtbar fand.
"Kontrollbesuch was?" lächelte der Oberleutnant und schob das Wasser mit Hilfe des Schrubbers zu einem Gitter im Boden.
"Die Leitung musst doch auf dem Laufenden bleiben."
"Soso..."
"Und was kam heute so rein?" fragte Laiza nach, ohne einen weiteren Schritt in die Pathologie herein zu machen.
"Ein erfrorener Obdachloser, ziemlich ausgemergelt der Kerl, das Wetter trägt wohl die Hauptschuld an seinem Tod und ein Quacksalber der von einer Kundin erdrosselt wurde."
Laiza blickte zu dem Seziertisch, auf dem ein ziemlich Gewichtiger Leichnam zugedeckt lag.
"Ich nehme nicht an, dass das da der Obdachloser ist oder?"
"Nein, und Charlie meinte, die Frau wäre ziemlich zierlich, sie sitzt wohl grad in einem der Verhörräume."
"Wie hat sie denn das geschafft?"
"Mit einem soliden Strick und sehr viel Wut. Der Ehegatte leidet wohl an absoluten Schnarchanfällen, erzählte Charlie, und sie haben wohl sehr viel Geld dafür ausgegeben, das dieser Halsabschneider die so genannten Sägenerven von diesem Typ wegmachen zu lassen."
"Säge ... nerven?" fragte Laiza irritiert.
"Totaler Unsinn, so was gibt's nicht ... aber die Leute lassen sich ja für Blöd verkaufen!"
~~~~~
Tut saß in einem Durcheinander aus Akten auf dem Boden, als Laiza das Archiv betrat.
"Ich glaub ich habe was... zum Glück konnten wir den Zeitpunkt wegen dem plötzlich auftretenden Besitzwechsel gut eingrenzen", meinte die Gnumie sofort.
Laiza setze sich im Schneidersitz zu ihm auf den Boden. Er lief auf der Akte herum und teilte ihr die in Erfahrung gebrachten Informationen mit:
"Vor fast fünfzig Jahren wurde eine Akte über einen Mord an einem achatenen Dienstmädchen angelegt. Wie es aussah hatte der werte Hausherr Eduard von Deuben im Eifer eines Wutanfalles das Mädchen in einem Wasserbecken im Garten ertränkt."
"Ertränkt ... und wieso, hat sie etwa Dreck in den Ecken gelassen?" Laiza beugte sich über das vergilbte Papier der Akte.
"Als Auslöser wurde die Zerstörung von teurem Porzellan angegeben." Tut zog eine alte Zeichnung aus dem hinteren Teil der Akte und reichte sie Laiza. Es war eine detaillierte Zeichnung von filigranem Porzellan, mit achatenischer Bemalung.
"Naja, teuer vielleicht, aber hübsch..."
"Das ist eine Sache des Geschmacks, wenn er es toll fand."
"Das rechtfertigt aber noch lange keinen Mord ... Ich hoffe er hat eine gerechte Strafe erhalten!"
Empörung zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab.
Tut blätterte weiter und tippte auf eine Stelle im Bericht.
"Korporal Schanzmayer, der den Bericht verfasst hat, schreibt, das Herr von Deuben in ein Programm für Aggressionsbewältigung gekommen ist. Näheres weiß man nicht, aber wahrscheinlich war da Geld im Spiel."
Einige Zeit schwiegen sie, während Tut's Rubine auf dem Bericht ruhten und Laiza Löcher in die Luft starrte.
"Nun gut, das war ja leichter als ich gedacht habe, Rib. Such Nimh und klär sie über den Fall auf. Wird Zeit, dass sie mal von der rohen Theorie weg kommt, wir sehen uns dann heute Abend bei Benjamin Gittenberg."
~~~~~
"Ach, da bist du ja", Magane trat gerade aus ihrem Büro, als Laiza zum Labor wollte.
"Hallo, Magane, hast du mich etwa vermisst?" fragte Laiza unschuldig.
"Nein, wieso sollte ich, du halst uns höchstens noch mehr Arbeit auf", die Tatortwächterin zwinkerte. "Ich wollte nur mal nachfragen, wegen dem Ikonographiedämon Nummer Zwei ..."
"Der mit dem Pastellspleen? Ganz vergessen, den Neuen müssen wir ja noch bei den Dämonologen abholen..."
"Okay, ich werd jemanden vorbei schicken", bot sich Magane an, "Nummer Zwei ist heut Mittag übrigens aus dem Dienst genommen worden."
"Ich dachte, dass das schon längst geschehen wäre?"
"Leider nein", meinte Magane und verschwand wieder in ihrem Büro. Laiza setzte ihren Weg zum Labor fort.
"Ich sagte ich melde mich, wenn ich Ergebnisse habe!"
Laiza schloss die Tür hinter sich und kam auf die Arbeitsfläche zu, auf der Lady Rattenklein arbeitete.
"Entschuldigung, Laiza, aber ich dachte du wärst einer von diesen nervigen ..."
"Schon gut, du hast viel Arbeit, ich weiß."
"Sehr viel Arbeit. Kaum kommt man zur Schicht und schon wird man mit Arbeit überhäuft. Und jetzt durfte ich vorhin auch noch eine Kröte untersuchen, die hat vielleicht gestunken. Aber sie war mir nicht unbekannt, SEALS hatte vor wenigen Wochen schon einmal eine rein gebracht."
"Neue Amphibienpopulation aus dem Ankh?"
"Nein, eine Kreuzung aus dem Achatenen Reich, unter anderem ist da die achatene Reiskröte reingezüchtet."
"Aber das ist eine giftige Rasse. Handelt es sich also um einen Mord?"
"Nein, das würde ich ausschließen, wie gesagt es ist eine Kreuzung, SEALS vermutet eine neue Art von Droge und ich würde diese Meinung ohne weiteres bestätigen."
"Ich versteh nicht, wieso Drogen so populär sind..." meinte Laiza Kopfschüttelnd.
"Naja, einmal auf den Geschmack gekommen, wird es schwer sein von jeder Art von Droge wegzukommen."
Die Lady zerkleinerte hellbraune Stückchen in einem Gnomenmörser: "Der Tote hatte nicht sonderlich viel Nahrhaftes in seinem Magen, ein paar Wallnüsse, aber die fand ich auch im Magen der Kröte. Interessant ist, dass die andere Kröte ebenfalls Wallnüsse im Magen hatte."
"Ein Zusammenhang?"
"Vielleicht eine Leibspeise dieser Züchtung? Ich werde sie näher untersuchen, mal sehen was dabei heraus kommt. Ich denke der Körper war wegen dem Rauschgift geschwächt und der Sturm in der vergangenen Nacht hat sein übriges getan."
"Gut, ich hoffe du kommst weiterhin so gut voran mit deiner Arbeit", lobte Laiza und wandte sich wieder zur Tür.
"Ich würde viel besser vorankommen, wenn ich Unterstützung hätte."
Laiza drehte sich noch einmal zu ihr um: "Ich würde dir ja gerne unter die Arme greifen, immerhin habe ich schon genug Laborerfahrung durch meine Spezialisierung als Gift- und Gasexpertin, damals bei FROG ... aber du weißt ja, die Abteilungsleitung soll sich um die Abteilung kümmern und nicht die Zeit mit anderen Dingen verschwenden."
"Ach, und das wäre nicht 'sich um die Abteilung kümmern'?" meinte die Laborantin, wartete allerdings keine Antwort ab, sondern kümmerte sich wieder um ihre Arbeit. Sie durfte keine Zeit verschwenden.
~~~~~
Laiza hatte gerade die Berichte des Vortages abgearbeitet, als Olga-Maria mit neuen Akten in der Hand an die Bürotür klopfte.
"Setz dich", bot die Überwaldianerin ihr an und wartete auf den Kurzen Bericht über die Fälle."
Obwohl die zwei schon seit einigen Jahren zusammen arbeiteten, war Olga-Maria immer noch ein wenig schüchtern wenn sie auf sich allein gestellt war.
Sie reichte Laiza die erste Akte und sammelte sich einige Augenblicke.
"Die Identität des Toten konnten wir anhand der Habseligkeiten die er mitführte nicht bestimmen, aber wir haben S.E.A.L.S. die Empfehlung aus gesprochen das Pfadleihhaus aufzusuchen. Vielleicht erinnern die sich ja an ihn, womöglich haben sie sogar einen Namen, aber auf dem Zettel standen keine weiteren Informationen. Wir haben zwar aus der Asche einige Papierfetzen geholt, aber auch die liefern keine weiteren Informationen, zumindest nicht zum jetzigen Stand."
"Wird sich vielleicht noch ergeben. Irgendwas in Bezug auf diese Kröte herausgefunden?" fragte Laiza näher nach.
"Ja, Ratti hatte ja schon einmal eine im Labor, sie meinte auch diese Kröte hatte Wallnüsse im Magen. Wir vermuten, dass dies ein wichtiger Anhaltspunkt sein könnte. Ich würde S.E.A.L.S. vorschlagen dieser Information nach zu gehen, vielleicht kommt man dann der Krötenzüchtung auf die Schliche."
Laiza nickte zufrieden: "Das ist zumindest ein Ausgangspunkt für deren Ermittlung, dann müssen sie nur noch die bestehenden Kröten auftreiben und einen Entzug für die derzeitigen Besitzer einleiten", meinte Laiza und fügte lächelnd hinzu: "Nicht unser Problem."
"Der Mord ist im Grunde schon eine geschlossene Akte... die Täterin hat schon gestanden, hier sind die Berichte", erklärte Olga-Maria und reichte die nächste Akte über den Tisch herüber.
Einige Stunden später am Abend in Ankh
"Wenn es keine Tentakel hat, weshalb stellen sich alle so an?" ritt Tut weiter auf dem Thema herum, aber inzwischen wirkte es mehr wie ein Selbstgespräch.
Laiza starrte auf das elfenbeinfarbene Ziffernblatt der großen Wanduhr, die neben einem Kachelofen hing. Tut lief um eine Laterne auf dem Küchentisch Kreise, um sich die Zeit zu vertreiben und philosophierte über die Ängste der Hausbewohner. Während die bildhübsche Nimh ad Orbh still auf einem Stuhl saß und alles schielend beobachtete.
Laiza hörte ihm nicht zu, sondern beobachtete abwesend den schwarzen, verzierten Minutenzeiger, wie er sich langsam der Zwölf entgegen schob. Ihre Gedanken hingen irgendwo in weiter Ferne und spielten mit den Beweisen und Indizien eines lang zurückliegenden Falles.
"Du bist vielleicht fett geworden."
Sie schrak auf und drehte sich zum Tisch um.
"Auf so was reagiert ihr Frauen doch immer!"
Die Überwaldianerin spitze schnippisch die Lippen, dann fragte sie: "Was hast vorhin gesagt?"
"Ich versteh das Problem an der Sache nicht", wiederholte sich die Gnumie, "es geht um eine Geistererscheinung, richtig?"
"Ja", bestätigte sie.
"Es ist keine Poltergeist Erscheinung und sie sieht nicht aus wie ein wandelnder Zombi und hat keine Tentakel."
"Ja", bestätigte sie ein weiteres Mal.
"Wo liegt das Problem? Sind dass alles Memmen?"
"Auch wenn er nur für kurze Zeit in der Nacht erscheint, ist der Geist immer präsent. Das hinterlässt kein Gutes Gefühl bei den Menschen."
"Aber wieso haben sie lediglich die Nacht woanders verbracht?"
"Bei Tag sieht alles ein wenig anders aus, zumal man dann meistens beschäftigt ist."
Der kleine Oberfeldwebel schüttelt den Kopf, er würde Jack dazu Fragen, immerhin beschäftigte dieser sich nun beruflich mit dem ganzen püschologischen Quatsch.
"Spürst ihr das?" fragte Laiza und ihr Atem wurde als kleines weißes Wölkchen vor ihr sichtbar. Nimh schielte ebenfalls auf die kleine weiße Wolke die vor ihr aufstieg.
"Ziemlich kalt ist es geworden, es beginnt", meinte die Okkultismusexpertin in Ausbildung leise.
Die Flamme der Laterne zuckte wie von einem Wind gestreift in ihrem gläsernen Heim und warf verzerrte Schatten auf die Wände der Küche, bevor sie unerwartet erlosch. Der Kerzendocht glomm noch vor sich in, ansonsten war alles in pechschwarzer Nacht verschwunden. Aus dem Flur hörten sie leise Schläge, als die Zeiger der großen Standuhr einundzwanzig Uhr anzeigten.
Im Stockwerk über ihnen hörten sie Benjamin Gittenberg aufgeregt hin und her laufen.
Angestrengt versuchte Laiza in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Die Luft schlug Kalt gegen ihre Haut und bereitete ihr Gänsehaut.
Plötzlich erkannte sie die Konturen der Einrichtung, als ein bläuliches Licht auftauchte.
Wie aus dem Nichts stand ein junges Mädchen neben dem Küchentisch und wenige Dezimeter von Tut hatte sich ein bläulich schimmerndes Tablett gezeigt.
Schweigend betrachteten sie das Mädchen. Es trug ein Kleid mit Schürze, ihre Haare waren zu einem ordentlichen Zopf zusammen gebunden und ihr Gesicht hatte achatene Züge.
Laiza schätze sie auf etwa vierzehn Jahre. Im Bericht des alten Falles hatte nur ihr Name gestanden, aber nichts deutete auf ihr alter oder ihre genaue Herkunft hin.
Auf dem bläulich schimmernden Tablett standen mehrere Teetassen. Das Mädchen begutachtete die Tassen und deutete mit dem Zeigefinger der linken Hand auf die einzelnen Tassen, während sie zählte: "Eins ... zwei ... dlei ... viel ... fünf ..."
Sie stockte und zog erschrocken die Luft ein, als sie keine sechste Tasse erblickte.
"Sechs!" riefen Tut und Laiza aus einem Mund und das achatene Mädchen blickte die Beiden erwartungsvoll an.
"Finde deine Ruhe, Nozomi", meinte Laiza und lächelte.
Das Dienstmädchen blickte noch einmal zu dem unvollständigen Tablett herüber und lächelte, bevor sie in die Dunkelheit überging.
Die drei Wächter sahen sich einige Augenblicke durch die Dunkelheit an, bis Laiza die Lampe auf dem Küchentisch neu entzündete.
Nimh sah zu den Oberfeldwebeln herüber und es war nicht ganz sicher wen von Beiden sie wirklich anblickte.
"Das ihr so schnell wusstet was zu tun war", meinte sie erstaunt.
"Geistererscheinungen haben häufig etwas mit einer unerfüllten Aufgabe zu tun. Wir mussten nur erkennen, was sie genau noch hier festhielt", erläuterte Laiza es der Auszubildenden.
"Aber, dass war ja offensichtlich", fügte Tut hinzu, "Gehen wir zum Abschied was trinken?"
"Eine gute Idee, lasst uns vorher noch Herrn Gittenberg über die Situation aufklären. Und Morgen Mittag hätte ich dann gerne einen Bericht auf dem Tisch."
"So so, du möchtest so gerne in deiner alten Spezialisierung arbeiten und mal was anderes tun, aber auf Berichte hast du keine Lust?" meinte Tut und hatte die Arme in die Hüften gestemmt.
"Wenn ich Papierkram erledigen möchte, dann finde ich sicherlich etwas."Zählt als Patch-Mission für den Abteilungsleiterin SUSI-Patch.
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