Der Ernest des Lebens

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Kamillus Schimmlersohn (FROG)
Online seit 24. 01. 2009
PDF-Version

"Ich bin in Einheit mit dem Universum. Und sage mir: Wer kann das Universum bewegen?" - Morihei Ueshiba

Dafür vergebene Note: 12

Was für eine Stadt!
Sie war einzigartig! Sie wird nicht umsonst die Große Wahoonie genannt [1]. Ein Fuß trampelt durch eine Pfütze und sein Besitzer, scheint nicht glücklich zu sein. Er hat einen Auftrag, von dem viel abhängt und er möchte ihn nicht in den Sand setzen. Es steht zu viel auf dem Spiel. Er hat geschrieben, er arbeitet in der Wache... Vater wird stolz sein!
Der Pfützentreter schlägt den Weg in Richtung Pseudopolisplatz ein und läuft zügig dorthin.
Vater wird sehr stolz sein!


Den Charakter einer Person zu beschreiben ist schwierig.
Führende Psychologen [2] glauben an einen tiefen Blick in die Augen, einen festen Händedruck und, in schweren Fällen, Hypnose und kleine Pillen deren Inhaltsstoffe den ganzen Beipackzettel füllen.
Die Ernstzunehmenderen [3] glauben beispielsweise daran, dass vieles über eine Person deutlich wird, wenn man beobachtet, wie sie aufwacht.
Damit sind nicht die Umstände gemeint, sondern allein das Verhalten der Person.
Nun ja...auch die Umstände sind von Bedeutung, in gewisser Weise, doch man sollte sich in erster Linie auf die Person konzentrieren: Wacht sie langsam auf, wird erst wach und öffnet dann die Augen um sich vorsichtig aufzusetzen?
Schlurft sie gemächlich in Richtung Bad um sich exzessiv der Interpretation des Ausdrucks "persönliche Hygiene" zu widmen und geht danach in die Küche um ein nahrhaftes Frühstück zu sich zu nehmen?
Oder wacht sie auf wie Kamillus Schimmlersohn?
Sein Schlaf und was damit zusammenhing war schon immer exemplarisch gewesen.
In diesem Fall schlief er zum Beispiel nicht in einem Bett, sondern auf einem Bettvorleger, davor. Und er schlief auch nicht, alleine sondern ein penetrantes Schnarchen im Bett, war schwer zu ignorieren. Nichtsdestotrotz schlief er schwer wie ein Stein. Gewohnheit tötet sämtlichen Ekel.
Um zu seinem Aufwachen zu kommen: Es erfolgte abrupt und wäre für einen Dritten Beobachter recht unterhaltsam gewesen.
Kamillus schüttelte sich leicht, riss urplötzlich die Augen auf und schreckte mit einem leisen Aufschrei auf den Lippen hoch. Dabei stieß er sich den Kopf am Nachttisch und schreckte den Dämon auf, der in einem lädierten Weckergehäuse dort tat was immer Dämonen tun wenn sie nicht gebraucht werden.
"Nein!...Bitte...Nicht...Sie! Alles... nur nicht Sie, hörst du Mich!!! Du kriegst sie Nie!!!"
Die Worte kamen als heiseres Gemurmel hervor. Wie ein Fluch.
Dann fand Kamillus in die Wirklichkeit.
"Ruhe da unten!" tönte eine quiekende Stimme aus dem Weckergehäuse.
"Ein Traum.", dachte Kamillus. Ein Albdruck an den er sich kaum noch erinnern konnte. Alles war in Ordnung. Oder...?
Hastig stand er auf und sah auf das Bett vor dem er die Nacht verbracht hatte.
Nein. Da lag sie noch, die Decke über den Körper gebreitet und eines der Kissen im Arm.
Libelle.
Der Anblick rührte ihn tief und er wurde sich ein weiteres Mal des Widerstreits seiner Gefühle bewusst. Sie hatten es ihm alle prophezeit: Das konnte nicht gutgehen!, Sie waren zu verschieden! Seine verräterischen Gene machten es ihm nicht leichter, indem sie ihm suggerierten er habe sich von Leder, Metall und jeder Menge Haare angezogen zu fühlen. Es war wirklich verdammt schwierig, eine Beziehung zwischen einem Zwerg und einer Menschenfrau zu führen.
Aber es funktionierte! Es musste funktionieren! Diese Formel war es, die er nun seit Wochen vor sich hin betete, immer wenn ihm die Ausbildung Zeit ließ. Mit einem untypischen Anflug von Neid dachte er an seinen Freund Glum Steinstiefel, der schon lange mit seiner Freundin zusammen war... wie hieß sie noch? Emilia.
Die Beiden waren offensichtlich glücklich miteinander.
Er betrachtete Libelle weiterhin, ließ den Blick noch auf ihr verweilen. Dann sah er sich im Schlafzimmer um.
Der Raum war einer von dreien, die schon beklemmend wirkten wenn nur eine Person sie benutzen musste. Zu zweit war es ziemlich eng geworden. Einige seiner sperrigeren Einrichtungsgegenstände, wie seine Schmiedeausrüstung und ein Großteil seiner Waffen, standen bis auf weiteres bei Norti Rabenpelz, der sich um nichts zu kümmern brauchte außer seinen Raben und Tyros y Gracos Genörgel.
Libelle hatte ihm Angeboten, er könne bei ihr wohnen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hätte und er hatte angenommen.
Nicht ganz unglücklich, weil er genug davon hatte in Gemeinschaft zu duschen, zu essen und all die Anderen Dinge zu tun, die normale Leute mit dem Begriff >Privatsphäre< in Verbindung brachten. Das hatte er in der Wache lange Zeit gehabt und es nach seiner langen Wanderschaft nach Ankh-Morpork und der damit einhergehenden Einsamkeit sogar genossen, endlich nicht mehr alleine sein zu müssen.
Nichts brachte einen Zwerg schneller an den Rand des Wahnsinns als Einsamkeit.
Doch auch der Wille zur Kameradschaft hatte seine Grenzen und so hatte er dankbar angenommen als Libelle ihm vorgeschlagen hatte, bei ihr zu wohnen. Was allerdings die erwarteten Freuden, denen er sich in so vielen einsamen Nächten hingegeben hatte, betraf, erlebte er eine herbe Enttäuschung.
Libelle hatte sich als Vertreterin der Getrennte-Schlafzimmer-Theorie herausgestellt und ihm energisch den Boden zugewiesen, mit der Begründung, sie brauche ein eigenes Bett und er würde ihr nur sämtlichen Platz wegnehmen.
Er warf einen Blick aus dem kleinen Fenster. Es war noch fast dunkel doch das Grau der Morgendämmerung hing schon über allem wie eine schmierige Gardine.
Er konnte sowieso nicht wieder einschlafen also suchte er seine Kleider zusammen und zog sich an.
Ein letztes Mal beugte er sich über Libelle [4] durch ihr Schnarchen nur leicht abgeschreckt und küsste sie auf die Wange. Sie drehte sich zur Seite und lächelte im Schlaf und in genau diesem Augenblick dachte Kamillus an nichts anderes mehr.
Und doch drehte er sich um und verließ das Zimmer. Sein Frühstück bestand aus einer Tasse Kaffee. Sie hatte ein Blumenmuster[5].
Dann nahm er seinen Mantel vom Haken an der Tür. Ein normaler Mantel. Filz.
Er war nicht schwarz sondern hatte die Farbe, die man als schlichtes Grau bezeichnete.
Er hatte ihn sich zugelegt als Ersatz für seinen Ersten.
Kamillus nahm sein FROG-Abzeichen vom Küchentisch und ging hinaus in die Nacht.
Auf der Türschwelle blieb er stehen, bückte sich um den rechten Stiefel zu schnüren... und erstarrte in der Bewegung.
Die Fußmatte hatte ER gekauft. Sie war quasi einer seiner (spärlichen) Beiträge zu seinem und Libelles gemeinsamen Haushalt. Libelle mochte Unterkunft und sonstigen Hausrat stellen aber der Weg sämtlicher Gäste führte über sein Territorium. Es war eine Frage des Stolzes. Die Fußmatte zeigte eine hoffnungslos tragikomische Ente [6]. Nun... sie hätte die Ente gezeigt...
Ein schwarzes Muster aus zwergischen Runen zierte die Matte.
Kamillus entzifferte sie fassungslos.
>Verräter.< stand dort.
Kamillus erhob sich langsam.
War das vielleicht ein makabrer Scherz? Würde er gleich das unverkennbare Kichern Norti's hinter der nächsten Ecke hören? Oder ging das ganze auf die Kappe einer Straßenbande, die Schutzgeld wollte und versuchte ihn einzuschüchtern?
Mit langsamen Schritten ging er in Richtung Pseudopolisplatz sich wachsam nach allen Seiten umblickend.
Guten Morgen neuer Gefreiter! Hier ist deine G.R.U.N.D. -Ausbildung zuende und es beginnt der Ernst des Lebens. Und als kleines Begrüßungsgeschenk: Ein makabres Rätsel damit du dich auf alles einspielen kannst. Viel Vergnügen!
Und es war erst halb fünf.

Ohne die Aufmerksamkeit der Gestalt im grauen Mantel zu erregen, löste sich ein Schatten aus einem Hauseingang und nahm langsam die Verfolgung auf.
Soweit so gut.
Ob es wohl schlimme Worte waren, die auf der Fußmatte standen?
Vielleicht...
Nicht die Konzentration verlieren jetzt!
Er musste sicher sein, dass es wirklich Kamillus war. Der echte Kamillus hätte sich verändert.
Vater hatte gesagt es wird alles gut.


Über Kanndra Mambosambas Erwachen konnte man nicht auf ihre Persönlichkeit schließen, da sie nicht schlief.
Zumindest im Augenblick nicht.
Sie war gegen zwölf Uhr aufgestanden und hatte angefangen die Ausbildung ihres neuen Schützlings vorzubereiten. Einfach aus einer Laune heraus und da sie, wie es jedem manchmal passiert, nicht einschlafen konnte. Seit Ewigkeiten schon arbeitete sie im Wachhaus still vor sich hin, tat Dinge zu denen niemand tagsüber Lust hat, nur um nicht schlafen gehen zu müssen.
Sie sortierte ihre Akten, spülte ihre Kaffeetasse aus und schaffte allgemein provisorische Ordnung in ihrem Büro.
Dann sah sie sich die Akte des neuen Rekruten an, die Bregs ihr am Vortag überlassen hatte.
Kamillus Schimmlersohn. Zwerg; Recht intelligent; hatte sich im Fall "Orden Des Gelben Drachens" hervorgetan; lebt mit einer menschlichen Frau zusammen [7]...Kanndra überflog den restlichen Text mehr oder weniger Aufmerksam. Es gab viele Punkte an denen man eine fruchtbare Ausbildung ansetzen konnte aber es fehlte noch ein Aufhänger. naiv; Kampfsportler; wenig Selbstvertrauen; leidet unter Klaustrophobie.
Das war es! Nun hatte sie einen Ansatzpunkt.
Kanndra lächelte in freudiger Erwartung des Morgens.

Kamillus kam, wie jeden Morgen, gegen halb sechs am Pseudopolisplatz an.
Er schlenderte über den Platz in Richtung Wachhaus. Vielleicht war der Chefkoch schon da und hatte eine Tasse Kaffee für ihn[7a]. Auf seinem Weg rätselte er weiter über das seltsame Schicksal seiner Fußmatte nach.
Wer auch immer sie verschandelt hatte, wusste über zwergische Runen Bescheid. Nicht irgendwelche, sondern die streng geheimen Codes der Schimmler. Und nicht nur das: Derjenige welcher kannte Kamillus Vergangenheit und hatte den offensichtlichen Wunsch, dass er darüber in Kenntnis gesetzt würde. Aber zu welchem Zweck?
Dies war Ankh-Morpork, eine Stadt, die Neuanfänge exportierte! Wer scherte sich um einen ehrlosen Zwerg in einer Stadt, voller Verrückter und sozialer Aussteiger? Nochmal von vorn: Diese Runen sind nur den Schimmlern bekannt... Aber das half ihm nicht wirklich weiter. Schimmler gab es in jedem Stollen von hier bis Kupferkopf also wer, also wer...?
In Gedanken versunken wäre Kamillus beinahe mit Treibe Mich Selbst In Den Ruin Schnapper zusammengestoßen, dem Schlaf ebenso wenig zu bedeuten schien, wie die Gesundheit seiner Kunden.
"Morgen Herr Schnapper", grüßte Kamillus ihn. Er war in der Gegenwart des Händlers immer ein wenig befangen. Während seiner Grundausbildung waren er und Schnapper schon einmal aneinander geraten. Was damit geendet hatte, das Schnapper auf seinem Karren lag während Kamillus ihm den Arm in den Rücken drehte. Die Sache war Kamillus sehr peinlich. Seitdem fühlte er sich bei jeder Gelegenheit verpflichtet, eins von Schnappers Würstchen zu kaufen um seinen Fehltritt auszugleichen. Folglich versuchte er Schnapper aus dem Weg zu gehen.
"Morgen Herr Schimmlersohn!", erwiderte Schnapper, der sich über jeden regulären Kunden freute. "Schon so früh auf den Beinen?"
"Ja Herr Schnapper. Konnte nicht schlafen." Schnapper überging den unterschwelligen Spott in Kamillus Stimme geflissentlich, wusste er doch, dass Kamillus diese Route fast jeden Morgen um diese Uhrzeit ging. Und Kamillus wusste genau, wie das weitere Szenario aussehen würde: Schnapper würde im Verlauf ihrer Konversation, rein zufällig und vollkommen beiläufig selbstverständlich, auf seine Waren zu sprechen kommen. Und Kamillus, feige wie er war, würde auf den Schwindel hereinfallen und dem Händler aus falscher Solidarität seinen biologischen Abfall abkaufen. Sie wussten beide wie es weitergehen würde und sie wussten auch, dass sie sich die Konversation sparen konnten aber trotzdem hielten sie am alten Rollenmuster fest.
"Schönes Wetter heute nicht wahr?", fragte Schnapper scheinheilig.
"Es ist noch nicht mal hell, Herr Schnapper", entgegnete Kamillus säuerlich. Dieses Frage-Antwort Spielchen ging ihm zusehends auf die Nerven. Warum fragte Schnapper ihn nicht einfach, ob er etwas von seinem Fraß kaufen wollte? "Außerdem nieselt es. Sieht aus, als würde es ein bewölkter Tag", wagte er weiterhin einzuwenden.
"Ein schöner Tag kann es trotzdem werden," beharrte Schnapper. "Aber ganz unter uns: Du siehst aus, als du heute noch nicht gefrühstückt..."
>Jetzt kommt's.<, dachte Kamillus. Er versuchte sich abzulenken, um Schnapper nicht mehr zuhören zu müssen und ließ den Blick über den Platz schweifen.
Ein Schatten erregte seine Aufmerksamkeit.
Ein Schatten beim Wachgebäude. Er stand in der Nähe einiger Recht ungewöhnlich aussehender Haufen, die Kamillus für Säcke hielt.
"Äh...siehst du auch die Gestalt dort drüben?", unterbrach er Schnappers Lobgesang auf dessen Waren. Schnapper drehte den Kopf und schaute in die entsprechende Richtung.
"Ja", sagte er.
"Was meinst du, tut sie da?"
"Hab keine Ahnung."
"Sieht aus als würde sie... sie winkt mir zu oder nicht? Was meinst du?"
"Schwierig festzustellen auf die Entfernung aber du könntest recht haben."
Kamillus spürte einen scharfen Zug dort wo einmal sein kleiner linker Finger gewesen war. Gleichzeitig trug ihm der Wind einen vertrauten Geruch zu. Es roch eindeutig nach Pulver Nummer Eins.
Ohne Vorwarnung rannte er los. Er erkannte ein Attentat, wenn er eins sah.
Doch er kam nicht weit, bevor die Bombe explodierte.

Er hatte ihn tatsächlich gefunden! Er war es, kein Zweifel!
Vater würde SEHR, stolz sein.
Aber er wäre nicht einfach zu überzeugen. Vater hatte ihm gesagt, dass es so ablaufen würde.
Vater hatte ihm auch gesagt, was er zu tun hatte.
Vater wusste immer Bescheid was zu tun war und dafür bewunderte er ihn.
Kamillus musste vollkommen auf seine Mission, also ihn, konzentriert sein.
Er beobachtete Kamillus durch den Rauch. War er noch in guter Verfassung?
Ja! Sehr gut. Schnell die Schrift anbringen und
...Warten.
Er verbarg sich in den Schatten.
Wartete.



Kanndra hörte den Knall als Erste.
Sie rannte sofort die Treppe hinab und kam erst vor dem gewaltigen Brandfleck auf dem Morporkianischen Pflaster zum stehen.
Sie betrachtete die Auswirkungen der Explosion.
Die Mauer war schwarz versengt und einige Pflastersteine waren herausgebrochen... und ein schmieriges, verrustes Stück Filz wankte gerade in eine aufrechte Position. "Melde mich tschum Dienscht Mäm.", sagte Kamillus undeutlich. "Du musst Fähnrich Mambosamba sein", sagte er und salutierte flüchtig.
Kanndra erwiderte den Gruß abwesend.
"Kamillus Schimmlersohn. Gefreiter. Ich hab den Attentäter nicht rechtzeitig gesehen und als ich ihn gesehen hatte, zündete er schon die Bombe...", versuchte Kamillus schuldbewusst zu erklären.
Kanndra unterbrach ihn. "Schon gut Kamillus. Es ist ja niemand verletzt worden." Sie warf einen abschätzenden Blick auf die Kleidung des Gefreiten. "Oder...?"
Kamillus sah an sich hinunter. Sein Mantel und seine Mütze qualmten. Er schien sonst äußerlich unversehrt.
"Nichts Schwerwiegendes, Mäm. Kleinere Verbrennungen und Abschürfungen. Ich stand zu nahe am Explosionsherd. Aber, wenn du mir die Bemerkung gestattest: Das war keine Arbeit eines Professionellen."
Kanndra zog eine Augenbraue hoch. "Was verleitet dich zu der Annahme?", fragte sie.
"Ganz einfach, Mä'äm." Kamillus erhob einen Zeigefinger.
"Zuerst Mal: Niemand bricht ins Wachhaus ein! Man tut es einfach nicht, wenn man bei Verstand ist. Dann hat der Attentäter keine Erfahrung im Basteln von Bomben, denn offensichtlich", er grinste flüchtig, "steht die Mauer immer noch. Er hat wahrscheinlich nur eine gewisse Menge Pulver Nummer Eins zusammengetragen und entzündet. Das erklärt die Stichflamme, die mich umgeworfen hat."
"Wie hast du das überhaupt überstanden, Gefreiter?", fragte Kanndra gewollt beiläufig.
"Oh, der Mantel, den ich trage ist mit einer Faser durchwirkt, die Hitze bis zu einem gewissen Grad widersteht. Eine Erfindung der Alchimisten. Norti nannte es... Assbässt, wenn ich mich recht entsinne."
Kanndra sah ihn neugierig aus den Augenwinkeln an. Rogi hatte ihr prophezeit, dass der neue Rekrut eine interessante Persönlichkeit war. Obwohl sie dabei auf hintergründige Art und Weise gelächelt hatte, schien ihre Prognose sich zu bewahrheiten. Der Junge hatte Köpfchen und war schlau genug, um nicht ohne Schutz durch die Stadt zu laufen. Außerdem war er auf eine sehr intelligente Art und Weise dumm. Er verließ sich auf Fakten und Indizien anstatt seinen Kopf zu gebrauchen.
Ein weiterer prüfender Seitenblick zeigte ihr, das der Gefreite schon einiges mitgemacht hatte. Sie grinste. Sie freute sich wirklich, auf die Ausbildung. Kamillus ließ derweil seinen Blick über den gewaltigen Rußfladen schweifen, den die Explosion hinterlassen hatte. Irgendwie schien der Fleck unregelmäßig zu sein, erinnerte ihn fast an Schriftzeichen... Blödsinn! Er musste seine verfluchte Paranoia unterdrücken.
Die ersten Schaulustigen begannen sich einzufinden, einige davon im Nachthemd. Kamillus riß sich von seinen Grüblereien loß um mit Kanndra den Ältesten aller Wächterzaubersprüche zu zitieren: "Weitergehen! Weitergehen! Hier gibt's nichts zu sehen! Ist alles schon vorbei. Du da! Nimm die Finger da weg!" Und so weiter.
Nach einer Weile zogen die Schaulustigen sich wirklich zurück und Kanndra und Kamillus erhielten Unterstützung durch eintrudelnde Wächter. Die beiden zogen sich in Kanndras Büro zurück, um den Vorfall in Ruhe zu besprechen.
"Was meinst du, was der Attentäter bezwecken wollte, Mäm?", fragte Kamillus arglos nachdem sie das Büro betreten hatten.
Kanndra bedeutete ihm sich hinzusetzen und nahm selbst hinter ihrem Schreibtisch Platz.
Kamillus sah sich neugierig um.
Das Büro war recht groß und einigermaßen gemütlich, besaß jedoch keine Fenster.
Die Hauptgefreite Mindorah Giandorrh, mit der Kanndra sich sonst den Raum teilte, war noch nicht beim Dienst erschienen und wurde erst gegen halb acht erwartet.
Nachdem sie sich hingesetzt hatten waren sie eine Weile still.
"Ich hab keine Ahnung", sagte sie schließlich. "Wie du bereits gesagt hast: Es war kein Profi und niemand, der nicht bezahlt wird hätte Grund einen Anschlag auf das Wachhaus zu verüben."
"Könnte nicht irgend etwas anderes, als ein Anschlag, der Grund für die Detonation der Bombe sein?", wagte Kamillus einzuwerfen. "Ich meine: Was, wenn es nicht um einen Angriff auf das Wachhaus ging, sondern um etwas völlig Anderes?"
Kanndras Brauen zogen sich zusammen. "Was sollte das sein, Gefreiter?"
Doch Kamillus zuckte nur beredt die Achseln. "Ich weiß nicht", sagte er dann. "Vielleicht... Rache?", machte er einen halbherzigen Vorschlag.
Kanndra sah ihn ungläubig an. Dann lachte sie laut auf. "Rache? An wem, Gefreiter?", fragte sie.
Kamillus zuckte wieder die Achseln und schwieg, verlegen grinsend.
"Wem hätte es schaden sollen, wenn um halb sechs Uhr Morgens eine schlecht gebaute Bombe auf einem menschenleeren Platz explodiert? Schnapper, vielleicht?"
"Es war nur ein Vorschlag", meinte Kamillus verlegen. Doch ein flaues Gefühl in seiner Magengrube ließ sich nicht leugnen.
Kanndra beruhigte sich wieder. "Nun vergiss aber diesen Vorfall, deswegen sind wir nicht hier", sagte sie, wieder ernst.
Kamillus versteifte sich unwillkürlich.
Es ging also los.
Seine Ausbildung begann.
Der erste Schritt in ein Leben als Wächter.
Gefahren und Aufregung erwarteten ihn.
Er sah sich schon als Schrecken der Nacht über die Dächer turnen, auf der Suche nach Verbrechern, die es zu richten galt...
"Möchtest du einen Kaffee?", riss ihn Kanndra aus seinen Tagträumen.
"Wie?... Äh... J-ja... Kaffee... bitte", stammelte Kamillus verdattert.
"Soso... ", sagte Kanndra. "Dann geh in die Küche und hol Kaffee und zwei Tassen. Ich hasse den Auswurf, den die Kaffee-Dämonen produzieren! Schau mich nicht so an!", sagte sie dem verdutzten Kamillus.
"Sieh das hier als eine Lektion, Gefreiter. Zum Ersten: Wenn du willst, dass etwas passiert, dann mach es selber. Zum Zweiten: Niemand wird dir je einen Gefallen erweisen, da draußen. Zum Dritten: So lernst du das Wachhaus kennen und ich muss dich nicht herumführen."
"Ich glaube, du hast etwas vergessen, Fähnrich", sagte Kamillus in einem untypischen Anflug von Galgenhumor.
"Viertens: Ich habe Durst und möchte für meinen Kaffee nicht extra aufstehen."
"Das auch." sagte Kanndra ernst. "Und für diese Respektlosigkeit, wirst du eine besondere Strafe erhalten."

"Morgen Patti."
Der Gefreite Patrick Zartbitter, Alchemikexperte (i.A.) der Stadtwache von Ankh-Morpork, drehte sich verwundert in alle Richtungen.
"Ich bin hier draußen.", kam eine Stimme vom Fenster.
Patrick war soeben im Begriff gewesen, dass Büro der Alchemikabteilung im ersten Stock zu betreten und hatte niemanden bemerkt, der ihn hätte grüßen können.
Doch die Stimme kam ihm vage bekannt vor.
"Bist du das Kami?", fragte er unsicher, während er ans Fenster trat.
"Ja."
Kamillus klang gepresst, als stehe er unter großer Anspannung. Was den Tatsachen entsprach.
Als Patrick den Kopf aus dem Fenster streckte, sah er Kamillus mit Händen und Füßen in die Wand gekrallt, im ersten Stock, an der Außenseite des Gebäudes kleben, wie eine Napfschnecke. Eine Menschenmenge unter ihm betrachtete seine Aktion mit unverhohlenem Interesse.
"Was zum? ... also... was machst du da draußen?!", brachte er hervor.
"Einen Auftrag erfüllen", presste Kamilllus zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Unter erschwerten Bedingungen."
Er schob sich weitere Zentimeter in Richtung des Wachturms.
Patrick Zartbitter starrte weiterhin fassungslos in Richtung seines Kollegen.
"Was musst du tun?", fragte er betont lässig um seine Fassungslosigkeit zu überspielen.
"Du würdest es mir sowieso nicht glauben."
Kamillus hatte jetzt den Turm erreicht und begann seinen Abstieg.
Unten begann die Menge, Wetten über den Zeitpunkt seines Absturzes abzuschließen.
"Äh... wohin willst du überhaupt?", rief Patrick ihm hinterher.
"Zur Küche." erwiderte Kamillus verkniffen und kletterte unten in ein offen stehendes Fenster.
Er ließ einen verstörten Patrick Zartbitter zurück, der sich nun noch mehr Sorgen über seine berufliche Zukunft bei der Wache machen konnte.


Der Chefkoch machte später die undankbare Bekanntschaft mit einem ungehaltenen Zwerg, der kurioserweise das gesamte Gespräch lang auf dem Tisch vor ihm stand.
Nachdem Kamillus ihm mit farbenfrohem Vokabular umschrieben hatte, was er verlangte, gab der Koch ihm das Geforderte in Gestalt einer Thermosflasche und zweier Becher mit.
Er hatte in seiner Zeit in der Wache schon eine Menge gesehen. Folglich überraschte es ihn auch eher mäßig, dass der Zwerg nicht die Tür nahm, sondern über einige Tische zu einem Fenster lief und an der Außenseite des Gebäudes nach oben stieg.


Oben in ihrem Büro lehnte Kanndra sich in ihrem Sessel zurück und grinste über das ganze Gesicht.
Erst zwanzig Minuten und sie hatte bereits Spaß an der Ausbildung wie an selten Einer.
Ein Poltern draußen kündigte Kamillus an, der ernsthaft versuchte, sich ohne Bodenkontakt vorwärts zu bewegen.
Kanndra rechnete sogar damit, dass der Gefreite die Aufgabe ernst nahm und zu ihrer Zufriedenheit ausführte.
Natürlich würde sie später den Chefkoch befragen ob Kamillus seine Aufgabe ehrlich gemeistert hatte aber im Moment war es einfach zu komisch um nicht zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd.
Als Kamillus hereinkam wurde sie mit übermenschlicher Anstrengung wieder ernst.
Kamillus schwang sich mit einer, mehr oder weniger, fließenden Bewegung am Türstock ins Zimmer und landete sogar glücklich auf seinem Stuhl.
Keuchend blieb er sitzen und rang nach Atem.
"Deine Vorgänger waren schneller wieder hier.", sagte Kanndra, äußerlich ungerührt.
"Da wir jetzt endlich unseren Kaffee und die Becher haben, können wir ja zur Waffenkammer gehen und deine Ausrüstung anfordern. Aber nicht doch.", sagte sie, als Kamillus Anstalten machte sich zu erheben.
"Du darfst niemals aufhören zu trainieren also wirst du diesen Raum genauso verlassen, wie du ihn betreten hast."
Sie erhob sich und ging zur Tür.
"Ich erwarte dich in spätestens zwanzig Minuten in der Waffenkammer. Und halte dich von den Treppen fern."
Als sie hinausging, meinte Kamillus ihre Schultern beben zu sehen und ein Prusten zu hören.
Es konnte aber auch ein Husten sein, ganz sicher war er sich nicht.


Kamillus nahm doch die Treppe, allerdings wesentlich schneller als er vorgesehen hatte.
Mit dem Kopf voran um genau zu sein.
Kanndra, die, an eine Wand gelehnt, das Spektakel beobachtete, sah teilnahmslos drein.
"Du arbeitest nicht effektiv genug mit deinen Beinen.", sagte sie, als Kamillus benommen vor ihr sitzen blieb.
"Du verlässt dich beim Klettern zu sehr auf deine Arme und setzt die Beine zu wenig ein." fuhr sie fort und half ihm auf die Füße.
"Obwohl ich zugeben muss, dass es beeindruckend war, wie du dich um Daemons Kopf herumgebogen hast, um ihm auszuweichen. Und als du mit gespreizten Beinen in dem Türrahmen gehangen hast und Patrick Nichts dir beinahe in die Ei... in dich hineingelaufen wäre und du dich nach oben geschwungen hast, das war auch recht akkurat."
Kamillus stand inzwischen wieder auf wackligen Füßen vor ihr.
"Kurz und gut:" fuhr Kanndra fort, "Du hast Potential aber du musst hart an dir arbeiten." Kamillus nickte zerknirscht.
In der Waffenkammer überreichte man Kamillus seine Ausrüstung:
-Eine schwarz-grüne F.R.O.G.-Uniform
-Einen großen Dolch (er beschloss im Stillen, ihn seinem Arsenal an Wurfmessern anzupassen)
-Eine kleine Handarmbrust (als er sie spannte verfehlte er mit dem Bolzen knapp sein eigenes Ohr)
-Einen Köcher voller Bolzen.
"Was du für Stiefel trägst und sonst an Zeug mit dir rumschleppst ist egal, nur darf es dich bei deinen Einsätzen nicht behindern. Schwere Rüstung wie Kettenhemd und Brustpanzer sind also Tabu und das Hemd und die Hose musst du immer im Dienst tragen, ebenso wie deine Dienstmarke."
Kamillus nickte eifrig und versuchte sich alles genau zu merken.
"Jetzt schauen wir noch kurz im Bereitschaftsraum vorbei und dann können wir auch schon den eigentlichen Teil der Ausbildung beginnen." Kanndra deutete auf den Krempel, den Kamillus nun mit sich herumschleppte. "Da du ein Wächter bist, wirst du jetzt deine Ausrüstung anlegen und in voller Montur weitertrainieren."
Schon ging sie wieder in Richtung Treppe.
"Du weißt ja, wo du mich finden kannst!", rief sie ihm über die Schulter zu. "Und wie gesagt: Halte dich von den Treppen fern."
Seufzend begab Kamillus sich wieder an den Aufstieg.
Es war halb acht.

Im Bereitschaftsraum traf Kanndra sowohl den jetzigen Kommandeur, Aragast Breguyar als auch Valdimier VanVarwald an, da soeben der Wachwechsel stattfand.
Die beiden Parteien der Wächter, eine Hälfte übernächtigt und mies gelaunt, die Andere... nun... wach und mies gelaunt, standen herum, hielten ein Schwätzchen und versuchten die Heimkehr resp. den Wachbeginn noch hinauszuschieben.
Bregs und Val standen leicht abseits und unterhielten sich gerade über die vergangene Nacht, als Kanndra hereinkam. Einige Wächter, darunter auch Val, salutierten beiläufig, als sie den Raum betrat und Kanndra erwiderte den Gruß lässig. Valdimier wandte sich wieder an den Kommandeur. Offensichtlich sprachen sie gerade über die Explosion am Morgen. Der Bericht den Kanndra und
"... befand sich ein gewaltiger Rußfleck an der Stelle, wo die Bombe vermutlich hochgegangen ist.", sagte Val gerade. "Es wird Tage dauern um den wegzukriegen." meinte er abschätzend.
Bregs nickte. "Trotzdem würde mich das Motiv interessieren." sagte er. "Niemand legt einfach so ein paar Beutel Pulver Nummer Eins vor ein Wachhaus, zündet eine Lunte und verschwindet dann wieder. Da gibt es zu viele Ungereimtheiten."
"Die Sache stinkt", konstatierte auch Kanndra. "Morgen Bregs, morgen Val." fügte sie hinzu.
"Was hat die Analyse der Schmauchspuren ergeben?", fragte Bregs.
Valdimier verzog das Gesicht. "Tyros y Graco arbeitet daran aber er kommt nicht damit zurande. Er ist schon seit über einer Stunde mit den beiden neuen Gefreiten im Labor und versucht etwas über den Sprengstoff herauszufinden. Es scheint aber als wäre das um einiges schwerer als gedacht."
Kanndra schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie Tyros im Labor herumsprang und versuchte, beide Gefreiten auf einmal im Auge zu behalten. Besonders Norti musste ihn auf die Palme bringen. Bregs sah Kanndra an.
"Wie macht sich dein Auszubildender eigentlich?", fragte er sie.
Ehe Kanndra etwas erwidern konnte ertönte lautes Gepolter von draußen.
"Warum fragst du ihn nicht selbst?" entgegnete sie schmunzelnd. "Ich wette, da kommt er gerade."
Kaum hatte sie es ausgesprochen als auch schon Stimmen laut wurden. EINE Stimme, um genau zu sein.
"Was zum...! Holla! Tschuldigung! Vorsicht, VORSICH...!!!
Der letzte Teil des Satzes ging in einem lauten Poltern unter und durch die offene Tür hereingesaust kam Kamillus Schimmlersohn, wie eine bärtige Kanonenkugel.
Er kollidierte mit der Wand gegenüber, klatschte wie ein Sack Butter dagegen.
Alle Anwesenden verzogen das Gesicht, dann wurde ihm grinsend aufgeholfen.
"Was hast du mit dem Jungen vor?", raunte Bregs schmunzelnd zu Kanndra.
"Nichts", erwiderte diese ungerührt, ebenfalls leise. "Ich bereite ihn nur optimal auf den Alltag als Späher vor."
Sie hatte Anstand genug, bei diesen Worten zu grinsen.
Bregs und Val runzelten amüsiert die Stirn.
Bregs setzte zu einer Bemerkung an, verkniff sie sich aber, als Kamillus, noch wacklig auf den Beinen neben Kanndra zu stehen kam.
Er salutierte zackig als er Bregs und Val bemerkte. Das "Schimmlersohn-Salutieren", war in der Wache bereits zum Kult avanciert und war eine ziemlich beeindruckende Erscheinung. Es genügt dabei nicht, die Hand nur schnell zum Kopf zu stoßen und wenn möglich an den Helm knallen zu lassen. Sie muss dabei eine Reihe absurder Bewegungen absolvieren. Als Faustregel gilt: Die Hand bewege sich etwa so, als habe man sie erst in Sirup getaucht, dann in ein Wespennest gesteckt und die Masse dann in Brand gesetzt. Das "Schimmlersohn-Salutieren" ist das was passiert, wenn man dann versucht die Wespen mit einem Schlag an der eigenen Stirn zu Tode zu quetschen. Es sieht nicht nur sehr schwierig aus sondern zudem auch sehr schmerzhaft.
"Guten Morgen, Sör!"
Val zog gekonnt eine Augenbraue hoch, erwiderte den Gruß jedoch, ebenso wie die anderen Beiden.
"Morgen Kami", sagte Bregs. Als Kamillus nach zehn Sekunden noch immer nicht den Arm gesenkt hatte, seufzte er und sagte: "Wir haben das doch schon öfters durchgekaut, oder? Hier wird nicht so salutiert wie bei G.R.U.N.D."
Beschämt senkte Kamillus den Arm und blickte betreten zu Boden.
"Ja, Sör."
"Gut. Das mir das nicht wieder vorkommt." sagte Bregs in gespieltem Ernst.
"Natürlich nicht, Sör!", erwiderte Kamillus, dem Ironie ein ähnlich fremdes Land war, wie Sarkasmus.
"Wie läuft deine Ausbildung, Gefreiter?", fragte Val, im Tonfall eines Onkels, der sich nach den schulischen Leistungen seines Lieblingsneffens erkundigt. "Nimmt Kanndra dich nicht zu hart ran?". Er prustete leise in ein Taschentuch.
"Ich trainiere hart, Sör." erwiderte Kamillus skeptisch. Galt Valdimier's röcheln ihm oder hatte der Vampir nur einen Nieser unterdrückt?
Bevor er weiterhin diesen Gedankengang verfolgen konnte kam ihm Kanndra zu Hilfe.
"Aprospos Training...", sagte sie schnell und warf Val einen rügenden Blick zu. "Wir müssen Los Kami. Die Arbeit ruft... und so."
Sie drängte den konfusen Rekruten zur Tür hinaus.
Zu Val's und Breg's Verteidigung sei gesagt, dass sie erst anfingen zu Prusten als die Beiden nicht mehr in Hörweite waren.


Während Kanndra und Kamillus das Wachhaus verließen, hatten im Büro des Alchemikexperten Andere ganz andere Probleme.
Eine dicke Rußschicht bedeckte die Wände, eine Menge Flaschen und Tiegel waren zerbrochen und Scherben bedeckten den Boden. Ausgelaufene Chemikalien bildeten stinkende und brodelnde Pfützen. Hie und da schwelte ein Feuerchen vor sich hin.
Tyros y Graco und Norti Rabenpelz standen, rußverschmiert Nase an Nase [9] in all dem durcheinander und waren damit beschäftigt, einander anzuschreien und den einen oder anderen Schwelbrand auf ihrer Kleidung zu ersticken.
Patrick Zartbitter eilte mit unglücklichem Gesichtsausdruck und einem Eimer Sand durch den Raum, bestrebt, den kleinen flackernden Feuern ein trockenes Ende zu setzen.
"Ich hab dir gesagt nicht so viel Weidenrinde!!", schrie Tyros gerade, sein Haar feuerrot vor angestautem Frust.
"Das hat immer krasse Konsequenzen zufolge!!" Norti blieb ihm keine Antwort schuldig.
"Ich hab die Weidenrinde nicht Mal angefasst!!"
"Ach?! Und wie erklärst du dir dann diese Entzündung?!"
"Keine Ahnung!"
"Jetzt hilf mir doch endlich jemand löschen verdammt!!" schaltete Patrick sich ein.
Tyros und Norti unterbrachen ihren Streit um Patrick zu helfen. Dann wandten sie sich, mit inzwischen abgekühltem Gemüt, wieder einander zu.
"Aber wenn du nicht für diese Stichflamme verantwortlich bist...", begann Tyros, wurde jedoch von Norti unterbrochen.
"Natürlich nicht! Ich arbeite schon länger als ein Menschenleben mit Sprengstoff zusammen!", entrüstete er sich.
"Schon gut! Also: Was genau ist dann hier passiert?"
"Könnte spontane Selbstentzündung gewesen sein."
"Bei der Menge an Sprengstoff?", zweifelte Tyros. "Unmöglich!"
"Unwahrscheinlich" , korrigierte Norti.
"Spontane Selbstentzündung ist mit Pulver Nummer Eins - und wir hatten uns darauf geeinigt, dass es sich bei dem Zeug ebendarum handelt - erst bei weniger als zwei Unzen möglich", hielt Tyros dagegen.
"Ich weiß", meinte Norti geistesabwesend. Sie schwiegen eine Weile.
"Aber was", meinte Norti schließlich, "wenn jemand eine Möglichkeit gefunden hat, die Reaktionstemperatur von Pulver Nummer Eins herabzusetzen?"
Auch Tyros dachte jetzt angestrengt nach. Der Streit war vergessen.
"Das wirft einen völlig neuen Aspekt auf die Tat", überlegte er. "Der Attentäter muss nicht anwesend gewesen sein, als die Bombe explodierte, sondern kann sie schon vor Stunden da platziert haben!"
"Das heißt", nahm Norti den Faden auf, "dass die Person, die Kami gesehen hat nicht der Attentäter gewesen sein muss."
Auch Patrick schaltete sich nun ein. "Er hat also einen bestimmten Stoff in das Pulver gemischt, die Beutel vor die Wache gelegt, wahrscheinlich Stunden vorher und ist dann seelenruhig nach Hause gefahren. Musste nur warten bis es warm genug war damit das Pulver explodiert."
"Er muss Alchimist sein oder etwas ähnliches, sonst hätte er weder den Stoff kreieren, noch die Bombe so bauen können, dass sie zur richtigen Zeit explodiert", meinte Norti nachdenklich. "Also doch ein Profi! Wie warm war es hier drin als das Pulver explodiert ist?"
"Keine Ahnung. So um die Sechzehn Grad, schätze ich."
"Das deckt sich mit der Temperatur, die allgemein um halb sechs am Pseudopolisplatz herrscht."
"Das heißt aber, dass die gesamte Aktion von langer Hand geplant war!", sagte Patrick.
"Das sind Bombenanschläge oft, Patti", meinte Tyros trocken.
"Nein. Was ich meine ist genau diese Aktion. Jemand der einen Stoff wie dieses Verzögerungspräparat entwickelt, könnte in der Hälfte der Zeit eine Bombe bauen, die das halbe Wachhaus in Schutt und Asche gelegt hätte! Wer immer, die Bombe gebaut hat, wollte genau diesen Effekt erzielen, fragt mich nicht warum."
Sie schwiegen wieder eine Weile.
"Ich schätze, der Kommandeur wird sich für unsere Erkenntnisse interessieren", meinte Tyros und verließ das Büro.
Patti und Norti blieben allein zurück. Einige Minuten verstrichen in denen keiner von beiden etwas sagte und Norti sich hin und wieder geistesabwesend einen Schluck aus dem Flachmann genehmigte, den er immer mit sich führte.
"Mir fällt da noch was ein!", sagte Patrick plötzlich. "Wenn die Aktion genauso geplant war... welche Rolle spielt dann Kamillus darin?"
"Hm?", fragte Norti.
"Na ja... der Attentäter muss gewusst haben, was auf dem Platz passieren wird. Und Kamillus geht immer denselben Weg zur Arbeit.
Man kann die Uhr nach ihm stellen. Es hätten andere Wächter da sein können aber nur er war verlässlicherweise dort. Könnte ja sein, dass ihn jemand eingeplant hat.", sagte Patrick. "Frag mich nicht, warum ich jetzt auf ihn komme", fügte er achselzuckend hinzu.
"Was bedeutet das nun wieder", fragte Norti mürrisch.
"Keine Ahnung", antwortete Patrick kopfschüttelnd. "Keine Ahnung."



"Da runter?!"
In Kamillus Gesicht zeichnete Entsetzen eine obskure Landkarte. Er starrte leicht zitternd auf das gähnende Loch vor ihm, das im Boden klaffte wie eine Wunde.
Kanndra war auf diese Reaktion vorbereitet gewesen aber dass sie so heftig ausfallen würde war ihr nicht bewusst gewesen.
Die Beiden standen in einem der abgelegeneren Teil des Hide Parks in den sich selten Spaziergänger verirrten, da er so hässlich war. Ein gelb-schwarzes Absperrband der Stadtwache um das Loch herum tat ein Übriges.
"Überhaupt... was ist das für ein Loch?", meinte Kamillus angeekelt.
"Hast du jemals von dem magischen Kriegen gehört, Gefreiter?", fragte sie.
Kamillus überlegte. "Damals haben sich einige Zauberer sehr schlecht benommen, oder?", fragte er, den Abscheu über das enge Loch fast vergessend.
Kanndra schnaubte durch die Nase. "Das ist noch sehr untertrieben! Sie haben ganze Landstriche in Schutt und Asche gelegt! Die Gebiete, die von magischen Entladungen getroffen wurden sind bis heute kontaminiert... du kannst dir das sicher denken. Auf jeden Fall fanden einige Bürger der Stadt es ratsam vorzusorgen, falls einer der alten Depp... der Bewahrer kosmischen Wissens es mit dem Zielen nicht so genau nähme und eine magische Entladung auf Ankh-Morpork niederginge.
Sie haben Schutzbunker gegen den magischen Einschlag gebaut. Vollkommen sinnlos und teuer aber nach damaligen Maßstäben war das für die oberen Zehntausend eine chice Sache. Nachdem der Krieg ganz plötzlich zu Ende ging sind die Bunker in der Landschaft stehengelassen worden und die Stadt hat sie übernommen und verwittern lassen."
Kamillus blickte sich um. Jetzt wo er sich darauf konzentrierte, konnte er kleine Erdhügel und Erhebungen ausmachen, hin und wieder auch Mal eine Granitkuppel, die grau zwischen den Grasnarben hervorschimmerte.
"Allerdings hat nie jemand einen Verwendungszweck für sie gefunden. Man hat sie mit Erde aufgefüllt und das so lange, bis sie in den Boden eingesunken sind. Einige sind eingestürzt aber verbunden geblieben sind sie alle, bis man irgendeinen Nutzen für sie findet. Bis dahin sind sie ein wundervolles Trainingsgelände für uns und speziell für dich. Man kann in ihnen schleichen und kriechen, sich verstecken, Nachtkampf üben... und sie alle sind unheimlich eng."
Diese letzte Bemerkung riss Kamillus aus der Lethargie, in die er bei Kanndras Vortrag verfallen war und trieb den kalten Schweiß wieder auf seine Stirn.
"Ist das wirklich notwendig, Mä'äm?", fragte er verzweifelt. Kanndras Blick sprach Bände.
Langsam näherte Kamillus sich der Öffnung, die ihm mehr und mehr wie ein klaffendes Maul vorkam.
"Du wirst da durchkriechen und mit etwas Glück treffen wir uns am Anderen Ende wieder." versuchte Kanndra den, inzwischen schweißnassen Gefreiten zu beruhigen.
"Es gibt ein anderes Ende?", fragte Kamillus in einem verzweifelten Anflug von Galgennhumor.
"Das ist die richtige Einstellung", meinte Kanndra unerbittlich.
Mit einem letzten gequälten Gesichtsausdruck und geschlossenen Augen veschwand Kamillus kopfüber unter Tage.


Der Tunnel war nicht so schrecklich, wie er ihn sich vorgestellt hatte.
Er war schrecklicher!
Er war so eng, dass er kaum gebückt darin stehen konnte, pechschwarz und unheimlich schmutzig.
Der Boden bestand aus gestampfter Erde, die Wände waren schlicht festgeklopfte Erde aus der sich beständig Krumen lösten. Ein stetiges Rieseln und Rutschen erfüllte den Tunnel.
Die Wände schienen bedrohlich näherzurücken. Kamillus ging ein paar Schritte und setzte sich zitternd in den Gang.
So verharrte er einige Minuten.
Als trotziger Zwerg und zwanghafter Klaustrophobe fühlte er den starken Drang, einfach wieder hinauszustürmen und Kanndra seine Dienstmarke vor die Füße zu werfen. Er holte tief Luft und versuchte, sich durch gleichmäßiges Atmen zu beruhigen.
Es gelang ihm nicht.
Er schloss die Augen und zog sich in sich selbst zurück. Er meinte leise Stimmen zu hören.
>Gib auf!< , sagten sie. >Du schaffst es nie!< >Lauf zurück nach Hause, kleiner Zwerg.<
Er stellte mit Schrecken fest, dass sie alle klangen wie sein Vater!
Die Stimme die nur belehrte. Kein Hass, kein Spott. Nur Verständnis für das Versagen seines Sohnes.
Kein Zorn nur Enttäuschung. Und kaltes berechnendes Kalkül.
Und Kamillus sah ein weiteres Mal das Gesicht seines Vaters vor sich auftauchen.
Er war bereit zu laufen, aufzustehen und aus dem Tunnel zu stürmen. Ein leises Wimmern entrang sich seiner Kehle.
Dann meldete sich ein tieferer Aspekt seines Selbst zu Wort. Seine Stimme klang stark. Ein Tenor im Chor der Zweifler.
>Lauf doch. Und was dann? Niemand würde dich aufnehmen, nicht wahr? Niemand! Also reiß dich endlich zusammen und lauf durch diese Geisterbahn! Für die Wache!
Für DICH!<
.
Kamillus kam plötzlich ein alter Ausspruch wieder ins Bewußtsein, den Rogi Feinstich gerne anwandte insbesondere ihre Tätigkeit bei G.R.U.N.D. betreffend:
Quis custodies ipsos custodes?
Wer bewacht die Wächter? >Ich weiß es.<, dachte er. >Der Polizist bewacht die Wächter[10]. Jeder echte Wächter hat einen im Kopf. Auch ich!<
Kamillus merkte an der Erde auf seinem Kopf, dass er aufrecht stand.
Eine Hand wischte die Tränen aus dem Bart.
Und so kroch Kamillus trotz der aufkommenden Panik in seinen Eingeweiden weiter in den Tunnel hinein.


Kanndra schlenderte über den Rasen des Hide-Parks.
>Eigentlich eine Schande, dass niemand draußen ist um dieses Wetter zu genießen.< dachte Sie. Und in der Tat: Es wehte eine leichte Brise, die Sonne schien nicht stark aber gleichmäßig und malte mit den vorüber ziehenden Wolken apart schattige Muster auf die Wiesenlandschaft. In diesem Licht hatte dieser Teil des Parks den Charme einer ursprünglichen Steppenlandschaft. Trotzdem befand sich niemand hier.
Kanndra ließ ihre Gedanken treiben, während sie durch das stoppelige, kniehohe Gras wanderte.
Ein wenig Zeit hatte sie noch. Sie pflückte geistesabwesend einen Grashalm und ließ ihn durch die Finger ihrer rechten Hand gleiten. Sie fühlte sich umfassend entspannt. Zumindest bis der Totschläger ihren Hinterkopf traf.
Ihr letzter Gedanke war: >Warum passiert sowas eigentlich immer nur Polizisten?<



Maulwürfe bewegen sich gerne in Tunneln fort.
Niemand scheint bis jetzt den Grund dafür herausgefunden zu haben und falls doch, ist er wahrscheinlich viel zu langweilig um zum Allgemeinwissen zu werden. Manche merken an, dass die Lieblingsspeise der Maulwürfe, Regenwürmer, sich dort aufhält aber sollte das wirklich schon alles sein?
Maulwürfe haben immer etwas sehr geheimnisvolles an sich und vor allem der telepathische Sto-Ebenen Maulwurf [11] wird auf der Scheibenwelt öfter mit dem Okkulten in Zusammenhang gebracht, als jegliche Andere Nagerart [12].
Die Besonderheit dieser Maulwurfsart steckt im Namen: Sie sind telephatisch begabt. Sie sind in der Lage, gedankliche Emissionen noch auf zehn Kilometer Entfernung zu spüren und auszusenden. Natürlich wurde niemand jemals dessen gewahr weil man selbst als intelligenter Mensch die Maulwurfsprache mit einem Tinnitus verwechseln kann und sie einfach ignoriert. Gedankenkontrolle ist einem Tele-Maulwurf nämlich absolut unmöglich.
Da bei ihnen trotzdem öfter eine starke magische Strahlung gemessen wurde galt es unter Zauberern eine Zeit lang als chic, Mäntel mit Tele-Maulwurfsfell-Besatz zu tragen, was die beinahe vollkommene Ausrottung der, ohnehin kleinen, Population zufolge hatte.
Was tun diese kleinen Tiere nun also mit ihrer überschüssigen magischen Begabung?
Von einem ganz bestimmten Maulwurf wird der Leser es ganz bestimmt nicht erfahren, denn dieser, einer der Letzten der morporkianischen Population, wühlte sich gerade an der Stelle aus der Erde an der Kamillus Schimmlersohn die Füße gewollt heftig aufsetzte um, trotz geschlossener Augen, weitergehen zu können.
Denn Kamillus bewegte sich, im Gegensatz zu Maulwürfen, ungern in Tunneln fort.
Sogar höchst ungern.
Seit nunmehr über dreißig Minuten stapfte er, leise Flüche und Verwünschungen ausstoßend, durch den engen Gang, ständig irgendwo aneckend und Erde von Decke und Wänden schabend. An manchen Stellen war der Gang so eng geworden, dass er kriechen musste. Seine Zähne schlugen leise aufeinander.
Seit kurzer zeit, war der Weg eben, breiter und es rieselte keine Erde mehr von der Decke.
Gerade als Kamillus in seiner Panik darüber nachdenken wollte, was es damit auf sich hatte spürte er plötzlich einen schwachen Lufthauch auf dem Gesicht. Durch geschlossene Augenlider nahm er sanften Kerzenschein wahr, was ihn umso stärker verwirrte. Sein zwergischer Orientierungssinn, oft unterdrückt doch stets Präsent, sagte ihm, dass er kontinuierlich tiefer in den Boden gestiegen war. Vorsichtig wagte Kamillus die Augen zu öffnen... und erstarrte.
Er sah in einer riesigen Kaverne.
Nun... vielleicht nicht wirklich riesig jedoch imposant, vor allem wenn man bedachte, dass Ankh-Morporks Boden aus Schlamm, Dreck und Abfall bestand, der über die Jahrzehnte den Charakter von Sediment-Gestein angenommen hatte. Doch die Wände wirkten stabil. Sie bestanden aus Fels wie sich Kamillus mit einem kurzen Abtasten versicherte. Er warf einen Blick in die Kaverne.
In hunderten von Kandelabern und Lüstern brannten tausende Kerzen, die ein flackerndes, nicht-irdisches Licht schufen. Das beeindruckendste in diesem Raum war jedoch die gewaltige Orgel, die in der Mitte thronte wie eine gewaltige Eiche mit unzähligen Verästelungen zwischen den Pfeifen. Schnitzereien, die Weinranken nachempfunden waren, gaben dem Instrument zusätzlich ein sehr organisches aussehen.
Kamillus sah sich fassungslos um. Der Raum erschien ihm so surreal wie in einem Traum.
>Ich muss träumen.< dachte er benommen. >Ich bin wahnsinnig geworden allein durch die gewaltige Belastung dieser Tunneleskapade. In Wirklichkeit sitze ich oben im Tunnel und kichere leise vor mich hin.< und >Würde ich so einen Kitsch halluzinieren?<
Langsam näherte er sich, wie im Traum der Orgel. Ein leises Tremolo aus einer der Orgelpfeifen ließ ihn zusammenfahren.
Die Musik schwoll an und begann den Raum zu füllen. Kamillus hatte schon früh den Glauben an Wunder und mystische Parallelwelten verloren und inzwischen legte sich auch seine Konfusion angesichts der schlichten Undenkbarkeit einer solchen Höhle unter der Stadt. Irgendein reicher Trottel hatte wohl Teile seines Privatbesitzes in ein Probezimmer umbauen lassen um nicht mehr von durch seine Fenster schlagenden Schuhe gestört zu werden. Trotzdem: Ein flaues Gefühl im Magen blieb.
"Wahrscheinlich trägt der Kerl sogar einen Opernmantel und eine Maske, beim Spielen." versuchte Kamillus sich leise Mut zu machen, während er in Richtung der Kanzel mit den Registern schlich.
"Nein." erklang da plötzlich eine Stimme von der Empore. Eine vertraute Stimme.
"Was den Mantel angeht, bist du im Irrtum." Die Musik verklang und der Organist, nur ein Gleisen in den Reflexionen der Kerzen, erhob sich und stieg eine Wendeltreppe hinab, die sich von der Kanzel durch das >Wurzelwerk< der Orgel wand.
Kamillus schüttelte sich im Horror. Die Welt wusch aus bis nur Grautöne übrig blieben. Er kannte diese Stimme. Hatte sie oft gehört.
"DU!", keuchte er mehr, als er schreien wollte.
"Ganz recht." Die Gestalt hatte den Fuß der Treppe jetzt erreicht und kam auf Kamillus zu. Sie war klein und offensichtlich ein Zwerg aber die Reflexionen auf ihrem Kettenhemd blendeten das Auge und verdeckten noch genaueres.
"Ab...aber..ab..!" Kamillus stotterte sprachlos.
"Schließ den Mund! Es ist ungehörig, so mit jemand Älterem zu sprechen."
Endlich trat der Organist schwungvoll in den Lichtkreis. Er war tatsächlich ein Zwerg, gewandet in ein prunkvolles Kettenhemd aus Stahl mit schimmernden Goldintarsien. Der gesamte Zwerg schimmerte und blitzte wie die helle Mittagssonne.
Die kantige, muskulöse Statur verriet den versierten Krieger ebenso wie die Axt auf seinem Rücken, die ihn um zwanzig Zentimeter überragte.
Die rechte Hälfte seines Gesichts wurde von einer schwarz polierten Maske aus Holz überzogen. Aus der anderen sah ein kleines Auge, mit beinahe greifbarer Überheblichkeit in oder besser auf die Welt. Die langen blonden Haare waren im Nacken zu einem Zopf geflochten, der gleichfarbige Bart in dem sich bereits graue Strähnen zeigten war in den Gürtel gesteckt.
Der Zwerg musterte den immer noch perplexen Kamillus.
"Du hast dich verändert, seid unserem... Abschied. Bist dünner geworden, drahtiger und mich würde nicht wundern wenn du einiges an Gewicht verloren hättest."
"Ja ich... lass das!", empörte sich Kamillus. "Was hast du nach all den Jahren hier zu suchen?! Du gehörst nicht hierher!"
Der Andere verzog angewidert das Gesicht.
"Da hast du recht. Dieses Loch ist nichts für mich... für keinen Zwerg, der etwas auf sich hält. Du hast die Traditionen verraten, die uns allen seit Ewigkeiten Sicherheit geben. Du hast gegen den Pfeiler getreten, der unseren Stollen stützt, quasi. Was mich zu meinem Anliegen trägt: Du musst zurückkommen. Sofort."
Kamillus erstarrte.
"Die Fußmatte vor meiner Tür... das warst du!!", stieß er hervor."Ich hätte es wissen müssen! Niemand kennt den Code außer du und die Familie."
Der Andere schüttelte müde den Kopf. Ein vielgehasster Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht.
"Du hast es nicht begriffen. Ich dachte in all den Jahren, die du auf... "Wanderschaft" verbracht hast wärst du etwas klüger geworden. Schau dich an! Du bist oberirdisch geworden. Deine Augen sind trübe im Licht. Diese minderwertigen Lebensformen haben dich fast schon zu einem der Ihren gemacht."
"Bitte erspar mir die Predigt!", sagte Kamillus kaltschnäuziger als er sich fühlte. "Du bist nicht hierher gekommen... mit Hilfe dieser Minderwertigen, wohlgemerkt!... um mir eine Standpauke wegen Sittenverfall zu halten, darauf wette Ich."
Der andere Zwerg ließ sich nicht beirren. Er begann herumzustolzieren, als könne er unmöglich stillstehen. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte oberlehrerhaft den Zeigefinger erhoben, wie Kamillus es so gern tat.
"Du missverstehst da etwas. Ich habe besseres zu tun als durch diese Kloake zu schleichen und deine Fußmatte zu beschmieren, Hinweise zu legen und so. Wozu gibt es Personal?" Kamillus Augen weiteten sich, als er mit untypischer Geistesgegenwart zwei und zwei zusammenzählte und fünf erhielt.
"Die Bombe!! Auf dem Pseudopolisplatz! Das warst auch du. Ich habe mich doch nicht getäuscht als ich Schriftzeichen an der Wand gesehen habe!"
Der Zwerg in der Rüstung zeigte jetzt das erste Mal Anzeichen von Ärger.
"Leider war die Schreibweise extrem unakkurat. Ernest wird sich später dafür verantworten müssen."
Kamillus erbleichte. Fassungslos sah er sein Gegenüber an.
"Du hast ihn nicht wirklich mitgebracht, oder?!"
Der Andere lächelte. "Doch. Er hat mich sogar inständig darum gebeten. Gebettelt hat er, dich wiedersehen zu dürfen nach so langer Zeit. Und er war bereit alles dafür zu tun. ALLES verstehst du?" Ein Glucksen sickerte aus dem linken Mundwinkel.
"Du Schwein!!", spie Kamillus ihm entgegen. "Du weißt doch, wie er ist!"
Die Gesichtszüge seines Gesprächspartners verhärteten sich.
"Vor allem weiß ich, was er ist: Eine unrentable Investition. Er ist ein Hammer aus Basalt. Schwer und hart wenn er auftrifft aber nach einigen Schlägen splittert er. Er kann auf gar keinen Fall tun, was du tun musst. Ich hätte ihn nie ausbilden lassen sollen, so wie du ausgebildet wurdest. Trotzdem... Scheusohn hat gute Arbeit geleistet. Er ist ein exzellentes Werkzeug."
Aber Kamillus hörte gar nicht mehr zu.
"Du wusstest, dass er mitkommt und du wusstest wie er reagieren würde und trotzdem hast du ihn mitgebracht...", sagte er tonlos. Seine rechte Hand griff an seinen Gürtel und zog ein Messer.
"Was willst du tun? Mich erstechen, wie einen Verbrecher ? Du könntest es nicht Mal vor deinem Kommandeur da oben verantworten. Wessen willst du mich anklagen?" Der Zwerg trat langsam näher. "Du hast nichts gegen mich in der Hand. Im wahrsten Sinne des Wortes! Alles, was dort oben passiert ist, ist Ernest anzukreiden. Du weißt das, ich weiß das. Du hast schon ganz richtig erkannt: Ich würde eher sterben, als dort oben auch nur eine Minute zu verbringen. Alles hat Ernest getan. Das einzige was du tun kannst ist hoffen, dass ich in den nächsten Stunden einen Brief schreibe, der einen Angestellten der Bank daran hindert, ein ganz bestimmtes Schließfach zu öffnen. An deinem bestürzten Gesichtsausdruck merke ich, dass du dir denken kannst, was es enthält und ich sage dir: Genau. Belastendes Material, das eindeutig auf Ernest hindeutet. Ein Anschlag auf die Wache bedeutet den Hanf-Fandango. Selbst deinem Kommandeur sind die Hände gebunden.
Aber... ich bin zu Kompromissen bereit. Jemand muss den Clan anführen wenn ich nicht mehr bin, was" , er tippte gegen das Holz seiner Maske, worauf ein leises matschendes Geräusch erklang, "schon bald der Fall sein kann.
Komm mit mir Kamillus." Er nahm das Messer aus einer kraftlosen Hand.
Kamillus bemerkte benommen, wie hinter ihm zwei ebenfalls maskierte und schwer gepanzerte Zwerge beinahe synchron erschienen. Zwei behandschuhte Hände senkten sich bleischwer auf seine Schultern.
Er fand nicht die Kraft sie abzuschütteln.
"Komm mit mir und dein Bruder wird leben." sagte der Anführer.
"Ich verabscheue dich, Vater."
"Ich weiß, mein Sohn."


Araghast Breguyar lehnte sich zurück.
"Also nochmal von vorne: Du möchtest mir erzählen, dass es sich bei der Bombe um einen Sprengsatz handelt, der für genau das konstruiert war was heute Morgen passiert ist? Den Brandfleck und alles Andere eingeschlossen? Das ist schwer zu glauben."
Bregs und Tyros saßen sich im Büro des Kommandeurs gegenüber und versuchten sich trotz der Papierstapel auf Bregs Schreibtisch, in die Augen zu sehen.
Tyros zuckte die Achseln.
"Es deutet alles darauf hin, Sör." sagte er.
"Hm..." Bregs stand auf und begann langsamen und gemessenen Schrittes im Raum umherzuschreiten. "Aber... Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Warum tut dieser ominöse Attentäter, wenn es überhaupt nur einer ist, genau das?" fragte er sich laut.
Tyros zuckte ein weiteres Mal die Achseln. "Keine Ahnung, Sör. Auf jeden Fall ist der Attentäter nicht die Person, die Kamillus gesehen hat..."
Bregs unterbrach ihn, indem er die Hand hob. "Zieh keine voreiligen Schlüsse. Das kann so sein, muss es aber nicht. Auf jeden Fall solltet ihr damit meine ich die A.E.s an dieser Sache dran bleiben. Versucht ob ihr noch mehr herausfinden könnt."
"Wir tun was wir können." Tyros verzog das Gesicht. "Aber ich sehe schwarz muss ich gestehen. Wir haben die Proben schon stundenlang untersucht und nur das rausgefunden, was ich dir gerade erzählt habe."
"Versucht trotzdem euer Möglichstes." sagte Bregs und entließ den Alchemikexperten mit einem Nicken.
Als Tyros gegangen war setzte Bregs sich an seinen Schreibtisch.
Seltsame Dinge gingen vor. Er würde, die Entwicklung im Auge behalten.
Dann begann er seufzend seinen Kampf mit dem Papier.

Kanndra erwachte.
Da sie Profi war hatte Erwachen einen besonderen Beigeschmack für sie.
Der leichte Kopfschmerz und die Benommenheit ließen auf einen geübten Attentäter schließen, hatte sie gelernt aber die Tatsache, dass sie trotz weit aufgerissener Augen nichts als Schwärze sah ließ sie frösteln.
Ein leises Rascheln ertönte in der Nähe und dann hörte sie gedämpfte Stimmen:
"Ich glaube sie ist wach."
"Bist du sicher?"
"Ja sie reißt die Augen so komisch auf. Sieht lustig aus! Siehst du das denn nicht?"
"Ich habe die Augen geschlossen! Und das solltest du auch!"
"Aber warum?!"

Die erste Stimme hatte, obwohl so tief dass jeder dicke italienische Sänger dafür gemordet hätte, einen...unreifen Unterton. Kanndra drängte sich das Bild eines Kindes auf, das zur Ruhe ermahnt wird.
"Man tut es einfach nicht, Ernest! Hör auf damit und mach gefälligst die Augen zu! Oder guck wenigstens weg!" Leises Gegrummel ließ darauf schließen, dass dem Befehl Folge geleistet wurde.
"Kamillus?!" Kanndra wollte aufspringen stieß sich jedoch so heftig den Kopf, dass sie sich gleich wieder hinsetzte. Sie sah noch immer nicht das Geringste. Langsam begann sie sich in Richtung der Stimmen zu tasten.
"Äh... ja Mä'äm?" Der Gefreite schien leicht besorgt, als erwarte er eine Strafe.
"Was machst DU denn hier?", fragte Kanndra wenig originell.
"Ähm..." Kamillus schien immer noch verlegen. "Das ist eine sehr lange Geschichte..." Seine Stimme war jetzt direkt vor Kanndra.
Soweit sie das in ihrer Blindheit beurteilen konnte befanden Sie, Kamillus und die ihr Unbekannte Person sich in einem recht niedrigen Gang unbestimmter Länge, wie in einer Katakombe. Er war gerade so hoch, dass sie darin knien konnte und so schmal, dass sie mit ausgestreckten Armen die Wände berühren konnte.
Sie streckte die Hand aus und tastete an der Wand entlang auf der Suche nach Halt, Kanten, Türknäufen oder wenigstens irgendwas.
"Hier wirst du nichts finden es ist ein zwergischer Gang." sagte Kamillus. "Sämtliche Spuren die bei der Bearbeitung entstanden sind, sind beseitigt worden. Äh... " er schnappte kurz hörbar nach Luft.
"Was ist los Gefreiter?" fragte Kanndra alarmiert.
"Ähm... bevor wir uns weiter unterhalten... könntest du vielleicht... also... ähm... du bist... deine Kleidung..." er brach ab.
Ein kurzes Abtasten bestätigte eine langgehegte Befürchtung. Eine hartnäckig geleugnete Tatsache schob sich nun vollends in den Vordergrund und wurde peinliche Gewissheit.
Kanndra gab sich Mühe, nicht zu schreien.
"Wo. Sind. Meine. Kleider?", fragte sie mühsam beherrscht. Sie spürte, wie ihr ein Bündel in die rechte Hand gedrückt wurde und einen raschen Luftzug der darauf schließen ließ, dass Kamillus sich umgedreht hatte.
"Sie haben dich so hier hereingebracht!" versicherte er hastig. "Man hat dich nach Waffen durchsucht genauso wie mich und Ernest. Dann haben sie deine restlichen Sachen in eine Ecke geworfen."
Kanndra zog sich schnell an.
Bis auf ihre Waffen und den Brustharnisch war wirklich noch alles da. Sogar die Dienstmarke spürte sie in der Tasche ihres Hemdes.
Kanndra spürte kalte Wut wie Säure in sich aufsteigen.
"Sie wussten sogar, dass ich Wächterin bin!" zischte sie. "Wahrscheinlich sogar WER ich bin! Und sie haben trotzdem gewagt, mich niederzuschlagen!" Die Dunkelheit, der Kopfschmerz, Alles war vergessen nur die Wut blieb. "Die stecken wir so tief ins Loch, dass sie nie wieder Gelegenheit zu ähnlichem haben, Gefreiter! Wir müssen hier raus! Am besten warten wir, bis jemand kommt und schlagen ihn nieder..."
Ein kurzes bitteres Lachen unterbrach sie.
"Tut mir Leid aber das kann ich nicht zulassen!" sagte Kamillus entschlossen. In seiner Stimme schwang eine Traurigkeit mit, wie es sie nur im tiefsten Winter geben kann.
Kanndra fror förmlich ein. "Was hast du gesagt!?", fragte sie fassungslos.
"Du hast mich verstanden!", sagte Kamillus aus dessen Stimme nun auch Trotz sprach. " Ich lasse nicht zu, dass du gehst!
Wenn... wenn wir fliehen bringen sie meinen Bruder um!" Den letzten Satz hatte er geflüstert.
Wie auf ein Stichwort erklang hinter ihm ein Geraschel und die tiefe Stimme der zweiten Person, die Kanndra schon wieder fast vergessen hatte fragte: "Darf ich jetzt wieder gucken Kami?"
"Ja das darfst du." sagte Kamillus matt.
Kanndra setzte sich schwer auf den Boden. Dabei fiel ihr etwas aus der Tasche. Es stellte sich als Kerzenstummel heraus. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie einen mit sich trug.
"Hast du Feuer, Gefreiter?" fragte sie mit belegter Stimme. Wortlos wurde ihr eine Schachtel Zündhölzer gereicht.
"Ernest geh bitte in den anderen Teil des Ganges." sagte Kamillus "Wir müssen hier etwas bereden." Der Angesprochene trollte sich leise maulend.
Kanndra gelang es endlich ein Streichholz zu entzünden.
Der Feuerschein war so grell, dass sie einen Moment das Gefühl hatte, wirklich zu erblinden. Als ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah sie sich um und erkannte, dass sie mit ihrer Vermutung Recht behalten hatte. Sie und Kamillus hockten sich in einem langen Tunnel gegenüber, der leicht katakombenhaft anmutete. Der Lichtschein ihrer Kerze viel auf Kamillus Gesicht und Kanndra erschrak. Der kahle Zwerg wirkte abgekämpft und müde nichts von seinem morgendlichen Enthusiasmus war mehr zu sehen. Er schien in tausend Schlachten geschlagen.
Kanndra hielt den Kerzenstummel wie einen Rettungsring im Sturm.
"Was ist das Problem, Kamillus?", fragte sie sanfter als sie sich fühlte. "Rede mit mir. Deinem Bruder kann sicher geholfen werden, wenn du nur mit mir..."
"Nein!" unterbrach sie Kamillus heftig. Sein Gesicht war eine Grimasse der Qual. "Du verstehst nicht! Die Bombe! Das war er..."
Kanndra unterbrach ihn. "Er hat die Bombe gelegt?", fragte sie schneidend.
Kamillus wand sich hin und her. Kanndra hatte von diesem Verhalten bis jetzt nur gelesen aber Kamillus verlieh ihm stofflich-peinliche Konsistenz.
"Du verstehst nicht! Er... er... Mein Bruder ist kein Mörder oder Attentäter! Er ist unschuldig."
"Ich verstehe. Du willst ihn schützen. Aber es ist nicht nötig sich hier aufzuspielen. Wenn dein Bruder wirklich unschuldig ist, dann hat er nichts zu befürchten..."
Kamillus stand auf. Entschlossenheit malte ein verschlungenes Muster auf sein jetzt hölzernes Gesicht.
"Ernest! Komm bitte mal her!" Lautes Schlurfen kündigte den anderen Zwerg an.
Und dann trat Ernest tapsig in den Lichtkreis... und Kanndras Blick fiel auf sein Gesicht.


"Das gefällt mir nicht."
Nortis Ausspruch kam sehr plötzlich. Er und Patrick Zartbitter saßen nebeneinander im Alchemiklabor und warteten darauf, dass ein Weiteres ihrer Experimente dem Ende entgegenblubberte. Tyros war für einen Moment vor die Tür gegangen um sich den Pseudopolisplatz noch mal genauer anzusehen.
"Was meinst du?", fragte Patti.
"Du hast vorhin gesagt Kamillus müsse eingeplant gewesen sein oder?" sagte Norti nachdenklich. "Ich denke, wir sollten mal nachsehen, was er so treibt und ihm unsere Ergebnisse mitteilen. Außerdem..." er senkte die Stimme verschwörerisch."... ist draußen ein wunderschöner Tag und ich hab absolut keine Lust, dieselben Tests nochmal durchzuführen nur damit der Kommandeur sich merken kann, was hier getan wird."
"Wir dürfen doch nicht einfach raus!" Patrick wirkte schockiert. "Überleg doch mal, was für nen Ärger wir kriegen, wenn rauskommt, dass wir unerlaubt das Labor verlassen haben!" Er wollte zurechtweisend klingen, doch es gelang ihm nicht. Es war ein schöner Tag...
"Ach ja?", erwiderte Norti. "Was, wenn er was weiß, was er heute Morgen vergessen hat in der Aufregung? Und wir gehen zu ihm, fragen ihn ein paar Dinge und >Zack!<: Es fällt ihm wieder ein, Verbrecher gefasst! Und dann überleg dir, wir bleiben einfach hier sitzen, rühren in unseren Tiegeln bis es >Wusch!< macht und in der Zwischenzeit sprengt der Attentäter ein, ein, ein Waisenhaus!"
"Du versuchst mich zu manipulieren!" sagte Patti vorwurfsvoll und merkte zu seinem Verdruß, dass es funktionierte. Norti breitete entwaffnend die Arme aus und lächelte.
"Nur eine halbe Stunde." sagte er. "Eine, höchstens. Komm schon, ehe jemand was merkt sind wir zurück. Bis zum Hide-Park ist es nicht weit. Er hat angedeutet dass es heute dorthin geht."
Patricks Selbstbeherrschung kämpfte einen erfolglosen Kampf gegen die Verlockungen eines Ausflugs...
"Aber höchstens eine Stunde." sagte er matt. Doch Norti war schon halb durch die Tür.


Im Tunnel war es ruhig, wie in einer Gruft.
>So muss sich der Tod anfühlen.< dachte Kanndra. >Nur noch Ruhe und dieses Gefühl, dass niemand je wieder sehen wird wo du liegst.<
Sie war zutiefst erschüttert gewesen über den Anblick des Gesichts, das sie angesehen hatte.
Die festen Wangen unter dem blonden Bart. Die gerunzelte Stirn mit den ängstlich erhobenen Brauen.
Und diese Augen... so klar und schuldlos, wie ein Frühlingsmorgen.
Es waren die Augen gewesen, die sie so schockiert hatten. Noch schrecklicher war, dass der Zwerg, der fast so groß war wie sie, sie mit einer solch offensichtlichen Furcht angesehen hatte.
Und dann hatte er eine Hand ausgestreckt und ihr ungelenk über die Wange gestreichelt.
In dem Moment hatte sie Kamillus verstanden.
Er sah auf Ernest mit demselben Ausdruck, der auf ihrem Gesicht erscheinen musste wenn sie Benjamin ansah.
"Er war schon immer so", sagte Kamillus leise. "Ich musste immer auf ihn aufpassen, schon als wir Kinder waren. Alle haben ihn verspottet. Sogar sein eigener Vater! Er hat sich für uns beide geschämt! Für mich, weil ich der Zweitgeborene war und für Ernest..." Kamillus brach ab.
Kanndra nickte verständnisvoll. "Er ist wie ein Kind!" sagte sie.
"Ja." Kamillus Stimme klang belegt. "Ernest hat es immer schwer gehabt. Er hat nie etwas tun können, wie die Anderen." Kamillus Blick verriet, dass der Zwerg in eine nicht allzu ferne Vergangenheit sah... und keinen Gefallen daran fand. "Ich war für ihn da als Mutter gestorben ist. Vater hat nicht verstanden, was ihn quälte! Ihn hat nie interessiert, was mit den Anderen geschah. Und doch hat Ernest Vater immer geliebt. Nicht genauso wie mich aber Liebe war es. Und er hat immer getan was Vater von ihm wollte. Schon als ich Kupferkopf verlassen habe wusste ich, dass ich nicht gehen konnte, gehen durfte! Aber ich bin trotzdem gegangen anstatt auf ihn aufzupassen. Und jetzt ist alles dahin. Vater hat Beweise hinterlegt, die jedermann finden kann, wenn er es nicht selbst verhindert. Ernest ist sein Druckmittel. Man wird ihn hängen wie einen Kriminellen wenn ich nicht mit Vater komme um den Clan zu führen. Er ist... sehr krank. Er sucht einen Nachfolger. Und um mich zu finden, hat er Ernest benutzt!" Kamilllus schrie jetzt. "Verstehst du, was ich sage?! Sein eigener Vater hat ihn benutzt wie ein...ein Werkzeug!"
Kanndra schauderte ob des diabolischen Plans. Sie verstand den Widerspruch, der in Kamillus stattfand.
Aber es ging nicht um den Zwerg oder?
Es ging ums Prinzip
"Wir können nicht hier sitzen bleiben", sagte sie ruhig. "Du bist Wächter Kamillus! Ich befehle dir dich zusammenzureißen! Irgendjemand muss ihn aufhalten und das sind wir. Sei kein solcher Feigling!"
Kamillus fror vollkommen ein. Eine lange Zeit hörte man nur das gleichmäßige Schnarchen Ernests, der trotz des Krachs eingeschlafen war.
"Ich kann nicht." sagte der kahle Zwerg schließlich.
"Du musst, Wächter!"
Mensch und Zwerg verharrten einen endlosen Moment Auge in Auge.
Dann stand Kamillus auf.
Seine Handkante erzeugte ein unnatürlich lautes Geräusch, als sie seine Stirn traf.


Norti Rabenpelz fühlte sich gut.
Er und Patrick streunten durch den Hide Park auf der Suche nach etwas Kanndra-förmigem. Der Park erstrahlte nun im Licht der Nachmittagssonne, das Gras sah aus, wie ein Meer aus goldenen Ähren in denen einzelne Hügel braune Inseln bildeten. Es war ein fantastischer Anblick, der zumindest zeitweise über die Hässlichkeit des Parks hinwegtäuschen konnte. Nasgal, der weiße Rabe kreiste durch die Luft auf der Suche nach Dingen, die zu langsam waren um vor ihm zu fliehen
"Dieser Tag wäre dir entgangen, wenn du weiter im Labor gehockt hättest, Patti!" sagte er fröhlich. Patrick Zartbitter, der neben ihm trottete war wesentlich bekümmerter um ihre Zukunft. Sie waren schon eine Weile unterwegs und hatten noch immer keine Anzeichen von Kamillus und Kanndra gefunden.
"Ich hätte mich niemals darauf einlassen sollen!" murmelte er halblaut vor sich hin.
"Jetzt mach dich mal locker." sagte Norti. "Seit wir losgegangen sind moserst du nur noch herum! Andauernd erzählst du, was alles schiefgehen könnte . Das ist eine Frage der Einstellung! Du denkst zu pessimistisch und mfgrbll!" Die letzten Worte wurden durch Patricks Hand erstickt, die sich um den Mund des Zwerges schloss. Patrick hatte einen schritt beiseite gemacht und stand nun hinter einem mittelgroßen Erdhügel. er zog den einäugigen Zwerg näher zu sich.
"Weißt du warum ich so gerne Pessimist bin?" fragte er halblaut. "Ich habe gern recht! Sieh mal zu dem Loch da hinten." Norti kam der Aufforderung nach. Er sah das Loch in das Kamillus verschwunden war, die gelb-schwarzen Absperrungsbänder kennzeichneten es noch immer als Territorium der Wache.
In nicht allzu großer Entfernung stand eine mittelgroße Kutsche, die in der urwüchsigen Landschaft vollkommen fehl am Platze wirkte.
Neben ihr standen zwei Zwerge in Rüstung, die sich halblaut unterhielten. Sie wirkten nicht wie Stadtzwerge, die zwar auch Rüstung trugen aber keine so aufwändig gearbeitete. Keine Rangabzeichen. Also eine Spezialeinheit? Der begriff 'Auftragskiller' schob sich in Nortis Bewusstsein unangenehm nach vorne. Außerdem gefiel ihm nicht, wie die Beiden dastanden.
Sie wirkten vollkommen selbstsicher. Er zog sich vorsichtig wieder zurück.
"Und?" fragte Patrick immer noch leise.
"Zwerge von außerhalb." konstatierte Norti. "Die sehen zu... stolz aus. Ankh-Morpork-Zwerge halten für gewöhnlich eher den Kopf unten... metaphorisch gesprochen!" fügte er an, als er die Zahnräder hinter Patricks Stirn anlaufen sah. "Du weißt, was ich meine! Das da sind Soldaten und zwar ziemlich gute. Mächtig teure Rüstung einheitlich gearbeitet aber nicht wirklich zum kämpfen gedacht... das sind Elite-Wächter oder sowas."
"Was machen die dann vor unserem Loch?" fragte Patrick. Auf dem unser lag dasselbe Vibrato, dass Leute bei Nachbarschaftsstreitigkeiten auf "unser Garten" legen. Es mochte klein und stinkig sein aber es gehörte garantiert nicht den Nachbarn.
"Weiß nicht." Norti zuckte die Achseln. "Aber wir sollten was tun. Die bewachen garantiert den Eingang und das bedeutet, dass Kanndra und Kami da unten in Schwierigkeiten sind... oder kommen sobald sie wieder rausklettern... was machst...?!"
Aber Patrick stürmte schon auf die beiden Zwerge zu, getrieben von Ehrgefühl und Streitsucht. Hier galt es Ankh-Morporks Territorium zu verteidigen.
Norti blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen.
Als er Patrick auf halbem Weg einholte, bemerkte er ein paar Dinge die dem dicken Gefreiten in seinem Adrenalinrausch nicht aufgefallen waren. Dazu zählten die großen Kriegs-Äxte, die die Loch-Bewacher auf den Rücken trugen. Dazu zählte auch ihre kräftige Statur und ihr athletischer Körperbau. Ein paar Nachteile sicherlich aber... er sah auch, dass die Beiden, nach zwergischen Maßstäben, noch ziemlich jung waren. Die Körperhaltung sprach Bände: Sie standen in der typischen Hab-Acht-Pose. Brust raus, Bauch rein, Kopf hoch, Füße schulterbreit, Blick nach vorne, Stirn gerunzelt... Es sah aus als hätten sie einen Krampf im Rücken. So so... zwei Neulinge im Soldatengewerbe.
Jeder altgediente Soldat, und Norti war einer der Altgedientesten, wußte wie man mit Frischlingen umzugehen hatte.
"Rührt euch!" sagte er mit fester Stimme und war froh in seinem Söldnerleben schon oft angeschnauzt worden zu sein. Eine ruhige autoritäre Stimme war manchmal doch was wert. Die beiden Zwerge gehorchten zögernd und Norti frohlockte innerlich.
"Mein Gott, was bringt man den Kindern bei heutzutage!" wandte er sich an Patrick, der verblüfft den Mund schloss den er eben für eine gewaltige Strafpredigt geöffnet hatte. "Seht euch an. Ihr wisst nicht mal wie man richtig wache steht!" Er seufzte theatralisch. Einer der beiden Zwerge erholte sich langsam wieder von seiner Überraschung.
"Was willst du und wer bist du?", fragte er zögerlich. Norti drehte sich ihm zu.
"Wer ich bin?!", schnauzte er. "Ich bin hier der verdammte Kerl, der dir beibringt, wie man nicht beim erstbesten Angriff den Hintern in Scheiben geschnitten bekommt! Also verhalt dich gefälligst, wie ein Soldat oder soll ich deine Mutti rufen?" Norti wußte, dass er dick auftrug aber der erschrockene Gesichtsausdruck seines Gegenüber zeigte, dass es funktionieren konnte. >Wenn ich gewusst hätte, was für einen Spaß das macht, wäre ich direkt Ausbilder geworden anstatt Fährtenleser!< dachte er. "Siehst du diesen Streifen? Siehst du ihn?! Der bedeutet, dass ich dein Vater, deine Mutter und deine Oma bin, wenn mir danach ist..."
Der Zwerg der bis jetzt noch nichts gesagt hatte fiel ihm ins Wort.
"Ich hab dich noch nie hier gesehen!", sagte er skeptisch. "Und die Uniformen kommen mir auch bekannt vor... ihr seid Wächter oder?" seine Stimme war jetzt feindselig genug. Er langte auf den Rücken um seine Axt zu ziehen. Norti spürte, wie sein Standpunkt anfing zu bröckeln. Ein kurzer Seitenblick zu Patrick, der mit weit aufgerissenen Augen dastand und dem Gespräch hilflos folgte, zeigte ihm, dass von dort keine Hilfe kommen würde. Die beiden Zwerge waren ihnen körperlich haushoch überlegen aber er hatte schon viel größere Gegner durch unfaires Spielen besiegt. Zu wenig Zeit um den 'Rabenschnabel' vom Rücken zu nehmen. Er erinnerte sich an einen Trick, den Kamillus auf der Straße gelernt und ihm gezeigt hatte. Wenn die beiden blöde genug waren...
"Äh... ja wir sind tatsächlich Mitglieder der Wache aber ich habe hier einen Passierschein, der besagt, dass wir durch können." Seine Hände suchten in den Taschen und fanden den erhofften Zettel.
Dieser wurde ihm aus der Hand gerissen. Die beiden beugten sich, wie Norti gehofft hatte, synchron darüber. Der Schlauere las die ersten Zeilen schnell. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er erkannte den Fehler, den sie begangen hatten zu spät.
Norti streckte blitzschnell beide Hände aus, packte die Zwerge im Genick und schlug sie mit den Köpfen zusammen. Sie gingen zu Boden wie zwei nasse Säcke.
Es war ein Trick, so stumpfsinnig, dass Norti sich fast schämte. Er wandte sich Patrick zu, der mit offenem Mund auf die Gefällten hinab sah.
"Glotz nicht, hilf mir!" sagte Norti und begann den Ersten hinter die Kutsche zu schleifen. Patrick folgte seinem Beispiel.
"Hätte nicht gedacht, dass das klappt", meinte Norti abschätzig als sie die Beiden von der Rüstung befreit und mit ihren Gürteln gefesselt hatten.
"ICH hätte nicht gedacht, das du sowas versuchst." meinte Patrick kopfschüttelnd. "Was stand überhaupt auf dem Zettel?"
"Berufsgeheimnis", erwiderte Norti mit einem Zwinkern. [13].
"Also gut! Wir müssen irgendwas tun. Kami und Kanndra sind in Gefahr."
Patrick nickte zustimmend.
"Ich zieh mir eine der Rüstungen an und geh da runter, du schaffst die Beiden in die Kutsche!" Patrick nickte wieder, diesmal dankbar.
"Lauf am besten sofort ins Wachhaus zurück und treib ein paar Leute auf, die uns helfen." Norti deutete mit dem Daumen in Richtung der friedlich schnarchenden Zwerge. "Da, wo die herkommen gibt's bestimmt noch mehr."
"Aber sollten wir nicht wirklich erst auf die Verstärkung warten?", fragte Patrick.
"Keine Zeit!" Norti schüttelte den Kopf. "In der Zwischenzeit kann werweißwas passieren!" Patrick blickte immer noch skeptisch drein.
"Du weißt nicht ob der Trick mit der Rüstung klappt..."
Der Zwerg grinste verschlagen. "Ja, das ist Teil des Plans! Sie werden nicht denken, dass ein Mitglied ihrer Einheit so schlampig aussieht wie ich. Pschükologie!" er tippte sich an die Schläfe. "Ich schau nur mal kurz, ob ich da unten was ausrichten kann. Wenn nicht bin ich sofort wieder draußen!"
Patrick nickte wiederwillig. "Na gut."
Norti begann sich anzuziehen. Als er die Rüstung trug, fühlte er sich schrecklich eingeengt.
Der Schmied hatte sie für einen Zwerg angefertigt, der etwa drei Viertel so dick war wie er und gut fünf Zentimeter kleiner. Aber mit etwas Mühe, würde der Schwindel halten.
Norti stieg in den Tunnel hinein.

Unten war es feucht, modrig und eng.
Der einäugige Zwerg orientierte sich kurz und ging einfach den Gang in eine Richtung entlang. Mit zwergischem Orientierungssinn marschierte er an jeder Kreuzung weiter und weiter, bis der Gang sich veränderte und das lose Erdreich der Wände sich in Stein verwandelte.
Norti blieb stehen und strich versonnen über die Wand.
Er hatte noch nie eine echte Zwergenmine von innen gesehen aber sein Instinkt sagte ihm, dass Stein nicht in Quadern wächst und seine tastende Hand erfühlte keine einzige größere Unebenheit. Die Steine sahen frisch behauen aus.
Jemand hatte hier vor nicht allzu langer Zeit gründliche Erneuerungsarbeiten durchgeführt. Norti wollte die Wand gerade einer weiteren Prüfung unterziehen, als er leise, gedämpfte Stimmen hörte:
"Du musst genau diese Stelle treffen, Ernest!"
"In Ordnung."
"Bist du dir sicher, Gefreiter? Diese Stelle sieht vollkommen aus, wie die Wand."
"Natürlich bin ich sicher! Das hier ist eine Mine, die nach Schimmlertradition gebaut wurde. Wir... Sie lassen immer ein Schlupfloch! Jetzt... Zuuuugleich!"
Ein leises Knirschen erklang... und dann schob sich ein Teil der Mauer auf Norti zu.
Er machte eine Hechtrolle, die eher eine Bauchlandung wurde und blieb einfach liegen, bis die Welt sich nicht mehr drehte. Hinter ihm schien Bewegung aufzukommen. Vor ihm Paradoxerweise auch. Als er die Augen wieder öffnete sahen sie auf zwei eisenbeschlagene Stiefel aus schwarzem Eisen. Sein Blick folgte den Beinen nach oben und fand die Nasenlöcher eines Zwerges... der von zwei weiteren Zwergen begleitet wurde. Sie trugen dieselbe Rüstung, die er den Zwergen an der Oberfläche abgenommen hatte.
Keiner von ihnen schien erfreut zu sein und zwar über etwas, dass sich direkt hinter ihm befand. Er riskierte es den Kopf zu drehen...
Und dort im Gang standen zwei ihm sehr vertraute Schemen.
Jetzt nur nicht auffallen. Die rolle musste zuende gespielt werden. Hastig brachte Norti sich in aufrechte Position, der Vorstellung folgend, dass ein Uniformierter im Pulk nicht auffällt.
"Äh... ergreift sie?" fragte er. Die Zwerge warfen ihm einen kühlen Blick zu.
"Du bist keiner von uns." sagte der Anführer bestimmt. Nortis Weltbild geriet kurz in Wanken.
"Doch bin ich wohl! Ich trage die Uniform, siehst du?", er klopfte sich auf den Brustharnisch, der geklungen hätte wenn Nortis Fülle darin Platz für einen Hohlraum gelassen hätte. Ein weiterer musternder Blick schloss sich an.
"Du bist keiner von uns!", wiederholte der Zwerg ein weiteres Mal. Norti schob sich schnell in Richtung von Kanndra und Kamillus, die das Ganze distanziert beobachtet hatten. Er überlegte vor Kanndra zu salutieren, verkniff es sich aber als sie ihn giftig ansah.
"Habe ich da eben, 'Ergreift sie!' gehört, Gefreiter?", fragte sie schnaubend.
"Eine Kriegslist Mä'äm!", beeilte der einäugige Zwerg sich zu versichern. "Ich hätte einen Weg gefunden, euch da wieder rauszuholen!"
Kanndra ließ es dabei bewenden. Sie wandte sich der Truppe vor ihnen zu, während Kamillus und Norti einander die Hände schüttelten und der kahlköpfige Zwerg Norti abwesend seinen Bruder vorstellte.
"Ihr habt das Recht euch jetzt sofort kampflos zu ergeben, gegenseitig zu fesseln und hier still liegen zu bleiben, bis wir wiederkommen und euch abholen!", rief sie. "Ansonsten kann ich für nichts garantieren... Ich kann auch für nichts garantieren, wenn ihr tut, was ich gesagt habe! Allein eure Anwesenheit hier verstößt gegen mehrere Regeln der Stadt Ankh-Morpork! Soviel zum offiziellen Teil. Das hier war kein guter Tag für mich und ich möchte jetzt eigentlich nur nach Hause. Aber ich habe nichts dagegen, vorher noch ein paar von Euch bluten zu sehen."
Es folgte eine kurze Pause in der der Anführer die Worte ins Zwergische übersetzte.
Gelächter schloss sich an.
"Und was passiert, wenn wir uns weigern?", kam die höhnische Antwort zurück. Kanndra schüttelte müde den Kopf.
"Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich hier hinzusetzen und Dinge geschehen zu lassen, die rein technisch gesehen unter den Begriff 'sparsamer Einsatz von Gewalt zur Wahrung des öffentlichen Friedens' fallen. Wir sind, mithilfe meines zauberhaften Assistenten hier," sie zeigte auf Kamillus, "an jeder eurer Patrouillen vorbeigeschlichen. Es macht mich fertig, dass ich euch nicht einfach eine verpassen kann. Aber er kann es, da bin ich sicher."
Diesen Moment wählte Kamillus um vorzutreten.
Er sah gegen die muskulösen Gestalten, der drei Zwerge noch kleiner aus, als üblich... aber...
Norti hatte einen Glanz in seinen Augen gesehen, der mehr war, als Müdigkeit. Sein Freund stand dort vorne, mit hängenden Schultern und leicht gesenktem Kopf und doch schien mehr von ihm da zu sein, als sein Auge ihm zeigte.
Eine Aura aus Stärke umfloss den Zwerg.
"Bitte tut, was der Fähnrich euch gesagt hat", bat Kamillus höflich. "Ich wäre sehr unglücklich, wenn jemand verletzt würde."
Ernest stupste Norti einen Finger in die Seite. "Er macht das immer, wenn er den Tanz macht!", wisperte er aufgeregt. "Er sagt ich soll es nicht angucken aber er macht es sehr schön." Ein glückliches Grinsen zierte sein Gesicht. "Immer ist er erst nett und dann... schau hin!" Der große Zwerg zeigte wieder nach vorn.
Der Anführer hatte jetzt seine Axt gezogen und baute sich vor Kamillus auf. Er grinste nicht überheblich, weil Zwerge das Töten nicht als lustig empfinden. Dieser blieb nur ruhig stehen und sah dem Gegner fest in die Augen.
>Er kann nicht wirklich gewinnen.< dachte Norti. >Der haut ihn in Stücke!< Norti sah kurz flehend zu Kanndra... und das war sein Fehler.
Als er wieder zurückblickte, ging der Anführer gerade zu Boden.
Wie durch ein Wunder hatte Kamillus nun die Axt seines Gegners in der Hand. Er legte sie bedächtig auf den Boden neben ihren Besitzer, wie ein Zauberkünstler, der nach einem gelungenen Trick seinen Zauberstab beiseite legt. Dann schenkte er den Anderen ein aufmunterndes Lächeln. Es betraf nur seinen Mund.
Die Situation schien etwas Gesprochenes zu erfordern.
"Er wird leben", sagte Kamillus.
Die Zwerge begannen wortlos, sich gegenseitig zu fesseln.

Kaum zwei Minuten später stapften die Wächter und der einzelne Zwerg durch einen weiteren Gang.
Kamillus führte die Gruppe zielstrebig. Sie sahen jetzt erstmals, dass die Zwerge ein ansehnliches Labyrinth aus dem Stein gegraben hatten. Ohne einen guten Führer, hätte die Gruppe sich wohl für einige Zeit verlaufen. Zeit, die Sie nicht hatten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Gefesselten entdeckt würden. Sie mussten schnell angreifen, während das Überraschungsmoment sie noch vorwärtstrieb. Und Kanndra gefiel es nicht, Kamillus in seiner derzeitigen Verfassung die Führung zu überlassen. Sie hielt ihn für befangen. Es ging hier immerhin um seinen Vater. Aber sie musste sich eingestehen, dass sie nicht wusste, in welche Richtung es ging. Ebensowenig wie Norti. Und Ernest war in dieser Hinsicht wohl auch nicht zu gebrauchen. Bis die Verstärkung kam, war es noch eine Weile hin, niemand wusste, wie lang die F.R.O.G.s brauchen würden und ob sie so problemlos an der Leibgarde des Clanoberhauptes vorbei kamen.
>Wenigstens scheint er keine Angst mehr vor engen Räumen zu haben.< dachte sie in einem Anflug von Galgenhumor.
Der Gang hatte sich soweit verbreitert, dass selbst Kanndra darin aufrecht stehen konnte. Sie ging nach vorne um mit Kamillus zu sprechen.
"Wir gehen schon eine ganze Weile durch die Gegend." Kamillus schwieg. "Was hast du vor Gefreiter? Du führst uns im Kreis! Ich habe mir die Wände der Stollen gut eingeprägt. Wir sind schon mehrmals an diesem Felsen da vorbeigekommen."
"Ja das tue Ich."
"Warum?"
"Weil ich nachdenken muss." sagte er ruhig. Kanndra sah ihn kühl an. Kamillus bemerkte den Blick und seufzte. "Hör zu Mä'äm: Er ist kein normaler Zwerg. Und er ist kein normaler Verrückter. Er ist der Kopf einer Familie von Verrückten Zwergen. Und er ist stärker als wir Alle. Ich will ihm nicht ohne Plan begegnen. Und ich will nicht, dass er etwas tut, was euch Dreien schaden könnte. Ich versuche gerade, mich darauf einzustimmen was passieren könnte. Und das kann ALLES sein!" Kanndra war sich des versteckten Tremolos in der Stimme des Zwerges bewußt.
Kamillus hatte Angst. Und er kämpfte mit seinen Gefühlen.
Sie kannte die Symptome.
"Ich meine...", sagte er. "Er hat eine Bombe gezündet um meine Aufmerksamkeit zu erregen! Er ist so größenwahnsinnig, dass das wahrscheinlich eine gute Idee in seinem Kopf war. Er denkt nicht mehr wie wir, wenn er das überhaupt je getan hat. Er hat nicht mal einen Namen. Er ist der Clan. In seinem Kopf. Und jetzt muss ich mich ihm stellen."
>Er hat nicht 'ihn verhaften' gesagt.< bemerkte Kanndra.
"Ich vertraue darauf, dass du einen Weg findest.", sagte sie.
Es klang gut.
>Und falls nicht?< fügte sie in der privaten Welt ihres Kopfes hinzu. >Wenn das nichts wird, dann sind wir alle in großen Schwierigkeiten... Ich habe einen Sohn!< Der Gedanke kam ihr jetzt zu Bewusstsein. Dann sah sie auf Kamillus, der verbissen voranmarschierte.
>Ich muss ihm wohl wirklich vertrauen. Was für ein Tag!<
In diesem Moment erreichten sie die Orgel-Halle.


Oben auf der Empore erwartete sie das Oberhaupt des Schimmlerclans. Kanndra hatte sich den Kopf einer im Untergrund operierenden Miliz immer etwas weniger... prunkvoll vorgestellt. Dieser Zwerg gleiste wie ein Diamant. Er hatte etwas surreales an sich, wie er da inmitten der Kerzen auf einer gewaltigen Orgel im Untergrund von Ankh-Morpork stand.
Kanndra fiel das erste Mal auf, wie verrückt Kamillus Vater wirklich sein musste. Er hatte den Zustand des Wahnsinns erreicht in dem kein Ansporn mehr gebraucht wurde, um ihn ausrasten zu lassen. Der Wahn war die Regel.
Als er die kleine Gruppe sah, wirkte er milde überrascht.
"Ich hatte euch früher erwartet!", sagte er tadelnd. Kanndra missfiel seine Stimme auf Anhieb. Sie konnte sich vorstellen, dass Kamillus sie immer noch hörte und zwar nachts in den Träumen aus denen man schreiend erwacht.
"Gekommen sind wir trotzdem", sagte Kamillus. "Und wir müssen etwas bereden."Er begann langsam auf die Empore zuzugehen. Sein Vater lächelte.
"Wie heroisch! Dieser Ausspruch sollte wohl draufgängerisch klingen, wie?" Kamillus hatte die Wendeltreppe jetzt erreicht. "Bitte komm nach oben. Verhafte mich wenn du möchtest. Es wird deinem Ehrgefühl gut tun, es wenigstens zu versuchen."
Sie standen sich nun Auge in Auge gegenüber.
>Er kann nicht wirklich versuchen, ihn zu verhaften!< dachte Kanndra. >Oder... ich hab ja gesehen, wie er kämpft...<
Fast eine Minute standen die beiden Zwerge reglos voreinander.
Dann beugte Kamillus langsam ein Knie.
"Ich werde mit dir kommen. Bitte lass meine Freunde gehen."
Das Gesicht des Anderen Zwerges zumindest der Teil, der nicht von Holz verdeckt wurde, fror ein und das Grinsen erlosch.
"Was meinst du damit?", giftete der Clanchef. "Du gibst auf? Einfach so?! Ohne Kampf!?"
"Ja das tue ich." Kamillus Stimme war fest. "Ich muss dich nicht bekämpfen. Du bist nicht wert, dass ich an dir verschwende was mein Meister mich gelehrt hat. Wichtig sind die Leute, die jetzt da unten stehen. Und wichtig ist Ernest. Du kannst ihn retten, ich weiß es. Wenn du es tust komme ich mit dir."
Der Zwerg erhob sich wieder. Stolz strahlte aus seinen Augen.
"Der Gerechtigkeit wird Genüge getan, wenn jetzt ein Zwerg sein Leben an dich verliert. Ich kann nicht verantworten, dass für mich weitere Freunde sterben oder verletzt werden." Mit kurzer Geste, warf er Kanndra seine Dienstmarke zu, die sie mit hölzernem Gesicht auffing. "Es war eine schöne Zeit Mä'äm. Mein Leben liegt nun vollkommen in deiner Hand." Er trat noch einen Schritt näher auf seinen Vater zu. "Scheusohn hat mich mehr gelehrt als nur kämpfen. Er hat mir gezeigt, wie man die Axt aus dem Herzen verbannt. 'Siegen durch Nachgeben' hieß sein Lehrsatz. Das hast du verpasst. Mein Herz kannst du nie brechen"
Sein Vater war blass vor Wut. "Das wird nichts mein Sohn! Ich werde deinen Geist brechen und dein Herz wird folgen! Dein Bruder wird ebenfalls sterben, sowie die Anderen!", blaffte er.
Ein leises Geräusch von klatschenden Händen unterbrach den Redefluss. Und dann trat Valdimier van Varwald aus den Schatten.
"Sehr nette Ansprache. Von euch Beiden. Wirklich sehr künstlerisch. Jetzt bitte die Hände hoch, Herr."
Auf einen kurzen Wink von ihm, strömten Wächter in die Halle und legten auf den Zwerg an. Dieser spannte die Muskeln. Er wusste, dass er nur eine Chance hatte, solange die Armbrustschützen noch Deckung suchten. Er brauchte eine Geisel. Er sprang in Richtung Kamilllus und...
Vals Schlag in den Nacken fällte ihn, wie eine Eiche.
Stille schloss sich an, als der Körper auf dem Boden aufschlug.
Kamillus stand daneben und sah mit entrücktem Gesichtsausdruck auf seine Faust, die er schon geballt hatte.
Sie hielt ein Messer.
Er ließ es fallen... und stürzte nach unten zu seinem Bruder. Ein perfekter Moment ergab sich.




Es sollte noch einmal ein Tag vergehen, bevor Kanndra und Kamillus sich allein wiedersahen.
Er saß müde und abgespannt im Aufenthaltsraum der F.R.O.G.s als sie eintrat. Es musste nichts gesagt werden. Also setzte sie sich stumm, die Hand um ihren Kaffeebecher geschlossen. Schließlich sprach der Zwerg. "Ernest wird doch überleben." Seine Stimme klang leise und bedächtig. "Seltsamerweise, hat er keine Vorladung in den Palast erhalten. Obwohl wir ihn verhaftet und den Bericht geschrieben haben."
Kanndra sagte nichts.
"Außerdem ist wohl bei einer Hausdurchsuchung aller Banken, kein belastendes Material gefunden worden..." Stille folgte. "Ernest wohnt jetzt bei Libelle und mir... es ist eng aber gemü..." Kamillus schluckte die Lüge gerade noch rechtzeitig. "Es ist eng."
Kanndra trank einen großen Schluck aus ihrem Kaffeebecher. Sie räusperte sich.
"Ich sehe deine Ausbildung als beendet an." sagte sie dann tonlos. "Wir arbeiten noch eine Weile zusammen, dann habe ich vor mich auf eine Stelle bei G.R.U.N.D. zu bewerben."
Jetzt war es an Kamillus zu schweigen.
"Für dich", sagte Kanndra mit einem Funkeln in den Augen, "beginnt jetzt der Ernest des Lebens."
Mit diesem lahmen Kalauer entließ sie den Zwerg in sein Späher-Dasein.
Und in das Leben.
[1] Hin und wieder nennen die Leute sie auch Mal "Verdammtes Drecksloch!!" oder ähnlich aber es läuft auf dasselbe hinaus

[2]  Der Leser kennt die Sorte: Kurzer Bart, Brille, ein Gesicht das sagt: "Erzählen Sie mir alles! Ich möchte ihnen helfen.", und ein Glitzern in den Augen das besagt, dass der Armleuchter bereits daran denkt was er in der nächsten Stunde seichter Konversation verdienen wird.

[3] Die, die für ihr Geld arbeiten.

[4]  eine umsichtig platzierte Trittleiter machte dies möglich

[5] In der Küche, jeder Frau gibt es mindestens einen Gegenstand mit Blümchenmuster. Man streitet sich noch ob es sich bei diesem Phänomen um einen Ausbruch der durch Emanzipation geknechteten DNS handelt oder um einen subtilen Versuch, Freunde und Ehemänner in den Wahnsinn zu treiben, wenn diese am Morgen eine Tasse Kaffee trinken wollen.

[6] Kamillus wusste es nicht aber diese Fußmatte war der Grund aus dem Schlumpi Wurzelbach ihn trotz häufiger Einladungen nicht oft besuchen kam. Sie weckte panische Angst in ihm, eine Tatsache, die irgendwie auf mysteriöse Art und Weise mit dem Tod seiner Mutter zusammenhing.

[7] hier zog Sie irritiert eine Augenbraue hoch

[7a] Seitdem er einmal den berüchtigten Kaputtschino probiert hatte, zog Kamillus es vor normalen Kaffee frisch zu trinken.

[9] Na ja... nicht wirklich Nase an Nase, wenn man den Größenunterschied bedenkt... eher Nase an Gürtel... aber ich glaube das Bild ist klar, oder?

[10] Und Rogi natürlich.

[11] Talpa Stoimus telepathea

[12] Schwarze Ratten einmal ausgenommen aber die haben ja nun wirklich sämtliche Vorteile auf ihrer Seite. Ich meine: Wer denkt bei Okkultismus an Grabklauen, kleine rosa Nasen und samtenen Pelz?

[13] Hätte man die Gedanken der beiden Zwerge hören können kurz bevor ihre Köpfe kollidierten, hätten sie etwa so ausgesehen: "Kerzentalg? Rabenfutter? Salpetersäure? Brot?!! Was zur...?!" *Bong!*

Zählt als Ausbildungsmission zum/zur Späher.



Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Mimosa

31.01.2009 15:02

Den Anfang fand ich etwas schleppend; ich habe drei Anläufe gebraucht. Aber ab der etwas unorthodoxen Späherausbildung hat mich die Geschichte gefesselt. Ich wusste doch immer, das Sadismus Voraussetzung für die höheren Dienstränge ist :D. Der Handlungsstrang und Spannungsbogen hat mir gut gefallen, auch die kleinen "Cliffhanger" zwischendrin. (Sie sah auf sein Gesicht und erstarrte- dann andere Szene und Auflösung erst später). Die Untergrundszenen waren sehr gut beschrieben, man konnte Kamillus' Dilemma gut nachvollziehen. Allerdings gab es ab der Mitte gehäuft Kommasetzungs- und Rechtschreibfehler. Die meisten setzen eher zu wenig Kommata, du eher zu viele ;). Insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen. Weiter so!

Von Braggasch Goldwart

31.01.2009 15:02

Episch!Für meinen Geschmack ein wenig zu episch, ich habs einfach lieber ein wenig kürzer. Dennoch hast du es geschafft, mich die gesamte Zeit an die Geschichte zu binden. Deine Beschreibungen sind herrlich, der Plot war Großartig. Leider schafft die sehr konfuse Zeichensetzung manchmal Verwirrung... und ich hatte den Eindruck, dass sich Selbstverherrlichung mit Selbstzerstörung abwechselte. Dennoch ein sehr gutes Stück arbeit, das nicht nur Kamillus Charakter, sondern auch gleich den von vielen anderen FROGs zeigt. Ich bin beeindruckt.

Von Ruppert ag LochMoloch

31.01.2009 15:02

Ich bin von dieser Geschichte hin- und hergerissen. Sie ist stellenweise sehr packend und wirklich gut geschrieben. An anderen Stellen wirkt sie hölzern und plätschert leise vor sich hin. Nur so ein paar Beispiele:Die Sache mit dem Aufwachen (ganz am Anfang) gibt nicht so viel her, dass ich sie seitenlang lesen möchte. Irgendwie ist das bei mir nicht so gut angekommen.Ausgesprochen witzig hingegen die Szene, in der Kami an der Wand hängt um zur Küche zu kommen und dabei Zartbitter total irritiertEs gibt einige ausgesprochen fesselnde Passagen, so etwa die Begegnung in der Kaverne unter dem Hide-Park, der ,nebenbei gesagt, nicht hässlich ist (naja, vielleicht die eine Ecke ausgenommen).Gegen Ende hin wird die Geschichte immer interessanter. Allerdings finde ich das schnelle Ende nicht so gut. Hier hätte ein wenig Ausklang gut getan.Rein formal:Es fehlt ein Teil eines Satzes bei dem Bericht über den Anschlag über den sich Bregs und Varwald unterhalten. Später im Stollen als Kanndra ihre Nacktheit bemerkt, ist ein Satz nicht gelöscht worden. Das lässt auf eine etwas nachlässige Endkontrolle schließen.Die Rechtschreibung ist meistens in Ordnung, allerdings die öfter mal falsche Groß- und Kleinschreibung irritiert etwas. Vielleicht eine besondere Schimmlerregelung? ;.)Alles in allem habe ich die Geschichte sehr gern gelesen. Sie wäre aber noch besser geworden, wenn Du sie noch ein- oder zweimal durchgelesen und an etlichen Stellen gestrafft hättest.

Von Sebulon, Sohn des Samax

31.01.2009 15:02

Hmm ... gute - und für mich: etwas zu lange - Ausbildungssingle. Für FROG vom Inhalt her hübsch passend.Es gibt Stellen, die sprühen vor Spannung; die waren toll.[Meine Güte, was für ein Kampfstil ... kann man, was den anbetrifft, bei dir in die Lehre gehen?]*verneigt sich*Gutes Gelingen bei Frog, Kamillus Schimmlersohn.

Von Valdimier van Varwald

31.01.2009 15:44

Hallo Kamillus,



also ich fand die Geschichte richtig gut. Sehr guter Spannungsaufbau, eien Ausbildungssingle, die sich nicht nur auf die Ausbildung bezieht, sehr guter Humor aber auch stellen, die bedrückend wirken. So müssen Geschichten sein und deswegen hat deine Geschichte in meinen Augen auch eine sehr viel höhere Bewertung verdient.



Gruß,



Valdimier

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung