Ehesünden

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von Lance-Korporal Lady Rattenklein (SUSI)
Online seit 01. 12. 2008
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Eine Hausfrau stirbt eines plötzlichen und unerklärlichen Todes. Nach und nach verspinnen sich die Fakten von parallelen Externa und Interna und Ratti wird unglücklicherweise um ihren heiß ersehnten freien Tag gebracht.

Dafür vergebene Note: 11

Die Kleidung und das triste Wetter ließen die Situation leicht erraten.
Graue Mäntel, grauer Regen, graue Erde, die in handlichen Portionen auf den neuen Eschenholzsarg klatschte. Dunkle Regenschirme sahen aus der Vogelperspektive aus, wie eine platte, große Brombeere, die auf wundersame Weise lebte.
Im Stadtteil Morpork, in der Nähe des Tempels der Geringen Götter, fand eine Beerdigung statt. Erschrocken verzerrte Gesichter zeugten von Trauer und Entsetzen über den Tod des geliebten Menschen, manche starrten ausdruckslos in die Gegend, andere weinten still. Das einzige weiße in dieser Gemeinde waren Taschentücher. Eigenartig. Es hatte sich wohl noch nie jemand Gedanken über Beerdigungs - Taschentücher gemacht. Das äußere Erscheinungsbild von passenden Accessoires war hier wohl nicht so wichtig. Zumindest nicht für solche die kein Geschäft wittern konnten. Aber darüber machte sich Botwo Lampenschirm lieber später Gedanken. Nun galt es zunächst, andächtig zu lauschen und in sich zu kehren...
Klatsch.
Klatsch.
Klopf, klopf.
Klatsch, klopf.
Der Trauergast, der gerade an der Reihe war, seine Worte zu sagen und den Erdklumpen fallen zu lassen, hielt inne und die vorherrschende Stille wurde zu einem ungläubigen Raunen. Zur Probe warf der Mann die Erde zielgenau in die Mitte des Sarges und beugte sich erwartungsvoll vor.
Ein leises Wimmern kam dort aus der Grube, nein, aus dem Sarg!
"Meine... Güte!"
Zwei drei Männer sprangen in den Schacht, um sich hektisch den Holzkasten vorzunehmen, einige Frauen kreischten, andere weinten nun noch mehr und der Priester betete was das Zeug hielt gegen eventuelle böse Mächte, oder für dieses Wunder, je nach dem.

*+++*


In Marienchen Rosas Wohnung duftete es. Ja, es duftete nach gebratenen Zwiebeln, Bratäpfeln gefüllt mit Marzipan, Rosinen und frischen Nüssen, nach den ätherischen Ölen von im Ofen brennenden Nadelhölzern. Es duftete nach Festbraten, Vanillekerzen, Pfefferkuchenmännchen, frisch gewaschener und gebügelter Bettwäsche und nach allem anderen, was einen an das gemütlichste Wohnzimmer der Welt erinnerte.
Ihr Mann saß in seinem blass grünen Ohrensessel, hatte vorgewärmte Pantoffeln an und lass die Times von gestern. Er dachte bei diesem olfaktorischen Genuss lächelnd daran, wie sehr er seine fleißige Frau liebte und ahnte nicht, dass die Gans im Ofen langsam verbannte, weil sein Marienchen tot umgefallen war, bevor sie sie herausholen konnte.
*+++*

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Breda Krulock linste über den Rand des Schuhkartons. Sie sah einen kleinen Hügel aus zerknüllten Decken. Darunter kam eine kleine Hand hervor, die kurz wedelte und dann schlaff auf die Decken fiel. Undeutlich hörte man ein Brummen, dann ein Schnaufen, oder war es eher ein Seufzen? Jedenfalls bewegte sich etwas und Lady Rattenkleins verwuschelter Schopf lugte hervor.
"Geburtstag? Du hast doch nen Knall..." murrte sie missmutig. Dazu kam ein zerknittertes Gesicht und schließlich ein Stück Oberkörper, der ein rosa Nachthemd erahnen ließ. Breda ließ nicht locker.
"Ich dachte mir, zur Feier des Tages besorgen wir dir endlich mal einen Kerl, hm? Wie wär es mit Frühschoppen?"
"Ach du meine Güte!" Rattenklein krabbelte umständlich aus dem Schuhkarton, sie stieg auf Bredas Schulter und ließ sich zu ihrer kleinen Nische mit dem Gnomen-Waschbecken tragen.
"Meinst du das hilft noch irgendetwas?" Sie nahm ihre Mini-Zahnbürste und begann mit der Morgentoilette.
"Naja, Bier hat uns noch nie geschadet, oder?" Die Vampirdame saß auf dem Bett und grinste.
"Du weift genau waf if meine!" knirschte die Wächterin zwischen Zahnpastaschaum und Bürste hervor.
"Ach, wäre doch witzig, ein bisschen Schäkern, hier ein Zwinkern, da ne nackte Schulter... Hey!" sie wich lachend einem nassen Schwamm aus, der hinter ihr an die Wand klatschte. "Ich geb einen aus, auf meine Lieblings-Zimmerkumpanin, den ewigen Stinkstiefel"[1]
Es klopfte.
"Ich ahne nichts Gutes." Murmelte Ratti und trocknete sich das Gesicht ab.
"Lance-Korporal? Bist du da... Äh wach?" kam es gedämpft von der Tür.
"Welchen meinst du?" Lady Rattenklein drehte sich verschmitzt zu Breda um und kniff belustigt die Augen zusammen.
Man hörte ein genervtes Seufzen und die Tür öffnete sich.
"Ich habe Arbeit, Lady." Sagte Laiza und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Ach ja, herzlichen Glückwunsch. Du bekommst einen anderen Tag frei. Ok?"
"Ach komm, kann das nicht jemand anderes machen? Wir wollten uns gerade genüsslich aus dem Leben schießen." Maulte die Gnomin.
"Du bist die einzige Laborantin bei SUSI, meine Liebe. Also komm, die Pathologie hat auch schon vorgearbeitet, vielleicht geht's ja schnell. Und guck nicht so, sonst zwingst du mich, dir Befehle zu geben." Damit war Laiza Harmonie auch schon verschwunden.
"Na toll." Sagten beide gleichzeitig.
Ratti sprang vom Waschtisch, zog ihrem Laborkittel an schürzte mürrisch die Lippen.
"Warte nicht mit dem Essen auf mich, Schatz." Witzelte sie freudlos und machte sich auf den Weg.

Im Labor
"Schöner Name, unschöner Tod." Stellte Ratti fest und machte sich an die Blutproben.
"Die gute Frau Rosa scheint starke Muskelkrämpfe gehabt zu haben und... Was noch?" Oberleutnant Pismire blätterte im Bericht der Gerichtsmediziner, "Ah ja, scheint wie ein Herzstillstand auszusehen, aber sie hat schon vorher nicht mehr geatmet. Es gab keine auffälligen Verfärbungen des Blutes oder des Mageninhalts. Allerdings haben wir ein paar angedaute Tabletten im Magen gefunden, und auch in der Wohnung sichergestellt. Vielleicht kannst du auch herausfinden, ob das die gleichen sind. Der Mann wird gerade befragt, er steht unter Schock. Scheint so, als ob er keine Ahnung hatte. Dennoch eigenartig, er sagt, sie war kerngesund, außer ab und zu mal Kopfschmerzen."
"Ja, ich sehe schon." Murmelte Ratti nachdenklich und drehte das Glas mit den sichergestellten Tabletten, "Die sehen aus, wie diese Dings. Na die aus den Flugblättern, diese neuen..."
"Schnappers AUA-ADE? Ja stimmt."
"Kann mir jemand welche besorgen? Also die Originalen?"
"Wieso? Du hast doch da welche."
"Es kann aber sein, dass es doch andere sind, die wir nicht kennen. Ich muss das ausschließen. Bitte, es wäre hilfreich." Ratti drehte sich wieder zu ihren verschiedenen, durcheinander stehenden Substanzen, die eher den Eindruck einer chemischen Wanderbaustelle machten schüttelte einige Reagenzgläser und brummelte vor sich hin.
Pismire verstand irgendetwas vonKneipe und morgens bis abends. Sie ließ die Laborantin alleine, um sich um die Tabletten zu kümmern.

Pausenraum
"Kaffee?"
"Kaffee."
"Du stehst seit neun Stunden im Labor. Ist alles in Ordnung?" Lance Korporal Krulock stellte ihrer Kollegin einen kleinen Becher hin und setzte sich dazu.
"Pff, naja. Warum bist du überhaupt hier? Du hast doch heute auch frei?" Ratti nahm den Becher in beide Hände und schnupperte genüsslich.
Breda zuckte mit den Schultern, "Naja, alleine macht ja feiern keinen Spaß. Und ich habe sowieso noch ein bisschen Schreibkram. Endberichte, sowas. Hey, wir holen das ganz groß nach, ja?"
"Sicher." Die Gnomin lächelte müde und blickte auf das Deckblatt der aktuellen Times, die auf ihrem Tisch lag. Breda hatte sie gerade gelesen, als Ratti in die Kantine kam.
"Was ist das denn? Toter wieder auferstanden. Ehefrau geschockt vor Glück!. Wie kann das denn sein?" Sie blätterte umständlich zur angegebenen Seite und überflog den Artikel.
Seine Frau weinte bitterlich vor Glück, als der totgeglaubte W. Pinkepank lebend aus seinem Sarg geborgen wurde. Er hatte sich während der Trauerzeremonie durch Klopfen bemerkbar gemacht.[...] Bleibende Schäden beschränken sich auf Lähmungen im Gesicht und im rechten Bein. Herr Pinkepank wird in großer Runde seinen zweiten Geburtstag feiern.

"Sachen gibt's." Sie trank aus und verabschiedete sich von ihrer Kollegin.

Labor
"Okay, also siehst du diese Sollbruchstelle hier?" Ratti hielt die Tablette in beiden Händen und streckte sie Pismire entgegen. "Diese Tablette kann man in zwei Hälften teilen. Das sind die von Schnapper, sie sehen wirklich haargenau so aus, wie die von Frau Rosa. Es sind sicherlich auch die gleichen. Aber eine Sache ist mir aufgefallen." Sie drehte sich um, um zum hundertsten Mal die Reagenzien zu schütteln und eines in das andere zu mischen. Pismire hatte sich inzwischen hingesetzt, Ratti war nämlich in ihrem Element.
"Die Proben, die ich trotz dieser Ähnlichkeit der Tabletten gemacht habe, ergebe etwas völlig unterschiedliches. Die Trägersubstanz und die Inhaltsstoffe gleichen sich, doch eine Substanz ist anders. Und zwar in den Pillen von Frau Rosa und natürlich auch in denen aus ihrem Magen. Ich habe die Tablette natürlich zermörsert, doch da konnte ich es ja nicht sehen." Sie lächelte und schüttelte ihren Kopf, "Man muss die kompletten Tabletten betrachten. Hier siehst du diese winzig kleinen blassblauen Partikel?"
Der betagte Oberleutnant beugte sich vor und blinzelte, erkennen konnte er zwar nichts, aber verließ sich da voll und ganz auf Rattis Augen, also nickte er schwach.
"Sie werden natürlich zu stark zerrieben und mit dem weißen restlichen Tablettenpulver beim mörsern vermengt. Nun muss ich nur noch herausfinden, was das für ein Zeug ist und ob es das Zeug ist, was Marienchen umgebracht hat. Und dann... Ja, dann müssen wir herausfinden, warum und wieso. Ihr könnt ja schon einmal anfangen hm?" Sie grinste und drehte sich wieder zu ihren Gläsern, Pipette und sonstigen Apparaturen und fing an zu summen.
"Klar, aber das meine Liebe, werde ich erst einmal delegieren. Ich habe nämlich Feierabend und das bedeutet Ruhe und Ziegenkäseplätzchen." Er stand lächeln auf und schritt gemächlich aus dem Labor.

*+++*


"Hör zu, ich habe heute meinen freien Tag, oh, oder sollte ich inzwischen Nacht sagen? Denn ich stehe seit verdammten vierzehn Stunden im verdammten Labor und versuche diesen verdammten Tablettenmist zu identifizieren. Und du tust grad so als ob ich rein gar nichts gemacht habe!" schrie Lady Rattenklein und knallte mit der Faust gegen den Stifthalter. "Mir reicht es mit diesen Arbeitsbedingungen! Ich habe schon so viele Lehrlinge in meinem Labor gehabt und wo sind die alle um mir zu helfen oder mich mal zu vertreten? Ich flippe gleich aus!!" ihre Stimme überschlug sich vor Zorn.
Laiza Harmonie sah die Laborgnomin an und war eigentlich der Meinung, dass ihr Gegenüber bereits ausgeflippt wäre. Sie versuchte ruhig aber bestimmt zu bleiben;
"Lance Korporal Rattenklein." Begann sie förmlich, "Ich weiß genau, was du dort im Labor tust und mir ist auch bewusst, dass du deinen freien Tag dafür opferst. Zunächst einmal, danke dafür. Meine Frage nach den Ergebnissen war weder böse noch drängelnd gemeint und wenn du noch nicht fertig bist, und ich bin mir sicher du arbeitest effizient und so schnell du kannst, dann muss ich eben bis morgen auf die Ergebnisse warten. Aber, Lance-Korporal, wenn du noch ein Mal in so einem Ton zu einem dir ranghöheren Wächter sprichst, wirst du unter Arrest gesetzt, ist das klar?" Sie sahen sich scharf an. Ratti presste ihre Lippen zusammen, schnaubte und sprang von Laizas Schreibtisch. Sie brodelte innerlich wie ein Vulkan.
Wutentbrannt stampfte sie zu ihrer Schlafstätte und legte sich ohne sich umzuziehen ins Bett. Breda war noch nicht da, wahrscheinlich feierte sie doch alleine oder hatte eben soviel Arbeit bekommen, wie sie selber.
Was war das nur für ein Zeug? Es kam der Lady bekannt vor, auch die Symptome, aber ihre technischen Möglichkeiten reichten nicht aus, um es sicher zu bestimmen. Lähmung, Atemstillstand, auf jeden Fall konnte das ein Anzeichen für ein starkes Nervengift sein. Okay, Nervengifte. Nein, da musste man anders herangehen. Auch Kaffee enthielt ein Nervengift wenn man so wollte. Also nochmal. Ein Gift. Ein Gift, was Muskeln lähmte und zu einem schleichenden oder plötzlichen Tod führen konnte. Ratti wusste ja nicht, ob Frau Rosa diese Tabletten, die offensichtlich mit diesem Gift versetzt waren, schon über einen längeren Zeitraum genommen hatte. Und ob sie die Tabletten wegen den Kopfschmerzen nahm, oder sie die Kopfschmerzen erst verursachten. Etwas Überraschendes, was die Laborantin bei ihrer Arbeit festgestellt hatte, war, dass die blauen Partikel kein Gift waren. Sie hatte sich geirrt, es war nicht nur eine Substanz, die von Schnappers Tabletten abwich, sondern zwei. Aber wie passte das zusammen? Hatte man Schnapper schon befragt? Und hatte der Ehemann von Frau Rosa etwas damit zu tun? Er saß in Untersuchungshaft und tat Ratti aus einem unerfindlichen Grund leid. Sie sah die Gitter verschwommen vor sich. Dahinter Herr Rosa kauernd in einer Ecke. Die Stangen schienen sich aufzulösen und der alte Mann schaute die Gnomin traurig an, er sagte etwas, was sie nicht verstand. Sie konnte ihn nicht hören, aber seine Lippen bewegten sich und immer eindringlicher, jetzt mit wilden Gesten untermalt sprach er zu ihr, schrie sie stumm an. Sprang auf, griff nach ihr und quetschte sie zusammen. Sie bekam keine Luft, fuchtelte mit den Armen und versuchte zu schreien, aber sie hatte genauso wenig Stimme wie er! Dann wurde sie an den Schultern gepackt, das ließ sie nur noch mehr Angst bekommen! "Nein!" schrie sie, "Nein, Hilfe!"
"Ratti! Wach auf, man!" Breda war es die über ihr hockte und sie verhältnismäßig sacht an den Schultern geschüttelt hatte. Die Gnomin blickte schwer atmend um sich und wurde sich dann bewusst wo sie war.
"Oh verdammt." Sagte sie und fiel mit dem Kopf aufs Kissen zurück. "Ich brauche was zu trinken." Stellte sie fest, griff unter ihr Kopfkissen, holte einen silbernen, schon leicht angelaufenen Flachmann heraus und nahm einen tiefen Zug.
"Besser? Du hast wohl schlecht geträumt, was? Oh, je das liegt an der Arbeit ich sage es dir." Die Vampirdame ließ ihre spitzen Eckzähne aufblitzen, als sie lachte. Sie machte sich daran ins Bett zu gehen und wollte gerade eine gute Nacht wünschen, als sie ihre Kollegin vom Schrank klettern sah.
"Was soll das? Es ist fünf Uhr morgens, du solltest noch etwas schlafen."
"Mir lässt das keine Ruhe Breda, ich muss ins Labor. Außerdem; Morgenstund hat Gold im Mund, oder wie war das?"

Labor 08:34 Uhr
Lady Rattenklein saß verwirrt auf der Tischkante und nuckelte an dem Griff eines Spatels.
"Bio-Schneckenkorn?" fragte Pismire.
"Ganz sicher, ich habe es glaube ich sechs Mal überprüft, das blaue Zeug ist definitiv Schneckenkorn in Bioqualität." Die Laborantin spitzte nachdenklich die Lippen
"Aber... Das ist doch nicht giftig, geschweige denn tödlich. Außer natürlich für die kleinen Schnecken. Aber für Menschen?"
"Das ist nur die eine Substanz, Pis. Bei der anderen bin ich noch am tüfteln. Es ist schwierig, da ich sie nur schwer extrahieren kann. Ich werde mir Hilfe holen müssen, aber nun habt ihr vielleicht noch einen Anhaltspunkt. Wo kommt das Schneckenkorn her?"
"Ich spreche gleich mit Laiza, das könnte eine Spur sein." Pismire klopfte zum Abschied auf die hölzerne Tischplatte und ging gemütlich wie eh und je.
Ratti hingegen packte ihre Aufzeichnungen, einige Reagenzien und die
Tabletten aus Familie Rosas Wohnung ein und machte sich auf den Weg zu einem alten Bekannten namens Professor Ätzeimer [2].
*+++*

"Und?"
"Er sagt mir Bescheid."
"Und das macht er umsonst?" Laiza sah Rattenklein ungläubig an.
"Er ist in Rente, es ist sein Hobby und er ist sehr gut. Laiza, wir sind nicht gut genug ausgestattet. Aber er, er hat zu seiner Erfahrung und seinem Equipment noch sehr gute weitere wertvolle Beziehungen nach außerhalb von Ankh Morpork. Ich werde jetzt zu ihm gehen."
"Na meinetwegen." Der Abteilungsleiterin war nicht sehr wohl bei der Sache. "Erzähle ihm aber nur das Nötigste, hörst du?"
"Wird gemacht, Chef." Ratti verzichtete darauf, noch anzumerken dass sie nicht erst seit gestern in der Wache war und machte sich auf den Weg.
Gleichzeitig sprang die Tür zum Büro auf und Oberfeldwebel Sillybos kam herein.
"Guten Tag, Lady." Grüßte er freundlich und "Und auf Wiedersehen." Floskelte Ratti.
"Was gibt es?" Laiza setzte sich an ihren Schreibtisch und holte die Fallakte Rosa heraus.
"Wir haben herausgefunden, wo man das Schneckenkorn beziehen kann, Feldwebel. Es gibt glücklicherweise nur zwei Läden in ganz Ankh Morpork, die es verkaufen. Es wird aus Genua bezogen, obwohl, und das habe ich nachgeprüft, es dafür keine Einfuhrgenehmigung gibt. Scheint irgendetwas mit Vetternwirtschaft zu tun zu haben. Aber das können wir auch später nachprüfen. Wenn Vetinari aus persönlichen Gründen mit da drin hängt, dann können wir..." Er sah, dass Laiza ernst die Augenbrauen hochzog. "Na ist ja auch egal. Jedenfalls, dadurch, dass es so selten ist, muss man es vorbestellen und" er fischte drei Zettel aus seiner Jackentasche, "voila, hier sind die Listen der Käufer der letzten sechs Monate." Grinste er.
"Gut!" freute sich Laiza, "Habt ihr sie schon durchgekämmt?"
"Wir sind dabei, die Käufer zu befragen, und auch Hausdurchsuchungen nach diesen AUA-Absorbierern durchzuführen. Aber eines ist sicher; Frau Rosa oder ihr Mann sind nicht auf der Liste."
"Hm, interessant." Murmelte die Abteilungsleiterin und nahm einen Schluck Tee, der inzwischen kalt war. Sie sah enttäuscht in die Tasse.
"Also, machen wir erst einmal so weiter. Ich gehe jetzt in die Kantine, falls sich irgendetwas ergibt. Sir." Sie salutierte, Sillybos tat es ihr gleich und wurde sanft aus dem Büro buchsiert.

Labor. Einen Tag später
"Tatro... was?" Laiza Harmonie hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt Rattis Ausführungen über Gifte und deren Extraktionsverfahren angehört und auch, was der Professor alles dazu zu sagen hatte. Tatsächlich konnte er in einem relativ neuen Verfahren herausfinden, dass das Gift von einem Tiefseefisch stammte. Sie wunderte sich über die Neuigkeit, dass dieser Fisch im Achatenen Reich sogar verspeist wurde, nur dass dieser Genuss auch häufig der letzte war, denn diese Substanz griff den Organismus in einer Weise an, dass dies zum sofortigen Tod führen konnte.
"Tetrodotoxin." Wiederholte ihre Kollegin. "Aber das ist ja relativ egal, wie das Zeug heißt, Fakt ist, es wird auch manchmal von korrupten Köchen aus diesen Fischen herausgenommen, extrahiert und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Frei verkäuflich ist es nirgends. Das heißt, wenn jemand dieses Gift kauft... "
"Dann hat er Übles damit vor." Schloss Laiza den Satz.
"Richtig." Nickte Ratti und setzte das Logische hinzu: "Derjenige, der das Schneckenkorn gekauft hat, hat auch Tetrodotoxin gekauft und es aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen zusammen den Tabletten beigemengt."
"Aus unerfindlichen Gründen?"
"Naja, Schneckenkorn und das Fischgift haben zusammen keinerlei Wirkung, es ist absurd, dass jemand die beiden Komponenten zusammenmischt, da sie sich weder aufheben noch verstärken. Es kommt mir eher wie ein Versehen vor, ehrlich gesagt."
"Gut, ich werde mal schauen, wie weit die Tatortwächter sind. Ich denke, meine Liebe, du kannst dir dann wenigstens den Rest des Tages frei nehmen." Lächelte Laiza. Aber Ratti schüttelte den Kopf.
"Ich werde mich noch mehr schlau machen, was genau das Gift auslöst und ob es noch bekannte Fälle dazu gibt. Das kann ja nicht schaden, vielleicht gibt uns das noch mehr Hinweise. Und wenn nicht, kommt das wenigstens ins Archiv."

*+++*

Archiv
Lady Rattenklein hustete, als sie die staubigen Akten versuchte, wieder an die richtige Stelle zurückzuschieben. Sie hatte jetzt vier Tage lang so viel gearbeitet, dass es eigentlich gegen ihre Prinzipien verstieß und ihr Körper schrie förmlich nach dem einen oder anderen Schlückchen. Aber sie kam auch in den Genuss eines Gefühls, was sich doch eher selten bei ihr aufdrängte: Stolz.
Oft hatte sie beim labortechnischen Lösen eines Falles das Gefühl, in der Sackgasse zu stecken, doch dann und wann und hie und da... Sie lächelte in sich hinein und ließ die letzten Tage noch einmal Revue passieren.

*+++*


Die Kleidung und das triste Wetter ließen die Situation leicht erraten.
Graue Mäntel, grauer Regen, graue Erde, die in handlichen Portionen auf den neuen Eschenholzsarg klatschte. Dunkle Regenschirme sahen aus der Vogelperspektive aus, wie eine platte, große Brombeere, die auf wundersame Weise lebte.
Im Stadtteil Morpork, in der Nähe des Tempels der Geringen Götter, fand eine Beerdigung statt. Erschrocken verzerrte Gesichter zeugten von Trauer und Entsetzen über den Tod des geliebten Menschen, manche starrten ausdruckslos in die Gegend, andere weinten still. Einer presste die Lippen zusammen um nicht laut auflachen zu müssen. Um nicht unwillkürlich die mit jeder Minute stärker werdende Vorfreude zu zeigen. Um nicht erwischt zu werden...


*+++*


Schweres Keuchen war im Korridor zu hören, als Lance-Korporal Rattenklein ihre müden Knochen im Dauersprint auf das Büro der Abteilungsleiterin zubewegte. Drei Meter noch, zwei, noch einer...
"Laiz...!" eine halben Meter noch von der Tür entfernt, wurde die selbige aufgerissen und die Trägheit der Körper tat ihr Übriges für einen saftigen Aufprall von Holzkopf auf Holztür.
Ratti lag niedergestreckt am Boden und hatte die Augen weit aufgerissen. In ihr Blickfeld kam das Gesicht Laizas, ihr Mund erschrocken bedeckt von ihrer Hand und beide stellten fest:
"Pinkepank. "

*+++*


"Sicherstellung der Tabletten, " Mit einem Klirren wurde nach und nach das Beweismaterial auf den Verhörtisch gelegt, "des Schneckenkorns." Klirr. "Hier des Mörsers, mit dem sie dummerweise sowohl als auch zerkleinerten." Sillybos kramte weiter in seinem Koffer. "Probestücke schwarzgefärbter Taschentücher... Ein Komplize, Frau Pinkepank? Doppelte Bereicherung, wie?" er lächelte mit einer Spur Triumph und machte in dieser Art weiter. Breda und Ratti schlossen den Verhörraum.
Nach einigen Schritten bemerkte Lady Rattenklein:
"Naja, Fall abgeschlossen, Patient lebt. Was nun noch?"
"Weswegen hat sie so etwas gemacht?" wollte Breda wissen.
"Nun," grinste die Gnomin, "du weißt ja, wie das ist mit den Kerlen. Hat man erst mal einen, ist das einzige, was einem nicht gehörige auf den Keks geht das eventuell vorkommende viele, viele Geld. Also wird geheiratet. Und dann werden Bücher gewälzt, aber nicht richtig gelesen. Dadurch können Fehler unterlaufen, die einen um das ersehnte Erbe bringen. Zum Beispiel so etwas, wie das ernste Hobby, sprich Schnecken zu töten, mit dem ernsten Vorhaben auf ungeschickte Weise zu verbinden. Nun, blöderweise wird bei ihr auch noch das Delikt fahrlässiger Tötung dazukommen. Sillybos hat herausgefunden, dass sie die restlichen manipulierten Tabletten Schnapper wieder zurückgegeben hat. Frau Rosa und ihr Mann sind unschuldig in diese ungewollte Falle getappt, indem sie bei Schnapper dieselben Tabletten erwarben... " sie schwieg für einen Augenblick. "Leider kein Kavaliersdelikt, obwohl das bei den Charakteristika einer Ehemänner so sein müsste. Vielleicht auch bei diesem... "
"Spekulation. Er ist das Opfer und dabei bleibt es meistens auch. Und wenn, dann hätte er mit der Lähmung seine Strafe. Aber weißt du, dass sind Gedanken, die nicht in den Feierabend gehören." Breda drehte die Augen zur Seite in Richtung Schulter, wo ihre kleine Kollegin saß.
"Stimmt." Antwortete diese, "Den Feierabend kann man sich dafür aufheben, diesem Botwo Lampenschirm seine Taschentücher abzukaufen, habe gehört Frau Pinkepank und er seien groß ins Geschäft gekommen. Es gibt sogar welche mit Spitze... "
"Ach, tatsächlich? Auch in rosa?"
So schlenderten sie beide schnatternd den Flur entlang, aus dem Wachhaus heraus in die nächste Kneipe und waren für lange Zeit nicht mehr gesehen.
[1]  Ratti wohnt bei Breda neuerdings auf dem Kleiderschrank. Ich bin mir jetzt nicht sicher ob die Geschichte schon draußen ist, wo Ratti umzieht. Wenn nicht, dann kommt das noch...als Rückblick so zu sagen :-)

[2] Ein alter Freund von Ratti. Nachzulesen in Gnomen-Attacke

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Pismire

01.01.2009 12:27

Sauber und ordentlich geschriebener, netter kleiner Fall nebst Auflösung; auch die Pokalworte gut eingefügt

Von Ophelia Ziegenberger

01.01.2009 12:27

Besonders der Beginn war durchgängig gut beschrieben, die Atmosphären waren stimmig. Ab Mitte der Geschichte dann schlichen sich allerdings vermehrt (Rechtschreib-) Fehler ein, die den Lesefluss störten, um nur ein Beispiel zu nennen, die weibliche Benennung Pismires. Später war das wieder korrekt, so dass dadurch klar wurde, dass es sich zuvor nur um einen Flüchtigkeitsfehler handelte. Aber es gab auch mitten im Satz Zeilenumbrüche etc. Zusammen mit den zum Ende hin eher schludrig geschriebenen Szenen, und den deutlich unterschiedlichen Längen von Einleitung und Schluss ergab sich der typische Pokey-Eindruck, es hätte zum Ende hin an Zeit oder Lust gefehlt. Die Single war schön zu lesen, um das Bild von Ratti und Breda und deren Freundschaft zu vertiefen. Sie war aber abteilungstechnisch ein bissel mager, so dass ich sie nicht unbedingt als geeignet für eine Pokalmission ansehen würde.

Von Breda Krulock

01.01.2009 12:27

Ich habe mich sehr gefreut, mal wieder was von dir zu lesen und ich habe mich koestlich amuesiert. Auch wenn ich in vielen Szenen nicht unbedingt Ratti und Breda gesehen habe, sondern eher Anna und Steffie ;) Hat mir aber jut gefallen *g*Zur Geschichte: mir hat der Fall und deine Herangehensweise sehr gut gefallen, deine Abteilung kam auch vor und die Pokeywoerter waren in der Story mit untergebracht. Gibts nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt war das Ende. Da konnte ich beim ersten mal lesen nicht ganz nachvollziehen, warum weshalb wieso... Finde da fehlten so ein zwei Gedankenspruenge die du ruhig noch haettest mit anbringen koennen.Und unsere Coop wird jetzt auch mal fertig gestellt, damit dein Domizil offiziell wird ;)

Von Braggasch Goldwart

01.01.2009 12:27

Der Anfang ist super! Leider kann ich mit allem, was nach dem ersten *+++* kommt, nichts anfangen. Obwohl ich nicht mal genau sagen könnte warum. Wahrscheinlich Geschmacksbedingt. Abgesehen davon versteh ich nicht so ganz, worum es genau geht - auch wenn mich Rattis Aussagen, was das Besaufen angeht, hoch erfreuen. ^^

Von Sebulon, Sohn des Samax

01.01.2009 12:27

Schön geschrieben (kleine Ungereimtheiten zum Ende hin). Schöner Schreibstil. - auch wenn ich mehr das Gefühl habe, eine CIS-Geschichte zu lesen, als eine der Scheibenwelt.

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