Manch einer kann die Vergangenheit vergessen, ein anderer nicht und er leidet ewig darunter.
Dafür vergebene Note: 11
Mein Dasein ist wie ein ewiges Leid. Ich erwache jeden neuen Tag, ohne dass ich weiß, wieso ich mir die Mühe dazu mache. Es ist schwer Menschen um sich herum zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren, wenn man weiß, dass einige von ihnen einem so weh taten, dass diese Wunde nie wieder verheilen wird, vielleicht nicht einmal richtig vernarben. Ich stehe hier, am Fenster meiner Wohnung und wenn ich hinaussehe packt mich die Melancholie und die Wunde reißt wieder auf.
Und ich kann nicht weg von hier, wo doch hier all jene sind, die mich so quälen. Was soll ich tun, wie kann ich meiner Seele etwas Ruhe geben, damit ich nicht an dem zerbreche, was geschehen ist?Der Körper fiel zurück in die Wanne. Aus der Wunde am Hals schoss das Blut, als wolle es schnellstmöglich den Körper hinter sich lassen. Das Wasser färbte sich rot. Schnell, so schnell wie das Leben aus dem Körper der Frau wich.
Es ist nicht so, als wolle ich keine Menschen mehr um mich haben, das hätte ich gerne aber ich kann ihnen nicht vertrauen. Sie haben mir doch so weh getan und sie haben einen Teil von mir, mein Innerstes getötet.
Es war, als bricht die Welt um dich zusammen, wenn plötzlich alle gegen dich sind und du nicht weißt warum. Alle von denen du glaubtest sie zu kennen, ihnen vertrauen zu können.
Wie du. Das ist der Grund, weshalb du hier liegst und blutest, weshalb du sterben wirst, denn ich bin nur dann frei, wenn ich mich von euch befreie.
Im Laufe dieses Martyriums wirst du zu einem Wesen, dass nur Leid kennt und nur noch Leid sieht in seinem Dasein. Wie kann ein Mensch so etwas aushalten, ohne daran zu zerbrechen. Nein, er kann es nicht, es zerstört ihn, es zerstört was ihn zum Menschen macht.Sie stach zu, drückte das Messer bis zu dessen Schaft in den Leib ihres Opfers. Sie fühlte das Blut des Fremden über ihre Hand laufen, doch sie fühlte keine Reue einen Unschuldigen getötet zu haben. Auch keine Freude, nur, dass es etwas war, dass getan werden musste.
Als sie die Frau tötete hatte sie Erleichterung gespürt. Erleichterung umspült von grenzenlosem Hass beim Anblick ihres Opfers. Sie gestand sich ein, dass sie das endende Leben mit einer gewissen Erregung beobachtet hatte.
Mit einem Ruck zog sie das Messer aus dem Leib des Toten, er sackte in sich zusammen und rollte die Treppe, bis zum nächsten Absatz hinab. Ihre blauen Augen zeigten keinerlei Gefühlsregung.
Wie ein Racheengel stand sie dort oben. Ihr schwarzes Haar fiel weich über ihre Schultern, das weiße Kleid schlang sich um ihren ausgemergelten Körper. Mit ihrer linken Hand umklammerte sie das Messer, das Blut troff an ihm herab auf ihre nackten Füße. Wie sie da stand, den Kopf gesenkt, fiel ein unheimlicher Schatten auf ihr Gesicht.
Sie schritt die Treppe hinab, über die verkrümmte Leiche des Mannes. Keine weitere Person kreuzte ihren Weg. Keine weitere Person musste sterben.
Und mit jedem Schritt, den ich mich von dir entferne, fühle ich mich leichter, besser, befreiter. Dieses Gefühl ist wie eine Bestätigung und gleichzeitige wie ein Befehl damit weiter zu machen. Alle, bis zum letzten aus dieser Welt zu entfernen, damit meine Wunde heilen kann.Mathilde ging, wie gewohnt, die Stufen zu ihrer und Antonias Wohnung hinauf. Es war ein Schock, als sie eine verkrümmte Leiche auf dem Treppenabsatz sah, etwas, was ihrer täglichen Routine völlig widersprach. Sie eilte hinauf, drehte den Mann um und erstarrte. Eine Stichwunde befand sich direkt dort, wo sein Herz sitzen musste. Sein Hemd war blutgetränkt, an ihren Fingern klebte sein Blut. Mathilde ließ ihn fallen und wich zurück. Sie musste handeln, irgendwie. Der Gedanke an die Wache schoss ihr durch den Kopf. Eine Brieftaube, ihre Brieftaube, das war die Lösung.
Sie rannte hinauf, durch die offene Wohnungstür. Sie registrierte diesen ungewöhnlichen Zustand nicht einmal.
Sie lief am Badezimmer vorbei, aus dem das Geräusch fließenden Wasser zu ihr drang, in die Küche, schrieb eine Notiz an die Wache und steckte sie der Wohnungseigenen Brieftaube an den Fuß.
Und nun musste sie es Antonia erzählen, Antonia liebte solche Geschichten und wie sehr würde sie es lieben Teil einer solchen zu sein!
Aufgeregt öffnete sie die Tür zum Badezimmer und prallte entsetzt zurück.
Antonia saß, mit nach oben verdrehten Augen und verzerrtem offenen Mund in der Wanne. Jemand hatte ihr die Kehle durchgeschnitten. Blut rann ihre Mundwinkel hinab. Der Körper war in die Wanne gesunken und das Blut hatte den Badeschaum und das Wasser rot gefärbt. Der Wasserhahn lief bereits geraume Zeit, denn Wasser war aus der Wanne herausgetreten, schwappte über den Boden und färbte die Kacheln blutrot.
Mathilde stand wie versteinert im Türrahmen, unfähig etwas zu tun.
Endlich, etliche Augenblicke später drang ein gepeinigter Schrei von ihren Lippen. Dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag. Der Mörder, er konnte noch in der Wohnung sein, er könnte auch sie wollen. Wie in Zeitlupe drehte sie sich um. Sie zitterte am ganzen Leib. Die Angst ums nackte Überleben, ließ sie vorerst das Szenario im Bad vergessen.
Was nur sollte sie tun? Es war zu gefährlich jetzt aus der Wohnung zu laufen, es war zu gefährlich die Wohnung zu durchsuchen, alles war zu gefährlich.
Sie ging einige Schritte rückwärts ins Bad hinein. Es patschte, als ihre Schuhe ins Wasser traten. Sie blickte an sich hinab auf einen roten Spiegel und ein angstverzerrtes Gesicht starrte ihr entgegen. Das Gemenge aus Blut und Wasser zog in ihr Kleid ein. Ihr schien es, als krieche etwas Böses langsam an ihr hoch. Sie wollte sich die Augen zuhalten, nichts mehr sehen müssen und aus diesem Alptraum erwachen aber als sie ihre Handflächen hob waren sie voll Blut. Die Welt um sie herum fing an sich zu drehen. Sie wurde ohnmächtig.
Solche Morde schockierten die Wächter immer wieder aufs neue, bestialisch und kaltblütig wie sie waren. Die Mitbewohnerin, die beide Leichen gefunden hatte stand unter Schock.
Zwei Psychologen kümmerten sich um sie, doch bisher hatte sie kein einzigstes Wort gesprochen.
Der Tatort war abgelichtet worden, SUSI sollte die Leichen überstellt bekommen. Alles lief routiniert. Selbst solche Morde durften nur im ersten Moment schockieren, alles andere hätte ihre Klärung unmöglich gemacht. Denn die Angst vor einem Mörder brachte auch die Angst ihn zu finden und ihm gegenüberstehen zu müssen hervor.
Der zweite Moment schwappte in Form lauten Gemurmels an die Ohren der Wächter. Gaffer hatten sich vor dem Haus versammelt. Todesfälle, Mordfälle insbesondere, waren aufregend
[1] und natürlich hoffte man so früh da zu sein, dass man noch einen Blick auf die Leichen werfen konnte.
In der Menge stand unscheinbar eine in weißes Leinen gehüllte Gestalt. Ihr schwarzes Haar rahmte das zum Fenster der Wohnung gewandte Gesicht, dass es wie eine Maske wirkte.
Das Werk wurde begonnen. Wunderbar begonnen! All die Menschen, wie sie hier standen und hinauf blickten, sie konnte es förmlich spüren, dass sie wussten, was sie getan hatte, dass sie einen solchen Tod verdiente und ja, ihr Auftauchen konnte nur bedeuten, dass sie verstanden und billigten. Eine Woge Zufriedenheit durchströmte sie. Wenn all das vorbei war, so war sie sich sicher, würden sie sie mit offenen Armen empfangen und ihr danken, dieses Übel aus ihrer Welt getilgt zu haben.
"Meine Güte, die machen aber einen Radau. Als wäre das ihr erster Mord." Jack blickte aus dem Fenster auf die Meute hinab.
Einen Arm auf die Schulter der geschockten Leichenfinderin gelegt warf ihm Frän einen genervten Blick zu.
"Wie schön, dass du als Psychologe in Ausbildung hier bist. Wenn du dich also mal um die Dame kümmern könntest." Ob das jetzt zu harsch war, schließlich war er ranghöher. Wobei, sie war die Psychologin. Aber ob ihr das allein das Recht gab so... genug! Jetzt hatte sie es gesagt und es gab weitaus wichtigere Dinge zu tun, als darüber nachzudenken.
Jack indes ließ sich nicht von Frän beirren und inspizierte weiter die Menge.
Eingewickelt in eine Decke aber noch immer am ganzen Leib zitternd und mit bebender Unterlippe saß die Frau neben Frän. Nicht einmal ihren Namen hatte sie gesagt, nicht den des Opfers, kein Schrei. Nichts! Nicht ein Laut außer dem andauernden Wimmern kam über ihre Lippen.
"Pass auf sie auf, ich frage nach, wie wir sie möglichst unauffällig aus dem Haus schaffen können."
Aber diese Hoffnung starb, als sie in den Flur trat.
"Keine Chance die Leichen aus dem Haus zu schaffen. Auf der Straße schieben und schubsen sich die Gaffer gegenseitig hin und her, da ist kein Durchkommen möglich. Und sie sind so aufgebracht, sie würden uns noch die Wagen hochklettern, nur um die Leichen zu sehen. Und mit den Wächtern unten an der Haustür wollte ich auch nicht tauschen." Der Wächter schilderte das mit einer Mischung aus Erstaunen und Ekel angesichts dieser Sensationsbegierde.
"Unglaublich. Wenigstens zeigt uns das, wie berechenbar diese Menschen sind. Als habe ich das nicht schon immer gewusst. Und wir müssen wohl oder übel eine Art Ablenkungsmanöver starten. Dafür hätte ich auch schon eine unschlagbar gute Idee. Die Leichen müssen einfach zur Obduktion, es könnten sich Spuren des Täters oder dieser vermeindlich Geschockten finden lassen, ja am Ende ist sie sogar die Täterin..." Charlie Holm zog an seiner Pfeife.
"Und diese, ähm, Geschockte muss aus dem Haus, denn ich zweifle daran, dass sie auch nur ein Wort sagen wird, solange sie hier ist. Sie scheint unglaublich geschockt zu sein." fügte Frän in diese kurze Pause ein.
Und diese Unterbrechung sollte sich rächen.
" Zunächst einmal: Ich habe mit meinen Ausführungen noch nicht geendet, Gefreite. Unglaublich geschockt, ja so sehe ich das auch. So unglaublich, dass es eigentlich gar nicht glaubwürdig ist. Aber nun gut, da es auch in deinem reinredenden Interesse liegt bestimmte Personen aus dem Haus zu schaffen, Gefreite, würde ich sagen, du übernimmst den Mob." verschränkte Arme und ein zufriedenes Grinsen begleiteten diese Anordnung, sein Plan war perfekt.
"Ich? Aber...ähm, wie, was soll ich denn..." damit hatte man die Vampirin definitiv überrascht.
"Ich denke dir fällt etwas passendes ein, schließlich bist du Psychologin, nicht. Aber ich gebe dir gerne ein paar Tipps, damit es auch wirklich funktioniert." damit und mit einigen Anweisungen, was sie zu sagen hatte (schließlich musste Charlie sicher gehen, dass sein Plan nicht von einer Gefreiten zunichtegemacht wurde) wurde sie sanft aber bestimmt aus der Wohnung geschoben.
"Sehr interessant wie sie sich da unten gegen das Haus drücken, findest du nicht auch. Sieh dir das mal an.", ein Wimmern drang vom Sofa im Raum, "Kein Problem wenn du das nicht willst. Ich meine ja nur, dass es durchaus interessant ist." setzte Jack seinen Monolog fort.
"Immernoch besser, als da auf dem Ding zu hocken und zu wimmern, das bringt schließlich niemandem was. Ja, der Schock sitzt tief. Aber ich könnte dir von Dingen erzählen, da würdest du aber gucken! Und im Endeffekt hilft dieses Wimmern weder dir noch deiner toten Mitbewohnerin." währenddessen sah er weiter zum Fenster hinaus.
Das Wimmern wurde leiser.
"Wer...wer...wer?" kam es schwach vom Sofa.
"Nun, ich hatte gehofft, du könntest uns helfen das herauszufinden." schmunzelte Jack, innerlich beweihräuchert von dem Gedanken den Mörder durch seine brillante psychologische Vorgehensweise zu finden.
Mathilde saß noch immer zitternd auf dem Stuhl. Es war unmöglich, dass Antonia tot war. Sie war doch immer so stark und so stolz gewesen.
Tränen liefen ihr über die Wangen, doch ihre Augen waren bereits so rot und angeschwollen, dass kaum noch Tränen fließen mochten.
Unterdessen hatte Frän vor sich hinmurmelnd die Haustür erreicht und tippte dem hintersten Wächter auf den Rücken.
"Dürfte ich, ich habe denen etwas zu sagen. Ihr könntet schon mal Stift und Papier bereitlegen und sorgt dafür, dass niemand sieht, was gleich an der Hintertür passiert." Und damit stand sie vor der Masse.
Irgendetwas Aufsehnergendes musste es sein, damit auch alle ihre Aufmerksamkeit auf sie fokussierten, wenigstens für einige Minuten.
Sie pfiff laut durch ihre Finger hüpfte dann auf und ab und winkte hektisch mit den Armen und tatsächlich horchte die erste Reihe auf.
"Guten Tag. Wenn sie bitte durchgeben würden, dass wir es schätzen, in welcher Masse sie zu uns gekommen sind um zu helfen. Wir nehmen jetzt ihre Aussagen entgegen. Nachbarn bitte zuerst und es wäre schön, wenn sie eine Reihe bilden. Meine Kollegen stehen ihnen natürlich auch zur Verfügung." Frän legte ein leichtes Lächeln auf (nicht, dass sie es gerne tat aber sie hatte den Anweisungen zu folgen).
Die ersten drehten sich zu ihren Hintermännern um. An einigen Stellen gab es bedauerndes Murmeln, einige verließen die Masse und wenige stellten sich tatsächlich in einer Reihe auf.
Unterdessen hatte man einen Wächter bis auf den Kopf in eine Decke eingewickelt und ihn aus der Hintertür getragen, um ihn dort auf einen Karren zu laden.
"So, ich bin mir sicher, sie wollen immer noch die Leiche sehen." Charlie wusste sein Plan würde gelingen.
"Ich hoffe es genügt ihnen den Wagen zu sehen und sie wollen sie nicht auch anfassen, das wäre mir äußerst unangenehm." Kam Huitztli Pochtlis Stimme aus dem Teppich.
"Still, Leichen reden nicht. Und ab mit ihm." Damit drehte sich Charlie um, den zweiten Teil des perfekten Plans auszuführen.
"Die transportieren die Leichen ab!" schrie es plötzlich aus einem der obersten Fenster und wie auf ein Kommando entstand ein ungeheures Durcheinander in der Masse bei dem diese Aussage mehrmals wiederholt wurde. Da sah man den Wagen in eine Seitenstraße abbiegen und nachdem mehrere Finger auf ihn zeigten setzte sich die Meute in Bewegung.
"Ha! Wolltet uns nur hier um die Leiche wegzubringen, ja, das würde euch so passen, wie! Na, nicht mit uns, sind wir blöd!" die Dame, die gerade vor Frän stand geiferte ihr entgegen und drehte sich behände um, der Masse hinterher. Frän starrte ihr ungläubig hinterher, so blöd konnten sie doch nicht wirklich sein.
"Pah! Als ginge es hier um die Leichen. Wir wollen doch einen Mord aufklären.", eine andere Dame, eine der wenigen noch vor Ort verweilenden Menschen, schob sich zu Frän vor, "Wer ist denn eigentlich gestorben, können es ja jetzt sagen." Ein zahnloses Grinsen blitzte ihr entgegen.
"Ich wusste dass es funktioniert, meine Methoden sind einfach unbestreitbar gut." Charlie ging mit selbstgefälliger Miene hinter Frän vorbei, den anderen nach, die die echten Leichen und Mathilde aus dem Haus schafften.
"Antonia. Sie war immer stark. Hat nie geweint, nie gezittert. Sie war kalt und brutal, ja das war sie. Sie war unerreichbar, wie eine Göttin. Vielleicht war sie ja sogar eine und sie kommt zurück.", ein hoffnungsvoller Blick (Jack schluckte seinen Kommentar hinunter), "Ja und schön war sie. Feurig schön und gefährlich schön. Ihr durfte man nicht hinterher pfeifen, das war unter ihrer Würde. Ja, dafür musste man büßen. Hat es denen dann immer gezeigt. Sie konnte über Leben und Tod richten und sie hat gerichtet.", ein erneutes Zittern durchlief ihren Körper und die Tränen kamen wieder, "Ich habe sie abgöttisch geliebt, ich war immer bei ihr und immer da. Sie war mein Idol. Ich tat alles für sie! Sie hat mich entlohnt, ich durfte sogar bei ihr wohnen, das durfte sonst niemand. Sie liebte mich für meine Untergebenheit, ich weiß es!"
Frän sah Mathilde durchdringend an.
Sie war so abhängig, so schwach. So von Gefühlen geleitet. In ihren Augen eine bemitleidenswerte Gestalt. Trotzdem machte es ihr Angst eine solche Person vor sich sitzen zu haben, denn dieser Mangel an eigenem Willen machte sie gleichzeitig unberechenbar.
Und dann schwieg sie wieder.
"Ich möchte nicht reden, wenn sie dabei ist, sie erinnert mich an jemanden, ich finde sie hat nicht das Recht etwas über Antonia zu erfahren." eiskalt sagte sie es. Und während sie es Jack sagte blickte sie zu Frän, als betrachte sie ein abartiges Ungeziefer.
Noch als Frän die Frau ungläubig ansah war Jack an sie herangetreten und hatte sie am Arm genommen.
"Kommen sie bitte mit, Gefreite. Sie haben die Dame gehört, sie möchte sie nicht dabei haben." Natürlich war es der Vampirin bewusst, dass sie gehen musste, wollte man die Aussage der Zeugin für die Ermittlung des Falls benutzen. Denn sie würde, die Meldung dieses Monsters war schließlich unüberhörbar, nicht vorhanden sein würde sie weiter im Raum bleiben. Allerdings fragte sich sie gerade, ob sie nun mehr auf diese ach so verängstigte Dame oder auf Jack sauer sein sollte, der sie, die ausgebildete Psychologin aus dem Raum beförderte. Oja, er beförderte sie hinaus! Nur weil er der Ranghöhere war....sie machte sich los um wenigstens in Würde abtreten zu können.
"Kann man es unter Psychologen so sehen, dass ich das Rennen gemacht habe? Deutet das daraufhin, dass meine Methode eine gute Methode ist?" wenn das nicht von sich selbst bis zum äußersten überzeugt war wusste Frän auch nicht.
"Das ist nicht, was in den Büchern steht!" stieß Frän hysterisch hervor und zu allem Überfluss standen ihr dabei auch noch Tränen in den Augen.
"Sag nicht, du heulst jetzt deswegen! Da geh ich doch lieber wieder zu der redseligen Dame da drinnen." gesagt getan und der Vorgesetzte stolzierte (die Vampirin war sich sicher, dass er stolzierte) in ihr Büro.
Sie fragte sich, womit sie das verdient hatte. Erst wurde sie von einer Verrückten als unwürdige Gesprächpartnerin abgestempelt und dann aus ihrem eigenen Büro vertrieben von einem Psychologen, der gerade mal am Anfang seiner Ausbildung stand und dessen Einfühlungsvermögen sie für stark unterentwickelt hielt. Eine weitere Träne kullerte ihr über die Wangen. Genau, auch das noch. An einem solchen Tag mussten wieder eine Gefühlswelle über sie hereinbrechen, als wäre dieses Erlebnis nicht schlimm genug. Der Drang mit jemandem zu reden machte sich breit (war wohl dem Gefühlswahnsinn zu verdanken).
"Mieser, bescheuerter Kaffeedämon!" der Automat wackelte unter dem gewaltigen Schlag der kaffeelosen Kathi. Nicht der erste den die Maschine einstecken musste und nicht der ersten den der Kaffeedämon erlebte. Weil er aus seiner Erfahrung gelernt hatte schwieg er und verkroch sich im hintersten Winkel seiner wackelnden Zuflucht.
Es gab allerdings Personen die einer solchen Kathi nie über den Weg gelaufen waren. Zu ihnen gehörte die Gefreite Fromm. Es sollte ihr Glückstag werden (je nach Betrachtung der folgenden Geschehnisse). Denn sie durfte oder besser gesagt musste diese Erfahrung nun auch machen.
"Kathi? Kann...kann ich mit dir reden?" schniefte die Vampirin.
"Nein!" lautete die Abfuhr.
"Bitte! Ich muss jetzt mit jemandem reden, es ist..." sie brach in Tränen aus
[2].
"O, bitte nicht, heul mir nicht noch was vor, ich habe wichtigere Dinge zu tun, sehr viel wichtigere Dinge. Verschwinde." ein kleiner Kontrollblick hatte ihr gezeigt, dass Frän keinen Kaffee bei sich trug, womit sie wertlos für sie war.
"Aber Jack hat mich aus meinem eigenen Büro rausgeworfen! Er versteht diesen Psychologenkram nicht aber er ist in meinem Büro. Das ist unfair!" wäre Fräns Blick weniger verschleiert gewesen, als er es durch die Tränen war, hätte sie die tiefer werdende Zornesfalte auf Kathis Stirn vielleicht bemerkt und wohlmöglich wäre ihr dann eine Flucht gelungen, so jedoch:
"Jack hat, Jack hat!", äffte Kathi Frän mit weinerlicher Stimme nach, "Was hat Jack denn? Dich auf deine Fehler aufmerksam gemacht, dir gezeigt, dass du nicht die tollste Psychologin bist, hm!" das Weinen stoppte, Kathi nicht.
"Und oh, aus deinem Büro ausgeschlossen und du hast niemandem mit dem du reden kannst. Ach, das tut mir jetzt aber leid. Zu dumm, dass mich deine Probleme nicht interessieren und dass ich Jack mehr leiden kann als dich. Und wie du da stehst hat er auch sicherlich recht gehabt mit dem, was er getan hat. Und nur um das mal anzumerken, ich würde auch nicht mit so einem bleichen, weinerlichen, nervtötenden Ding wie dir reden, nicht wenn du der letzte Psychologe der Scheibenwelt wärst!" und sie ließ die Vampirin stehen, ging Kaffee suchen, denn der war bei weitem wichtiger als diese Heulsuse.
Geschockt starrte die Vampirin den Kaffeeautomaten an, als könne er ihr etwas Tröstendes sagen. Dann biss sie, so fest sie konnte in den Tisch auf dem er stand um nicht zu schreien. Kurz darauf wurde sie ohnmächtig. Dummerweise hatte sie etwas zu fest zugebissen.
"Als ich zu ihr stieß war ich noch unerfahren und brav. Ich lief ihr direkt in die Arme und sie nahm mich auf, fast wie eine Mutter, sie beschütze mich. Mich verfolgte ein Mann, er wollte etwas böses mit mir machen, doch Antonia tötete ihn und mit seinem Blut zeichnete sie mir ein Mahl auf die Stirn. "Du bist nun mein." sagte sie und ich wusste, ich würde ihr dienen.
Ich war eine fleißige, eine gelehrige Schülerin. Nach zwei Monaten erlaubte sie mir, die Schäbigen für sie zu bestrafen. Ich durfte foltern, ohne das ich bestraft wurde, sie gab mir die Macht dazu.
Damals habe ich gelernt diese Macht zu lieben. Sie war so mächtig und wundervoll, ich musste sie lieben.
Als ich bereits ein Jahr bei ihr war, rief sie mich zu sich und gewährte mir die Ehre in ihrem Haus zu wohnen. Ich willigte ein, wer würde das nicht tun. Wer nicht die Möglichkeit nutzen seinem Meister wie ein Hund folgen zu können. Am Nabel der Macht wohnen, sie beobachten zu können, zu wissen wie sie lebt, wie sie ihre Macht bekommt. Dann sahen wir die andere. Ein Engel, ein Engel! Ihre schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern, in ihrem Leinenkleid schien sie zu strahlen. Thara hieß sie. Sie war die Feindin meiner Herrin. Ich weiß nicht wieso, das war nicht wichtig. Nur dieses Wesen zu zerstören war wichtig, ihr weh zu tun, sie zu zerbrechen.", der hypnotisierte Blick glühte fanatisch auf,
"Wir haben sie gedemütigt. Wir haben sie gequält, sie verprügelt, ihr alles genommen, was sie besaß. Ihre Familie und die Freunde verschleppt, an einen Sklavenhändler verkauft, außerhalb Ankh-Morporks, dass sie sie nie wieder sehen würde. Es geschah ihr so recht. Ich habe es genossen, es hat mir gezeigt welche Macht meine Herrin hat, welche Macht sie mir zugesteht. Und dann..." ,ein wohliges Seufzen erklang, "...haben wir es geschafft. Nach guten vier Jahren hatten wir sie innerlich zerbrochen. Da wir sie beobachteten bekamen wir mit, wie sie sich von der Außenwelt abschottete und wir merkten auch, dass sie niemandem mehr vertrauen konnte. Sie ging kaum noch aus dem Haus und wenn sie etwas kaufte dann nur bei ihr bekannten Leuten, selbst wenn sie da das doppelte zahlen musste. Ja, wir hatten ihr Leben zerstört und wir waren stolz auf uns." Sie schwieg genussvoll.
"Natürlich waren sie ein größeres Netzwerk als nur zwei Leute, nicht wahr. Wie viele seid ihr?" Jack tat als interessiere es ihn brennend, als sei er selbst begeistert. Er hoffte die Abscheu, die er ihr und ihrer Gruppe entgegenbrachte würde nicht bemerkt werden, er strengte sich wirklich an diplomatisch zu sein.
"Wir sind ungefähr neun. Alles Anhänger Antonias. In ihren Händen waren sie immer wie Marionetten, taten ohne zu hinterfragen, was man von ihnen wollte." Jack fiel auf, wie abfällig sie von ihnen sprach und war sich sicher, sie würden genauso über Mathilde sprechen. Scheinbar hielt sich jeder für den bevorzugten Jünger und keiner merkte, dass sie alle gleich handelten.
"Aber ich bin mir sicher, keiner von ihnen dürfte der Täter sein, dazu lieben wir sie alle zu sehr."
Inzwischen hatte wurde Frän gefunden. Man hatte Rogi hinzuziehen müssen, um sie von der Tischplatte trennen zu können. Denn nicht einmal Fett hatte bewirkt, dass sich Fräns Hauer aus dem Holz lösten. Es war durchaus interessant gewesen (allein die Tatsache, dass Vampirzähne so tief in Holz steckten). Denn um den Tisch möglichst unversehrt zu lassen hatte Rogi die Zähne aus dem Tisch Millimeter genau herausgeschnitten. Sie war gerade dabei die letzten Reste Holz aus Fräns Gebiss zu schneiden und zu ziehen.
"Nimm ef mir nicht übel aber ich würde dir empfehlen nach Haufe fu gehen, für heute." Ein Nicken von Frän und einige Tränen. Ein ungewöhnlicher Anblick war Frän sonst doch eher für ihre kalte, gefühlsunbetonte Art bekannt.
"Und ähm, eine gute Befferung. Ich denke ja nicht, daff du unter diefen Bedingungen arbeiten kannft, heute." Vielleicht sollte sie besser keine Konversation betreiben, wer wusste schon, was der Vampirin in einem solchen Zustand im Kopf herumschwirrte und sie wollte nicht sehen, wie man ihre Zähne wohlmöglich noch auf dem Helm eines Wächters herausholen musste.
Wie passend ist dieser Moment. Das Wasser wäscht das Blut dieser bösen Frau von meinen Händen. Heißt es nicht man wasche seine Hände in Unschuld? Und tue ich das nicht? Räche ich mich nicht nur an denen, die mein Leben zerstört haben, denen ich so viel Schmerz zu verdanken habe. Es kann nicht falsch sein sie zu töten, wo sie doch keinen Augenblick zögern würden mich zu töten. Einen Teil haben sie doch bereits getötet, wie kann es da unrecht sein den letzten Rest meines Selbst zu schützen. Und das kann ich nur, wenn ich die Gefahr, die diese Mörder für meine Existenz darstellen, beseitige. Das muss ich selbst tun, denn nur ich kann ihnen zeigen, welche Qualen sie all den anderen, all denen und mir bereitet haben. Kein Assasine könnte ihnen das zeigen. Wie kann denn ein schmerzfreier, ein schneller Tod, all die Schikanen ausgleichen, die sie anderen zugefügt haben, die sie mir zugefügt haben.
Nein, mein Handeln ist richtig. Ich verzehre mich selbst, wenn ich meine Gefühle unterdrücke und sie nicht zulasse. Sie würden mich von innen heraus zerfressen, all der Hass, all der Schmerz. Dies ist das einzigste Ventil das ich ihnen geben kann um mich zu retten. Ich muss meine Gefühle ausleben, ich muss es schaffen mich von ihnen zu befreien. Entweder sie oder ich werden sterben müssen und ich bin nicht bereit mich selbst aufzugeben. Ich bin nicht bereit all das Unrecht ungerächt geschehen zu lassen und zu all dem Schmerz auch noch die Gewissheit zu haben, dass ich mich selbst habe vergehen lassen.Seit Frän zuhause war saß sie auf ihrem Bett und hatte geweint. Jetzt langsam vergingen die Tränen, die Welle der Gefühle war endgültig abgeflacht und die Rationalität kehrte zurück.
Wie in letzter Zeit so oft fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, ihre Gefühle all die Zeit zu unterdrücken. War es nicht nur die Flucht vor ihrer menschlichen Vergangenheit gewesen, die sie in einen gefühlskalten Klotz verwandelt hatte. Das musste sie sich, denn es war die Schlussfolgerung eines durch und durch rationalen Gedankengangs, eingestehen. Ihre menschliche Existenz hatte an dem Tag aufgehört, an dem ihr Vater gestorben war, da für sie somit der einzige Haltepunkt in ihrem Leben gestorben war. Danach gab es kein Leben mehr sondern nur einen Ablauf an Routine. Das Aufstehen, das Arbeiten, das Schlafen, was war das Leben denn noch mehr gewesen. Die Flucht von daheim und das Verschließen vor diesen Erinnerungen waren ihre Rettung gewesen. Wieso nur mussten sie wiederkommen und ihren Verstand benebeln.
Vielleicht, weil es nicht richtig war die Gefühle komplett zu unterdrücken. Ja, im Prinzip war es absehbar gewesen, dass sie sich irgendwann wieder Gehör verschaffen würden und das es mit einer solchen Intensität geschehen würde, dafür hatte sie schließlich selbst gesorgt.
Aber genauer wollte sie darüber nicht nachdenken, die Vampirin wollte sich in ihre Arbeit flüchten. Es gab wichtigere Dinge als über den Gedanken der Folgen einer Art Enthaltsamkeit verrückt zu werden.
RUM saß zusammen. Nicht ganz RUM, nur ein gewisser Prozentsatz
[3]. Um den Vortragenden Jack Narrator reihten sich der Abteilungsleiter Romulus von Grauhaar, seine Stellvertreterin Ophelia Ziegenberger, die Ermittlerin Ayure Namida und der Anwerber Amok Laufen. Ziel war es, alle Daten die man bisher hatte so zusammenfügen zu könne, dass man den nächsten Schritt des Täters vorhersehen konnte. Kein leichtes Unterfangen, da es bisher nur eine Zeugin gab und die eher Lobpreisungen auf die möglichen Opfer hielt, statt Verwendbares über mögliche Feinde der Gruppe preiszugeben. Daher hatte man auch Amok hinzugezogen, man erhoffte sich von seinen Kontakten als Anwerber Hinweise zum Täter erhalten zu können. Momentan allerdings beschäftigte der sich mit dem Blick an die Decke.
"Der andere Tote steht in keiner Beziehung zu dieser Antonia. Er war wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Bevor ich meine Ausführungen fortsetze: Gibt es an der Decke etwas besonders interessantes, wichtiger als mein Vortrag oder ist das deine Art des Zuhörens, Amok?" Amok drehte den Kopf betont langsam zu Jack.
"Ich höre dir zu."
"Aha, gnädig. Weißt du, es ist nicht besonders angenehm, wenn man zwei Stunden mit einer Irren zubringen muss, da wird man ja wohl etwas Aufmerksamkeit haben könne, zumal..." man unterbrach den gereizten Jack, was nicht unbedingt seine Laune besserte aber die Situation für diesen Moment zumindest entspannte.
Besser gesagt ein Klopfen, ein forderndes Klopfen, unterbrach Jack.
"Ah, wieso arbeite ich eigentlich. Der eine hört mir nicht zu, der andere hat keinen Respekt vor meiner Arbeit und stört unpassend!" er riss die Tür auf.
Eine, die Hand zum erneuten Klopfen erhoben, über die schnelle Reaktion überraschte Frän stand davor.
"Entschuldigt, ich bin etwas spät. Ich hoffe, ich habe nicht das wichtigste verpasst." der Abteilungsleiter und seine Stellvertreterin wechselten einen kurzen Blick, bevor Ophelia nach einem Nicken Ersteren aufstand.
"Wenn ich vorher bitte kurz mit dir reden dürfte.", die Vampirin blickte misstrauisch in die Runde, "Danach setzten wir die Besprechung sofort fort, Jack, es dauert nicht lange." fügte sie, an Jack gewandt, höflich hinzu.
"Ja, klar, Frauengespräche sind ja immer so kurz." damit ließ er sich entnervt in seinen Stuhl fallen.
"Um es kurz zu machen, es geht um den heutigen Vorfall in der Kantine. Du schienst einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben und Rogi erzählte mir, dir geraten zu haben, heute zuhause zu bleiben, da sie dich für nicht mehr arbeitsfähig hielt." fing Ophelia sobald die Tür geschlossen war an.
"Das ist richtig, beides. Und ich war auch nicht arbeitsfähig, bis vor einer Stunde." vor ihr stand wieder die kühle, rationale Frän. Nichts erinnerte an die Schilderungen, den vergangenen Vormittag betreffend, die es über sie gab.
"Da bist du dir vollkommen sicher? Kannst du mir denn den Vorfall erklären?"
"Das kann ich. Es war ein Herausbrechen meiner bisher unterdrückten Gefühle. Ich hätte vielleicht bereits Meldung über meine Situation machen sollen, ich bereue dieses Versäumnis, da es, wie sich heute gezeigt hat, meine Arbeit beeinflusst." das alles kam ihr so schnell über die Lippen, dass sich Ophelia fragte, ob die Gefreite es wohlmöglich auf dem Weg zur Wache auswendig gelernt habe.
"Das ist in der Tat so. Entschuldigung aber die Frage war deutlich auf ihrem Gesicht ablesbar, Mäm. Ich habe die letzten Stunden über meinen Zustand und mein Verhalten nachgedacht. Das ist meine Entschuldigung, mit dem Versprechen etwas dagegen zu unternehmen. Aber jetzt bitte ich darum, dass ich weiter an diesem Fall mitarbeiten darf, ansonsten werde ich verrückt." ein leichtes Zucken des linken Auges untermalte diese Bitte auf eine beunruhigende Art und Weise.
"Da du dir bewusst bist, was dein Problem ist werde ich es dir tatsächlich erlauben. Ich verlange allerdings, dass du mir wöchentlich Meldung über deinen Zustand machst, insbesondere sobald er sich verschlechtert. Außerdem halte ich mir die Möglichkeit offen, dich vom Dienst zu suspendieren, wenn noch einmal etwas wie heute geschieht. Du wirst auch sicherlich verstehen, dass ich Romulus davon Bericht erstatten werde und du solltest es, der Fairness halber, deinen Arbeitskollegen mitteilen, damit sie nicht von einem, wie soll ich es nennen, Gefühlsschub deinerseits völlig überrascht werden. Denn eins ist sicher, dein Verhalten heute, hat einige Leute doch sehr schockiert." diese Auflagen mussten sein, dessen war sich Ophelia durch und durch bewusst. Schließlich hatte es die Wache hier mit einem Vampir zu tun und der war, in einem außer Kontrolle geratenen Zustand, zu weit mehr fähig als beispielsweise ein Mensch.
"Ja, Mäm. Ich werde mich daran halten. Es liegt nicht in meinem Interesse eine Gefahr für die Wächter zu werden." die Last lag schwer auf Fräns Schultern aber ihr Blick sagte, dass sie um den Platz bei der Wache kämpfen würde.
Ophelia hoffte, dass sie das auch verwirklichte.
"Lance-Korporal, du kannst anfangen." Ophelia schloss die Tür hinter sich und sie und die Vampirin setzten sich.
"Na gut aber ich bitte darum, dass zur Kenntnis genommen wird, dass ich dazu fast überhaupt keine Lust habe. Und ich hoffe, dass dieser Tisch von einer Piercring-Aktion verschont bleibt." Frän nickte schuldbewusst und überging den sarkastischen Ton ihres Auszubildenen.
"Also gut: Unsere Zeugin heißt Mathilde. Angeblich hat sie keinen Nachnamen mehr, da sie diesen bei Antonia nicht nötig hat. Ja, nötig hat, denn die Dame denkt ihre Herrin käme wieder zu ihr zurück. Da sind wir auch schon beim zweiten Punkt. Sie hielt die Tote für eine Göttin und sie selbst war ihr ergeben wie der Hund seinem Herrn. Fragen dazu? Nein? Sehr gut.", nicht, dass er auf Fragen gewartet hätte, "Es wird noch ein wenig verrückter, denn es handelt sich um eine Gruppe. Deren erklärtes Hauptziel es ist in ihrem Bezirk Angst, Schrecken vor allen Dingen aber Terror zu verbreiten. Sie denken sie haben das Recht, die absolute Macht dort zu besitzen. Wenn ich von sie rede ist das nicht ganz richtig. Sie Tote war die Anführerin, die anderen sind, wie gesagt, so was wie ihre Jünger, die jeden Befehl den sie ihnen gibt ausführen. Ich betone, dass die Aufgabe der Gruppe darin liegt andere zu quälen und sie es für mehr als gut heißen das zu tun. Ich habe zwei Stunden mit der Dame verbracht und es ist ein fanatischer Eifer der hinter ihnen steht.", er schwieg für einen Moment," Zu den ermittlungstechnischen Dingen: Sie nehmen sich immer eine Person nach der anderen vor und verändern, im negativen Sinn, deren Leben von Grund auf. Das letzte Opfer und ich denke hier sollten wir ansetzen, war ein Thara. Die letzten vier Jahre hat die Gruppe darin investiert ihr das Leben zur Hölle zu machen. Laut Mathilde haben sie das auch geschafft und sie ist von der Bildfläche des Bezirks verschwunden. Es gibt jedoch keine Meldung über ihren Tod oder Selbstmord. Was die Assasinengilde angeht: Die Führerin war nicht ganz blöd. Sie hat ihre Morde, zumindest spricht Mathilde von begangenen Morden, so begangen, dass die Leichen niemals aufgetaucht sind und niemand nach ihnen gefragt hat. Laut meinen Informationen sind sie auch der Wache nicht zu Ohren gekommen. Ein ziemlich perfides Netzwerk, wenn ihr mich fragt.
Wir können unsere Ermittlungen bei den restlichen Gruppenmitgliedern beginnen. Habe ich schon erwähnt, dass es nur sieben Leute waren? Es waren nur sieben. Sie wohnen immer in zweier Gruppen zusammen, bis auf den Schläger der Gruppe, den haben sie sonst wo versteckt, damit er auch immer so zornig ist, wenn sie ihn loslassen. Wo das ist hat die Zeugin nicht gesagt. Aber sie war sehr stolz darauf, dass sie ihn so...halten.
Ich habe zwei Adressen von ihr bekommen. Ich habe sehr interessiert getan, ein psychologischer Trick, um das anzumerken. In dem einen wohnen Lienchen und Dummguck, in dem anderen eine Lenchen und Vielred. So habe ich die Namen mitgeteilt bekommen. Das wars von meiner Seite." er schob die zwei Zettel zu Romulus und machte es sich in seinem Stuhl bequem.
"Das ist wirklich viel für zwei Stunden Verhör. Gute Arbeit, Jack.", kommentierte dieser, "Ich teile euch in zwei Teams auf und ihr werdet die vier aufsuchen und sie befragen. Alles ist wichtig um den Täter zu finden oder die Täterin wie mir scheint. Geht bitte professionell vor und behandelt sie, trotz dem was ihr über ihr Aktivitäten erfahren habt, als Opfer, damit sie euch auch möglichst viel erzählen." die Anwesenden nickten. Es lag eine Spannung im Raum. Ayu und Amok wollten beide nicht unbedingt ein Team bilden, da sie ihre Differenzen noch immer nicht gelöst hatten und Frän ihrerseits wollte nicht unbedingt mit Jack in ein Team, da sie gerne vermeiden wollte noch mal an den Rand eines Nervenzusammenbruchs getrieben zu werden, zumal Jack gereizt war. Da Romulus über die Vorgänge in seiner Abteilung informiert war und bereits vorab mit Ophelia zusammengesessen, um mögliche Kombinationen zu besprechen, kam es zu einer anderen Kombination.
"Ayu und Frän ihr geht zur zweiten Adresse, zu dieser", ein kurzer Blick auf den Zettel, "Lenchen und Vielrede. Jack und Amok, ihr werdet Lienchen und Dummguck besuchen. Ich weiß, dass du heute schon einiges getan hast, Jack, aber du hast den besten Durchblick und das ist das, was wir jetzt brauchen. Danke, ihr könnte abtreten."
Eine zeit lang liefen sie schweigend nebeneinander her. Ayu hatte bereits die Gerüchte über Fräns Zusammenbruch gehört und sie merkte, dass es der sonst so beherrschten Psychologin nicht gut gehen konnte. Zu gerne wollte sie ihr helfen aber sie wusste nicht wie. Sie kannte Frän nur als Psychologin und von dieser Frän hatte sie Abstand gehalten, dass es ihr unangenehm gewesen war, als sie im Konflikt zwischen ihr und Amok vermitteln wollte.
"Es ist bestimmt nicht leicht mit so starken Gefühlen umzuegehen, oder?" versuchte sie ein Gespräch einzuleiten.
"Das dachte ich mir auch gerade.", für Ayu war diese Aussage nun doch etwas überraschend, "Ich meine, wie ist das wohl, wenn man über Jahre einen Hass und eine Wut gegen bestimmte Personen aufbaut und sie aber unterdrückt oder eben sie nicht ausleben kann."
"Du sprichst von der potentiellen Täterin?" Frän nickte.
"Natürlich. Ich will jetzt nicht unbedingt über meine momentane Gefühlslage sprechen aber ich sehe einige Parallelen." Ayu warf Frän einen etwas schockierten Blick zu.
"O, nein, nein. Ich hasse niemanden und ich werde auch nicht in einen Blutrausch verfallen, das meinte ich nicht. Aber wir beide unterdrückten unsere Gefühle für eine gewisse Zeit. Vielleicht brechen sie bei ihr ebenso wie bei mir gerade jetzt in einer ungeahnten Heftigkeit heraus. Was ich sagen will ist, dass wir beide nicht im Einklang von Gefühl und Verstand leben aber das scheint nun einmal die Bestimmung der Lebewesen zu sein, nur richtig leben zu können, wenn beides miteinander harmoniert. Wenn das bei ihr so ist, war es vielleicht eine Tat im Affekt. Vielleicht sagt sie sich rational, dass es nichts bringt diese Personen zu töten aber ihr Gefühl sagt, dass sie es tun muss. Was sie unberechenbar macht, da wir nicht wissen, was sie als nächstes tun, etwas rationales oder etwas gefühlsgesteuertes." die Vampirin war zufrieden mit dieser Schlussfolgerung.
"Das beruhigt mich jetzt aber ungemein." meinte Ayu sarkastisch.
"Ich hoffe, dass sie nicht der Wache die Schuld an ihrem Leiden gibt, nur weil wir von den Vorgängen in diesem Viertel nichts mitbekommen haben." Frän blickte die Häuser hinauf und schwieg.
"Haben wir das wirklich nicht? Waren da vielleicht nicht einmal Anzeigen, kleine Anzeigen, wegen einer Ruhestörung etwa, die wir nicht ernst genommen haben und aus denen hat sich so etwas entwickelt? Oder haben wir auch Patroullien die Augen nicht richtig offen gehalten und uns ist etwas wichtiges entgangen. Dann hat sie ja vielleicht recht uns einen Teil der Schuld zu geben. Wir sollen doch für Recht und Ordnung sorgen und wenn wir, wo wir doch etwas hätten tun können, weil wir die Mittel und die Kraft dazu haben, nichts getan haben, dann tragen wir auch einen Teil der Schuld mit." Frän stimmte Ayu mit einem Nicken zu und in diesem Gedanken verharrend brachten sie den Weg zu ende.
"Am Besten überlässt du mir das reden. Ich stecke in einer psychologischen Ausbildung und kenne die Tricks, mit denen wir die Leute um den Finger wickeln können." die frische Luft hatte Jack etwas abgekühlt, dass senkte seine Abneigung gegen Teamarbeit aber keinen Deut.
"Ich bin Anwerber, ich hantiere täglich mit diesen psychologischen Tricks." gab Amok zurück, der sich nicht als unerfahren und nutzlos abstempeln lassen wollte.
"Aber das sind Anwerbertricks." ein arroganter Blick Amoks folgte.
"Wollen wir sie etwa nicht anwerben uns etwas zu sagen." Jack gab ein Schnauben von sich.
"Ich bin ranghöher. Ich rede. Ich bin der Experte." damit war für ihn die Sache gegessen. Amok indes sah sich als Gewinner, der auch im stillen genießen konnte.
"Nein, wir können ihnen leider keine Auskunft darüber geben. Wie sie wissen müssen waren wir zwei", Vielred deutete mit dem Finger auf Lenchen, die hinter ihm stand und eifrig nickte, "für die Anwerbung neuer Mitglieder zuständig. Sozusagen die Werbeagenten, das nennt man doch so. Haben sie Interesse?" die zwei Wächterinnen wechselten einen Blick.
"Es ist uns leider verboten einem Club anzugehören, wenn wir in der Wache sind, sie wissen ja die Neutralität, sie muss gewahrt werden." log Frän.
"Ah, natürlich, natürlich. Es ist ja allerdings kein Problem aus der Wache auszutreten, nicht wahr. Unsere Tür steht ihnen jederzeit offen. Jetzt allerdings, das werden sie verstehen, müssen wir uns darum kümmern, dass all unsere Mitglieder und Anhänger von diesem tragischen Tod unserer Anführerin erfahren. Eine Schande ist das, was da geschehen ist. Ich hoffe, sie klären das auf. Wir unterstützen sie gerne jederzeit." Lenchen nickte weiterhin eifrig.
"Dankeschön. Vielleicht kommen wir auf sie zurück." verabschiedete sich Ayu und Vielred, der die meiste Zeit des vorangegangenen Gesprächs einen endlos Monolog gehalten hatte, schloss mit einem aufgesetzten Lächeln die Tür.
Als sie wieder auf der Straße standen war in den Gesichtern der Wächterinnen die Abscheu deutlich abzulesen.
"Krank, dass er über die ganzen Schikanen Buch führt." sagte Ayu, noch immer entsetzt darüber.
"Und das sie es wie eine heilige Schrift verehren." antwortete die Vampirin, die ebendieser Meinung war.
"Wenigstens eins ist klar: das sind so viele Beweise und so stichhaltige..."
"Dass sie dafür eine ganze Weile im Kerker sitzen dürften. Besonders die zuständigen Gilden wird dieses Verhalten wirklich ärgern." vollendete die Vampirin den Satz und Ayu nickte.
"Schrecklich!" kreischte Lienchen.
"Wer war es!" geiferte Dummguck.
"Deshalb sind wir hier. Wir hatten gehofft, dass sie uns da weiterhelfen können." erwiderte Jack und nahm die Finger aus den Ohren.
"Ich hab was!" kreischte Lienchen.
"Ja! Das Buch!" mit aufgerissenen Augen und einem Grinsen auf dem Gesicht drehte sich Dummguck bei diesen Worten den Wächtern hin.
"Das Buch?" fragte Jack.
"Hol es, Lienchen, hol es, damit sie sie finden können.", Lienchen nickte Dummguck zu und verschwand, "Sie sind ja neu in unsere Dinge eingeweiht, da können sie davon noch nichts wissen. Wir schreiben auf, wen wir wo besuchen, damit wir sie auch mal wieder besuchen können, wenn sie verstehen."
"Ah, sehr clever.", lobte sie Jack, "Und noch dazu, wo es uns hilft den Täter zu finden, nicht wahr, Kollege." Amok nickte Jack zu. Ja, er war nicht schlecht, was sein Schauspiel betraf aber er hätte es genauso gut, nein, besser gekonnt, er hatte sich nämlich schon etwas sehr überzeugendes überlegt gehabt.
"Hier ist das Buch. Nehmen sie es mit, nur bringen sie es wieder. Auf der letzten Seite steht die Adresse. Und, wenn ich darum bitten darf. Zeigen sie uns die Täterin, wenn sie sie lebend finden, damit wir sie, ähm, fragen, ja genau, damit wir sie fragen können warum sie das gemacht hat."
Selbst ein Blinder hätte bemerkt, dass Lienchen die Täterin nichts fragen wollte sondern sie die Tat selbst spüren lassen wollte.
"Wieso sollte sie denn nicht mehr leben?" Dummguck fühlte sich ertappt aber Lienchen bliebt völlig ruhig.
"Nun, wir haben ihr jemanden geschickt, etwas fragen. Wer weiß, wie sie sich verhalten hat und was er dann tun muss."
"Der Schläger?" hakte Amok nach, was Jack mit einem missbilligenden Blick quittierte.
"Genau. Aber er fragt nur etwas, auch wenn er anders heißt." gab Lienchen zurück und Dummguck nickte dazu.
Der Rest der Gruppe tritt immer nur im Zweiergespann auf. Ich brauche also nicht nur Messer sondern auch Fesseln um den jeweils anderen zu binden, während ich mich vom ersten befreie. Dieses Messer wiegt mittlerweile so leicht in der Hand. Das gleiche Modell mit dem ich auch ihre befehlskreischende Gorgone getötet habe.
Ich befreie mich von ihnen aber ich bin einsam. Einsam, weil sie mir all meine Freunde und jeden meiner Familie genommen haben. Einsam, weil ich nie wieder so sein werde, wie früher, nie wieder so mit anderen Menschen umgehen kann, wie früher. Einsam, weil ich über all die Jahre vergessen habe, wie man mit Menschen umgeht. Einsam, weil eine kaputte Seele auch den Körper zerstört und mich die Menschen mit Abscheu anblicken, weil mein kaputtes Inneres mittlerweile auch mein Äußeres ist. Und einsam, weil ich mein Herz in eine dornige Kugel gepackt habe, damit nichts mehr an es herankommt und es so einfach brechen kann.Man hatte sich bei RUM getroffen, um die aktuellen Ergebnisse miteinander absprechen zu können. Da sich Jack und Frän aus psychologischer Sicht einig waren, dass Thara unberechenbar war schickte man sie zu viert zur im Buch angegebenen Adresse um sie, wenn möglich von einem weiteren Mord abzuhalten oder eben den Schläger von dem Mord an ihr.
Sie kamen allerdings zu spät. Als sie das Haus, dessen Tür alarmierend offen stand, betraten deutete noch nichts auf den Fund im Wohnzimmer hin. Beinahe wären die Wächter über den Toten gestolpert, der auf dem Bauch im Durchgang zum Wohnzimmer lag, ein Messer tief zwischen die Schulterblätter gebohrt.
"Woran er gestorben ist, dürfte klar sein und der Täter mittlerweile auch.", Der stoische Jack besah sich die Leiche, "Kräftiger Kerl hier, scheint nur nicht sonderlich oft an der Sonne gewesen zu sein. Aber es scheint mir kein Vampir, was meinst du Frän." die Angesprochene wandte sich Jack zu.
"Ein Vampir würde nicht mehr da liegen, meine ich."
"Eine Frage bleibt uns noch: Wo die Täterin nun ist. Und das war der einzige Anhaltspunkt, den wir bisher erfahren haben." gab Ayu zu bedenken.
Auch Amok gesellte sich nun zu den Wächtern, nachdem er einige Nebenräume inspiziert hatte.
"Die Wohnung ist ansonsten leer, bis auf den Toten, den wir übrigens abholen lassen sollten. Wie viel Zeit haben wir denn noch, bis sie den nächsten tötet?"
"Sie hat gezittert bei diesem Mord.", kam da Jacks Stimme vom Boden, "Der Einstich ist schief, im Vergleich zum letzten. Die Präzision fehlt, ich würde fast behaupten sie zweifelt an ihrem Vorgehen."
Die anderen Wächter sahen zur Leiche.
"Jack, was steht in den Grundregeln über Täter, so etwa Kapitel drei?" fragte Frän.
"Weißt du das etwa nicht?" gab dieser zurück.
"Natürlich weiß ich es aber ich will es von dir bestätigt haben!" sie verdrehte die Augen.
"Keine Ahnung. Hab das Buch nicht gelesen. Die Katze wars?" die Gefreite zog die Augenbraue hoch.
"Nur als Anmerkung: Als deine Ausbilderin lege ich dir dieses Buch sehr, sehr nahe. Dort steht, dass fast alle Täter wieder an den Ort ihres Verbrechens zurückkehren. Und wenn wir den Mord an dieser Antonia als das einschneidendere Verbrechen, nämlich den ersten Mord, nehmen heißt das folglich, dass sie dahin zurückkommt, um zu reflektieren."
"Du meinst da können wir sie eventuell schnappen?"
"Genau, Ayu. Und es wird sich zeigen, ob sie noch jemanden ermordet oder ob sie sich wirklich unsicher wird, wie Jack meint."
"Dann los, oder?"
Frän nahm ein Stück Blutwurst aus ihrer Tasche und biss hinein, was die anderen unter diesen Umständen etwas verwirrte.
"Entfuldigt, daf allef kratzt mich fo auf, ich brauche etwaf fur Beruhigung." gab sie auf Nachfrage schulterzuckend zurück.
Hier hat dieser Weg begonnen, mit einem Mord. Und ich war mir so sicher, dass ich richtig handle. Ich dachte, es hilft mir, meinen Schmerz zu beruhigen. Aber das tut es nicht. Es macht es nur schlimmer, weil ich mich fühle wie sie, die gleichen Methoden benutze wie sie um mich von etwas Unliebem zu befreien. Wieso führe ich dieses Leben nur noch, was macht es denn noch für einen Sinn. Ich werde einsam sein und ich werde als Mörderin gesucht werden, sie werden mich finden und man wird mich in den Kerker stecken oder letztlich werden mir die Assasinen das Leben beenden. Ich sollte es hier beenden, es selbst beenden, anstatt jeden Tag darauf zu warten, dass es andere tun. Dann haben sie am Ende doch gewonnen, denn am Ende habe ich mich aufgegeben.
Nein! Nein, das werde ich nicht tun, dass kann ich nicht tun. Ich darf ihnen nicht die Gewissheit geben, dass ich mich ihnen beuge. Ich muss leben. Ich will leben. Aber diese Schuld, sie muss ab von mir.
Thara ließ dem Wasser freien Lauf und begann sich damit die Arme zu waschen.
Der ganze Schmutz, er muss weg. Er soll meinen Körper und mit ihm meine Seele reinwaschen. Hier, wo ich meine erste falsche Tat begangen habe, will ich sie wieder bereuen und hier will ich mich reinigen.
Sie schrubbte so heftig, dass ihre dünnen Arme bereits rot und wund wurden. Irgendwann stoppte sie. Besah sich im Spiegel.
Die Haare müssen ab, sie müssen weg und auch die Kleider. Ich muss eine neue Person werden. Ich gehe ans andere Ende der Scheibenwelt und beginne von neuem. Dort drüben bin ich so weit weg von all dem Erlebten, dass ich es vielleicht schaffe alles zu vergessen oder damit klar zu kommen.
Denn nur so werde ich frei sein, wenn ich die Vergangenheit hinter mir lasse.Als die Wächter eintrafen, war die Wohnung verlassen. Allein ein Bündel schwarze Haare fanden sie in der Küche.
"Sie ist weg, nehme ich an."
"Ja und ich bezweifle, dass wir sie finden werden."
"Wenigstens werden wir, anhand der anderen Beweise ein Verfahren gegen diese Gruppe führen können und damit all den Menschen aus ihren Büchern, wenn sie denn noch leben, helfen."
Amok, der sich wieder einmal in der restlichen Wohnung umgesehen hatte, machte sie auf den Küchentisch aufmerksam.
"Hier seht mal."
In großen, unförmigen Buchstaben war dort eine letzte Botschaft hineingeritzt:
"Ich will doch nur vergessen können."Ende
[1] Vorausgesetzt man selbst war nicht das Opfer
[2] verflixte Gefühle, dass sie sich auch nicht beherrschen ließen
[3] allerdings dürfte wohl gerade der bei übermäßigen Genuss zu schweren Folgeerscheinungen führen
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