Ein ganz normaler Montag

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von Gefreiter Kamillus Schimmlersohn (FROG)
Online seit 08. 05. 2008
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Dies ist ein retrospektiver Text. Ereignisse, die bereits gegschehen sind, sind hierin vielleicht nicht enthalten. (Wie die Ernennung von Schlumpi Wurzelbach zum Obergefreiten. Herzlichen Glückwunsch nochmal.) Dieser Text handelt vom Aufstieg des Spähers Kamillus.

Dafür vergebene Note: 11

Die Docks...
Ein Moloch...
Wer hier verschwindet, wird nie wieder gesehen.
So erzählen die Leute. Natürlich haben sie unrecht!
Wer hier verschwindet,
wird wiedergesehen...häufig jedoch außerhalb der Stadt...ein ganzes Stück weiter flussabwärts...
"Es ist soweit.", sagte eine der beiden Gestalten am Pier.
"Dies duldet keinen Aufschub! Erledige den Dschob und erledige ihn schnell!"
"Wird gemacht." Die Stimme der größeren Gestalt klang so glatt wie geschliffenes Glas.
"Und die Belohnung?"
"Sie ist dir angemessen."
"Kann ich mich darauf auch verlassen?"
Die Stimme der kleineren Gestalt brachte nun schlecht verhohlenen Ärger zum Ausdruck.
"Sag mir, habe ich dich jemals betrogen?"
"Ja!"
"Aber was hätte ich diesmal davon?"
"Nun..."
"Na, also!" Der erste Redner schien sich wieder zu beruhigen.
"Heute also. Wir treffen uns wieder, wenn du fertig bist.
Einverstanden?"
"Geht in O..."
Der Größere unterbrach sich, als die Gestalt eines Betrunkenen aus den Schlieren heranhinkte.
Der Betrunkene wankte und brach ein Stück entfernt auf einer Rolle Tau zusammen.
"Verdammte Säufer!" Der Kleinere der beiden spuckte angewidert aus.
"Lass uns weitergehen."
"Gut. Dies ist ein schweres Stück Arbeit. Ich werde Hilfe brauchen."
"Nimm dir, wen immer du brauchst."
"Es muss jemand sein, der zupacken kann..."
"Das ist mir egal! Du machst deinen Teil, ich mache meinen! Wie du das anstellst, interessiert mich herzlich wenig!"
"Schon gut, schon gut..."
Sie entfernten sich und verschwanden allmählich im Nebel.


Der Betrunkene indessen setzte sich auf, zog sich eine Perücke vom Kopf und fluchte halblaut vor sich hin.
Dann griff er in die Tasche und holte einen kleinen Dämon in einem Eisenkäfig hervor.
"Lauf zu Chief-Korporal van Varwald und sag ihm, die beiden haben mich abgehängt.", flüsterte er.
"Sag ihm, sie hätten etwas vor. Heute Mittag. Ich bleibe an ihnen dran!"
Der Dämon nickte unglücklich.
In den Docks gab es für eine kleine Gestalt viele Gefahren.
Und Katzen waren nur die Spitze des Eisbergs...
"Na los!"
Der Dämon lief durch die Käfigtür hinaus, blieb durch einen dünnen Faden aus Magie immer mit seinem Käfig in Verbindung und war bald zwischen den Schatten verschwunden.
Der >Betrunkene< auf der Taurolle entfernte nun auch den Rest seiner Verkleidung und entpuppte sich als relativ großer Mann mit hellbraunen Haaren.
Schlumpi Wurzelbach, Gefreiter der Stadtwache von Ankh-Morpork, leichter Armbrustschütze(i.A.), versuchte das widerspenstige falsche Holzbein abzunehmen, dass seine Tarnung als Matrose komplettierte.
Als es ihm endlich gelang, stolperte er eilig in die Richtung, in der die beiden Gestalten verschwunden waren.
Etwas Großes bahnte sich an.


In der Kröselstraße inzwischen wurde Kamillus Schimmlersohn durch seinen Wecker aus dem Schlaf gerissen.
Er blieb noch einen Augenblick liegen, bis sein persönliches System den Backup beendet hatte[1] und stand dann auf, um sich anzuziehen.
Er schlurfte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.
Der schwarze Teewärmer, die schwarz lackierte Spüle und der schwarz gestrichene Tisch irritierten ihn schon seit einer Weile nicht mehr. Nach einer Weile gewöhnte sich der Geist an alles und baute seltene mentale Verbindungen aus[2].
Nach einem Brocken Kaffee aus dem dreckigen Kaffeekessel[3], fühlte er sich schon besser. Er stiefelte über den Korridor zu Rogis Büro und klopfte fast schon erwartungsvoll. Ihn erwartete eine entspannende Runde auf Streife und anschließend hatte er Zeit, sich mit Libelle zu treffen.
Seit Tagen freute er sich darauf. Es war schon schwierig genug, zwischen Reportern und Wächtern Beziehungen zu generieren. Wenn der Wächter nur knapp größer als einen Meter war, ein Zwerg, und die Reporterin ein Mensch, dann waren Probleme vorprogrammiert. Aber es funktionierte, allen Schwierigkeiten und Vorurteilen zum Trotz.
Es hätte schlimmer sein können...

Für Norti Rabenpelz war der Tag schlimmer.
Und zwar schon seit fünf Uhr früh!
Er hatte selig geschlummert, als Rogi, in dem Bestreben keine Geräusche zu machen [4] in den Schlafsaal kam und ihm hinausführte um ihm ein Angebot zu machen, dass er nicht abschlagen konnte...wollte er nicht hochkant aus der Wache fliegen.

"Herein!", drang es aus Rogis Büro. Kamillus trat ein und stand mit einigen Schwierigkeiten stramm. Er richtete den Blick auf den Nagel in der Wand, hinter Rogi's Schreibtisch.[5]
"Guten Morgen, Feldwebel!", sagte Kamillus und versprühte Reste des Kaffees, der ihm noch zwischen den Zähnen hing.
"Morgen, Kamilluf.", erwiderte Rogi. Sie saß hinter ihrem Schreibtisch, eine Akte in Händen. "Haft du gut geschlafen, Rekrut?", fragte sie. "Ich kann nicht klagen, Mä'äm!"
"Du darft aufhören Ftrammfuftehen nachdem wir unf begrüfft haben, Kamilluf.", sagte Rogi mit einem verhohlenen Seufzer.
"Ef ift nicht notwendig, die ganfe Feit fu ftehen alf hätteft du einen Krampf im Rücken." Kamillus sank dankbar in sich zusammen.
"Ich komme wegen der heutigen Ausbildung Mä'äm!", sagte er.
"Ach ja! Daf hätte ich beinahe vergeffen! Ich vergeffe noch meinen Kopf wenn er nicht feftgenäht wäre!" Kamillus lachte hölzern, über den Ältesten aller Igor-Witze. Man musste über sowas lachen, das war eine in jedem Untergebenen-Gehirn präsente Erbinformation.
"Alfo lof." Rogi stand auf und verliess das Büro.
Kamillus folgte ihr. Sie gingen zum Ausgang hinaus und setzten sich in Bewegung.
Es war kalt, der Herbst rückte stetig vorwärts, und ein scharfer Wind ließ Kamillus frösteln. Rogi zeigte keine Reaktion, ging einfach im typischen Schlenderschritt eines patrouillierenden Wächters, der versucht, so wenig Energie wie nötig zu verbrauchen.
Kamillus versuchte, es ihr gleichzutun. Er schob das Becken vor, ließ die Schultern hängen und versuchte, die Füße nicht vom Boden zu heben.
Nachdem er einige Meter, mal neben, mal schräg hinter Rogi hergeschlingert war und beinahe zwei Buden umgestoßen hatte, wechselte er jedoch wieder in seine übliche Art der Fortbewegung, ein steifes Stolzieren, als hätte er keine Gelenke in Knien und Ellenbogen.
Sie bogen in den Breiten Weg ein und begannen ihre Patrouille.

Norti Rabenpelz saß, die Knie unbequem unters Kinn geklemmt, in beengten Verhältnissen. Er fluchte leise vor sich hin. Die Kiste war so eng, dass er kaum Platz hatte. Er wusste nicht genau, warum Rogi ausgerechnet ihn ausgewählt hatte, hatte aber den Verdacht, dass es mit der Sache auf dem Breiten Weg zu tun hatte, während der eins von seinen Experimenten etwas aus dem Ruder gelaufen war.[6]
Hoffentlich fanden sie ihn bald...er konnte Ratten hören, die an seinem Gefängnis knabberten.
Und er hatte heute noch nicht gefrühstückt.

Schlumpi lief durch die Strassen.
Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze und der Wendigkeit eines Artisten, mal über die Dächer laufend, mal durch die Straßen sprintend, mal auf dem Trittbrett der Postkutsche oder eines Karrens.
Er musste sich beeilen.
Vor zwanzig Minuten hatte er per Klackernachricht Chief-Korporal van Varwald's Befehl erhalten: "Verfolgung abbrechen! Erwarte dich Ecke Seilerstod-Gasse, Fischkopf-Strasse zwecks Empfang neuer Anweisungen. Verkleidung nach Wahl!!"
Also zog Schlumpi sich um und verwandelte sich in einen Mitarbeiter der nahen Seilerei, der, ein Bündel Flachs auf der Schulter durch die Straßen sprintete.
Er war gespannt warum Val ihn ausgerechnet jetzt zu sich bestellte.
Der Plan war gewesen, die Verdächtigen zu verfolgen um bei den ersten Anzeichen von Problemen Verstärkung anzufordern und seinem Vorgesetzten Meldung zu machen.
Dass Valdimier ihn jetzt abzog um den Auftrag zu ändern war ungewöhnlich.
Es hatte wohl Probleme gegeben.
Die Armbrust in seinem Schulterhalfter drückte unangenehm gegen seine Rippen als er mit einem Sprung über einen Karren hinwegsetzte und auf der anderen Seite leicht strauchelnd weiterlief.
Er beeilte sich besser!

"Ef ift mir egal, waf für einer Fpetfief er angehört! Du läfft den Rekruten fofort lof, Topaf!!"
Rogi schrie schon seit einigen Minuten und das merkte man ihrer Stimme an. Sie wurde heiser. Und wenn Rogi heiser wurde, dann wurde sie gleichzeitig ungehalten und reizbar. Und das nun hieß: Hätte man ihr Temperament mit einer Naturgewalt wie dem Wind verglichen, so wäre jeder Seemann nun eiligst losgelaufen um sich unter seinem Bett zu verkriechen, geplagt von Visionen zwanzig Meter hoher Wellen und grünem Tod.
Doch Topaz, ein Troll breit wie eine Mauer aus Fels und im Licht der aufgehenden Sonne von einer Farbe wie schmutziger Honig hielt Kamillus weiterhin an den Füßen, etwa zwei Meter über dem Boden. Eine kleine Menge hatte sich eingefunden und starrte nun auf das was sich anbahnte. Es schien interessant zu werden.
"Er mir auf den Fuß getreten.", grollte er. "Ich mir das nicht lasse gefallen von dahergelaufenem Rasenschmuck, wie ihm!"
"Elendes Oogragesicht!", schrie Kamillus, seinerseits bestrebt, sich aus dem Griff des Trolls zu befreien."Ich habe mich sogar entschuldigt!"
"WIE du mich genannt?!"
"Laff. Ihn. Runter, Topaf!", sagte Rogi mit Nachdruck. Überraschenderweise gehorchte der Troll und ließ Kamillus bis auf eineinhalb Metern sinken, um ihn dann unvermittelt fallen zu lassen.
"Und jetft", fuhr Rogi fort "werdet ihr beide euch entfuldigen. Fau mich nicht fo an Rekrut Schimmlerfohn, du bift ein Wächter im Dienft und haft einen Bürger nicht fu beleidigen!" Kamillus traute seinen Ohren nicht.
"A..aber Feldwebel..!"
"Kein aber, Rekrut! Du wirft tun, waf dir gefagt wird, verftanden?"
"Ja."
"Ja waf?"
"Ja Mä'äm!"
"Ganf recht Rekrut! Und waf dich angeht Topaf:", sie wandte sich dem Troll zu, auf dessen Gesicht ein schmutzig-goldenes Grinsen gefror. "Fei froh daf Ich heute einen guten Tag habe, denn fonft müffteft du mit einer Anfeige wegen tätlichen Angriff'f auf einen Wächter rechnen. Ich behalte dich im Auge.", fügte sie bedeutungsschwanger hinzu. "Und jetft: Entfuldigt euch und gebt euch die Hand." Murrend und brummelnd, schüttelten sich Zwerg und Troll die Hand und nach einem grimmigen Blick in Rogi's Richtung, verließ der Troll die Szenerie um in Richtung Docks davonzuschlendern.
"Daf war nötig. Ich hoffe du begreift daf.", sagte Rogi als sie eine Zeit lang schweigend gegangen waren. Kamillus, der frustiert und gedemütigt neben ihr gelaufen war, musste sich zusammenreißen um nicht zu schreien. "Warum? Er hat den Streit begonnen, nicht ich!"
"Daf weiff ich. Aber du haft ihn beleidigt und daf war unnötig und nicht richtig. Alfo habt ihr beide einen Fehler gemacht aber deiner wiegt fwerer weil du im Dienft warft. Ich mache fowaf eigentlich ungern aber ef muffte fein. Ef waren fu viele Leute anwefend und ein Fwerg, der mit einem Troll ftreitet und dabei eine Uniform trägt ift keine gut Pabliffitieh für die Wache."
"An meinem ersten Tag hier hat man mir beigebracht, ich wäre in erster Linie Wächter und kein Zwerg!", wagte Kamillus aufzubegehren. "Natürlich! Aber ihm hat daf niemand gefagt, oder? ER hat einen Fwerg gefehen, keinen Wächter! Und die Anderen auf dem Platf auch nicht! Defwegen muffte ich dich fo abkanfeln! Weil fie fehen mufften, daff du ein Wächter bift! Wenn du ihnen nicht feigft, waf du bift, dann halten fie dich für einen Fwächling, begreif daf doch! Hier draufen fählt nur daf, waf du darftellft und du bift noch kein Wächter Kamilluf." Sie sah in ein enttäuschtes, langes, geradezu bestürztes Gesicht.
"Ich weif, du gibft dir Mühe aber hier ift mehr gefragt, alf nur Theorie und ihre Umfetfung. Hier geht ef um knallharte Prakfif. Wenn du daf verftanden haft, kannft du beginnen, ein Wächter fu fein."
Sie gingen eine Weile schweigend. Kamillus blieb in Gedanken. Kein Wächter? Er würde es ihnen schon zeigen! Ihnen allen! Plötzlich blieb Rogi stehen, deutete auf einen fernen Klackerturm und sagte: "Fiehft du den Klackerturm Kamilluf?"
"Ja."
"Dann entflüffele die Nachricht." Kamillus brauchte eine Weile und als er fertig war, gefror ihm das Blut in den Adern. Denn er las:


Rekrut Rabenpelz entführt--- STOP---wurde auf dem Hiergibt'salles-Platz von einer Bande Trolle gefangen genommen und verschleppt---STOP---Ziel unklar---STOP---bitten alle Wächter im Dienst um Unterstützung---STOP---Chiffrierungscode: AK

"Ich glaube da braucht jemand unfere Hilfe.", sagte Rogi mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht.
Kamillus stimmte ihr zu und trotz der Angst um seinen Freund war er freudig erregt, bei dem Gedanken daran, sich endlich beweisen zu können. Es ging Los!

Norti war es Leid!
Er hockte nun schon seit drei Stunden in der Kiste, spürte seine Beine kaum noch und hatte Hunger. Ein kleines Frühstück war ihm ja wohl erlaubt, oder? Er könnte die Kiste verlassen...Nur für fünf Minuten... Er kramte in den Tiefen seiner Taschen und förderte diverse Utensilien zutage, die jeden seiner Kollegen hinter eine massive Backsteinmauer getrieben hätten. Er mischte alles zusammen und wollte gerade ein Streichholz aus dem Stiefel ziehen, als er von draußen das unverkennbare Kratzen einer Brechstange an seinem Gefängnis. Bald schon brach die eine Seite auf und Norti rollte verdreht heraus, wie eine Schnecke aus ihrem Haus. "Na also!", sagte er als er sich in der Düsternis ungelenk erhob und umsah. "Dachte schon du findest mich nie Kami! Wo steckst du überhaupt? Und wo ist Rogi?" Er spähte in die Düsternis um seinen Kollegen auszumachen. Etwas stimmte hier nicht. "Kamillus? Wo steckst du?". Norti entzündete das Streicholz und drehte sich nervös um die eigene Achse, den Lagerraum ausleuchtend. Plötzlich knallte ihm ein Totschläger an den Hinterkopf, dass er Sterne sah. Der Schlag war ungenau ausgeführt, wahrscheinlich wegen Norti's Bewegung. Norti, immer noch bei Bewusstsein aber unfähig sich zu rühren ging zu Boden und empfing einen Folgetritt gegen den Kopf, der ihn endgültig betäubte. Dabei fiel ihm das Streicholz aus der Hand...


Kamillus und Rogi liefen in leichtem Trab durch die Stadt.
Sie hielten nur zwischendurch an, um Kamillus die Möglichkeit zu geben, Passanten zu befragen, ob diese einen Zwerg in Wächteruniform, in der Gewalt einiger Trolle gesehen hätten. Kamillus hoffte inständig, dass Norti nichts Dummes tat und auf seinen Sprengstoff zurückgriff.[7] Doch keiner der Passanten hatte etwas gesehen oder gab vor, gerade in eine andere Richtung gesehen zu haben. Kein Wunder eigentlich.
Konflikten mit der Wache ging man besser aus dem Weg. Nachdem Kamilus wohl zum hundertsten Mal empfohlen bekommen hatte, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, war er bereits wütend genug um einfach, Norti's Namen rufend, durch die Stadt zu laufen, eine große Armbrust in Händen.
Stattdessen wandte er sich an Rogi. "Ich glaube nicht, dass jeder dieser Fussgänger zu der Zeit des Überfalls blind wurde oder einen Trupp Trolle mit einem schreienden und fluchenden Zwerg in ihrer Mitte übersehen haben könnte. Aber sie sagen nichts, dass heißt: Sie trauen sich einfach nicht oder sie haben andere Gründe. Vielleicht interessiert es sie einfach nicht, was mit einem Wächter passiert, weil das nur von zwei Seiten Schwierigkeiten bringen könnte: Den Trollen und der Wache."
"Gut kombiniert, Rekrut.",sagte Rogi. "Aber ef gibt immer jemanden, der Aufmerkfam genug ift um fu fehen, waf anderen entgeht." Sie setzte sich wieder in Bewegung.
"Waf glaubft du, haft du falf gemacht?"
"Ich weiß nicht. Ich habe so gut wie Alle befragt denen wir begegnet sind!"
"Genau daf! Du haft Alle befragt, nur nicht den Richtigen. Wie fon gefagt: Ef gibt immer jemanden, der die Ohren offen hält." Kamillus nickte. Von den Kontaktern der Wache erzählte man sich überall wilde Geschichten. Sie seien mit allen Gassen vertraut, kämpften mit einer Hand gegen Trolle während sie mit der Anderen ebenso feuchte wie dünne Zigaretten drehten und verwegen lächelten. Es sollte sogar Mal einen gegeben haben, der durch seine dünnen Stiefelsohlen die Straße spüren und sich somit nichtmal im Nebel verlaufen konnte[7a]. Rogi jedoch schien ihren Weg rein zufällig zu wählen und bewegte sich, zu Kamillus Erstaunen, quer über den Platz auf eine große Menschenmenge zu. Aus dieser Drang eine Laute Stimme.
"Heiße Würstchen! Heiße Würstchen! Holt sie euch solange sie...", die Stimme zögerte nur einen kleinen Augenblick," da sind! Heiße Würstchen!" Kamillus starrte ungläubig zur Mitte des Pulks, wo ein kleiner Mann mit einem Wagen stand, aus dem es unheilvoll dampfte. "Schnapper?!", fragte er.
"Fnapper.", erwiderte Rogi grinsend. "Kannft du dir einen befferen Informanten forftellen alf einen Händler? Und Fnapper verkauft feine Würftchen fogar an einfallende Barbarenhorden. Wenn jemand weiff, wo etwaf in diefer Ftadt paffiert, dann find ef die Kaufleute und Marktfreier, merk dir daf." Sie ging durch die Menge, die sich teilte wie Wasser ,um ihr Platz zu machen. Eine Uniform hatte auf Schmnappers reguläre Kundschaft denselben Effekt wie eine Handgranate auf einen Hühnerstall:
Sie verteilte sich gleichmäßig in der unmittelbaren Umgebung. Schnapper's Missmut über den Verlust seiner Kundschaft wurde sofort durch ein breites Lächeln überschattet, als er Rogi erkannte.
"Feldwebel Feinstich! Guten Morgen!", rief er ihr entgegen und zwinkerte dabei, als hätte er die Zwiebeln für seine Würstchen selbst geschält. "Morgen Ruin.", erwiderte Rogi lässig. "Wie läuft daf Gefäft?"
"Kann nicht klagen."
"Wieso? Bift du krank?" Sie lachten beide etwas zu gelassen. Nun kam auch Kamillus näher. Er trat an den Stand ohne sich mit Begrüssungen aufzuhalten und fragte Schnapper rundheraus. "Hast du in den letzten gut zwei Stunden eine Bande Trolle gesehen, die einen Wächter weggetragen haben?" Schnapper wandte sich, mit einem neuerlichen Zwanzig-Gigawatt-Lächeln, Kamillus zu. "Ich hatte bis jetzt noch nicht die Gelegenheit deine Bekanntschaft zu machen, werter Rekrut...", begann er, wurde jedoch harsch von Kamillus unterbrochen.
"Schimmlersohn! Kamillus! Angehöriger der Stadtwache von Ankh-Morpork! Ich fordere dich auf,zu kooperieren! Ein Wächter ist verschwunden und ich habe das Gefühl, du weißt etwas darüber! Also spuck's aus in Ordnung?!"
Schnapper wich einen Schritt zurück, lächelte dann aber wieder und beugte sich zu Kamillus hinab. Er flüsterte ihm verschwörerisch ins Ohr: "Das kann durchaus sein. Aber ich verlange etwas für diese Information. Eine Hand wäscht die andere, du verstehst?"
Kamillus griff den Händler am Kragen und ehe dieser sich's versah, lag er über seinen Wagen gebeugt, einen wütenden Zwerg auf dem Rücken und den Arm in denselben gedreht. Kamillus atmete nicht mal schwer.
"Wie wär's damit: Ich könnte darauf verzichten, dir den Arm zu brechen!", knurrte er.
"Schongutschongutichredeja!", quiekte Schnapper. "Vor zwei Stunden! Sie sind in Richtung der Docks gegangen! Das Trollviertel! Und einer hat von einem Lagerhaus in der Fischkopfstrasse gesprochen! Und jetzt lass mich los!"
"Warum nicht gleich so?" Kamillus sprang vom Wagen und lief in Richtung der Docks. Auf halbem Weg drehte er sich noch einmal um und ging zu Schnapper zurück, der sich seinen Arm massierte. "Ich hab dir alles gesagt, was ich weiß!", meinte er angsterfüllt.
"Deswegen bin ich nicht hier." Kamillus kramte in seinen Taschen und förderte schließlich eine Münze zutage. Er warf sie betont lässig zu Schnapper hinüber, der sie mit der Geschicklichkeit des geborenen Händlers aus der Luft fing und sagte: "Für deine Mühe. Tut mir leid!" Dann drehte er sich errötend um und lief weg. Nach einer Weile schloss er zu einer grinsenden Rogi auf.
"Mir gefällt dein Stil, Rekrut."
"Danke."
Rogi wurde sofort wieder ernst. "Aber es war tätlicher Angriff auf einen Zivilisten"
"Wirklich?"
"Du darfst dir die Sache mit Norti nicht so zu Herzen nehmen! Lass den Dschob nicht so an dich ran sonst frisst er dich auf! Na ja...aber du hast die Information, die wir brauchten: Die Docks, Fischkopfstrasse. Ich hätte übrigens nicht erwartet, dass du nochmal zurückgehst."
Kamillus errötete. "Es...fühlte sich nicht richtig an. Eigentlich bin ich Pazifist."
"Erzähl das Schnapper.", sagte Rogi trocken."Ich will dich nicht anzeigen müssen also mach das nie wieder, In Ordnung?"
"Ja, Mä'äm."
"Gut. Und jetzt retten wir einen Rekruten!" Kamillus entging das Grinsen, dass bei diesen Worten in ihr Gesicht trat.


Schlumpi erreichte die Fischkopfstraße gerade als Schnapper's Kopf auf dem Holz seines Karrens aufschlug. Schlumpi bog in eine dunkle Seitenstraße an der Ecke Seilerstod-Gasse, gegenüber einer kleine Lagerhalle ein.
Er salutierte und stand stramm...um einen Moment später zusammenzufahren. Was hatte er sich gedacht?! Wenn seine Tarnung auch noch so perfekt war, dies hätte sie zerstört. Hecktisch sah er sich um, ob ihn jemand bemerkt hatte und entspannte sich erst wieder, als er sah, dass ihm niemand gefolgt war.
"Das war sehr unklug Schlumpi.", sagte eine Stimme an seinem Ohr. Schlumpi fuhr zusammen.
"Tut mir Leid, Sör! Ich..." Valdimier schnitt ihm das Wort ab.
"Schon gut! Wir reden später darüber. Es hat sich was geändert und...warum drehst du dich nicht um?"
"Ich habe kein Gefühl in den Beinen, Sör. Du tauchst einfach immer zu plötzlich auf, bitte um Verzeihung." Valdimier seufzte und ging um Schlumpi herum, sodass dieser ihm ins Gesicht sehen konnte. Valdimier trug seine Uniform und wirkte leicht zerknittert, als hätte er darin geschlafen.
"Hat man dich eigentlich über das Ziel deiner Beschattung aufgeklärt, Gefreiter?", fragte er.
"Nein Sör. Man hat mir nur gesagt, ich solle mich an die Fersen dieser Person heften." Er förderte eine schmierige Ikonographie aus seiner Tasche zutage, dass einen kleinen Mann in mittleren Jahren, mit schwarzen, gescheitelten Haaren zeigte, der breit in Richtung des Ikonographen lächelte. Die Person verströmte, selbst durch das Bild, Schlüpfrigkeit wie ein Aufdringliches Parfum. "Aber mir hat niemand gesagt, wer er ist."
"Und zwar zurecht!" Valdimier massierte sich die Schläfen und gähnte verstohlen. "Du solltest dich nicht gegen deinen Auftrag sperren. Denn das," ,er deutete auf das Bild,"ist Hermian Ackersfärth."
Schlumpi fiel aus allen Wolken. "Der Hermian Ackersfärth?!", fragte er ungläubig. "Der berühmte Stoffhändler und Geschäftsmann?"
"Bingo. Genau der."
"A..aber weshalb...?"
"Wir sind schon seit Ewigkeiten hinter ihm her. Wir wissen, dass er einige Verbrechen begangen hat. Betrug, Bestechung, Erpressung, Meineid, Anstiftung zum Mord...die ganze Palette eben. Aber wir konnten ihm nie was nachweisen. Bis heute. Wir haben vor etwa einer Woche einen anonymen Tip bekommen, dass er einen Kollegen verschwinden lassen will. Will sagen: Entführen und wahrscheinlich ermorden lassen." Valdimier reichte Schlumpi ein Bild, dass einen Zwerg zeigte, der einen kunstvoll gewebten Teppich in Händen hielt.
"Firio Weblerson.", fuhr er fort. "Er hat eine völlig neue Art der Seidengewinnung entwickelt und produziert allgemein dreimal so schnell wie Ackersfärths Arbeiter. Kein Wunder, dass er dem Geschäftsmann ein Dorn im Auge ist. Wir haben ihm zwar Wachschutz angeboten aber er lehnte ab. Wir ließen auch ihn beschatten. Aber für Ackersfärth brauchten wir ein, mehr oder weniger, unbekanntes Gesicht. Da kamst du ins Spiel."
"Und warum hast du mich abberufen, Sör?" Valdimier's Gesicht überschattete sich. "Ackersfärth hatte einen Berufskiller engagiert, der Weblerson auf dem Weg zur Arbeit abfangen, verschleppen und festhalten sollte bis Ackerfärth's Männer kommen, ihn foltern, ausfragen und danach beseitigen würden. Dieser brauchte jedoch Hilfe, denn er wusste, dass wir den Zwerg überwachten. Der Plan war gewesen, dass sein Komplize den Zwerg und er selbst den Wächter, der ihn beschattete übernehmen würde. Danach wollten sie sich in einem Lagerhaus, hier in den Docks treffen und auf Ackersfärth warten. Davon wussten wir zuerst nichts deshalb hat Hauptgefreite Giandorrh einen Schuss in die Schulter abbekommen, konnte sich jedoch retten."
"Wo ist das aber in deiner Erzählung, Sör?", fragte Schlumpi aufgewühlt.
"Sein Komplize tauchte nicht auf, sodass er selbst zwar den Wächter ,Mindora, ausschalten konnte aber der Zwerg unbehelligt blieb.",antwortete Valdimier und grinste kurz. "Ein typischer Fall von schlechter Organisation, wenn du mich fragst." Er wurde sofort wieder ernst. "Jedenfalls, haben wir die Adresse des Lagerhauses herausgefunden. Er sitzt mit einer Geisel da drinnen und erwartet seinen Arbeitgeber. Ich brauche jeden Mann, den ich kriegen kann, deswegen habe ich dich abgezogen. Tyros y Graco und Raucher Marmelade haben das Gebäude von der anderen Seite umstellt. Sobald Ackerfärth dort aufkreuzt, gehen wir rein und nehmen beide fest." Schlumpi ging etwas im Kopf herum. "Äh...hast du nicht gesagt dieser Zwerg, Weblerson, blieb von den Entführern unbehelligt, Sör? Mit wem ist er dann da drin?" "Wir haben keine Ahnung. Aber er scheint ihn für die Zielperson zu halten es muss also ein Zwerg sein. Und sowas schimpft sich Profi! Erkennt nicht einmal sein Ziel richtig!" Der Chief-Korporal schnaubte abfällig. "Jetzt, Gefreiter, lernst du den unangenehmeren Teil der Ausbildung kennen: Das Abwarten." Mit diesen Worten lehnte der Vampir sich an eine Wand und schien sofort mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Schlumpi versuchte, es ihm gleichzutun.
Sie warteten.



"Wir haben ein Problem!", stellte Kamillus kategorisch fest. Er und Rogi standen am Anfang der Fischkopfstraße. "Hat Schnapper nicht von einem Lagerhaus gesprochen?"
"Ich glaube fon." Sie sahen sich um. Die Fischkopfstraße verband, beinahe auf direktem wege, den Breiten Weg mit den Docks, war jedoch so abgelegen, dass die seriösen Geschäftsleute [9] sich selten, bis gar nicht dorthin verirrten. Dort florierte der Schwarzmarkt und die Gestalten, die sich herumtrieben waren mit zwielichtig noch recht wohlwollend umschrieben.Da all die fälligen Wechsel, das Diebesgut und die Hehlerware irgendwo gelagert werden mussten (von den Waren aus Übersee, die legalerweise angeliefert wurden einmal abzusehen) bestand die Fischkopfstraße aus nichts anderem als Lagerhallen, Schuppen und Ständen, deren Erscheinungsbild nur hin und wieder durch eine Taverne aufgelockert wurde. Wohnungen fehlten völlig; hier wollte niemand mehr Zeit als nötig verbringen.
"Tja,", sagte Rogi gelassen. "Wir müffen wohl irgendwie heraufbekommen, wo daf Lagerhauf ift, oder?" "Ja." Rogi wartete. "Und wie machen wir daf, Kamilluf?", fragte sie schließlich.
"Ich...äh...", stammelte Kamillus. "Ich..."
"Vertfweifle jetft nicht! Benutf deinen Kopf.", ermutigte ihn Rogi. Kamillus dachte nach.
"Ich glaube...wir sollten in einer der Tavernen nachfragen. Die Schankwirte bekommen bestimmt eine Menge mit und können uns weiterhelfen."
"Gute Idee!" Rogi musste sich Mühe geben, um nicht die Augen zu verdrehen. Für einen eigentlich recht gescheiten Zwerg, war Kamillus hin und wieder ziemlich vernagelt.
Rekrut und Ausbilder betraten eine der schäbigen Kneipen am Straßenrand über deren Tür, wie Kamillus mit Entsetzen feststellte, eine totes Wiesel hing.[10] Nachdem sie die Tür passiert hatten, nahm Rogi Kamillus beiseite.
"Hör tfu: Ich möchte nicht daff du hier noch einmal fo eine Fache abtfiehft wie bei Fnapper! Du wirft höflich nachfragen, verftanden?"
"Ja, Mä'äm.", sagte Kamillus zerknirscht. Er setzte sich in Richtung Tresen in Bewegung, während Rogi sich im Hintergrund hielt. Er wandte sich an den Wirt, der seinen Weg durch die Taverne mit einem Grinsen bemerkt hatte.
"Entschuldige bitte, Herr."
"Was gibt's Rasenschmuck?" Der Wirt sah mit seinem Grinsen, dass eine Faust zu provozieren schien auf Kamillus hinab. Dieser überging die Beleidigung jedoch geflissentlich.
"Oh, Ich vergaß fast, mich vorzustellen!", sagte Er gepresst, Rogi stets im Blick. "Ich bin Kamillus Schimmlersohn. Rekrut der Stadtwache von Ankh-Morpork. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir einen Gefallen erweisen würdest.", sagte er etwas zu laut.
Kamillus schien nicht zu bemerken, dass die Anderen Gäste der Taverne bei der Erwähnung der Stadtwache von ihren Getränken abließen und sich verstohlen in seine Richtung wandten. Ebenso schienen ihm die verhaltenen Bewegungen verschiedener Finger zu entgehen, die nach verborgenen Waffen tasteten.
"So so...wärst du das?", sagte der Wirt.
"Ja. Ein Wächter ist verschwunden und ich zähle auf deine Kooperation der Wache gegenüber!"
Kamillus musste sich zurückhalten um mit dem Wirt nicht genauso zu verfahren, wie mit Schnapper. Das hatte ihn nie weit gebracht! Er musste sich zusammenreißen! Den Wirt wie ein rohes Stück Fleisch an die Wand zu klatschen wäre ihm schlecht bekommen. Seine Nerven und Reflexe, in vielen Jahren der Übung antrainiert, meldeten sich wieder.
Er sah Bewegungen aus den Augenwinkeln, die auf verstohlene Aktivitäten seitens der Gäste schließen ließen.
"Hör zu!", sagte der Wirt. "Es gibt hier genau zwei Sachen, die wir nicht mögen. Und das sind: Wächter und Schnüffler. Und ein schnüffelnder Wächter,", er grinste und entblößte Zähne, deren Zustand mit >ungepflegt< noch sehr wohlwollend umschrieben war "hat hier nichts zu lachen."
Kamillus fand sich in einem kleiner werdenden Kreis aus Menschen wieder. Er sah sich hilfesuchend nach Rogi um.
"Ich glaube, wir können das anders klären, oder? Es muss doch nicht alles auf Gewalt funden, oder?"
Der Wirt schien zu überlegen und sagte dann: "Doch, eigentlich schon. Es macht auf jeden Fall alles leichter."
Kamillus sah sich um, stellte sich gerade und richtete das Wort an Rogi."Feldwebel Feinstich?" Er vermutete einfach, dass sie hier irgendwo war, obwohl er sie nicht sehen konnte. Die Igorina verstand es meisterhaft, mit dem Hintergrund zu verschmelzen.
"Habe ich deine Erlaubnis, mich zu verteidigen?"
Beim klang von Rogi's Namen zuckten alle Menschen merklich zusammen.
Sie begannen, den Kreis aufzulösen, unmerklich zwar aber stetig. Ihre Augen suchten unruhig den Raum ab.
"Äh...wir sprechen nicht zufällig von Feldwebel Rogi Feinstich, oder?", fragte der Wirt nun nervös.
"Doch. Genau die."
Kamillus war irritiert, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen.
"Ich glaube jetzt können wir versuchen gut miteinander zu sprechen. Wir sollten uns etwas beruhigen und ein kurzes Gespräch führen. Dann werde ich vielleicht nicht mit Rogi sprechen."
Sie sagten ihm was er wissen wollte.
Es war fast schon zu leicht.

Als er wieder aus der Taverne herauskam, erwartete ihn Rogi an der Mauer lehnend.
"Ich habe die Adresse.", sagte Kamillus. "Aber ich hatte dich dort drinnen erwartet, nicht hier."
Er versuchte, seine Stimme nicht vorwurfsvoll klingen zu lassen.
Rogi sah ihn an. "Ich bin davon aufgegangen, daff du ef alleine faffen würdeft. Ef war ein Teft und du haft ihn beftanden."
"Was für ein Test? Und woher weißt du, dass ich nicht geschummelt habe?"
"Ich wollte wiffen, ob du in der Lage bift, auch ohne deine körperliche Überlegenheit auftfukommen. Und wenn du geschummelt hätteft...dann wäre ef hier jetft nicht mehr fo ruhig, oder? Gute Arbeit, Rekrut. Zu welchem Hauf müffen wir?"
"Es ist nicht weit. Zwei Blocks. Aber...du hast mich da drinnen einfach stehen lassen? Ohne dich zu vergewissern, ob mir etwas zustoßen könnte?"
"Daf war Teil des Teftf, Rekrut. Und wenn ef dich beruhigt: Du warft nie in Gefahr." Damit stieß sie sich ab und ging voraus, vertraute einfach darauf, dass Kamillus ihr folgen würde.
Was dieser auch tat.

Norti erwachte.
Das hieß er versuchte es und als es dunkel blieb, bemerkte er dass er eine Augenbinde trug.
Und einen Knebel. Er stöhnte leise. Der Schmerz in seinem Kopf war mörderisch. Er hörte ein leises Stuhlscharren, wie von jemandem, der sich lässig erhebt. Und ein Kratzen, wie Marmor, der über Granit scharrt.
"Ich ihn hergebracht! Guter Troll! Guter Mann!" Eine tiefe, heisere, steinerne Stimme.
>Troll!<, dachte Norti panisch. Er hörte, wie sich weitere, leichtere Schritte zu denen des Trolls gesellten.
"Das ist also der berühmte Herr Weblerson." Diese Stimme war glatt, beinahe klanglos.
"Ich schätze, unser Auftraggeber wird zufrieden sein. Du hast endlich mal gute Arbeit geleistet Topaz."
"Ja...", einen Augenblick schien sich so etwas wie Verlegenheit oder Schuldbewußtsein in die Stimme des Trolls zu stehlen. Dann klang er wieder normal.
"Ich gute Arbeit geleistet habe! Was wir machen jetzt?" Der Besitzer der Anderen Stimme schien die Geduld zu verlieren. Seine Stimme war das Äquivalent eines Augenrollens.
"Das hab ich dir schon mehrere Male erzählt! Wir warten dass der Boß kommt!"
"Warum?"
"Was weiß denn Ich?! Weil er ein perverser Mistkerl ist, der gerne zusieht, wenn wir seinen Rivalen kaltmachen."
Norti schluckte trocken. Der zweiten Stimme schien bei der Vorstellung unbehaglich zu sein, jemand könne Freude am Tod eines Menschen empfinden.
Norti entging die verborgene Ironie in den Worten des Entführers und Totschlägers nicht.
Es stand nicht gut um ihn, dass wusste er nun. Man hielt ihn offensichtlich für jemand anders und dieser Jemand schien einige Leute verdammt verägert zu haben.
Er wußte zwar nicht, was hier genau vorging aber er war sicher, dass dies nicht Teil seiner Mission war.
Seine einzige Hoffnung waren Rogi und Kamillus. Hoffentlich beeilten sich die beiden!
"He! Ich glauben er sein wach!", grollte der Troll plötzlich.
"So?"
Der Andere.
"Na dem wollen wir abhelfen." Das letzte was Norti bewußt wahrnahm, bevor ihn ein paar gut gezielte Tritte wieder bewußtlos machten war ein leises Zischen, dass er nicht ganz einordnen konnte...
>Das Zündholz...<, dachte er noch schwach, dann umfing ihn Bewußtlosigkeit.

An einer anderen Stelle der Docks war Schlumpi Wurzelbach damit beschäftigt, auf und ab zu gehen. "Was machen die da drin so lange!", fragte er Valdimier aufgebracht. "Wir sind jetzt schon seit über zwei Stunden hier!" "Entspann dich.", entgegnete der Vampir lässig.
Schlumpi, jedoch fuhr fort, in der Gasse zu patroullieren. "Da drinnen sitzt eine unschuldige Zielperson fest, Sör!"
"Ich weiß. Aber das musst du verkraften können, Gefreiter! Behalte die Nerven!", sagte Valdimier streng. Und etwas sanfter fügte er hinzu: "Ich habe dir doch gesagt, dass das einer der schwersten Teile der Ausbildung ist. Das Abwarten schafft viele der jungen Wächter. Konzentriere dich auf deine Aufgabe." Schlumpi musste sich zusammenreißen, um vor Frustration nicht zu schreien. Wie stellte der Vampir sich das vor?
Er konnte nicht einfach vergessen, dass ein Zivilist in Gefahr schwebte! Um sich abzulenken ließ er den Blick aus der Gasse über die Fassade des Lagerhauses schweifen. Er sah die Tür des Schuppens aus massiven Eichenbohlen, so dick, dass ein Rammbock einfach zersplittert wäre.
Plötzlich sah er eine Gestalt vor die Tür treten.
Schlumpi stutzte.
Als er sie erkannte, riß er ungläubig die Augen auf.
"Äh...Chief-Korporal...?", fragte er dann unsicher.
"Was ist jetzt wieder los Schlumpi?", fragte Valdimier genervt.
"Haben wir andere Abteilungen herangezogen um uns bei dem Fall zu helfen?"
"Natürlich nicht! Was redest du da?", fragte Valdimier und kam auf Schlumpi's Beobachtungspunkt zugelaufen.
"Es ist nur weil...", begann dieser stockend, "...warum sollte Kamillus Schimmlersohn sonst an die Tür des Lagerhauses klopfen?"

Kamillus hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Halsbrecherische Pläne fanden eher selten seine Zustimmung.
Und dieser war so halsbrecherisch, dass er immer wieder nach seinem Nacken tasten musste.
"Meinst du wirklich, dass wir einfach so da reingehen können?", hatte er Rogi zweifelnd gefragt.
"Wiefo?", hatte Rogi entgegnet und dieses Lächeln gelächelt, dass er zu hassen gelernt hatte.
"Wie kommft du darauf, daff wir dort reingehen werden?"
"Was meinst...?", hatte Kamillus noch herausbekommen bevor der Groschen fiel.
"Aber was, wenn die Entführer mich als Wächter erkennen?", hatte er dann gefragt. Seine Stimme war fast ein Flehen gewesen.
"Und es sind Trolle! Sie werden mich, einen Zwerg nicht Mal bis in die Nähe ihres Aborts lassen! Das was am Ende von mir übrig ist, kannst wahrscheinlich nicht einmal du zusammen flicken, Mä'äm!"
"Reif dich fufammen, Rekrut!", hatte Rogi streng gesagt. "Du follft fie nur lange genug beschäftigen, damit Ich hintenrum gehen und Norti hinaufholen kann."
"Sollten wir nicht lieber auf Verstärkung warten?", hatte Kamillus schwach vorgeschlagen, war jedoch nicht beachtet worden.
"Ef gibt eine Feit auf Ferftärkung fu warten und eine um fu improvifieren. Jetft ift Feit für Improvifation!"
Rogi war kurz aus dem Schatten der Gasse getreten in der Kamillus und sie gestanden hatten und hatte einem Passanten ihre Dienstmarke unter die Nase gehalten.
"Ftadtwache! Ich brauche deinen Mantel, deinen Hut und deine Ftiefel, werter Herr." Der Mann hatte zu einem Fluch angesetzt aber ein entschlossenes Gesicht wirkt immer Wunder...und Rogi's Anblick konnte einen Mann dazu bringen sich ernsthaft eine Mauer im Rücken zu wünschen...und eine dicke Rüstung, möglichst aus einem Guß mit einem zugeschweißten Visier, am restlichen Körper.
Sie hatten seine Kleidungststücke bekommen.
"Aber ich bin immer noch zu klein! Ich falle als Zwerg auf!", hatte Kamillus gesagt, seine Stimme war jetzt wirklich ein Flehen gewesen.
"Auch dafür gibt ef eine Löfung...wie für beinahe jedef Problem, merk dir daf.", hatte Rogi gesagt wärend sie den Schrott im hinteren bereich der Gasse durchstöbert und zwei Sperrholzlatten hervorgezerrt hatte.
Eben jene befanden sich nun unter Kamillus Füßen und dienten als provisorische Stelzen, auf denen er sich mit nur Mühe halten konnte. Der lange Mantel und der zu große Hut des Passanten taten ein übriges zu seiner Kostümierung.
>Wenn Glum mich jetzt sehen könnte, dann wäre er wahrscheinlich bereit dafür, mich an D.O.G. weiterzumpfehlen.<, dachte er und konnte nur mit Mühe verhindern, gegen eine Wand zu taumeln.
>Naja...nachdem er aufgehört hätte zu lachen.<
Er hatte es nun bis vor die Tür geschafft und stand leicht schwankend da, um sein Gleichgewicht kämpfend. Als er einigermaßen gerade stand atmete er tief durch und klopfte dann, wie er hoffte, energisch an.
Es dauerte eine Weile, dann vernahm er im Haus schlurfende Schritte.
Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet und das einzelnes Auge eines Trolls wurde sichtbar, weil sich das Licht auf ungewöhnliche Weise, darin brach.
"Ich möchte bitte...", sagte Kamillus, räusperte sich und begann mit verstellter Stimme nochmal von vorne. "Baubehörde! Ich möchte bitte diese Lagerhalle überprüfen."
Der Troll machte keine Anstalten, die Tür völlig zu öffnen, taxierte Kamillus weiter mit dem einen Auge. Kamillus spürte, wie er in Panik geriet.
>Es klappt nicht!<, dachte er verzweifelt.
"Auf Befehl von Lord Vetinari, müssen alle Lagerhäuser auf eventuelle Mängel beim Bau untersucht werden!", sagte er laut.
Der Troll richtete jetzt erstmals das Wort an ihn.
"Ich nichts weiß von Untersuchung.", knurrte er mit einer Stimme, die Kamillus irgendwie bekannt vorkam.
"Vielleicht du einfacher Betrüger bist!", die Stimme klang jetzt bedrohlich. Kamillus versuchte, seine Panik zu bekämpfen.
Er durfte sich jetzt nicht in die Defensive drängen lassen.
Aus der Manteltasche zog er die Rechnung für seinen letzten Abend im Eimer [11] und wedelte damit da wo er die Nase des Trolls vermutete.
"Ich habe aber hier ein amtlich beglaubigtes Schreiben des Patriziers, das mich dazu berechtigt, diese Lagerhalle zu überprüfen."
Der Troll schien einen augenblick zu überlegen, dann öffnete er die Tür ganz.
"Du hier hereintreten, Härr. Vorsichtig es sein sehr unordentl...wir viele Dinge lagern müssen im Moment."
Kamillus trat ein.


Zur selben Zeit bog Rogi gerade in die Gasse hinter der Lagerhalle ein.
Sie bewegte sich langsam, ohne Eile.
Jemandem, der um die Ereignisse dieses Morgens wusste, wäre diese Gelassenheit komisch bis sehr verdächtig vorgekommen.
Rogi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, während sie durch den Schrott watete und nach der Hintertür Ausschau hielt.
Als sie sie gefunden hatte blieb sie stehen und zählte leise bis zweihundert.
Sie schickte sich an, die Klinke zu berühren als ihre Gestalt sich plötzlich straffte.
Sie machte einen Ausfallschritt nach hinten und ergriff den Arm, der sie an der Schulter zu berühren versucht hatte.
Sie nutzte das Bewegungsmoment um den Unbekannten gegen die Wand zu drängen. Ehe er sich's versah, hatte sie ihm den Arm auf den Rücken gedreht und hielt ihm ein Skalpell in die Nackengegend.
"Ich würde dir empfehlen, jetft keine unvorfichtigen Bewegungen fu machen.", sagte sie.
"Vielleicht kommft du noch Mal um den Kerker herum, wenn ich ein gutef Wort für dich einlege aber daf tue ich nur, wenn du keine weiteren Fwierigkeiten machft."
Sie bemerkte, dass der Mann zu sprechen versuchte, doch Ziegel dämpften seine Artikulationsfähigkeiten. Rogi ließ ihm ein wenig Spielraum um das Gesicht aus der Wand zu lösen.
"Ich bin es Feldwebel! Schlumpi!", sprudelte es sofort aus ihm heraus, als sein Gesicht den Kontakt zum Mörtel verlor.
"Schlumpi? Waf tfum...". Rogi ließ ihn perplex los und Schlumpi, der sich den schmerzenden Arm rieb, trat in die Gasse.
"Das war verdammt gut, Mä'äm!", gestand er widerstrebend ein.
"Aber...waf machft du hier Schlumpi?", erwiderte Rogi perplex.
"Dasselbe könnte ich dich fragen, Feldwebel." Rogi richtete sich auf und starrte Schlumpi an. Sie konnte sehr wirkungsvoll starren, wie vielleicht bereits erwähnt.
"Ich möchte, daff du mir jetft genau ertfählft, waf hier gefpielt wird.", befahl sie.
Also berichtete Schlumpi von seinem Auftrag, von der geplanten und der tatsächlichen Entführung und von dem verwirrenden Mißgriff des Killers.
Zum Ende seines Vortrags hin, hatten Rogis Gesichtspartien, mehr oder weniger, den Zustand >bleich< erreicht.
"Daf heißt...da drin befindet sich jetzt ein ziemlich gereizter Killer mit einer Geisel, die er eigentlich gar nicht haben könnte und mit Kamillus.", schloss Schlumpi seinen hastigen Vortrag. "Keine Ahnung ehrlich, gesagt, was er da drin will. Er hat quasi den Sturm eingeläutet. Tyros y Graco und Raucher Marmelade versuchen gerade über das Dach einzusteigen und Chief-Korporal van Varwald...nun er wird einen Weg hinein finden. Ich habe, mit Erfolg, versucht, die Hintertür zu finden um von dort einzusteigen. Dann sind wir aneinander geraten."
"Wir müffen unf beeilen!", sagte Rogi, inzwischen kalkweiß und ging zur Tür. Sie rüttelte am Griff, der sich jedoch nicht drehen ließ.
"Verflucht!!", sie trat nach der Tür. "Der Miftkerl hat fie verkeilt!"
"Das heißt Kamillus ist jetzt da drin mehr oder weniger auf sich allein gestellt." Schlumpi stutzte kurz.
"Wenn ich fragen darf: Was tut ihr hier eigentlich? Also du und Kamillus, Mä'äm."
"Die alte Leier def entführten Kollegen.", sagte Rogi müde, während sie die Tür mit einem Skalpell zu öffnen versuchte. Sie widerstand [12]. "Ich habe einen Rekruten in ein Lagerhauf gebracht, den Kamilluf finden follte. Norti Rabenpeltf, vielleicht kennft du ihn."


Kamillus wankte langsam durch den kleinen Flur, den Troll vor sich.
Kalter Schweiß perlte seinen Rücken hinab und tropfte auf den Boden.
Vor ihm konnte er nur die dunkle Silhouette des Trolls ausmachen, der durch den schmalen Durchgang mehr kroch als ging.
Immer wieder musste Kamillus darauf achten, nirgendwo anzustoßen, weil ihn das ohne Zweifel von seinen >Beinen< geholt hätte.
Was nicht allzu einfach war.
In dem Gang stapelten sich Kisten und Andere Sachen, viele davon zerbrochen und verrottet.
>Seltsam.<, dachte er völlig unmotiviert. >In meinen Träumen laufe ich VOR dem Monster her.<
Er grinste ein vollkommen irrsinniges Grinsen.
"Wir gleich da sein.", sagte der Troll.
Bildete Kamillus es sich nur ein, oder schwang ein lauernder Unterton in der Stimme des Trolls mit?
Jetzt war noch Zeit, sich umzudrehen und die Lagerhalle zu verlassen... aber Norti war dort drin!
Hin und hergerissen zwischen Fluchtambitionen und Ehrgefühl bemerkte er gar nicht, dass der Troll ihn in die Lagerhalle geführt hatte.
Mit ungewöhnlich schneller Auffassungsgabe, bemerkte Kamillus mehrere Dinge:
1) Es waren keine Trolle zugegen jedoch 2) Norti, kopfüber an einem Balken in der Mitte der Halle hängend, die Augen verbunden und gefesselt und 3) ein ihn bewachender, schwarz gekleideter Mensch auf einem Stuhl daneben.
Ferner viel ihm 4) die Abwesenheit Anderer Entführer und 5) die Beschaffenheit des Trolls vor ihm und 6) dessen Faust die extrem schnell auf ihn zugerast kam!
Er reagierte schnell, ließ sich instinktiv von den Stelzen fallen und fing seinen Sturz ab.
"Ich dich erkannt habe, seit du hereingekommen bist, Rasenschmuck!", brüllte Topaz.
Gehetzt stand Kamillus auf, bereits zwei Wurfmesser in Händen.
Er sah sich zwei Tonnen, massiven Edelsteins gegenüber.
Die Messer wirkten winzig dagegen, ebenso wie ihr Träger.
Auch der Mensch war nun aufgestanden und betrachtete die Szene mit offensichtlichem Vergnügen.
Kamillus' Kampf führte ihn quer durch die, nicht gerade große Halle.
Offensichtlich planlos und nur den brennenden Wunsch verspürend, nicht vor die Fäuste des marodierenden Trolls zu geraten, hechtete und rollte er durch die Halle.
Seine langfristige Strategie, würde er später einfach behaupten, sei gewesen, den Troll zu ermüden um ihn, dann angehen zu können.
Nach einer weiteren planlosen Hechtrolle, fand er sich hinter einer aufgebrochenen Kiste wieder.
Er gewahrte mit Erstaunen, ein langes Streichholz, das beinahe zur Gänze abgebrannt war.
Diese Streichhölzer benutzte Norti sehr gerne, da sie aus einem seiner alchimistischen Experimente hervorgegangen waren und stundenlang brannten.
Zudem fiel ihm ein sehr großer Haufen bräunlicxhen Pulvers auf, der neben ihm lag.
Seine Betrachtungen wurden jäh unterbrochen, als Topaz, ihn am Rücken seines Kettenhemdes griff und, wie ein Karnickel in die Höhe hob.
"Was wir haben, denn hier?", fragte er mit einem grausamen Grinsen im Gesicht.
Mir erstaunlich flinken Fingern, nahm er Kamillus das Streichholz aus der Hand, das dieser noch immer umklammert hielt.
Gedanken überschlugen sich in Kamillus' Gehirn, als er zwei und zwei zusammenzählte und zehn erhielt.
Mit aus Panik geborener Präzision öffnete er den Verschluss des Kettenhemdes und fiel zu Boden.
Er vergaß nicht, im Fallen, das Streichholz aus der Pranke des Trolls zu fischen.
Er warf es in Richtung, des braunen Pulvers und rannte zu Norti, das Zischen in seinem Rücken und die überraschten Schreie des Trolls ignorierend.
Der Mensch, der versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen, erhielt einen Tritt in den Unterleib und ging stöhnend zu Boden.
Das Messer welches er gehalten hatte, schnitt in die Wange des Zwerges, der dem jedoch nur beiläufige Beachtung schenkte.
Er schnitt das Seil durch, das den bewusstlosen Norti an der Decke hielt und fing ihn auf.
Durch einen roten Tunnel eilte er in Richtung des Ausgangs.
Ein weiterer Mensch, der versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen, ein Untersetzter, schmieriger Kerl, wurde einfach zur Seite gestoßen.
Danach folgte nur die Explosion.


Ein Zufall wollte es, dass das Einsatzteam der F.R.O.G.'s gerade lange genug zögerte um von der Explosion verschont zu werden.
Der Geschäftsmann Hermian Ackersfärth sowie einer der Lagerarbeiter, der Troll Topaz, die an diesem Abend geschäftlich im Lager zu tun hatten, hatten nicht so viel Glück.
Berichte von einem Überlebenden wurden von der Wache auf's schärfste dementiert.
Ansonsten war es ein schönes Feuerwerk und der allgegenwärtige Mob von Ankh-Morpork kam vollkommen auf seine Kosten.
Die Wächter, die zwei kleine Körper durch die Gegend trugen, wurden übersehen, aber das war normal.
Sie waren daran gewöhnt.

Kamillus erwachte in Schwärze.
Es schien ihm zumindest so, bis er seine Augen geöffnet hatte.
Er lag in seinem Bett in der Wache.
Ein kurzer Back-up seines Systems ergab einige Schmerzen nicht näher erfassten Ursprungs.
Er wandte den kopf zur Seite und sah direkt in Rogis Gesicht.
Es gab viel womit ein Mann sanft geweckt worden konnte und Rogis Gesicht gehörte nicht wirklich dazu, aber Kamillus war trotzdem froh, sie zu sehen.
"Haben wir...?", fragte Kamillus schwach. "Ist Norti..."
Rogi unterbrach ihn.
" Ihm geht'f gut. Ja Rekrut, daf haben wir.", sie lächelte. Das erste Mal an diesem Tag beunruhigte ihn ihre Fratze nicht.
"Wir haben den Job getan und daf fehr gut. Vor allem du. Feint fo alf könnteft du ein Wächter fein, wenn du dich anftrengft. Andererfeitf...", fuhr sie mit ernstem Gesicht fort.
"Haft du Privateigentum befädigt, Fiviliften bedroht und Fwei Perfonen durch fahrläffigef Verhalten gefährdet.!
Kamillus stöhnte.
"Vielleicht wird ef Folgen für dich haben, aber ich möchte daff du einf weifft: Der Job erfordert viel Einfatf. Die Frage ift: Kannft du daf aufhalten? Waf heute paffiert ift, war der erfte Tag deinef Wächterdafeinf. Kannft du daf aufhalten, für wenig Lohn und keine Anerkennung arbeiten unter diefen Bedingungen?"
Kamillus aber war bereits mit einem Lächeln auf den Lippen wieder entschlafen.
"Ich fehe daf alf Ja an.", meinte Rogi ernst.
"Enttäuf mich nicht."
Sie stand auf und ging in ihr Büro.
Es gab Arbeit zu tun.
[1]  Geist = unwillig aufzustehen; Mund = komisch schmeckend; Augendeckel = schwer

[2] Verbindungen wie: Schwarz = Kaffee; Kaffee = wach. Das Gehirn ist ein erstaunliches Werkzeug...wie ein Hammer mit zwanzig Köpfen...

[3] Er war schwarz

[4] Es lief folgendermaßen ab: Rogi öffnete die Tür; die Tür quietschte; Rogi fluchte leise und schlich in den Saal; Sie stieß sich den Zeh an einem Bett und unterdrückte einen Schmerzensschrei; Sie erreichte schließlich das Bett, in dem ein nun hellwacher Norti lag

[5] Dieser Nagel wahr vor Ewigkeiten von einem schlauen Rekruten eingeschlagen worden, der ebenso findig, wie fahrlässig war und folglich viel Zeit, strammstehend, vor dem Schreibtisch des Ausbildungsleiters verbracht hatte...in dem Bestreben, nicht im Stehen einzuschlafen. Als Reaktionen auf all die Strafpredigten, die er in diesem Büro erdulden musste, hatte er seine Augen beschäftigen wollen und war eines Nachts dort eingebrochen um den Nagel einzuschlagen. Dieser leistete immer noch gute Dienste, wenn man seinem Vorgesetzten nicht unverwandt ins Gesicht blicken wollte. Es gibt nie Denkmäler für die wahren Helden!

[6] Der Fischhändler, Herr Sockenfroh, beschwerte sich seitdem über ein Klingeln in den Ohren und einige seiner Kollegen mussten mit Hüten, Kopftüchern und VIEL Kosmetik über den Verlust ihrer Gesichtsbehaarung hinwegtäuschen.

[7] Obwohl ein rot getünchter Steingarten die Innenstadt Ankh-Morporks um einiges verschönert hätte.

[7a] Ein Gerücht, dass Kamillus für pure Übertreibung hielt

[9] T.m.s.i.d.r. Schnapper natürlich ausgenommen

[10]  Ob es sich um eine Versinnbildlichung des Namens der Kneipe oder einen Hinweis auf das Tagesmenü handelte, blieb im Unklaren.

[11] 10 Ankh-Morpork Dollar. Er hatte einen Schubkarren leihen müssen um Glum und Schlumpi nach Hause bringen zu können.

[12] Die Tür

Zählt als Patch-Mission.



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Feedback:

Von Ruppert ag LochMoloch

18.05.2008 15:09

Eine gut durchdachte Geschichte von zwei Einsätzen der Wache, die sich in die Quere kommen. Deine Geschichte ist flott und spannend erzählt und als Leser war mir "natürlich" immer klar, dass Kamillus hier auf einem Probeeinsatz unterwegs ist. Und so war ich schon sehr gespannt wie Du die Situation klären konntest. Diese Lösung hat mich aber letztlich nicht überzeugt. Ein stundenlang brennendes Streichholz? OK, damit hast Du erklärt warum das Ding so lange brannte (und dabei seltsamerweise die Kiste nicht angezündet hat, aber das nur nebenbei ;-) ). Aber ich unterstelle sogar Norti soviel Intelligenz, dass er keine so große Menge an Sprengstoff herstellt um seine Kiste zu sprengen (warum eigentlich Sprengstoff, ich meine er ist ein starker Zwerg? OK, er ist auch Norti ...), dass diese Menge ihn selber pulverisieren würde. Es gibt da noch die eine oder andere Ungereimtheit in der Geschichte aber darüber kann ich wegsehen. Denn all das ändert nichts an der Tatsache, dass Du wirklich toll auf das Ende hingearbeitet hast.

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