Nur zu Besuch

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Helmi Bernstein (DOG)
Online seit 01. 02. 2008
PDF-Version

Auf einer Auslandsexkursion geraten die DOG-Spezialisten zwischen die Fronten zweier bis aufs Messer verfeindeten Königreiche. Das Drama nimmt seinen Lauf...

Dafür vergebene Note: 10

Der Herbst lag in den letzten Zügen.
Die Zeit der goldenen Sonnenuntergänge war längst passé. Grauer Nebel legte sich über das Tal wie eine schall- und blickdichte Decke, umfing die trostlosen Felder, Dörfer und Farmen. Die Wälder lagen still da. Nichts regte sich, nur gelegentlich ertönte ein dumpfes Pochen, hervorgerufen von einem der zahllosen Tropfen, die von Farnen und Halmen abperlten. Nach tagelangem Nieselregen war der Fluss über die Ufer getreten um sich zu holen, was einst sein war. Der Schlamm von den abgeernteten Feldern hatte ihn in eine träge Masse verwandelt, die sich langsam durch ihr Bett wälzte und gegen die letzten Deiche und Dämme drückte. Er machte aus kargen Feldern tückische Moore und gab dem Land einmal mehr eine klare Grenze. Nicht weit vom Fluss fand man eine kleine Stadt, eingefasst von einer rudimentären Palisade. Fackelschein vertrieb den Nebel von dort und erleuchtete die Gesichter der Männer, die nahe dem hölzernen Tor standen, in blau-weißen Waffenröcken. Sie hielten Waffen, doch es schien, als wären diese am verkehrten Platz. In den Händen ihrer Träger wirkten sie grotesk und lächerlich. Schwerter, Speere, Schilde, rostig und morsch. Es waren sehr alte oder sehr junge Männer, die verschüchtert und mit einem Ausdruck hoffnungsloser Ergebenheit die Köpfe hoben und lauschten. Das vielfache Geräusch von Stiefeln, die auf eine weiche, feuchte Oberfläche treffen, sowie beharrliches, hohes Klimpern und Rasseln kündigte sie an.
Wie Leuchtfeuer stachen ihre Banner durch den Nebel, glühten rot auf dem Feld und verkündeten eine blutige Botschaft. Als der Lichtschein der Stadt am Fluss erschien, erklang ein letztes Mal das schmatzende Geräusch des Schlamms, dann herrschte Stille.
Zögerlich kehrte Willy VII, dritter Duke von Paxe und rechte Hand des Königs, der wartenden Truppe den Rücken zu und wandte sich dann an seinen Herrn.
"Sir? This is a small town, defended by nothin' but a bunch o' old men and... kids, while this is an army consisting of the kingdoms best knights. Are you really serious 'bout this, Sir?"[1][2] Willy kratze sich am Kinn und betrachtete die Armee, die regungslos hinter den beiden Befehlshabern wartete. Dann sah er zu seinem König, der auf einem prächtigen weißen Ross saß. Dieser war nicht das, was man sich vielleicht unter einem Feldherrn vorstellte. Blasse Haut, dünne Arme und glasige Augen dominierten seine Erscheinung. Dennoch hatte dieser Mann einen der erfolgreichsten Feldzüge der letzten Jahre geleitet, obgleich er während dieser Zeit, so Willys Meinung, das Königreich schutzlos zurückgelassen hatte, und auf diese Weise das eroberte Land durch an den Feind verlorenes Land wieder ausgeglichen wurde. [3] Allerdings bestand die übliche Strafe für die Verbreitung solcher Lügen im Herausschneiden der Zunge, und Willy hatte immer sehr auf seinen Körper geachtet. Außerdem hatte der intrigante Adel des Landes während seiner Abwesenheit die Position des Königs immer weiter geschwächt, was auch Willy übel aufstieß, da er nicht viele Freunde unter der Elite des Landes hatte, und er im Grunde nur noch lebte, weil der König von seinem Sprachtalent beeindruckt war. Andererseits hatte diese Begeisterung aufgrund einiger despektierlicher Bemerkungen des Dukes in letzter Zeit offenbar etwas nachgelassen. Willy verdrehte heimlich die Augen, als der König ihm einen verärgerten Blick zuwarf und zu sprechen begann.
"And so, ye brave countrymen, the time has come to prove yourself worthy of carrying your fatherland's banner... again!" Der König beugte sich zu Willy herunter und raunte ihm einige kaum verständliche Worte ins Ohr: "Oh, I know what you're thinking! You think this is nothing but an unnecessarily little war, started so long ago, that no one knows, why it is fought. No, this is about national pride and patriotism!" [4]
Der König trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an, und ritt vor den wartenden Soldaten auf und ab, während er seine inspirierende Rede fortsetzte.
An Entschlossenheit mangelte es ihm nicht, dachte Willy, und auch Charisma hatte der König genug, aber sein unstillbarer Durst nach Einfluss und Reichtum verärgerte den Adel und schlug seinen politischen Feinden auf den Magen.
Der Feldzug hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Wetter und Krankheiten hatten die wackere Schar dezimiert, diverse Scharmützel hatten die Moral geschwächt und die Aussicht auf Heimkehr wurde mit jeder Stadt, die niedergebrannt wurde anstatt besetzt, geringer. Seit Tagen nun quälte sich der fast schon klägliche Rest der Armee durch neblige Wälder und über schlammige Felder, ständig den heißen Atem der feindlichen Ritter im Nacken spürend. Immer lebte man in Angst, hinter dem nächsten Baum einen weißen Löwenzahn auf blauem Grund zu erblicken oder das Geräusch einer dicken Armbrustsehne zu vernehmen, die vorschnellte. Eine Situation wie diese verwandelte mit der Zeit sogar den abgehärtetsten Leibgardisten in ein Nervenbündel. Doch der König wahrte seine sakrale Position, vermittelte den Männern das Bild von Würde und Tapferkeit, auf seinem weißen Pferd und mit seinem roten, federgeschmückten Helm, seinem glitzernden Schwert und der langen Lanze, die stolz das Banner trug.
Willy schnaubte verächtlich, als der König über den bevorstehenden Sieg sprach. Oh ja, es würde ein weiterer Sieg sein, doch zu welchem Preis! Viele gute Männer lägen tot in den Gräbern, erschlagen von Männern, von denen die meisten mittlerweile selbst tot waren. Willy war kein kriegerischer Mann. Er hatte einige Massaker miterlebt und erinnerte sich immer noch an sie, meistens um drei Uhr nachts. Er verfluchte sich selbst dafür, sich für diesen hirnrissigen Feldzug gemeldet zu haben. Für den Posten des Dolmetschers hatte er sich beworben, damit er am Verhandlungstisch sitzen konnte um den Krieg wieder zu beenden. Doch die Aussicht auf Verhandlungen gefiel dem König nicht. Nach dem überraschenden Sieg bei Pantalon setzte er die Kampagne fort und drang tiefer ins Feindesland ein, wo er auf die Leibgardisten des Kaisers stieß, die ihm einen jähen Dämpfer versetzten. In dieser Situation hatte Willy ihn überzeugt, einen langsamen taktischen Rückzug anzutreten, um nicht vollends geschlagen zu werden. Der König ging widerstrebend auf seinen Vorschlag ein, zog jedoch eine blutige Spur durchs Feindesland. Und schließlich, als die Armee eine Hügelkuppe überquerte, lag dort der Fluss, Gegenstand ihrer Sehnsüchte und Sinnbild für das Ende des Feldzuges. Das Tal war leer, doch eine trügerische Stille lag über den Feldern. In der Nähe der natürlichen Grenze befand sich eine kleine Stadt. Rauch stieg aus den Kaminen auf und vermischte sich mit dem allgegenwärtigen Nebel, während das Leben in der Stadt zu erstarren schien. Und nun standen sie dort, unschlüssig anzugreifen, und spürten die Last der Moral auf ihren Schultern ruhen.

***

Nur wenige Stunden zuvor...


Helmi erwachte und rieb sich den Kopf. Dann vergewisserte er sich, ob seine Augen geöffnet waren, denn kühle Dunkelheit umfing ihn. Dies war der Fall, und so erhob sich der Zwerg zögerlich, versuchte die Schmerzen in seinem Kopf zu ignorieren und machte einige Schritte, während er die Arme schützend vor sich hielt um nicht gegen eine Wand zu laufen. Doch dazu kam es nicht. Schon nach wenigen Schritten vernahm er ein leises Klirren, und blieb schließlich mit dem Fuß an einem Ring hängen, der, nach längerem Betasten, mit einer Kette verbunden war, die wiederum an einem Gullideckel im Boden befestigt war. So. Er war in einer Zelle, und er konnte sich auch denken, wie er dorthin gelangt war.
Die verdammte Delegation! Warum hatte er sich zu dieser Schnapsidee überreden lassen?! Oh ja, der Hauptmann war ganz freundlich gewesen, hatte allen eine Prämie versprochen und dann die DOG-Spezialisten in eine Kutsche verfrachtet.
Verdammter verregneter Herbst! In dieser Jahreszeit schlief offenbar sogar das Verbrechen, denn die Delegation war nur geschickt worden, weil es absolut nichts zu tun gegeben hatte und die Wächter die meiste Zeit damit verbracht hatten Leg-Herrn-Zwiebel-Rein zu spielen. Helmi stieß sich den Fuß an einem herumliegenden Stein. Verdammte Zelle!
Ein völlig unbedeutendes Tal im Herzen der Spitzhornberge, klein, nass und zweigeteilt in zwei kriegerische Hälften. Offenbar hatte einer der hiesigen Monarchen beschlossen, seine Amtszeit interessanter zu gestalten, indem er ein Gildensystem aufbauen wollte, ähnlich dem Ankh-Morporkianischen, um sein Reich ein für alle Mal dem misstrauisch beäugten Nachbarn überlegen zu machen. So hatte der Hauptmann[5] den gelangweilten Gildenexperten der DOG eine schöne Urlaubsreise versprochen, die gesunde Luft in den Bergen, Gamsböcke beobachten und dem Rauschen der Gebirgsbäche zu lauschen. Helmi und Glum, die beiden "Welpen", die im Grunde nichts mit solchen Dingen am Hut hatten, hatte er ebenfalls mitgeschickt, unter dem Vorwand, dass die beiden "sicher viel lernen könnten".
Denkste!, dachte Helmi und zog versuchsweise an der Kette. Als das erhoffte Resultat ausblieb, setzte er sich vorsichtig, nachdem er die Wand ertastet hatte, mit dem Rücken zur Mauer und verschränkte zornig die Arme. Er sah sich um. Seine Augen hatten sich mittlerweile geringfügig an die Finsternis gewöhnt, weshalb er weiter oben eine winzige, vergitterte Öffnung erspähen konnte. Sie erlaubte den Blick auf einen wolkigen Himmel, der so düster war, dass er sich farblich kaum von den Mauersteinen abhob. Trotzdem gelangte genug Licht[6] in die Zelle, sodass Helmi auch noch zwei nasse Strohhaufen erkenne konnte, die jeweils in den Ecken aufgeschüttet waren. Einer der beiden erschien größer, unförmiger...
Das idyllische Tal hatte sich als schlammiger Hexenkessel herausgestellt, in dem sich zwei Völker unermüdlich bekriegten. Keine Seite hatte offenbar einen nennenswerten Vorteil, aber beide Länder waren durch Jahrhunderte des erbarmungslosen Kriegs in ihrer Infrastruktur geschwächt, und intrigante Aristokraten in steinernen Festungen unterdrückten die armen Bauern, die jedes Jahr aufs Neue versuchten, dem Schlamm vor ihrer Haustür[7] ihr tägliches Brot abzuverlangen. Bei der Einreise in das Land, welches aus unerfindlichen Gründen einen weißen Löwenzahn auf blauem Grund sein Banner nannte, wimmelte die Straße vor der Kutsche plötzlich von Soldaten. Nachdem der Kutscher eines äußerst unnatürlichen Todes gestorben war, legte man die Delegation in Ketten, und führte sie einem blasierten, in Brokat und Samt gekleideten und auf einem edlen Stuhl sitzenden Mann vor, der einen Kammerdiener Dinge in einer seltsamen Sprache fragte, welcher daraufhin die schlechtgelaunten Wächter in einer noch viel unverständlicheren Ausdrucksweise speichelsprühend anschrie. Weil die Delegation mit unverständlichen Mienen geantwortet hatte, und Stabsspieß Harry, der aus unerfindlichen Gründen anstelle des Hauptmanns die Reise leitete, dem sitzenden Mann ans Schienbein getreten hatte, trennte man die Gruppe voneinander und warf sie in hohem Bogen in ein düsteres Verlies im tiefsten, rattenverseuchtesten Keller.
Und dort saß Helmi nun. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was mit den anderen geschehen war, aber im Moment genoss er seine Wut, und hatte keine Zeit, sich um solche Dinge zu kümmern. Er lehnte an der Wand und bebte vor Entrüstung, als er aus der Richtung des unförmigen Strohhaufens ein Grummeln vernahm und erschrocken zusammenzuckte.
Während der folgenden Stille traf er eine Entscheidung: "Ha-hallo?"
Erschrockenes Schnaufen folgte, und in der Richtung, in der Helmi das Geräusche vermutet hatte, glaubte er, eine Bewegung in der Dunkelheit erspäht zu haben.
"A', Gesellschaft. Ausgezeischnet."
Die Gestalt eines dicken Mannes löste sich aus der Dunkelheit. Helmi wich zurück, bis er ein Klirren vernahm, das er mittlerweile einzuordnen wusste: Weiter ging's nicht. Der Dicke näherte sich dem Zwerg bis auf wenige Schritte und verbeugte sich dann so unvermittelt, dass Helmi zusammenfuhr. Er trug einen verdreckten Anzug aus blau-weißen Stoffen, der sicher einmal recht prächtig gewesen war, doch mittlerweile nur noch in Fetzen herabhing. Sein Gesicht stand dem in keiner Hinsicht nach, bis auf die Tatsache, dass es nicht in Fetzen hing. Es war rundlich und rot, strahlte Freundlichkeit im gleichen Maße aus wie ein Küken Niedlichkeit, war jedoch von der gleichen fleckigen Schwärze befallen wie der ganze Rest des Mannes.
"Gestatten? Jaques-Ives der Name." Das runde Gesicht verschob sich und zeigte nun ein höfliches Lächeln. "Isch 'abe disch nischt kommen 'ören. Wie lange bist du schon 'ier?"
Helmi zuckte mit den Schultern und behielt den Fremden argwöhnisch im Auge. "Ich... weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, warum ich hier bin. Und es wäre mir lieb, wenn du... ein wenig zurücktreten würdest, ich fühle mich etwas unwohl."
"Ach, entspann disch, isch fresse keine Kleinwüchsigen. Isch wette, sie 'ielten disch für einen Spion. O', das Los vieler in diesem Land. Und isch wette, damit 'ast du es noch gut getroffen. Der Kerker ist nur eines der geringeren Übel. Misstrauische Zeiten sind diese." Jaques-Ives setzte sich schnaufend. Helmi beobachtete, wie sein massiger Oberkörper sich auf äußerst komplexe Weise bewegte, als er aufsetzte.
"Ach, auch isch war einmal reisch und schön", fuhr der Mann fort. "Isch 'atte einen Diener, der mir alles brachte, was mein 'erz begehrte. Ein schönes Kastell, Untertanen, die nischt rebellierten... welsch schöne Zeit! Doch dann... nun, isch begann die falschen Fragen zu stellen. Aaach, diese verfluckten Adeligen! Sie sind so dekadent! Stell dir vor, ihr neuester Tick ist, sisch ein chirurgisches Brustwarzenimitat ins Gesischt zu kleben. Nennen sie 'Schön'eitsfleck'..." Er seufzte enttäuscht und zuckte mit den Schultern. "Und der Krieg wird endlos fortgesetzt. Isch weiß nischt, weshalb, aber in diesem Moment zieht der Randwärtige Könisch mordend dursch mein Land. Des'alb 'aben sie disch auch 'ier rein geworfen. Sie 'alten disch für einen seiner Spione. Isch bin auch deswegen 'ier. Landesverrat..." Er schnaufte verärgert. "Und das schlimmste an der Sache ist: Isch bin zu fett, um dursch die Gulli zu krieschen..." Helmi betrachtete die runde Öffnung in der Mitte des Raumes. Einige rostige Eisenstangen liefen quer hindurch, doch sie waren so dicht beieinander, dass nicht einmal er hindurch gepasst hätte.
"Isch bin sischer, du passt da dursch, glaub mir. Man kann das Gitter abnehmen, seit isch ein wenisch daran 'erumgebastelt 'abe. Isch lege es nur drauf, damit die Wärter misch nischt schlagen." Erneut seufzte Jaques-Ives resigniert. Helmi entspannte sich derweil ein wenig. Von dem Dicken schien keine unmittelbare Gefahr auszugehen, weshalb der Zwerg beschloss, etwas Konversation zu betreiben - natürlich zu seinem eigenen Vorteil.
"Du sagtest eben, das... Gitter, der Gullideckel quasi... Du kannst ihn rausnehmen?" Seine Wut verflog für einen Moment und wich einem jähen Anfall von Hoffnung. Mental rieb er sich bereits die Hände, als er begann, an seiner Kette herumzufummeln, wobei er jedoch stetig den Zellengenossen im Auge behielt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste...
"O' ja, nischt weiter schwierig." Jaques Ives erhob sich umständlich, wobei er schnaufte wie ein Walross. Er wankte in Richtung des Gitters im Boden, hielt kurz davor an und sprang auf eine beeindruckend langsame Weise. Mit einem klagenden Geräusch von Seiten des Gitters kam er auf. Staub wirbelte empor, nicht mehr als ein raschelndes Geräusch in der Finsternis der Zelle, doch das Gitter sowie der dicke Mann, der darauf stand, bewegten sich nicht. Helmi beobachtete erstarrt, wie Jaques Ives seelenruhig vom Gullideckel stieg, sich bückte, und das Gitter entschlossen aus seiner Verankerung hob, wobei es offenbar keinen nennenswerten Widerstand leistete.
"Nuun gut..." meinte Helmi langsam. Als er in das entstandene Loch blickte, empfing ihn dort eine Finsternis, die er innerlich mit der Rektalgegend eines Bären verglich: Warm, feucht und wirklich, wirklich finster. Während er dort stand und nachdachte, hob hinter ihm, verborgen in der Dunkelheit, sein Zellengenosse bedächtig den Gullideckel. Er ließ ihn eine Weile über seinem Kopf verharren, und es schien, als würde er eine Entscheidung treffen. Dann ließ er das Gewicht aus Eisen mit aller Kraft niederfahren.
Als Helmi sich vergewissert hatte, dass er keinem Herzanfall in jungen Jahren zum Opfer gefallen war, drehte er sich geschockt um. Dort stand Jaques Ives, schnaufend und grinsend, sein Gesicht gerötet von der Anstrengung. Neben ihm auf dem Boden drehte sich das Gitter langsam um sich selbst, wobei es ein singendes Geräusch erzeugte. Weiterhin erblickte er das Ende einer Kette - einer sehr ramponierten Kette!
"Isch verlass misch auf disch, kleiner Mann", meinte er. Plötzlich trat er vor und stieß Helmi unvermittelt in das Loch. Aus einem reinen Reflex heraus ergriff dieser mit einem Aufschrei den Rand des Loches, rutschte ab, griff panisch wieder und wieder mit rutschenden Fingern nach den Rillen zwischen den Steinen und fand schließlich Halt.
"'e, geh schon! Du musst misch 'ier raus'olen!" Ärger zeigte sich im Gesicht des dicken Mannes, er hob einen Fuß über Helmis Hände und...
Helmi hatte es sich schlimmer vorgestellt. Eine Weile lang rutschte und prallte er in dem engen Tunnel von diversen Wänden ab, blieb gelegentlich mit einem reißenden Geräusch hängen und landete schließlich weich - auf etwas, das er lieber gar nicht erst identifiziert hätte. Leider ließ ihm der davon ausgehende Geruch keine andere Wahl.
Naja... Eine Gefängniszelle mit einem Loch im Boden, dachte er. Irgendwo muss das Zeug ja hin... Er versuchte, sich auf dem glitschigen Haufen zu erheben und hangelte sich schließlich an der Wand entlang, in die erste Richtung, die er fand. Auch hier war es finster, und langsam schien es Helmi, als hätte er noch nie Tageslicht gesehen. Als er erst einige Schritte gegangen war, immer vorsichtig an der Wand entlang tastend, hörte er Stimmen...
"Oh, komm schon, Breda! So dick ist das Ding auch nicht."
"Sei ruhig. Es ist nicht leicht, eine Eisenkette auseinanderzuziehen!"

Ein metallenes Klirren erklang, und eine dritte Person verkündete: "Na also. Und jetzt suchen wir die Zwerge. Äh. Durch die Tür oder den... Boden?"
"Da kriegen mich keine zehn Pferde runter. Allein der Geruch..."
"Alles klar, die Tür."

Helmi wollte rufen und sich bemerkbar machen, aber da hörte er bereits ein multiples Knacken, wie dickes Holz, das langsam entzweibricht. Gleich darauf gab die Tür den Widerstand auf. Ein letztes Krachen ertönte, dann vernahm der Zwerg nur noch das Geräusch hastig verklingender Schritte. Er wollte doch noch rufen, überlegte es sich allerdings anders - wer weiß, welch Übel in der Dunkelheit lauert? Stattdessen blickte er sich panisch um und tastete sich weiter an der Wand entlang, in eine Richtung, die ihm als die richtige erschien. Langsam war ihm, als hätte er nie zuvor Tageslicht gesehen oder Sonnenschein auf seiner Haut gespürt; eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit er und seine Kollegen die große Stadt verlassen hatten. Ohne ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, erreichte Helmi schließlich eine Tür.

***


Hauptmann MeckDwarf lehnte sich zurück.
So lässt es sich leben, dachte er sich, streckte seine Füße noch ein wenig mehr in Richtung der Kaminöffnung und nippte behaglich an dem dampfenden Kaputtschino in seiner Hand.
Er blickte hinaus in den strömenden Regen, bedauerte innerlich einige SEALS und fragte sich, wie es seinen Mitwächtern auf ihrer Exkursion ginge.
Nichts zu tun...

***


Die Tür hatte nicht gewagt, längeren Widerstand zu leisten. Es war überhaupt nicht ihr Job, Gefangene abzuhalten, und so war sie resigniert seufzend aus dem Rahmen gebrochen, als der Zwerg sich gegen sie geworfen hatte. Helmi lag nun auf dem Boden und hatte den Eindruck, er sei erblindet. Gleißendes Licht drang durch seine Lider und die davor gehaltenen Hände. Nachdem er ein paar Mal herzhaft gestöhnt hatte, wagte er es, die Hände zu entfernen, blieb aber mit geschlossenen Augen liegen, bis er nicht mehr das Gefühl hatte, dass jemand mit dem Daumen seine Augen eindrückte. Als er sich umsah, sah er zuerst den Wachmann. Er saß friedlich auf einem Hocker, den Kopf auf die Arme gebettet - sie lagen wiederum auf einem winzigen Tisch - , und ein beharrliches Schnarchen ging von ihm aus. Dieser Umstand hielt Helmi davon ab, aus vollem Halse zu schreien. Stattdessen erhob er sich auf Samtpfoten, schlich zum Wächter und vergewisserte sich mit einigen hektischen Bewegungen, dass dieser schlief. Als er diesen Eindruck gewonnen hatte, sah er sich um. Er befand sich in einer Art Korridor. Einige Meter über ihm ließ ein recht kleines Fenster weißes Licht herein - es war nicht sehr hell, doch als er nach draußen sah, musste er die Augen wieder abwenden, um nicht geblendet zu werden. Die gebrochene Tür lag kläglich vor ihm, nicht weit vom Wachmann entfernt, und Helmi wunderte sich, wie dieser bei all dem Lärm hatte weiterschlafen können. Er stellte fest, dass er sich in einer Sackgasse befand. Der Korridor endete schon wenige Schritte von ihm entfernt, dafür führte er in die andere Richtung in eine Kreuzung von drei anderen Gängen. Helmi sah noch einmal in den finsteren Gang zurück, entschied aber dann, dass der viel hellere Flur ihn mehr ansprach. Bevor er sich davonmachte, stellte er noch die aus dem Rahmen gerammte Tür zurück an ihren Platz - er wollte es ja nicht noch schlimmer machen.

***


Auch für Hatscha al Nasa, ihres Zeichens Korporal der Stadtwache von Ankh-Morpork, war es nicht direkt ein guter Tag gewesen. Gerade schlich sie mit einigen Kollegen unfreiwillig durch ein Labyrinth aus düsteren Korridoren, ausgeleuchtet von winzigen Fenstern. Breda hatte die Führung übernommen, einerseits weil sie diejenige war, bei der die Gefahr des Todes am geringsten war, andererseits weil alle anderen sich aus genau diesem Grund hinter ihr eingereiht hatten. Stille herrschte in der Gruppe der Wächter, als die ehemalige Delegation sich um eine weitere Ecke schlich. Außer Hatscha und Breda bestand die Gruppe aus Schizzel Schattig, der in gewohnter Manier mit etwas Abstand zu Breda folgte, Coccinella Pyrrhula, die gerade ihre geliebte Unke Fillibchen streichelte, und Stabsspieß Harry, der immer noch äußerst gereizt war, auf Bredas Schulter Platz genommen hatte und ihr von dieser erhöhten Stellung Kommandos gab, die diese stillschweigend hinnahm. Außerdem war da noch Gefreiter Steinstiefel. Die Wächter hatten ihn angekettet in einer dunklen Zelle vorgefunden. Sein Gesicht wies einige Blessuren auf, seine Kleidung war ebenfalls nicht unversehrt geblieben, und er hinkte ein wenig, als er leise fluchend seinen Kollegen folgte. Die seltsamen Ausländer hatten Helmi und Glum mit einer Art respektvollen, wenn nicht sogar ängstlichen Vorsicht behandelt. Hatscha wusste nicht recht, wo Letzterer sich nun befand, aber wie sie die Situation verstanden hatte, hatte die Gruppe momentan nur zwei Ziele: Den Zwerg finden und mit der gesammelten Mannschaft dieses schreckliche Land wieder zu verlassen, und zwar auf dem ersten sich anbietenden Weg. Als Hatscha hinter Schizzel um eine Ecke schlich, vernahm sie einen zornigen Schrei. Hatscha stieß einen Fluch aus und nahm die Beine in die Hand, als sich die Gruppe blitzartig in Bewegung setzte...

***


Gefreiter Bernstein jagte durch die Gänge. Hinter ihm erklangen einige wütende Schreie sowie das typische metallene Klirren, das entsteht, wenn sich bis an die Zähne bewaffnete Wachposten mit Höchstgeschwindigkeit bewegen. Der Zwerg war betont unschuldig um eine Ecke gebogen, als er beinah in eine Gruppe Soldaten gelaufen war. Es folgte ein Augenblick schrecklicher Verwirrung, als jeder versuchte, die Situation zu erfassen, und Helmi ergriff die Initiative, indem er auf dem Absatz kehrt machte und Fersengeld gab. Momentan stürmte er eine Treppe hoch, jeweils zwei Stufen gleichzeitig nehmend, während hinter ihm die wütende Meute versuchte, über diverse gestolperte Kameraden hinweg zu klettern. Der Zwerg war ein recht geübter Läufer, und so überraschte es ihn nur ein wenig, dass das Geschrei hinter ihm langsam immer leiser wurde. Trotzdem stürmte er einer Bullenstampede gleich durch die Gänge und hielt sich auch nicht damit auf, um Ecken zu spähen, denn wer rennt, muss nicht unbedingt vor etwas wegrennen - Helmi rannte einfach deshalb, weil ihm zum gegebenen Zeitpunkt nichts Besseres einfiel. Und so erreicht er eine Sackgasse. Natürlich sollte man den Begriff "Sackgasse" nicht allzu wörtlich nehmen, denn in die massive Mauer war eine dunkle Tür eingelassen.
Helmi hielt schlitternd an und zögerte.

***


In der Wachstube herrschte eine entspannte Atmosphäre. Der Feldwebel schürte das Feuer im kleinen Ofen, setzte sich wieder zu seinen beiden Kollegen und betrachtete seine Karten. Der halbe Hofstaat sah in aus seinen Händen an, und die Königin schien ihm sogar zuzuzwinkern - er hatte bereits den einen oder anderen Humpen gutes Bier an diesem Tag genossen. In den höheren Etagen schien irgendein feiner Pipapo stattzufinden, bei dem die Gräfliche Garde irgendeines feinen Pinkels die Wachschicht übernahm, weshalb der Feldwebel und drei weitere seiner niederen Wächter sich einen lauen Lenz in der Wachstube machen durften. Er wollte gerade seinen Doppeltgemixten Thronsaal ausspielen und den Jackpot einstreichen, als es an der Tür klopfte[7a]. Er bedeutete Francois, dem Azubi, die Tür zu öffnen, und trommelte ungehalten auf dem Tisch herum. Francois öffnete die Tür und...

***


Der Zwerg rannte.
Hinter ihm schoben sich Francois, der Feldwebel und die anderen Wachen fluchend durch eine Tür - natürlich alle auf einmal. Helmi flog eine weitere Treppe hoch, warf im Vorbeirasen einen Blick aus einem plötzlich vorüberziehenden Fenster und erkannte, dass er sich einige Stockwerke über dem Boden befand, Nebel die Sicht verwischte und die hiesigen Fenster ganz offenbar keine Scheiben hatten. Seine Route führte ihn ohne große Planung in einen helleren Bereich mit vielen Fackeln und größeren Fenstern; außerdem stieß er nun von Zeit zu Zeit auf Grüppchen fein gekleideter Damen, die sich unterhielten, oder dicke Männer mit Masken, die mit Federn bestückt waren oder aufwendig bemalt. Als er den Kopf für einen flüchtigen Moment drehte, stellte er fest, dass seine aktuellen Verfolger aufgegeben hatten, und raste trotzdem weiter. Mit hoher Geschwindigkeit näherte sich ein offenes Portal[9]. Jenseits davon erkannte Helmi durch vom Luftzug tränende Augen viele Gestalten, an einem langen Tisch versammelt. Im Türrahmen hielt er kurz inne, keuchte wie ein alter Blasebalg und betrachtete die Szene. Eine glitzernde Welt aus Spiegeln eröffnete sich ihm.
Der gesamte Saal, es war der größte, den der Zwerg je zu Gesicht bekommen hatte, funkelte und reflektierte an allen Ecken und Enden. Überall standen Spiegel an den Wänden, hier und dort waren auch einige goldene Engelchen zu erkennen. Die riesigen Fenster waren mit goldenen Vorhängen verhangen, und das Licht das durch sie drang, tauchte die Szenerie in ein cremefarbenes Halbdunkel. Ein fröhliches Gelage fand hier statt. Helmi offenbarten sich die gleichen Gestalten, denen er flüchtig in den Korridoren begegnet war: Dicke, fein gekleidete Männer und Frauen, alle mit seltsamen Masken auf den Nasen; Tiere, Fabelwesen und sogar einige Früchte erkannte Helmi als Motive. Solche Veranstaltungen[10] waren dem Zwerg durchaus bekannt. Aus dem Blickwinkel des Gefreiten lief es auf Folgendes hinaus: Es ging allein um die Höhere Gesellschaftsschicht. Alle trugen Masken, um nicht zu erkannt zu werden, denn Adlige sind berühmt und werden deshalb bekanntlich ständig auf der Straße erkannt; außerdem stellten entsprechende Ereignisse eine gute Partnervermittlung dar. Dies war eindeutig ein Maskenball.
Der Zwerg unterbrach seine forensische Betrachtung, als er einen spitzen Schrei hörte. Die fröhliche Partygesellschaft war erstarrt, hatte sich geschlossen zu ihm umgedreht. Links und rechts von dem Zwerg fuhren zwei Gardisten herum und nahmen eine Hab-Acht-Stellung, indem sie ihre Schwerter auf eine äußerst theatralische Weise[11] hoben. Ein besonders fein gekleideter Herr schrie aus vollem Halse: "Réveille! Réveille!" [12]
Das war Helmis Stichwort. Er verfiel in einen wilden Sprint, immer seinen Urzeitinstinkten folgend. Seine Augen erspähten am anderen Ende des großen Saals, der sich nun vor ihm auftat, eine andere Tür. Vor ihr stand breitbeinig ein muskulöser Wächter in voller Rüstung, der mit stoischer Ruhe verharrte. Helmi setzte seinen Weg fort. Ein Scheppern erklang hinter ihm, als eine der Wachen zu Boden ging. Von oben betrachtet zogen Zwerg und Wächter eine gerade Linie durch die Ballgäste, die panisch zu den Wänden flüchteten. Helmi hielt stur auf den Tisch zu, an dem immer noch einige Gäste standen, die sich bisher noch nicht gerührt hatten. Nach einem gewagten Sprung setzte er auf dem Tisch auf, brachte das Dessert in Unordnung und setzte danach seinen Weg über eine silberne Platte mit Törtchen hinweg fort. Nun hatten sich auch die restlichen Gäste in Sicherheit gebracht, und als Helmi einen Blick über die Schulter riskierte, bemerkte er: a)einige andere Wächter, die durch die Tür stürmten, die er gerade hinter sich gelassen hatte; b)einen Wächter, der hinter ihm versuchte, den Hindernislauf namens Buffettisch zu überleben; und c) einen weiteren Wächter am Ende des Tischs, der auf einer Lache aus glitschigen, kleinen runden Dingern ausgerutscht war, die sich aus einer goldenen Terrine auf den Boden ergossen hatten. Helmi befreite seinen Fuß strampelnd und hüpfend von einem kleinen, knusprig gebratenen Vögelchen, wich einer Suppenschüssel aus und handelte dann ganz instinktiv, um der Situation zu entrinnen. Er verließ den Tisch im Galopp, segelte mehr oder minder anmutig durch die Luft und traf, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden auf.
Die Rechnung ging auf: Die kleinen runden Dinger[13] trugen ihn schlitternd vorwärts, und mit verblüffender Geschwindigkeit näherte er sich dem einsamen Wachposten. Natürlich unterliegt diese Geschichte weiterhin narrativen Gesetzen der Fairness, weshalb der Wachmann den Zwerg kurzerhand am Schlafittchen packte, als dieser zwischen seinen Beinen hindurch sauste. Es folgten einige hektisch scheppernde Sekunden, als die übrigen Verfolger versuchten zu bremsen, und Helmi sowie den Wächter mit voller Wucht trafen. Geschepper und Gefluche folgten, und das Knäuel rutschte weiter durch das Portal, durchquerte einen Flur und traf schließlich halb fliegend auf die Wand.

***


Rumpeln und Poltern.
Hatscha streckte sich, um ihre steifen Glieder ein wenig zu wärmen und betrachtete nachdenklich und zugleich besorgt den bewusstlosen Gefreiten Bernstein. Sie wünschte ihm nicht, dass er in absehbarer Zeit wieder aufwachte - wahrscheinlich würde er vor Schmerzen gleich wieder umkippen. Sein Gesamtzustand ließ sich wohl am besten mit dem Wörtchen "lädiert" beschreiben: Das Gesicht war von Veilchen übersät, unter der Nase befand sich ein dünnes Rinnsal aus getrocknetem Blut und der Arm... Hatscha glaubte nicht, dass eine solche Haltung gesund war. Natürlich hatten die gefangenen Wächter versucht, ihn zu richten, aber sie hatten sich nicht durchringen können, einen energischen Ruck in die richtige Richtung zu tun[14]. Zum Glück hatte sich das Problem irgendwann von alleine gelöst: Als einer der unfreundlichen Soldaten Helmi in hohem Bogen in einen gepanzerten Gefangenentransporter befördert hatte, in den die Wächter nacheinander geführt wurden, hatte es einmal laut geknackt, und der Arm befand sich wieder... nun, "richtige Stellung" war vielleicht nicht der angemessene Ausdruck, aber er befand sich nun in einer Position, die nicht mehr allzu verkehrt erschien.
Der Karren holperte nun schon eine ganze Weile über eine löchrige Straße. Die Gruppe hatte sich den Platz in dem recht kleinen Gefährt halbwegs aufgeteilt: Auf den niedrigen Pritschen an den Wänden hatte der größte Teil Platz genommen, der bewusstlose Zwerg lag auf dem Boden [15] und Harry, der doppelt und dreifach in Ketten gelegt war, spähte aus dem winzigen Fenster - es blieb ihm auch gar nicht anderes übrig, da er an die Gitterstäbe des Fensters gekettet war. Breda Krulock hingegen gab immer wieder würgende Geräusche von sich und warf vorwurfsvolle Blicke zu den Knoblauchknollen, die am Dach der Kutsche befestigt waren - der eine oder andere ihrer Kollegen hatte bereits davon gegessen, allerdings wurde es einfach nicht weniger, da jeder spätestens nach der dritten Zehe aufgab. Harry berichtete regelmäßig von den Ereignissen außerhalb, die jedoch meistens gleich ausfielen: "Es regnet schon wieder." oder "He, jetzt fahren wir durch einen Wald!" waren die wahrscheinlich spannendsten Ereignisse, die während der Fahrt geschahen. Deshalb überraschte es die Gruppe, als ein letztes Rumpeln erklang und der Wagen schwankend zum Stehen kam.
"Wir haben angehalten!" teilte Harry der Gruppe mit und wand sich in seinen Fesseln umher, damit er sein Blickfeld erweitern konnte. Ein finster dreinblickender Mann öffnete die Tür und winkte die Wächter hinaus. Einer nach dem anderen verließen sie die Kutsche - Harry wurde, immer noch in Ketten, Glum in die Hand gedrückt und Helmi von Breda und Schizzel getragen - und fanden sich in einem Kreis aus bis an die Zähne bewaffneten Männern wieder. Um sie herum herrschte hektische Aktivität: Männer hasteten umher, Pferde wurden von A nach B geführt und Erde wurde über Feuerstellen geworfen. Ein weiter Wald aus Zelten umgab die Szene, es nieselte ein wenig, und der Boden war so aufgeweicht, dass man schon nach wenigen Schritten eine Handbreite Schlamm unter den Füßen kleben hatte. Es herrschte eine Atmosphäre allgemeinen Aufbruchs, während die Wächter langsam und vorsichtig weiter geführt wurden. Die Hektik um sie herum ebbte immer weiter ab, und schließlich erreichten sie eine Art Plaza, eine quadratische Lichtung, die auf der einen Seite ein prunkvolles Zelt zeigte, auf der anderen eine Art Straße, die geradewegs aus dem Lager herausführte und den Blick auf ein weites, auf zwei Seiten von Bäumen umgebenes Feld offenbarte.
"Ah ja, die Speziellen Spione, nischt wa'r?" Ein dünner, hagerer Mann, der ganz und gar nicht militärisch wirkte, kam auf die Gruppe zu. Er trug ein Klemmbrett unter dem Arm und machte einen insgesamt sehr beschäftigten Eindruck. "Wenn i'r mir bitte folgen möschtet; mein Zeitplan ist nischt sehr flexibel." Er winkte den Soldaten, die daraufhin mit ihren Speeren winkten. Die Wächter setzten sich wiederstrebend in Bewegung.

***


Helmi erwachte, weil ihn jemand mit eiskaltem Wasser überschüttete. Er dachte nichts, denn Schmerz verhindert solche Vorgänge, aber dafür stöhnte er einmal laut auf und bedeckte die Augen mit der Hand. Aus seinem linken Arm spürte er so intensive Schmerzen, dass der Rest des leidgeprüften Körpers darin unterging. Die normalen Denkprozesse kehrten zurück, und dunkle Bilder formten sich in seinem Kopf. Er öffnete die verkrusteten Augen, spähte durch seine Finger und sah in das besorgte Gesicht seines Freundes Glum.
"Alles klar, er ist wach." Die Stimme kam von sehr weit weg, durchdrang den roten Schleier in Helmis Gehirn nur sehr langsam.
"Glum?"
"Genau der. So leid es mir tut, aber ich fürchte, du musst aufstehen. Die sehen nicht so aus als würden sie Rücksicht nehmen." Der Zwerg wurde von zwei kräftigen Armen aus Helmis Blickfeld gezogen und blickte sich dabei besorgt um. Kurz darauf spürte Helmi zwei Hände unter seinen Schultern, die ihn nach oben zogen. Pochender Schmerz schüttelte seinen Arm, als er schließlich zitternd und etwas unsicher auf eigenen Beinen stand. Durch die letzte Unschärfe vor seinen Augen erspähte er ein braunes Feld. Um ihn herum erkannte er seine Kollegen; sie knieten geknebelt und mit verbundenen Augen im Schlamm, und hinter ihnen stand jeweils ein finster dreinblickender Soldat. Es machte auf ihn den Eindruck einer Hinrichtung. Er wunderte sich jedoch nicht über die Anwesenheit der Stadtwächter, dafür gab es im mentalen Terminplan des Zwergs noch keinen Platz. Als er seinen Blick wieder nach vorn wandte, erblickte er am Ende des Feldes eine rote Masse aus Bannern und Fahnen. Männer standen dort in ordentlichen Reihen, vor ihnen waren spitze Baumstämme in den Boden gerammt worden, und sie strahlten sogar auf die Distanz eine Aura der Überlegenheit aus. Helmi runzelte die Stirn und konzentrierte sich. Vor der Abreise hatte er doch noch in einem Wörterbuch gelesen...
Er wandte sich an den Mann hinter ihm, der drohend eine Axt hob und ihn finster anstarrte.
"Ähm... Ässkuseh moa? Parletü Ankh-Morporkianisch?"
Die Wächter um ihn herum starrten.
Und starrten noch etwas mehr.
Dann begannen sie zu lachen. Sie lachten eine ganze Weile so heftig, dass zwei von ihnen in einen heftigen Hustenanfall ausbrachen und ein weiterer auf die Knie sank. Alle sechs waren krebsrot im Gesicht, und als das Gröbste überstanden war, klopfte einer Helmi kameradschaftlich auf den Rücken und rief etwas, woraufhin der Mann mit dem Klemmbrett erschien.
"Bitte ja? Isch 'ab eigentlisch keine Zeit für sowas, also los." In Helmis Kopf meldeten sich mehrere Fragen, aber nur eine erschien ihm angebracht: "Warum?"
Sein Gegenüber zog amüsiert eine Augenbraue hoch. "Warum? Was für eine klischee'afte Frage! I'r seid Spione der verfluckten Teetrinker! Denkt i'r, wir würden das tolerieren? Aber jetzt 'aben wir eine gute Verwendung für eusch, deswegen verzei'en wir eusch eure Greueltaten."
"Aber wir sind keine Spi-"
"Ach, 'alt's Maul! Für wie blöd 'ältst du misch? Isch würde disch ent'aupten lassen, falls das nischt o'hne'in bald gesche'en würde!" Er starrte den verzweifelnden Helmi tadelnd an und fuhr dann fort: "Das da drüben sind eure verfluckten Freunde! Sie wollen den Fluss überqueren, aber das lassen wir nischt zu. Wir werden sie zerschmettern! Wir sind der versamelte Adel von unseres glorreischen Könni-greisch!" Helmi bewegte stumm die Lippen und meinte dann:
"Du meinst von eurem glorreichen Königreich?"
"Sagte isch doch. Wir verwenden euch als eine Art kleinen Lockvogel: Sobald wir eusch hinrischten, und das werden wir, werden sie angreifen. Klar soweit? Ist simpel, nischt?" Helmi nickte langsam. Ergab soweit Sinn, ja. Er hatte sich immer gewünscht, stilvoller von der Bühne abzutreten, aber nun erschien es ihm unausweichlich. Er spähte hinüber zu seinen Kollegen. Dann riss er mühsam etwas von seiner lädierten Uniform ab und band sie zu einer Schlinge, in der er vorsichtig seinen Arm platzierte. Der Schmerz wurde dadurch zwar nicht weniger, aber dafür baumelte der Arm nicht mehr so ziellos herum. Der Mann mit dem Klemmbrett verschwand wieder. Es begann zu regnen, und das Wasser zog langsam durch Helmis Stiefel.
Das tausendfache Geräusch von Wassertropfen, die auf metallische Oberflächen trafen, vermischte sich mit dem rhythmischen Schlagen von Trommeln und dem Quatschen von Stiefeln in knöchelhohem Schlamm in der Ferne. In den Wäldern zu beiden Seiten herrschte trügerische Ruhe, und nicht einmal der aufmerksame Aussichtsposten erspähte die graugrünen Schemen, die zwischen den Bäumen erschienen. Er bemerkte sie erst, als es zu spät war. Ein armlanger Pfeil ragte aus seiner Brust, und er kippte vornüber, ohne auch nur zu zwinkern.
"Yeomen of the Guard! Loose!" [16]
Helmi erkannte nicht, was hinter ihm geschah, dafür war er viel zu benommen, aber plötzlich brach ein Schwarm zorniger langer Stöcke mit silbernen Spitzen an den Enden aus den Bäumen hervor und setzte über seinen Kopf hinweg. Als er sich umdrehte, lagen gut drei Dutzend Soldaten am Boden - die Pfeile hatten sich nicht darauf beschränkt, nur jeweils ein Ziel zu treffen.
Die Hölle brach los: Geschrei ertönte hinter Helmi, als mehrere Gestalten die Deckung der Bäume verließen, zu den Stadtwächtern hasteten und sich jeweils einen über die Schulter warfen. Auf halber Strecke sprangen sie zu Boden[17], und ein weiterer Hagel Pfeile ging über die Gruppe hinweg. Der Zwerg versuchte, während dem holprigen Ritt den Schmerz, der aus seinem wieder hin- und her geschüttelten Arm hervorsprang, zu ignorieren, und biss die Zähne zusammen. Dann wurde sein Blick von einer Menge Buschwerk versperrt. Dornen zerkratzten sein Gesicht, und als er seinen Kopf nach rechts wandte, wurde er weiterer Gestalten gewahr, die leichtfüßig durchs Unterholz hasteten. Hinter ihnen erklangen wütende Schreie, die bald darauf verklangen, doch die Entführer beschränkten sich nicht darauf, jetzt anzuhalten, und legten dafür noch einen Zahn zu. Helmi nahm dies alles kaum mehr wahr, nachdem es eine ganze Weile so gegangen war. Er versank wieder in einem roten Nebel, der sich vor seine Augen legte und seine Ohren verstopfte.

***


Der Duke von Paxe sah auf. In seinem Zelt am Rande des Schlachtfeldes befanden sich einige verdreckte, kümmerliche Gestalten, die finster dreinblickten und von einigen der Leibgardisten des Königs hereingeführt worden waren. Eine der Personen lag auf dem Boden, und ihr Arm steckte in einer Schlinge. Er fixierte sie streng über den Rand seiner Augengläser hinweg und fragte dann:
"Seid ihr die Spione?" Harry schnitt eine Grimasse und hob drohend eine Faust. Er hatte sehr schlechte Laune.
"Die Spione kannste dir dahin stecken, wo die Sonne nich scheint! Wir sinn nämlich keine! Und jetzt wolln wa gehn, vastehste?!" Der Duke zuckte erstaunt zurück. Dann winkte er einen der Gardisten zu sich und flüsterte ihm ins Ohr:
"Seems like you brought the wrong persons!" [18] Nach einer Weile vorsichtigen Debattierens in einer Sprache, die für die Verhältnisse der Wächter viel zu viel... fremde Sprache enthielt, drehten sich der Duke sowie sein Verhandlungspartner abrupt um und offenbarten ein nervöses Grinsen.
"Offenbar liegt hier ein bedauerlickes Missverständnis vor. Naturlick werden meine Männer Ihnen freies Geleit gewähren, bis Sie außerhalb der Gefahrenzone sind. Eine Schlacktfelde ist kein Ort für... Zivilisten wie Sie." Der Duke schien mit sich zufrieden zu sein. Er bedeutete den Wächtern, sich zu entfernen und wandte sich wieder einigen Rollen Papier auf seinem Schreibtisch zu. Als einer der Wächter ihn passierte, tippte er ihm auf die Schulter und vollführte eine simple Geste: Er ließ seinen Zeigefinger langsam quer an seinem Hals entlang fahren.

***


Die Scheune lag nur wenige hundert Meter vom Schlachtfeld beziehungsweise Schlachtacker entfernt. Sie war im Laufe der ungezählten Jahre vom Wind bedrängt, von Ratten verseucht und von Blitzen verheert worden, hielt aber den Launen der Natur weiter trotzig ihre betagte Stirn entgegen. Hierhin brachte man die Wächter, die einen kümmerlichen Eindruck machten und alle sehr mitgenommen wirkten. Aus der Richtung des Schlachtfeldes erklang bereits Waffengeklirr; Pferde wieherten und Männer schrien, außerdem erklang ein Geräusch, das auf viele spitze Dinge hindeutete, die sich atemberaubend schnell bewegten. Und dann: Ein riesiges Ungeheuer mit acht Gliedmaßen brach schnaufend zwischen den Büschen hinter den Wächtern hervor und verlor auf halbem Weg vier davon, rannte dann zwei der Soldaten sowie Glum und Schizzel über den Haufen und brach schnaufend und Blut spuckend zusammen. Aus seiner Brust ragten vier lange Pfeile. Die vier verlorenen Gliedmaßen regten sich. Es war ein Mann in einer dicken Rüstung. Er trug ein äußerst beeindruckendes Langschwert, blutete jedoch stark aus einer Wunde am Bein.
Der erstarrte Helmi wurde zur Seite geschleudert, als die zwei noch stehenden Soldaten losstürmten und wild mit ihren Schwertern fuchtelten. Rund um den Zwerg brach ein wildes Chaos aus: Breda stieß verzweifelt einen der Männer zu Boden[19], und Gefreiter Steinstiefel entriss einem anderen das Schwert. Wilde Zweikämpfe brachen aus, und der vom Pferd gefallene Soldat streckte mit seiner Klinge einen weiteren Gegner nieder, bevor der letzte Soldat ihm sein Schwert bis zum Heft in den Hals rammte. Es erschien auf der anderen Seite wieder und Blut ergoss sich auf den Boden, als der letzte übriggebliebene Mann seine Situation erkannte: Einige zornige Wächter näherten sich langsam und mit finsterer Miene. Er nahm die Beine in die Hand und verschwand hastig stolpernd zwischen den Büschen.
In der folgenden Stille schien das Schlachtfeld meilenweit entfernt zu sein. Der erstochene Soldat kippte langsam nach hinten, und das metallene Scheppern ließ die Wächter aus ihrer Trance erwachen.
"Wo, bei allen Göttern, sind wir da rein geraten?" Die Wächter drehten sich synchron zu Korporal al Nasa um, die im Schlamm saß und den Kopf schüttelte.

***


Der Nieselregen sammelte sich in Pfützen und vermischte sich mit dem Blut der Toten und Verwundeten. Immer noch hielt ein dünnes Band Kämpfer dem unerbittlichen Ansturm des Feindes stand, doch die Masse der Soldaten war nicht zu überblicken und nahm kein Ende. Das Geräusch der Pfeile und Armbrustbolzen durchlöcherte die Luft und sägte an den Nerven, stieg auf und vermengte sich über dem Schlachtfeld mit dem Geschrei der Sterbenden wie eine Komposition von Leid und Angst. Herrenlose Pferde galoppierten wie toll über das Schlachtfeld und zogen ihre gefallenen Reiter hinter sich her oder wurden von einem Pfeil getroffen und überschlugen sich mitten im Lauf. Zwei andere Reiter schwebten hoch über dem Schlachtfeld, und kein sterbliches Auge vermochte sie zu erkennen.
DIESES TAL IST EINER UNSERER STAMMKUNDEN. ICH FRAGE MICH, WAS DIE MENSCHEN DAZU BEWEGT, DERARTIGE VERHALTENSWEISEN AN DEN TAG ZU LEGEN.
"Was schert es uns?", meinte Krieg gleichmütig. "Hauptsache, wir werden noch gebraucht. Ich meine, du hast da ja keine Risiken zu beachten, aber stell dir nur vor, es gäbe keinen Streit mehr unter den Menschen!" Tod beobachtete eine Zeitlang die wogende Flut von Männern weit unten und trieb dann Binky zu einem kurzen Lauf an, um einigen verirrten Pfeilen auszuweichen, dann trabte er langsam mit seinem Pferd der Erde entgegen, dichtauf gefolgt von Krieg, den es offensichtlich erfreute, eine blutige Schlacht zu beobachten.
ICH DENKE, ES MÜSSTE JETZT SO WEIT SEIN. Er holte eine recht kleine Lebensuhr hervor und betrachtete den Schriftzug: "Herzog Kali VI (General)". Ein leises, zwischendimensionales Klimpern erklang, als das letzte Sandkörnchen die Verengung der Uhr passierte und auf den Haufen der anderen Körner traf. Ein markerschütternder Schrei erklang dicht unter Binkys Füßen, und Tod grinste sein dunkles Lächeln.

***


Hufe platschten durch den Schlamm auf der Straße.
Die große braune Postkutsche, die von zwei stämmigen, aber nassen Pferden gezogen wurde, nahm so ziemlich jedes Schlagloch, während sie durch eine Art schmale Gasse aus Bäumen fuhr. An der Tür prangte ein großes stilisiertes Bild mit der Aufschrift: "Lancre - Ankh-Morpork für nur einen Dollar fuffzich Cent!!!"
Der Mann auf dem Kutschbock blickte griesgrämig durch den Nebel und überließ es den Pferden, die Richtung zu bestimmen. Deshalb überraschte es ihn, als eine attraktive junge Frau sich aus den Nebelschwaden löste und mit unerschütterlicher Entschlossenheit nach dem Zaumzeug der Pferde griff.
"Heda, Schätzchen, was machst du denn so allein hier draußen?" Der Kutscher grinste anzüglich, als er eine Verbeugung andeutete.
"Vielleicht kannst du mich ja mitnehmen. Weißt du, jemand, der eine so große Kutsche fährt, hat doch bestimmt noch Platz für ein einsames Mädchen, das sich im Wald verirrt hat...?" Breda klimperte zuckersüß mit den Wimpern, während die Pferde neben ihr versuchten, sich mit leisen Trippelschritten von ihr zu entfernen. Hinter dem Kutscher erklangen einige merkwürdige Geräusche, als ob viele Füße heimlich über die Straße schlichen und die Kutschentür geöffnet wurde, aber er achtete gar nicht darauf - er konzentrierte sich viel lieber auf die Vampirin.
"Kein Problem, Schätzchen! Hüpf rein! Und was die Bezahlung angeht... ich bin sicher, da fällt uns noch was ein..." Er grinste erneut, und einige Goldzähne funkelten im Licht der Kutschenlaternen.
"Da bin ich mir sicher", entgegnete Breda kühl und stolzierte am Kutscher vorbei. Als sie die Tür öffnete und in die Runde aus hauptsächlich vertrauten Gesichtern sah - es waren auch einige erschrocken wirkende Reisende in der nun viel zu engen Kutsche - , hörte sie gerade noch, wie der Gefreite Steinstiefel mit dem für Zwerge typischen Gespür für Geld fragte: "Meint ihr, wir kriegen die Überstunden extra berechnet?"
[1] Die Parteien innerhalb dieser Geschichte werden zur besseren Unterscheidbarkeit sprachlich klar abgetrennt. Die Teile, die nicht in deutscher Sprache verfasst sind, werden vom Korrektor nach bestem Wissen und Gewissen in Fußnoten übersetzt, um Niemanden das Lesen der Geschichte zu verunmöglichen und rechtliche Bedenken seitens der Webmaster zu verringern. Da diese Passagen wesentlich schwieriger zu korrigieren sind, wurde dies in der Regel ganz unterlassen und so übersetzt, wie der Autor die Single eingereicht hat, in der Annahme, dass diese Textteile mit besonderer Umsicht geschrieben wurden. Wer sich auf den Unterschied von Adjektiven und Adverben versteht, wird vielleicht an einer Stelle etwas zu Schmunzeln haben.

[2] Herr? Dies ist eine kleine Stadt, durch nichts verteidigt als einem Haufen alter Männer und... Kinder. Und dies ist eine Armee, die aus den besten Rittern des Königreichs besteht. Meinst du das hier wirklich ernst, Herr?

[3] Nach Willys Erfahrung fand stets nach einigen Wochen ein Gipfeltreffen statt, in dem ein für beide Seiten akzeptabler Kontrakt ausgehandelt wurde. Meistens lautete er folgendermaßen: "Gib mir mein Land zurück und ich geb dir deins."

[4] Und wieder, ihr tapferen Landsmänner, ist die Zeit gekommen, euch würdig zu erweisen, eures Vaterlandes Fahne zu tragen... mal wieder. Oh, ich weiß, was ihr denkt: Dies ist nicht weiter als ein unnötig kleiner Krieg, der vor so langer Zeit begann, dass Niemand mehr weiß, weshalb gekämpft wird. Nein, hier geht es um Nationalstolz und Vaterlandsliebe!

[5] Auf Helmis Beliebtheitsskala war er in den letzten Stunden rapide abgesunken [20]

[6] Für einen Zwerg!

[7] Sofern so etwas vorhanden war...

[7a] Das Klopfen war von der Sorte, bei der man nicht wirklich will, dass es gehört wird. Man klopft so, um sagen zu können, dass man geklopft hat, wenn man unverrichteter Dinge nach Hause zurückkehrt, weil niemand geöffnet hat. Ich hoffe, das ist soweit verständlich?

[9] Um etwas klarzustellen: Das Portal bewegte sich nicht. Es näherte sich nur aus dem konfusen Blickwinkel des Gefreiten. Leider ist dieser Satz grammatikalisch etwas unausgereift. Ich habe einen entsprechenden Hinweis eingefügt, weil das entsprechende Ereignis auf einer Ziemlich Magischen Welt stattfindet; schließlich weiß man ja nie.

[10] Helmi selbst betrachtete einen derartigen Maskenball eher als Verunstaltung.

[11] Was zweifellos nichts daran änderte, dass ihre Schwerter äußerst lang, spitz und scharf waren

[12]  "Wach! Wach!" Vermutlich ist "Wache! Wache!" gemeint, A.d.Ü.

[13] Die Aufschrift der Terrine wies sie als "Escargots" aus

[14] Auch deshalb, weil sie gar nicht genau wussten, welche die richtige Richtung war; es war relativ schwer, das soweit festzustellen.

[15] Hierfür empfand Hatscha ein schlechtes Gewissen, deshalb hatte sie den Kopf des Gefreiten auf einen ihrer Schuhe gelegt, um wenigstens ein wenig Komfort zu garantieren

[16]  Königliche Leibgardisten! Feuer!

[17] Helmi landete mit der Nase tief im Schlamm, atmete Dreck und beobachtete, wie es auch Glum und Coccinella so erging

[18]  Es scheint, als hättest du die falschen Personen hergebracht!

[19] Es riss ihn von den Füßen und er rutschte ein paar Meter durchs Gras, bevor er gegen einen Baum prallte und seltsam gekrümmt liegenblieb

[20]  Hier ist eindeutig Hauptmann MeckDwarf gemeint und kein anderer Offizier dieses Dienstgrads, A.d.Ü.




Für die Inhalte dieses Textes ist/sind alleine der/die Autor/en verantwortlich. Webmaster und Co-Webmaster behalten sich das Recht vor, inhaltlich fragwürdige Texte ersatzlos von der Homepage zu entfernen.

Feedback:

Von Kathiopeja

01.03.2008 11:44

Der Plot deiner Geschichte war grundsätzlich gut, leider meiner Meinung nach für eine Pokey zu sehr auf deinen Charakter bezogen. So kommen die anderen gefangenen DOG teilweise doch etwas zu kurz.Sehr unglaubwürdig fand ich die Szene, in der Helmi sich selbst mit einem Arm einen Teil der Uniform abreißt und den verletzten Arm verbindet. Mal ganz davon abgesehen, dass er, wenn ich das recht verstanden habe, gefesselt war. Außerdem hätten die Uniformen eigentlich verhindern müssen, dass die Wächter für Spione gehalten werden, immerhin gehört zu einer Uniform eine Dienstmarke, die eindeutig auf Ankh-Morpork zurück zu führen ist. Und nebenbei: Welcher Spion würde eine Uniform tragen?Auf solche Kleinigkeiten könntest du beim nächsten mal achten.Mein letzter Kritikpunkt ist wohl der subjektivste. Du benutzt die Kursivschrift etwas zu häufig. Damit will man nur vereinzelt Dinge hervorheben. Mich hat es gegen Ende der Single schon allmählich genervt.Dennoch war es alles in allem eine gute Geschichte.

Von Ophelia Ziegenberger

01.03.2008 11:44

Die Geschichte ist auf jeden Fall hängengeblieben, vor allem wegen ihrer ungewöhnlichen atmosphärischen Dichte. Dazu noch machte es Freude, einen so gut ausgebildeten Schreibstil zu lesen, der auch den Kopfbildern Zeit einräumt, sich zu entwickeln. Das Setting war mir zwar etwas abgelegen und arg Herr-der-Ringe-mäßig (für meine Geschmack sogar zu arg, um noch als Geschichte zur Stadtwache durchzugehen) aber unter so abgeschotteten Bedingungen lässt sich die eigene Abteilung gut herausarbeiten.

Von Rea Dubiata

01.03.2008 11:44

Eigentlich ein guter Stil. Aber viiiiiiel zu viele Fußnoten die das Lesen wirklich nicht angenehm gestalteten. Ohne die Fußnoten hätte ich dir sicher ein bis zwei mehr Punkte gegeben. Aber die reißen einfach aus dem Textfluss raus...

Von Glum Steinstiefel

01.03.2008 11:44

Es ist etwas anderes. Und das meine ich absolut positiv.

Die Stadtwache von Ankh-Morpork ist eine nicht-kommerzielle Fan-Aktivität. Technische Realisierung: Stadtwache.net 1999-2024 Impressum | Nutzungsbedingugnen | Datenschutzerklärung