Mein Wächter und der Kommandeur

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von Korporal Kolumbini (RUM)
Online seit 08. 01. 2008
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Das sanfte Kratzen eines Federhalters auf Papier erfüllte das kleine Büro von Amok Laufen und Inspäctor 'Fred' Kolumbini. Die Quelle des Geräusches befand sich hinter einem Berg aus Papier, der sich auf einem der beiden Schreibtische aufbäumte. Eine kleine Dampfwolke, die stetig aus dem Papierberg aufstieg ließ vermuten, dass ihr Besitzer sich mal wieder eine Tasse schwarzen Tees genehmigte.
In letzter Zeit hatte der Ermittler den Papierkram "etwas schleifen lassen", wie er es auszudrücken pflegte. Genau genommen hatte er ihn fast zu Tode geschleift. Sonst sah es auf seinem Schreibtisch natürlich immer viel ordentlicher aus, zumindest nach seinen eigenen Angaben, wenn er von Kollegen gefragt wurde, ob er hier nicht gelegentlich mal aufräumen sollte.
Gerade arbeitete der Ermittler an einem Bericht über einige kleine Fälle, die er in den letzten Wochen bearbeitet hatte. Mit einem leisen "plop" kam plötzlich eine Rohrpostkapsel aus der entsprechenden Öffnung geschossen und landete mitten im Papierberg. Unter Fluchen fischte Kolumbini die Papiere vom Boden auf und stapelte sie auf dem Boden, bevor er begann die Kapsel zu suchen und sie schließlich unter seinem Schreibtisch fand. Manchmal war sein seltsamer Rohrpostausgang wirklich zu verfluchen.
Langsam öffnete er die Nachricht und las. Es handelte sich um eine Rundnachricht des Kommandeurs und zu Kolumbinis Erstaunen behandelte sie den Rücktritt des alten Knollensaugers, wie man ihn oft in Kollegenkreisen nannte. Fred las die Nachricht noch einmal und dann ein zweites mal. Mit dem Kommandeur hatte er eigentlich nie Probleme gehabt. Rascaal ließ Fred unbeirrt seine Arbeit verrichten und Fred regte sich niemals über irgendwelche Entscheidungen der Obrigkeit auf.
Und da es nie irgendwelche Probleme mit dem Chef gab, war es auch nie besonders, dass er da war. Es war irgendwie selbstverständlich, dass Kommandeur Ohnedurst im Chefsessel saß (bzw. am Chefbalken hing). Kolumbini saß eine Weile weiter auf dem Stuhl und blickte auf die Nachricht. Dann zuckte er kurz mit den Schultern und machte sich an die Arbeit die zerstreuten Zettel wieder zu ordnen.
Es würde sich sicherlich ein würdiger Nachfolger finden lassen und es würde weitergehen. Einen kurzen Moment schweifte Fred in Überlegungen ab, wer denn wohl für dieses Amt in Frage käme, ließ es aber sein, nachdem ihm nicht so recht ein geeigneter Kandidat dafür einfallen wollte.
Als er wieder am Schreibtisch saß, blickte der Ermittler nachdenklich an die Decke und überlegte sich, ob es angemessen sei, so sang und klanglos die Nachricht des Rücktritts eines Kommandeurs, der seine Aufgabe gut erledigt hatte, vorbeiziehen zu lassen.
"Vielleicht wäre ein Brief angemessen", überlegte der halbe Überwaldianer laut und stopfte sich seine Pfeife.
Aber wie sollte man einen solchen Brief anfangen?
Sehr geehrter Kommandeur...zu förmlich...lieber Rascaal...zu persönlich...Hallo, Sir! Das würde wohl ausreichen für eine kurze Nachricht.
Kolumbini schrieb kurz einige weitere Worte, dass er es bedauere, dass der Kommandeur nun gehe, dass er aber seine Arbeit als gut empfunden habe und sicher sei, dass sich ein geeigneter Nachfolger in den Reihen der Kollegen finden ließ.
Er unterschrieb die kurze Nachricht, steckte sie in einen Briefumschlag und brachte sie rasch ins Kommandeursbüro, wo er sie unter der Tür durchschob.
Danach machte er sich wieder an die Arbeit.

Als er einige Wochen später von der Nominierung von seinem Freund Araghast Breguyar für den Kommandeursposten hörte, grinste Kolumbini lediglich in sich hinein und wusste, wo er sein Kreuz hinmachen musste.



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