Erinnerungen an eine Freundschaft

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von Hauptmann Humph MeckDwarf (DOG)
Online seit 08. 01. 2008
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 Außerdem kommt vor: Rascaal Ohnedurst

Damals und heute - eine Geschichte zweier Wächter

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

"Na, du alter Halunke!", Humph grinste dem Neuankömmling zu und mischte die Karten, "Es wurde auch langsam Zeit, dass du dich zur Ruhe setzt, in dem Alter."
Rascaal zeigte darauf sein typisches Grinsen, bei dem die Zähne leicht zum Vorschein kamen: "Noch bin ich dein Vorgesetzter, Hauptmann, und glaub ja nicht, dass ich dich danach nicht mehr rumschubsen kann." Er setzte sich und begrüßte Amalie Willichnicht überschwänglich. Die drei trafen sich seit Längerem regelmäßig zum Drachenpoker, meistens mit einem wechselnden vierten Mann. Diese Ehre hatte diesmal William Trübsal, ein Freund Humphs, der sich kaum mit dem Spiel auskannte. Also das perfekte Opfer der drei.
"Ohja, und im Rumschubsen ist er gut.", Humph sah zu Will, "Hab ich dir je erzählt, dass Ras dran schuld ist, dass ich herausfand, wie man heilt? Als Murphy noch mein Schutzkobold war... Er hat mich gezwungen, jemanden zu schneiden und dann zu heilen". Ras' Züge verdunkelten sich kurz und Humph bereute sofort etwas gesagt zu haben. Haufen-Hubert war getötet werden, das hatte er total vergessen.
"Aber ich habe Murphy damit ordentlich eingeheizt", Rascaal grinste wieder.
"Ohja..."

"Dieser Vampir hat eine verdammte Aura, die einem völlig einnimmt."
Humph lächelte: "Er hat dir ganz schön Angst gemacht, wie?"
"Angst? Mir? Wie kommst du darauf, mir tat der Mann nur leid. Dem hast du einfach in den Arm geschnitten, nur damit du den Tschob bekommst!"
"Natürlich, dir tun neuerdings Menschen leid. Dir tut nur Leid, dass ich langsam verstehe, wie es funktioniert."
Beleidigtes Schweigen war die Folge. Die Rede war natürlich von dem Bewerbungsgespräch bei F.R.O.G. gewesen. Hauptmann Rascaal Ohnedurst hatte aus Humph Dinge herausgekitzelt, die er selber vor kurzem noch nicht gewusst hatte. Das war vor zwei Stunden gewesen und der Kobold hatte seitdem nur geflucht und sich über 'unnatürliche Vampir-Auren' aufgeregt. Humph hatte zwar keine Ahnung, was er damit meinte, aber es war ihm auch ziemlich egal. Sollte die Nervensäge sich doch aufregen, Humph war zufrieden mit sich und seiner neuen Anstellung. In etwa 20 Stunden würde die Ausbildung beginnen. Eine doppelte sogar, weil der Hauptmann der Meinung war, dass er auch trotz seiner Gabe eine Sanitäter-Ausbildung durchziehen sollte. Da er wusste, dass es bei F.R.O.G. sowieso zu ähnlichen Arbeitszeiten kommen würde, hatte Humph sich gedacht am Tag die Kommunikations-Ausbildung und am Abend die Sanitäter-Ausbildung zu machen. Heute hatte er noch frei bekommen, aber morgen würde es losgehen.
[1]

"Das war das erste Mal, dass ich bemerkte, dass der Frechdachs halbwegs kontrollierbar ist.", schloss Humph.
"Und er hatte es verdient, wenn man bedenkt, dass er die Wache verklagt hatte", Ras blickte in seine und setzte.
Humph lachte: "Ich wäre zu gern dabei gewesen, als ihr das hörtet."
"Im Nachhinein betrachtet war es ganz amüsant"

Die Tür sprang auf und Gonzo blickte verwirrt zur Tür.
"Wo ist Rekrut MeckDwarf?", donnerte der Kommandeur.
"Ähm, der hat heute frei genommen. Es geht nicht zufällig um einen Brief von einem gewissen Herrn Aalglatt?"
"Du auch?", der Kommandeur blinzelte ihn verwundert an.
"Ja, ich wurde als Zeuge vorgeladen."
"Verdammt, was bildet dieser Mensch sich ein?"
Plötzlich sprang die Tür noch einmal auf und Rascaal Ohnedurst schrie: "Wo ist MeckDwarf?"
"Ach du auch?", fragte Rince.
"Ja, verdammt, glaubt der, ich hätte nichts Besseres zu tun?"
"Weiß jemand, wo er wohnt?"
"Ja, bei seiner Schwester in Frau Kuchens Haus."
"Na, dann los.", der Vampir nahm Gonzo auf die Schulter und trottete los.
[2]


"Schöne Rekrutenzeit", sinnierte Humph versonnen und setzte ebenfalls, "Auch wenn das Lernen unter dir nie aufhörte. Manchmal hab ich mich vor dir gefühlt, wie ein kleines Kind, kannst du dich an meine erste Ausbildungszeit noch erinnern? Ich stand vor dir wie ein Schuljunge..."

Humph stand, mit Schamesröte im Gesicht, vor Hauptmann Ohnedurst und blickte ihn an.
"Also, Obergefreiter, es gibt hier eine äußerst wichtige Regel: Tiehmwörk! Das heißt, keine Alleingänge! Ist das klar?"
"Ja, Sir."
"Gut, das will ich auch hoffen. Also was machst du nächstes Mal, wenn etwas passiert?"
"Verstärkung holen, Sir!"
"Genau, Obergefreiter! Und damit du dir das merkst, wird dir das Gehalt von diesem Monat nicht ausbezahlt. Schließlich will ich, dass das funktioniert!"
"Ja, Sir!", Humph seufzte leise.
"Gut, Obergefreiter. Wie stehts mit deiner Ausbildung?"
"Nun, die Ausbildung für die Kommunikation haben nun sowohl Tim als auch Al übernommen. Das machts zwar schwieriger, weil die zwei dauernd streiten, aber es geht auch so voran. Tim meint, wir brauchen höchstens noch drei Tage, während Al von zwei Wochen redet. Beides ist nicht mehr lange, daher bin ich zuversichtlich Die Sanitätsausbildung ist abgeschlossen, Sir."
"Gut, das hat mir Oberfeldwebel Pismire auch gesagt. Na, dann kannst du wegtreten und fertig lernen, Humph.", der Hauptmann salutierte.
"Danke, Sir." Humph salutierte und begab sich zur Tür.
"Oh, und Humph?"
"Ja, Sir?"
"Nicht vergessen: TIEHMWÖRK!"
[3]


"Tiehmwörk ist nun mal das, was uns FROGs immer ausgezeichnet hatte", erwiderte Ras ruhig und blickte zu William, "Na, was ist, Privatschnüffler. Nervös? Du riechst... anders."
"Das ist, weil er ein Werwolf ist, die stinken gern mal", lachte Humph.
"Lass das mal nicht Romulus hören", brummelte William zurück. Er kannte einige Wächter, was in seinem Berufsstand sehr hilfreich war. "Es ist nun Mal so, Herr So-Gut-Wie-Nicht-Mehr-Kommandeur, dass ihr drei die Angewohnheit habt, mich reinzulegen."
"Reinlegen? Ich verbitte mir das, junger Mann! Eine Amalie Willichnicht hat keinen Grund jemanden herein zu legen!", jeder Rekrut der Stadtwache kannte diesen Tonfall und wie jeder Rekrut duckte sich William unwillkürlich um der Empörung der Frau zu entgehen.
Humph kicherte: "Pass bloß auf, sonst zeigt sie dich morgen früh wegen Verleumdung an."
"Exzellente Idee, Hauptmann!", erwiderte die resolute Dame und lächelte Ras warm an, "Er hat wirklich Ahnung von dem, was ich tue."
"Er hat dich ja genügend oft erlebt, meine Liebe. Komm schon, Schnüffler, es wird Zeit."
"Er schubst wirklich gern herum, nicht wahr?"
"Du hättest ihn mal erleben sollen, als er ein neues Kommunikationssystem wollte..."

Plötzlich sprang die Tür zum Taubenschlag auf und ein wütender Hauptmann Ohnedurst kam hereingestürmt. Er hielt eine Taube in der ein Bolzen steckte in der Hand.
"Weißt du, was das ist?"
"Das Resultat davon, wenn Sid übt und Angie vorbeikommt?"
"Du findest das wohl witzig, was?", Ras schien nicht zum Scherzen aufgelegt.
"Äh, eigentlich ist das Angie, wenn ich das so sehe.", Humph betrachtete die Taube genauer.
"Was?"
"Äh, die Taube, Sir. Ich hab sie Angie genannt."
"Du hast deine Taube wie eine Kollegin benannt?"
"Äh, ja, ich hab auch eine Eca und eine Rina, ist leichter zum merken."
"Und wie hältst du sie dann auseinander?"
"Äh, die einen sind Tauben, Ras. Die anderen nicht."
"Nein, ich meine, wenn du sie rufst?"
"Wenn beide anwesend sind kommt die Taube sowieso und der Person sag ich: 'hat sich erledigt, danke'"
"Sehr interessant."
"Deswegen bist du gekommen, Hauptmann?"
"Was? Äh, nein.. Wegen der Taube kam ich."
"Ja, sieht tot aus."
"Du bist ein schöner Blitzmerker, Humph. Siehst du, wie unzuverlässig die Viecher sind?"
"Naja, tot kann man schlecht Briefe austragen, Sir."
"Eben! Und rat mal, wann das passiert ist!"
"Heute zwischen 10 und 11 Uhr."
Ras blickte ihn verwundert an: "Woher weißt du das?"
"Na, um 10 Uhr hab ich sie abgeschickt und 11 ist es jetzt."
"Verdammt, darum geht's eigentlich nicht!"
"Du hast gefragt, Hauptmann."
"Es geht darum das sie im EINSATZ starb."
"Aber eines unnatürlichen Todes, Ras. Dafür kann sie nichts!"
Ras blickte ihn wütend an: "Du willst nicht verstehen, was?"
"Äh, ich bin nicht ganz auf der Höhe, Sir. Du weißt schon, diese Sache."
"Oh, nein! Red dich nicht wieder damit raus! Das hör ich schon die letzten drei Wochen! Veni hat gesagt, dass du einsatzfähig bist und sie ist gut darin, so etwas zu wissen!"
"Sir, was soll ich tun, Tauben sterben nun mal, wenn man sie erschießt!"
"Kannst du dich noch an unser Gespräch erinnern. Deine Einstellung?"
"Äh, ja, Sir?"
"Da hast du mir doch was versprochen."
"Ja, Sir. Aber das Thema ist komplex, ich hab mich schon sehr damit befasst. Es kann länger dau."
"Ich gebe dir drei Tage, ein neues System zu finden!"
"Sir, drei Tage? Ich bin kein Zauberer!"
"DREI TAGE, oder du kannst dir ne neue Abteilung suchen!"
"Ja, Sir!", Humph salutierte zackig und der Hauptmann ging wutentbrannt aus dem Zimmer.
[4]


"Deine Idee war aber etwas gewöhnungsbedürftig, wenn du mich fragst....", sagte der Vampir ruhig und blickte wieder ungeduldig zu William.

"Du willst was???", Ras blickte ihn ungläubig an.
"Das Dämonen-System ausbauen, Sir. Wir nehmen kleine, flinke Dämonen und zeigen ihnen die Stadt so gut, dass sie jeden Winkel kennen. Das mit dem individuellen Wächter benachrichtigen wird zwar schwerer, da das mit dem Geruch nicht mehr so leicht funktionieren wird."
"Glaub mir, Humph, es gibt Dämonen, die haben viel zu gute Nasen!", sagte Veni, die ebenfalls anwesend war, "Vor allem stecken sie die Nasen immer in Sachen rein, welche sie gar nichts angehen."
Humph lächelte seine Vorgesetzte an: "Auf jeden Fall müsste es funktionieren, Sir. Es wird natürlich eine Zeit dauern, geeignete Dämonen zu finden und sie auszubilden, aber sie wären schwerer zu treffen als Tauben, da sie am Boden die Möglichkeit haben, sich so zu bewegen, dass sie immer eine Deckung haben. Natürlich kann man nicht ausschließen, dass.."
"Jaja, schon okay, Humph. Ich find die Idee ganz brauchbar, aber bewähren muss sie sich von allein. Das heißt, eigentlich musst du dafür sorgen, dass sie sich bewährt. Verstanden?"
"Ja, Sir!", Humph salutierte stolz.
"Und, Humph?"
"Ja, Sir?"
"Schön, dass du wieder da bist! Auch geistig, meine ich."
"Danke, Sir."
[5]


"Es hat funktioniert!", verteidigte sich der Hauptmann halbherzig und piekste William in die Seite, welcher entnervt seine Karten wegwarf.
"Wird aber auch Zeit", ließ Amalie erklingen und setzte routinemäßig mehr als die anderen. Humph seufzte leise. Sie spielten nach ihren Regeln, dass ging selten gut.
"Was ist, Humph? Am Aufgeben? Hab ich es dir nicht anders beigebracht?", Ras warf den Rest des Geldes hinein und musterte den Hauptmann, "Aufgeben ist immer ein Fehler...."

"WAS???", schrie Hauptmann Rascaal Ohnedurst den Lance-Korporal an.
"Ich quittiere den Dienst, Sir. Ich muss mich jetzt um andere Sachen kümmern."
"Und die wären?"
"Mit Verlaub, Sir, das geht sie nichts an."
Der Vampir zog eine Augenbraue hoch. Der Ton Humphs gefiel ihm gar nicht, aber noch weniger gefiel ihm der Gesichtsausdruck des Mannes vor ihm. Irgendwie war es härter als früher. Und in der Miene war kein bisschen von der Unschuldigkeit mehr, die Humph früher ausgezeichnet hatte.
"Ich schlage dir etwas vor, Lance-Korporal", seufzte er, "Ich gebe dir frei und noch eine Woche Bedenkzeit. Vielleicht änderst du ja deine Meinung doch noch."
"Nein, Sir.", sagte Humph und schmiss dem Vampir das Frosch-Abzeichen auf den Tisch, "Ich quittiere den Dienst sofort!"
Dann drehte er sich um und ging. Kein Salutieren, nichts.
Rascaal Ohnedurst blickte verwundert auf den Tisch, auf dem das Abzeichen lag. Danach rief er Veni zu sich, um etwas zu besprechen.
[6]


Humph grummelte und schien zu überlegen: "Als hättest du es je zugelassen..."

"Guten Morgen, Lance-Korporal.", sagte Ras, "Du hattest Glück, dass du noch lebst."
"Ob das ein Glück ist, wird sich noch herausstellen, Ras.", meinte er.
Wieder sah der Vampir in ein ausdrucksloses Gesicht.
"Ein Danke, wäre nicht schlecht."
"Danke, Sir.", brachte Humph zwischen den Zähnen hervor.
"Gut."
"Johanna?"
Pismire schaltete sich ein: "Wir konnten sie retten, sie ist aber noch sehr schwach. Unsicher, ob sie überleben wird. Sie ist im Koma."
Humph blickte weiter mit seinem zur Maske verzerrten Gesicht hoch: "Danke, Pis."
"Schon gut, Junge."
"Wie lang?"
"Ich würde sagen, du brauchst mindestens zwei Monate Pause, vielleicht nur eineinhalb."
"Ich muss noch etwas erledigen", meinte er und wollte sich aufsetzen, doch Ras drückte ihn zurück.
"Nichts da, Lance-Korporal, du wirst auf Pis hören! Das ist ein Befehl!"
"Ich habe den Dienst quittiert, Ras. Also hast du mir nichts zu befehlen."
"Solange Rince den Wisch mit der Kündigung bekommen hat, bist du noch bei uns! Und solange ich ein Vampir bin, würde ich mich an deiner Stelle nicht trauen nicht zu gehorchen!"
"Mach was du willst, Ras! Ist mir egal!", murmelte Humph und schlief ein.
"Malachit!"
"Ja, Sir?"
"Du wirst vor der Türe Wache halten. Keiner außerhalb der Wache kommt rein und er nicht raus! Verstanden?"
"Ja, Sir."
"Gut. Veni, du wirst in jetzt öfter einen Besuch abstatten, du weißt ja warum."
"Ja, Ras.", sie knabberte an Schnappers Würstchen weiter.
"Eca, Gold Moon, Zaddam und Garagos werden diesen Fall mit dem toten Assassinen verfolgen. Gonzo führt die Truppe."
"Toter Assassine?", stöhnte Humph. Er hatte anscheinend doch noch nicht richtig geschlafen.
"Ja, Lance-Korporal?"
"Wie ist er gestorben?"
"Er wurde von oben bis unten aufgeschlitzt. Dabei waren drei andere Toten, die nichts mit der Gilde zu tun haben scheinen. Wir..."
"Der Assassine hat auch nebenbei getötet, Ras. Er wäre von der Gilde früher oder später sowieso getötet worden. Die vier wurden im Zuge von meinen Ermittlungen getötet."
"Ermittlungen? In welchem Fall?"
"Im Fall der Familie Offenherz. Der Drahtzieher ist hier in Ankh-Morpork ansässig."
"Du kannst außerhalb des Dienstes keine Ermittlungen machen!"
"Ich bin nicht außer Dienst. Hast du selber gesagt!"
[7]


"Du warst immer stur", meinte Ras und wartete geduldig darauf, dass der Hauptmann einen Zug machte.
"Woher ich das wohl habe", ein Grinsen entfuhr Humph und er erhöhte den Einsatz wiederum, "So, Amalie, dann zeig mal, ob du das Spiel noch immer weiter spielen willst."
Ras versank ins Überlegen, während Frau Willichnicht langsam ihr Geld zählte.
"Ach komm nicht mit diesem typischen 'Ich tue etwas und bin nur nebenbei bei der Sache - aber dann komm ich mit einer großen Überraschung aus meiner Lethargie'-Zeug daher, Ras, das hab ich schon relativ bald durchschaut gehabt!"

"HUUUUUUMPH!!! ZU MIIIIIIIIIIIR!!!", hallte eine Stimme durch die FROG-Abteilung und Charlie, die an ihrem Schreibtisch aus Langeweile geschlafen hatte, fiel vom Stuhl.
Es war wieder einmal Nachtschicht und Humph war gerade erst gekommen. Manchmal fragte er sich, woher sein Chef wusste, dass er gerade ins Gebäude kam. Meistens schob er diese Gedanken mit "Vampire haben eben gute Sinne" von sich weg und überlegte nicht weiter. Er seufzte leise. Sein erster Tag seit vier Monaten und gleich will ihn Ras schon sprechen. Er fragte sich, ob das ein gutes oder ein schlechtes Omen war und beschleunigte seine Schritte. Einen Rascaal Ohnedurst ließ man nicht warten.

Rascaal Ohnedurst, Hauptmann der Wache von Ankh-Morpork und Abteilungsleiter der FROGs saß mit einem Aktenhaufen auf seinem Balken und wartete. Als es endlich klopfte rief er: "Herein!" und die Tür öffnete sich.
Humph trat ein und salutierte: "Sir?"
"Ja, Humph? Was willst du hier?", Ras schaute in eine Akte und blickte nicht hoch.
"Du hast mich gerufen?", Humph blickte zu Ras hoch.
"Oh, wirklich?", Ras blickte noch immer nicht auf.
Humph verdrehte leicht die Augen. Manchmal übertrieb sein Chef das. Aber Humph respektierte das. In Ras' Alter konnte man sich ein paar Macken erlauben.
"Ja, Chef, hast du. Gerade eben."
"Ahja, richtig! Da war gerade etwas... Ich miste gerade die Abteilung etwas aus, wie du vielleicht bemerkt hast."
"Ich hab den Aushang von wegen Stellenausschreibung gelesen, ja."
"Richtig. Also hast du auch gesehen, welche Stellen ausgeschrieben sind."
"Schon. Späher und Gonzos alter Job, Truppführer. Wieso fragst du?"
"Ich habe auch vor, den derzeitigen Mitgliedern die Arbeit wieder etwas "appetitlicher" zu machen."
"Oh, wir ziehen auch in die Boucherie Rouche um?"
"Nein! Natürlich nicht! Wir sind ja nicht solche faulen DOGs, als das wir uns neben der Arbeit ein bisschen amüsieren können."
"Das würde ich ihnen nicht unbedingt ins Gesicht sagen."
Ras grinste: "Auch Hunde verstehen Spaß... Frag mal Gaspode."
"Oh, der? Ja, ich habe gehört, er ist unter die Pferdeliebhaber gegangen.", erwiderte Humph schmunzelnd.
"Nun, ja, Pferderennen haben anscheinend etwas Interessantes für den alten Flohzirkus."
"Tja, er schaut ihnen wohl gern auf die Beine"
Ras grinste: "Könnte sein. Aber zurück zum Thema. Ich frage einige der FROGs, ob sie nicht umsatteln wollen."
Beim Wort "umsatteln" grinsten beide noch einmal groß.
"Oh, inwiefern?"
"Nun, ich habe Zad gefragt, ob er was Neues machen will. Und, jetzt kommen wir mal auf den Punkt, ich wollte dich auch fragen, ob du nicht Lust hast, dich etwas umschulen zu lassen."
"Umschulen? In was? Taubenzüchter?", fragte Humph sarkastisch. Ras' Humor wäre das zuzutrauen.
"Nein, ernsthaft. Ich habe mir gedacht, dass du Gonzo's Nachfolger werden könntest."
"Als Truppführer?"
"Wenn du willst, kannst du auch sein Nachfolger werden dabei, dass du ab sofort durch die Gnomentür gehst...", sagte Ras ruhig, "Aber eigentlich meinte ich den Truppführer-Job, ja."
"Oh... Na klar würde ich das gern machen!!"
"Gut, dann ist das ja so gut wie beschlossen. Jetzt musst du dich nur mehr schulen lassen."
"Äh, ja, und von wem? Ich meine, dieser Job ist doch größtenteils durch Erfahrung und Verantwortung geprägt. Das kann man nicht einfach so lernen, denke ich."
"Nein, aber das Drumherum. Und da Gonzo das schon gemacht hat und sowieso gut im ausbilden ist, wird er wohl die perfekte Anlaufstation dafür sein. Außerdem hat er sich ja auch schon mit deiner Schwester, Venezia und Sid herum schlagen müssen."
"Mit meiner Schwester sogar sehr lange", lachte Humph, "Nun gut, ich werde mich mit ihm unterhalten, wie wir das machen."
"Schön... Du kannst jetzt gehen. Du bist ab sofort Truppführer auf Probe."
"Danke, Sir!", Humph salutierte und ging überstolz aus dem Raum.
Ras salutierte zurück und grinste, als Humph weg war: "Freu dich nur... Du wirst schon noch erkennen, dass das ein schrecklicher Job sein kann." Dann widmete er sich wieder seinen Akten.
[7a]


"Du hast dich in dem Job aber recht gut gemacht, Hauptmann", erwiderte Ras und blickte in der Tat wieder hoch, direkt in Humphs Augen.
"Tja, ich hätte jederzeit deinen Job haben können", Humph lächelte den Agenten an, "Ich habs dir damals doch bewiesen."

"HUUUUUUMPH!!!!! ZU MIIIIIIR!!!", schallte es durch das Wachehaus.
"Vampire haben gute Sinne", murmelte der gerade eben gekommene Leutnant und beschleunigte seine Schritte Richtung Büro des Hauptmanns der Abteilung FROG. Ohne Anzuklopfen öffnete er die Tür und trat hinein. Er stockte kurz, als er die Szenerie vor sich sah und schmunzelte. Rascaal Ohnedurst stand vor seinem Tisch und diskutierte mit dem Kopf von Atera, welche anscheinend ziemlich zerstört war. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie lag in Einzelteilen auf Ras Tisch und der Kopf redete erregt auf den Hauptmann ein. Ras drehte sich um und nickte Humph zu: "Gut, dass du schon da bist."
"Hey, hörst du mir eigentlich zu, Hauptmann?", fragte Atera laut.
Ras ignorierte den Spieß geflissentlich und fuhr fort: "Das scheint zu deinem Fall zu gehören." Er reichte dem Leutnant einen Zettel. Humph faltete ihn auseinander und las:

Lahst di Vingel von disem Fahl. Nextes Mahl löst dhas Middel dhas gesammelte Gäwäbä auf...

Während dem Lesen war Humphs Miene immer finsterer geworden: "Eine Drohung gegen die Wache?"
Ras nickte: "Spieß Atera schrie plötzlich wie am Spieß..."
"Nettes Wortspiel", dachte sich Humph.
"...und wir fanden sie in diesem Zustand.", Ras zeigte auf die Einzelteile am Tisch, "Lady Rattenklein hat das... Getränk von Atera analysiert und fand eine Substanz die anscheinend Garne und Fäden zersetzt."
"Und in diesem Brief steht, dass es nächstes Mal alles zersetzt!", mischte sich Atera ein. Eine Alkoholfahne kam Humph entgegen und wieder dachte er sich, das Schock anscheinend ein gutes Heilmittel war. Vielleicht sollte man Atera öfter schocken. Dann wendete er sich wieder Ras zu.
"Wir kommen weiter im Fall, Sir."
"Das ist gut, aber beeilt euch. Ich will nicht, dass irgendjemanden hier etwas passiert, solang der Kommandeur weg ist und ich das Kommando habe..."
"Ist der kleine Fette wieder auf Kur, was?", füllte eine Stimme sarkastisch Humphs Kopf.
"Vater, das ist nicht der richtige Zeitpunkt..."
"Das ist es ja nie..."
"Halt einfach den Mund.", erwiderte Humph und sah wieder zu Ras. Plötzlich wurde sein Gesicht härter und er sagte leise: "Niemand bedroht meine Kollegen. CHAAAAAAAAARLIE!!! ZU MIIIIIIIIR!!!"
Ras sah ihn an und ein Lächeln umspielte seine Lippen: "Übst du schon dafür, mich zu ersetzen, Leutnant?"
Humph lächelte zurück: "Man kann nie zu früh anfangen, nicht wahr?"
[9]


"Führen ist weit mehr als Schreien", der Tonfall Ras' wurde plötzlich ernster und Humph nahm etwas wie Wehmut war. Wenn Ras etwas verstand, dann war es von Führung. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Ras keine mehr übernahm. Es erschien ihm unnatürlich.
"Bregs ist keine schlechte Wahl", erwiderte Humph, während Amalie sich endlich entschloss, die Karten weg zu werfen.
"Nein, ist er nicht. Er ist ein guter Wächter."
"Wen wunderts, ich hab ihn zu FROG geholt und er hat sich schon damals als einer der Besten erwiesen. Und wenn man bei FROG etwas lernt, dann ist es das Führen von Leuten. Anders kann man solche Einsätze auch kaum überstehen."
"So ist es", der Vampir zählte ebenfalls sein Geld nach und schien zu überlegen. Das erste Mal seit Langem fühlte Humph wieder die Vertrautheit die die Beiden lange ausgezeichnet hatte. Es war keine große Vertrautheit, Humph bezweifelte, dass das mit einem Mann wie Ras überhaupt möglich war. Aber er vertraute dem Mann, er war immer da gewesen, wenn man ihn brauchte.

Fehlte noch IA. Bereits von seiner Schwester genervt blickte er zu einem ekelhaft grinsenden Rascaal Ohnedurst. Er als Trauzeuge hätte sowieso hier sein müssen und jetzt vertrat er den Kommandeur, der sich getrennt vorbereitete. Humph argwöhnte, dass Rince ein Festmahl vor dem Fest machte.
Ras hatte, als IA-Agent, eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose an. Nur wenn man genau hinsah, sah man das nachtblaue Hemd unter der Jacke hervor blitzen. Eine Dienstmarke war silbern auf der rechten Brust eingearbeitet. Ein IA-Mann war eben immer im Dienst, dachte Humph und grinste. Dann sah er Ras wieder genauer an. Irgendwie kam ihm Ras heute so... stolz vor.
Humph schüttelte sich: "Bist du endlich fertig, Eca?"
"Jaja, Moment!", sagte sie und betrachtete ihn. Kurz zupfte sie an ihm herum und meinte dann, fast zufrieden: "Jetzt passt's."
"Na, endlich!", sagte er und blickte in den Spiegel. Die dunkelgrüne Jacke seiner Abteilung hatte er dabei anbehalten. Ein grüner Frosch war auf der rechten Seite eingestickt. Der Unterschied zur Gala-Uniform der FROG war, dass er silberne Streifchen einarbeiten hatte lassen und eine dunkelgrüne Fliege dazu trug. Dass er damit total lächerlich aussah, wollte er gar nicht hören.
"Diese Fliege ist so verdammt dämlich."
Beleidigt sah er Eca an, die das gesagt hatte.
Ras räusperte sich laut und meinte: "Müsst ihr sogar heute streiten?"
"Ja", erwiderte Eca einfach.
"Lasst uns zur Braut gehen", ignorierte der IA-Stammagent die Antwort einfach und öffnete die Tür.
Eca zwinkerte ihren Bruder leicht zu und verließ dann mit den anderen den Raum. Alleingelassen atmete er erst einmal so richtig ein, hielt die Luft an und zog den Bauch ein. Er blickte in den Spiegel und nickte. Dann fing er an zu grübeln. Humph hatte ja gewusst, dass man Zweifel bekommen würde. Aber dass sie so stark sein würden, hätte er nicht gedacht. Grübelnd setzte er sich.
Nach einer halben Stunde erschien plötzlich Ras im Zimmer und meinte: "Es geht los!"
[10]


Und er hatte immer auf seine Untergebenen geachtet.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Humph sah auf.
"Hallo, Chef", begrüßte er Hauptmann Ohnedurst.
Der Vampir wedelte mit einer Akte in der Hand und warf sie dann zu Humph.
"Der SUSI-Bericht?", fragte Humph. Der Vampir nickte. "Warum bringst du mir das?"
"Ich war sowieso auf dem Weg zu dir und die Gefreite Alice lief mir gerade damit über den Weg.", erwiderte Ras und lehnte sich an den Tisch.
Humph öffnete den Bericht: "Hm, Spinnenfäden? Kann dieses Zeugs wirklich einen Menschen an die Decke kleben?"
"Lady Rattenklein nimmt an, dass sie irgendwie verstärkt sind."
"Du hast den Bericht gelesen, Ras?"
"Es ist ein langer Weg von meinem zu deinem Büro", der Vampir lächelte.
"Ja, klar..", erwiderte Humph und schloss die Akte, "Ich nehme an, das ist kein Freundschaftsbesuch, oder?"
Rascaal nickte. Er wusste, dass Humph derzeit nicht um den heißen Brei herum reden wollte, also kam er auf den Punkt: "Es gibt da etwas, was du wissen solltest.."
Humph nickte dem Hauptmann zu und lehnte sich zurück.
"Ich nehme an, dass du dich ziemlich gut an den Fall 'Otto Trübsal' erinnern kannst."
"Zufällig", erwiderte Humph ohne Humor in seiner Stimme.
"Es gab da etwas, was wir dir vorenthalten haben. Veni meinte, dass es nicht gut wäre, wenn du es noch während euren Sitzungen erfährst."
"Otto Trübsal hatte einen Verwandten..", sagte Humph trocken.
Ras nickte. Er war nicht überrascht, dass der Leutnant es schon geahnt hatte.
"Einen Sohn..", schloss der Vampir.
Humph stand auf und ging stumm um den Tisch herum. Ras sah den Zorn in seinen Bewegungen, aber der junge Wächter kämpfte tapfer darum, sich keine Blöße zu zeigen. Er wusste, dass ein Wutanfall ihn jetzt um den Fall bringen konnte. Fest kniff Humph die Augen zu und zwang sich zur Ruhe: "War wahrscheinlich das beste so." Es klang nicht sehr überzeugt.
"Ich finde, du solltest zwei oder drei Wochen Urlaub machen, Humph", sagte Ras plötzlich.
"NEIN!", schrie Humph, um sich sofort wieder zu beruhigen, "Nein." Er blickte Ras an.
"Ras, ich muss diesen Fall selbst lösen, sonst kann ich mir nie wieder selbst in die Augen sehen.", sagte er leise.
Keine Regung war in des Vampirs Gesicht zu sehen: "Gut, aber ich erinnere dich noch einmal daran.."
"Ja, ich weiß. Ein Fehler und ich bin draußen aus dem Fall."
"Und eine Dummheit und du bist draußen aus der Wache..", sagte Rascaal.
Humph sah ihn kurz bestürzt an, bevor sich das Gesicht wieder in eine gefühllose Maske verwandelte.
"Ich verstehe", sagte er.
Ohne jegliche Worte verließ Ras das Büro. Zwei Minuten später hörte man einen kurzen Schrei und lautes Geschepper. [11]


Humph saß müde und verspannt in Rascaals Büro, während dieser etwas auf ein Papier kritzelte.
"Wer war dafür verantwortlich?", fragte der Kommandeur neugierig.
"Ich kenne ihn nicht persönlich, Ras. Er versucht etwas, was ich noch nicht verstehe. Er verspricht Leuten Heilung, und die suchte ich..."
"Warum hat dich der Mörder nicht getötet?"
"Er war wahnsinnig, frag mich nicht, wieso. Er schien mich zu kennen, ich weiß nicht woher. Ich erinnere mich nicht an ihn. Er sprach immer von seinen Inspirationspartikel. Diese Glasperlen, weißt du. Er schoss sie mit der Inspirationspartikelschleuder, so nannte er seine stinknormale Schleuder. Er meinte, die Perlen würden ihm sagen, was er tun soll. Sie würden die Geister fangen oder bannen, bei diesem Wort wurde er immer sehr unverständlich.", Humph zuckte mit den Schultern, "Er hat sich während der Gefangenschaft gut um mich gekümmert. Als die FROGs stürmten, hat er wie einstudiert das Gift eingenommen und ist vor meinen Augen gestorben."
"Du siehst müde aus, Mac.", Ras lehnte sich zurück, "Ich verstehe es nicht, weißt du,...", meinte er ohne auf Antwort zu warten, "Ich merke, dass du mich nicht anlügst, aber irgendetwas stimmt nicht, was du mir erzählst, es sind viele Ungereimtheiten darin."
Der Hauptmann zuckte mit den Schultern: "Ich steh in letzter Zeit neben mir, manches kann ich nicht so erfassen, wie ich es will."
"Vielleicht brauchst du Urlaub."
"Nein, ich brauche die Wache, nicht Urlaub.", Humph sah seinen Freund an, "Tu mir einen Gefallen: Ordne offiziell Stunden bei Bregs für mich an. Ich brauche jemanden zum Reden, aber wenn ich nicht gezwungen werde, dann mache ich es nicht."
Ras nickte. Dann sagte er unvermittelt: "Was hast du gemacht?"
"Vieles... und nichts... es ist... schwer zu erklären. Es ist keine IA-Sache, Ras, diesmal nicht. Es sind persönliche Dämonen, die mich plagen, keine dienstlichen."
"Wie du meinst", Ras notierte etwas, "Weißt du, was es mit der Zimtkerze auf sich hatte?"
"Das war eine persönliche Note... Der Kerl LIEBTE Zimt, es beruhigte ihn. Ich schätze, er suchte in dieser Ruhe seine Absolution."
"Und dein Nekrilog? Es war doch deine Handschrift?"
"Ja und nein. Es war ein wirklich guter Handschriftenfälscher. Selbst ich hab geglaubt, ich habe es selbst geschrieben, als ich es zum ersten Mal sah."
"Hm, okay, Humph. Du kannst gehen."
Der Hauptmann nickte knapp, dann stand er auf. Als er bei der Tür war, drehte er sich um, und sah seinen Freund an: "Hast du manchmal das Gefühl beobachtet zu werden, Rascaal?"
"Wir werden alle mal beobachtet, Mac.", Ras zeigte ein Grinsen, "Aber in deinem Fall bins wahrscheinlich meist ich."
Ein vorsichtiges Lächeln Humphs folgte, dann murmelte er: "Vielleicht." Doch dachte er:
"Nein, sie sind unter uns. [12]


Und genau das war das Problem, dass zwischen den Beiden entstanden war. Ras hatte sich zu oft in Humphs Angelegenheiten eingemischt. Persönliche Angelegenheiten. Egal, ob der Vampir es gut meinte oder nicht, es war anstrengend, immer vorsichtig zu sein. Ras blickte zu ihm, als wüsste er worüber Humph grübelte und blickte ernst. Der Hauptmann erinnerte sich an eine ähnliche Nacht hier im Eimer.

Die beiden Wächter sahen sich um. Der Eimer war bereits größtenteils leer.
"Und wie geht es ihr?", fragte der Kommandeur der Wache, Rascaal Ohnedurst.
"Gut. Sie hat sich an die Familie Conzuelas gewöhnt. Sie ist vor drei Monaten drei geworden. Murphy ist bei ihr und kümmert sich um sie. Manchmal sehe ich nach ihr, aber ich will sie nicht in Gefahr bringen."
"Das ist das Leben eines Wächters, Humph."
"Ja, mein Leben, nicht ihres. Es ist besser, wenn sie nicht bei mir ist. Um mich herum sterben sowieso alle."
Ras erwiderte nichts, dann blickte zu dem Amulett um Humph's Hals. Der Rand war rot, nicht blau.
"Das ist Eca's", sagte der Hauptmann, "Kein Kobold."
Der Kommandeur nickte: "Und die Träume sind wieder da? Dieselben?"
Humph schüttelte den Kopf: "Nicht dieselben, aber Träume. Sie beunruhigen mich.", Er stand auf, "Es sind wahrscheinlich nur Träume." Er rutschte am Stuhl hin und her. "Weißt du... Manchmal frage ich mich, ob es möglich gewesen wäre, sie zu retten."
"Ohne Wissen über das Gift kein Gegengift. Und jetzt nach fast eineinhalb Jahren noch immer darüber nachzudenken ist müßig, findest du nicht."
"Vielleicht... ", er erhob sich geistesabwesend, "Es roch nach Minze", fügte er leise hinzu.
Ras' Augenbraue hob sich: "Was hast du gesagt?"
Humph schrak wie aus seinen Gedanken hoch und blickte wieder zu dem Vampir: "Nichts, nichts. Ich... erinnerte mich nur an etwas." Er ging zur Tür: "Ich werde zu bett gehen, Ras. Ich wünsche noch einen guten Fang."
Ras nickte, dann stand er ebenfalls auf: "Humph?"
Der Wächter blieb in der Tür stehen: "Hm?"
"Wo ist die Maske?"
"Ich habe sie verschenkt.", das Gesicht des Hauptmanns verdunkelte sich.
"An wen?"
"Jemand, der sie mehr brauchte als ich.", Humph seufzte.
"Gut", Rascaal ging zur Tür und hielt sein Gesicht direkt vor Humph's. "Ich beobachte dich", raunte er.
"Ich weiß", erwiderte Humph ebenso leise und ging.
[13]


Ich beobachte dich, und Humph wusste, dass es notwendig war und doch störte es ihn maßlos. Seine Angelegenheiten konnten ihm Ärger mit IA bringen, das war ihm klar und sobald er für Ras zu sehr über die Stränge schlug, würde er die Wache verlassen müssen - und das war noch die kleinste Sorge, es konnte dazu führen, dass er aus der Stadt musste. Ihm war klar, dass Ras die Finger am längeren Hebel hatte. Egal, ob er der Kommandeur oder "nur" der IA-Agent war, er war mächtig genug, den Hauptmann zu entfernen, wenn er zu weit ging. Daran würde keine Freundschaft etwas ändern. Und das lag zwischen den Beiden wie schlechte Luft. Und dann wurde es Humph schlagartig klar. Es war wirklich einerlei, welchen Rang Ras bekleidete, welche Position er übernahm. Er würde weiterhin sein gefährlichster Gegner sein. Und nicht nur seiner, sondern auch der des neuen Kommandeurs. Denn Humph hatte Bregs genügend beobachtet, um zu wissen, dass auch er nicht zu der Gattung Wächter gehörte, der nur mit offenen und ehrlichen Karten spielte. Wahrscheinlich hatte Bregs dieselben Worte ebenso schon gehört. Ich beobachte dich. Der Hauptmann konnte sich kurz nicht des Gedankens erwehren, dass sie alle nur Figuren in einem eigenartigen Spiel waren. Und genau zu diesem Zeitpunkt bezahlte der Vampir seine Wette und sagte "Ich will sehen."


Humph saß alleine in der Dunkelheit und grübelte weiter über den bevorstehenden Kommandeurswechsel. Irgendetwas stimmte nicht, er kannte Ras gut genug um zu wissen, dass er etwas nur aus gutem Grund aus den Händen gab. Er erinnerte sich nur zu gut an den größten Fall, in dem die Beiden zu tun hatten. Es war der Fall, der die FROGs mehr zusammen geschweißt hatte als alles andere.

An Venezias gelegentliches Gemurmel, welches manchmal aus dem Fass der Püschologin in der Ecke kam, hatte Hauptmann Ohnedurst sich schon längst gewöhnt, doch als sich nun die ganze F.R.O.G.-Truppe in dem kleinen Büro des Vampirs mit seinem Dachfenster und seinem massiven Balken versammelt hatte (Malachits Anwesenheit war auch nicht gerade platzsparend), schwoll der Lärmpegel entnervend stark an.
Wohlwollend betrachtete er seine Leute. Rascaal hatte die Abteilung ganz alleine aus dem Boden gestampft und sie hatten sich mehr als einmal bewährt
Von wegen nie brauchen! Aber wenn wir sein wohlgenährtes Hinterteil retten sollen, dann ist unser kleiner Krustenbrecherfrosch gern gesehen, dachte der Vampir auf seinem Balken sitzend.
Leutnant Knurblich kam auf das dunkle Holz geklettert, drängte sich an dem schnurrenden No-Name vorbei und zupfte an Rascaals Umhang.
"Ja, ja Veni.. ich weiß" seufzte der Vampir und richtete sich auf "Ruhe da unten!"
Schlagartig verstummten alle Gespräche und neugierige Augenpaare richteten sich gespannt auf die Gestalt über ihnen (Naja, eigentlich mußte Malachit noch immer ein wenig nach unten schauen).
"Leute, ich werde es kurz machen: F.R.O.G. wird aufgelöst, mit sofortiger Wirkung. Warum, kann ich euch nicht sagen und ich werde auch zu diesem Zeitpunkt keine Fragen beantworten!" ließ Rascaal die Bombe hochgehen "Jeder von Euch wird einen Platz in einer anderen Abteilung zugewiesen bekommen."
Die Enttäuschung war greifbar und es baute sich eine Spannung auf, die No-Name fauchen ließ.
"An dieser Stelle möchte ich jedem von euch für euren Einsatz danken, den ihr für diese besondere Abteilung geleistet habt. Ihr könnt stolz auf euch sein. Diejenigen von euch, die eine Abordnung zu G.R.U.N.D. haben, werden dort verbleiben... der Rest, nun ja, hier ist die Liste von Rince!"
Der Vampir gab seiner Stellvertreterin den gefalteten Bogen Papier.
"Wo gehst du hin?" wollte der auf Malachits Schulter sitzende Oberleutnant Gonzo wissen.
"Die F.R.O.G.-Abzeichen sind im Laufe des Tages an Leutnant Knurblich auszuhändigen!" befahl Rascaal, Gonzos Frage komplett ignorierend. "WEGTRETEN"
Veni schaute zu Rascaal hoch und wandte sich dann an die unschlüssig rumstehenden Wächter.
"Ihr habt den Vampir gehört... als bewegt euch!"

***

"Als das Büro bis auf No-Name leer war, zog Rascaal einen Bogen Papier aus einer Box am Balken, faltete es und steckte es in einen Umschlag, den er mit dem Wort "Kündigung" beschriftete und ihn dann versiegelte.
"Reeeeeeeeeeeggiiiiiiiiiiiiiiie!" rief er.
Die kleine Klappe in der Mauer wurde beiseite geschoben und der kleine, aber muskulöse Meldedämon erschien im Eingang zur Röhre. Er setzte gerade zur seiner üblichen flapsigen Begrüßung an, gefolgt von den üblichen Beleidigung, als sich Rascaal Hand in umschloss und er mit unnachgiebig auf Ras Gesichtshöhe hob.
"Denk nicht mal dran, Kumpel... nicht heute!" knurrte der Vampir und etwas in seinem Blick machte Reggie Angst und ließ ihn schweigen. "Bring den Umschlag in 10 Minuten zu Rince... nicht früher, verstanden?"
Reggie nickte stumm.
"Na prima." War Rascaals einziger Kommentar, als er sich runterbeugte und Reggie zurück ins Röhrensystem schnipste.
Dann nahm er sich No-Name vom Balken, verstaute ihn in der Innentasche seines Umhangs und schaute sich noch mal in seinem Büro um.
Kalte Wut packte ihn.
Er riß seinen reich verzierten Offiziersdolch aus der Scheide und rammte ihn mit einem Wutschrei bis zum Heft in das Holz des Balkens.
Ohne sich noch einmal umzuschauen, verließ er das Wachhaus.
[14]


Humph seufzte leise. Damals war alles leichter gewesen. Sie hatten die Schließung FROGs verhindert und alles war wieder gut gewesen. Was seither passiert war, machte ihn traurig - und brachte seine Wut zurück. Es hätte alles nicht so kommen dürfen! Er war froh, dass Bregs Kommandeur wurde und nicht er. Er hatte zuviel zu tun, um sich auch noch um die Wache zu kümmern. Grummelnd stand er auf und nahm etwas aus seiner Tasche. Er hielt etwas gegen den Balken und rammte mit voller Wucht einen Dolch hinein. Es war nicht so tief wie Ras' Dolch damals, aber es würde reichen. "Ich weiß nicht was du vorhast, alter Mann, aber du wirst dich anstrengen müssen.", sagte er dorthin, wo er Ras vermutete, "Denn ich beobachte dich ebenso." Daraufhin verließ er das Büro des Vampirs.
Nur Sekunden später sprang der Agent aus seinem Versteck und nahm den Dolch mit eingraviertem Frosch an einer Seite und einem eingravierten Auge auf der anderen. und den Zettel an sich.
Für dich. Als Erinnerung an alte Zeiten.
Und als Warnung für die Zukunft.


[1] Single-Mission Ausbildung kann teuer sein - und gefährlich

[2] Single-Mission A.M. Law - Heutiger Fall: Wache gegen Wache

[3] Single-Mission Ausbildung kann teuer sein - und gefährlich

[4] Single-Mission Das neue System

[5] Single-Mission Das neue System

[6] Single-Mission Familienmord (RACHE Teil1)

[7] Single-Mission Familienmord (RACHE Teil1)

[7a] Single-Mission Schattenmörder

[9] Single-Mission Schattenmörder

[10] Single-Mission Familienunglück (RACHE Teil2)

[11] Single-Mission Familienunglück (RACHE Teil2)

[12] Single-Mission Stumme Beobachter

[13] Single-Mission Allein

[14] Single-Mission Einer für alle, alle für einen




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