Bernstein und Schwarz

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von Gefreiter Helmi Bernstein (DOG)
Online seit 08. 01. 2008
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Ein Kommandeurswechsel ruft Erinnerungen wach...

Für diese Mission wurde keine Note vergeben.

Zweifellos war der Gefreite Bernstein noch nicht lange Mitglied der Wache der Stadt Ankh-Morpork, einer "tollen Truppe", einer Vereinigung unerschrockener Bürger, die sich zusammengeschlossen hatten, um ihre Stadt vor den Irrwegen der Illegalität zu schützen.
Nun, so sah es jedenfalls der etwas naive Zwerg aus dem niederen Blick eines Gefreiten. Und aus diesem Blickwinkel schien die Wache in genau dieser Form jede Schwierigkeit zu überdauern. Denn wer unterrichtet die Ruderer im Bauch des Schiffes von den drohenden Untiefen?
Tatsächlich hatte es ihn nicht groß bewegt, dass ein fast schon dramatischer Führungswechsel in dieser großartigen, das alltägliche Leben bestimmenden Institution, stattfand, denn er hatte der Führungsriege noch nie allzu große Beachtung geschenkt - warum auch?
Er hatte nicht vor, irgendwelchen Vorgesetzten in die Quere zu kommen, denn Intörnal Affärs war... nun, sagen wir, er hatte kein Interesse an Vorgesetzten.
Umso mehr überraschte es ihn, als er sich bei fremden Gedankengängen ertappte, die sich mit ebendieser höheren, unnahbaren Gesellschaftsschicht befassten.
Bisher war der Kommandeur für ihn eine nahezu sakrale Präsenz gewesen, die trotzdem nicht präsent war. Er war eine Gestalt gewesen, so fern wie der Mond, und doch nur ein paar Zimmer weit entfernt; von Zeit zu Zeit dann plötzlich da, flüchtig wie ein Windhauch, und genauso schnell wieder vorüberziehend.
Das Konzept der Metaphorik war Helmi durchaus nicht unbekannt, doch die Intensität seiner Gedanken überraschte ihn einmal mehr.
Er begann, leise Bewunderung für diesen Mann - Vampir - zu empfinden, der einen Haufen bewaffneter[1] Männer[2] zu einer effizienten zivilen Streitmacht formte, die den brodelnden Schmelztiegel der Stadt mit dem Blasebalg anheizte und gleichzeitig mit einer kleinen, spitzen Zange die Schlacke herausfilterte, um die Reinheit des Endprodukts zu gewährleisten.
Einmal, nur kurz, hatte Helmi neben ihm gestanden. Nun, auf gewisse Weise. Vielleicht auch auf ihm.
Es war eines Abends im Wachhaus am Pseudopolisplatz gewesen. Er hatte einen unbedeutenden Botengang für den Hauptmann erledigt, besuchte nun einige Bekannte aus seiner Zeit in der Ausbildung und bog unschuldig um eine Ecke, als er sich plötzlich zwischen den Beinen eines fast doppelt so großen Hünen[3] wiederfand.
Der Fremde senkte den Kopf und starrte auf ihn hinab. Ob sein Blick durchdringend, überrascht oder verärgert war, konnte Helmi nun nicht mehr sagen, denn in diesem Moment war der Dämon der Unsicherheit um die Ecke geschlendert, schraubte seinen Kopf auf und verknotete diverse Synapsen sowie seine Zunge. Die Tatsache, dass Helmi den goldenen Stern auf der Schulter des Fremden erblickt hatte, hatte dies geradezu herausgefordert.
Der folgende Dialog war auf einen überraschten Laut seitens des Kommandeurs hinausgelaufen, woraufhin Gefreiter Bernstein schlagfertig mit einem (verknoteten) "Bllm..." konterte und errötete.
Ohnedurst hatte ihn aufgefordert, doch bitte zur Seite zu treten, er hätte Wichtigeres zu tun, als einen Gefreiten auf seinen Füßen stehen zu lassen.
Helmi hatte eine Entschuldigung gemurmelt und war zur Seite getreten.
Nun, da er in die Vergangenheit zurücksah, enthielt diese Szene eine unfreiwillige Komik, die nicht nur ihn betraf. Doch der Gefreite hatte zuweilen einen merkwürdigen Humor, weswegen man diesen Gedanken nicht zwingend nachvollziehen muss.
Er war jedoch eine zurückhaltende Person, die nicht viele Freunde hatte und auch nicht wollte, doch trotzdem Wert darauf legte, immer bei jedem ein wenig Zuneigung in petto zu haben, und so fragte er sich nun, ob der Kommandeur sich an diese flüchtige Begegnung einnerte, ob er sich an ihn erinnerte. Und wenn, erinnerte er sich an ihn als jemanden, der ihm auf die Füße getreten war oder als einen schüchternen Zwerg, der nur aus Versehen zur falschen Zeit um die Ecke geschritten kam?
Und er überraschte sich dabei, doch Sympathie für ihn zu empfinden.
Für ihn, der in der Wache aufgestiegen war wie der Komet am Abendhimmel.
Denn er war der Kommandeur.
Und irgendwo in seinem verschrobenen Innern fühlte Helmi gelinden Stolz, denn nicht jeder steht einmal auf den Füßen dieses Mannes
[1] Ob mit Stahl oder Papier!

[2] Und Frauen! Und Zombies! Und Igors! Und Zwerge, Trolle, Vampire, Gnome...

[3] Natürlich aus dem Blickwinkel eines Zwergs gesehen; einige Leute müssen auch alles wörtlich nehmen, tststs...




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