Ein schattenreicher Streifgang

Bisher hat keiner bewertet.

von Gefreiter Ettark Bergig (SEALS)
Online seit 18. 12. 2007
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 Außerdem kommen vor: Rogi FeinstichScoglio

Ein ganz normaler, veregneter Tag in Ankh-Morpork, Scheibenwelt, Multiversum

Dafür vergebene Note: 11

Man möge die nicht immer hundertprozentig Jugendfreie Ausdrucksweise Ettarks in diesem Kapitel entschuldigen, doch anders kann die Phsyche dieses Charakters wohl nicht dargestellt werden, gerade in Gedanken wird ein solcher Mensch niemanden Doofmann nennen ;)


Regen! Natürlich. Die Tropfen laufen mir trotz des hochgeklappten Mantelkragens fast ungehindert in den Nacken und meine Stimmung sinkt weiter, während ich die letzten Meter über die Brücke stapfe.
Als der Pseudopolisplatz in Sicht kommt, sehe ich schon von weitem die weiße Gestalt des Trolls, der offensichtlich auf mich wartet.
"Ah, da du sein! Ich schon auf dich warten." begrüßt dieser mich. "Du bei Rogi gewesen sein?"
Ich nicke. Natürlich, wer in der verfluchten Wache hat noch nicht mitgekriegt, dass ich letzte Woche während der Belagerung [1] beinahe an einer Überdosis meiner Schmerzmittel krepiert bin? Dass ich während dessen unter der Kontrolle von Vampiren gestanden hatte und das nur der Versuch gewesen war, mich dieser Kontrolle zu entziehen oder, noch wahrscheinlicher, von den Vampiren dazu gebracht worden bin, will natürlich keiner wissen.
Ich bin nicht Süchtig! Ich habe mich genau unter Kontrolle und nehme normalerweise nur genau soviel, wie ich brauche, um diese elenden Schmerzen nicht mehr zu spüren. Was wissen die schon?
"Gehen wir." poltert Scoglio und schreckt mich aus meinen Gedanken auf. Natürlich, Streife. Und dass bei dem Wetter! Ich habe nichts gegen Regen, aber momentan bin ich echt nicht in Stimmung dafür. Naja, wenigstens muss ich mir heute keine Sorgen darum machen, dass irgendjemand in mir einem Wächter erkennt und meinen Informanten an den Kragen geht; Scoglio ist als Szenekenner genau wie ich um Wahrung seiner zweiten Identität bemüht, sodass wir heute beiden in Zivil unterwegs sind.
Während wir langsam Richtung Ankh schlendern, erkundigt Scoglio sich, was Rogi gesagt hatte. Diese elende Igorina. Eigentlich mag ich Feldwebel Feinstich recht gerne, doch was sie da vorhin gesagt hatte... Dass ich abhängig wäre, habe ich zwar nicht zum ersten Mal gehört, aber von Rogi? Damit habe ich niemals gerechnet! Dann hat sie angekündigt, mir in Zukunft kein Schmerzmittel mehr geben zu können, wahrscheinlich hat sie Angst, Ärger zu kriegen, wenn ich angezeigt werde. Angedroht haben mir das schon einige Wächter, aber was können die mir schon? Ich habe absolut korrekt gehandelt verdammt! Außerdem bin ich nicht süchtig, das wird jeder merken, der nur ein bisschen Ahnung davon hat. Ich könnte jederzeit aufhören, wenn nur diese götterverfluchten Schmerzen nicht wären. Jederzeit!
Scoglio erklärt einer älteren Dame, wie sie zur nächsten Herberge kommt während ich auf den Ankh starre. Ein wirklich seltsamer Fluss. Fast jedesmal, wenn ich ihn sehe, hat er einen etwas veränderten Zustand und ich lebe jetzt schon seit fast zehn Jahren in dieser Stadt. Von beinahe flüssig bist steinhart war schon alles dabei. Heute ist die Oberfläche dank des anhaltenden Regens der letzten Tage fast komplett flüssig, nur einige Stückchen schwimmen wie Korken auf der Oberfläche. Aber ich weiß, dass der Fluss wenige dutzend Zentimeter unter dieser trügerisch fließenden Decke seine üblich zähe Konsistenz haben dürfte und ein, zwei Tage Sonnenschein die Wahrheit schnell wieder ans Tageslicht bringen würden. So schnell verändert der Ankh sein Wesen nicht.
Wir überqueren den Ankh auf der Brücke und gehen den Parkweg entlang.
Normalerweise ist die so genannte "blaue Route" mein liebster Streifgang, aber irgendwie würde ich heute lieber in meinem Büro sitzen und irgendwelche staubigen Akten wälzen. Und das heißt was!
Wir gehen einmal um den Hidepark herum und ich merke, wie ich wieder in Grübeleien versinke.
"If kfann dir keine Fmerzmittfel mehr geben, nift fwenn if fehe, fwie du mehr und mehr füftif fwirft" in meinem Kopf klingt die Stimme der Igorina weit alberner und auch das ewige f wird stärker, als es in Wirklichkeit ist. Nadeln! Nadeln will sie stattdessen in mich piksen, Acku-punkt-uar oder wie immer sie das genannt hat. Ich vertraue Rogi ja normalerweise in allem, aber dass geht jetzt wirklich zu weit! Wie sollen meine Schmerzen weniger werden, wenn man Nadeln in meine Ohren oder Arme piekt? Vollkommen lächerlich. Das klingt für mich eher nach Folter als nach irgendwelchen modernen Heilungsmethoden. Ich werd schon irgendwie an Schmerzmittel kommen oder ich kann meinen Job gleich an den Nagel hängen! Wenn es sein muss eben ohne Hilfe von dieser Feinstich!
Inzwischen hat der Regen komplett nachgelassenen und eine von Löchern durchzogene Wolkendecke bedeckt den Himmel. Endlich! Ich hatte schon gedacht, das würde die ganze Woche so durchregnen!
Meine Stimmung steigt wieder etwas.
Vor uns erscheint die Ankh-Brücke in die Schatten und Scoglio wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich zucke mit den Schultern. Das mag ich an den Streifgängen mit dem großen Kalktroll so. Man muss nicht reden und auch Scoglio scheint das ganz recht zu sein.
Keiner versucht, unsinnige Befehle zu geben (was rein Rangmäßig das Recht des Trolls wäre...).
Keiner versucht, dem anderen ein Gespräch aufzudrängen, was diesen sowie so nicht interessiert und keiner ist beleidigt, wenn der andere nicht auf Fragen näher eingeht. Anders als bei bestimmten anderen Wächtern.
Ich muss grinsen, als mir eine Streife vor einigen Wochen in den Sinn kommt, als ich mit unserem Quotenzwerg auf Streife war. An sich ist der ja ganz lustig, wenn er mir mit seinem Gefasel nicht so schrecklich auf die Eier gehen würde.
Seite an Seite betreten wir die eng bebaute Ankh-Brücke und sofort kann ich spüren, dass wir nun die Schatten betreten.
Es ist ein Gefühl, als ob irgendwo in der Nähe ein Blitz einschlagen würde, die Luft um uns herum ist geladen und ich merke, wie sich meine Nackenhaare knisternd aufrichten.
Wie ich dieses Gefühl liebe! Es ist das Gefühl der Gefahr, des unbekannten, wo jederzeit alles Mögliche passieren kann. Hier, in den Schatten, kann man nichts vorausplanen oder sich gar darauf vorbereiten. Deswegen sind die meisten Menschen die ich kenne nur sehr ungerne in den Schatten. Mit Zwergen ist es übrigens nicht anders. Alle anderen Spezies scheinen damit jedoch keine großen Probleme zu haben (Ausnahmen bestätigen hier wie immer die Regel), warum weiß ich nicht so genau. Ich auf jeden Fall, obwohl zu großen Teilen Mensch [2] fühle mich hier weit wohler als in allen anderen Stadtteilen.
Hier fehlt die Verlogenheit, die Fassade, mit der die Städter sich und ihre Behausungen umgeben, hier fehlt die Übersichtlichkeit und die oberflächliche Ordnung und vor allem die falsche Freundlichkeit, die man heut zutage fast überall findet.
Nein! Hier in den Schatten weiß man genau, was der Mann an der Ecke über einen denkt, man kann beinahe hören, wie die junge Frau an der kaputten Straßenlaterne, die uns mit beinahe analytischem blick mustert, überlegt, ob es sich lohnt, ihren Brüdern bescheid zu geben, auf dass sie uns überfallen.
Hätten wir jetzt Uniformen an, würden wir wahrscheinlich keine zwei Blöcke kommen, doch in Zivil fallen wir hier kaum auf, ein junger Mann in nicht billigen aber völlig abgetragenen Klamotten, der zusammen mit einem Troll in einer unauffälligen, grauen Kniehose durch die Schatten schlendert. Kein wirklich täglicher Anblick... aber auch nichts, was irgendwie verdächtig zu wirken scheint. Außerdem ist es ja nicht das erste mal, dass wir hier sind.
Möglichst unauffällig gehen wir die übliche Streife entlang, leicht variierend nur, um niemanden auf die Idee zu bringen, dass wir hier eine festgeschriebene Strecke haben, die wir regelmäßig ablaufen. Selbst der dümmste Bandit Ankh-Morporks, -und dazu gehören die Gestalten, die in den Schatten leben und vor allem ÜBERleben sicherlich nicht-, könnte dann eins und eins zusammen zählen.
Das dies weder unserer Gesundheit noch der unserer Informanten besonders zuträglich wäre muss ich wohl nicht extra erwähnen.
Aber so werden wir in Ruhe gelassen, nur hier und da streifen uns misstrauische und, -von Zeit zu Zeit-, auch gierige Blicke. Aber der Anblick eines Trolls und eines gefährlich aussehendem... nun gut wahrscheinlich vor allem der Anblick eines Trolls [3] schrecken so manchen Gelegenheitsdieb ab. Und alle anderen werden in uns beiden wohl kaum ein lohnendes Opfer sehen.
Wir sind gerade an der Kreuzung Schinkengasse, ich vollkommen in Gedanken über die Geschehnisse vorhin in der Kröselstraße, als Scoglio plötzlich stehen bleibt. Da höre ich es auch!
Schreit da nicht eine Frau?
Mein Partner hat sich schon wieder in Bewegung gesetzt, in Richtung der Schreie. Ich zucke mit den Schultern und falle in leichten Laufschritt, um mit den großen Schritten des Trolls gleichziehen zu können. Doch bevor ich ihn eingeholt habe, haben wir schon den Ort des Geschehens erreicht.
Eine kleine, offene Fläche in mitten einiger zerfallener Häuser, welche die gesamte Szenerie in die, -dem Stadtteil seinen Namen gebenden-, Schatten tauchen.
Am anderen Ende des winzigen Platzes, jetzt nur noch wenige Schritte von uns entfernt steht eine Meute Jugendlicher in einem Halbkreis, uns den Rücken zugekehrt, und gröhlt unverständliche Parolen, doch von eine schreienden Frau ist im ersten Augenblick nichts zu erkennen.
Da höre ich es neben mir knirschen. Scoglio, dessen Kopf um einiges Höher sitzt als es bei mir der Fall ist, hat den Schreihals scheinbar entdeckt.
Ich folge seinem Blick und da, zwischen den Beinen der Krawallmacher sehe ich einen Rochzipfel.
Da knackt es in meinem Kopf und ich begreife, was da vor sich geht. Ich gehe langsam auf die Meute zu, während dessen taste nach meinem Flachmann und öffne ihn mit fliegenden Fingern. Ich brauche jetzt einen Schluck, nur einen winzig kleinen. Ich setze an und nehme einen Zug. Plötzlich ist die Flasche leer. Auch egal. Scoglio ist inzwischen wie ein Berserker unter die Jugendlichen gefahren und reißt die ersten von ihnen mit seinen riesigen Pranken aus der Menge.
Mit einem mal merke ich, wie mein Mühlsteinhebel [4] in meiner linken Hand erscheint, mein Schwert will ich an solchen Bastarden nicht beschmutzen!
Um mich herum beginnt die Welt zu verschwimmen, es ist, als ob die Ränder meines Sichtfeldes sich verzerren, als ich mich mitten in die Meute stürze und ohne groß zu zielen mit Mühlsteinhebel und der bloßen Faust um mich schlage. Jeder physische Wiederstand, der sich mir entgegen stellt wird erbarmungslos niedergeschlagen, jeder psychische mit wilden Flüchen aus meinem Mund demotiviert.
Ich merke kaum, wie einige Schläge meine Deckung durchbrechen, ich schlage nur noch fester zu.
Irgendwann beginnt sich mein Blick wieder zu normalisieren und ich sehe, dass nur vier der halbstarken noch stehen. Zwei davon hält Scoglio in seinen Pranken und schüttelt sie, die anderen beiden gucken uns mit entsetzten Blicken an. Ich merke, wie mein Kiefer schmerzt, einer dieser elenden Wixer muss mich recht heftig erwischt haben.
Egal, das wird mich nicht daran hindern, den beiden vor mir auch noch ihre Lektion zu erteilen. Mein Blick wandert zu der jungen Frau, die sich in eine Ecke verkrochen hat und versucht, mit ihrem völlig zerrissenen Kleid ihre Scham zu bedecken. Ihre Augen sind weit aufgerissen, ähnlich wie bei einem Tier, das ist in die Enge getrieben ist und sie zittert am ganzen Körper.
"Na wartet ihr beiden..." stoße ich heraus und bedenke die beiden übriggebliebenen mit einigen wüsten Flüchen, die Frau Honigwein besser nicht aus meinem Mund hören sollte.
Einer der beiden, der kleinere, zieht ein kurzes Messer und geht in einen sicheren Stand.
Wer in den Schatten aufgewachsen ist, weiß sich zu verteidigen. Doch der Kleine interessiert mich nicht, er hatte, als wir angekommen waren, eher außerhalb des Kreises gestanden und sich offensichtlich nicht wohl in seiner Rolle gefühlt.
Der andere aber, in dessen Augen jetzt Panik steht hat es noch nicht mal geschafft, seinen Gürtel wieder zu verschließen. Na warte!
Hinter mir höre ich ein Plumpsen und weiß: Scoglio ist mit der Erziehungsmaßnahme seiner beiden fertig und steht jetzt wahrscheinlich recht bedrohlich hinter mir. Das gibt dem größeren der beiden noch stehenden den Rest und er dreht sich um, mit Ziel auf die nächste dunkle Gasse. So nicht Bürschchen!
Ich renne los, und schubse den kleineren der beiden, der sich mir in den Weg stellen will mit einem kräftigen Schlag gegen den Brustkorb aus dem weg. Dem Gewicht eines erwachsenen Mann ist er mit seinen vielleicht 50 Kilos nicht gewachsen und fliegt unsanft auf den Hintern. Komischer Junge. Er wollte sich doch wirklich mutig in meinen Weg stellen, nur um dem anderen Typen die Flucht zu ermöglichen. Was macht jemand mit einem solchen Mut in einer Gruppe von kleinen Flachwixern, die sich an Frauen vergreifen? Egal, soll Scoglio sich um den kümmern. Ich werd mir den Flüchtenden schnappen. Inzwischen bin ich davon überzeugt, das dass der Anführer der Truppe ist.
Ich biege in die Gasse, in die die feige Ratte gebogen ist und sehe den Flüchtling an ihrem Ende, als er gerade um eine weitere Ecke biegt.
Hinter mir höre ich, wie Scoglio mich zurück rufen will, doch ich kann nicht. Ich MUSS den Anführer der Truppe fassen. Der kann sein blaues Wunder erleben.
Ich mobilisiere alle meine Reserven und habe das Gefühl, als ob das Pflaster unter mir immer weicher wird. Fast, als würde ich auf Wolken laufen. Ohne es zu merken erreiche ich die Ecke und sehe mein Ziel. Der Abstand hat sich deutlich verringert. Ich werde ihn kriegen und ihn... Meine Gedanken stocken. Was eigentlich? Egal, das muss ich später entscheiden. Meine Gedanken scheinen sowie so eher zu tropfen denn zu fließen. Vielleicht...? Egal! Ich muss diesen Burschen fassen, dann wird sich bestimmt alles aufklären.
Wieder um eine Ecke, ich höre mein Ziel panisch irgendetwas rufen, dann habe ich plötzlich meinen Mühlsteinhebel in der rechten Hand und hole aus. Der eiserne Hebel fliegt beinahe grazil durch die Luft und trifft den Nacken meines Zieles mit einem hässlichen Krachen!
Dann steh ich neben ihm, ist er tot? Nein, er stöhnt noch.
Ich will mich gerade bücken, um meinen Hebel wieder aufzuheben, als ich merke, wie mehrere missmutig blickende Männer und Frauen aus den Häusern um mich herum treten. Sie sind alle bewaffnet!
Irgendwie sickert der Gedanke durch, dass ich in einem Viertel der Schatten sein muss, der von einer Art großen Familie beherrscht wird!
Und diese hier finden es offensichtlich nicht sehr lustig, was ich mit den Jungen zu meinen Füßen angerichtet habe.
Mit einem hässlichen Geräusch schwingt einer der Männer eine schwer aussehende Kette, als ein Zweiter mit sehr vernarbtem Gesicht sich auf mich stürzt. In letzer Sekunde ziehe ich mein Schwert und bringe es zwischen mich und das lange Messer in der Hand des Mannes. Doch meine Bewegungen scheinen langsamer zu sein, als sonst. Auch die Wolken, in die sich das Pflaster noch vor wenigen Sekunden verwandelt hatte sind verschwunden und spitzen Dornen gewichen.
Wieder zuckt das Messer des Bardits vor und wieder schaffe ich es erst in letzter Sekunde, meinen Hals außer Reichweite zu biegen. Doch diesmal ist der Mann schneller und ich merke, wie die Messerspitze einen brennenden Streifen über meine Brust zieht, als die Klinge nach unten gerissen wird. Ich versuche zu kontern, doch irgendwie ist die Bewegung zu langsam und der Mann wischt meine Hand einfach aus der Luft. Mein Schwert fällt klirrend zu Boden.
Der Mann grinst mich an und will gerade zustechen, als er aufstöhnt. In seiner Brust zittert ein kurzer Holzschafft. Mit einem erstaunten Blick auf den Bolzen kippt der Bewaffnete um.
Bevor die anderen reagieren können durchschlägt ein weiterer Bolzen das Bein des Kettenschwingers. Der dritte nagelt den Arm eines sehr fülligen Manns an den Türrahmen, vor dem er steht.
" Anette 307" zuckt es durch meinen Kopf, doch ich finde keine näheren Anhaltspunkte. Dann sehe ich, wie ein Schatten von einem der Dächer fällt und wie ein dunkler Blitz unter die verwirrte Familie fährt. Bevor ich erkennen kann, was los ist, wird mir schwarz vor Augen.

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Als ich wieder etwas sehe, kniet Scoglio neben mir und guckt mich fragend an.
"Alles ok sein?" fragt er. Ich bestätige dass, trotz der rasenden Kopfschmerzen, die ich verspüre. Außerdem brennt der Schnitt auf meiner Brust immer noch. Als ich frage, was passiert sei, wirft mir der Troll einen beinahe vorwurfsvollen Blick zu. Schnell erzählt er, dass, nachdem ich verschwunden war und er sich um die Vergewaltiger und, vor allem, um ihr Opfer gekümmert hatte (Dabei wirft er einen Blick über seine Schulter, wo das immer noch verängstigte Mädchen nun in eine dünne Decke gehüllt steht und mit Verachtung im Gesicht auf etwas guckt, was ich nicht sehe) wäre plötzlich ein schwarz gekleideter Mann erschienen, der ihm erklärte, wo ich zu finden sei und ihm befahl (dabei schien der Troll innerlich die Stirn zu runzeln), sich gut um seinen Bruder zu kümmern.
Ah... Hasko. Das hätte mir ja klar sein sollen[5]
Irgendwie schafft Scoglio es, sowohl mich(ich bin momentan sehr unsicher auf den Beinen...), das junge Opfer und den Anführer der Bande (der das Ziel der wütenden Blicke des Mädchens gewesen war, wie ich jetzt sehe) zur Wache zu transportieren.
Noch bevor wir die Eingangshalle hinter uns gelassen haben (Der Halbstarke wird von einem Rekruten in eine der Zellen gebracht) steht plötzlich Rea vor uns.
Rea Dubiata...
Rea ist die stellvertretene Chefin von SEALS, der Abteilung für Streife, Ermittlungen und andere Lustige Sachen, der sowohl Scoglio als auch ich angehören. Die meiste Zeit benimmt sich die Hexe jedoch so, als ob sie die Abteilung ganz alleine leiten würde.
Ich halte sie für eine ganz gute Wächterin und auch im Streifdienst ist sie recht kompetent. Doch leider bleibt sie nicht bei den Dingen, die sie gut kann.
Seit ich sie zum ersten Mal getroffen habe, noch vor meiner Zeit bei den Seehunden (der inoffizielle Name von SEALS, warum weiß glaube ich keiner mehr so genau...) ist selbst mir klar, dass sie führ sämtliche Führungsrollen... eher ungeeignet ist. Und auch die ermittlerischen Fähigkeiten der jungen Frau tendieren meiner Meinung eher Richtung Null. Auch wenn ich in letzter Zeit keine weiteren Belege dafür gefunden habe, ich bleibe bei dieser Meinung.
Nun ist es nun mal nicht unbedingt mein Ding, anderen Honig um ihr Maul zu schmieren, so dass unsere Stellvertretene AL wahrscheinlich ziemlich genau weiß, was ich von ihr halte. Nun, vielleicht ist das besser. Doch all zu beliebt hat mich das bei ihr sicherlich nicht gemacht, nicht dass sie mich vorher hatte leiden können.
"Was... in mein Büro!" ist das einzige, was sie sagt, bevor sie sich umdreht. Wir folgen ihr in das große Büro, wo sie dem Mädchen schön eine weitere, weit dickere Decke in die Hand drückt und ihr einen Platz in einer Ecke anbietet. Sco und ich bleiben stehen, während Rea sich mit einer Kanne und ihrem "Wasserkocher", einem seltsamen Sumpfdrachen beschäftigt, und nur kurze Zeit später eine dampfende, stark riechende Flüssigkeit in einen Becher gießt und dem Mädchen in die Hand drückt.
"Hier trink das!" sagt sie mit fester Stimme guckt zu, wie das Mädchen an dem Becher schnuppert und kurz daran nippt. Langsam scheint sie sich zu beruhigen.
Die Hexe fragt nach ihrem Namen und mit zitternder Stimme stellt das Mädchen sich als Manon vor.
Nach dem sie eine Rekrutin gerufen hat, nickt Rea Scoglio und mir zu und wir folgen ihr zu ihrem Schreibtisch. Sie setzt sich und ich folge ihrem Beispiel während Scoglio stehen bleibt. Meine Beine fühlen sich noch immer an wie Wackelpudding.
"Ist das deins?" erkundigt sie sich mit Blick auf mein blutiges Hemd. Als ich nicke, scheint Sorge in ihren Augen zu stehen. Fängt das Bemuttern von Untergebenen jetzt schon wieder an?
"Sehr schlimm?" fragt sie und will aufstehen, doch ich schüttel den Kopf. Zwar brennt die Wunde immer noch, aber besonders tief ist sie nicht. Rea wirft mir noch einen fragenden Blick zu, bleibt aber sitzen.
Es klopft leise und nach Reas Erlaubnis betritt eine schüchtern wirkende Rekrutin den Raum. Eine kurze Erklärung später nimmt sie sich Manon an, um sie zum Wachepüschologen zu bringen.
"Gut... also was ist genau passiert?" seufzt sie mit Blick auf Manon, die völlig in sich gesunken mit der Rekrutin den Raum verlässt. Scoglio fängt mir einem Blick auf mich an, zu berichten und Rea hört schweigend zu, bis der Troll zu der Stelle kommt, wo er erkannt hat, was die Meute da macht.
"Wart ihr denn... noch rechtzeitig...?" fragt sie. Ich stutze. Daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Waren wir rechtzeitig gekommen? Nach dem ich meine Schmerzmittel genommen hatte... schien das irgendwie nebensächlich zu werden.
Während ich noch überlege bestätigt Scoglio, das wir scheinbar rechtzeitig gekommen waren und fährt auf Reas nicken mit dem Bericht fort.
"... Nachdem wir haben angefangen... auszusortieren Ettark schien irgendwie seltsam zu werden..." sagte er und ich sehe in Reas Gesicht, das sowohl sie als auch der Troll dasselbe denken.
Ich nicke langsam.
"Ja, ich habe wieder etwas... zu viel genommen... Ich hatte das gar nicht gewollt." Meine Stimme klingt irgendwie... unsicher. "Ich wollte doch nur einen ganz kleinen..." Ich schüttle den Kopf.
"Ettark..."Reas Stimme klingt irgendwie bemitleidend. "Ich habe hier eine Notiz von Kommandeur Ohnedurst liegen. So wie es aussieht, hat dich jemand angezeigt, wegen der Sache am Tor... Und wenn du jetzt..." sie guckt mich mit fragendem Blick an.
Ich nicke erneut.
"Ja... Mä'm?" Ich bin selber erstaunt, wie wenig Ironie dieses Mal in dem 'Mä'm' liegt. "Ich hätte gerne den Rest des Tages Frei... ich habe noch etwas zu regeln."
Sie guckt mich an und nickt.
"Es wäre wohl das Beste, wenn du dir direkt die nächsten Tage frei nehmen würdest... nur bis du... dein Probleme im Griff hast." ist das einzige, was sie noch sagt, bevor ich das Zimmer verlasse. Manon sitzt immer noch in derselben Körperhaltung auf ihrem Sessel und scheint nicht mitzubekommen, was um sie herum passiert. Rea wird sich schon um sie kümmern...

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Kurze Zeit später klopfe ich an eine Tür.
"Herein." Ich öffne die Tür und betrete den Raum. Die Frau hinter dem Schreibtisch springt auf, als sie mein blutverschmiertes Hemd sieht doch ich winke ab.
"Mä'm Feinstich? Ich habe über ihr Angebot nachgedacht... das mit den Nadeln..."

[1] siehe Multi "Blutsauger ante Portas"

[2] zu 100% wenn ich mich nicht irre... aber wer weiß das in den heutigen Zeiten schon?

[3] auch wenn ich mir in letzter Zeit viel Mühe gegeben habe, mein äußeres nicht gerade zum sympathischeren zu verändern...

[4] Tonfa, siehe Singels "Mühlsteinhebel vs. Schwert" und "Vergangenheit und Zukunft des Rekruten E".

[5] siehe Die Akte Korikantani




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Feedback:

Von Damien G. Bleicht

28.12.2007 18:33

</b><br><br>Mir persönlich hat die Geschichte Sehr gut gefallen. Die Single hat gut vermittelt, wie ich mir den harten Alltag der Szenekenner und Informantenkontakter vorstelle, die eben nicht für jeden als Wächter erkennbar sein dürfen, und auch schwer Saubermänner in ihrer Spezialisierung bleiben können. Die vorkommenden anderen Wächter wurden gut dargestellt. Die Kombination aus Ich-Perspektive und Erzählform in der Gegenwart versetzten mich als Leser direkt in Ettarks Gedanken. Auch ein Lob für dieses gelungene Stilmittel, denn sowas kann auch leicht nach hinten losgehen. Anzumerken ist noch, dass ich nichts gegen den Gebrauch von Schimpfwörten haben (zumindest nicht in Dialogen und Gedanken von Charakteren), Solange es nicht übertrieben wird, und es dem jeweiligen Charakter angemessen wirkt. Allerdings sollten diese dann auch richtig geschrieben sein, denn der "Wichser" ist eins meiner Lieblingsschimpfworte und sollte nicht durch ein X verfälscht werden ;)<br>Alles in allem also eine schöne Episode aus dem Alltag von uns Wächter, die sich den etwas übleren Gegenden Ankh-Morporks verschrieben haben :)<br><br><b>

Von Lilli Baum

28.12.2007 18:33

</b><br><br>War... ganz nett. Hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen, kann aber auch kein größeres Manko erkennen. Mich stört es ein bißchen, dass ihr einfach so über den Fall stolpert - andererseits seit ihr ja auf Streife.<br>Aber was anderes - schreibt man das Wort, mit dem du dich in deiner anfänglicher Warnung bezogen hast nicht mit "chs" statt mit "x"?

Von Ettark Bergig

02.01.2008 17:20

Ok, dank euch beiden für die Kritik :)

das mit dem ch ist ... dichterische freiheit :scheinheilig: :P



@damien: ich finde es sogar leichter (ich war selbst überrascht), aus dieser Perspektive zu schrieben, weil ich mich auch beim schreiben sehr viel besser in Ettark reinversetzen kann und nich timmer von neuem überlegen muss, wie er jetzt reagiert.

Aber ich bin momentan in einer stil-ausprobierphase, ich weis noch nicht, ob ich dabei bleibe ;)



und Lilli: wo kann man besser über einen "Fall" (" " weil es ja nicht wirklich nen Fall ist sondern eher eine Situation, in der ein Wächter zu handeln hat... genau wie wenn einer Frau ihre Tasche geklaut wird oder jemand nach dem weg fragt...) stolpern, als in den Schatten? :wink:

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