Einsatz am Limit

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von Obergefreite Nyvania (FROG)
Online seit 30. 11. 2007
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24 Stunden. 3 Notizen. Eine Abteilung.

Dafür vergebene Note: 10

Im Aufenthaltsraum von FROG herrschte große Anspannung. Diese machte sich in Form von einer kleinen Massenhysterie bemerkbar. Wann war es das letzte Mal vorgekommen, dass ausnahmslos alle Abteilungsmitglieder, ob sie frei hatten oder nicht, in den Aufenthaltsraum beordert worden waren? War das überhaupt schon einmal vorgekommen?
Als sie sicher war, dass nun auch wirklich alle anwesend waren, trat Kanndra vor die kleine Menge und räusperte sich laut. Ein paar wenige Wächter verstummten, die anderen wurden dafür umso lauter. Ein autoritäres "RUHE, VERDAMMT!", von Hauptfeldwebel Araghast Breguyar brachte allerdings schlagartig alle zum Schweigen. Kanndra nickte ihm zu und räusperte sich erneut: "Nun," begann sie. "Wie ihr sicherlich wisst ist es für gewöhnlich sehr untypisch, dass alle Mitglieder unserer Abteilung zusammen anwesend sind."
Ein zustimmendes Murmeln erhob sich, brach jedoch ab, als die Redenden mit strafenden Blicken von Bregs und Kanndra konfrontiert wurden.
"Wie dem auch sei," fuhr die Abteilungsleiterin fort, "es hat einen Grund. Wie sicherlich bekannt sein dürfte, besitzt der Patrizier einige wertvolle und politisch durchaus nicht unwichtige Wertgegenstände, die den Frieden in aufmüpfigeren Missionen gewährleisten. Darunter fallen auch die berühmten Flötentöne von Überwald, die von einem großen Klan der Werwölfe an Lord Vetinari überreicht wurden. Sie garantierten Neutralität gegenüber den umliegenden und unter dem Schutz der Stadt stehenden Bezirke. Die Flötentöne und einige andere, weniger bedeutsame Gegenstände sind letzte Nacht entwendet worden."
Wieder erhob sich Getuschel, aber nicht lange, denn alle wollten wissen, wie die weitere Vorhergehensweise sein würde.
"Aus diesem Grund hat der Patrizier befohlen diese Gegenstände wiederzubeschaffen, bevor er die Audienz mit dem Anführer des besagten Klans hat. Sprich, morgen früh! Wir haben also ca. 24 Stunden."
Die Wächter schluckten.
"Gibt es Hinweise?", fragte jemand.
"Ja", sagte Kanndra und nickte Bregs zu.
"Es gibt drei Nachrichten und einige wenige Hinweise, die von der Spurensicherung schon sichergestellt wurden. Sie sind allerdings unwichtig und nicht weiter von Belang. Aus diesem Grund werden wir drei Gruppen bilden. Ich möchte, dass in jeder Gruppe jede Spezialisierung so gut es geht vertreten ist. Es gibt schon eine Zusammenstellung, also hört gut zu."
Er zog eine Liste heraus und reichte sie Kanndra. Diese überflog sie kurz und nickte.
"Gruppe 1: Bregs, Waldemar, Schlumpi, Carisa und Fünf. Gruppe 2: Valdimir, Nyvania, Maximilian und Raucher. Gruppe 3: Sayadia, Stefan, Tyros, Mindorah und ich. Jede Gruppe erhält eine Notiz. In spätestens vier Stunden ist Lagebesprechung."
Die Wächter gruppierten sich und die Offiziere nahmen die Notizen entgegen.
"Lasst uns einen ruhigeren Ort aufsuchen", sagte Valdi und sie verließen den Aufenthaltsraum. Auch die Gruppe von Bregs suchte sich einen anderen Platz.
Sie setzten sich und lasen ihre Notizen durch:
"Man trinkt es nicht, denn das, was wir ihm kredenzen, das mag man dort nicht sehen und auch riechen nicht. Erst recht nicht schmecken, was man hier nicht kann. Wenn du aber musst, so trinkst du es, wenn du kannst. Denn, so heißt' s, s'ist ungenießbar, diesmal in beiden Fällen. Es heißt wie's klingt und sieht so aus und anders doch."

"Du hast sie fallen lassen?! Du hast sie VERLOREN??!!" Ein Schlag ertönte, dumpf, gefolgt von einem gellenden Schrei.
"Das ist einfach unglaublich! Nun haben diese dämlichen Wächter alle Hinweise?!"

"Die Mulde dort, vertiefungsgleich ein Loch im Graben. Dort wo selbst die Großen sich gründlich stets bedenken. Die größte und doch fast vergessen der Ort zugleich. Die Kuhle unterm hohen Dach."

"J- ja."
"Die waren nicht für sie bestimmt! Er wird darüber keineswegs erfreut sein! Das weißt du. Noch weniger als ich es bin! Und du weißt auch, dass er das nicht so einfach entschuldigen würden wie ich es nun tue!"

"Frivol gesagt, bedenkenlos, verwegen: dort halten sich für gewöhnlich jene unbewussten, unverbrauchten, sehr vitalen meist nicht auf. Und aller Frevel ist dort vergessen, wenn sie auf ewig sich zu Bett begeben und Lebwohl und wünschen. Dort im sogenannten Zömeterium."

"Bi- bitte! Bitte!", ein weiterer qualvoller Schrei. Dann herrschte vorerst Schweigen.
"Ich werde ihm berichten müssen. Die Nachrichten sind in die falschen Hände geraten. Wir werden uns vorsehen müssen. Zum Glück sind Wächter dumm!"
Schritte entfernten sich.
"Ach ja... räumt die Leichenreste weg. Hier soll Ordnung herrschen, wenn er kommt." Eine Tür schlug zu, es herrschte Stille.

Separat voneinander stellten alle Gruppen zur etwa gleichen Zeit dieselbe Frage: "Hä?!"
"Nun, es ist ein Rätsel," antworteten die Offiziere, "das es zu lösen gilt. Machen wir uns ans Werk." "Am besten gehen wir alles Zeile für Zeile noch einmal durch."

Gruppe 1:

"Also," begann der Hauptfeldwebel nachdenklich und machte es sich schon einmal bequem. "'Man trinkt es nicht, denn das, was wir ihm kredenzen, das mag man dort nicht sehen und riechen auch nicht.' Wenn man es weder riechen noch schmecken will, dann muss es etwas ziemlich Widerliches sein. Sehen will man es auch nicht...warum wohl nicht?"
"Vielleicht...", setzte Fünf an, "weil es zu eklig ist? Wie bei einem Gas zum Beispiel, wo manchmal schon der Gedanke an das Gas den Gestank in Erinnerung ruft?"
Bregs überlegte und nickte nachdenklich.
"Erst recht nicht schmecken...ja das würde passen. Aber wieso dann 'Was man hier nicht kann?' "
Einen Moment herrschte Schweigen.



"Raubein," begrüßte ihn die dunkle, bass-artige Stimme. "Ich habe von dem Misserfolg schon gehört."
"Zum Glück sind viele von ihnen Menschen. Und die meisten sind dumm", antwortete Raubein grimmig.
"Ja, aber nicht alle. Und es gibt auch einige Werwölfe."
"Ich habe mich inzwischen über sie informiert. Die Abteilung, die auf den Fall angesetzt ist hat einen. Und einige andere absonderliche Kreaturen."
"Sie sind eine Spezialeinheit. Wir sollten sie nicht unterschätzen." Raubein nickte.
"Ich werde sofort einige auf sie ansetzen und sie beschatten lassen."
"Mach das. Und bleib selbst auch in der Nähe. Hoffen wir einfach, dass wir nicht zu harten Maßnahmen greifen müssen. Es wäre unklug für die Wächter, wenn sie zuviel erfahren."



"Naja...", versuchte es Carisa. "Manchmal können Dinge tödlich sein...aber man kann es nicht schmecken.."
"Und, wenn man es könnte?", warf Schlumpi nun ein. Sie sahen ihn an. "Nun, wenn man es theoretisch schmecken könnte, aber nicht kann. Weil man nicht will vielleicht...?"
"Das würde passen...", stimmte der Hauptfeldwebel nickend zu. "Man kann es trinken, wenn man muss." Er fuhr sich nachdenklich über den Mund. "Und es ist absolut ungenießbar..."
"Das hört sich nach widerlicher Brühe an", meinte Schlumpi.
"Der Ankh", stellte Fünf fest. "Das ist schon ziemlich abartig und freiwillig trinkt die Soße niemand."
"Schon... aber", Waldemar tippte auf die letzte Zeile. "Warum heißt es dann 'in beiden Fällen'?"
Die anderen nickten zustimmend.
"Außerdem ist der Ankh groß... es würde eine Ewigkeit dauern alles abzusuchen. Und wir wissen immer noch nicht genau wonach wir eigentlich suchen."
"Das wird dann hoffentlich in den anderen Notizen stehen. Viel mehr bekommen wir sonst vorher nicht heraus. Und es bleiben auch weiterhin Vermutungen. Wir können nicht sicher sein", schloss Bregs und blickte auf einen Zeitdämonen. "Noch eine halbe Stunde. Gehen wir schon einmal in den Aufenthaltsraum. Da gibt es auch Kaffee."


Gruppe 2:

"'Die Mulde dort, vertiefungsgleich ein Loch im Graben.' Das macht keinen Sinn", sagte Raucher knapp.
"Noch nicht", entgegnete Maximilian. "Aber wir müssen wohl die Zeilen, aus denen wir etwas erschließen können zusammenfassen und dann weiter sehen."
Valdi nickte und sah in die Runde.
"Gut...wie geht es weiter? Ah ja. 'Dort wo selbst die Großen sich gründlich stets bedenken'... jemand eine Idee?"
"Die Großen. Sind damit vielleicht Personen gemeint? Wichtige Persönlichkeiten?", fragte Nyv und sah von einem ihrer Bücher, die sie zwischenzeitlich geholt hatte und eingehend studierte, wenn sie nicht gerade auf die Notiz starrte.
Valdi nickte. "Ja, das könnte sein. 'sich gründlich stets bedenken.' Ja, das würde passen. Es muss etwas sein, dass sogar wichtige Leute nachdenklich werden lässt."
Nyvania nickte und schob sich eine Teebeutel in den Mund.
"Gut", fuhr der Vampir fort. "Machen wir weiter. 'Die größte und doch fast vergessen zugleich.' Das muss was sein, das einmal etwas bedeutet hat."
"Aber heute kennt es keiner mehr", gab Max zu bedenken. "Oder eher fast keiner. Also muss es in bestimmten Kreisen noch bekannt sein."
"'Die Kuhle unterm hohen Dach.'" , warf Raucher ein. "Die Kuhle, hohes Dach... der Himmel vielleicht?"
"Könnte sein", bestätigte Valdi. "Aber eine Kuhle?"
"'Wo selbst die Großen sich bedenken.'", flüsterte Nyvania. "Ein unliebsamer Ort vielleicht?" sie griff nach einem Wörterbuch. "Kuhle", murmelte sie.
"Mulde", murmelte Raucher
"Loch", schloss Max.
"Das wird alles das Gleiche sein", meinte Valdi. Die anderen nickten.


"Sie sind ziemlich beschäftigt", berichtete Raubein, als er in die Tür hereintrat, ohne Begrüßung. "Seit knapp drei Stunden sitzen sie schon an den Notizen. Einige von ihnen sind sogar relativ weit gekommen. Fast schon zu weit."
"Wir brauchen noch nicht eingreifen", warf einer ein.
"Selbst, falls sie die Notizen entschlüsseln, werden sie sich nicht sicher sein", stimmte ein zweiter zu.
Raubein schwieg einen Moment, dann wandte er sich um. "Was sagst du dazu?"
"Lassen wir sie machen. Selbst, wenn sie ihren Interpretationen trauen, werden sie ewig brauchen um diesen Ort hier zu finden und in 21 Stunden ist die Audienz beim Patrizier." Raubein nickte. "Na gut. Aber wir werden sie weiter beobachten." Sein Gegenüber nickte. Bevor Raubein die Kammer verließ sagte er: "Reißzahn warte nicht zu lang! Wir müssen Vorbereitungen treffen. Nur für den Fall."
Reißzahn nickte."Keine Panik." Und zwinkerte seinem Bruder zu.


"Eine Mulde, ein Loch, eine Kuhle. Das sind alles...", er überlegte. "Das sind alles Sühn-Sühna- Sühnapsen- nein. Sühno-."
Nyvania blätterte hastig. "Sühnonühme oder Synonyme. Andere Worte für eine Sache-Em Moment. Hier! Kuhle, Loch, Mulde oder Grube."
"Und das soll uns weiterhelfen...wie?", warf Raucher ein.
"Hm...", brummte der Chief Korporal und sah auf einen Zeitdämonen. "Wir müssen eh zurück. In einer Viertelstunde ist Lagebesprechung. Vielleicht hat dort noch jemand eine Idee oder sie haben etwas herausgefunden, dass uns weiterhilft."


Gruppe 3:

Kanndra räusperte sich. Ihre Kehle war trocken. Der Patrizer hatte sich ziemlich deutlich ausgedrückt.
"Gut. Fangen wir an. 'Frivol gesagt, bedenkenlos, verwegen; Dort halten sich für gewöhnlich jene Unbewussten, Unverbrauchten, sehr vitalen meist nicht auf'", sie seufzte. "Den müssen wir auseinander pflücken." Sie schwieg nachdenklich.
"Ich denke", warf Saya ein, "dass wir den Anfang zusammenfassen können. Zum Beispiel: Einfach gesagt! Oder?"
"Ja", stimmte Stefan zu. "So kann man es auch sagen."
"Gut, dann weiter."
"Unbewusst und unverbraucht, sehr vital", meldete nun Tyros sich zu Wort.
"Noch frisch", meinte Mindorah gedankenverloren. Sie starrten sie an.
"Lebendig!", rief Saya aus. "Natürlich!"
"Sehr gut", der Fähnrich sah aus dem Fenster und nippte am schon kalten Kaffee. Draußen hatte sie vorhin schon einige seltsame Gestalten gesehen. Normalerweise wunderte sie sich nicht über so etwas, aber heute, wo der Frieden regelrecht bedroht war, kam ihr scheinbar alles verdächtig vor.
Saya gähnte. Die Vier hatten schon eine 24 Stunden Schicht hinter sich gebracht und waren ziemlich müde. Dafür hielten sie sich aber noch ganz gut wie sie fanden. Der Kaffee war ihnen schon dreimal ausgegangen...
"Also", begann Tyros erneut. "Lebende. Dementsprechend keine matschigen, wandelnden Leichen - oder gelten die im Zweifelsfall auch?"
"Gute Frage", gab Stefan zu.
"Vielleicht, wenn wir weiter suchen, vielleicht ergibt es dann einen Sinn", setzte Saya an und blickte auf die Zeilen.
"Also, die Lebenden halten sich da nicht auf. Zumindest ungern. Wahrscheinlich, weil es ein sehr unbehaglicher Ort ist."
"Hm... und die Zeile danach sagt, dass dort aller Frevel vergessen ist, also alle Untaten, alle Schuld", sagte Mindorah.
"Sie begeben sich auf ewig zu Bett!", rief die Abteilungsleiterin aus. "Sie sterben!"
"Außer sie sind untot", kommentierte Tyros.
"Das ist ja egal. Die sind trotzdem mal gestorben", sagte Stefan.
"'Und Lebwohl uns wünschen.''",las Saya. "Im Zömeterium. Lebwohl im Zömeterieum?"
"Ich denke wir haben da alle so eine Ahnung, aber warten wir, bis wir sicher sein können. Vielleicht helfen uns die Notizen der anderen weiter. Die sollen ohnehin jeden Moment hier eintrudeln." Fünf Minuten später saß die ganze Abteilung zusammmen.

"Sie hatten ein Fenster offen. Wir konnten sie somit gut diskutieren hören. Sie sind ziemlich weit gekommen. Zu weit."
"Beschattet sie weiter. Sobald sie einen neuen Schritt wagen, bereiten wir uns auf sie vor. Es wird zwar noch dauern, und sie haben noch einige Stunden Zeit, aber wir sollten alles in Erwägung ziehen. In 12 Stunden ist alles vorüber."

"Also", begann Bregs. "Wir haben soviel herausgefunden: Wir glauben, dass es sich um den Ankh handelt. Um etwas in der Nähe des Flusses. Aber es gibt noch einige Stellen, die uns da zaudern lassen."
"Gut", warf Valdi ein. "Wir glauben, dass es sich hierbei um eine Grube handelt. Aber angeblich unter einem hohen Dach und ehemals scheinbar sehr bekannt, heute aber so gut wie vergessen."
"Womit wir bei uns wären", meinte Kanndra. "Wir sind soweit davon auszugehen, dass es sich um eine Grabstätte handelt. Wir sind uns aber nicht sicher. Wir müssen noch herausfinden, was ein Zömeterium ist. Aber ich denke, dass die Püschologen und unsere Kommunikations-Expertin da Abhilfe schaffen können."
Sie nickten und Nyvania begann erneut zu blättern - diesmal in einem dickeren Buch.
"Hier. Zömeterium: Friedhof."
"Gut. Das passt. Auf einem Friedhof nimmt man Abschied von jemandem und alle Fehler die man einmal begangen hat, sind einem vergeben. Es heißt ja auch, dass man sich zur Ruhe legt, wenn man stirbt", schloss Bregs und nickte.
"Nun zu uns", meldete sich der Vampir zu Wort. "Eine Grube unter hohem Dach. Also eine Grube auf jeden Fall. Was haben wir da jetzt zu erwarten, etwa ein Grab?"
"So etwas ähnliches vielleicht", gab Mindorah zu bedenken. "Ein Grab wäre zu offensichtlich. Aber eine Grube..."
"Manchmal", kam Saya ihr zu Hilfe und nippte an ihrem Kaffee. "Manchmal gibt es doch gleiche Wörter mit verschiedenen Bedeutungen."
"Homonyme" , bestätigte Bregs. "Hab ich schon mal gelesen." Wieder hörte man das Blättern des Buches.
"Grube. Eine Homonym für eine...eine Gruft!"
"Ha!", sagten mehrere Wächter gleichzeitig und grinsten.
"Also können wir auf jeden Fall sicher sein, dass es sich um einen Friedhof handelt", fasste Stefan zusammen.
"Ja."
Ein freudiges Gemurmel erhob sich unter den Wächtern und einige jubelten schon weise.
"Aber das macht überhaupt keinen Sinn! Soweit ich weiß gibt es keinen Friedhof in der Nähe des Ankhs!" , unterbrach Waldemar die freudige Stimmung und schlagartig herrschte betretene Stille.
"Verdammt!", fluchte jemand.
"Wie dem auch sei! Immerhin haben wir einen Hinweis. Und wir haben nicht mehr viel Zeit. Gerade mal 12 Stunden bleiben uns noch. Wir bilden wieder drei Gruppen. Eine bleibt hier, um die restlichen Notizen weiter zu identifizieren. Die beiden anderen gehen los und suchen in verschiedenen Richtungen nach einem Friedhof oder etwas, dass vielleicht ehemals so etwas ähnliches war! Wir werden nun in ständigem Kontakt bleiben müssen! Sonst rennt uns die Zeit davon! Also los!"


"Sie haben begonnen zu suchen. Bereitet alles vor."


"Irgendwie habe ich das Gefühl, dass diese Karten nutzlos sind." Sie standen am Ankh.
"Es gibt mindestens drei Friedhöfe, aber keiner von denen liegt am Ankh. Entweder die Karte ist zu neu oder zu alt."
"Wobei wahrscheinlich letzteres eher zutrifft", sagte Waldemar und hob eine Augenbraue, als er einen Teil der Stadtkarte in Händen hielt, der sich zwischenzeitlich dazu entschlossen hatte sich von seinem größeren Selbst zu lösen.
Nyvania sah die Straße hoch und hinunter. "Na super. Wir laufen jetzt schon drei Stunden durch die Gegend und haben nichts gefunden."
Aus einer Seitengasse konnten sie die anderen kommen sehen.
"Nichts. Wir haben nachgefragt. Keiner weiß ob es hier jemals einen Friedhof gegeben hat", sagte Stefan.
"Mist", fluchte Valdimir. "Ihr habt auch nichts gefunden?"
"Nein, Sör", antwortete Waldemar. "Die Karte ist zwar alt und fällt regelrecht auseinander, aber wahrscheinlich nicht alt genug."
"Oder es gibt einfach keine Friedhöfe hier- und gab es auch nie", ließ Stefan verlauten.
"Ich habe eben eine Taube abgefangen. Die andere Gruppe hat sich aufgeteilt. Sie sehen sich die Friedhöfe an. Aber da gibt es soweit man weiß keine großen und vor allem keine alten Gruften."


Bregs und Carisa sahen sich um.
"Wir sind hier jetzt schon dreimal durchgelaufen. Hier ist nichts. Das ist zum Verrücktwerden!", brummte der Koporal missmutig.
Der Hauptfeldwebel schritt nachdenklich zwischen einigen Gräber hin und her.
"Das ist seltsam. Irgendwo hier muss es doch sein. Die anderen haben auch nichts gefunden." Er knüllte die Nachricht zusammen und warf sie missmutig ins Gras.
Er blickte auf eines der Gräber und seufzte.
"Die Nachrichten allein waren schon ziemlich seltsam...", murmelte er nachdenklich.

Sie studierten die Notizen eingehend. Manche fuhren sich durch die Haare, andere liefen genervt durch die Gegend und murmelten die Worte leise vor sich hin.
"Diese Art von Rätseln-"
"-werden eigentlich nur-"
"- von Wahnsinnigen verwendet."
"Oder-"
"- von-"
Sie sahen sich an. "Vampiren?!"


"Nein", murmelte Bregs und sah Carisa von der Seite an, während sie zurück gingen in Richtung der sentimentalen Brücke, wo sie sich alle treffen wollten. "Vampire würden nicht auf so eine Idee kommen. Die meisten verstehen sich zwar nicht sonderlich gut mit Werwölfen und umgekehrt, aber dazu würden sie sich nicht herablassen. Außerdem würden sie niemals so einen Gegenstand für sie entwenden. Das hat keinerlei Bedeutung für sie und ein Diebstahl beweist nicht genug Stil."
Carisa schwieg.
"Aber wer dann? Wer sonst schickt sich solche Nachrichten und vor allem so verschlüsselt?"


Eine Taube war auf dem Weg und zur Not konnten sie noch eine Rohrpost schicken, denn die FROG' s hatten beschlossen sich an die Zauberer der Unsichtbaren Universität zu wenden. Die wussten, wenn sie etwas konnten und, wenn man es ihnen nur schmackhaft genug servierte, zur Not über alles Bescheid. Also auch darüber, ob es schon einmal woanders einen Friedhof gegeben hatte.

"Aha", meinte der Erzkanzler und Ponder Stibbons rollte insgeheim mit den Augen.
"Friedhöfe also. Ja, es gibt Friedhöfe hier."
"Ja", entgegnete Bregs. "Wir suchen allerdings einen ganz besonderen Friedhof. Einen den es hier nicht mehr gibt, aber einmal gegeben hat."
"Soso", lächelte Ridcully gutmütig und klopfte sich einmal kurz auf den Bauch. "Und was haben wir damit zu tun?"
"Nun...", begann Bregs gedehnt und lächelte ebenfalls - sehr unangenehm. "Eigentlich gar nichts. Aber ich dachte mir, dass es euch vielleicht interessieren könnte, dass die qualitativ hochwertigen Vorräte meist aus den Regionen kommen, die im Falle eines Krieges oder von Aufständen betroffen wären-"
"Ponder. Mach dieses Gedings, dieses Hex-Ding bereit." Ponder lächelte gequält, ging dann aber voran.
Der Hauptfeldwebel lächelte selbstgefällig.
"Stimmt das überhaupt?", flüsterten einige hinter ihm leise.
Keine Ahnung., dachte der Hauptfeldwebel zufrieden. Aber sehr wahrscheinlich.


"Sie haben die Zauberer hinzu gezogen", erklärte einer.
"Verdammt. Jetzt müssen wir aufpassen. Es sind nur noch vier Stunden. Das sollte doch zu schaffen sein!", keifte Raubein und trat gegen den nächstbesten Gegenstand, den er sah.
"Die Fallen sind aufgestellt. Keine Sorge", lächelte Reißzahn und gähnte.
"Dass du noch so ruhig sein kannst!"
"Tja. Wenn sie kommen sollten, werden sie ihr blaues Wunder erleben."


"Also", sagte der Erzkanzler wichtig und sah HEX an. "Diese Maschine kann uns sicher weiterhelfen."
Ponder lächelte gequält. Jetzt ging es wieder los.
"ALSO!", brüllte er noch einmal, diesmal in Richtung HEX. "GAB ES FRÜHER EINEN FRIEDHOF IN ANKH-MORPORK, DEN ES NICHT MEHR GIBT??!!"
Stibbons seufzte. Er hatte schon aufgegeben ihm zu erklären, dass er das nicht brauchte. Einen Moment herrschte Stille. Dann begann HEX zu arbeiten und die Feder raste über das Papier.
Ja, schrieb sie. Der Erzkanzler grinste selbstgefällig. "WEISST DU AUCH WO???", einige Wächter hielten sich die Ohren zu.
Ja, war die Antwort. Der Erzkanzler verzog missbilligend die Mundwinkel.
"Du musst schon etwas genauer fragen", sagte Ponder vorsichtig. "Lass mich einfach-"
"Nein, das mach ich schon. WO WAR DER FRIEDHOF????" Ponder kniff die Augen zusammen.
Grünfläche am Ende der Holzbrücke.
"Na bitte!"
"Danke", sagte Bregs. "Wir werden uns nun um alles kümmern." Der Erzkanzler wollte noch etwas sagen, aber da hatte der Hauptfeldwebel die anderen schon aus der Tür geschoben. "Raus! Raus! Sonst mischen sie sich ein!"


Eine Stunde später stand die ganze Abteilung auf der besagten Grünfläche und nichts war zu sehen. Es wurden sogar Proben genommen. Aber man hatte sofort sagen können, dass hier niemals eine Gruft gestanden hatte. Einige Leichen waren hier vielleicht verbuddelt worden, aber es hatte hier nie einen richtigen Friedhof gegeben.
"Uns bleiben nur noch drei Stunden!"
Sie verteilten sich.
"Ich finde hier nichts, du etwa?", fragte Nyvania Tyros, der den Kopf schüttelte.
Raucher, Mindorah und Stefan kamen auf sie zu.
"Habt ihr was Auffälliges gesehen?"
"Nein."
"Gut!", rief Kanndra ihnen von weitem zu. "Gehen wir! Wir müssen uns die Notizen noch einmal ansehen!"
Die Wächter nickten und machten sich auf den Weg. Als sie an den Rand der Brücke gelangten und missmutig gelaunt und müde zurück liefen, da blieb Waldemar plötzlich wie angewurzelt stehen.
"Halt!", sagte er. De restlichen Mitglieder kamen ebenfalls zu einem Halt und alle Blicke richteten sich auf den Gefreiten.
"Riecht ihr das?"
Sie schnupperten. "Nein...", gab Kanndra zurück. "Aber wir sind auch keine..."
"Werwölfe!" Sie sahen sich an. Es war doch so einfach gewesen.
"Waldemar, wo kommt es her?", fragte Valdimir.
Der Werwolf drehte sich herum. Die Blicke folgten ihm.
"Die Tapisserie!", hauchte Waldemar und lief wie benommen zurück und blieb vor dem Gebäude stehen.
Die Offiziere betrachteten es von oben bis unten.
"Da!", sagte Carisa plötzlich.
"Ja! Das Zeichen!", fuhr der Hauptfeldwebel fort und zog die Notiz hervor. "Das ist es! Ankh! Man kann es nicht trinken, außer, wenn man muss und man kann es hier auch nicht, weil es nicht... ", er blickte etwas skeptisch auf die schleimige Brühe hinter ihnen, "...flüssig ist. Das dort ist das Zeichen von Ankh! Das Zeichen der Reinheit!"
"Das früher auch für wichtige Personen ans Grab gelegt wurde", sagte Kanndra.
"Oder in die Gruft", nickte Valdimir.
Die Wächter strahlten, bis Bregs sich umdrehte und fragte: "Haben wir Waffen?"
Manche hoben Schwerter, andere Armbrüste, wenige Schlagstöcke.
"Gut. Das muss reichen. Wir haben keine Zeit mehr."



"Sie kommen! Macht euch bereit." Sie lachten.


Vorsichtig öffneten sie die Tür. Der Fähnrich und der Hauptfeldwebel gingen vor, den Abschluss bildeten Carisa und Valdimir und in der Mitte versammelte sich der Rest.
Sie verständigten sich stillschweigend und Bregs winkte sie hinein. Vorsichtig verteilten sie sich in der Tapisserie.
"Seid vorsichtig!", formte Kanndra mit den Lippen und die anderen nickten. Die Tapisserie war groß und ziemlich voll gestellt. Überall standen kleinere Tische und auch Wühltische für Stoff usw. herum. Man musste wirklich aufpassen wo man hintrat, denn es schien, als konnte man leicht etwas umstoßen.
Sie sahen sich um. Max pustete einen Schrank an und verschwand hinter einer Staubwolke aus der er, so leise wie möglich hustend, hervor huschte. Das Geschäft schien schon seit längerer Zeit leer zu stehen. Dass das noch niemand bemerkt hatte und dass der Laden keine Anzeichen von Plünderung preisgab, sorgte dafür, dass einige Wächter misstrauisch die Stirn runzelten.
"Warum sollten Werwölfe die Flötentöne stehlen?", formte Stefan tonlos mit den Lippen.
Saya zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder um. Dann fiel ihr etwas ein! "Vielleicht war genau das ihr-" Der Platz, wo Stefan gestanden hatte, war leer. Sie sah sich um, als alles schwarz vor ihren Augen wurde.

Valdimir sah sich um. "Hast du was gehört?", signalisierte er Carisa mit Handbewegungen, die den Kopf schüttelte und mit den Schultern zuckte. Er bedeutete ihr, dass er einmal nachsehen würde und bevor sie widersprechen konnte, war er hinter einigen Stoffballen verschwunden. Carisa wartete. Er kam nicht zurück. Sie sah sich um. Kanndra und Bregs waren schon weiter vorgedrungen und sie sah, wie Nyv und Tyros gerade hinter einem weiteren, zum Bersten vollen Wühltisch verschwanden. Hinten hörte sie es rascheln.
Sie ging in die Richtung in die auch der Vampir verschwunden war. Der Chief-Koporal war nicht aufzufinden. Es raschelte erneut. Vorsichtig ging sie um die Ecke und bekam von hinten eine Hand auf den Mund gedrückt, mehrere Arme umschlangen sie und dann, dann war sie fort.
Max starrte auf ein kleines Loch im Boden. Gerade groß genug, um einen ausgewachsenen Mann hindurch zu lassen. Er beugte sich vor und wollte hinein sehen, als er von hinten einen Tritt bekam und nach vorn in das Loch stürzte.
Waldemar sah ihn verschwinden, als eine Gestalt vor ihm erschien. Er packte ihn. Waldemar hätte sich sicherlich wehren können, wenn er nicht auch noch von hinten gepackt und hinter Max auch in das Loch befördert worden wäre.

Fünf Schwarze Schwerter lag bewusstlos am Boden, als Mindorah und Schlumpi ihn fanden. Er hatte eine Wunde am Kopf. Die Kommunikations-Expertin lehnte sich über ihn und wollte ihn untersuchen, als Schlumpi eine Warnung ausstieß. Aber da war es schon zu spät.

Die Wächter sahen sich zeitgleich in die Richtung um, aus welcher der Schrei gekommen war.
"Das war einer von uns!", hauchte Nyvania alarmiert.
"Schlumpi!", keuchten Raucher und Tyros gleichzeitig. Sie wollten hin stürzen, aber Bregs hielt ihnen seinen Arm in den Weg. Er legte einen Finger auf den Mund und deutete auf einen Wühltisch. Dann schüttelte er den Kopf und sie nickten. Tyros sah sich um. Wo war Kanndra? Bregs bemerkte seinen suchenden Blick und zuckte mit den Schultern, dann schüttelte er erneut den Kopf und die drei schluckten.
Der Hauptfeldwebel sah sich misstrauisch und vorsichtig um.
Wo sind sie alle hin? Was haben wir übersehen? Wo müssen wir suchen? Jemand zupfte an seinem Ärmel. Es war Nyvania. Sie deutete auf sich und die anderen beiden, dann auf eine dunkle Ecke auf der anderen Seite des Raumes. Man konnte kaum etwas erkennen. Bregs zögerte einen Moment, dann nickte er und sie schlichen vorsichtig darauf zu. Bevor sie die Ecke erreichten erblickte der Hauptfeldwebel das, was sie gemeint hatten. Da! Auf einem Stoffballen. Ganz klein und wirklich kaum zu erkennen war ein Ankh Zeichen zu sehen. Er nickte ihnen zu und wies sie an sich etwas besser zu verteilen.
Sie verteilten sich zu beiden Seiten und wollten so auf die Wand zugehen. Raucher sah auf und bemerkte wie hinter Tyros und Nyvania drei hünenhafte Männer auftauchten. Sie grinsten bösartig und nickten. Dabei sahen sie auf einen Punkt hinter ihm. Raucher sah noch wie Nyvania über einen Korb mit Nadelkissen stolperte und Tyros sowie einige Stoffballen mit sich riss. Sie schrieen nicht auf, sondern wurden einfach von der Dunkelheit verschluckt- genauso wie Raucher, der Bregs nicht mehr warnen konnte, der nun umzingelt war...


"Wer auch immer mir eine über den Schädel gezogen hat der bekommt tierische Schwierigkeiten mit mir!", knurrte der Hauptfeldwebel, da er mit Kopfschmerzen aufwachte und erst danach, fluchend, feststellte, dass er auf einem Holztisch lag und gefesselt war. Er sah sich um. In seinem Blickradius fielen Valdimir, Schlumpi, Fünf und Mindorah. Stöhnen hörte er jemanden, der gewaltig nach Raucher klang und Saya. Sie alle, zumindest alle die er sehen konnte, waren unterschiedlich gefesselt. Schlumpi war sogar geknebelt.

Nyvania sah sich um. Ihr Schädel brummte. Sie brauchte dringend einen Teebeutel. In ihrem Augenwinkeln sah sie einen Käfig. Darin lag Waldemar. Er regte sich. Ansonsten lagen alle in ihrem Blickfeld. Wie auch nicht. Sie war an die Wand gekettet und hatte einen Blick auf alle. Ihr gegenüber war Kanndra. Ihr ging es genauso. Alle sahen ziemlich mitgenommen aus und ihr selbst ging es auch nicht besser. Als alle Wächter halbwegs bei Sinnen waren und sich still umsahen, denn einige hatten sich nach dem Wohlbefinden der anderen erkundigt, da erhob sich ein Klatschen aus den Schatten des Runden Raumes, neben den Gräbern der Gruft und ein Dutzend Männer traten daraus hervor. Einer von ihnen trat an Bregs' Tisch heran, der in der Mitte stand, und sah einmal ruhig in die Runde. Er lächelte.
"Gut gemacht", sagte er schließlich. "Ihr habt uns gefunden!", er breitete wohlwollend die Arme aus, als hätte er ihnen ein Geschenk gemacht.
"Werwölfe", knurrte Valdimir, der, mit Ketten gefesselt, von der Decke hing. "Von Überwald."
"Sehr gut!", meldete sich eine andere Stimme zu Wort und eine weitere Gestalt trat aus den Schatten hervor.
"Zwillinge!", entfuhr es Kanndra.
"Die Grimm'gehen Brüder.", knurrte Bregs und die beiden verbeugten sich spöttisch.
Alle anderen blickten blank vor sich her. Nur die Offiziere schienen zu wissen, um wen es sich hierbei handelte.
"Ich hab von ihnen gehört", flüsterte Carisa Nyvania ins Ohr. Sie hing Kopfüber neben ihr. Das machte ihr nicht viel aus, sie war ein Wasserspeier, aber angenehm war es bestimmt nicht. "Sie bilden das Oberhaupt von dem Clan, der dem Patrizier die Flötentöne von Überwald überreicht hat. Als Zeichen der Neutralität. Sie sollen sehr gewalttätig und brutal sein."
"Da hat jemand aber gut aufgepasst", rief der zweite der Brüder. "Dann habt ihr bestimmt schon von unseren berühmten Foltermethoden gehört." Er grinste satanisch.
"Raubein, reiß dich zusammen. Nur noch einen Moment", tadelte ihn sein Bruder, aber auch er grinste.
"Wo sind die Flötentöne?", rief Kanndra. Es klang gepresst.
"Ich weiß nicht wovon ihr redet", antwortete Reißzahn gedehnt. "Das Zeichen unserer Neutralität wird bei der Audienz in zwei Stunden beim Patrizier im Palast stehen, wie ich hoffe. Sonst könnte es unangenehm werden. Schließlich sind sie seeeehr wertvoll."
Raubein lächelte noch immer und es wurde fast unmerklich breiter.
"Klar!", brummte Tyros.
"Wie auch immer", fuhr Reißzahn ungerührt fort. "Ihr seid unerlaubt und ohne Genehmigung-"
"Der Befehl kam vom Patrizier!", fuhr Valdimir ihn an.
"OHNE Genehmigung! - ", brüllte Reißzahn, dann räusperte er sich, "hier eingedrungen. Das widerspricht der Abmachung und wir dürfen offiziell mit euch machen was wir wollen."
"Diese Gesetzte gelten nur in eurem Revier in Überwald!", warf Waldemar ein, der mittlerweile am Käfig sah. Er hatte wohl auch schon von ihnen gehört? Aber eigentlich hätte sich das jeder denken können.
"Und? Was wollt ihr dagegen tun?" Die Männer im Schatten lachten gehässig.
Raubein trat nun vor. Sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen und seine Augen glühten. Er rieb sich die Hände.
"Ich bin ein leidenschaftlicher Bastler und Erfinder. Allerdings...", er winkte zwei der anderen zu sich. Sie trugen ein seltsam aussehendes Gerät bei sich. Es hatte einen kesselartigen Rumpf, war fast so groß wie einer der Männer und auch so breit und hatte viele von ihm abstehende Teile. Diese sahen aus wie einige abstrakte Ärmchen an deren Enden statt Finger und Hände spitze metallene Stäbe befestigt waren. Sie waren in der Mitte hohl, und scharf. Raubein trat zwischen Tyros, Kanndra und Raucher. Er hielt ein Fläschchen hoch, sodass es alle sehen konnten.
"Das hier sind Tabletten", er grinste als die beiden Männer das Gerät ächzend in der Mitte der drei Wächter platzierten. "Und das hier", er deutete mit einer kleinen Verbeugung auf die Maschine, "ist der sogenannte Pillendreher, denn dieses Maschinchen funktioniert erst mit den Tabletten richtig. Ich hab sei von einem durchgeknallten Zauberer entwickeln lassen und sie sind wirklich gut. Damit werden meine Opfer nicht ganz so schnell bewusstlos."
Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, aber Nyvania kannte ihn gut genug, um zu erkennen, dass Panik in ihm aufstieg. Auch die anderen wurden unruhig und aus Valdimir und Bregs sprach der pure Hass.
"Hört auf! Der Patrizier hat die Genehmigung erteilt alles zu durchsuchen!"
"Hat er das?", warf Reißzahn ein. "Und wie will er das rausbekommen? In zwei Stunden hat er kein Recht mehr irgendetwas zu erlauben. Zumindest nichts was mit uns zu tun hat." Die Männer begannen an einem Hebel zu drehen. Die Arme bewegten sich. Sie quietschten und ratterten und drehten sich immer schneller. Raucher schluckte. Er wollte eine Zigarette.
"Ja, weil dann der Pakt bricht!", fauchte Bregs zornig. Er musste hier irgendwie raus und begann an den Riemen zu zerren.
"Nicht so hastig", sagte Reißzahn und wandte sich an ihn. "Für den Herrn Hauptfeldwebel haben wir etwas ganz besonderes vorbereitet."
"Woher weiß der das?!", flüsterte Mindorah.
"Späher und gute Ohren", meinte einer der Männer und lachte.
Es tropfte. Mitten auf Bregs' Mund. Er runzelte die Stirn. Reißzahn trat auf ihn zu. Nyvania und Carisa sahen sich an. Sie waren auch an Riemen befestigt. Sie nickten und begannen unauffällig zu hantieren.
Reißzahn gab zwei weiteren Männern ein Zeichen. Sie machten sich an dem Hauptfeldwebel zu schaffen und als der Blick auf ihn wieder frei wurde war sein Unterkiefer mit Lederbändern festgezurrt und somit stand sein Mund offen. Es tropfte.
"Das ist die andere Erfindung. Der Regentrinker. Eine schönere Methode als Tropfen."
Jemand schrie auf. Nyvania und Carisa versuchten verzweifelt sich zu lösen und auch die anderen begannen nun sich gegen ihre Fesseln zu wehren. Niemand traute sich auf das Szenario der drei anderen zu blicken, aus Angst, aber sie wollten sich befreien um ihnen verdammt noch mal zu helfen.
Wenn's wenigstens was härteres wäre!, dachte Bregs bitter. Dann wäre das hier wenigstens spannend! Sein Mund war schon langsam mit Wasser gefüllt.
Es klackte. Kaum einer bemerkte es. Einer der Werwölfe drehte sich um und ein dumpfer Schlag sorgte dafür, dass er zu Boden fiel. Ein weiterer Schlag dann noch einer. Und noch einer. Nun erregte es Aufmerksamkeit. Einige sahen sich um. Waldemar knurrte wütend.
Das war der Moment in dem Carisa sich losriss und Nyvania auf den letzten Zentimetern half. Die beiden sprangen herunter, wobei Nyvania aus Versehen einen der Werwölfe umknockte, was ihr nicht im Geringsten leid tat, sondern ihr ein Gefühl der Zufriedenheit vermittelte. Nun geschah es sehr schnell. Carisa stürzte sich auf einen der Männer, den nächstbesten den sie greifen konnte, während sich Waldemar direkt auf Reißzahn stürzte, der zu überrascht war um gleich zu reagieren. Somit gehörte der erste Schlag dem Werwolf der Stadtwache und ein bitterer Kampf entbrannte zwischen den beiden, wobei sie sich nicht einig zu werden schienen ob nun Wolf oder Mensch.
Nyvania löste die Schnallen von Bregs, der sofort aufsprang und dem erstbesten ins Gesicht schlug den er sah, es war einer der Männer, welche den Pillendreher bedienten. Die Maschine stoppte. Raubein schrie wutentbrannt auf und stürzte sich auf den Hauptfeldwebel.
Die Wächter, die nun frei waren stürzten sich auf die restlichen Werwölfe, wie in Rage.
Nyvania allerdings half Carisa dabei Tyros, Raucher und Kanndra zu befreien. Sie sanken auf dem Boden zusammen und schienen erleichtert. Die Wunden waren nicht schlimm nur schmerzhaft, dafür hatten die Tabletten gesorgt.
"Alles OK?", fragte Nyvania besorgt. Ihr Kopf dröhnte.
"Ich will 'ne Zigarette!", murmelte Raucher. "Und irgendwas in die Luft jagen!"
"Alles in Ordnung also." Carisa grinste. "Und bei dir Kanndra?"
Der Fähnrich nickte. "Ich bin nur verdammt sauer." Sie horchten auf. Es war still geworden. Außer von ein paar keuchenden Wächtern war nichts mehr zu hören.
"Weg!", japste Saya. "Sind abgehauen!"
"Mist!", fluchte Bregs. "Wir müssen ihnen nach!"
"Wenn sie die Flötentöne zerstören, dann hat der Patrizier nichts gegen sie in der Hand und ein Krieg, oder so etwas, wird unvermeidbar sein."
"Sie sind da rüber! Wir haben noch eine Stunde. Aber-" Alle sahen zur Decke. "Ich würd' vorher gern runter!" , meinte Valdimir der gemächlich gefesselt hin und her schaukelte.


"Wo sollen wir anfangen zu suchen?"
"Sie werden nicht mehr hier sein!"
"Das heißt nicht, dass die Flötentöne nicht mehr hier sind."
"Genau. Vielleicht haben sie sie hier gelassen."
"Warum? Wir sind doch hier."
"Genau deswegen. In der Hektik werden sie sie in ihrem Versteck gelassen haben. Sie werden denken, dass wir mindestens eine Stunde dafür brauchen werden, um die Flötentöne zu finden. Und in einer Stunde haben sie praktisch gewonnen."
"Beeilen wir uns!"
Sie teilten sich auf und begannen zu suchen.


"Wir haben die Töne nicht mitgenommen! Wenn sie sie finden haben wir ein Problem."
"Halt die Klappe, Raubein! Wir haben nur noch eine Stunde. Genauso wie die. Wir müssen zum Palast. Die Wächter müssen erst alles durchsuchen. Los jetzt. Je pünktlicher wir sind, desto eher können wir verschwinden! Dann ist alles geritzt."
"Hm!"


"Mist! Nur noch eine halbe Stunde! Langsam geraten wir unter Zeitdruck. Es muss etwas sein, dass wir übersehen haben", brummte Kanndra hektisch. Sie hatten die gesamte Tapisserie auf den Kopf gestellt. Waldemar hatte sogar alles beschnüffelt, aber nichts bemerkt.
Sie setzten sich. "Wo zum Henker sollen diese Flötentöne denn nur sein?"
"Wie sehen die genau aus?" Die Offiziere sahen auf. Saya sah sie an.
"Ist das dein Ernst?"
Nyvania trat neben sie, dann Stefan, Fünf und alle anderen.
"Ihr wisst nicht- oh verdammt das haben wir ja völlig vergessen!", sie stöhnten. "Na dann können wir es vergessen."
"Na ja....", sagte Tyros. "Da hinter dem Ankh Stoffding war eine Art Tablett..." "Mit Glasdeckel?!!", die Offiziere sprangen auf.
"Da kamen Töne raus."
"Wo?!"
Sie deuteten auf die Stoffballen vor denen Bregs und Kanndra gestanden hatten.
"Wieso hat das keiner bemerkt?" Sie stürzten auf die Stelle zu und hoben das Tablett hervor. Man hörte eine leise Melodie und silbrige Schlieren schwebten unter der Glasglocke.
"Das sind sie?"
"Ja."
"Und die sollen wir in einer halben Stunde zum Palast bringen?"
"Ja."
"Das sieht zerbrechlich aus."
"Ja."
"Verdammt."
"Em...ja."


Selbstgefällig traten Reißzahn und Raubein Grimm'gehen vor den Patrizier. Der lächelte.
"Willkommen."
"Danke!"
"Nun, weshalb wolltet ihr mich sprechen?"
"Uns ist da etwas zu Ohren gekommen."
"Ah ja?"
"Ja", sagte Raubein und lächelte zuckersüß.
"Und was?", lächelte Vetinari zurück.
"Dass unser geschätztes und wertvolles Geschenk, die Flötentöne von Überwald, kürzlich entwendet wurden", sagte Reißzahn.
"Und zwar letzte Nacht", ergänzte sein Bruder.
"In der Tat", lächelte der Patrizier und zwar auf eine Art und Weise, welche die Brüder stutzen ließ.
"Du weißt was das heißt, nicht wahr?"
"Durchaus", entgegnete der Patrizier lächelnd und nickte seinem Sekretär zu.
Die Brüder sahen sich an. Der Mann ging zur Tür und öffnete sie. Herein traten vierzehn blutverschmierte, dreckige, übermüdete und vor allem ziemlich mies gelaunte Mitglieder der Spezialeinheit, an ihrer Spitze eine dunkelhäutige Frau mit schwarzen lockigen Haaren.
Kanndra grinste selbstgefällig und stellte den Gegenstand vor dem Patrizier auf dem Schreibtisch ab, dessen Gesichtsausdruck sich nicht im mindesten veränderte, außer, dass er die Werwolfbrüder eingehend beobachtete. Ihr Blick sprach Bände.
"Ich habe", begann der Patrizier, "euch doch versichert, dass sie hier nicht sicherer sein könnten."
Die Brüder schwiegen überwältigt. "War das alles?" Reißzahn schüttelte den Kopf und holte sich damit selbst zurück in die Gegenwart.
"Eh ja. Das war eigentlich alles."
"Gut. Dann bis zum nächsten Mal."
Ohne ein weiteres Wort verließen sie den Palast.
Der Patrizier schwieg einen Moment, dann sagte er: "Das war ziemlich knapp."
"Ja, Herr", sagte Kanndra zögernd.
"Gut gemacht."
"Danke, Herr."
Sie salutierten und wollten gehen.
"Ach ja...Wie seid ihr so schnell hierher gelangt?"
"Kanalisation. Führt auf direktem Wege und ohne Eselskarren hierher."
"Ja, natürlich. Das erklärt den Gestank."
Sie sahen sich verlegen an. Dann gingen sie.
"Ich brauche 'ne Zigarette", sagte Raucher.
"Ich 'ne Dusche!", sagten Mehrere gleichzeitig.
Tyros sah die anderen an. "Sind wir jetzt außerhalb der Dienstzeit?"
"Ja. Das habt ihr echt gut gemeistert", sagte Kanndra und lächelte müde. "Wieso?"
"Ich glaub ich kipp mich in den Schlaf", sagte Nyvania die Tyros' Plan erraten hatte.
"Guuute Idee", sagten die Anderen.




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

01.01.2008 15:25

</b><br><br>Der diplomatische Hintergrund des Plots gab der Geschichte Bedeutung und Tiefe, die mir gut gefielen. Ebenso positiv empfand ich die aufgeteilten Gruppen, aus denen sich die wechselnden Perspektiven und die Spannung ergab. Die unlogische Begründung/der hirnrissige Auslöser für alles das jedoch, machte mir die Geschichte in ihrer Gesamtheit leider dennoch zunichte. Diese Notizzettel mit den Hinweisen wirkten so dermaßen aus den Fingern gesogen! Selbst wenn nicht der absolut unwahrscheinliche Fall eingetreten wäre, dass diese Hinweise - auch noch direkt am Tatort - verloren gegangen wären, dann bliebe trotzdem noch die Unlogik, sie überhaupt aufgeschrieben zu haben! Für wen, aus welchem Grund? Die Diebe und Drahtzieher wussten ja wohl, wo sie ihren Unterschlupf hatten. Und lustiges Rätselraten wäre als Gedächtnisstütze auch absolut abgehoben gewesen.<br><br><b>

Von Schlumpi Wurzelbach

01.01.2008 15:25

</b><br><br> Der Übersichtlichkeit halber hättest du die Dialoge der Werwölfe kursiv schreiben können.

Von Glum Steinstiefel

01.01.2008 15:25

</b><br><br>Kritik: Habe ich nicht. Keine negative. Ich finde die Story toll! Vor allem, dass die Die Grimm'gehen Brüder zum Schluss weggegangen sind, ohne verhaftet zu werden. Überhaupt die Dialoge der Brüder und dann die Rätsel und das alle FROGs eingesetzt wurden und dabei wirklich keiner vernachlässigt wurde...alles in allem: TOLL!<br>PS: Es gibt keine Fußzeilen, das ist gut. Ich kann sie nicht leiden...<br><br><b>

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