Die durch die Krankheit immernoch geschwächte Wache, braucht dringend Verstärkung. (Zweite Mission)
Dafür vergebene Note: 12
Kein Geräusch war zu vernehmen, als er durch das verlassene Haus schlich. Seine Waffe im Anschlag ging Jacko nun die Treppe hinauf in den ersten Stock. Er war sich sicher, dass der Täter hier sein würde, das Pferd von diesem Mistkerl stand unweit des Hauses an einem Baum gebunden. Jacko gelangte zum oberen Treppenabsatz und lehnte sich dicht an die Wand. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Er brachte seine Atmung unter Kontrolle, ging leicht in die Knie und drehte sich in Richtung Zimmertür. Er griff gerade nach der Klinke als plötzlich....jemand an die Tür klopfte. Goldie Kleinaxt sah langsam von ihrem Romanheft auf. Nie wäre sie hektisch geworden, nur weil jemand draußen vor der Tür stand und sie sprechen wollte. Sie war Ausbilderin, da hatte man so etwas nicht nötig. Schließlich gab es wichtige Dinge, um die es sich zu kümmern galt.
Leise zog Goldie die unterste Schublade ihres Schreibtisches auf und verstaute sorgsam eins dieser wichtigen Dinge darin. Dann klopfte es noch einmal und mit geschäftiger Stimme sagte sie "Herein".
Eine sehr junge Rekrutin betrat das Büro und salutierte.
"Ah, Kixe. Was führt dich zu mir?" Goldie blickte auf die zierliche blonde Gestalt und erinnerte sich an dessen Vorliebe für Kleider mit überdurchschnittlichem Rüschenbesatz. Das Gesicht der Ausbilderin verriet nicht was sie davon hielt, es hob sich lediglich eine Augenbraue und zeigte leichte Besorgnis. "Es gibt doch wohl keine Probleme, oder?"
"Nein Mäm", antwortete Kixe. "Es ist eine Nachricht von der Hauptwache eingetroffen und anscheinend ist es dringend, darum bin ich sofort hierher gekommen."
Goldie nahm die zusammengerollte Notiz entgegen, überflog den darauf stehenden Text und wandte sich dann wieder an Kixe: "Ja.. hmm.. nun gut. Bitte tu mir noch den Gefallen und geh zu den Rekrutenquartieren. Stell fest, wer heute und morgen nichts Wichtiges zu tun hat und schick denjenigen zu mir."
Kixe salutierte erneut. "Ok Mäm, wird gemacht."
Als Goldie wieder alleine war stand sie auf und ging zum Fenster. Es war fast Mittag und tapfere Sonnenstrahlen versuchten entschlossen sich durch die graue Wolkendecke zu quetschen, was ihnen auch stellenweise gelang. Es würde ein schöner Herbsttag werden.
Der Lance-Korporal hing noch ein paar Minuten den eigenen Gedanken nach, als es abermals klopfte.
"Ja, bitte?"
Die Tür ging auf und herein kam Rekrutin Sara Gutmut. Der erste Eindruck, den man beim Anblick dieser unscheinbaren Frau gewann, ließ sich am besten mit "beruhigend" erklären, wobei man jedoch nicht sagen konnte was genau zu dieser Annahme führte. Ihr dunkelbraunes Haar ging fast unmerklich in ein dunkles hochgeschlossenes Kleid über, dessen Funktion ganz offensichtlich
nicht darin bestand anstößige Körperteile zu verhüllen. Saras Körperbau konnte man eher als jungenhaft bezeichnen, jedoch ließen ihre Haltung und die Art wie sie sich bewegte auf sportliche Aktivitäten schließen. Das Gesicht schließlich war wohl der einzige Punkt, an dem der Blick des Betrachters länger als eine Sekunde verweilen mochte. Auch die Gesichtszüge der Rekrutin waren unscheinbar, etwas darin schien aber nicht ins Gesamtbild zu passen. Wer solch eine Person vor sich hatte, der erwartete automatisch einen biederen und strengen Gesichtsaudruck, vielleicht sogar noch eine Art permanentes Naserümpfen.
Sara hingegen blickte offen und voller Neugier auf die Welt. Den gleichen Ausdruck findet man oft bei Katzen, die gerade ein Wollknäuel entdeckt haben. Und genau wie bei Katzen spiegelte sich erst auf den zweiten Blick etwas
hinter den Augen, das einen annehmen ließ, man läge auf einem Seziertisch.
Goldie begegnete nun diesem Blick als sie sagte: "Ah, Rekrutin Gutmut. Nun, wenn Kixe dich geschickt hat, dann setz dich bitte, ich habe mit dir zu reden."
Die Ausbilderin deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und setzte sich ebenfalls.
Sara kam der Aufforderung nach und beobachtete neugierig wie Goldie einen Zettel hervorholte. "Ich habe vorhin eine Nachricht von der Hauptwache bekommen, in der es heißt, dass die Belegschaft dort immer noch von der letzten Krankheitswelle, die hier in der Stadt grassierte, geschwächt ist.
[1]Viele der Wächter sind noch nicht diensttauglich und die Nachtschicht ist derart unterbesetzt, dass sie nun bei GRUND anfragen, ob wir einen Rekruten als Ersatz für heute vorbeischicken könnten."
Saras Augen wurden groß, als sie eins und eins zusammen zählte. "Du willst mich zur Wache schicken, damit ich dort Dienst mache? Mich ganz alleine?" Sie richtete sich im Stuhl auf und fing an zu grinsen.
Goldie bemerkte natürlich den Anflug von Übermotivation, die sie oft bei jungen Rekruten erlebte und die zu Taten verleiten konnte, welche sich am Rande von Irrsinn abspielten. "Ja, du ganz alleine", entgegnete sie. "Aber glaube nicht, dass du dort tun kannst was du willst. Bevor ich einen von euch Rekruten auf die Menschheit loslasse, stehen am Anfang erst einmal leicht zu bewältigende Aufgaben. Du wirst dich also um 19 Uhr in der Wache melden und dort wird dir gesagt, was du zu tun hast. Und egal wie langweilig die Arbeit sein sollte, die dir zugeteilt wird, ich will, dass du sie gut und gründlich erledigst."
Sara nickte eifrig, grinste jedoch immer noch.
"Dein Dienst wird bis 7 Uhr Morgen früh gehen. Nimm dir entsprechend Verpflegung mit und vielleicht auch etwas, um dich zu beschäftigen. Die Nächte in der Wache können lang werden."
Damit entließ Goldie Kleinaxt die Rekrutin, die sich sofort zu den Mannschaftsquartieren begab, um ihren Kollegen die tolle Neuigkeit zu erzählen.
. . . . .
Eigentlich hätte Sara sich noch ein paar Stunden hinlegen sollen, aber sie war einfach zu nervös gewesen, um an Schlaf zu denken. Stattdessen verbrachte sie den Nachmittag damit sich so gut wie möglich auf die kommende Nachtschicht vorzubereiten. Als sie das Wachhaus in der Kröselstraße schließlich verließ, hatte sie einen voll gepackten Rucksack bei sich, der neben dem üblichen Kram auch eingepacktes Kantinenessen, mehrere Lehrbücher, Schreibutensilien und Pflegezeug für ihre Rüstung enthielt. Brustharnisch und Helm bereiteten ihr nämlich noch Probleme. Es glänzte alles zuviel für ihren Geschmack. Darum nutzte sie ihre freie Zeit unter anderem dafür, die Rüstung gebrauchter aussehen zu lassen, ohne dass sie schmutzig wirkte, was eine echte Herausforderung darstellte.
Als Waffen führte sie nur die Grundausstattung mit sich: ein Kurzschwert und einen Dolch. Sie hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu solchen Dingen, Waffen waren schließlich dafür gedacht, andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten. Sara wollte beides nicht, sah aber auch die Notwendigkeit ein, sich im Ernstfall verteidigen zu können.
Die Rekrutin zog ihren Umhang etwas enger um den Körper, denn trotz vereinzeltem Sonnenschein wehte der Wind doch ganz schön kühl durch die Straßen.
Sie machte übrigens gerade die Erfahrung mit einem altbekannten Phänomen: es ist völlig egal wie viel Zeit man bis zu einem bestimmten Termin hat, zum Ende hin wird es immer knapp. Und je wichtiger dieser Termin ist, desto knapper wird es.
Genau dieser Umstand ließ Sara nun etwas schneller gehen als gewöhnlich. Schon bog sie in die letzte große Hauptstraße ab, die zum Pseudopolisplatz führte, als ihr Blick unbewusst in eine kleine dunkle Seitengasse glitt. Etwas weiter hinten in dieser Gasse sah sie eine große in Schwarz gekleidete Gestalt stehen, die nicht ins Bild zu passen schien. Sara hielt spontan inne, ging zwei Schritte zurück und schaute genauer hin. Sie konnte noch nicht einmal sagen, warum sie das tat, aber etwas in ihr meldete sich zu Wort und meinte, dass etwas mit dieser Gestalt nicht stimmte. Sie legte den Kopf leicht schief, als wenn sie dadurch besser etwas erkennen könnte und trat langsam in den Schatten der kleinen Straße.
Der merkwürdige Mann (Er musste wohl männlich sein, zumindest war Sara innerlich davon überzeugt) stand an einer alten und schmuddeligen Regentonne, die so voll war, dass jede Bewegung sie zum Überlaufen bringen würde. Sara näherte sich diesem Mann und versuchte ihn irgendwie zu identifizieren, und sei es nur, dass sie am Ende sagen konnte, es handle sich um einen Menschen. Aber die Person entzog sich jeder Analyse und selbst als Sara direkt vor ihm stand, kam sie mit ihrer Beobachtung nicht weiter. Sie erkannte jetzt nur, dass der Mann mindestens zwei Köpfe größer war als sie. Außerdem sah es so aus, als ob er gar keine Notiz von ihr nehmen würde, obwohl sie ziemlich dicht bei ihm stand.
Sie räusperte sich, was zur Folge hatte, dass der Fremde aufhörte auf die Wasseroberfläche zu starren und stattdessen stumm auf die Rekrutin sah. Es entstand eine peinliche Stille, bis die Sara meinte: "Ähm.. guten Tag, benötigst du vielleicht Hilfe?"
Wie peinlich. Sara kniff die Augen zusammen, warum hatte sie das denn jetzt gefragt?
"MIR KANN NIEMAND HELFEN UND ICH KANN IHNEN NICHT HELFEN", sagte der Fremde in einem merkwürdigen Tonfall und schaute wieder in Richtung Fass. Sara guckte ebenfalls ins Wasser, aber es war so trüb, dass sie nichts erkennen konnte. "
Wem kannst du denn nicht helfen?" fragte sie. Aber der Mann schien sie nicht mehr zu bemerken. Gedankenversunken sagte er mehr zu sich selbst: "ICH KANN NUR WARTEN UND MICH UM IHRE SEELEN KÜMMERN, WENN ES SOWEIT IST, ABER EINGREIFEN DARF ICH NICHT." Er seufzte. "ES GIBT KEINE GERECHTIGKEIT."
Seelen? Helfen? Sara wurde unruhig. Sie schlug ihren Umhang beiseite und stecke den Arm beherzt in das Fass. Kurz darauf erfühlte sie etwas Stoffartiges, das sie mit einer schnellen Armbewegung an die Oberfläche transportierte. Jetzt sah sie, dass es sich um einen alten Leinensack handelte, der oben zugebunden war.
Sie legte den Beutel vorsichtig auf den Boden und öffnete ihn mit ihrem Dolch. Heraus kullerten fünf kleine und sehr nasse Leiber. Sara musste schlucken, es waren Katzenbabys, alle ungefähr zwei Wochen alt. Sie begutachtete die zarten Wesen und stellte erleichtert fest, dass noch alle lebten. Dann sah sie wutentbrannt zu dem Fremden auf: "Ich.. glaube das hier nicht!" fuhr sie ihn an. "Sag mal wie krank muss man sein, um solche kleinen hilflosen Wesen zu ertränken und dabei auch noch zuzusehen?!" Sara schnellte hoch und packte einen ziemlich verdutzten Tod am Kragen. Dieser fühlte sich komplett missverstanden, war aber von Saras Reaktion derartig verwirrt, dass er nur wortlos auf sie herab sah.
Die Rekrutin ließ derweil ihre ganze Wut heraus und schüttelte Tod heftig durch: "Du gehörst doch weggesperrt! Mit dir sollte man das Gleiche machen, was du den armen Geschöpfen antun wolltest! Hast du denn gar kein GEWISSEN?!"
Es war nicht leicht diesen großen Körper in Bewegung zu versetzen, aber ab einem bestimmten Punkt erhielt das Vor und Zurück eine gewisse Eigendynamik, was zur Folge hatte, dass Tod immer heftiger durchgeschüttelt wurde. Dieser war immer noch total perplex und suchte Halt am Wasserfass.
In der Zwischenzeit hatten sich einige Bettler aufgerafft, um sich das Schauspiel aus der Nähe anzugucken. (Es handelte sich um eine von diesen typischen dunklen Gassen, die von normalen Leuten gemieden wurden, daher bestand hier die potenzielle Zuschauerschaft ausschließlich aus Obdachlosen und Gaunern).
Sara taute grade richtig auf, als ihr siedendheiß einfiel, dass sie ja zur Wache musste und wahrscheinlich jetzt schon zu spät kam. "Mist!" stieß sie hervor, wobei niemand der Anwesenden wusste, warum sie das jetzt sagte.
Widerstrebend ließ sie von Tod ab, aber nicht ohne ihn noch mit einem besonderen Blick zu strafen, den sie normalerweise für Kanalratten und Kindsmörder reserviert hatte.
Dann nahm sie die Kätzchen auf und sah sich um. "Du dort", sagte sie und bedeutete einem ziemlich schäbig aussehenden Jungen zu ihr zu kommen. "Hier, nimm die Katzen und bring sie in Sicherheit. Und lass diesen Mann nie wieder in ihre Nähe."
Der Junge blickte zu den kleinen miauenden Wesen, dann zu Sara und strahlte. "Klar, mach ich", antwortete er, hielt die Hände auf und ließ sich die Katzen geben.
Nun erst war Sara beruhigt. Der Fall war gelöst und sie konnte wieder ihrem Dienst in der Wache entgegenfiebern. Schnell zog sie ihren Umhang zurecht, nahm den Rucksack auf und rannte in Richtung Hauptstraße.
Der Junge indes konnte sein Glück nicht fassen: fünf junge Katzen, das würde eine wunderbare und unverhoffte Mahlzeit abgeben. Er verstaute die Kleinen in den Überresten des Sackes, schwenkte das Bündel gut gelaunt herum und ging pfeifend davon.
Tod hatte dies alles still verfolgt. Er seufzte schwer, schulterte seine Sense und folgte dem Jungen. Es gab anscheinend wirklich keine Gerechtigkeit.
. . . . .
Um 19:15 Uhr stieß Sara heftig atmend die Tür des Wachhauses auf. Allein ihrem allmorgendlichen Training war es zu verdanken, dass sie überhaupt noch Luft bekam. Sie ging zum Wachetresen und stellte ihren Rucksack auf den Boden. Es schien als wäre das Wachhaus verwaist, denn der Vorraum war menschenleer. Sara zog verwundert die Augenbrauen hoch, sie hatte mit mindestens einem wütenden Wächter gerechnet, der sie erwartete und ihr eine Predigt über die Notwendigkeit des pünktlichen Erscheinens zum Dienst halten würde.
Sie blieb unentschlossen stehen, schaute sich noch einmal um und hüstelte. Nichts geschah. Dann versuchte sie es mit einem zaghaften "Hallo..?", woraufhin sie leise Geräusche aus einem der Zimmer vernahm.
Nach wenigen Augenblicken zeigte sich ein Kopf, der in Richtung Tresen schaute. Der Kopf war männlich, nicht sehr alt und fiel durch eine ziemlich rote Nase auf. "Ah", sagte der Kopf und zog den Rest des Körpers mit in den Flur. "Du bist bestimmt die Rekrutin, die uns GRUND geschickt hat, richtig?" "Ja", bestätigte Sara. "es tut mir nur leid, dass ich so spät dran bin, es gab da einen kleinen Zwischenfall, der.."
"HATSCHI!" Der Mann nieste so laut, dass Sara dachte er würde gleich explodieren. Er zückte ein Taschentuch, schnäuzte sich und meinte, das Niesen sei normal, es läge an einer seiner Allergien. Nun, das erklärte seine rote Nase.
"Und wegen der Verspätung mach dir mal keine Sorgen", sagte er und winkte ab. "Wir sind im Moment eh allein, also hat es außer mir keiner gemerkt." Er zwinkerte ihr zu. "Aber ich glaube, ich stelle mich erst einmal vor: ich bin Gefreiter Johann Schaaf, Verkehrsexperte bei SEALS. Die anderen sind entweder auf Patrouille und kommen erst gegen Feierabend wieder oder sie liegen krank zu Hause im Bett. Darum werden wir zwei uns heute Nacht die Wache teilen." Er nickte dem Raum im Ganzen zu und lehnte sich gegen die Theke.
"Freut mich", entgegnete Sara. "Ich bin Rekrutin Sara Gutmut." Sie sah sich noch einmal um. "Wir sind wirklich ganz allein hier? Herrje, ich hoffe, ich kann all die Aufgaben, die anstehen, bewältigen."
Schaaf grinste, drehte sich um und steuerte das Zimmer an, aus dem er vorhin gekommen war. "Wenn die Götter uns beistehen, werden wir diese Herausforderung meistern", sagte er in einem feierlichen Tonfall. Dann fuhr er munter fort: "Aber zunächst einmal kommt die wichtigste Frage der Nachtschicht: mit Milch und Zucker?"
. . . . .
Nachdem die beiden in aller Gemütlichkeit ihren Kaffee getrunken hatten, gingen sie die kleine Treppe hinunter, die unmittelbar hinter dem Wachetresen in den Keller führte.
Hier war die Luft nicht ganz so frisch wie oben am Empfang und die einzigen Lichtquellen bestanden aus diversen Öllampen, die in dem Flur verteilt an der Decke hingen beziehungsweise in kleinen Wandnischen standen.
Unten angekommen nahm Schaaf eine dieser Lampen in die Hand und drehte sie höher, damit sie besser sehen konnten. "Hier im Keller gibt es auch noch einige Räume, zwei davon sind von RUM belegt", kommentierte der Gefreite. "Wenn du dich immer rechts hältst, gelangst du durch eine Tür in den Innenhof, rechts und dann links sind der Abort, der Waschraum und ein Schlafsaal. Und das Wichtigste für diese Nacht ist hier direkt links neben uns." Schaaf deutete in einen dunklen schmalen Gang, der vielleicht zehn Meter lang und zwei Meter breit sein mochte. Sara sah in die entsprechende Richtung. Zu ihrer Linken waren fünf Zellen, jede eingerahmt von dickem Mauerwerk. Die Fronten und Türen bestanden jeweils aus robusten Eisenstäben. Zur Rechten gab es nur eine blanke Steinmauer. Ganz am Ende befand sich ein einfacher Stuhl und darüber auf einem Sims stand eine weitere Öllampe, die gedämpftes Licht spendete.
Schaaf ging langsam den Gang entlang und Sara folgte ihm auf dem Fuße.
"Dies hier ist unser Zellentrakt", erklärte er. "Die erste Zelle versuchen wir frei zu halten, da kommen die Neuzugänge rein." Er ging weiter. "Hier in der Zweiten haben wir Herrn Freundlich, einen alten Bekannten. Er ist ein Trickbetrüger, allerdings kein guter, sonst würde er nicht sooft hier sitzen. Der schnarchende Mitinsasse ist irgendein Trunkenbold, der randaliert hatte. Drei Wächter waren nötig, um ihn hierher zu bringen. Seinen Namen konnten wir leider noch nicht herausfinden."
Sara hörte mit Interesse zu und bekam gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Sie kam sich vor wie bei einem Zoobesuch. Der Gefreite fuhr fort: "Hier in Zelle 3 sitzt Herr Stichmichnich, ein nicht lizenzierter Mörder." Sara zog eine Augenbraue hoch, sie verstand nicht, was das bedeutete, nahm sich aber vor, zu gegebener Zeit nachzufragen.
"In Zelle 4 und 5 sitzen im Moment zwei Zwerge, die wir mitten in einer wüsten Schlägerei aufgegriffen haben. Die Kollegen können von Glück sagen, dass sie noch ihre Kniescheiben besitzen. Wer der Geschädigte ist und wer Täter können wir noch nicht feststellen, ich denke eine klare Aussage bekommen wir erst, wenn sich die beiden beruhigt haben und wieder nüchtern sind." Sara schaute in die Zellen hinein, fand aber keine gewalttätigen Rüpel, sondern nur zwei gelangweilt zur Decke starrenden Zwerge, die, zugegeben, etwas ramponiert aussahen.
Damit schloss Schaaf den Rundgang und zeigte auf den Stuhl, der jetzt direkt vor ihnen stand. "Das hier wird für diese Nacht dein Platz sein, mach es dir so bequem wie möglich. Du übernimmst die Bewachung der Zellen, alles andere soll dich heute nicht kümmern." Er reichte Sara einen Schlüsselbund mit einem überdimensionalen Schlüsselring. Sie nahm ihn ehrfürchtig entgegen.
"Alles was du zu tun hast, ist dafür zu sorgen, dass die Gefangenen da bleiben wo sie sind. Da wir während der Haft auch für ihr Wohlergehen verantwortlich sind, schau auch ab und zu, ob es ihnen gut geht. Falls etwas sein sollte, ruf mich einfach, ich bin direkt die Treppe hoch am Tresen. Ansonsten wünsche ich dir eine angenehme Schicht." Mit diesen Worten drehte er sich um und ließ Sara alleine.
Als sie hörte wie Schaaf die Treppe hochging, packte sie ihren Rucksack neben den Stuhl und setzte sich. Den Schlüsselbund machte sie an ihrem Gürtel fest, damit er auch bestimmt nicht verloren ging.
Hier bin ich nun, dachte sie.
Wächterin Sara Gutmut, verantwortlich für fünf Gefangene.
Meine Güte. Sie nahm ihren Helm ab und legte ihn auf den Boden. Dann versuchte sie irgendwie im Sitzen Haltung anzunehmen. Sara platzte fast vor Stolz und nahm sich vor ihre Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen zu erledigen. Die Zelleninsassen waren alle sehr ruhig, was aber nicht weiter verwunderte, denn es war eh schon spät und außerdem waren drei der Häftlinge, laut Aussage von Schaaf, sturzbetrunken.
Nach etwa einer halben Stunde musste sie sich etwas bequemer hinsetzen, weil ihr Rücken aufschrie. Nach einer weiteren halben Stunde tat ihr Nacken weh und sie rutschte etwas tiefer, um den Kopf kurz auf der Rückenlehne auszuruhen. Das monotone Schnarchen des Randalierers ging ihr etwas auf die Nerven, aber da musste sie durch. Ganz langsam verengte sich ihr Blickfeld und sie nahm nur noch die Mitte des Ganges wahr. Dann fielen ihr langsam die Augen zu..
Lieber Himmel! Sara schreckte auf, als sie den herannahenden Schlaf bemerkte und gab sich selbst eine mentale Ohrfeige. Einfach so einzunicken. Das passierte ihr normalerweise nie.
Gut, ich habe vorher nicht schlafen können, daran wird es wohl liegen, dachte sie.
Ich muss mich einfach mehr zusammenreißen, Haltung bewahren und dann klappt das schon. Mir dürfen nur nicht die Augen zufallen, alles andere ist.. ein.. Kinder.."REKRUTIN GUTMUT! AAAAACHTUNG!"
Sara schrak auf, suchte Halt wo keiner war und fiel seitlich vom Stuhl. Als sie aufsah stand Schaaf vor ihr und lachte sich kaputt. Der Rekrutin war das ungeheuer peinlich, sie lief rot an und stellte den Stuhl wieder hin.
"Na, gut geschlafen?" Schaaf rieb sich mit der einen Hand eine Lachträne aus dem Augenwinkel, mit der anderen reichte er Sara eine Tasse mit frischem Kaffee.
Sie nahm die Tasse entgegen, setzte sich wieder hin und versuchte sich zu beruhigen.
"Ich verstehe das nicht", sagte sie verwirrt. "Wie konntest du dich so nah heranschleichen, ohne dass ich es bemerkt habe?" Schaaf lachte abermals laut auf. "Da war kein Schleichen nötig, du hast seelenruhig geschlafen." Sara glotzte den Gefreiten an. "Ich? Das kann nicht sein, das hätte ich doch gemerkt." Und nach einer Pause: "Äh.. wie spät ist es?"
"Es ist gleich zwölf", antwortete Schaaf gelassen. "Ich wollte eigentlich nur mal gucken wie es dir geht und dir den Kaffee bringen. Und jetzt denke ich, dass du ihn wirklich dringend brauchst." Er grinste. "Am besten du machst mal eine kleine Pause", schlug der Gefreite vor. "Geh kurz nach draußen, frische Luft kann Wunder bewirken. Ich glaube die Gefangenen kommen auch mal für ein paar Minuten alleine klar."
Sara war dankbar für Schaafs Reaktion und der Möglichkeit dieser unangenehmen Situation zu entfliehen. Sie nahm ihren Kaffee und steuerte die Hoftür an, der immer noch grinsende Gefreite ging wieder nach oben.
Es war kalt geworden, aber die Nacht war sternenklar und Sara sah lächelnd zum Himmel. Im Grunde liebte sie die Dunkelheit. Teilweise mochte es daran liegen, dass sie sehr viel Zeit in ihrer Heimat mit Vampiren und Werwölfen verbracht hatte. Für sie war es eine Art Freizeitspaß nachts mit ihren "Freunden" durch die Wälder zu streifen. Ab und an kam es leider immer mal wieder zu blutigen Zwischenfällen, aber Sara hielt sich dann einfach raus und ließ ihre Bekannten gewähren. Es waren halt keine Menschen, also benahmen sie sich auch nicht so. Völlig verständlich.
Zum anderen dachte sie dabei unbewusst an ihren Vater, den sie schon als kleines Kind verloren hatte. Er war nicht tot, nicht in dem Sinne. Es war ein Vampir, der sein Leben eines Nachts
veränderte, seitdem galt Herr Gutmut als vermisst. Nur einmal kam er in der Dunkelheit und besuchte Sara und ihre Mutter. Er erzählte von seinem neuen Leben und beteuerte, dass es ihm leid tat, nicht mehr bei ihnen sein zu können, aber die Gefahr, dass er ihnen etwas antun könnte, war einfach zu groß. Er wünschte ihnen alles Gute und verschwand wieder. Das war vor 24 Jahren geschehen. Seitdem schaute Sara oft zum Nachthimmel und grüßte in Gedanken ihren Vater, wo immer er auch sein mochte.
Nach dem Kaffee und der frischen Luft ging es Sara schon bedeutend besser. Sie spazierte Richtung Zellentrakt, rief noch schnell die Treppe hinauf, dass sie wieder "auf ihrem Posten" sei und setzte sich dann auf den Stuhl.
Die Rekrutin wollte sich nun ihren Kursunterlagen widmen, da bestand wenigstens keine Gefahr, dass sie wieder einschlief. Sie zog eine Mappe heraus, öffnete sie und begann zu lesen. Das heißt, sie wollte lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren, weil der schlafende Randalierer so laut schnarchte. Geschlagene zehn Minuten versuchte sie das störende Geräusch wegzuignorieren, was ihr jedoch nicht gelang.
Sara seufzte, stand auf und ging zu Zelle 2. Dort räusperte sie sich vernehmlich, was Herrn Freundlich veranlasste den Kopf von der Pritsche, auf der er lag, zu heben und in ihre Richtung zu schauen. Der Betrunkene hingegen rührte sich nicht, lag einfach da und sägte einen kompletten Wald um.
"Entschuldige bitte", meinte Sara zu dem Mann. "Könntest du mir einen großen Gefallen tun?" Herr Freundlich sah sie fragend an: "Ja..?"
"Würde es dir etwas ausmachen, den Mann dort kurz anzustupsen, damit das Schnarchen aufhört? Ich wollte lernen, aber der Krach stört doch immens."
Herr Freundlich richtete sich halb auf als er meinte: "Glaub mir, das habe ich schon mehr als einmal versucht, seit er hier liegt. Mir geht das Schnarchen ja selbst auf den Wecker. Aber er bekommt einfach nichts mit, da kann man rütteln und stupsen wie man will." Er hob und senkte hilflos die Schultern.
"Ich gebe dir einen Dollar, wenn du den Typen ruhig stellst", fiel der Zwerg aus der hintersten Zelle ins Gespräch ein. Er schien furchtbar schlechte Laune zu haben. "Ich habe bis jetzt kein Auge zugemacht wegen diesem infernalischen Krach", beschwerte er sich.
"HA!" Das kam vom anderen Zwerg. "Jetzt tu bloß nicht so sensibel. Wenn DU schnarchst wackeln die Wände wie bei einem Grubenbeben."
"Was soll DAS denn jetzt wieder heißen?" stieß der erste Zwerg wütend hervor. "Ich schnarche nicht! Ich habe noch nie geschnarcht. Das wüsste ich doch wohl." Und nach drei Sekunden Pause: "..außerdem müsste ich dich erst mal
übertönen, damit du das hören könntest. Und das ist unmöglich, denn dein Schnarchen ist ohrenbetäubend."
"Unverschämtheit!" kam es aus der Nebenzelle.
Sara zog eine Augenbraue hoch, schaute in Richtung Zwerge, dann wieder zu dem schlafenden Mann. "Mir ist eigentlich egal wer wann und wie laut schnarcht", meinte sie. "Hauptsache der Mann
hier hört damit auf. Ich finde das rücksichtslos uns allen gegenüber." "Hört, hört", stimmte Herr Freundlich zu.
Aus der Zelle nebenan sagte eine leise ruhige Stimme: "Einen Schlag auf den Hals und der Typ würde Ruhe geben."
Sara trat zwei Schritte nach rechts und sah in die Nebenzelle. Dort saß der mutmaßliche Mörder mit verschränkten Beinen auf seiner Pritsche und starrte die Wand an.
"Na hör mal", Sara hob wackelnd den Zeigefinger, als wolle sie ein ungezogenes Kind rügen. "Ich will, dass er das Schnarchen unterlässt, nicht dass er aufhört zu atmen." Sie überlegte kurz: "Gut, dann würde er auch nicht mehr schnarchen. Aber so was
macht man einfach nicht."
Herr Stichmichnich schaute zu Sara herüber, als er sagte: "Du sollst ihm ja auch nicht auf den Kehlkopf schlagen. Es gibt am Hals eine Stelle, die, richtig stimuliert, das Zungenbein entspannt. Dann hört das Schnarchen sofort auf." Er lehnte sich wieder zurück und sah die Wand erneut an als er fortfuhr: "Aber deine Reaktion war mal wieder typisch für einen Wächter. Schau mal, da ist ein Mörder. Bloß vorsichtig, der will jeden gleich umbringen. Ha! Ich frage mich, ob ihr noch was anderes im Kopf habt außer eure Vorurteile."
Sara schien getroffen als sie sagte: "Ich habe keine Vorurteile. Es ist gemein von dir, so etwas zu behaupten."
"Nun", entgegnete Herr Stichmichnich. "Warum hast du dann sofort angenommen, ich würde die Empfehlung aussprechen den Mann zu töten?"
"Hab ich gar nicht.." Sara hielt inne. "Naja, doch, also schön. Ich habe es angenommen und dafür entschuldige ich mich bei dir." Sie entspannte sich wieder etwas als sie fragte: "Könntest du denn so freundlich sein und mir zeigen welche Stelle genau das sein soll, die du meintest?"
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?!" Herr Freundlich schien entrüstet. "Der Typ ist ein Mörder, Vorurteile hin oder her. Der sollte sich nicht am Hals eines Wehrlosen austoben dürfen."
"Alles ist besser als dieser Krach", schaltete sich der Zwerg in der hintersten Zelle wieder ein.
"Halt endlich deine Klappe", fiel ihm der andere Zwerg ins Wort. "Das da drüben geht uns nichts an! Schon schlimm genug, dass wir im Gefängnis sitzen, da musst du nicht auch noch über einen potenziellen Mord philosophieren."
"Himmel noch mal, ich will niemanden umbringen!" Herr Stichmichnich verlor langsam die Geduld. "Pah", entgegnete Herr Freundlich. "Ein bisschen zu spät für diese Einstellung, anscheinend hast du ja schon jemanden auf dem Gewissen, sonst wärst du jetzt nicht hier."
"Ich habe niemanden umgebracht", stieß Stichmichnich hervor. "Das war ein Irrtum der Wächter, aber ich kann ihnen nicht das Gegenteil beweisen, also bin ich hier."
Sara guckte verdutzt: "Du hast überhaupt keinen umgebracht und sitzt trotzdem hier?"
"Ja", der angebliche Mörder nickte. "Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort". Er sah resigniert zu Boden und sagte leise: "Ich hatte mir kurz vorher ein Messer gekauft. Es war ein etwas längeres Jagdmesser, besonders fein angeschliffen, tolles Teil." Er schaute Sara an und seine Augen glänzten. "Ich mag Messer, musst du wissen. Es ist eine Art Hobby von mir. Im Grunde benutze ich sie nie, aber immer wenn ich genug gespart habe, dann leiste ich mir ein besonders Schönes und füge es meiner Sammlung hinzu." Sara sah interessiert zu Herrn Stichmichnich: "Und wie kam es dann zu dem angeblichen Mord?"
"Nun.. ich kam also aus dem Waffengeschäft und betrachtete voller Stolz das Messer. Ich ging gemütlich und gut gelaunt die Straße entlang, als ein fremder Mann vor mir plötzlich auf etwas ausrutschte und nach hinten fiel. Unglücklicherweise direkt in mein Messer hinein." Stichmichnich kniff die Augen zusammen, als wolle er damit die Erinnerung an das Erlebte vertreiben.
"Das Messer war spitz und scharf wie eine Rasierklinge, darum drang es sehr tief in den Körper des Mannes. Der sank dann zu Boden und rührte sich nicht mehr. Du musst dir das Bild vorstellen, das die Leute dann sahen: ein toter Mann auf der Straße, ein Messer steckte in seinem Rücken und ich stand da und sah auf ihn hinab.
Jeder würde mich für schuldig halten."
"Aber du bist es nicht", sagte Sara mitfühlend.
"Nein", er schüttelte den Kopf. "Das bin ich wirklich nicht."
"Hast du meinen Kollegen das gesagt, was du mir grade gesagt hast?" Abermals schüttelte Herr Stichmichnich den Kopf: "Ich habe es versucht, aber mir hörte niemand zu. Für sie war die Sache klar, da gab es keinen Platz für Erklärungen."
Sara sah ernst und nachdenklich zu dem Mann, dann ging sie zu ihren Unterlagen, holte etwas zu schreiben heraus und kam zu der Zelle zurück. Sie schloss die Tür auf und trat zu Herrn Stichmichnich. Dieser war total verdutzt und schaute etwas verwirrt als sie zu ihm sagte: "Ich möchte, dass du alles aufschreibst, was du mir grade gesagt hast. Je mehr Details, desto besser. Außerdem bitte ich dich die Stelle zu beschreiben, an der das passiert ist. Ich möchte wissen worauf der Mann ausgerutscht ist und wenn wir Glück haben, liegt das "Beweisstück" inklusive der Rutschspur noch dort. Dann schreib noch den Namen des Waffenhändlers auf UND ich brauche deine Adresse, damit wir die Messersammlung holen können. Wenn es stimmt was du sagst, dürfte keins davon benutzt sein."
Mit diesen Worten überreichte sie ihm Zettel und Stift, setzte sich auch auf die Pritsche und wartete geduldig. Nach ein paar Minuten gab Herr Stichmichnich alles zurück und sah sehr dankbar aus. Sara klopfte ihm auf die Schulter und meinte: "Keine Sorge, ich denke die Wahrheit wird ans Licht kommen."
"Könnt ihr nach dieser rührseligen Szene ENDLICH dafür sorgen, dass das Schnarchen aufhört?!" Das kam vom Zwerg aus der letzten Zelle und wie auf Stichwort fing auch der andere Zwerg wieder an zu schimpfen. "Das darf nicht wahr sein.. lass die Leute endlich in Ruhe und kümmere dich um deine Angelegenheiten!" "Das hier IST meine Angelegenheit!" brüllte der andere zurück. "Zufälligerweise krieg ich wegen diesem Typen da hinten kein Auge zu! Und jetzt plappern die beiden da auch noch. Das hält doch niemand aus mitten in der Nacht!"
Sara seufzte, stand auf und verließ die Zelle, um sich mal ernsthaft mit den Zwergen zu unterhalten. Sie war schon aus Herrn Stichmichnichs Sichtfeld, als er sich räusperte und unsicher meinte: "ähm.. du hast vergessen die Tür wieder abzuschließen."
Sara blieb stehen und fluchte innerlich. Sie hatte tatsächlich vergessen die Zellentür zu verschließen, aber das würde sie nicht zugeben. Sie ging noch mal zurück und meinte: "Ich glaube nicht, dass du dir die Chance auf einen Freispruch durch einen Fluchtversuch verbauen würdest. Ich glaube an dich, sieh die offene Tür als Vertrauensbeweis." Damit verschwand sie in Richtung der letzten Zelle.
Am Ende des Ganges angekommen legte sie erst ihr Schreibzeug auf den Stuhl, dann wandte sie sich an die Insassen von Zelle 4 und 5.
"Sagt mal, müsst ihr denn so rumbrüllen?" Sara schaute von einem zum anderen. Beide Zwerge saßen mit verschränkten Armen da und schmollten vor sich hin. Sie konnten sich gegenseitig nicht sehen, das hinderte sie aber offensichtlich nicht daran, sich diverse Nettigkeiten an den Kopf zu schmeißen. Ihnen reichte es zu wissen, dass der andere sie hörte.
Der Zwerg in Zelle 5 drehte den Kopf in Saras Richtung und meinte herablassend: "Naja,
du scheinst ja keine Probleme mit dem Schnarcher zu haben. Hast ja vorhin bewiesen, dass du auch bei solch einem Lärm schlafen kannst.
Ich kann es nicht und es ist eine Zumutung, unter solchen Bedingungen die Nacht verbringen zu müssen."
"Blablabla", war der geistreiche Kommentar des anderen. "Wenn du nichts zu meckern hast, bist du auch nicht glücklich." Und zu Sara gewandt: "Du hast keine Vorstellung, was ich alles mit dem durchmache. Von morgens bis abends nur dieses Gemecker. Es ist nicht auszuhalten."
Sara schaute etwas irritiert: "Aber warum geht ihr euch nicht einfach aus dem Weg, wenn ihr immer streitet?"
Der erste Zwerg war entrüstet: "Ja meinst du etwa wir lassen uns einfach so scheiden?! Efi ist jetzt seit über fünfzig Jahren meine Frau und somit eine Drahtig und die lassen sich nicht von so was unterkriegen." "Ja, auf den Namen Drahtig bildest du dir immer hübsch was ein", meinte Efi. Als wenn eure Sippe SO etwas Besonderes wäre."
"Ist sie auch!" bellte Herr Drahtig zurück. Ein "HA!" kam aus der Nebenzelle, dann war wieder Ruhe und beide schmollten vor sich hin.
Sara seufzte, nahm ihren Notizblick vom Stuhl und schrieb etwas auf. Dann fragte sie Herrn Drahtig wie er denn mit Vornamen heiße. Er gab ihr zur Antwort, dass sein Name Hilgbert lautete. Hilgbert Drahtig! Das könne sie ruhig aufschreiben! Er schämte sich nämlich nicht für diesen Namen, im Gegenteil. Ein weiteres "HA!" begleitete das Kratzen von Saras Bleistift auf dem Papier.
Nachdem dies geschehen war, legte sie das Schreibzeug wieder weg und wandte sich noch mal an die beiden Streithähne: "Seht mal, mich geht das ja im Grunde gar nichts an. Wenn ihr nur bei einem deftigen Ehestreit von der Wache aufgegriffen wurdet und niemand von euch Anzeige erstattet, dann werdet ihr morgen auch wieder freigelassen." Sie machte eine kleine Pause, dann fuhr sie fort: "Aber glaubt ihr, damit sei die Sache erledigt? Schaut euch doch mal an wie ihr ausseht. Die Frage, die bleiben wird ist, wann ihr das nächste Mal wieder hier seid." Sie schüttelte betroffen den Kopf.
"Ich habe genug Zwerge in meiner Heimat in Überwald kennen gelernt, einige davon zählten zu meinen engsten Bekannten. Aber all diese Zwerge hatten Stolz und Ehre im Blut. Ihre Sippen hielten zusammen und einer stand dem anderen bei, egal was passierte.
Niemals habe ich dort so etwas wie euch gesehen. Schämt euch."
Damit ließ Sara die beiden alleine und ging wieder zu Herrn Stichmichnich. Sie hatte grade seine Zelle erreicht, da hörte sie ein leises Schluchzen von Frau Drahtig. Sara ging trotzdem weiter und meinte dann zu Herrn Stichmichnich: "So, darf ich dich bitten, eben mal deinen "Halstrick" zu demonstrieren?"
"Aber klar", entgegnete er ihr und so suchten beide Zelle 2 auf.
Der Randalierer schnarchte immer noch munter vor sich hin. Es war ein riesiger Mann, auf den die Bezeichnung "ein Kerl wie ein Baum" passte. Er lag auf dem Rücken, hatte den Mund weit offen und schien im Traum weit weg von dieser Zelle zu sein.
"Also gut, dann mal los". Sara sah ermutigend zu Herrn Stichmichnich. Der beugte sich über den Mann und betastete dessen Hals.
Herr Freundlich war am Ende doch neugierig geworden, so dass er sich zu den beiden anderen stellte und zuschaute. Herr Stichmichnich bat um Ruhe (obwohl überhaupt niemand sprach) und meinte die Stelle gefunden zu haben. Er machte eine unglaublich schnelle Handbewegung, die wirklich nicht sehr dramatisch aussah.
Dann geschah Folgendes: Der Schlafende hörte sofort auf zu schnarchen, dafür schnellte reflexartig eine tellergroße Hand von ihm in die Höhe. Diese traf Herrn Freundlich mitten ins Gesicht. Der wiederum drehte sich um die eigene Achse, sank zu Boden und blieb liegen. Der so aufgeweckte Betrunkene schlug die Augen auf, sah zwei Gestalten über sich und schrie. Herr Stichmichnich und Sara taten es ihm gleich, wobei die Rekrutin von da an instinktiv handelte und ihr Heil in der Flucht suchte. Sie sprintete aus der Zelle, schlug die Tür zu und schloss ab. Herr Stichmichnich hingegen glaubte, dass alles gut werde, wenn er sich flach auf den Boden legte.
Dann folgte Stille, niemand rührte sich mehr.
Der aufgeweckte Mann richtete sich halb auf, schaute sich um - und übergab sich lautstark. Dann legte er sich wieder hin, murmelte etwas, das keiner verstand und schlief ein.
Sara besah sich das Ganze mit Entsetzen und presste sich mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand. Herr Stichmichnich hörte auf zu wimmern und hob vorsichtig den Kopf. Als er sah, dass keine Gefahr mehr drohte, richtete er sich wieder auf und klopfte sich ab. Zum Glück hatte das Erbrochene des Mannes ihn knapp verfehlt.
Er sah zu Herrn Freundlich, der immer noch im Land der Träume weilte und hob ihn vorsichtig auf die andere Pritsche.
Währenddessen beruhigte sich Sara, was auch bedeute, dass sie wieder ihre Umwelt wahrnahm. Ein Flüstern veranlasste sie nach rechts zu schauen. Dort sah sie zwei Hände aus den Zellen gucken, die in trauter Zweisamkeit verschlungen waren.
Sie sah noch einmal zu der Zelle vor sich. Herr Stichmichnich kümmerte sich grade um den Ohnmächtigen und bedeutete ihr, dass alles in Ordnung sei.
Dann ging sie zu den beiden Drahtigs. Es war erstaunlich, aber anscheinend hatten sie ihren Streit beigelegt. Herr Drahtig lächelte Sara an, die wiederum ihren Schlüssel zückte und kurzerhand beide Zellentüren aufschloss. Dann ließ sie Herrn Drahtig zu seiner Frau, schloss Zelle Nummer 4 wieder ab und schob den Schlüsselbund wieder auf ihren Gürtel. Beide Zwerge lagen sich in den Armen und Sara war sich sicher, dass sie nun viel zu bereden hatten.
Sie wollte grade wieder ihren Stuhl ansteuern, als Schaaf auf einmal die Treppe herunter kam.
"Alles in Ordnung hier unten?" fragte er besorgt. "Ich habe einen Schrei gehört."
Sara setzte sich, so ganz beruhigt hatte sie sich immer noch nicht. Sie versuchte aber so relaxt wie möglich zu klingen, als sie meinte: "Ja, der Randalierer ist kurz wach geworden, aber jetzt schläft er wieder. Sonst ist alles okay."
Schaaf kam näher und sah in die zweite Zelle. Dort lag der Betrunkene auf seiner Pritsche und schlief, auf der gegenüberliegenden lag Herr Freundlich. Der Mörder bückte sich gerade über ihn und machte sich an dessen Hemdkragen zu schaffen.
Schaaf riss die Augen auf. "Wie.. wie ist denn so was möglich?" Er sah zu Sara: "Schnell, gib mir den Schlüssel, bevor etwas passiert!" Sara guckte verdutzt und eilte zu ihrem Kollegen. Dann warf sie einen schnellen Blick in die Zelle. "Aber hier ist doch alles in Ordnung", meinte sie, während Schaaf hektisch versuchte den Schlüsselbund von ihrem Gürtel zu bekommen.
Wären die beiden in dem Augenblick nicht so beschäftigt gewesen, hätten sie wahrscheinlich ein leises "Johann? Bist du da unten?" gehört. Stattdessen entstand ein ziemliches Gerangel, wobei Schaaf einsah, dass er Saras Gürtel öffnen musste, um an den Schlüssel zu gelangen. Sie hatte den Ring sicherheitshalber einmal ganz drüber gezogen. "Hör mal", knurrte er sie an. "Wenn den Gefangenen etwas passiert, komm ich in Teufels Küche! Jetzt hör mit den Spielchen auf und gib mir den Schlüssel!"
"Beruhige dich doch erst einmal, ich sagte es ist alles in Ordnung." Sara versuchte etwas Distanz zwischen sich und Schaaf zu bringen, sie begriff nicht, warum er so aufgelöst war. Der Gefreite blieb derweil hartnäckig und bekam die Gürtelschließe zu fassen. "Finger weg!" sagte Sara mehr verwundert, als entrüstet. Es folgte ein kleines Handgemenge.
"MACH JETZT ENDLICH DEN VERDAMMTEN GÜRTEL AUF!" Schaaf war kurz davor auszuflippen, Angstschweiß stand ihm auf der Stirn.
Er zerrte immer noch am Gürtel der Kollegin, als ihn jemand von hinten auf die Schulter tippte und hüstelte. Er schrie erschrocken auf und fuhr herum. Mit aufgerissenen Augen und schwer atmend sah er in das Gesicht von Lance-Korporal Will Passdochauf.
Schaaf ließ endlich Saras Gürtel los, woraufhin sie nach hinten taumelte und nach einigen Schritten zum Stehen kam. Sowohl Schaaf als auch Sara nahmen Haltung an und salutierten. Passdochaufs einzige erkennbare Reaktion war, dass sie mit hochgezogener Augenbraue zu den beiden schaute und auf irgendetwas zu warten schien.
Aus schierer Verzweiflung heraus und dem Wunsch die unangenehme Stille irgendwie zu unterbrechen sagte Schaaf: "Alles in Ordnung hier Mäm! Keine besonderen Vorkommnisse!"
Seine Vorgesetzte sah ihn nur weiterhin stumm an, dann meinte sie mit eiskalter Stimme: "Ob hier alles in Ordnung ist bestimme ich, verstanden?" Dann zu Sara gewandt: "
Ist alles in Ordnung?"
Sara antwortete trotzig: "Ja, Mäm, alles in bester Ordnung. Genau das habe ich ja die ganze Zeit versucht dem Gefreiten zu erklären." Passdochauf runzelte die Stirn. Sie sah aber, dass sich die Situation entspannt hatte, also atmete sie durch, ging nach hinten und setzte sich auf den Stuhl. Dann meinte sie: "Gefreiter Schaaf, geh bitte nach oben und hol mir einen extrastarken Kaffee, schließlich bin ich immer noch hier, um meine Pause zu machen und das werde ich auch." Und zu Sara: "Rekrutin, du wirst mir jetzt genau sagen was hier los war."
Als Sara mit ihren Erklärungen fertig war, musste sich ihre Vorgesetzte auf die Unterlippe beißen, um nicht loszulachen. Sie räusperte sich, versuchte einen ernsten Blick aufzusetzen und stand auf. "Na, dann wollen wir doch mal die Gefangenen inspizieren, um festzuhalten, dass
wirklich alles in Ordnung ist, nicht wahr?" Passdochauf sah, dass Zelle 5 leer war und spazierte gleich weiter zur nächsten. Dort sah sie zwei arg mitgenommene Zwerge in trauter Zweisamkeit auf einer Pritsche sitzen.
Dann ging sie weiter, auch die nächste Zelle war leer. In Nummer 2 befanden sich drei Insassen, einer davon hatte ein ziemlich rotes Auge, was auf ein frisches Veilchen hindeutete. Der Zweite schlief und der Dritte kam nun zur Zellentür und sprach Sara an: "Herrn Freundlich geht es gut, er ist wieder zu sich gekommen. Er wird wohl ein blaues Auge bekommen, aber sonst ist alles in Ordnung."
Passdochauf deutete mit dem Finger auf den Mann und fragte: "Du bist demnach.. der Mörder?"
"Der
angebliche Mörder", korrigierte Sara sie.
"Achja", Passdochauf drehte sich zu Sara um. "Bitte gib mir den Zettel, auf dem alles notiert ist." Die Rekrutin ging und holte das Papier.
In dem Moment kam Schaaf die Treppe herunter und reichte dem Lance-Korporal eine Tasse Kaffee. Passdochauf ließ sich das warme Getränk schmecken, während sie die Aufzeichnungen durchlas. Dann meinte sie zu Schaaf: "Erstaunlich, ich glaube wir haben hier eine angehende Wächterin, die tatsächlich zuhört, bevor sie urteilt. Eine lobenswerte Eigenschaft". Und zu Sara: "Du hast deinen ersten Dienst hier gut gemeistert. Zwar etwas.. unkonventionell, aber gut." Sie drehte sich um, ging Richtung Treppe und sagte munter zu den beiden: "Ok, die Schicht ist noch nicht zu Ende. Es ist jetzt fast vier Uhr, also reißt euch zusammen und bringt den Dienst so gut es geht zu Ende. Mit etwas Glück sind wir morgen wieder vollzählig, dann ist sowieso Entwarnung."
Mit diesen Worten ging sie die Treppe hoch und verschwand. Sara und Schaaf sahen sich an, der Ausbruch von vorhin war ihnen beiden etwas peinlich. Schaaf hüstelte und meinte, er gehe wieder auf seinen Posten. Sara tat es ihm gleich und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
Der Rest der Nachtschicht verlief ohne weitere Zwischenfälle und gegen halb sieben trafen schon die ersten Wächter der Tagschicht ein, um die beiden abzulösen. Sara war zu dem Zeitpunkt einfach nur noch hundemüde, dementsprechend wortkarg begegnete sie ihren Kollegen. Diese zeigten Verständnis, als sie die bleiche Rekrutin mit den blutunterlaufenen Augen sahen und wünschten ihr noch einen schönen Feierabend.
. . . . .
Morgendliche Sonnenstrahlen brachen schon durch die Nebelschwaden und streiften Saras Gesicht, als sie schläfrig Richtung Kröselstraße ging. Sie nahm kaum mehr etwas wahr, ihr Hirn fühlte sich an, als ob es jemand durch Watte ersetzt hätte. An einer kleinen Seitenstraße stoppte sie kurz und runzelte die Stirn. Sie sah kurz auf, schüttelte aber dann benommen den Kopf und setzte ihren Weg fort.
. . . . .
Tod spazierte gerne in den frühen Morgenstunden durch die große Zwillingsstadt. Alles schien irgendwie sauberer als sonst und obwohl sich eigentlich immer Leute auf den Straßen tummelten, wirkte es jetzt leerer als zu einer anderen Tageszeit.
Gerade wollte er aus einer kleinen Gasse auf die Hauptstraße treten, als plötzlich und unvermittelt diese grauenvolle Frau erschien. Er ließ vor lauter Schreck seine Sense fallen und drückte sich so flach wie möglich an die Häuserwand. Hätte er eine Atmung gehabt, in diesem Moment hätte sie bestimmt ausgesetzt. Selbst die kleinen blauen Sonnen in seinen Augenhöhlen leuchteten nur noch ganz schwach, als wollten sie sich auch verstecken.
Die Frau hielt kurz an, schüttelte aber nur den Kopf und ging weiter. Tod wartete noch ein paar Sekunden, dann folgte ein mentales Stirnrunzeln, als ihm bewusst wurde, was er da gerade tat. Er schaute auf seine am Boden liegende Sense, registrierte den Druck, mit dem er sich an die Wand presste und sah dann in Richtung Hauptstraße.
Ungläubig kommentierte er das Ganze mit einem "Faszinierend..", entspannte sich wieder und hob die Sense auf. Tod setzte seinen Weg durch die Welt der Lebenden fort.
Niemand schien ihn zu beachten und nach wenigen Minuten wurde er von den Nebeln verschluckt.
ENDE
. . . . .
Epilog:
Herr Stichmichnich konnte am Ende die Gesetzeshüter von seiner Unschuld überzeugen. Er wurde tags darauf aus der Haft entlassen und nahm sich vor in Zukunft aufzupassen wie und wohin er seine Messer hielt.
Das Ehepaar Drahtig fuhr für ein paar Wochen nach Kupferkopf, um die Verwandtschaft zu besuchen. Im Laufe der Jahre gerieten sie noch oft aneinander, die Streitereien hielten sich jedoch immer in Grenzen und uferten nicht mehr aus.
Herr Freundlich wurde zu drei Wochen Haft verurteilt. Er blieb jedoch unbelehrbar und verdiente sich auch nach Absitzen der Strafe seinen Lebensunterhalt durch kleine Gaunereien.
Der Randalierer war am nächsten Tag nüchtern genug, um verhört zu werden. Er hieß Wilhelm Setzdich und hatte wohl am Abend aus Liebeskummer einen über den Durst getrunken. Es tat ihm sehr leid und bat den Wirt, dessen Ladeneinrichtung er halb verwüstet hatte, um Entschuldigung. Ferner wurde er dazu verurteilt den Sachschaden zu regulieren.
Sara verschlief den gesamten folgenden Tag und war erst abends wieder halbwegs ansprechbar. Das schien ihren Spaß an der Arbeit aber nicht zu schmälern, im Gegenteil. Sie nahm sich fest vor, ihre Grundausbildung so schnell wie möglich zu absolvieren, damit sie endlich Wächterin war und noch vielen Menschen helfen konnte.
Und dazu sollte Sara in der Tat noch etliche Gelegenheiten bekommen.
[1] siehe dazu die "Taschentuch-multi"
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