Mullbinden und Alte Gewohnheiten

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von Wächter Ptupekh (GRUND)
Online seit 11. 10. 2007
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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht: "Erste Hilfe" Fehlt nur noch ein Freiwilliger, der sich einen Verband anlegen lässt.

Dafür vergebene Note: 10

Ptupekh erwachte.
In seinem Kopf befand sich vor allem ... Leere. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie er in diesen dunklen Raum auf diese harte Liege gekommen war.
Ich war zuletzt ... ja, ich war zuletzt zuhause, und da war eine Leiche, die es zu präparieren galt. Vater war zum Markt gegangen, um diverse Dinge zu besorgen. Ich sollte mich also alleine um die Leiche kümmern. Das wäre an sich kein Problem gewesen, da ich schon viele Jahre bei Vater lerne, und deswegen schon das meiste selbst kann. Ich machte mich an die Arbeit, und meinte, anfangs eine Art Stöhnen zu hören. Ich dachte mir, dass das wahrscheinlich nur irgendein Holzbalken war, der gerade "arbeitete". Als ich den großen Haken herausholte, und ihn in die Nase der Leiche steckte..sprang sie auf, und schlug auf mich ein. Alles wurde schwarz. Hatte ich etwa ... Ohnein, ich hatte vergessen, zur Sicherheit noch mal Lebenszeichen zu kontrollieren. Aber wieso liege ich jetzt hier?
Ptupekh stand auf. Es fiel ihm seltsam schwer, als wären seine Glieder auf irgendeine Art und Weise steif geworden. Er konnte ein wenig sehen, da ein paar Lichtstrahlen durch die Spalte in der Tür des Raumes hereinströmten.
Der Mumifizierersohn schlurfte auf die Tür zu, und suchte nach einer Klinke. Fehlanzeige. Verzweifelt warf er sich gegen die Steintür, die auch fast sofort nachgab. Das hereinströmende Licht blendete ihn, und er hielt sich eine verbundene Hand vor Augen. Eine ... verbundene Hand? Er würde doch nicht ...
Ptupekh sah an sich herunter, und sah, dass er komplett mit Mullbinden bedeckt war. Er war eine Mumie geworden?
'Wie konnte das passieren?', fragte er sich. Dann erinnerte er sich an die wehrhafte Leiche, die ihn wahrscheinlich totgeschlagen hatte. Anschließend müsste sein Vater zurückgekommen sein, und ihn mumifiziert haben.
'So fühlt es sich also an, tot zu sein?'
Der Junge drehte sich um, und sah mehrere Gefäße auf einer Art Steinliege. Er ging hin, und öffnete sie, um sie direkt danach wieder zu schließen. Kein netter Anblick.


~*~


Da'Ptrath quälte sich zum Ufer des Djel. Sie ärgerte sich darüber, dass ihre Kinder es immer wieder schafften, ihre Kleidung so dermaßen zu verschmutzen. Und über ihren Mann wollte sie gar nicht erst nachdenken.
Am Ufer angekommen, ließ sie den Wäschekorb fallen, und wollte sich an die Arbeit machen, als ein Schatten ihre Sicht verdunkelte.
Sie sah auf.
"Warten Sie doch, gute Frau, ich wollte doch nur ... Oh, Mist!"
Die Frau lief schreiend davon, und verkündete laut, die Toten seien zurückgekehrt, und das Ende Djelibebys sei Nahe.
Ptupekh verzweifelte, und griff sich zufällig ein paar der Kleidungsstücke aus dem Korb, bevor er hastig in die Gruft zurückkehrte, aus der er erst vor kurzem gekrochen war.
Er begutachtete seine Beute, und stellte zufrieden fest, dass es praktische Kleidung mit vielen Taschen war, die einen auch noch gut vermummte.
Ptupekh zog sich um, und steckte die Gefäße, die Teile seiner Innereien enthielten, ein.
Er wankte davon, und bewegte sich in eine Richtung. Irgendeine Richtung. Weg von hier, wo er wohl sehr bald verfolgt und verbrannt würde. Er wusste, was alles in ihm steckte, und daher wusste er auch, wie leicht brennbar Stroh und Mullbinden sein können.
Hier, in Djelibeby konnte er nicht mehr bleiben. Soviel stand fest. Zum Glück hatte sein Vater gute Kontakte ins Ausland, wodurch er den einen oder anderen Brocken Morporkianisch aufschnappte, und auch ungefähr wusste, wie er in die große Zwillingsstadt kommen würde, deren Wege angeblich mit Gold gepflastert waren.


~*~


Da war er nun. Ankh-Morpork. Die Zwillingsstadt. Die Straßen waren nicht mit Gold gepflastert.
Und es regnete. Das Wetter schien so, als wüsste es genau, was es tat. Als würde es schon seit Tagen, wenn nicht Wochen regnen.
Ptupekh war durchnässt, was bedeutete, dass selbst seine Füllung feucht und matschig wurde. Er roch nach Kohl und generell war die gesamte Reise nicht allzu angenehm. Er musste immer mal wieder mit dem einen oder anderen Karren mitfahren, um zu seinem Ziel zu gelangen (das er manchmal vergaß).
Auf der Karte sah die Entfernung doch so klein aus.
Hätte sich seine Laune nicht ohnehin schon auf dem absoluten Nullpunkt befunden, wäre sie wahrscheinlich spätestens bei dem Anblick der "mit Gold gepflasterten Stadt"dort angekommen. Die Stadt war all das, was er sich nicht von ihr erhofft hatte. Sie war schmutzig, sie war unüberschaubar groß, die Leute waren unfreundlich, und sie stank.

~*~



"Bei Hut und bei Hyperopie, bei Juf und bei Put, wo habe ich nur mein Tuch hingelegt?"
Laut fluchend stapfte Ptupekh durch seine Wohnung. Sie war weder groß noch schön, und ein Besucher hätte recht schnell bemerkt, was ihr Besitzer für eine Person war.
Kleidungsstücke und diverse andere Dinge lagen kreuz und quer verstreut, ein großer, angebrochener Spiegel stand in einer Zimmerecke, das zerbrochene Fenster war mit ein paar Mullbinden gestopft worden, und Staub schien allgegenwärtig zu sein. Auf einem kleinen, niedrigen Tisch stand auf einer schwarzen Tischdecke ein simpler Kerzenständer, der nicht so ganz zum Rest der Wohnung passte. Es steckten keine Kerzen darin.
Ptupekh kratzte sich am Kopf, was selbigen ein wenig ausbeulte, da die Binden, die er seit kurz nach seinem Tode trug, ein wenig verrutschten. Er setzte sich an den niedrigen Tisch, stützte seinen Kopf auf seine beiden Fäuste, und versuchte, den gestrigen Abend in seinen Gedanken nach zu konstruieren, um so herauszufinden, wo sein Tuch hin gekommen sei. Aber egal, wie tief und angestrengt er in seinem Gedächtnis wühlte, er fand ziemlich viel Leere, die ab und an von kleinen Erinnerungen gefüllt war. Diese Erinnerungen trugen allerdings nicht viel dazu bei, dass Ptupekh sein Tuch wiederfand. Als er wieder aufstand, stieß er mit einem Fuß an den kleinen Tisch und sprang, noch lauter fluchend als zuvor, in seinem Zimmer herum, als sein Blick auf die Tischdecke fiel.
"Naturlich! Mensch, Ptupekh, reiß dich doch mal zusammen!", sagte die Mumie zu sich selbst und zog die vermeintliche Tischdecke vom Tisch.
Der Kerzenständer, der bis eben noch auf dem Tisch (und der vermeintlichen Tischdecke) stand, drückte seinen Ärger über diese Ruhestörung damit aus, dass er, die Schwerkraft nutzend, einfach zu Boden fiel und beim Aufprall laut polterte.
Ptupekh hielt kurz inne, machte dann jedoch eine kurze, abwinkende Geste in Richtung des rebellischen Kerzenständers und stellte sich vor den Spiegel.
Mit mittlerweile gekonnten Handgriffen schlang er das Tuch so um seinen Kopf, dass man Ptupekh unter Umständen für einen normalen Menschen halten könnte, der aus irgendwelchen Gründen sein Gesicht verstecken wollte.
'Vielleicht', würden einige Personen sicher mutmaßen, 'ist dieser arme Mann einfach nur schüchtern und versteckt sich deswegen hinter einem Tuch?'
Niemand würde darauf kommen, dass Ptupekh in Wirklichkeit eine Mumie war, zumindest glaubte er das.
Er sah in Richtung Tür, und sah dort einen Zettel kleben:
'Grundausbildung!'
Ratlos kratzte sich der ehemalige Djelibeber den Kopf, bis ihm einfiel, dass er ja seit ein paar Tagen zur Nachtwache von Ankh-Morpork gehörte. Hastig setzte er einen großen Hut auf, zwängte sich in seinen Mantel, griff sich noch eine Art Stadtplan, und stakste, so schnell er eben konnte, aus der Tür, die beim Schließen laut knallte.
Ptupekh hatte kurzzeitig das Gefühl, ein Splittern oder Knacken zu hören, aber in Rücksicht auf seine Laune sah er nicht nach, welches Schicksal seine Wohnungstür ereilt hatte.
Er war noch nicht ganz an das Mumiendasein gewöhnt, und seine enorme Körperkraftzunahme machte ihm noch ein wenig zu schaffen.
Den Blick ständig auf den Stadtplan gerichtet, schlurfte er [1] in Richtung Wachhaus an der Kröselstraße.

Ptupekh klopfte, möglichst behutsam, an die Bürotür seiner Ausbilderin, Rogi Feinstich.
Die Tür öffnete sich, und Rogi trat heraus. Ptupekh war im ersten Moment ein wenig erschrocken ob der Narben und dem auch ansonsten etwas absonderlichen Aussehen der Frau.
"Rogi Feinstich?", fragte er vorsichtig.
"Ja, genau die bin ich."
Ptupekh salutierte. Er hatte den gestrigen Abend damit verbracht, genau das vor seinem Spiegel zu üben, sodass es zumindest halbwegs gekonnt aussah.
"Rekrut Ptupekh, Mä'äm, melde mich zur Ausbildung!"
Rogi nickte kurz, bevor sie sprach:
"Ah, Ptupekh, fön, daff du da bift, ich wollte gerade lof, um mit den anderen Rekruten die Aufbildung in Erfter Hilfe zu beginnen. Wie paffend. könntest du mir ein wenig behilflich sein?"
Erneut salutierte Ptupekh.
"Natürlich, Mä'äm, wie kann ich helfen?"
Die Mumie erntete ein weiteres Nicken.
"Nun, für die Erfte Hilfe braucht man beftimmte Dinge. Ich würde mich freuen, wenn du mir helfen könnteft, diefe Dinge dort hin zu bringen, wo die Aufbildung ftattfinden wird. Einen Moment bitte."
Rogi verschwand ein paar Augenblicke in ihrem Büro und kam kurze Zeit später mit einem Berg an verschiedenen Dingen, vor allem Verbandszeug wieder.
Ptupekh nahm den Haufen entgegen, und Rogi ging vor, Ptupekh im Schlepptau.
Ihr Weg führte sich durch den einen oder anderen Flur im Wachhaus in der Kröselstraße. Rogi und Ptupekh grüßten den einen oder anderen Wächter, während sie zielstrebig weiter gingen.

~*~


Ihr Zielort war ein großer Hof, auf dem in regelmäßigen Abständen Holzpritschen standen. Im Hof standen schon viele andere Rekruten, als Rogi und Ptupekh ankamen.
"Bitte, lege die Fachen erft einmal da vorne ab, danke."
Die Igorina zeigte vage auf eine der Pritschen, und der Djelibeber gehorchte.
Rogi räusperte sich, woraufhin alle Rekruten sich mehr oder minder geordnet aufstellten.
"Fo, Rekruten, heute steht Erste Hilfe auf dem Ausbildungsplan. Ef kann immer mal wieder fein, dass einer eurer Mitwächter während einef Einfatzef verletft wird. Defwegen ift ef unabkömmlich, daff fich jeder von euch eine fundierte Kenntnif der Erftverforgung einer Wunde aneignet. Teilt euch dafu bitte in Fweiergruppen ein. Der eine legt fich auf die Pritfe, der andere kümmert fich um feine Wunden. Die er natürlich nicht hat. Ihr ftellt fie euch nur vor, verftanden? Welcher Rekrut welche Wunde fugeteilt bekommt ... denkt euch felbft etwaf auf, oder, wenn ihr nicht furecht kommt, ruft mich bitte, ich werde herumgehen, und mir eure Arbeit nacheinander anfauen. Bitte. Teilt euch ein!"
Ein wirres Gemurmel und Gerumpel brach los, als die Ausbilderin ihren Vortrag beendet hatte. Schnell hatten sich Zweiergruppen gebildet, und Ptupekh hatte sich mit einem Zwerg zusammengetan, der Lars hieß. Bisher hatte der Djelibeber kaum Kontakt zu Zwergen gehabt, weswegen er erst nicht genau wusste, ob es sich bei Lars Eisenbeis um einen Zerg oder eine Zwergin handelte. Der Bart gab Ptupekh dann die Sicherheit, dass es sich wohl um einen männlichen Zwerg handeln musste, was bewies, dass Ptupekh wirklich kaum Ahnung von Zwergen hatte. Erstens konnten Zwerginnen auch prächtige Bärte tragen, und zweitens war dies bei Lars der Fall.
Die beiden schauten sich kurz an, und nach einem stummen Gefecht der Blicke gab Lars nach.
Sie grunzte kurz und sprang auf eine der Pritschen.
"Na schön, du darfst anfangen, aber ich suche mir meine Verletzung aus, ist das klar?", zeterte die Zwergin los.
Ptupekh nickte.
"Natürlich ... was darf's denn sein?"
Diese Frage war vielleicht etwas verfrüht gestellt, denn Lars' Gebahren wies darauf hin, dass sie sich noch nichts ausgedacht hatte. Nachdenklich fuhr sie sich mit der Hand immer über ihren Bart.
" Ich ... Mir ist etwas großes und schweres auf den Kopf gefallen, ja?"
Wieder nickte Ptupekh.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Igorina noch weit von ihnen entfernt war. Dadurch, so hoffte er, könnte er schon sehr viel schaffen, bevor ihre Ausbilderin nachschauen kam.
Lars legte sich rücklings auf die Pritsche, und begann, laut zu schimpfen.
"Argh! Mir ist etwas so großes und so schweres auf den Kopf gefallen! Die großen und schweren Dinge hier in der Stadt sind wirklich miserable Qualität, man sollte-"
Ptupekh unterbrach die Zwergin in ihrem Lamento, indem er sie kurz anzischte.
"Lars ... ich glaube, es ist nicht nötig, dass du dich dermaßen in deine ... Rolle eindenkst, aber die Idee ist sicher nicht schlecht. Danke dafür."
"Bitte bitte, keine Ursache. Ich halte jetzt einfach still, ja?"
"Ja."

Ptupekh grinste innerlich. Diese Situation kannte er schon zu genüge. Er knackte mit den Knöcheln, bevor er sich an die Arbeit machte. Bevor er jedoch anfangen konnte, brauchte er noch ein paar Dinge, die absolut nirgends auf dem ganzen Hof zu finden waren. Verzweifelt schaute er auf allen unbesetzten Pritschen, und sogar darunter nach, doch nirgends war das zu finden, was er suchte. Als er mental schon aufgegeben hatte, fand er einen annähernd hakenförmigen Stock, den er fröhlich aufhob. Er bewegte sich auf die Pritsche zu, auf der Lars immer noch mehr oder minder geduldig lag. Kurz darauf hörte er die Schritte seiner Ausbilderin, die bei ihnen angekommen war.
"Gibt ef irgendwelche Probleme, Rekrut Ptupekh?"
Ptupekh salutierte.
"Mä'äm, wo finde ich die Werkzeuge, die ich benötige? Ich habe nur diesen ... Stock hier finden können."
"Alfo, wenn du Verbände und fo meinft, die liegen da hinten."
"Nein, Mä'äm, Verbände und so kommen doch erst ganz am Schluss, Mä'äm!"
"Ja, daf mag ftimmen, aber ... waf für Werkfeuge meinft du denn dann, Rekrut?"
"Nun, Mä'äm, Messer, Haken, Hämmer ... das Übliche halt?"
Rogi schnappte nach Luft.
"Daf Übliche halt? Rekrut Ptupekh, wie ich bereitf erwähnte ... daf hier ift der Aufbildungfteil 'Erfte Hilfe', da braucht man für gewöhnlich keine ... Hämmer und Haken ... "
"Mä'äm, Ich bitte um Entschuldigung, aber bisher habe ich es immer so gemacht. Zuerst nimmt man den Haken, steckt ihn in die Nase des Toten -" während die Mumie die Vorgehensweise erklärte. führte er das, was er sagte, an Lars vor. Bei den folgenden Worten beschränkte er sich doch lieber auf Andeutungen, schließlich wusste er immerhin, dass man seine Mitrekruten bei Übungen in der Regel nicht umbringt. Zumindest nicht absichtlich.
"Wo war ich? Ach ja, den Haken hier, und dann stochert man so und so im Kopf herum, und dann hat man schon den schwersten Teil der Arbeit geschafft. Anschließend-"
"Bitte, Rekrut. Du willft mich auf den Arm nehmen, richtig?"
"NEIN!", platzte es aus der Mumie heraus. Er räusperte sich. "Ich meine: Nein, Mä'äm, so habe ich es gelernt."
"Rekrut, noch einmal: Wir find hier im Erfte-Hilfe-Kurf, nicht im Seminar für möglichst grausame Mord- und Foltermethoden!"
"Mä'äm? Aber ... die zu Behandelnden sind doch schon tot, oder nicht? Zumindest ... sollten sie es sein."
Die Igorina schüttelte nur verzweifelt den Kopf.
"Rekrutin Eifenbeif? Vielleicht follteft du anfangen. Fu dir, Ptupekh, komme ich gleich noch."
"Ja, Mä'äm!" tönte es sowohl von der Zwergin als auch von der Mumie, während Rogi sich langsam wieder entfernte.
Lars ist eine WächterIN? Aber ... der Bart? Ich muss mich wirklich noch an diese Stadt gewöhnen, dachte Ptupekh, während er mit der Zwergin die Plätze tauschte.
Die harte Unterlage und das Gefühl, vollkommen ausgeliefert zu sein, kamen Ptupekh unangenehm bekannt vor, weswegen er sich sichtlich unwohl fühlte. Er rutschte immer wieder auf der Pritsche hin und her, bis er eine halbwegs angenehme Stelle fand, auf der er liegen konnte. Er sah zu Lars herüber, die ihn erwartungsvoll anschaute.
"Nun, Ptupekh", sagte sie, "dann wollen wir mal. Wo drückt denn der Schuh?"
Ptupekh dachte angestrengt nach. Ihm fiel partout keine Verletzung ein, die es nicht nötig machen würde, dass er einen Teil seines Vermummten Aussehens zeigen müsste.
Es sei denn...
"Ich wurde ins Bein geschossen. Genau. In den Oberschenkel. Das tut sehr weh, weißt du?"
Lars nickte.
"Ja, das weiß ich."
Lars grunzte.
Lars machte sich an die Arbeit, während Ptupekh die Augen schloss und an sich fuhrwerken ließ.
Nach einiger Zeit hörte er Lars' Stimme.
"So, ich wäre fertig, Ptupekh!"
Die Mumie öffnete die Augen, und sah einen mehr oder minder ordentlichen Verband an seinem Bein. Er hätte von ihm selbst kommen können.
Naja, vielleicht an einem schlechten Tag.
Ptupekh nickte zufrieden, richtete sich auf, und sah, dass die meisten anderen Rekruten schon weg waren. Rogi ging wieder zu ihm hinüber und schaute sich den Verband kritisch an.
"Ja, daf kann man fo durchgehen laffen, gut gemacht, Rekrut Eifenbeif. Du darfft gehen."
Ptupekh sprang von der Pritsche auf, und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als eine Hand ihn packte. Sie tastete ein wenig herum, und Ptupekh fuhr herum.
Seine Ausbilderin hielt ihn fest.
"Nicht fo fnell, Rekrut. Ich hatte doch gefagt, daff ich noch auf dich furückkommen werde, erinnerft du dich?"
Ptupekh kratzte sich am Kopf. Eigentlich erinnerte er sich nicht mehr.
"N-Natürlich, Mä'äm, ich wollte nur schauen, ob sie es auch nicht vergessen haben, heh."
Die Mumie bemühte sich wirklich, ein humorvolles Lächeln hinzubekommen, das aber unter dem vollkommen humorlosen Blick seiner Ausbilderin dahinschmolz.
[2]
"Ich fehe fon, wir müffen noch eine ganfe Menge lernen."
Ein weiterer Kommentar im Sinne von 'Ja, ich schon, ich weiß nicht, wie es bei ihnen aussieht, Mä'äm' wollte sich aus Ptupekhs Mund drängeln, wurde aber von seinem Selbsterhaltungstrieb zurückgehalten.
"Ja, Mä'äm."
"Gut!", sagte Rogi, "dann wollen wir mal."

Die beiden gingen die häufigsten Verletzungen durch (Messerstiche, Bolzenschüsse, Schläge auf den Kopf etc.), und Ptupekh sollte an der Igorina ausprobieren, wie er diese behandeln würde. Abgesehen davon, dass er immer wieder in die Verhaltensmuster seines ehemaligen Berufes zurückfallen wollte, gelang ihm das Verarzten seiner Ausbilderin doch recht gut. Als sie mit allem fertig waren, sah die Igorina selbst aus wie eine Mumie, was Ptupekh nicht entging. Er rückte seine Kleidung zurecht. Nach den Reaktionen in seiner Heimat wollte er nicht als Untoter erkannt werden, egal, was er schon über Ankh-Morpork gehört haben mochte.
Rogi forderte Ptupekh auf, ihre Verbände wieder zu entfernen, bevor er gehen durfte.
Die Mumie salutierte, und wand sich zum Gehen, bevor die Igorina ihm zurief:
"Glaub' nicht, daff ich nicht weif, waf du bift, Rekrut. Aber wenn du dir die Umftände machen willft, und dich lieber vermumft, äh, Vermummft, bitte, ich werde dich nicht aufhalten. Ich werde aber auch niemandem erfählen, waf du bift, wenn du ef nicht möchteft, Rekrut."
Ptupekh blieb mitten im Gehen stehen, drehte sich kurz zu der Igorina um, nickte und salutierte.
"Danke, Mä'äm!"
"Keine Ursache. Du bift für heute entlaffen. Einen fönen Tag noch."
"Danke, Mä'äm, Ihnen auch.", sagte Ptupekh, und machte sich auf den Weg nach Hause.
[1] Schnelle Schritte hätten eventuell seine Bandagen lockern können

[2] Nicht, dass sie es überhaupt gesehen hätte, wegen Ptupekhs Vermummung




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Feedback:

Von Ophelia Ziegenberger

21.10.2007 21:28

</b><br><br>Der Beginn der Geschichte war leider etwas langgezogen. Nicht nur lag das Land, in dem die Handlung spielte, weit weg vom Zentrum meiner Aufmerksamkeit (welches in Ankh-Morpork liegt). Zudem kann ich weder mit seiner Kultur, noch mit der Figur einer Mumie etwas anfangen. Da ich bei einer GRUND-Single hauptsächlich auf eine Beschreibung der Lehre hinfiebere, empfand ich zusätzlich auch noch die Wartezeit, bis zu der entsprechenden Beschreibung als zu lang. Ich denke, dass es unmöglich sein dürfte, sich in der von Dir beschriebenen Weise zu verhüllen, ohne damit noch wesentlich mehr Aufmerksamkeit und Neugier auf sich zu ziehen und dadurch noch schneller enttarnt zu werden. Mir fehlten denn auch entsprechende Andeutungen und Fragen der Mitrekruten. Und ein kleines Detail, welches mir auffiel: ich denke, dass "unsere" Wache nicht als klassische "Nachtwache" durchgehen wird. ;)<br><br>Auch wenn das jetzt vor allem nach Rumkritteln klingen muss... Du hast es geschafft, ein gewisses Bild um deine Hauptfigur entstehen zu lassen, was ein guter Anfang ist. Und ich bin gerne bereit, mich von Dir davon überzeugen zu lassen, dass Mumien nicht langweilig sind. Indem Du Ptupekh in deinen weiteren Geschichten aufleben lässt.<br><br><b>

Von Amok Laufen

21.10.2007 21:28

</b><br><br>Alles in allem ganz gut würde ich sagen. Dein Stil gefällt mir schon mal und auch die kleine Episode über das Werden zur Mumie und den Gang zur Wache finde ich passend.<br>Gestört hat mich etwas, dass es nicht wirklich spannend war, was ja auch sicher nicht gerade leicht ist bezüglich der Vorgaben. Einer Handlung folgte einfach die nächste. Und seltsamerweise bin ich über S- und Zischlaute bei Rogi gestoßen, die ein f hätten sein müssen, gestoßen. Aber daraus mache ich dir nun wirklich keinen Vorwurf ^^<br>Bin gespannt mehr über den Charakter zu erfahren und noch mehr vor dir zu lesen.<br><br><b>

Von Ruppert von Himmelfleck

21.10.2007 21:28

</b><br><br>Wenn ich jetzt schreibe: Ordentlich!, dann klingt das vielleicht etwas herablassend. Ist aber nicht so gemeint. Du hast in der Geschichte einiges reingesteckt, was mir für eine Rekrutensingle wichtig ist: Ein wenig Vorgeschichte, ein wenig vom aktuellen Denken und Handeln des Wächters, ein wenig Interaktion mit den Mitrekruten und eine gute Umsetzung der Vorlage. Das Ganze dabei auch noch recht witzig. Ich bin mal gespannt wie lange Du das Versteckspiel beibehalten kannst. Denn, das fand ich gut, Rogi konntest Du damit nicht täuschen. Und auch andere Wächter werden sehr schnell erkennen, dass Du kein Mensch bist. Vampire und Werwölfe werden es sofort wissen, denke ich. Ich bin schon gespannt darauf wie es weitergeht. :)<br><br>

Von Lilli Baum

21.10.2007 21:28

</b><br><br>War sehr unterhaltsam. Irgendwie hat mir das gewisse Etwas gefehlt (ich weiß nur nicht, was), aber du hast deinen Wächter gut eingeführt. Dieses kleine Spielchen damit, dass dein Charakter anscheinend denkt, dass man Leute nur dann einen Verband anliegt, wenn sie schon tot sind, war sehr amüsant. Weiter so!<br><br><b>

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