Hokkaido

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von Feldwebel Rea Dubiata (SEALS)
Online seit 30. 09. 2007
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Chi ist verschwunden, Damien ohnmächtig und Anette ringt mit dem Tod. Eine achatenische Organisation namens Yakuzza scheint hinter alle dem zu stecken - oder etwa nicht?

Dafür vergebene Note: 12

Diese Single hat Chi Pettos AS zur Vorlage, daraus hatte ich meine Inspiration und in gewisser Weise führe ich seine Gedanken weiter. Es ist jedoch nicht nötig diese Single zu kennen.

"Platz da, lassen Sie uns arbeiten!", die energische Stimme eines genervten Michael Machwas drang an Reas Ohr während sie sich durch das Gewühl der Schaulustigen drängte. Der Gefreite salutierte als der Feldwebel es endlich geschafft hatte, an die Absperrung zu gelangen. "Ma'am!" Mehr brachte er nicht über die Lippen.
Rea nickt nur, Sorgenfalten waren auf ihrer Stirn zu erkennen, ihr Mund war schmal. Sie kletterte unter der Absperrung hindurch und ging dann auf das kleine achatene Restaurant zu, dessen Tür weit offen stand. Die Dehnungsfähigkeit des Absperrbandes wurde erneut auf die Probe gestellt, als der Name der stellvertretenden Abteilungsleiterin der SEALS durch die Menge ging. Als Vektor hatte es seine Vorteile bekannt zu sein, doch heute würde sie nicht viele davon zu spüren. bekommen. Sie betrat das kleine Restaurant, nahm in einem Sekundenbruchteil die wichtigen Dinge auf die ihr zu Augen kamen. Der Besitzer und seine Familie, die sechs Köpfe zählte, eingeschüchtert und bleich in einer Ecke, ein zerbrochenes Fenster, einige Leichen auf dem Boden, Blutspritzer an den Wänden, ein leises Rascheln in einer Ecke in der der große Llamedonier stand und auf etwas - jemanden hinabsah.
Rogi, dachte Rea sofort. Vor wenigen Minuten erst hatte Rea die Nachricht des Rekruten erhalten, war sofort, ohne viele Worte, losgestürmt. Schießerei im Cho Yang, Knödel schwer verwundet, Chi vermisst. Sie wusste genau, hätte die Nachricht sie eine Stunde früher erreicht, sie wäre im Nachthemd hergekommen, hätte sich durch nichts und niemand aufhalten lassen, denn normalerweise schlief sie tagsüber und schob Nachtschichten. Und dort lag sie, am Boden, Rogi über sie gebeugt. Anette Knödel, das hübsche, sorglose Mädchen. Ein Bolzen steckte in ihrer Schulter, zwei in ihrem Bein, doch die Igorina ließ dies unbeachtet, war doch die Schnittwunde am Hals welche vor Glassplittern nur so glitzerte viel schlimmer. Die sonst strahlend blauen Augen waren vollkommen weiß, da sie vor Schmerz oder Betäubung oder gar beidem nach innen gedreht waren. Doch kein Laut kam über die Lippen der Informantenkontakterin, sie schien weggetreten zu sein. Neben ihr lag eine zweite Person. Damien. Ein Schock durchfuhr Rea, denn auf den ersten Blick waren keine Bewegungen festzustellen. Dann jedoch sah sie wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte. Rogi bemerkte Reas Blick und nickte. "Nur ohnmächtig, der wird wieder. Hat einen Schlag auf den Kopf bekommen..."
Rea sah von der Szenerie auf und wandte sich ihrem Abteilungsleiter zu. "Wer ist dafür verantwortlich? Wieso waren sie hier?"
Daemon sah Rea nachdenklich an. "Chi Petto erschien heute morgen nicht zum Dienst. Ich habe Anette und Damien gebeten nach ihm zu suchen, sich umzuhören."
"Und sie sind ins offene Messer gelaufen." Rea schluckte, etwas in ihr wollte sie dazu zwingen sich einen Schuldigen zu suchen.
"Die Yakuzza wussten, dass die Wache einen Informanten bei ihnen hatte. Sie haben ihn erst vor kurzem getötet. Chi war dessen Kontakter gewesen und machte zu seinem eigenen Schutz nur noch Innendienst." Daemon sah zu seiner viel kleineren Stellvertreterin hinunter und ließ sich von ihr bestätigen, dass dies keine Neuigkeiten für sie waren. "Natürlich mussten die Yakuzza ihn aus dem Weg schaffen, weil sie nicht wissen, wieviel er weiß. Ich fürchte der alte Knacker wurde entführt."
"Niemand weiß, wieviel Chi weiß, Hauptmann. Er mimt den durchgeknallten Achatenen und dahinter ist nur Abgrund. Ich glaube kaum, dass er primäres Ziel dieser Sache ist."
"Nein? Was dann Feldwebel, wieso meinst du, du wüsstest mehr als ich?"
Rea deutete auf Damien. "Hier liegen drei Yakuzza, an die Zähne bewaffnet, alle drei mit einem einzigen Schuss getötet. Damien hätte sie vorher verprügelt, ja, mit dem Klöppel - äh, also dem Schlagstock, auf sie eingedroschen. Das ist seine Lieblingswaffe Doch er hätte sie nicht getötet. Damien hätte sie nicht getötet, zumindest einer müsste noch irgendwo gefesselt, geknebelt und mit zermanschten Weichteilen hier rumliegen. Zieh nicht so ein Gesicht, das ist seine Art.", sie deutete auf Damien. Dann sah sie in einen düsteren Gang, der sich hinter Damien und Rogi erstreckte. Sah kurz in die fast leeren Augenhöhlen der schwarz gewandeten Gestalt und sah dann wieder Daemon an. "Und doch ist Anette dem Tod näher als dem Leben. Wahrscheinlich hat Damien versucht sich vor sie zu werfen und ist unglücklich gefallen. Anette war unbewaffnet, die beiden haben die Yakuzza nicht getötet."
"Schon möglich, aber Damien ist ein erfahrener Wächter, fast so lange dabei wie ich. Er kennt alle Tricks der Straße..." Daemon zog die Stirn kraus, die kleine Wolke, die bislang düster aber still über ihm gehangen hatte, grollte.
"Er hat sich oft nahe an die Sachen herangewagt, manchmal zu nahe. Bislang hat er sich immer herauswinden können." Die trockene Stimme der Rechtsexpertin Atera, die nun an sie herangetreten kam, ließ die Abteilungsleitung von SEALS zusammenfahren. Die ehemalige Schäffin sah traurig zu dem Szenekenner und der Informantenkontakterin hinunter. "Ich habe alle Akten zur Yakuzza mitgebracht die ich besitze... aber..." Sie legte eine dünne Mappe auf einen Tisch und wurde im gleichen Moment von der riesenhaften Gestalt Yogi Schulterbreits buchstäblich überschattet.
"Sie - also, die Restaurantbesitzer - sagten sie wären gekommen und hätten Sum Dim Ente rosenscharf bestellt und bei einem Glas Pflaumensaft auf jemanden gewartet." Yogi wirkte etwas unsicher, wie ein zu groß geratenes Kind, als er die ernsten Mienen der Abteilungsspitze auf sich spürte. Weiter nichts? war die unausgesprochene Frage über den Köpfen aller. "Mehr wollen sie nicht sagen, sie haben Angst. Der Älteste der Söhne wurde erst vor kurzem von den Yakuzza verschleppt, man weiß nicht wo er ist... oder was mit ihm geschehen ist."
Rea ging zum Tisch, entzündete das darauf stehende Öllicht mit einem Streichholz. Die drei anderen SEALS drängten sich hinter sie. Die kargen Informationen auf den paar Blättern Papier waren alles andere als hilfreich. Die Yakuzza waren eine achatenische Organisation, die die Macht in den achatenischen Vierteln übernommen hatten. Sie trieben Schutzgeld ein und versuchten, die Fäden in der Stadt zu ziehen. Dabei vernichteten sie jene, die im Weg standen. Die Wache hatten die Leichen der Unglücklichen bereits aus dem Ankh gezogen, in dunklen Gassen oder vor achatenischen Geschäften als Mahnmal gefunden. Und im Vergleich zu ihnen war Anette sehr glimpflich davon gekommen. Oft fehlten Ohren oder Augen, herausgerissene Fingernägel, gebrochene Gliedmaßen. Die Opfer durchlitten die grausamsten Qualen bevor der Tod sie erlösen konnte. Die Listen der Verletzungen in den Obduktionsberichten, die teilweise noch von Rea selbst stammten, waren mehrere Seiten lang. Die menschlichen Überreste waren ein ein schauriges Abbild der Bestialität der Yakuzza, das selbst die erfahrene Gerichtsmedizinerin Galle hatte schmecken lassen.
"Sie wollten jemanden treffen, die Yakuzza hat davon Wind bekommen...", brach Atera schließlich die Stille. "Auch die Yakuzza wollten sie lebend."
"Die Halswunde?", warf Rea ein. "Sie könnte tödlich verlaufen." Der kühle Blick Ateras, die mahnenden Augen des Hauptmanns und der kindliche Schock in Yogis Gesichtszügen ließen Rea schlucken. "Es... ist eben so."
Die Dielen an der Tür des Restaurants knarrten. Vier Köpfe verrenkten sich um den Neuankömmling zu begutachten. Und sogar die Augen von Daemon und Yogi mussten nach oben wandern, um dem Troll Scoglio in die Augen zu blicken.
"Er am Leben ist?", fragte der Szenekenner, der oft zusammen mit Damien gearbeitet hatte.
"Damien? Um Damien mach ich mir keine Forgen. Der hat fon so einigef überlebt.", meldete sich die Igorina zu Wort. "Aber Anette! Fuviel Glaf, fuviel Glaf in der Wunde. Wenn ich fie ftillen kann ift fie übern Berg."
Der Troll beugte sich über die toten Männer. "Yakuzza", murmelte auch er. Das achatenische Aussehen war nur ein Hinweis. Die vielen Waffen, meistens teure mehrfach gehärtete Messer, ließen kaum eine andere Schlussfolgerung zu. Dazu schwarze teure Anzüge, Sonnenbrillen, schmierige Haare...
"Scoglio, wusstest du was Damien vorhatte?" Die Frage war Reas Mund entwichen bevor sie sie wirklich gedacht hatte. Wenn Damien jemals irgendwem getraut hatte, dann Scoglio.
"Er sich Chis Laden ansehen wollte. Er sagte, das sein einziger Anhaltspunkt." Hinter dem Troll blitzte etwas und jemand schrie vor Schmerzen. Eine allseits bekannte Stimme erklang hinter dem Troll, der noch immer den Eingang blockierte: "Lassen Sie mich durch, die Bürger Ankh-Morporks haben ein Recht auf Informationen!"
Daemon nickte. "Danke, Lance-Korporal. Wenn du bitte so freundlich wärest und Herr Chriek nachdrücklich erklärst, dass wir hier auf Sicherheitsabstand angewiesen sind? Danke." Er drehte sich wieder zu den anderen. "Nun?"
"Wer hat eigentlich die Wache informiert?", fragte Yogi schließlich. Es war eine einfache Frage, doch der Hauptmann sah den Vektor mit großen Augen an.
"Kannich...", murmelte der Llamedonier und wieder grollte die Wolke über seinem Kopf. Ein kleiner Blitz zuckte aus ihr heraus und sie begann zu regnen. "Kannich überbrachte mir die Nachricht, frisch vom Klackerturm. Er nannte keinen Absender, ich dachte eine Streife hätte... Oder die Familie hätte..."
"Niemand ruft die Wache wenn er drei tote Yakuzza im Haus hat", murrte Atera. "Wenn du mich fragst war es der, der unsere drei Freunde dort zur Strecke gebracht hat." Sie deutete mit dem Haken der ihre Hand ersetzte auf die drei toten achatenischen Männer, die beinahe in Reih' und Glied auf dem Boden des Restaurants lagen.
"Logisch", meinte Rea, die inzwischen begonnen hatte, die Männer zu untersuchen. "Aber Kannich kann uns doch sicher sagen von welchem Turm die Nachricht kam. Hat jemand eine Taube dabei?"
Die versammelte Wächterschaft musste verneinen, doch eine dünne Stimme meldete sich plötzlich zu Wort. "Ich kann zum Wachhaus reiten und Kannich fragen!"
"Amalarie, wer hat dich denn gerufen?", fragte der Abteilungsleiter verwirrt.
"Ich hab mich selbst gerufen!", meinte diese, leicht verärgert. "Da will ich pünktlich wie immer meine Nachtschicht antreten und niemand ist da. Nur der Kannich auf seinem Turm und der sagt, ihr seid bestimmt alle hier. Also kam ich hierher. Aber mit meiner Ratte bin ich flink wieder dort, über die Kanalisation und so.. also... ich würde dann... fragen woher die Nachricht kam, okay, Sir?"
Daemon nickte bloß.
Amalarie und ihre Ratte verschwanden wieder in einem Loch in der Wand, aus dem sie gekommen waren und Daemon betrachtete die kleine Öffnung noch eine Weile, als ob er nicht genau wusste ob sich die Begegnung wirklich ereignet hatte.
Hektische Bewegung und einige Flüche kamen plötzlich aus Rogis Richtung.
Allesamt sahen sie hinunter auf Anette, die immer noch blutend am Boden lag. Rogi presste mit beiden Händen auf die Halswunde und sah panisch zu den anderen. "Rea, fühl nach dem Pulf!"
Rea kniete sich neben die Gefreite, legte die Finger an ihr Handgelenk, da ihr die Verletzungen keine andere Möglichkeit ließen. Sie fühlte den Puls. Er war unregelmäßig und schwach. Rea nickte Rogi zu und hielt den Atem an als diese fieberhaft etwas in der Wunde zu suchen schien. Pulsschläge, so schwach wie eine Feder die auf ein Kissen fiel. Jeder Schlag war eine Erlösung, doch sofort musste sie darum bangen ob es einen nächsten geben würde. Bis das Blut stillstand. Rea horchte nach dem Herzschlag und sah dann Rogi an. Langsam schüttelte sie den Kopf. Die versammelte Wächterschaft hielt den Atem an.
"Ich konnte die verletzte Arterie einfach nicht finden!" flüsterte Rogi. "Ef tut mir fo leid..." Die Igorina seufzte resigniert.
Rea beachtete sie nicht mehr, sondern sah auf den leblosen Körper zu ihren Knien und beobachtete wie Tod seinem Geschäft nachging. Die erstaunten Augen Anettes, ihre Furcht vor dem großen Mann in der schwarzen Robe, das langsame Verbleichen des Schattens der sie nun war. Ein Dahinschwinden in eine andere, hoffentlich schönere Welt. Die hochgewachsene Gestalt nickte Rea zu und verließ den Raum durch die Wand.
"Sie ist..." Daemon schluckte und beendete den Satz nicht.
Eine Weile lang schwiegen alle. Schließlich nahm Rea ihren Umhang ab und legte ihn über den Körper der Gefreiten. Sie sah Rogi an, die das ganze sehr mitzunehmen schien. "Kümmerst du dich um Damien, bitte? Jetzt wo du... Zeit hast?"
Offensichtlich froh über die neue Aufgabe kniete sich die Sanitäterin neben den ohnmächtigen Damien und begann ihn zu untersuchen.
Daemon setzte sich an einen der Tische und verbarg das Gesicht in den Händen während Atera und Yogi stumm auf ihre Füße starrten. Rea hingegen ging unruhig auf und ab und sah aus dem zerbrochenen Fenster. Nach einer Weile blieb sie unvermittelt stehen.
"Schäff? Ist Ettark draußen?"
Der Abteilungsleiter sah auf und nickte. Ohne Aufforderung verschwand Yogi aus der Tür, nur um Sekundenbruchteile später mit dem ehemaligen Assassinen und nun Gefreiten Ettark im Schlepptau wieder einzutreten.
Rea nickte dem Gefreiten zu, der sie offenbar nicht beachtete, sondern den Hauptmann erwartungsvoll ansah. "Hauptmann Daemon," sagte der Feldwebel, "wenn mich nicht alles täuscht haben wir es mit drei Schüssen aus weiter Entfernung mit einer Scharfschützenarmbrust zu tun. Dreimal, schnell hintereinander. Das neueste Modell von B&S heißt, Ettark?"
Bei einem Auftrag für in der Waffenhändlerszene hatte der Infokon die Daten von 50 verschiedenen Armbrüsten auswendig lernen müssen. Doch trotz all des Theoriewissens konnte er immer noch kaum unterscheiden welche Seite der Armbrust in welche Richtung zu zeigen hatte. "Anette 307, Fräulein Feldwebel", erwiderte der Gefreite ohne zu Zögern. Die Atmosphäre im Raum wurde merklich kühler und Ettark zuckte zusammen als hätte ihn etwas gestochen. Einen Moment lang herrschte wieder absolute Stille, niemand schien sich zu bewegen. Dann zuckte es um Reas Mundwinkel:
"Besondere Eigenschaften?"
"Relativ groß, kann bis zu vier Geschosse schnell hintereinander abschießen wenn man sie schnell ausrichten kann. Die maximierte Spannkraft führt zu einer sehr hohen, zerstörerischen Geschwindigkeit, die der M.U.T. gleichkommt. Von der Größe natürlich abgesehen aber..."
"Schon gut." Rea sah weiter aus dem Fenster und deutete auf ein Dach mit einer Gaube in der Nähe, auf der ungewöhnlich viele Tauben saßen. Dann zog sie zwei Ohnesorge-Handschuhe aus ihrer Tasche. "Zieh die an, kletter aufs Dach und such nach Spuren, alles klar?"
Ein spöttisches Lächeln begann, sich auf Ettarks Lippen auszubreiten, doch bevor es sich dort voll und ganz hatte einnisten können floh es schon wieder, denn Daemon verpasste ihm einen verbalen Tritt in den Hintern. "Tu, was der Feldwebel sagt", murrte er und blickte den Gefreiten streng an.
Dessen Augen gewöhnten sich langsam an das Zwielicht in der Gaststätte. Sein Mund formte ein perfektes "O" als er den bedeckten Leichnam entdeckte. Geschockt salutierte er und lief davon.
"Ein Heckenschütze?", fragte Atera als Ettark verschwunden war. "Der zwei Wächter hier retten wollte?"
"Und der wusste, dass drei Yakuzza ihn hier besuchen würden und er drei Bolzen brauchte", sagte Rea.
"Vier" korrigierte Yogi. "Das Fensterglas..." Er deutete auf die Scherben davor. "Er musste es erst zerstören."
"Was ihnen Zeit gab auf Anette zu schießen." Rea betrachtete die drei bisher unbeachteten Armbrüste, allesamt entladen.
"Daf ift eine logife Erklärung für die Glaffplitter", sagte Rogi. "Daf erfte Gefoff muff das Glaf Pflaumenfaft hier ferflpittert und gleichzeitig einen Ftreiffuffwunde verurfacht haben." Die Igorina hob den Stil eines einstmals filgranen Glases hoch. "Waf hat er da in der Hand?"
Alle Blicke fanden sich auf der Igorina wieder und Hauptmann Daemon war mit zwei Schritten direkt neben ihr. Er kniete sich mit einem Bein neben den ohnmächtigen Bleicht und öffnete seine Hand, die sich verkrampft um etwas geschlossen hatte. "Ein Glückskeks, ziemlich zermatscht." Er öffnete ihn und runzelte die Stirn, dann las er vor.

"Er, der kämpft und flieht danach
kämpft dann an einem and'ren Tag"


"Oliver Goldschmied", nannte Atera den Verfasser des Textes. "Seltsam, ich dachte, nur achatenische Sprichwörter würden einen Platz im Gebäck erhalten."
Daemon nickte zustimmend. "Es sollte eine Warnung sein, Chi hat unterzeichnet."
"Chi?"
Er hielt den anderen das Stückchen Papier unter die Nase.
"Und jetzt?", fragte Yogi.
"Es war eine Falle", murmelte jemand leise. Es dauerte eine Weile bis die Wächter merkten, dass Damien gesprochen hatte. Die Augenlider des Szenekenners flatterten unruhig. Seine Stimme klang rau als er sehr langsam weitersprach. "Wir hofften Chi würde hier sein... Würde das Treffen wahrnehmen, dass er deshalb verschwunden sei."
"Damien, du follteft dich fonen. Ich weif nicht wie flimm deine Verletfungen find, du haft einen Flag auf den Kopf bekommen!"
"Ich bin okay, ich hatte schon schlimmere Kater als das hier", er versuchte zu lachen und zuckte dabei vor Schmerz zusammen. "Es ginge mir fast gut wenn nur endlich das Haus aufhören würde zu wackeln... ich wollte Anette in Sicherheit bringen als die Yakuzza hier rein kamen. Dann wurde alles schwarz... Was ist mit ihr?"
"Wir follten ihn inf Wachhauf bringen. Und fwar fo fnell wie möglich." Die Igorina sah Daemon an. "Kannft du nach einem Wagen fi... rufen laffen?"
Der Hauptmann nickte und drehte sich zur Tür durch die im selben Moment Ettark gelaufen kam.
"Kürbiskerne!", begrüßte er die Anwesenden
"Bitte was?", fragte der Hauptmann.
Ettark, ein wenig zerzaust von der Menge durch die er sich hatte quetschen müssen, streckte Daemon eine Hand voller Kürbiskerne entgegen.
"Hab ich da oben gefunden. Von wo der Schütze geschossen haben muss. Ich hab's nachempfunden. Freies Schussfeld, wenn man erstmal das Glas weg hatte." Etwas kreischte und bewegte sich unter seinem Hemd. Eilig legte Ettark die Kürbiskerne auf einen der Tische und öffnete dann einen Knopf seines Hemdes und griff hinein. "Achja, und die hier hab ich gefunden, auf der Gaube." Er holte eine Taube unter seinem Hemd hervor, die sich nicht sonderlich gut behandelt vorkam und dies mit viel Flügelflattern und Kreischen kund tat. Eine Nachricht war an ihrem Fuß befestigt.
Rogi sah kurz auf. Die ehemalige Kommunikationsexpertin von FROG identifizierte das auffällig weiß braun gemaserte Tier. "Die gute alte Hedwig. [1] Wir haben fie damalf auf Kürbifkerne abgerichtet um Nachrichten auch vom Wachhauf auf fu fenden an jemanden, der viele Kürbifkerne dabei hat."
Rea nahm Ettark die Taube aus der Hand und streichelte sie. Hedwig beruhigte sich und äugte zu den Kernen auf dem Tisch hinüber, doch erst nahm Rea ihr den kleinen Zettel ab bevor sie sich daran gütlich tun durfte.
"Kommt zurück ins Wachhaus", las sie vor. "Als Absender steht hier ein gewisser Hokkaido."
"Der Schütze?", fragt Atera sofort.
"Oder ein Yakuzza der uns in die Falle locken will", meinte Daemon.
"Oder ein blöder Scherz", sagte Rea. Sie nahm einen der Kerne auf dem Tisch hoch, die die Taube noch nicht gefressen hatte. " Dieser Kürbiskern stammt von einem Hokkaidokürbis. Schmackhafte Sorte, aus dem Achatenen Reich."
"Drehen wir uns im Kreis?", fragte Atera resigniert und setzte sich mit müdem Gesichtsausdruck auf einen Stuhl. "Wir haben keine Informationen, einen toten, einen verletzten und einen verschwundenen Wächter, lesen Glückskekse und bekommen Nachrichten von Kürbissen?"
"Hauptmann?" piepste es von unten. "Sir?" Es war Amalarie. Sie sah verstört aus.
"Hast du Nachrichten, Amalarie?", fragte Daemon mit einem Seufzer.
"Ja. Die Nachricht, die wir über Klacker erhielten... Jemand hat sich große Mühe gemacht ihre Spur zu vertuschen."
"Und?", fragte Atera energisch.
"Sie wurde einmal durch halb Ankh-Morpork geleitet und stammt... Sir, Sie werden das nicht glauben, sie stammt von unserem Klackerturm. Kannich meint sie wäre ca eine halbe Stunde vor seinem Dienstantritt abgeschickt worden."
"Eine halbe Stunde?", fragte Atera ungläubig. "Dann wusste er vorher was hier passieren würde."
"Hokkaido", murmelte Rea. "Er ist im Wachhaus gewesen, dann hierher und dann... was weiß ich."
"Es scheint als würde uns jemand zu irgendetwas benutzen. Jemand spielt mit uns." Es war Daemon der dies sagte. Er war aufgestanden und lief unwirsch im kleinen Raum herum. "Wir müssen zurück ins Wachhaus. Rogi, wie weit ist Damien transportfähig?"
"Wir brauchen einen Wagen, hab ich doch fon gefagt" schnaubte die Igorina.
"Wir schicken einen sobald wir im Wachhaus sind", sagte Daemon, froh wieder Herr der Situation zu sein. Zumindest ein bisschen. "Werden wir halt ein paar von den Nachtschicht-Verkehrsexperten aus dem Bett werfen."
Rea betrachtete die beiden Zettel die sie in der Hand hielt, den vom Glückskeks und den, den Hedwig gebracht hatte. "Amalarie, welche Büros sind momentan bei SEALS besetzt?", fragte sie die Informantenkontakterin in Ausbildung, ohne den Blick von Daemon zu nehmen.
"Keines!", piepste die Gnomin. "Entweder sie sind hier oder sie haben keinen Dienst. Nur im DOG-Büro war jemand."
"Er wollte uns draußen haben. Damien war ein Ablenkungsmanöver!" rief Atera und schlug sich selbst gegen den Kopf, wobei die Fäden die ihre Hand am Körper hielten nachgaben und diese auf den Boden fiel. "Mist", murmelte sie als sie die Hand mit ihrem Piratenhaken aufspießte.

Das Erdgeschoss des Wachhauses lag verlassen da, als Atera, Daemon, Rea, Yogi und Amalarie eintraten. Doch fünf Leichen lagen auf dem Flur, sorgsam nebeneinander gereiht, allesamt achetenischer Natur. Drei davon wiesen Schnittwunden am Hals auf, wie sie von einem gut gezielten Wurfstern hätten stammen können. Einer umklammerte ein Päckchen, dass sie schnell als meherere Pfund Pulver Nummer Eins herausstellte. Zwei waren mit einem Messer übel zugerichtet worden und schienen verblutet zu sein.
"Diesel Gestank", erklang Chis Stimme aus dem dunklen Korridor. "Es wal nicht meine Absicht, so ein Dulcheinander anzulichten." Auf seinen Stock gestützt und mit seiner Puppe Emily auf der Schulter kam er auf die Wächter zu. "Es wal leidel notwendig."
"Du hättest uns davon berichten sollen. Wir beschützen unsere Leute, weißt du?", erwiderte Rea schnippisch wenn auch erleichtert, den alten Vampir weiterhin untot zu sehen. Dann zog der Geist Anettes an ihrem Rockzipfel und Rea sah Chi wieder zornig an. "Anette ist tot, weißt du das? Sie war auf der Suche nach dir und wurde umgebracht!"
"Das tut mil leid. Aber es wal notwendig." Er lächelte sanftmütig die zornig-hilflosen Gesichter der Wächter an. " Del Zettel den die beiden gefunden haben stammte von den Yakuzza, sie wollten mich auf die falsche Fählte fühlen. Ich wollte nicht das jemand velletzt wild."
"Wer ist Hokkaido?", fragte Daemon.
Doch der Alte schüttelte den Kopf. "Es ist volbei."

"Wer ist Hokkaido?", fragte Humph MeckDwarf nicht wenig später.
"Ein Freund."
Der achatenische Vampir schien nicht viel mehr dazu sagen zu wollen. MeckDwarf sah ihn eine Weile lang in die weisen Augen in denen immer ein bisschen Spott zu funkeln schien. Er gab sich schließlich mit der Antwort zufrieden.
"Hast du herausgefunden worum ich dich gebeten habe?", fragte der kleine Hauptmann schließlich.
Der Vampir zog einen Briefumschlag aus der Tasche. "Es steht alles hier drin, Sir." Er wandte sich zum gehen.
"Eine Frage noch, Chi, wenn ich sie stellen darf..."
"Ja, Sir?"
"Was treibt dich an? Wieso hilfst du mir?" Es war eine ehrliche Frage über die Humph schon länger nachgedacht hatte.
"Todessehnsucht" Er warf dem Hauptmann einen Glückkeks zu und verließ dann auf seinen Stock gestützt das Büro.
MeckDwarf knackte den Glückskeks und entfaltete das Papier.

"Er, der kämpft und flieht danach
kämpft dann an einem and'ren Tag.
Doch er der kämpft und wird erschlagen,
hat keinen Kampf mehr auszutragen."[2]




[1] Ja, hiermit setze ich Harry Potters Eule ein Wachedenkmal. Sie hat es verdient.

[2] Frei übersetzt nach Oliver Goldsmith (1728-1774)
The Art of Poetry on a New Plan (1761). Vol. ii. p. 147.
"For he who fights and runs away
May live to fight another day;
But he who is in battle slain
Can never rise and fight again."




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Feedback:

Von Harry

01.11.2007 10:16

</b><br><br>Respekt, der Chi-Petto-Stil ist Dir gut gelungen.<br><br><b>

Von Ophelia Ziegenberger

01.11.2007 10:16

</b><br><br>Die Geschichte war spannend vom ersten Augenblick an und konnte diese Spannung bis zu ihrem Ende hin aufrechterhalten. Beinahe alle Mitglieder der Abteilung fanden ihre Erwähnung oder sogar einen Auftritt, wobei die zwischenmenschlichen Beziehungen teilweise schon durch unterschwellige Reaktionen so wirksam angedeutet wurden, dass die gesamte Abteilung durch die Single lebendiger geworden ist. Besonders schön fand ich an dieser Geschichte, dass Du einen Erzählstrang aufgegriffen und farbenprächtig (wenn auch in vielerlei düsteren Nuancen *g*) ausgebreitet hast, den Du einer vorangegangenen Kollegen-Single entnommen hattest. Das war nicht nur deswegen toll, weil es echte Zusammenarbeit bedeutet und die eigentliche Wache-Geschichte vertieft, sondern auch, weil es meiner Neugier ungemein entgegen kam. Genau so etwas hatte ich mir nach Chis Single damals gewünscht! Aus meiner persönlichen Sicht hat die Single die Pokalanforderungen sehr gut erfüllt.<br><br><b>

Von Ruppert von Himmelfleck

01.11.2007 10:16

</b><br><br>Ich hatte schon ein paar Probleme mit der Geschichte. Es ist nur leider ein paar Tage her, dass ich sie gelesen habe, so dass ich mich nur noch an das Gefühl erinnere, dass die Geschichte unvollständig war. <br>Zwei Sachen habe ich mir aber notiert. Zum einen halte ich es für unmöglich, dass Rogi eine verletzte Arterie nicht findet. Als Todesursache für Anette fand ich das sehr unglaubwürdig. Ausserdem war mir das Ende zu vage. Chi ist wieder da und hat vermutlich fünf Verbrecher umgebracht. Ich war am Ende einfach nur ratlos.<br>Tut mir leid, das war jetzt vermutlich nicht sehr hilfreich. Wahrschienlich liegt's an Laura ... ;)

Von Damien G. Bleicht

03.11.2007 13:15

Da will ich hier auch noch mal mein Feedback zu geben:

Insgesamt hat mir die Darstellung der Abteilung und der Charaktere gut gefallen. Fast jeder hatte in der Geschichte seinen Platz und die Beziehungen der Charaktere zueinander wurden geschickt in kurzen Sätzen oder Dialogzeilen erläutert. Dadurch wirkte das ganze lebendig und die beklemmende Situation wurde noch spürbarer.

Dass die Geschichte eine Idee aus einer anderen Single weiterspinnt misfiel mir persönlich ganz und gar nicht, ich sehe es als sehr positiv dass die Wachemitglieder sich untereinander mit ihren Singles zu weiteren Geschichten inspirieren können. Auch dass ich nicht wohl alle Hintergründe hatte, fiel nicht weiter ins Gewicht, weil so ein gewisses Mysterium erzeugt wurde. Auch die S.E.A.L.S.-Wächter sind ja mehr oder weniger im Ungewissen was eigentlich los ist, wieso sollte beim Leser eine Ausnahme gemacht werden?

Fazit: Ein sehr schöner Einblick in das Leben bei S.E.A.L.S., der die Pokalanforderungen meiner Meinung nach gut erfüllt hat. :)

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