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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht: "Das Gildensystem von Ankh-Morpork" .... Hoffentlich kommt der Dozent von D.O.G. und nicht etwa von der Assassinengilde!
Dafür vergebene Note: 9
Irgendwo am Ende eines Regenbogens steht ein Topf in dem mal Gold war.
In alten Geschichten heißt es, dass es Kobolde gibt, die ihren Topf verbissen bewachen. Doch was macht eine eben jener armen Kreaturen, wenn sie sich jetzt
wütend in die eigene Lippe verbeißt, weil sie sich unter dem Topf befindet?
Nun, besser gesagt: Was hat jemand anders gemacht, dass es dazu kam?
Eben dies war Aufgabe jener Wache, zu der sich der Rekrut Glum Steinstiefel nun mehr oder weniger zählen durfte.
Wasser platschte, als es von einer energischen Sohle aus seiner Pfütze vertrieben wurde. Die Sohle wanderte drei Querstraßen weiter und bog dann links ab, um vor einem Kinn halt zu machen, das soeben samt Besitzer aus einem Fenster geflogen kam. Schnell rappelte es sich auf, stapfte zur Tür zurück, um nach kürzester Zeit wieder zu erscheinen.
Wenn man Wächter war, nahm man die Unauffälligkeit sehr ernst, und daher kamen die meisten Tavernen für Wächter eben nicht in Frage, doch Glum beschloss hier eine Ausnahme zu machen. Als GRUND-Mitglied fühlte er sich in gewisser Weise dazu verpflichtet seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
"Entschuldige bitte,", machte Glum den Kinnbesitzer auf sich aufmerksam.
"Kann ich dir eventuell behilflich sein?"
"Haben Mäufe Pflügel?"
"Soweit ich weiß nicht, aber ich habe schon mal davon gehört, wie..."
"'a!"
"Also dann..."
Glum stieg über den armen Kerl hinweg, beziehungsweise er suchte sofort wieder hinter ihm Deckung, als etwas ihn um Haaresbreite verfehlte.
Vorsichtig näherte er sich der offenen Tür und spähte hindurch.
Fango Faltblatt, der Wirt des Heißkalten Tropfens, stand auf einem Stapel Holz, der sicherlich vorhin noch die halbe Einrichtung dargestellt hatte, und redete zusammen mit einem Gast auf einen Troll ein, der schnaubend in einer Ecke stand. Auffällig war jedoch die Keule, die Fango dabei schützend vor sich hielt.
"...du besser gehen würdest, in Ordnung?"
"Alles ist gut. Hier sind keine Mäuse in der Näh- oh, verdammt!"
Wirt und Gast hechteten hinter die Theke, als der Troll durch die Tür rannte, etwas vom Stapel mit sich riss und in einer Seitenstraße verschwand.
"Fein gemacht Kerbe, wirklich fein gemacht. Jetzt wird er womöglich jemanden erschrecken."
Kerbe blinzelte und fühlte sich verletzt.
"Was heißt hier bitte schön fein gemacht? Er ist weg oder?"
"'tschuldigung...?" ,erklang es gedämpft.
"Ja?"
"Ähm, hier unten."
Glum hatte sich noch im letzten Augenblick hinter einen Tisch geworfen und sich so in vermeintliche Sicherheit gebracht. Der Tisch, der anschließend auf ihm gelandet war sprach vom Gegenteil.
"Oh, entschuldige.", sagte Fango und hievte mit Kerbe zusammen den Tisch weg. Leicht irritiert sammelte der Rekrut sich.
"Was meinst du mit womöglich jemanden erschrecken? Er hat die halbe Kneipe eingerissen."
"Ach, das war doch nur Quarz.", winkte Fango ab. "Der hat Angst vor Mäusen und fängt dann an zu randalieren. Morgen früh kommt er dann wieder und bezahlt gewohnheitsmäßig den Schaden."
"Und du hast ihm kein Ladenverbot gegeben?" ,war der Rekrut entsetzt.
Fango drückte Kerbe einen Besen in die Hand, den dieser grummelnd annahm.
"Du kennst das Spiel.", wandte er sich an diesen, und dann zu Glum: "Warum sollte ich. Gibt es bessere Werbung?"
Ich sehe nicht ein, warum ich jetzt fegen sollte...
"Und außerdem kann ich dadurch den Laden zur Kontrollstunde schließen." ,führte der Wirt weiter aus, während er Scherben von der Theke wischte und den drei übrigen Gästen Knieweich einschenkte "Zur offiziellen natürlich."
"Natürlich." ,bestätigte Glum und trank seinen.
...habe ihm ja nicht gesagt, dass er direkt hinsehen soll...
Heute früh noch war Glum aufgestanden mit dem guten Gefühl im Magen, dass er bereits nach wenigen Tagen in der Wache einen tollen Fang landen könnte.
Natürlich war er nicht der einzige. Ginge es um die Phantasien, die sich die neuen Rekruten alle so zurechtgelegt haben, dann könnte man bereits ein Buch auf den Markt bringen mit einem Titel wie: "Stadtwache-Mann(...) der Stadt".
Glum zog unter seinem Brustharnisch seine Pfeife hervor. Sie war ein ganz besonders schönes Stück. Gewissermaßen sein ganzer Stolz. Sie war aus poliertem Nussbaumholz und mit verziertem Silber besetzt. Er wusste von Armbrüsten, die so verarbeitet wurden und für gewöhnlich waren diese die Robustesten, was auch den Preis betraf.
...wenn ein so großer Kerl Angst vor Mäusen hat, dann...
"Nachschank?" ,erkundigte sich Fango.
"Ja doch. Hey, ich hab den ersten gar nicht bestellt." , protestierte Glum, aus seinen Gedanken gerissen.
"Aber getrunken! Das macht dann 50 Cent, bitte."
Fango nahm das Geld entgegen und drehte sich zu einem Fass um, das an der Wand befestigt war und als solches nur noch schwerlich erkennbar war. Zu viele Ketten und Schnüre, darunter ein Schiffstau, hielten die Konstruktion einen halben Meter über den Boden. An der Oberseite war eine Klappe mit einem Schlitz angebracht.
...sollte doch jeder Bürger, der auch nur noch ein wenig an Standhaftigkeit...
"Warum ist das Fass an der Wand und nicht auf dem Boden, Fango?"
"Mattenmathik, heißt so was, aber davon versteht ihr Beamten nichts!", erwiderte dieser.
"Würde ich aber gerne." ,sagte Glum und klopfte demonstrativ mit dem Ende seiner Pfeife gegen das Knieweich-Glas.
"Na schön." Der Wirt deutete auf eine Leiste mit Zahlen, die an die Wand zwischen dem Leerraum der "Kasse" und dem Boden mit Kreide angemalt war. "Das hier sind Markierungen für Tageseinnahmen, von Fünf bis Fünfzig Ankh Morpork-Dollar. Je nachdem, wie viel Gewicht in dem Fass ist,sinkt es um einige Zentimeter und man kann die Tageseinnahmen daran ablesen."
Glum blickte skeptisch. "Wäre es nicht viel genauer und einfacher die Einnahmen einfach zu zählen?"
"Vor allem zeitaufwendiger. Als moderner Mensch muss man halt mit dem Fortschritt gehen. Und mit der Steuer!"
...Ehrgefühl beweisen und vor seiner eigenen Tür kehren!
Er steckte demonstrativ mit weit ausholender Geste die Münzen in die Kasse, doch das erwartungsvolle Klirren von Münzen, die auf Münzen fallen blieb aus.
Stattdessen klirrte es auf dem Boden und 50 Cent kullerten bis zur Theke und blieben dort liegen. Fangos Blick wanderte entgeistert zwischen Geld und Fass hin und her. Dann griff er nach dem Geld.
"Was zum ver...arrgh."
Fango stieß zurück und plumpste auf den Boden, als etwas unter dem Fass hervorsprang, einen Beutel herumschwang, um anschließend in das Wandregal sprang, seinen Weg über die Theke fortsetzte und diesen in Glums Glas beendete. Es war ein Gnom, der sogar für einen solchen recht klein war.
"Ähm ja...im Namen des Gesetzes würde ich sagen:
Du bist hiermit verhaftet." ,stellte der von seinem eigenen Fang perplexe Rekrut fest.
"Wie heißt denn das Gesetz?", ließ sich dieser vernehmen, bevor ein nur mühsam beherrschter Fango einen Pappdeckel unter das Glas schob und den Gnom in seiner Falle hochhob. "Was ist heute bloß alles los? Wirst du wohl das Geld rausrücken!"
"Kerbe schaltete sich wieder aktiv in das Geschehen ein.
"Ähm, Herr Faltblatt? Dein Geld liegt auf dem Tresen, aber eventuell könnte er ja die Strafe durch fegen..."
Fango ließ das Glas los und klammerte sein Geld an sich, wie ein Kind.
Das Glas zerschellte am Boden und sein Insasse verflüchtigte sich in Richtung Tür. Glum warf seinen Helm, Kerbe den Besen und Fango einen bösen Blick, in dem allerdings einige metaphorische Dolche mitschwangen.
Der Besen flog in die Laufbahn des kleinen Diebes, der darüber stolperte und der Helm sorgte für den Rest.
"Heissa. Das muss dir mindestens einen Drink wert sein. Ich hab die Flucht verhindert. ICH." , fuhr Kerbe aus dem Häuschen und tänzelte dabei um den Holzhaufen herum, während Glum sich den Bewusstlosen näher ansah.
"Kerbe?"
"Jawoll, Herr Wächter, Sir?"
"Fegen!"
Als der Gnom um die Ecke tänzelte und dabei ein paar Stücke Gold verlor, musste sie sich eingestehen, dass es so nicht weitergehen konnte.
"Sind alle da?", erkundigte sie sich und sah die Runde.
Ungefähr ein halbes Dutzend kleine Gesichter blickten sich gegenseitig an, bis eines den Mund zu einem Strich zusammenzog, sich die Stirn kratzte und sagte: "ähm...nein, Herrin."
Sie wurde noch mürrischer.
"Es ist wieder Herr Mühle, stimmts?"
Glum klopfte an die Bürotür von Feldwebel Rogi Feinstich.
Als ein gedämpftes "Herein" erklang, strich er sich den Bart glatt, schwang sein Mitbringsel über die Schulter, richtete seinen Helm, den Gürtel, den Brustharnisch, überhörte das zweite "Herein", strich die Stiefel an einem Kasten neben ihm ab und wollte gerade noch mal anklopfen, als die Tür geöffnet wurde und ein...Gesicht erst in die Luft, dann nach links und rechts, und dann nach unten schaute.
"Rekrut Glum Steinstiefel, meldet die Vereitelung eines dreisten Diebstahls, Mä'äm.", meldete er sich mit einem Grinsen, als ihm auffiel, dass er gerade eben gegen eine Regel verstoßen hatte. Er hatte im Dienst getrunken. Hoffentlich fiel das nicht weiter auf.
"Fpricht für fich.", kommentierte die Igorina. "Die Tür ift offen."
Nachdem Glum sich vor dem Schreibtisch postiert und Feldwebel Feinstich sich gesetzt hatte, fragte sie: "Ift er unfichtbar?"
Glum legte den geschulterten Sack auf den Tisch, den die Igorina öffnete und sofort wieder schloss. Dem Rekrut entging nicht die Ausbeulung in die sich in im beinahe gleichen Moment am Sackende bildete. ""Hör mal, du bift in einem Fack in der Wache. Waf meinft du bringt dir daf?"
Die Igorina stülpte den Beutel um, sodass der Insasse auf den Schreibtisch plumpste.
"Ich kann mir denken, waf er gemacht hat, aber fag ef mir trotfdem."
Glums Blick war an die Wand hinter seiner Vorgesetzten geheftet, als er etwas lauter als nötig verkündete: "Der Gefangene hat sich im Heißkalten Tropfen an der Kasse zu schaffen gemacht und dabei zwei Ankh-Morpork-Dollar entwendet, doch ich konnte ihn aufhalten." Seine Brust schwellte an vor Stolz und für einen winzigen Augenblick sonnte Glum sich in seinem eigenen ganz privatem Universum. Richtige Helden marschierten in einstudierter Pose durch die Welt, senkten ihre Häupter unter der Bedeutungsschwere ihrer eigenen Worte und gingen dann mit einem lockeren Spruch in den Kampf über. Dass ein geübter Autor für die Story verantwortlich war, hätte man nicht für möglich gehalten, wäre es nirgendwo erwähnt. Leider war dies keine solche Geschichte, leider war der Zwerg kein Held, leider ließ Rogi folgende Bemerkung fallen:
"Aha."
Der Gnom rieb sich den Kopf und blickte sich um. "Nanu?"
"Hast du eine Lizenz für den Diebstahl?", erkundigte sich Rogi.
So direkt mit der Realität konfrontiert stammelte der Gefangene: "Klaro, äh...du."
"Soll ich das überprüfen gehen?" ,bot Glum sich an, nachdem ihm klar geworden war, dass er auch das versäumt hatte.
"Tu daf und ich hoffe du haft recht. Fonft kann dir daf noch fiemlichen Ärger einbringen." ,bemerkte Feldwebel Feinstich.
Nachdem Glum gegangen war, sah sie den Gefangenen an, zuckte mit den Schultern und lächelte. Der Gnom wurde unruhig. "Was denn?"
"Was denn?"
"Rekrut Glum Steinstiefel von der Stadtwache. Ich möchte bitte mit dem Gildenpräsidenten zwecks Ermittlungen sprechen."
"So?" Der Pförtner der Diebesgilde musterte den Zwerg skeptisch, entschloss sich dann jedoch das Tor zu schließen, kurz darauf wieder zu öffnen und Glum hinein zu bitten.
"Herr Boggis wird dich gleich empfangen." ,sagte er, als sie die Eingangshalle durchquerten. Glum überprüfte sein Aussehen im Vorbeigehen in einem Spiegel. Könnte weitaus ordentlicher sein. Wann hatte er zum letzten mal etwas gegessen? Im Vorzimmer des Gildenpräsidenten waren noch drei weitere Leute anwesend, die sofort aufsprangen, als eine Frau mit energischen Schritten gefolgt von einem Troll eintraten. Sie nickte Glum kurz zu und wandte sich dann an die anderen Anwesenden.
"Herr Moos, Herr Pritsche und Frau Federweich, ja? Guten Tag. Das hier ist Herr Adamant, euer Ausbilder für Taschendiebstahl. Ihr werdet ihm gleich folgen und euch an seine Anweisungen halten. Stellt euch gut an, dann wird die Ausbildung ein Klacks."
"Jawohl, Frau von Wert." , murmelten drei Stimmen im Chor.
"Recht so! Herr Adamant?"
Der Troll wanderte mit seinen Schülern hinaus.
"Entschuldigung?" ,meldete Glum sich, als die Frau, offenbar hieß sie von Wert, an einem Eckschreibtisch platz nahm.
Sie blickte ihn durch einen Bogen Papier hinweg an.
Es war in der Tat ein Bogen. Die Formulare hatten sich auf dem Tisch derart aufgetürmt, dass sie sich gegenseitig stützten und man eine Art Aushöhlung hinein gearbeitet hatte.
"Ja?"
"Ähm, naja ich habe mich lediglich darüber gewundert, dass ein Troll in Taschendiebstahl ausbildet."
"Weshalb denn auch nicht?"
"Schon gut." ,sagte Glum nervös. Irgendetwas beunruhigte ihn an dieser Person. Vielleicht war es der starrende Blick über ihre Brille, der ihm durch den Raum folgte. "Du bist auch noch nicht lange bei der Wache, hm?"
"Seit ungefähr zwei Wochen. Wenn es ihnen nichts ausmacht- was ist ihre Aufgabe hier?"
"Koordination der Ausbildung. Was will die Wache von uns? Sind es die üblichen Lizenerkundigungen?"
"Nunja, ja. Es geht um einen Gnom, der versucht hat den Wirt Fango Faltblatt zu bestehlen. Leider weiß ich den Namen nicht...".
"Kein Problem. Hier ist die Liste." ,sagte Frau von Wert, als sie gezielt einen Ordner aus dem Durcheinander zog.
"Mal sehen..." ,murmelte sie zu der Mappe. "Mal sehen, mal sehen, mal se - ha!
Hier ist etwas. Hm, ja. Vier Gnome haben wir hier. Herrn Gluck, Herrn Fugenpflücker, Herrn Mühle und Frau Kohlflink. Sonst noch was?"
"Ein wenig Hoffnung wäre nett..."
Sie hasste es, dass immer wieder irgendjemand für die einfachsten Aufgaben zu dämlich war. Es klopfte. Sie trat ans Fenster und öffnete es, damit der Gnom hineinkommen konnte. Er verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und fiel wieder vom Fensterbrett. Seit etwa zwei Wochen ging das jetzt schon so. Und was hatte sie beisammen? 20 Dollar. So konnte es nicht weitergehen.
Im Wachhaus in der Kröselstraße ließ der Rekrut Helmi seinen Patroulienbericht vor Schreck fallen, als vor seiner Nase , dass heißt etwas unter Klinkenhöhe, die Tür aufgerissen wurde. "Rekrut Helmi Bernftein angetr-oh. Ja fön, bleib fo!"
Als Helmi um die Ecke in den Raum spähte wurde ihm auch schon ein kleiner Käfig in die Arme gedrückt.
"Der Kerl ift nift fum aufhalten. Bring ihn weg. Und fobald er da ift fag Glum, daf ich ihn fprechen möchte."
Damit fiel die Türe auch wieder zu und ließ einen verdutzten, auch für Zwerge recht kleinen Rekruten, mit einem, auch für Gnome recht kleinen Häftling, zurück. Der Gnom blickte auf. "Ich kenne meine Rechte, jawohl! Und ich will einen Anwalt, jawohl! Und außerdem Verpflegung jawoll-ja!"
Glum eilte durch die Staßen und blieb erst stehen, als er möglichst viel Weg hinter sich und die Kröselstraße gebracht hatte. Irgendetwas störte ihn, außer, dass seine Karriere jetzt schon einen soliden Riss erlitten hatte. Er blickte über die Schulter und stellte fest, dass er soeben über den Ankh gelaufen war. Nun ja er hatte bereits Geschichten gehört, die besagten, wie jemand einmal das Meer geteilt hatte, doch so bescheiden man mit einem Fluss auch sein konnte, in dieser Hinsicht hätte Glum wohl das Meer gewählt. Er streifte sich die Stiefel ab und sah sich um. Langsam beruhigte er sich wieder. Aber als Schnapper ihm ein Würstchen aufschwatzen wollte, da hatte ihn schlichtweg der nackte Wunsch nach überleben gepackt.
"Zu Hülfeeee, Wache! Wache!"
Glum lief in die Richtung, aus der der Schrei kam los. Als er in der nächsten Gasse drei große Schatten vor einem kleinen sah, da wurden die Würstchen auf einmal wieder ganz attraktiv.
"Wenn du weiter so rumschreien wir dir leider müssen wehtun!", sagte der offenbar sprachbegabtere Schatten.
"Ha. Da irrt ihr aber gewaltig. Hinter euch ist nämlich die Wache! Hülfe, Hülfe und wenn mir danach ist dann auch noch Hilfe! Den Ton halte ich den ganzen Tag Kumpel, denn die Wache ist auf meiner Seite, ha-ha!"
Offenbar konnte Angst innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig machen.
"Heh." , rief Glum: "Ich bin alleine. Wie soll ich da...?"
Mist!
Glums Mundwerk war wieder einmal schneller gewesen, als sein Verstand. Würstchen ausgeschlossen.
"Heh." ,rief seinerseits der Talentierte:" Da ja wirklich einer sein."
Sein Kollege schien noch skeptisch. "Du dir sicher sein, dass es wirklich sein einer?"
Das gibt es doch nicht!
"Ähm nein. Ich bin zehn. Das sieht man doch ganz klar, oder?", fühlte Glum sich selbst verpflichtet. Der dritte Troll stutzte und wandte sich an die anderen.
"Moment mal. Ich haben gehört, dass zehn viele sein. Mehr als....". Er grübelte.
"Mehr als zwei. Ja zwei. So viele wir sein!"
"Wir sein mindestens Einer." ,stellte Talentiert fest.
"Aber er sein zehn. Wie wir sicher sein können, dass er sein mehr, als wir?"
Skepsis war gefragt. "Er viel kleiner!"
Glum schlich langsam um die Trolle herum und half dem Bedrängten auf.
"Heh." rief wieder Talentiert, als die beiden sich wieder an den Trollen vorbeischlichen. "Das sein unsere Beute. Und wir sein zwei, also Einer mehr als du."
"Nein, drei mehr." ,korrigierte der Dritte.
"Überlegt doch mal genauer. Wenn ich zehn bin und noch einen dazu nehme, dann sind wir doppelt so viele, also dreißig." Glum musste sich ein Grinsen verkneifen. Skepsis bekam langsam Panik. "Drei...Dreißig? Das sein zehn mal so viele, wie wir ohne die zwei , die mehr sein als wir."
"Aber wenn wir mehr sind, als ihr, dann müssten wir doch drei mehr sein, als der Eine, der ohne euch Vier ist."
Die Trolle starrten Glum an.
"Da ich mehr bin als ihr Sechs, habt ihr keine Chance gegen mich. Also kommt ihr jetzt mit mir und wir gehen schön zur Wache, ja?"
"Wir wohl keine Wahl haben, nicht?" ,stellte Talentiert fest.
"Goldrichtig. Da fällt mir ein- hast du eine Gildelizenz für den Überfall?"
"Ich?" ,fühlte sich der Dritte angesprochen.
"Nein du. Du Fünf."
"Äh...." Glum hörte Zahnräder zum Stillstand kommen, als er folgende Antwort bekam: "Was eine Lizenz sein?"
"Entschuldigung Herr Wächter?" , meldete sich der beinahe Beraubte zu Wort:
"Muss ich mit zur Wache?"
"Ja, aber es wird nicht lange dauern." Glum sah zu dem Trio. "Nein, das wird es wirklich nicht,"
"Und du sein ganz sicher, dass wir nicht sein Acht?" ,fragte Talentiert.
"Ganz sicher!" ,antwortete Glum.
Als er samt Gefolge nach ungefähr zwanzig Minuten im Wachhaus die Tür öffnete, verließ Helmi auch noch das letzte bisschen Nerven. Er ballte die Fäuste, kniff die Augen zusammen und war bereit zu schreien, als Glum hüstelte. Helmi öffnete ein Auge, dann das zweite und musste sich stark zurückhalten, um nicht zu schluchzen. Der Käfiggnom plapperte munter weiter vor sich hin, obwohl inzwischen Akten, eine herausgenommene Schublade und zwei Brustharnische sein heimeliges Gestänge verschwinden ließen.
"Ist schon gut Helmi. Er wird gleich weg sein."
Rekrut Bernstein blickte äußerst skeptisch drein, verzichtete jedoch auf einen Kommentar, als Feldwebel Feinstich in den Raum trat, den Kopf in einer Akte, und erst stehen blieb, als sie geradewegs in Skepsis hineinlief.
"He, das ich sein." ,brummelte er.
"Oh, entfuldigung." ,sagte Rogi, blickte jedoch in Glums Richtung.
"Es aber nichts machen." Skepsis trat zurück.
Jetzt sagt Sie gleich: Glum waf foll daf hier...
"Glum waf foll daf hier bitte fön fein?"
Also doch.
"Melde weitere Vereitelungen von dreisten Straftaten, Feldfe-webel."
"Gleich drei Trolle?" ,staunte Helmi.
Talentiert wurde aufmerksam. "Drei? Ich denken, wir sein äh, fünf."
Rogi blinzelte. "Und ich bin dann wohl fechf, wie?"
"Nein, du bist zehn, Mä'äm" ,war Glum alarmiert.
"Ach fo, ich verftehe. Fön. Haben die fechf hier Litfenfen?
Haben fie überhaupt geftohlen?"
"Versuchter Raubüberfall. Aber im Gegensatz zu dem anderen Häftling haben sie keine Lizenzen,Mä'äm."
"Er ift kein Häftling mehr. Fein. Du bift noch in der Aufbildung, hoffen wir, daff die Gilde Verftändnif hat. Glückwunf fum neuen Fang, Rekrut. Rekrut Helmi, führe bitte die Gefangenen in ihre Fellen."
Helmi wand sich auf seinem Stuhl. "Aber das sind Trolle Mä'äm."
"Nein daf find Verbrecher und alf folche von Wächtern, wie dir einfufperren!"
Während Helmi einen Schlüssel vom Schreibtisch nahm, wurde auch der Dritte wach. "Seht ihr? 'Von Wäftern, wie dir'. Also doch mehr, als zwei."
Dem beinahe Beraubten fiel wieder etwas ein.
"Darf ich jetzt gehen?"
Im Heißkalten Tropfen wischte der Wirt summend über die neuen Tische, als Glum strahlend eintrat. "Machen sich gut hierdrin."
"Die von vorgestern haben mir besser gefallen. Die waren einen Tick heller." ,sagte Fango, während er, ohne sich umzudrehen, zur Theke schlenderte.
"Und die von letzter Woche hatten eine ausgeprägtere Maserung. Knieweich?"
"Nein, eine braune Röhre und einen Kohlsalat, bitte."
"Ein Zwerg, der Vegetarier ist. Werd mich wohl nie daran gewöhnen können. Ich meine allein die Vorstellung..."
"Ja ist ja gut. Stell dir einfach vor, dass du der Wirt meines Vertrauens bist und dass ich mir mein Vertrauen kosten lasse."
"Wie schön. Ist es dir 89 Cent wert?"
"Wo ist denn deine tolle Kasse hin?" ,wunderte sich Glum mit einem Blick hinter die Theke. Fango griff unter diese, holte eine Kelle hervor und füllte Glums Glas. "Du hast einen Versuch."
Während der Rekrut trank, fiel ihm eine Person auf, die in einer Ecke saß und vor sich hin starrte. Irgendetwas...
Er ging hinüber und setzte sich zu ihr an den Tisch, doch sie zeigt keinerlei Reaktion.
"Ähm, Herr, ähm...Herr Moos, nicht war?"
Diesmal blinzelte sie und blickte schließlich auf, als Glum ihr das Glas wegziehen wollte.
"So, schlecht bin ja noch nicht einmal ich."
"Entschuldige. Kenne ich dich nicht von der Diebesgilde? Du bist doch einer der drei Gildenschüler, die heute Morgen im Vorzimmer des Präsidenten von dem Troll, ähm...Adamant abgeholt worden sind, oder?"
"Er hat mich hochkantig aus seinem Unterricht hinausgeworfen. Er meinte, ich wäre nicht geeignet für den Taschendiebstahl. Als ich an der Reihe war, die Strohfigur um ihren Geldbeutel zu erleichtern, da habe ich mich gefragt: Warum eigentlich Kleingeld, wenn in der Tasche eventuell viel mehr zu finden ist.
Also habe ich mir halt eben die geschnappt. Das heißt, ich habe versucht sie mir zu schnappen...". Hier brach er ab. "Sind das 18 Karat?"
"Würdest du mir bitte meinen Ring wiedergeben?" ,empörte sich der Rekrut überrascht. "Danke. Hör mal: Wer in der Lage ist einem Zwerg seinen Goldring zu stehlen, wenn er die Hand zur Faust geballt hat, den wirft man nicht einfach raus. Und lass dir gesagt sein, dass wenn du noch einmal an mein Gold gehst, dann vergesse ich mich ganz gesittet."
"'tschuldigung. Ich weiß, Herr Steinstiefel, aber..."
"Sei so nett und gib mir auch meinen Ausweis, ja?"
"Natürlich. Mit den fünf Dollar? Natürlich, ja... ehrlich gesagt waren wir auch mal mehr pro Gruppe. Aber das liegt jetzt an dem neuen Lehrsystem."
"Neuem Lehrsystem?"
"Ja. Frau von Wert hat den Unterricht umstrukturiert, sodass er kontrollierter und somit härter geworden ist. Sie nennt das discipline élite. "
"Was hat das zu bedeuten?"
Rogi Feinstich blickte freundlich auf, als Ophelia von Wert in ihr Büro geplatzt kam.
"Ganf genau. Waf hat daf denn fu bedeuten?"
Ophelia tippte mit einem spitzen Finger auf den Tisch.
"Dein Musterrekrut hat VIER in Auftrag handelnde Gildenmitglieder verhaftet. Ein Diebstahl und ein Überfall wurden dadurch nicht zu Ende ausgeführt."
Rogis Mine wurde glatt. Das heißt so glatt, wie es bei einer Igorina möglich war.
"Er verficherte mir, daff die drei Trolle keine Litfenfen hätten."
Ophelia stützte die Fingerknöchel auf die Tischkante und beugte sich vor.
"Ich würde dir empfehlen dass zu lassen!" ,stellte Feldwebel Feinstich trocken fest um dann lauter: "Rekrut Helmi Bernftein, angetreten!" zu rufen.
Als Helmi Glum fand, lehrte er gerade zusammen mit jemandem einen von nicht ganz unwesentlichen Ausmaßen, mit Bärdrücker gefüllten Humpen.
"Oooh 'allo, Helmi. Wie gehtsch?" ,nuschelte er dm Mitrekruten zu.
Nicht doch.
"Feldwebel Rogi schickt mich, um dich zu holen. Anscheinend hast du die drei Trolle zu Unrecht verhaftet."
Mit einem Schlag war Glum wieder nüchtern. Nun ja eigentlich mehr der Schlag. "Nicht do-ooh." Sein Kopf fiel auf die Tischplatte.
Herr Moos nahm seinen Helm, entlehrte diverse Humpen in ihn und ließ seinerseits seinen Kopf darin verschwinden.
"Was seid ihr bloß für Versager? Wie könnt ihr am helllichten Tag bloß jemanden überfallen?" ,schnauzte sie.
"Du eben machen viel zu unpräzise Angaben, wo wir..."
"Still!"
"Waf haft du dir bitte fön davon verfprochen, daff du einfach mal vier Bürger feftnimmft? Eindruck? Anfehen? Eine Beförderung?"
Glum stand leicht schief vor dem feldwebelschen Schreibtisch, dabei auch nach vorn und hinten ausbalancierend.
"Fie hatten eine Fondergenehmigung. Dreifacher Durchflag. Mit Ftempel von Herrn Boggis, wie Frau von Wert fagte. Bevor du den auch noch verhafteft, gehft du jetft fur Gilde und ftehft dafür gerade."
"Nach Gildenregeln stehe ich dann bald bald überhaupt nicht mehr, Mä'äm."
Der Pförtner öffnete das Tor, als ihm ein Zwerg entgegen fiel.
Als beide sich wieder aufgerappelt hatten murmelte Glum:"tschuldigung. Ich muss wohl eingeschlafen sein."
"Wen darf ich melden, Herr...Wächter?" ,erkundigte sich der Pförtner leicht sarkastisch.
"Rekrut Glum Steinstiefel bitte. Ich möchte zu Frau von Wert."
"Bitte nach mir."
Glum schlurfte die Gänge entlang und versuchte sein Äußeres ein wenig ansprechender zu gestalten. Er erinnerte sich noch an den Tag, als er in die Wache spaziert war und in den Warteraum gerufen hatte:
ICH WILL HIER REIN!
Natürlich war das erst vor ungefähr zwei Wochen gewesen und natürlich war er nicht im Wachhaus sondern im Haus der Freude gelandet, weil ihm Fango seinen Spezial-Drink verpasst hatte, aber immerhin hatte er auch da in betrunkenem Zustand gelandet. Warum also nicht auch jetzt?
Der Pförtner verschwand im Vorzimmer von Herrn Boggis und trat zusammen mit dem ehemaligen Gefangenen-Gnom wieder heraus, wobei beide bis über beide Ohren grinsten.
"Sag's ihm." ,sagte der Pförtner.
"Sagen wir's ihm nicht." ,sagte der Gnom.
"Soll ich euch mal was sagen? , sagte Glum.
Er tat es nicht, sondern trat ins Büro.
"Ah, ja. Guten Morgen Herr Rekrut. Schlecht geschlafen?" ,süßelte Ophelia.
"Kaum." Er stand halbwegs still vor dem Schreibtisch und starrte an die Wand, die durch die Papierberge zu erkennen war. "Ich bin hier, um dafür gerade zu stehen, dass ich zu Unrecht Gildenmitglieder bei ihrer Arbeitsausübung behindert habe."
Ophelia lehnte sich zurück, als sie sagte: "Gut. Gut. Wie wär's, wenn du das mit dem verlorenen Gewinn wieder gutmachst? Natürlich mit einem kleinen Enschädigungsaufschlag, versteht sich. 70 Ankh-Morpork-Dollar und dieser Vorfall hat nie statt gefunden."
Glum schluckte. "Das ist Wegelagerei!"
"Ich bitte dich. Das hier ist die Gilde. Und wir würden doch niemals etwas Ungesetzliches tun."
"Wie dem auch sei, ich muss mit Herrn Boggis sprechen."
"Musst du nicht. Er ist zurzeit nicht im Haus."
Sie überlegte.
" Glaubst du wirklich, dass dein Wissensstand für diesen Posten ausreicht?"
"Selbstverständlich Mä'äm. Beim letzten mal wurde ich entlassen, weil ich zuviel wusste." ,brüstete sich der Rekrut.
"Ah-ha. Nun bezahlst du jetzt?"
"Ich fürchte, ich habe keine siebzig Dollar, Mä'äm."
Frau von Wert lächelte süffisant.
"Dann tut es mir Leid um den Rest deiner Laufbahn, Rekrut. Noch eine falsche Festnahme und das war's mit der Wache." Sie schaute in die Runde.
"All diese Papiere hier machen mich noch mal wahnsinnig. Siehst du den Stapel da hinten? Der geht auf dein Konto. Du wirst jetzt nach Hause gehen und dich ausschlafen. Morgen früh stehst du hier bereit und wirst mir diese Akten bearbeiten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Feldwebel Feinstich das unterstützen wird."
Glum ging zur Tür.
"Weißt du," ,ergänzte Ophelia und griff nach einem Blatt: "Gute Arbeit ist wie ein Restaurantbesuch. Egal, wie der Koch sie zubereitet, am Ende hofft man immer das beste bekommen zu haben."
Glum starrte auf den Türgriff und murmelte: " Bis man sieht, was der Nachbar bekommen hat."
Die Türe stand offen, als Rekrut Helmi Bernstein das Büro von Feldwebel Feinstich betrat. Es gab Pflanzen in den verschiedensten Formen, ein Aktenstapel wurde teilweise von einer Art Kletterefeu umwuchert. Auf dem Umschlag stand "Drin...d". Ein Tintenfass lag auf dem Boden, aber ansonsten war es recht ordentlich. "Ähm Verziehung? Mä'äm?"
"Hm?"
"Bereust du es, den neuen Rekruten aufgenommen zu haben?"
Rogi stand am Fenster und wirkte im Abendlicht leicht mystisch.
"Etwas passt nicht ins Gefüge..."
Sie saß im Hof auf einer Bank und fühlte sich trotz der Schieflage ganz wohl.
Es wird langsam. Es wird schon. Nicht mehr lange und...vielleicht wäre eine Alternative angebracht, aber dann...
"Hm..."
Am nächsten Morgen eilte sich Glum, rechtzeitig in Frau von Werts Büro zu erscheinen. Wenn es darauf ankam, dann sollte man besser gehorsam sein. Den Pförtner ließ er gar nicht erst zu Wort kommen, sondern schob sich gleich direkt durch die Tür, wobei der Pförtner günstiger hätte stehen können. In ihrem Büro fand Glum sie jedoch nicht, aber das war ihm allerdings auch ganz recht so. Anstatt sich den ihm zugeschriebenen Akten zuzuwenden griff er nach der Mappe, in der die lizenzierten Gildenmitglieder aufgeführt waren. Vorsichtshalber schloss er die Tür und ließ sich hinter dieser zu Boden sinken. Kurz blickte er auf, als er glaubte etwas gehört zu haben, doch dann galt seine Aufmerksamkeit wieder der Akte. Trotz gleichem Recht war die Liste in "Arten" aufgeteilt.
"Trolle, Trolle," ,murmelte Glum.
"Hm, Herr Kiesel, Herr Schiefergrau, Frau Schroffbrock...was denn das war's?"
Er schob die Mappe in seinen Brustharnisch, als ihn ein leises, dumpfes Geräusch wiederholt aufmerken ließ. Er näherte sich der Tür zu Herrn Boggis Büro und wollte gerade sie gerade öffnen, als die hinter ihm aufschwang und einen kalten Schub Luft in den Raum hineinbrachte.
"Ist Frau von Wert nicht hier?"
Glum drehte sich um.
"Du bist Frau Federweich nicht war? Die Gildenschülerin, nicht wahr?"
"Ähm, ja. Und das hier ist Herr Pritsche." ,sagte sie mit einem gewissen Maß an Verwunderung. "Und wer bist du?"
"Rekrut Glum Steinstiefel. Ich würde gerne in das Büro von Herrn Boggis."
"Als Rekrut?" Die beiden Schüler traten nun ganz in den Raum ein.
Herr Pritsche runzelte die Stirn. "Ja das wollten wir auch schon mehrfach, aber es hieß immer wieder, er wäre nicht da."
"Interessant. Und sicherlich hat Frau vo..."
"Was ihr hier herum stehen?" ,polterte etwas im Flur los.
Herr Pritsche und Frau Federweich standen gleichzeitig stramm.
"Ihr sofort gehen an die Arbeit!"
"Jawohl, Herr Adamant."
"Und du?" ,wandte der Ausbilder sich an den Rekruten.
"Ich arbeite gerade. Ich dachte immer die Diebesgilde wäre der Wache gegenüber immer sehr entgegenkommend."
"Das sein sie auch, aber mit dem neuen Trainingsprogramm wir nicht kommen klar. Unsere Schüler sich nicht halten an Anweisungen. Sie meinen das sein nicht schaffbar."
"Wie ich hörte wurde Herr Moos Ausbildung bis auf weiteres unterbrochen..."
"Das sein Angelegenheit der Gilde und nicht für Wache! Was du hier machen?"
Die Türe zu Herrn Boggis Büro öffnete sich und Ophelia von Wert streckte ihren Kopf hinaus, natürlich nicht ohne wütend dreinzuschauen.
"Was soll das hier? Ich versuche zu arbeiten."
Glum reagierte schnell, indem er auf die Akten zeigte und zu einer Antwort ansetzte, jedoch von Ophelia überredet wurde. "Ich bin mir sicher, dass du nicht an den Gehaltslisten arbeiten sollst. Verschwinde und komm später wieder, Rekrut! Zeig ihm die Tür, Herr Adamant." Die Tür wurde wieder zugeschlagen.
"Sie dort sein." ,deutete der Ausbilder hinter sich. "Und wenn du Frau von Wert nicht immer so aufregen würdest bitte. Sie dann immer so schrecklich verstimmt sein..."
Glum traf Helmi unterwegs.
Eine Weile patrouillierten sie schweigend zusammen durch die Straßen, bis Helmi zu einer Frage ansetzte, die jedoch von Glum gleich wieder unterbrochen wurde.
"Was ist faul an der Sache? Oh, den Verdacht habe ich. Aber viel zu ungenau und außerdem aus der Luft gegriffen, aber irgendwo...hm."
Helmi, verzog den Mund.
"Du solltest besser die Finger von der Sache lassen, Glum. Wir sind noch nicht einmal vollwertige Wächter und richten uns gerade auf einen tiefen Fall ein."
"Wir? Heißt das, du willst mir helfen?"
"Es ist vielleicht die idiotischste Idee im ganzen Multiversum, aber jawohl - Ich will dir helfen, die Sache aufzuklären."
Sie gingen noch ein paar Straßen schweigend weiter, bis Glum den Kopf zu Helmi umdrehte und fragte: "Aber du weißt doch gar nicht, was los ist. Ich meine du hast doch bisher bloß mitbekommen, wie vier falsche Festnahmen hingelegt habe."
"Das ist war, aber ich habe die Trolle gesehen. Überrascht es dich denn nicht, dass...Felsen mit dem Intellekt von nun ja, Steinen in der Gilde sind?"
Glum nickte. "Die Gilde würde niemals jemanden in ihre Kreise aufnehmen, der den Unterschied zwischen einem und hundert Dollar nicht erkennt!"
Sie gingen weiter die Straßen entlang, bis sie sich beide wie auf ein stilles Zeichen gegenseitig auf die Schulter klopften und andere Wege einschlugen.
Der Hahn hatte soeben gekräht, als Rogi sich auf den Weg zur Diebesgilde machte. Natürlich heißt das nicht, dass es morgens war. Das Licht der Scheibenwelt war so träge, dass es dem Hahn bloß vorhin erst aufgefallen war.
Eigentlich ging die Sonne gerade wieder unter.
Der Pförtner öffnete, wobei die Worte etwas gedämpft klangen. Ein breiter Verband zierte seine Nase.
"Mna?"
"Feldwebel Rogi Feinftich von der Ftadtwache. Ich will umgehend mit Herrn Boggif fprechen."
"Ischt dasch gier nein neuer Bwach'ntreff?"
"Sofort!" ,zischte Rogi.
Der Pförtner seufzte, bevor er den Feldwebel hineinließ.
Im Vorzimmer des Präsidentenbüros war niemand, woraufhin der Pförtner jedoch erst recht darauf erpicht war Rogi im Auge zu behalten.
"Na lof doch." ,sagte Rogi ungeduldig, "Melde mich an!"
In diesem Moment sprang die Tür zu Boggis Büro auf und jemand kam mit großer Hast hinausgestürzt, warf dabei die Igorina, den Pförtner und einige Aktenberge um, und stolperte durch die Tür.
"Worauf wartest du, Wächter? Hinterher!" ,rief Ophelia von Wert, die bloß eine Sekunde später aus dem Büro gestürzt kam.
Rogi sprintete hinterher, rannte durch mehrere Gänge und hatte sich nach zwei Minuten verirrt. Mit Hilfe eines Diebes fand er jedoch wieder zum Büro zurück.
"Und?" Ophelia sprang vom Stuhl auf.
"Ef tut mir leid, aber der Fliehende konnte...wer war daf überhaupt?"
"Misminda Federweich. Hervorragend. Gut. Toll. Da draußen läuft eine..eine Diebin herum, Feldwebel." Sie ging jetzt erst richtig auf. "Sie hat Gildengeheimnisse entwendet. Bin gespannt, was sie damit macht."
"Keine Forge Frau von Wert, die Wache wird..."
"Nichts machen!" Die Ausbildungskoordinatorin verzog den Mund und die Augen zu einem Strich. "Das ist Gildenangelegenheit. Die Wache wird sich da heraushalten!"
Rogi straffte sich. "Ganf wie fie wollen, Frau von Wert. Bringen fie mich bitte fu Herrn Boggif. Ein Gefpräch mit ihm ift nun unvermeidbar."
"In diesem Fall spreche ich für den Präsidenten." Sie deutete auf die Tür.
"Verschwinden sie Feldwebel."
"Noch eine einfige Auffälligkeit und ich nehme Fie feft, wegen Beleidigung eines Wächterf in Aufführung feiner Pflicht."
"Raus!"
Rogi ging gemäßigten Schrittes bis in den Hof und begann dann zu laufen.
Wenig später klopfte auch Glum wieder an die Pforte der Gilde.
"Esch dut gmir Leid, aber bdie Gilde ischt bisch auf bweiteres bfür die Bwache geschperrt." Damit wurde die Tür auch wieder zugeschlagen.
Rogi lief bis zum Patz der Gebrochenen Monde und sah sich um.
Jeden Moment, jeden Moment...
Helmi wanderte um die Ecke und stolperte beinahe in jemanden herein, der es sehr eilig hatte. "tschuldigung, Mä'äm."
Zwei Ecken weiter prallte er dann auch noch beinahe in seine Vorgesetzte hinein. "Oh, hallo Fel..."
"Keine Feit Rekrut. Wo ift Glum?"
"Hab ihn nicht gesehen, Mä'äm. Waf-äh Was ist denn los?"
"Jemand hat die Gilde beftohlen und fich aus dem Ftaub gemacht."
Helmi wurde mulmig zumute.
"Ähm, Feldwebel? Vorhin, da habe ich ähm...nunja jemand war ziemlich in Eile und na ja..."
Rogi fasste sich an die...Stirn.
"Daf gibt ef doch nift! Wo ift fie hingelaufen?"
Glum machte den fatalen Fehler nicht nach links und rechts zu schauen, bevor er aus der Gasse kam. Das erste, was er spürte war ein Druck auf seinem Helm, das zweite die nasse Straße und das dritte etwas, das fluchend über ihn hinwegstolperte und mit einem saftigen "smack" in einer Pfütze landete.
Als nächstes zog ihn etwas in die Gasse zurück und zerrte ihn in ein Haus.
"Ähm, hallo?" ,fragte ein Mann, der mit einer Frau an einem Tisch beim Essen saß.
"Sag was Rekrut!" ,zischte eine offenbar weibliche Stimme in seinem Ohr.
"Scho-schon gut Herr ähm...ja. Das ist eine Angelegenheit der Wache. Wir sind gleich wieder weg, glaube ich."
Die Frau, die ihn noch immer von hinten am Schwertgut festhielt wandte sich an die Speisenden: "Habt ich vielleicht ein freies Zimmer, brave Bürger?"
Die Frau am Tisch deutete auf eine Tür links von den beiden Eindringlingen, woraufhin diese sich in den Raum zurückzogen.
Energisch riss Glum sich los und schaute seine Ergreiferin an.
"Frau Federweich?"
"Scht! Leise Rekrut Glum. Sollen sie uns finden?"
Glum setzte sich auf einen stark ramponierten Stuhl und blickte skeptisch zu der Diebin. "Und brave Bürger?! Die glauben uns doch nie, dass wir Wächter, nun ja sein sollen."
Mit einem Stöhnen ließ sich auch Misminda Federweich auf einem Sitzmöbel nieder. "Also gut," sagte sie. "Wir haben keine Zeit. Ich sag's ganz direkt. Die Gilde hat Wasserspeier als Verfolger. Fein. Also gut." Sie holte noch einmal tief Luft. "Ich war vorhin in Herrn Boggis Büro. Verbotenerweise allerdings, als der Schreibtisch herum geschwungen ist. Ich habe mich schnell dahinter geworfen, als ein Troll und ein Gnom aus einem Loch im Boden kamen. Der Troll trug ein Tablett mit Geschirr und der Gnom sprang auf den Tisch und nahm einen Umschlag. Dann hüpfte er in das Loch zurück, während der Troll aus dem Raum hinausstapfte. Als der Schreibtisch wieder zurück schwang bin ich aufgestanden
und hab ihn mir genauer angesehen."
Glum hörte aufmerksam zu.
"Ich entdeckte hauptsächlich Dokumente und Akten, die allerdings schon älter zu sein scheinen. Das jüngste ist zwei Wochen alt." Sie schüttelte den Kopf.
"Herr Boggis wäre niemals so nachlässig. Plötzlich schwang der Schreibtisch wieder herum und der Gnom hüpfte mit dem Umschlag wieder auf den Schreibtisch. Ich lag natürlich wieder dahinter." ,erklärte sie als sie Glums glasigen Blick sah. "Frau von Wert stieg als nächstes aus und sagte zu dem Gnom, er solle ihnen erst mal nichts mehr zu essen bringen, doch dann zog sie an einem Kerzenleuchterarm und der Tisch schwang zurück. Sie sah mich, ich sah sie,schnappte mir den Umschlag und hastete durch die Tür, zum Tor hinaus, bis ich über dich gestolpert bin."
"Dann war das also erst vor ein paar Minuten?" ,fragte Glum.
"Natürlich."
Er riss die Augen auf, was Misminda veranlasste zu fragen: "Was?"
"Schnell Frau Federweich, den Umschlag, bitte."
Sie senkte den Kopf. "Ich habe ihn verloren...,aber ich weis, was drin stand."
Glum war enttäuscht und gespannt zugleich. "Was denn?"
Ein Schatten am Fenster, ließ die Diebin herumfahren.
"Oh verdammte Scheiße!"
Herr Moos schlurfte torkelnd durch den beginnenden Regen und fühlte sich gar nicht mal so schlecht. Er war geradezu adrenalingeladen. Geradewegs würde er zu Herrn Adamant gehen, ihm seine Uhr stehlen und ihn dann um Verzeihung bitten. Trugen Trolle Uhren? Eine Mappe auf dem Boden ließ ihn stutzen.
"Wasch ischt denn dasch 'ier?"
Er schüttelte die Feuchtigkeit von ihr ab und schlug sie auf, was in seinem Zustand ungefähr mit einem Kurzsichtigen, der Bogenschießen trainiert, gleich zu setzten war. "'allo Wäschter." ,rief er Rogi und Helmi entgegen, als die beiden um die Ecke kamen. "Helft einem Gebo...-nein, Gebrochenen und lescht ihm wor, wasch da schteht, ja?"
Rogi blickte in an, sah dann zu Helmi.
Ihre Suche nach Glum oder zumindestens einem ihrer Mitwächter war erfolglos geblieben. Helmi seufzte entmutigt und griff nach dem Dokument.
"Zu spät. Den kriegen wir nicht mehr." Misminda war dem heulen nah, als sie und Glum in den Himmel spähten, wo ein Schatten sich langsam entfernte.
Der Rekrut zog die Diebin mit sich.
"Kommen sie schon Frau Federweich, wir müssen los zur Wache und sie in Sicherheit bringen vor der Gilde."
"Aber du verstehst nicht Glum!" Sie blieb hartnäckig stehen.
"Der Umschlag war eine..."
"...Abdankungsurkunde."
Helmi blickte entgeistert in Rogis Gesicht, jedoch nicht zu lange.
Das ungleiche Augenpaar war leicht entnervend.
"Für wen?" ,lallte Herr Moos.
"Für Herrn Boggis." ,heulte Misminda, auf Glums Frage hin.
Der Klotz, der in Glums Gedanken bisher den Ablauf blockiert hatte wurde jetzt von den strömenden Gedanken aus seiner Verklemmung gerissen.
"Schnell. Wir müssen Wächter finden und schnellstens zur Gilde. Wenn der Wasserspeier dort ankommt ist die Sache gelaufen! Frau Federweich, bitte erinnere dich auf dem Weg zurück, wo du diese Mappe verloren hast."
Am Gildentor standen zwei Aufpasser, jeder bereit zum Zuschlagen.
Es waren ein Zwerg und ein Troll.
"O.K." ,sagte Rogi. "Der eine grof und dumm, der andre klein und gemein.
Waf haben wir für Chanchen?"
Herr Moos war im Augenblick zu allem bereit.
Er schlurfte los und blieb vor den beiden Torwächtern stehen, die ihn misstrauisch anstarrten. "Oh, 'allo Jungsch. Wie gehtsch?"
Der Zwerg grinste und fragte: "Könnte ich dich fragen, Herr Moos."
"Oh, du bischt's Abschlag. Gut, aber wer ischt der?" ,fragte Herr Moos und war ehrlich verwundert, als er auf den Troll zeigte.
"Hey, ihr da sprechen über mich?" ,fühlte dieser sich angesprochen.
"Neneee, Gumpel. Abschlag hier hat sich nur gefragt, wie in einen Schtein scho etwasch wie Gripsch kommt."
Abschlag wich zurück. "Er lügt. Das habe ich nie. Zumindest nicht gerade." ,fügte er hinzu.
Glum und Misminda schlitterten gerade in dem Moment in die Straße, wo Rogi mit Helmi das Geschehen, hinter ein paar Fässer geduckt, beobachtete, als die beiden Aufpasser anfingen handgreiflich zu werden.
"Fo waf," murmelte die Igorina und dann zu Helmi: "Aufgepafft Rekrut. In der Wache gibt ef fo waf nicht! Wir find Wächter und keine Fwerge, Trolle oder andere Völker."
Helmi verdrehte die Augen als Glum Rogi auf die Schulter tippte.
"Wo warft du Rekrut?"
"Entschuldigung Feldwebel, aber dass muss warten."
"Wo, Glum?"
Das Troll-Trio kam den Wächtern im Gang entgegen gelaufen.
"Ihr sofort stehen bleiben!" ,polterte Talentiert.
Die Wächter liefen weiter, geradewegs an den Intelligenzbestien vorbei, wobei Glum und Helmi sich duckten und durch deren Beine sprangen.
Das hatte den Effekt, dass Skepsis nach Glum schnappte, sich durch die eigenen Beine griff, dabei mit viel Schwung nach vorn überkippte und Talentiert mit sich riss. Der Dritte war nicht ganz so einfältig, sondern schlug zunächst hinter sich, um dann Rogi ein Wandgemälde nach zu werfen.
Aus Reflex schnappte der Feldwebel im Laufen danach und bekam es zwischen seinen beiden Daumen zu fassen, blieb jedoch an einem Kerzenständer damit hängen. Glum schlitterte in seine Vorgesetzte hinein und landete dabei so ungünstig, dass sein Mitrekrut über ihn flog.
Skepsis und Talentiert rafften sich auf, drängten ihren Kollegen bei Seite und stürmten den Wächtern entgegen. Helmi griff nach einem Kerzenständer, holte aus und verhakte den seinen, mit dem, der an der Wand hing.
Talentiert trat nach Rogi, die sich wegrollte und blieb in einem Blumenkübel stecken, hinter dem sich Glum versteckte, der durch die Wucht des nächsten Schrittes samt Kübel den Gang hinauf flog. Rogi zog ihr Skalpell und hielt es schützend vor sich, wurde allerdings seitlich vom Dritten an die Wand geschlagen, als sie zur Seite sprang, um einem Tritt zu entkommen.
Helmi stürzte sich der Faust von Skepsis entgegen, die Rogi entgegen fuhr und wurde mit dem Mauerwerk vertraut gemacht.
"Ihr jetzt aufgeben?" ,polterte der Dritte, während die Wächter sich stöhnend versuchten aufzurichten.
Hinter dem Trio kamen Gildenmitglieder die Treppe hinauf gelaufen.
Sie blieben stehen und betrachteten die Szene misstrauisch.
"Wer seid ihr?" ,fragte einer der Mutigeren Skepsis.
"Gildenmitglieder." ,antwortete dieser.
"So, seit wann?"
"Na seit,...äh,seit wir in der Gilde sein." ,stammelte Skepsis und blickte Hilfe suchend zu seinen Artgenossen. Talentiert unterstützte die Aussage. "Wir sein Diebe."
Ein anderer Dieb schaltete sich mit ins Geschehen ein und betrachtete den Gang, dann die "Mitglieder" und schlug einen Notizblock auf.
"Was du da machen?" ,erkundigte sich Talentiert mit einem Hauch Panik in der Stimme.
Der Dieb schrieb sich etwas auf und beantwortete die Frage ohne aufzublicken.
"Ich schreibe die Schäden auf, die ihr drei hier verursacht habt."
"Wir drei?"
"Ja, ich meine tatsächlich euch drei."
"Der Dritte grübelte. "Dann ihr sein, äh..zwei?"
"Nein wir sind acht. Was soll das?" Der Mutigere Dieb runzelte die Stirn und sah sich dabei seine Kollegen an. "Natürlich sind wir nicht acht. Da steht Herr Rübe, dann er...äh ja und ich. Geht jetzt bitte runter in den Hof, bis jemand zu euch kommt."
"Also ihr sein drei?"
"Ja."
"Aber wir auch. Das heißt wir brauchen noch einen mehr."
"Was?"
Herr Moos kam schwankend den Rest der Treppe hoch gestapft.
"Oh, 'allo Herr Rübe. Sieh mal. Esch regnet drauschen."
Die Wächter waren bereits weiter gelaufen, wobei Glum und Helmi sich gegenseitig abstützten. Weiter vorne im Gang schepperte etwas und eine schrille Stimme stöhnte.
"Fnell!" ,flüsterte Rogi und beschleunigte ihre Schritte. Die beiden Rekruten sahen sich an. "Und ein biffchen Tempo."
Die drei schlichen um eine Ecke und beobachteten folgende Szene:
Zwei Menschen wurden von einem Troll festgehalten und eine Frau herrschte gerade zwei Gnome an. Dann deutete ein Gildendieb neben ihr an das Gangende und Ophelia von Wert fluchte laut. "Zeigt euch! Sofort. Oder die beiden hier müssen leiden!"
Die Gnome erschraken. "Wir?"
Ophelia heulte auf und trat nach den beiden, doch sie liefen auseinander und sie erwischte bloß leere Luft.
Glum und Rogi liefen los und warfen sich auf den Dieb, der sein Messer zu spät zückte. Ophelia kreischte und trieb den Troll an, den Gang hinauf. Die Gnome sprangen um Rogi herum und tänzelten ihr zwischen die Beine, sodass sie stürzte. Der Dieb wand sich unter den Zwergen hervor und trat Helmi seitlich an die Schläfe, was den Rekruten stöhnend zur Seite schmiss. Rogi trat nach den Gnomen und griff gleichzeitig nach der Hose des Diebes, der fluchte und wieder stürzte, nachdem er gerade erst wieder auf die Beine gekommen war. Glum schlug ihn an die eigene Schläfe, was den Dieb ausknockte. Dann sah er nach Helmi, doch der lag benommen in der Ecke, während Rogi einen Gnom am Fußgelenk erwischte und ihn ungeschickt nach dem zweiten Gnom warf.
"Hinterher Glum!" ,rief sie.
Der Beinahe-Wächter spurtete los und sah Ophelia mit dem Troll eine Treppe hoch hechten. Er stürzte sie hinauf und wurde bloß knapp von einem Schwinger verfehlt. Ophelia kreischte und schlug eine der beiden Geiseln, sodass sie die Treppe hinunterfegte und benommen am Treppenende liegen blieb. Dann packte sie die offensichtlich geschwächte zweite Geisel am Kragen und schüttelte sie durch, wobei sie sie anschrie. "Wo zum Teufel versteckst du ihn? Wo, Kerl?"
Der Troll versetzte Glum einen Tritt, sodass dieser die Treppe nach unten polterte und Rogi umriss, als der Feldwebel gerade dort erschien.
Ophelia heulte auf und stieß auch die zweite Geisel die Treppe hinunter, die dem Troll die Beine wegrissen und ihn zum Stolpern brachte. Rogi, Glum und die beiden Menschen wurden in den Gang zurück geworfen, als Misminda Federweich am Ende von diesem erschien, mit Herrn Moos im Schlepptau.
Sie lief los, sprang auf den bewusstlosen Troll und rannte die Treppe hinauf.
Glum wand sich unter diesem hervor, doch Rogi war zu unglücklich eingeklemmt und die beiden anderen zu geschwächt.
"Geht ef euch gut, Herr Boggif, Herr Bonny?" ,hörte Glum die Igorina fragen, während er Ophelia nachsetzte. Die Treppe führte in ein Turmzimmer, doch es war niemand darin. Als er es klirren hörte und einige Dachziegel am Fenster vorbei fielen lehnte er sich aus dem Fenster und konnte die Diebin und die Ausbilungskoordinatorin in der Dunkelheit der Nacht auf dem Dach erkennen.
"Es ist zwecklos Frau von Wert. Kommen sie zurück und machen sie die Situation nicht schlimmer, als sie schon ist." ,vernahm er Frau Federweich über sich. Die Antwort war ein Fluch, den Glum bei der übelsten Kneipenschlägerei unter der Hand nicht gesagt hätte. "Es war beinahe perfekt!" ,kreischte Ophelia.
Das Ausbildungsprogramm war ein Projekt mit Zukunft!"
Glum kam eine Idee. "Wo war er Fehler?" ,rief er.
Ophelia tänzelte weiter das Dach entlang, als sie brüllte: "Es gab keinen. Hätte Boggis die Abdankung mit seinem Siegel gestempelt, wäre die Sache niemals aufgeflogen!" Glum kletterte inzwischen auf das Dach und näherte sich mit Misminda vorsichtig. "Aber er hätte das Ausbildungsprogramm niemals anerkannt, nicht wahr? Er konnte seinen Siegelring verstecken, bevor sie ihn in einem Geheimversteck in seinem eigenen Büro festhielten. Boggis hatte sie bereits viel früher durchschaut." ,sagte er sachlich und gelassen.
"Ha." Ophelia bewegte sich immer hysterischer, während sie weiter zurückwich und dabei Schindeln löste, die in den Hof weit unter ihnen fielen.
"Er nicht. Aber Bonny. Oh ja, er hat den Durchblick, er war es, der Boggis gewarnt hat."
Glum blickte fragend zu Misminda, die ihm zuflüsterte: "Bonny arbeitet in der Verwaltung und stellt dort Dienstpläne auf. Er hat bis vor kurzem noch ihre Arbeit erledigt."
"Was redet ihr?" ,schrie Ophelia.
"Herr Moos ist aus dem Unterricht ausgeschlossen worden, obwohl er mitunter der Beste war. Aber er war dir nicht gut genug, oder?" ,stellte Glum fest.
"Das discipline élite sollte die Besten der Besten herausfiltern. Hätte Herr Boggis abgedankt und mir die Präsidentschaft überantwortet, wären sie diejenigen gewesen, die die Ehre gehabt hätten, die Wegbereiter meines Triumphes zu werden." Ophelia wankte jetzt bereits ziemlich nah an der Kante de Daches. Glum ging ein Licht auf. "Und das wäre?"
"Ein perfektes Verbrechen ." ,sagte Ophelia jetzt ganz ruhig.
"Eine einmalige Organisation, die nach ihrem Entstehen die wichtigsten Teile der Stadt lahm gelegt hätte."
"Dafür brauchtest du Geld. Du hast zuerst Gnome geschickt, die jedoch nicht genug beschaffen konnten. Die Trolle, die du daraufhin eingesetzt hast, haben diese Aufgabe ebenfalls nicht meistern können. Und du hast ihnen die Lizenzen verschafft, mit denen sie vor der Wache sicher waren." Ophelia starrte hinunter, während Glum sprach. "Aber in der Liste, der tatsächlich aufgeführten Lizenzen standen nur die Gildenmitglieder. Ich schätze die Liste ist noch eine Arbeit von Herrn, äh...Bonny gewesen? Sie wurde nicht weiter ausgeführt. Aber warum?"
"Es war lächerlich." ,murmelte Ophelia. "Hinter jede Lizenz muss das Siegel des Präsidenten gesetzt werden, ansonsten ist sie ungültig. Der gesamte Plan ist an einem verdammten Ring gescheitert."
Etwas passte noch nicht ganz.
Misminda unternahm noch einen Versuch, Ophelia zu beruhigen.
"Es ist aus Frau von Wert. Komm her. Da hinten geht es nicht weiter."
Jetzt kreischte sie wieder laut: "Es geht immer weiter!"
Damit ließ sie sich vom Dach fallen.
Der Rekrut stürzte sich an den Dachrand, um sie zu halten, aber er verfehlte sie und wurde selbst gerade noch von der Diebin gehalten.
Sie hörten ein reißendes Geräusch und sahen, wie sich die Ausbildungskoordinatorin mit ihrer Kleidung an einem herausragenden Balken verfing. Sie lachte irre und stieß sich an der Wand ab, fiel ungefähr zwei Meter tief nach unten und verschwand mit einem letzten verrückten Aufschrei in der Dunkelheit.
Am nächsten Morgen stand Rogi trotz der letzten Nacht recht früh auf. Sie hatte Herrn Boggis und Herrn Bonny unter Bewachung in ihre Betten bringen lassen und die restlichen Verbrecher einsammeln lassen. Die Trolle hatten keinen Widerstand geleistet. Der Torwächter war schlafend gefunden worden, wobei den Zwerg keine Schuld an der Tat traf. Der Troll war gegen ein Schild gelaufen und gestürzt. Der Troll an der Treppe war noch nicht richtig zu Bewusstsein gekommen und das Trio war betrunken in einem Zimmer gefunden worden und hatte sich bereitwillig abführen lassen. Die Blumenvase mit den Gnomen hatte man entfernt und der Dieb, der Helmi ausgeschaltet hatte war von der Gilde weggeschafft worden. Helmi hatte sich im Hof der Gilde auf eine Bank gesetzt, als ihm schwindlig geworden war und glaubte auf dem Wetterhahn etwas gesehen zu haben, das gewisse Ähnlichkeit mit einem menschlichen Körper aufwies, aber Herr Moos war derselben Auffassung gewesen und Glum hatte lieber nicht hoch geschaut, sondern die Sache dem Dämmerzustand der beiden zugeschrieben. Misminda Federweich hatte Herrn Pritsche geholt und ihn gebeten etwas klatschianichen Kaffee zu besorgen. Ophelia von Wert hatten sie nicht mehr gefunden. Rogi war schnellstes zu SEALS gelaufen und hatte die Nachtwache alarmiert, doch die Suche hatte sich erübrigt.
Sie straffte sich und zog die Uniform an.
Es gab Rekruten auszubilden.
Herr Moos saß auf dem umgedrehten Gnom-Gold-Topf und sprach mit seinem Insassen. "Weißt du, hätte sie mich genommen, dann hätte sie ihr Geld schnell gehabt." Er warf einen Ring ein paar mal in die Luft. "18 Karat?"
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