Des einen Mittagessen ist des anderen Leid

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von Wächter Dorion Picus (GRUND)
Online seit 23. 09. 2007
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Für Rekruten (erste Mission):
Auf dem heutigen Ausbildungsplan steht "Das Kreuzverhör". Eine wichtige Taktik, die man beherrschen sollte. Heute darfst du einmal mit einem Kollegen "guter Bulle - böser Bulle" spielen. Fehlt nur noch ein Verdächtiger.

Dafür vergebene Note: 9

Des einen Mittagessen ist des anderen Leid

"...und ich weiß immer noch nicht, warum die uns jetzt hier zusammengerufen haben!", wetterte Kixe.
Einige Rekruten saßen im Aufenthaltsraum des Wachhauses in der Kröselstraße herum und unterhielten sich. Ein kleiner Gnom hopste auf den Tisch, setzte sich hin und verschränkte die Arme. Sein Name war Dorion Picus, ein Neuling.
"Na lange wird's ja nicht mehr dauern, bis hier irgendjemand kommt," seufzte er. "Denn auf dem Ausbildungsplan stand schließlich nichts von einer Geduldsübung."

***


"Also... Wie war das... Ich habe ein Fuhrwerk gestohlen, um die Aufmerksamkeit von meinem Komplizen weg auf mich zu lenken, während er..."
"Während er Geld aus der Kasse von Herrn Käse klauen kann, du musst dir das merken, sonst wird das nichts mit der Übung!" Daemon erhob sich von seinem Stuhl, während Magane vor ihm auf und ab lief und ihre Rolle durchdachte. "Ich bin schon auf die Rekruten gespannt. Ob sie drauf kommen werden?"
Daemon zwinkerte ihr zu. "Na das werden wir ja gleich sehen..."

***


Während Dorion seinen Satz vollendete, betrat Hauptmann Daemon Llanddcairfyn das kleine Zimmer und sorgte mit einer einzigen Handbewegung für Ruhe.
"Rekruten, auf eurem Plan steht heute ein Verhör, also habe ich mir eine kleine Übung für euch ausgedacht." Bei diesen Worten schmunzelte er. "Ich rufe jeden von euch einzeln ins Verhörzimmer, ihr kommt rein und zeigt mir, was ihr so draufhabt. Los geht's, beginnen wir mit... Dir da! Wie heißt du noch gleich?"
Kixe, Sir!"
"Na dann, Kixe, komm mal gleich mit."
Die beiden verschwanden und hinterließen eine Schar neugieriger und eingeschüchterter Rekruten.

Etwa fünf Minuten später...

Kixe schlurfte zurück in den Aufenthaltsraum und ließ den Kopf hängen.
"Nichts hab ich herausbekommen, rein gar nichts! Wie soll je eine gute Wächterin aus mir werden??" Dorion kletterte auf die Schulter der niedergeschlagenen Rekrutin und tätschelte die höchste Stelle, die er erreichen konnte. In diesem Fall das Ohrläppchen der Rekrutin.
"Mach dir keine Sorgen, es war nur eine Übung!", dann beugte er sich an das für ihn riesig erscheinende Ohr und flüsterte: "Außerdem werden die anderen auch nicht besser sein!" Diese Prognose erwies sich als wahr. Nach und nach kamen die Rekruten, die euphorisch dem Ruf ihres Namens gefolgt waren, mit hängenden Schultern und Köpfen in das kleine Zimmer zurück. Dorion fühlte sich beklommen. Was würde ihn erwarten? Würde er etwas aus der verdächtigen Person herausbekommen? Und warum, bei Io, war er noch nicht aufgerufen worden??
"Äh... der letzte... Verdammt, wie war sein Name gleich? ..." (flüsternde Stimmen im Hintergrund) "... Ah, ja. Dorion Picus!" Der kleine Gnom sprang von Kixes Schulter. Jetzt kam es auf ihn an. Er würde es ihnen allen zeigen. Ha! Keiner legte sich mit einem Gnom wie ihm an, und wenn doch, würde er es bitter bereuen! Derjenige, der sich mit ihm anlegte natürlich, nicht der Gnom selbst. Hilfe, was dachte er hier eigentlich??
Endlich war er angekommen. Unter Einsatz aller seiner Kräfte schob das kleine Wesen die Tür auf und trat ein. Was er vorfand, erstaunte ihn. Auf einem Stuhl saß einer der Wächter, kichernd und breit grinsend. Vor dem Wächter stand Dorions Ausbilder, lächelte seinen Schützling an, schloss die Tür und begann zu erklären.
"Stell dir Folgendes vor: Nehmen wir mal an, wir haben auf dem Hiergibt'salles-Platz jemanden bei einer Straftat beobachtet und festgenommen. Nun sitzt derjenige hier vor dir.", an dieser Stelle deutete der Hauptmann auf den Wächter, "Und du musst ein Geständnis aus ihm herausbekommen. Meinst du, du schaffst das?" Dorion nickte unsicher. Es würde schon klappen... Der kleine Gnom begann, auf und ab zu laufen. "Wo waren Sie gestern um 21 Uhr?" Der Wächter kicherte.
"Ich habe meiner Oma geholfen, Kohlsuppe zu kochen."
"Kann sie das bezeugen?"
"Nein. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade... ähm... Zeitung lesen. Oder so." Der Rekrut schüttelte seufzend den Kopf, kletterte an der Hose des Wächters hoch und stellte sich auf dessen Knie. Während er mit dem Fuß aufstampfte, meckerte Dorion los.
"Ich weiß doch, dass Sie schuldig sind, geben Sie es endlich zu!" Magane sah ihn schockiert an, während Daemon sehr damit zu tun hatte, sich ein Lachen zu verkneifen.
"Ersparen Sie mir und Ihnen eine Menge Ärger und gestehen Sie!"
"Nö." Nun lachte auch die Wächterin. Das war Zuviel für den kleinen Gnom. Beleidigt stapfte er aus dem Zimmer und lief irgendeinen Gang entlang.

***


"Hallo."
"Guten Tag, Sir. Wie wäre es mit Mittagessen?" Der pickelige Auszubildende hinter dem Tresen von Harga's Rippenstube versuchte, Daemon zuzuzwinkern. Danach sah es zumindest aus.
"Klingt gut... das Übliche." Verwundert sah der Junge sich um und blickte seinen Chef an, der ihm nur "Die Nummer 4 mit Käse" zuraunte.
"Äh... ja. In Ordnung." Der Junge nickte, verschwand für einige Minuten hinter dem Herd und kam dann mit einem transportfertig verpackten Essen wieder. "Drei Dollar, Sir."
"Wird ja auch immer teurer hier..." murmelte Daemon, als er das Geld auf den Tresen legte, sein Mittagessen nahm und verschwand.

"Hast du auch an den Käse gedacht, Toni? Du weißt, dass er da wütend wird..."
"Äh... " war alles, was Harga noch von seinem Rekruten hören konnte, ehe er ihn hinter der nächsten Ecke verschwinden sah.

***


Ah, endlich Mittagessen, dachte sich Daemon Llanddcairfyn, während er sein Büro betrat, wo auf seinem Schreibtisch schon eine Tüte mit geliefertem Essen von Hargas Rippenstube stand. Nur eines musste noch getan werden: Der Hauptmann kochte eine Tasse Kaffee und brachte diese zu Magane, als Dank für ihre Hilfe bei der Ausbildung der Rekruten.

So, nun aber endlich essen! Dieser Gedanke schwebte Daemon schon seit einiger Zeit im Kopf herum. Mit knurrendem Magen öffnete er die Tür seines Büros erneut und erschrak zutiefst: Sein Mittagessen war weg! Wenn er [i]den[/i] erwischen würde, der sein Essen gestohlen hatte, [i]der[/i] konnte was erleben...

***


Was dachten die sich eigentlich dabei, einen Rekruten so zu ärgern?! Kopfschüttelnd stapfte Dorion einen ellenlangen Gang entlang, ohne wirklich auf seinen Weg zu achten. Seine Schritte hallten an den Wänden wider. Kleine, kurze Schritte... Doch plötzlich gesellten sich weitere Schritte dazu... Erstaunt drehte der Gnom den Kopf um zu sehen, aus welcher Richtung die Schritte kamen.
"Hee, Moment, dich kenn ich doch! Warum hast du diese Tüte in der Hand? Wohin rennst du so schnell?? ..."

***


"...und ich weiß schon wieder nicht, warum man uns dauernd hier zusammenruft!"
"Du hast dich vorhin auch schon beschwert! Warte doch erstmal ab, was wir hier überhaupt sollen..."
"Wenn hier nur endlich jemand kommen würde...", seufzte Dorion.
In diesem Moment trat Daemon zur Tür herein und stützte die Arme in die Seiten. "Rekruten, heute Mittag ist ein unverzeihliches Verbrechen geschehen..." Der Ausbilder schlug die Augen nieder. "Man hat mir mein Mittagessen gestohlen!"
Ein Raunen ging durch den Raum.
"Derjenige, der mir einen Tipp geben kann, wer es gewesen sein könnte, muss morgen nicht früh aufstehen!"
Keiner meldete sich.
"Na gut, ich bin in meinem Büro, falls euch noch etwas einfallen sollte..."
Eigentlich wollte Dorion Daemon ja mit seinem Mittagessensproblem allein lassen, denn schließlich war er ja noch eingeschnappt, aber... die Aussicht auf langes Schlafen am Morgen war einfach zu schön...

***


Der Hauptmann saß an seinem Schreibtisch und lauschte betrübt dem Knurren seines Magens. So ein fieses Verbrechen! Einfach so jemand anderes Mittagessen zu klauen... Wie gemein.
Es klopfte.
"Herein!"
Die Tür öffnete sich. Zuerst war Niemand zu sehen, dann jedoch kletterte eine kleine Gestalt auf seinen Schreibtisch, salutierte, setzte sich mit ausgestreckten, dreckigen Füßen hin, verschränkte die Arme und sagte: "Ich weiß, wer dein Essen hat."
"Hallo, Dorion. Woher weißt du denn, wer das war?"
"Ich hab ihn gesehen, er ist an mir vorbeigerannt!"
"Ah, und wer ist es?"
"Es ist dieser Typ von Harga's Rippenstube."
"Glaubst du wirklich?"
"Ich weiß es!"
"Na dann, lass ihn uns zur Rede stellen. Du kannst ja noch mal deine Verhörkünste ausprobieren."
"Mach ich, Chef."

***


Puh, das war ja noch mal gut gegangen. Doch wenn auch nur einer erfuhr, dass ihm ein solches Missgeschick passier war, war er seinen Job los. Zum Glück hatte niemand etwas bemerkt... Toni seufzte erleichtert, als er den Käse über das Essen des Hauptmannes streute und alles noch einmal in den Ofen schob, damit der Käse schön zerlaufen konnte.
Im selben Moment vernahm er ein vernehmliches Räuspern und drehte sich langsam um, in der Hoffnung, sich beim Zuordnen der räuspernden Stimme zu täuschen. Doch heute war wirklich nicht sein Glückstag.
"Du wurdest beobachtet, du Schurke!" sagte Daemon Llanddcairfyn und seine Augen funkelten.
"I...Ich? Wo..Wobei denn?"
Seufzend sah der Hauptmann zu Dorion, der auf seiner Hand saß, herunter... "Er leugnet es."
Dorion lächelte. Jetzt war seine Zeit gekommen, jetzt konnte er beweisen, dass er doch fähig war, ein Verhör zu führen... "Ich habe dich aber gesehen! Gib schon zu, dass du es warst, sonst werde ich böse und... und... werde böse!" Dorion setzte den finstersten Blick auf, den er in petto hatte und hoffte, dass er Eindruck schinden würde.
"Du solltest es ihm lieber sagen, er kann wirklich böse werden..." riet Daemon.
"Nun sag schon!"
"Tu's lieber..."
"N...Nagut, ich..."
Dorion grinste seinen Ausbilder an. Es funktionierte tatsächlich!
"Naaa?" hakte der Gnom nach.
"Ja, ich hab... hab... den Käse vergessen!"
Daemon sog scharf die Luft ein. Diese Aushilfen bei Harga wurden wahrscheinlich per Los ausgewählt...
"Das ist schwerer Diebstahl meines Mittagessens, das ist dir bekannt, ja?"
Toni nickte unglücklich. Nun war er seinen Job wohl endgültig los...
Im selben Moment ertönte ein Ruf von hinten... "He, was ist denn hier im Ofen?!"
Tonis Miene hellte sich auf. "Sir, ihr Mittagessen... Ich... Möchten Sie..."
Dorion sah zu seinem Ausbilder hinauf. "Ich glaube, er hat eine Chance verdient... Und... vielleicht habe ich mich auch verguckt und er war es gar nicht..." flüsterte Dorion mit einem Zwinkern.
Dae überlegte. "Nagut, " sagte er zu Toni, "Dafür will ich aber auch das leckerste Essen haben, was ihr zu bieten habt."
"Natürlich, Sir, immer, Sir, ich..."
"Jaja, schon gut..."
Schwungvoll nahm der Grund-Ausbilder sein Essen, drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder zurück zum Wachehaus.

"Dorion?"
"Ja, Sir?"
"Morgen um elf..."
"Danke, Sir..."



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Feedback:

Von Bjorn Bjornson

01.10.2007 18:26

</b><br><br>Zwar etwas kurz, aber trotzdem ein schöner Einfall, finde ich.<br>Etwas abgehackt, vielleicht. Es schienen mir zwei Geschichten zu sein, das Kreuzverhör und der Mittagessensdieb. ich fand, dass Dorion zwar nicht die beste Arbeit geleistet hat(Lösung erfolgt durch Zufall), aber man muss ja nicht alles gut hinkriegen.<br>Humorvoll ist es, und das ist ja das wichtigste.<br>Eins hat mich schon gewundert. Du hast geschrieben, es hätte sich niemand gemeldet. Warum das nicht? Wollten etwa alle früh aufstehen??? (Na ja, ist vielleicht auch nur ne Nebensache.)<br>Hoffentlich schreibst du noch viel, viel, [i]viel[/i] mehr.<br><br><b>

Von Ruppert von Himmelfleck

01.10.2007 18:26

</b><br><br>Eine wirklich nette kleine Rekrutengeschichte. Hat mir gefallen. Die Idee mehrere Rekruten nacheinander ins Verhörzimmer zu schicken war sehr realistisch. Leider hast Du aber die Übung selber etwas zu sehr durch den Kakao gezogen.<br>Aaaaber (es gibt immer ein Aber ;)) - Drei Dollar für ein Pizza ist definitiv zu teuer, ein gewühnlicher Wächter verdient so um die zehn Dollar - im Monat.<br>Und eigentlich hast Du auch das Thema "Kreuzverhör ..." verfehlt.

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